11-17-2009, 10:46 PM
Schweißgebadet und hoch aufgerichtet stand Leto im Turm seines Panzers. Seine Augen waren mittlerweile rotgerändert vom Qualm, der in dicken beißenden Schwaden über das Schlachtfeld zog. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. Krampfhaft hielt er sich mit seiner bionischen Hand am Ring der MG-Lafette fest, während die IRA ihren Weg über den Wüstensand suchte. Sie passierten das Wrack eines brennenden Fliegers. Mehr Qualm. Tränen schossen in die Augen des Kommandanten. Dann ein Schatten, zu schnell vorbei, um ihn wirklich zu erkennen, aber auf jeden Fall ein Panzer; am Kettengeräusch klar zu erkennen. Ein zweiter Schemen tauchte aus dem Rauch auf. Die Tränen hinwegblinzelnd erkannte Leto die gefürchteten Umrisse des PzJg-Räubers. "Donnerkeil, Herz Königin, hier IRA AETERNA. Feuerzusammenfassung auf..." fluchend unterbrach Leto seinen Funkspruch als Funken an der Panzerung der IRA entlangtanzten. Einschüsse und Geschosskopfaufschläge, hell und klar, kaum mehr als Zentimeter von seinem linken Arm entfernt. Dann ein stechender Schmerz in seiner linken Schulter, gefolgt von einem Gefühl der Taubheit. Mit zusammengebissenen Zähnen brüllte Leto über den Motoren und Gefechtslärm "Fahrer, hart links, marsch, marsch!" hektisch über sein BV - Gerät, bevor er keuchend und mit vom Rauch heiserer Stimme fortfuhr, seinen Funkspruch abzusetzten. "Donnerkeil, Herz Königin, 50 hinter Eigener PzJg! Feuer wenn bereit!" Er konnte nur hoffen, dass die Kommandanten ihren Job machen würden - sonst wäre das hier sein letztes Gefecht. In einem Cadianischen Regiment hätte er nicht einmal den Funkspruch absetzen müssen - aber mit den Amateuren hier zu arbeiten war etwas anderes. Warmes Blut lief an seinem Arm herunter und tropfte in den Kampfraum der IRA. Eine entschuldigende Geste und ein kurzes Gebet an den Maschinengeist des Panzers murmelnd zog Leto seine Pistole und suchte das Gelände ab. "Richtschütze, 0600 Uhr, 350, SPz in Stellung! KE, Feuer!" Sekundenbruchteile später ruckte die IRA. Während der Fahrt zu schießen mochte nicht sonderlich klug sein, selbst wenn man bedachte, dass die Waffenstabilisierungsanlage einen Teil der Bewegungen ausgleichen konnte. Leto nickte als zufrieden, als Fernheims krächzende Stimme meldete, dass der Panzer stand und brannte. "Guter Schuss, Hauptgefreiter." Leto konnte sich den vor Stolz platzenden Mann am Richtgriff seines Panzers vorstellen. Er hatte sich das Lob verdient - das war kein einfacher Schuss gewesen. Ein Lichtblitz zuckte an der IRA vorbei und rasierte einen Teil der Wannenpanzerung ab. "Richtschütze, 0700 Uhr, 250 PzJg in Querfahrt, KE, Feuer!" schnarrte Leto. Wo blieb das Feuer der anderen beiden Panzer? Die IRA ruckte hart und brach zur Seite aus. Eine Sandfontaine stob neben dem Feindpanzer in die Luft. Dann ein Trefferblitz, dicht gefolgt von einer weiteren Fontaine. Der Jäger war zur Beute geworden - aber er war noch nicht erledigt. Langsam drehte sich der Turm des Räubers in Richtung der Herzkönigin. Ein Wettrennen gegen die Zeit. "Gott-Imperator, Fernheim! Feuern sie! Gleiches Ziel!" "Hauptwaffenanlage verklemmt, Herr Leutnant. Das dauert..." "Es ist mir egal, verdammt. Richten sie das und feuern Sie!" Leto sah das unausweichliche kommen. Der Turm des Räubers beendete seinen Schwenk, doch im Gegensatz zur Herzkönigin musste der Panzer keine neue Panzergranate laden. Ein gleißender Strahl aus Licht flackerte an der Mündung der Laserkanone auf. Ein Donnerschlag. Eine Explosion. Der Räuber wurde von einer Granate der Donnerkeil buchstäblich zerfetzt. Zu Spät. Aus den Luken der Herzkönigin quoll schwarzer Rauch, während sie ihre Kanone immer noch, gleich einem letzten Gruß, in Richtung des nun brennenden Räuberwracks erhoben hatte. Luken flogen auf und die Besatzung des Panzers stieg aus, um den Flammen im Innern der Stahlbestie, die auf einmal zu einem ehernen Grab geworden war, zu entkommen, während Leto hilflos zusehen musste. Mindestens eine der Figuren stand in Flammen. Leto wandte sich ab, während er die Meldung der Donnerkeil, die Sanitäter anforderte und die Vernichtung des PzJg meldete, in seinem Kopfhörer hörte. "Kraftfahrer, hart links, langsame Fahrt. Wir schützen die Besatzung der Herzkönigin! Richtschütze, 12 Uhr, 750, 2 SPz in Zufahrt, Zielverteilung von links nach rechts. KE, Feuer!" Ein harter Ruck. Ein Treffer. "Donnerkeil, hier IRA. Wir schützen rechte Flanke der Herzkönigin. Sie übernehmen linke Flanke. Gute Jagd! IRA, Ende!" Grimmig holsterte Leto seine immer noch gezückte Pistole. Sein Auftrag waren die Panzer. Wieder ein Ruck. "Zielkorretur! Halbe Zielbreite höher, halbe Zielbreite rechts!" schnarrte Fernheim heiser und kaum vernehmlich. Die IRA erbebte. "Verlege Haltepunkt, 1 Strich höher, ein Strich links!" "Konzentrieren sie sich, Hauptgefreiter!" Leto schwor sich, nie wieder voreilig seinen Richtschützen zu loben. Wieder ein Ruck. "Wannentreffer! Ziel steht!" meldete Fernheim kleinlaut. Eine Reihe von Kratern stanzte sich in der Wüste auf die IRA zu, tanzte über ihre Frontpanzerung und brach dann abrupt ab, als das Donnern der Kanone der Donnerkeil in eine Explosion überging, die einen weiteren Räuber vernichtete. "Kraftfahrer, neues Sprungziel: 150 vor Herzkönigin in Stellung, so dass unsere rechte Flanke die Rettungsmaßnahmen schützt! Panzer marsch!" Altmark ließ die IRA sofort gehorsam herumschwenken und steuerte sie neben das brennende Wrack der Herzkönigin. Die kurze Pause im Feuerkampf nutzte Leto, um seinen Hauptmann ein Lagebild zu verschaffen. "Auge, hier IRA AETERNA. Drei weitere R4 vernichtet. Beziehe Stellung 150 rechts der Herzkönigin und sichern Rettungsmaßnahmen. Munbestand bei 35%, Betriebsstoff bei 87%. Keine Ausfälle, ein Leichtverwunder. Ende!" beinahe hätte Leto die Wunde an seiner Schulter - die sich als schmerzhafter, aber ungefährlicher Streifschuss herausgestellt hatte, vergessen. Mit finsterer Miene wandte sich der Leutnant wieder dem Gefechtsfeld zu. Es war noch nicht vorbei...