08-25-2008, 11:30 PM
Der Willkommenstrunk war herb und süßlich, angemessen zugeschnitten auf ein Individuum wie Sarg. Das nicht gleich schmetternde Schimpftiraden oder das bissige Messer, welches im Tisch stak, Ayris wegen ihrer Impertinenz entgegenflogen, war schon einmal ein erbauendes Zeichen dafür dass die andere über einen toleranten Geduldsfaden gebot. Keine schlechte Eigenschaft wie die späte und unangekündigte Besucherin befand, zollte es doch davon das bei der disziplinierten Frau noch längst nicht alle Sicherungen durchgebrannt waren, zumindest nicht vollends, wie es bei dem Großteil der Eingebuchteten die Regel war. Die leicht abgehalfterte Sorgenwelle die sich über Sargs Stirn zog und vor einem flüchtigen Kreisel ihrer Augen nicht Halt machte, nötigte Ayris fast einen Schmunzler ab, doch sie hielt sich unter Kontrolle. Offenbar hatte die „Domina“ des Zellentraktes nicht so früh mit ihrem Erscheinen gerechnet nachdem sie eine mehr oder weniger versteckte Einladung ausgesprochen hatte. Aber die verurteilte Terroristin besaß ein anderes Gefühl für Timing, in ihr tickte permanent ein Uhrwerk das sie mehr und mehr aufpeitsche je mehr Zeit sinnlos verstrich und sie immer noch in diesem Dilemma gefangen war. Sie wollte keinen Morgen, keinen weiteren Tag und erst recht keine weitere Nacht in den Käfigen des Arrestes verbringen, indem menschliche Wesen – oder etwas Entsprechendes – zum benutzen und dahinvegetieren eingepfercht wurden.
„Ehrlich gesagt hege ich kaum die Hoffnung dass etwas derart märchenhaftes geschehen wird, ehe mir das Becken bricht, darum kam ich gleich zu dir. Du hast einen flotten Schritt drauf, bist mir glatt davongelaufen sonst hätte ich dich noch eingeholt.“ legte Ayris unverzüglich los und schloss die Tür hinter sich mit einem sachten metallischen Dröhnen des Einrastens.
„Ich will dir wirklich nicht auf die Nerven fallen, bei all den Arschlöchern die sich hier tummeln und einem versuchen das Leben schwer zu machen weiß ich sehr genau wie… unschätzbar wertvoll die Zeit bemessen ist wenn man mal für sich alleine sein kann, aber die bittere Wahrheit ist… das Einsamkeit zwar einige Vorteile mit sich bringt, jedoch noch mehr der Nachteile und auch das habe ich mittlerweile spitz gekriegt.“ Gemäßigten Schrittes trat sie auf Sarg zu, die sich nicht weiter um ihre Anwesenheit kümmerte und ihrem Konzept körperlichen Ertüchtigungsübungen folgte. Bleibende Eindrücke einer lebhaften und schmerzlichen Vergangenheit zeichneten ihren auf und ab gehievten Körper. Ayris Augen wanderten über die wohl einzigartige Tätowierung im Nackenbereich, die die stolze Insigne eines imperialen Regiments bildete und rutschte dann auf die schrecklichen Entstellungen der minderwertig transplantierten Synthaut die das noch intakte Gewebe mit dem künstlichen Ersatz verband. Ihr schauderte kurz, sie hatte unzählige Bomben ihrer Zeit beim Widerstand gebaut, war Schöpferin von Massenvernichtungswaffen gewesen, die einzelne, dutzende, hunderte oder gar tausende in einem Fegefeuer zu Asche verwandelt hatten. Es waren immer ausgesuchte imperiale Ziele oder jene der ausbeuterischen Konzerne gewesen. Wie viele von Sargs Kameraden hatte sie wohl auf dem Gewissen? Wie vielen hatte sie dauerhafte Narben zugefügt? Azazernische Narben.
