03-06-2010, 12:21 AM
Weiß. Diese entsetzliche Reflexion. Überall, egal in welchen Winkel der Augenball sich drehte. Der Raum war makellos blütenweiß, ausgekachelt, ja selbst das Fugenmittel war perlweiß wie lackiertes Alabaster oder Perlmuteinlagen. Der rechteckige Türstock versank regelrecht in seiner Umgebung, war kaum wahrnehmbar. Allein dieser unausstehliche Gestank nach Sterilität, nach chemischen Säuberungsmitteln. Und dann waren da noch die grell strahlenden Scheinwerfer in den symmetrischen Ecken des Raums, gleichsam einem Flutlicht, der Schatten des Mannes warf sich in vier unterschiedliche Richtungen gleichzeitig, ein schwächer werdendes Abbild. Man hatte ihn in einen orangefarbenen Overall gezwängt, sein Leib wies unterschiedliche Blutergüsse und blaue Flecken auf, seine Armbeugen waren angeschwollen und verfärbt, einige Nadelstiche waren darin deutlich erkennbar. Man hatte ihm überdies eine schwarze Tüte übergestreift, während seine Hände innerhalb metallischer Spangen an die Lehne des schweren Sessels “gekettet” waren. Sein Atem wirkte regelmäßig, seine Schweißproduktion allerdings erhöht. Eine Gestalt trat hinzu, in einen ebenso penetrant weißen Kittel gehüllt wie die restliche Umgebung, ein irisierender Fleck inmitten eines ohnehin monotonen Universums. Der schwarze Beutel wurde heruntergezogen. Erst nun entpuppte sich ein ihm gegenüberliegender Sessel von ebensolcher Beschaffenheit, in welchen allerdings eine gleichartig gekleidete weibliche Gestalt saß. Ihr seidiges Haar thronte majestätisch als Kontrast wieder die penetrante Korona. Die dritte Person, der Weißkittel, stand im etwa im Zenit zwischen ihnen beiden. Sie schien etwas in Händen zu halten, reagierte aber ansonsten nicht maßgeblich auf einen der beiden.
“Subjekte 247b und 371a sind gegenwärtig zum Bewusstsein gekommen. Sie weisen keinerlei abweichende Vitalfunktionen auf, wirken allerdings bei psychologischer Betrachtung “angespannt”. Die geringe Dosis des Sedativums scheint nachzulassen noch während ich diese Worte aufnehme”, ein mechanisches Knistern, wie von einem Diktiergerät erschallte, während die Person offenbar den Finger von “Rekord” nahm, dann wieder darauf absetzte, “Punkt 22:30, Observation positiv, Beginne mit Befragung der Subjekte unter Gegenüberstellung. Ich wünsche einen angenehmen guten Abend, Herrschaften. Ich hoffe Sie haben während Ihres Transits nicht übermäßige Schmerzen erdulden müssen? Dies wäre überaus kontraproduktiv für meine Arbeiten, wenn Sie verstehen.”
“Subjekte 247b und 371a sind gegenwärtig zum Bewusstsein gekommen. Sie weisen keinerlei abweichende Vitalfunktionen auf, wirken allerdings bei psychologischer Betrachtung “angespannt”. Die geringe Dosis des Sedativums scheint nachzulassen noch während ich diese Worte aufnehme”, ein mechanisches Knistern, wie von einem Diktiergerät erschallte, während die Person offenbar den Finger von “Rekord” nahm, dann wieder darauf absetzte, “Punkt 22:30, Observation positiv, Beginne mit Befragung der Subjekte unter Gegenüberstellung. Ich wünsche einen angenehmen guten Abend, Herrschaften. Ich hoffe Sie haben während Ihres Transits nicht übermäßige Schmerzen erdulden müssen? Dies wäre überaus kontraproduktiv für meine Arbeiten, wenn Sie verstehen.”