08-10-2008, 08:42 PM
Ayris war stinksauer. Nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf Lucinda, das sie die Frechheit besessen hatte, sie überhaupt erst in solch eine Lage zu bringen, „Korporal“ Dennigham, weil er so verdammt stur gerade aus blicken konnte ohne dabei für schlüssige Konversation zugänglich zu sein, „Oberstleutnant“ Tybalt Valdred Drauwulf, dafür das er praktisch immerzu beschäftigt war außer ihm war gerade danach seine überschüssige Energie in ihr abzuladen, Jett Fafnik, dem geistig zurückgebliebenem für seinen perversen Habitus das er immer ihre Unterwäsche aus der Reinigung stibitzte, Deke Modun deswegen weil er ihr beständig auf die Nerven fiel und unentwegt billige Avancen machte, obwohl sie ihm mehrfach verdeutlicht hatte das sie mit einer wandelnden Leiche wie er eine war (dauernd wirkte er als würde er im nächsten Augenblick dahinvegetieren, derart bleich und kränklich erschien er jedem, nur um dann doch mit dem Wunder aufzufahren das er einfach nicht starb, wodurch auch immer), nicht einlassen würde, X'jan Weyfel unter anderem aus dem Grund das er ihr zartes Fleisch gerne kosten würde, da das Fleisch von Weichwesen als eine Delikatesse unter seiner Saurierrasse angesehen wurde, Joi Myrishi und Garigan anlässlich dessen das sie es einfach nicht fertig brachten eine vernünftiges Regime in der Küche zu etablieren - denn dann wäre es erst gar nicht zu solch einer Konfliktsituation gekommen - Direktor oder „Lord Protector“ Vemen Retamier dafür das er so ein komfortables Büro samt Suite besaß die jedem Penthouse in der gehobener Hauptmakropole das temperierte Wasser reichen konnte, Egir Septimus und Koron deshalb das die Kolonie und der verdammte Felsklumpen schlichtweg überhaupt existierte…
Sie musste sich zwingen die Auflistung abzubrechen, sie hätte wohl oder übel noch über Stunden - oder wenn sie ihr ganzes bisheriges Leben Revue passieren lassen und hinzufügen würde und es mit einer Prise Phantasie würzte – sicherlich auch noch über Tage hinweg fortsetzen können.
Erbost trat sie vor die von Rost befallene und von einem Schmutzfilm überzogene „Hygieneeinheit“, stemmte die Hände auf die Ränder des seifig klammen Waschbeckens und beschaute sich in dem nicht minder verschmierten Spiegel darüber. Die noch leidlich sich spiegelnde Fläche der zum Teil gesprungenen reflektierenden Glasfläche, offenbarte ihr ein Gesicht das an Zorn und Gereiztheit nicht zu überbieten war. Aber unter dieser oberflächlichen Maske verbarg sich auch ein nicht geringes Quantum an Sorge und Furcht. Bislang hatte sie immer jedweder Streitigkeit aus dem Weg gehen können oder die Jungs und Mädels um Wilfred Hull hatten sie in vagen Schutz genommen. Wilfred war das was Ayris am ehesten als eine Art Freund bezeichnen konnte. Er und seine Bande kamen wie sie selbst von Azazer Decimus und hatten dort ebenfalls im Widerstand gekämpft, zum größten Teil schon bevor sie und ihr Bruder Jarred sich diesem angeschlossen hatten, und waren vor der ultimativen Säuberung gefangen genommen und herverschifft worden. Im Gegenzug dafür das Ayris die Dosierungen der beigemengten Pharmazeutika reduzierte, die von der Cooperation ins Essen gemischt wurde um die Gemüter der Arbeiter ruhig zu halten, half er ihr mit seinen Gefolgsleuten aus wenn es mal brenzlig wurde. Es war ein Kontrakt von gegenseitigem Nutzen, die Gedanken der einstmaligen Separatisten blieben halbwegs clean und sie konnte sich bis zu einem bestimmten Grad in Sicherheit wiegen. Jetzt hingegen, oder besser gesagt seit gestern morgen, fehlte ihr dieser Schutz. Wilfred war viele, viele Ebenen über oder viele, viele Schächte unter ihr, hatte gewisslich nicht einmal Kenne davon das man sie in den Bunker gesteckt hatte und selbst wenn, daran hätte er ohnehin nichts rütteln können.