Sie verbannte den störenden Gedanken in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses und weigerte sich weiter darüber nachzudenken, außerdem wurde ihr bewusst dass sich soeben eine unnatürlich lange Pause entwickelte ohne dass sie zum Kern ihres Hierseins vorgestoßen war.
„Jedenfalls lagst du mit deiner Vermutung schon ganz richtig. Alleine bin ich hier unten wie oben aufgeschmissen, hätte mich nicht der Paradeposer in seine Koje geholt, stünde es höchstwahrscheinlich noch ärger um mich, doch so konnte ich bis jetzt meine Haut retten. Warum ich das erzähle? Vermutlich, weil ich’s satt habe.“ Eine nicht geringe Spur von Missmut und Wut mengte sich in ihren Tonfall der sie zu dem Tisch gehen und nach der Feldflasche schnappen ließ, die die Zellinsassin dort zuvor abgestellt hatte. Als wäre eine Erlaubnis nicht notwendig, schraubte sie den Verschluss auf und gönnte sich ebenfalls einen kräftigen Schluck. Anschließend wischte sie sich mit dem Handrücken über die feuchtglänzenden Lippen.
„Ich will hier nicht versauern, nicht als gebrochenes, misshandeltes Wrack enden. Ich will standhalten. Überstehen. Du hast es bislang geschafft und ich möchte von dir lernen. Ich will keine Schulter an der ich mich ausheulen kann, ich will einen starken Arm der mich verteidigt wenn es hart auf hart kommt, denn ich bringe es nicht, ich bin keine verfluchte Soldatin! Meine Kraft schüchtert hier niemanden ein.“ Ihr war klar dass sie mit diesen Darlegungen ein gewaltiges Risiko einging, aber es war nun mal die verfluchte Unwiderlegbarkeit. Entweder half diese Frau ihr oder eben nicht.
„Und natürlich will ich hier raus… wie du und jeder andere auch. Du fragst dich jetzt bestimmt warum du mir helfen solltest? Einer nervtötenden, verzagten Hure, aber das will ich dir gern beantworten, denn ich übte nicht immer diese „Berufung“ aus, früher war ich Tochter eines äußerst reichen Industriemagnaten.“
Das schmale, silberne Fläschchen noch im feingliedrigen Griff hockte sie sich neben die Sport Betreibenden hin, deren Bewegungstempo kein bisschen langsamer geworden waren seit sie ihre Erklärungen begonnen hatte. Leiser, in einem fast verschwörerischen Ton fuhr sie fort: „Nicht unerhebliche Summen befinden sich noch immer gut verborgen in den ungeahnten Weiten des unübersichtlichen Datenmeeres inoffizieller Netzwerke. Der Encoder für dieses still treibende Vermögen bin ich. Wenn all das vorbei ist oder sich eine Gelegenheit zur Flucht böte, würde ich treue Freunde nicht vergessen…“
„Ehrlich gesagt hege ich kaum die Hoffnung dass etwas derart märchenhaftes geschehen wird, ehe mir das Becken bricht, darum kam ich gleich zu dir. Du hast einen flotten Schritt drauf, bist mir glatt davongelaufen sonst hätte ich dich noch eingeholt.“ legte Ayris unverzüglich los und schloss die Tür hinter sich mit einem sachten metallischen Dröhnen des Einrastens.
