02-04-2016, 11:08 PM
Merkwürdig.
Irgendetwas lief hier nicht richtig, doch Bishop konnte nicht mit dem Finger darauf zeigen.
Hoch oben, über der Schlechtwetterfront, hatte einer der Computer ausgesetzt und musste neu gebootet werden. An sich nichts wirklich Ungewöhnliches. Es hätte nicht passieren dürfen, gerade weil die Hornisse noch eben auf der Kottos grob durchgecheckt worden war, aber solche Dinge kamen eben vor. Vermutlich hatte das Dreckswetter Schuld daran und machte der Technik zu schaffen. Und doch lag ihm seither ein flaues Gefühl quer in der Magengrube, an dem selbst der gute Rahzvod nichts hatte ändern können, den er sich, wie nun auch der auf ihn wartende Voss erfahren hatte, rasch vor dem Ausstieg gönnte.
Es war als würde ihm ständig jemand im Nacken sitzen. Er vermied es tunlichst, sich auf ihrem Weg durch die Straßen wie ein paranoider Wunderling nach jedem zweiten Schritt umzusehen oder die PVSler argwöhnisch zu beäugen. Als Neuer in der Staffel konnte er darauf verzichten, direkt am ersten Tag einen fragwürdigen Ruf angeheftet zu bekommen, daher nickte er auch nur kurz in die Runde, als sein Name unter den anwesenden Piloten genannt wurde und hielt es für das Beste, sich nach dem Treffen mit Major Debris zurückzuziehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. War sicher nur das neue Umfeld und die Müdigkeit, die seinem Urteilsvermögen einen Streich spielten.
In einem Nebensatz erfuhr er von dem Mann, der vor ihm diesen Posten besetzt hatte.
Musste also sein Bein hergeben, dachte Bishop bei sich und wurde dabei wieder seiner eigenen Verletzung gewahr. Ein Kugelhagel hatte damals nicht nur das Cockpit ordentlich zersiebt, sondern auch sein linkes Knie zu Brei zerschlagen. Wäre nicht sein Vater ungefragt für eine teure Operation und eine exquisite Behandlung außerhalb des Militärkrankenhauses aufgekommen, würde er wohl heute am Stock gehen, statt für die Luftwaffe zu fliegen. Kaum Auszudenken. Bishop liebte die Luftwaffe. Das heißt, er liebte vornehmlich das Fliegen, aber auch die Kameradschaft, das Abenteuer, das ehrlich erworbene Ansehen unter der Bevölkerung, das in seinen Augen in einem krassen Gegensatz zu dem seiner leiblichen Familie stand, die lediglich einen Namen und vererbtes Vermögen vorweisen konnte. Dabei schimpfte er oft gegen die Strippenzieher im Hintergrund der Streitkräfte. Er hielt es für falsch, dass nahezu jeder, der militärischen Einfluss ausübte, aus "gutem Hause" kam. Der Krieg, den er und seine Kameraden nun an der Küste Hornings ausfechten mussten, war gewiss weder Zufall noch Reaktion auf eine vorangegangene Provokation, ebenso wenig wie die ersten Truppen zum Schutz der Pilger entsandt worden waren. Sie waren Bauernopfer, die in ein Wespennest stechen sollten, damit die hohen Herren der Hauptstadt nur nicht in ein schlechtes Licht gerückt würden, wenn sie nach Blut und Vergeltung riefen. Auch wenn Bishop nicht oft in ihren Kreisen verkehrt hatte, glaubte er die Spiele des Adels und der Politik zu kennen, die immer auf dem Rücken des kleinen Mannes ausgetragen wurden. Er meinte, die anfänglich vorgetäuschten diplomatischen Bemühungen als Blendwerk zu durchschauen und hielt die weitere Entwicklung und Eskalation für taktisches Kalkül der macht- und geldhunrigen Bewohner aus den obersten Ebenen Gohmors. Expansion um jeden Preis, so jedenfalls lautete seine Theorie. Ob er damit recht behalten sollte, konnte nur die Zeit zeigen. Vielleicht würde er es aber auch nie erfahren und musste sich weiter seinen Teil denken und fluchen, bis er eines Tages im Namen des Imperators sein Leben geben würde. Diese Gedanken gingen ihm auch durch den Kopf während er Major Debris' kleiner Willkommensrede lauschte und als er schließlich gefragt wurde, ob er noch irgendetwas wissen wolle, konnte Bishop nach einer kurzen, fast schon unangenehmen Pause nur den Kopf schütteln und Brummen.
"Danke, Major. Wenn Sie erlauben, werde ich mich nun auf meine Stube zurückziehen."
Debris erwartete von ihrem verschlossenen Gegenüber an diesem Abend keine tiefgründigen Gespräche mehr, obgleich sie gern ein wenig mehr von dem Neuzugang gewusst hätte, um über ihre Truppe im Bilde zu sein. Doch so ließ sie den Leutnant wegtreten und widmete sich wieder ihren Karten.
Bishop durchschritt unterdes ohne ein weiteres Wort den alten Schankraum, stapfte nachdenklich die Stufen zum zweiten Stockwerk hinauf, wo er sich nach der Tür mit dem Schild 'Lt. Neumeister' umsah und dort auf das Eintreffen seines persönlichen Hab und Guts wartete, während er noch darüber sinnierte, was an seiner Lage so verdammt faul war.