Das hatte sie sich alles selbst eingebrockt, und der einzige, der genug Macht und Befehlsgewalt inne hatte um sie hier herauszuholen war ein ungeheuer beschäftigter Offizier der imperialen Armee, dem ihre Abwesenheit erst auffallen würde wenn sie nicht zum gewünschten, fixen Termin in seiner Luxuskabine auf ihn wartete. Und der war soweit sie sich entsann erst… oh, shit, morgen Abend. Frustriert strich sie sich eine Strähne aus der Stirn. Noch mindestens sechsunddreißig Stunden in dieser mickrigen, stinkenden, dunklen Zelle bei Wasser und Brot. Na toll, hoffe du genießt das Dennigham! Dabei hat die verdammte Schlampe die kleine OP verdient gehabt… aber naja, wer weiß was die beiden miteinander verbindet…
Jedoch war da noch etwas anderes das sie weitaus mehr beunruhigte. Eilfertig tastete sie die Taschen ihres Overalls ab und fingerte in ihnen herum wo immer sie eine Ausbeulung wahrnahm. Ihre Suche förderte einige Marken für den Besuch des Gesundheitspflegecenters (wenn es diesen Namen überhaupt verdiente), drei Zigarillos (Tybalts Schwäche) und eine Handvoll Schekelmünzen (alle ohne hohen Zahlenwert) zutage. Das Ergebnis war nicht gerade als ein Erfolg anzuführen, vor allem weil unter dem Gefundenen sich nicht das dringend benötigte befand
Mist. Ich hatte sie doch eingesteckt… ich bin mir ganz sicher, irgendwo muss ich sie doch noch haben… ich kann sie doch unmöglich verloren haben… und verlegt habe ich sie nicht… und geklaut? Quatsch, hatte ja mit kaum einem näheren Körperkontakt in den letzten Stunden… bis auf… aber die Jungs vom Korporal haben sich nicht die Mühe gemacht mich zu durchsuchen… wussten ja ohnehin das ich nichts besitzen könnte, was mich hier rausbringt, geschweige denn das ich das wagen würde… wo sollte ich auch hin… verdammt, wo hab ich’s nur gelassen…
Die Gedanken rasten nur so durch ihren Kortex, versuchten sich zu erinnern, die Puzzelstücke der vergangenen Zeitabläufe zu rekonstruieren und aufs Genauste zu analysieren. Ihr gesamtes Denken fokussierte sich plötzlich darauf, es gab nichts Wichtigeres mehr. Alle vorherigen Überlegen wurden in den Hintergrund gedrängt, nur das Aufspüren dieser einen wesentlichen Antwort war noch von Bedeutung. Und dann erinnerte sie sich… ihr fiel eine Last von zehn Tonnen P-Stahl von Herzen und ließ sie die verkrampften Nerven und Muskelstränge entspannen. Leise lächelnd von dem Gefühl der Behaglichkeit das es ihr doch noch eingefallen war, zog sie den Reißverschluss des Überanzugs bis zum Bauchnabel herab und fischte dann umständlich die Blisterpackung aus den Hosentaschen der darunter getragenen Shorts. Aber klar doch, ich Idiotin habe mir heute früh gleich welche rein gepfiffen weil ich nicht schlafen konnte, eingesteckt und mich dann angezogen… sollte hin und wieder auch mal nachdenken…
Sie quetschte zwei unschuldig ausschauende „Täfelchen“ aus der Plastikverpackung in ihre rechte Hand, barg den wertvollen Fund diesmal in einer der Taschen ihres Overalls und drehte dann am Wasserventil der Hygieneeinheit. Die zähe, braunschwarze und mit Dreckklümpchen versehene Flüssigkeit die sich kurz darauf aus der Öffnung würgte ließ ihr Bedürfnis nach etwas Feuchtigkeit dann aber wieder sogleich verebben. Rasch schraubte sie den Hahn wieder zu und schluckte die Tabletten so. Die Wirkstoffe von Fluoxetin und Paroxetin würden ihren Zweck auch so entfalten. Hatten sie bis dato immer. Auch wenn sie keine Heilung versprachen.
Die grün flimmernden Zahlen auf dem Chrono variierten zur Gänze ihre Angabe. Endlich, die Sechsundzwanzigste Stunde war angebrochen. Zeit für eine Party.