„Ich will dir wirklich nicht auf die Nerven fallen, bei all den Arschlöchern die sich hier tummeln und einem versuchen das Leben schwer zu machen weiß ich sehr genau wie… unschätzbar wertvoll die Zeit bemessen ist wenn man mal für sich alleine sein kann, aber die bittere Wahrheit ist… das Einsamkeit zwar einige Vorteile mit sich bringt, jedoch noch mehr der Nachteile und auch das habe ich mittlerweile spitz gekriegt.“ Gemäßigten Schrittes trat sie auf Sarg zu, die sich nicht weiter um ihre Anwesenheit kümmerte und ihrem Konzept körperlichen Ertüchtigungsübungen folgte. Bleibende Eindrücke einer lebhaften und schmerzlichen Vergangenheit zeichneten ihren auf und ab gehievten Körper. Ayris Augen wanderten über die wohl einzigartige Tätowierung im Nackenbereich, die die stolze Insigne eines imperialen Regiments bildete und rutschte dann auf die schrecklichen Entstellungen der minderwertig transplantierten Synthaut die das noch intakte Gewebe mit dem künstlichen Ersatz verband. Ihr schauderte kurz, sie hatte unzählige Bomben ihrer Zeit beim Widerstand gebaut, war Schöpferin von Massenvernichtungswaffen gewesen, die einzelne, dutzende, hunderte oder gar tausende in einem Fegefeuer zu Asche verwandelt hatten. Es waren immer ausgesuchte imperiale Ziele oder jene der ausbeuterischen Konzerne gewesen. Wie viele von Sargs Kameraden hatte sie wohl auf dem Gewissen? Wie vielen hatte sie dauerhafte Narben zugefügt? Azazernische Narben.
Sie verbannte den störenden Gedanken in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses und weigerte sich weiter darüber nachzudenken, außerdem wurde ihr bewusst dass sich soeben eine unnatürlich lange Pause entwickelte ohne dass sie zum Kern ihres Hierseins vorgestoßen war.
„Jedenfalls lagst du mit deiner Vermutung schon ganz richtig. Alleine bin ich hier unten wie oben aufgeschmissen, hätte mich nicht der Paradeposer in seine Koje geholt, stünde es höchstwahrscheinlich noch ärger um mich, doch so konnte ich bis jetzt meine Haut retten. Warum ich das erzähle? Vermutlich, weil ich’s satt habe.“ Eine nicht geringe Spur von Missmut und Wut mengte sich in ihren Tonfall der sie zu dem Tisch gehen und nach der Feldflasche schnappen ließ, die die Zellinsassin dort zuvor abgestellt hatte. Als wäre eine Erlaubnis nicht notwendig, schraubte sie den Verschluss auf und gönnte sich ebenfalls einen kräftigen Schluck. Anschließend wischte sie sich mit dem Handrücken über die feuchtglänzenden Lippen.
„Ich will hier nicht versauern, nicht als gebrochenes, misshandeltes Wrack enden. Ich will standhalten. Überstehen. Du hast es bislang geschafft und ich möchte von dir lernen. Ich will keine Schulter an der ich mich ausheulen kann, ich will einen starken Arm der mich verteidigt wenn es hart auf hart kommt, denn ich bringe es nicht, ich bin keine verfluchte Soldatin! Meine Kraft schüchtert hier niemanden ein.“ Ihr war klar dass sie mit diesen Darlegungen ein gewaltiges Risiko einging, aber es war nun mal die verfluchte Unwiderlegbarkeit. Entweder half diese Frau ihr oder eben nicht.
„Und natürlich will ich hier raus… wie du und jeder andere auch. Du fragst dich jetzt bestimmt warum du mir helfen solltest? Einer nervtötenden, verzagten Hure, aber das will ich dir gern beantworten, denn ich übte nicht immer diese „Berufung“ aus, früher war ich Tochter eines äußerst reichen Industriemagnaten.“
Das schmale, silberne Fläschchen noch im feingliedrigen Griff hockte sie sich neben die Sport Betreibenden hin, deren Bewegungstempo kein bisschen langsamer geworden waren seit sie ihre Erklärungen begonnen hatte. Leiser, in einem fast verschwörerischen Ton fuhr sie fort: „Nicht unerhebliche Summen befinden sich noch immer gut verborgen in den ungeahnten Weiten des unübersichtlichen Datenmeeres inoffizieller Netzwerke. Der Encoder für dieses still treibende Vermögen bin ich. Wenn all das vorbei ist oder sich eine Gelegenheit zur Flucht böte, würde ich treue Freunde nicht vergessen…“