Irgendetwas lief hier nicht richtig, doch Bishop konnte nicht mit dem Finger darauf zeigen.
Hoch oben, über der Schlechtwetterfront, hatte einer der Computer ausgesetzt und musste neu gebootet werden. An sich nichts wirklich Ungewöhnliches. Es hätte nicht passieren dürfen, gerade weil die Hornisse noch eben auf der Kottos grob durchgecheckt worden war, aber solche Dinge kamen eben vor. Vermutlich hatte das Dreckswetter Schuld daran und machte der Technik zu schaffen. Und doch lag ihm seither ein flaues Gefühl quer in der Magengrube, an dem selbst der gute Rahzvod nichts hatte ändern können, den er sich, wie nun auch der auf ihn wartende Voss erfahren hatte, rasch vor dem Ausstieg gönnte.
Es war als würde ihm ständig jemand im Nacken sitzen. Er vermied es tunlichst, sich auf ihrem Weg durch die Straßen wie ein paranoider Wunderling nach jedem zweiten Schritt umzusehen oder die PVSler argwöhnisch zu beäugen. Als Neuer in der Staffel konnte er darauf verzichten, direkt am ersten Tag einen fragwürdigen Ruf angeheftet zu bekommen, daher nickte er auch nur kurz in die Runde, als sein Name unter den anwesenden Piloten genannt wurde und hielt es für das Beste, sich nach dem Treffen mit Major Debris zurückzuziehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. War sicher nur das neue Umfeld und die Müdigkeit, die seinem Urteilsvermögen einen Streich spielten.
In einem Nebensatz erfuhr er von dem Mann, der vor ihm diesen Posten besetzt hatte.
Musste also sein Bein hergeben, dachte Bishop bei sich und wurde dabei wieder seiner eigenen Verletzung gewahr. Ein Kugelhagel hatte damals nicht nur das Cockpit ordentlich zersiebt, sondern auch sein linkes Knie zu Brei zerschlagen. Wäre nicht sein Vater ungefragt für eine teure Operation und eine exquisite Behandlung außerhalb des Militärkrankenhauses aufgekommen, würde er wohl heute am Stock gehen, statt für die Luftwaffe zu fliegen. Kaum Auszudenken. Bishop liebte die Luftwaffe. Das heißt, er liebte vornehmlich das Fliegen, aber auch die Kameradschaft, das Abenteuer, das ehrlich erworbene Ansehen unter der Bevölkerung, das in seinen Augen in einem krassen Gegensatz zu dem seiner leiblichen Familie stand, die lediglich einen Namen und vererbtes Vermögen vorweisen konnte. Dabei schimpfte er oft gegen die Strippenzieher im Hintergrund der Streitkräfte. Er hielt es für falsch, dass nahezu jeder, der militärischen Einfluss ausübte, aus "gutem Hause" kam. Der Krieg, den er und seine Kameraden nun an der Küste Hornings ausfechten mussten, war gewiss weder Zufall noch Reaktion auf eine vorangegangene Provokation, ebenso wenig wie die ersten Truppen zum Schutz der Pilger entsandt worden waren. Sie waren Bauernopfer, die in ein Wespennest stechen sollten, damit die hohen Herren der Hauptstadt nur nicht in ein schlechtes Licht gerückt würden, wenn sie nach Blut und Vergeltung riefen. Auch wenn Bishop nicht oft in ihren Kreisen verkehrt hatte, glaubte er die Spiele des Adels und der Politik zu kennen, die immer auf dem Rücken des kleinen Mannes ausgetragen wurden. Er meinte, die anfänglich vorgetäuschten diplomatischen Bemühungen als Blendwerk zu durchschauen und hielt die weitere Entwicklung und Eskalation für taktisches Kalkül der macht- und geldhunrigen Bewohner aus den obersten Ebenen Gohmors. Expansion um jeden Preis, so jedenfalls lautete seine Theorie. Ob er damit recht behalten sollte, konnte nur die Zeit zeigen. Vielleicht würde er es aber auch nie erfahren und musste sich weiter seinen Teil denken und fluchen, bis er eines Tages im Namen des Imperators sein Leben geben würde. Diese Gedanken gingen ihm auch durch den Kopf während er Major Debris' kleiner Willkommensrede lauschte und als er schließlich gefragt wurde, ob er noch irgendetwas wissen wolle, konnte Bishop nach einer kurzen, fast schon unangenehmen Pause nur den Kopf schütteln und Brummen.
"Danke, Major. Wenn Sie erlauben, werde ich mich nun auf meine Stube zurückziehen."
Debris erwartete von ihrem verschlossenen Gegenüber an diesem Abend keine tiefgründigen Gespräche mehr, obgleich sie gern ein wenig mehr von dem Neuzugang gewusst hätte, um über ihre Truppe im Bilde zu sein. Doch so ließ sie den Leutnant wegtreten und widmete sich wieder ihren Karten.
Bishop durchschritt unterdes ohne ein weiteres Wort den alten Schankraum, stapfte nachdenklich die Stufen zum zweiten Stockwerk hinauf, wo er sich nach der Tür mit dem Schild 'Lt. Neumeister' umsah und dort auf das Eintreffen seines persönlichen Hab und Guts wartete, während er noch darüber sinnierte, was an seiner Lage so verdammt faul war.