Private Miguel Sanguiro grinste über beide Ohren, ein schäbiges Grinsen wie die meisten befanden, aber was andere von ihm hielten war ihm eigentlich ziemlich egal. Insbesondere heute und in dieser, seiner Nacht war es ihm vollkommen schnurze. Die letzten zwei Stunden waren eine reine Tortur gewesen, er hatte sich eminent zurückhalten müssen nicht sofort aufzuspringen um seinem Bedarf zu stillen. Er fühlte sich wie ein Votrek, einem Raubtier seiner Heimatwelt, einem Einzelkämpfer in dessen Jagdterritorium sich ein ahnungsloses Jungtier verlaufen, fernab der behütenden Herde. Wie als wittere er ihre Fährte schnüffelte er in die katalysierte Luft des Korridors während er auf den Zellenblock seines Opfers zuschritt. Die Schritte seiner Stiefel hallten von den Wänden wieder und das Knistern seiner, mittlerweile, dritten Troikatüte umwaberte ihn wie eine knirschende Unannehmlichkeit.
Am Leib trug er weiterhin das Standartrüstzeug der imperialen Armee, nicht mehr im tadellosesten Zustand wie man bei einer Inspektion feststellen konnte, aber letztlich gehörte er auch nicht einer Vorzeigekompanie an, genau genommen zählte er zu denen, die die militärische Obrigkeit mit Asseln gleichsetzte, Destruenten, gut sie im Keller bei den schimmligen Auswurf zu haben, aber lasst sie ja nicht hoch kriechen.
Je näher er der Gefängniszelle kam desto bedächtiger wurde er. Er trat nicht mehr derart fest aus und sein Verlangen nach den bunten Kügelchen schob sich ins Abseits um dem Verlangen nach etwas anderem, ungleich antikerem, stärkerem und animalischerem nachzugeben. Das Herz schlug Miguel gegen die Rippen das er befürchtete es könne sie durchstoßen. Sein Atem ging abgehackt und kam in kurzen Intervallen. Pressant stopfte er die Tüte in seine Hosentasche, dabei fielen ein paar der kostbaren Rundheiten zu Boden und rollten von ihm unbeachtet umher. Eine zertrampelte er sogar, als er vor die Tür trat und das Magnetschloss per Codeschlüssel entriegelte. Es ertönte ein mechanisches Klonk und einem Moment später vermochte er die schwere Eisentür aufzuschieben.
Im Inneren der Zelle war es stockfinster, das einzige Licht rührte jetzt von dem fahlen weißen Streifen einfallenden Beleuchtung seitens des Korridors her. Miguel brauchte einige Sekunden um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, ganz langsam schälten sich die Umrisse der dürftigen Einrichtungsgegenstände vor ihm aus der Finsternis. Theoretisch war er nicht darauf angewiesen abzuwarten, er wusste wo ihr Bett stand. Dennoch hielt ihn noch irgendetwas zurück, es war… ja, die Vorfreude. Er packte sich in den Schritt, befühlte selbst durch verstärkte Kleidung und Panzerung seine Erregung. Er wollte nichts überstürzen, wollte sich den Augenblick nicht verderben, wollte alles genießen, vom Anfang bis zum Schluss.
Sie musste sich zwingen die Auflistung abzubrechen, sie hätte wohl oder übel noch über Stunden - oder wenn sie ihr ganzes bisheriges Leben Revue passieren lassen und hinzufügen würde und es mit einer Prise Phantasie würzte – sicherlich auch noch über Tage hinweg fortsetzen können.
Erbost trat sie vor die von Rost befallene und von einem Schmutzfilm überzogene „Hygieneeinheit“, stemmte die Hände auf die Ränder des seifig klammen Waschbeckens und beschaute sich in dem nicht minder verschmierten Spiegel darüber. Die noch leidlich sich spiegelnde Fläche der zum Teil gesprungenen reflektierenden Glasfläche, offenbarte ihr ein Gesicht das an Zorn und Gereiztheit nicht zu überbieten war. Aber unter dieser oberflächlichen Maske verbarg sich auch ein nicht geringes Quantum an Sorge und Furcht. Bislang hatte sie immer jedweder Streitigkeit aus dem Weg gehen können oder die Jungs und Mädels um Wilfred Hull hatten sie in vagen Schutz genommen. Wilfred war das was Ayris am ehesten als eine Art Freund bezeichnen konnte. Er und seine Bande kamen wie sie selbst von Azazer Decimus und hatten dort ebenfalls im Widerstand gekämpft, zum größten Teil schon bevor sie und ihr Bruder Jarred sich diesem angeschlossen hatten, und waren vor der ultimativen Säuberung gefangen genommen und herverschifft worden. Im Gegenzug dafür das Ayris die Dosierungen der beigemengten Pharmazeutika reduzierte, die von der Cooperation ins Essen gemischt wurde um die Gemüter der Arbeiter ruhig zu halten, half er ihr mit seinen Gefolgsleuten aus wenn es mal brenzlig wurde. Es war ein Kontrakt von gegenseitigem Nutzen, die Gedanken der einstmaligen Separatisten blieben halbwegs clean und sie konnte sich bis zu einem bestimmten Grad in Sicherheit wiegen. Jetzt hingegen, oder besser gesagt seit gestern morgen, fehlte ihr dieser Schutz. Wilfred war viele, viele Ebenen über oder viele, viele Schächte unter ihr, hatte gewisslich nicht einmal Kenne davon das man sie in den Bunker gesteckt hatte und selbst wenn, daran hätte er ohnehin nichts rütteln können.
Das hatte sie sich alles selbst eingebrockt, und der einzige, der genug Macht und Befehlsgewalt inne hatte um sie hier herauszuholen war ein ungeheuer beschäftigter Offizier der imperialen Armee, dem ihre Abwesenheit erst auffallen würde wenn sie nicht zum gewünschten, fixen Termin in seiner Luxuskabine auf ihn wartete. Und der war soweit sie sich entsann erst… oh, shit, morgen Abend. Frustriert strich sie sich eine Strähne aus der Stirn. Noch mindestens sechsunddreißig Stunden in dieser mickrigen, stinkenden, dunklen Zelle bei Wasser und Brot. Na toll, hoffe du genießt das Dennigham! Dabei hat die verdammte Schlampe die kleine OP verdient gehabt… aber naja, wer weiß was die beiden miteinander verbindet…
Jedoch war da noch etwas anderes das sie weitaus mehr beunruhigte. Eilfertig tastete sie die Taschen ihres Overalls ab und fingerte in ihnen herum wo immer sie eine Ausbeulung wahrnahm. Ihre Suche förderte einige Marken für den Besuch des Gesundheitspflegecenters (wenn es diesen Namen überhaupt verdiente), drei Zigarillos (Tybalts Schwäche) und eine Handvoll Schekelmünzen (alle ohne hohen Zahlenwert) zutage. Das Ergebnis war nicht gerade als ein Erfolg anzuführen, vor allem weil unter dem Gefundenen sich nicht das dringend benötigte befand
Mist. Ich hatte sie doch eingesteckt… ich bin mir ganz sicher, irgendwo muss ich sie doch noch haben… ich kann sie doch unmöglich verloren haben… und verlegt habe ich sie nicht… und geklaut? Quatsch, hatte ja mit kaum einem näheren Körperkontakt in den letzten Stunden… bis auf… aber die Jungs vom Korporal haben sich nicht die Mühe gemacht mich zu durchsuchen… wussten ja ohnehin das ich nichts besitzen könnte, was mich hier rausbringt, geschweige denn das ich das wagen würde… wo sollte ich auch hin… verdammt, wo hab ich’s nur gelassen…
Die Gedanken rasten nur so durch ihren Kortex, versuchten sich zu erinnern, die Puzzelstücke der vergangenen Zeitabläufe zu rekonstruieren und aufs Genauste zu analysieren. Ihr gesamtes Denken fokussierte sich plötzlich darauf, es gab nichts Wichtigeres mehr. Alle vorherigen Überlegen wurden in den Hintergrund gedrängt, nur das Aufspüren dieser einen wesentlichen Antwort war noch von Bedeutung. Und dann erinnerte sie sich… ihr fiel eine Last von zehn Tonnen P-Stahl von Herzen und ließ sie die verkrampften Nerven und Muskelstränge entspannen. Leise lächelnd von dem Gefühl der Behaglichkeit das es ihr doch noch eingefallen war, zog sie den Reißverschluss des Überanzugs bis zum Bauchnabel herab und fischte dann umständlich die Blisterpackung aus den Hosentaschen der darunter getragenen Shorts. Aber klar doch, ich Idiotin habe mir heute früh gleich welche rein gepfiffen weil ich nicht schlafen konnte, eingesteckt und mich dann angezogen… sollte hin und wieder auch mal nachdenken…
Sie quetschte zwei unschuldig ausschauende „Täfelchen“ aus der Plastikverpackung in ihre rechte Hand, barg den wertvollen Fund diesmal in einer der Taschen ihres Overalls und drehte dann am Wasserventil der Hygieneeinheit. Die zähe, braunschwarze und mit Dreckklümpchen versehene Flüssigkeit die sich kurz darauf aus der Öffnung würgte ließ ihr Bedürfnis nach etwas Feuchtigkeit dann aber wieder sogleich verebben. Rasch schraubte sie den Hahn wieder zu und schluckte die Tabletten so. Die Wirkstoffe von Fluoxetin und Paroxetin würden ihren Zweck auch so entfalten. Hatten sie bis dato immer. Auch wenn sie keine Heilung versprachen.
Die grün flimmernden Zahlen auf dem Chrono variierten zur Gänze ihre Angabe. Endlich, die Sechsundzwanzigste Stunde war angebrochen. Zeit für eine Party.
Private Miguel Sanguiro grinste über beide Ohren, ein schäbiges Grinsen wie die meisten befanden, aber was andere von ihm hielten war ihm eigentlich ziemlich egal. Insbesondere heute und in dieser, seiner Nacht war es ihm vollkommen schnurze. Die letzten zwei Stunden waren eine reine Tortur gewesen, er hatte sich eminent zurückhalten müssen nicht sofort aufzuspringen um seinem Bedarf zu stillen. Er fühlte sich wie ein Votrek, einem Raubtier seiner Heimatwelt, einem Einzelkämpfer in dessen Jagdterritorium sich ein ahnungsloses Jungtier verlaufen, fernab der behütenden Herde. Wie als wittere er ihre Fährte schnüffelte er in die katalysierte Luft des Korridors während er auf den Zellenblock seines Opfers zuschritt. Die Schritte seiner Stiefel hallten von den Wänden wieder und das Knistern seiner, mittlerweile, dritten Troikatüte umwaberte ihn wie eine knirschende Unannehmlichkeit.
Am Leib trug er weiterhin das Standartrüstzeug der imperialen Armee, nicht mehr im tadellosesten Zustand wie man bei einer Inspektion feststellen konnte, aber letztlich gehörte er auch nicht einer Vorzeigekompanie an, genau genommen zählte er zu denen, die die militärische Obrigkeit mit Asseln gleichsetzte, Destruenten, gut sie im Keller bei den schimmligen Auswurf zu haben, aber lasst sie ja nicht hoch kriechen.
Je näher er der Gefängniszelle kam desto bedächtiger wurde er. Er trat nicht mehr derart fest aus und sein Verlangen nach den bunten Kügelchen schob sich ins Abseits um dem Verlangen nach etwas anderem, ungleich antikerem, stärkerem und animalischerem nachzugeben. Das Herz schlug Miguel gegen die Rippen das er befürchtete es könne sie durchstoßen. Sein Atem ging abgehackt und kam in kurzen Intervallen. Pressant stopfte er die Tüte in seine Hosentasche, dabei fielen ein paar der kostbaren Rundheiten zu Boden und rollten von ihm unbeachtet umher. Eine zertrampelte er sogar, als er vor die Tür trat und das Magnetschloss per Codeschlüssel entriegelte. Es ertönte ein mechanisches Klonk und einem Moment später vermochte er die schwere Eisentür aufzuschieben.
Im Inneren der Zelle war es stockfinster, das einzige Licht rührte jetzt von dem fahlen weißen Streifen einfallenden Beleuchtung seitens des Korridors her. Miguel brauchte einige Sekunden um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, ganz langsam schälten sich die Umrisse der dürftigen Einrichtungsgegenstände vor ihm aus der Finsternis. Theoretisch war er nicht darauf angewiesen abzuwarten, er wusste wo ihr Bett stand. Dennoch hielt ihn noch irgendetwas zurück, es war… ja, die Vorfreude. Er packte sich in den Schritt, befühlte selbst durch verstärkte Kleidung und Panzerung seine Erregung. Er wollte nichts überstürzen, wollte sich den Augenblick nicht verderben, wollte alles genießen, vom Anfang bis zum Schluss.