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Unbestimmte, wilde Siedlung
#1
Drei kleine Punkte fuhren durch die Öde der Wüste. Eine keineswegs ebenmäßige Öde wohlgemerkt. Die drei Chimären, welche grade in eine V- Formation wechselten, waren noch nicht so weit von der Stadt entfernt das man deren Spuren übersehen konnte. Hier und da erhob sich eine ärmliche Siedlung. Hautsegler kreischten über riesigen Müllhalden und Pipelines und Bahnstrecken thronten auf stählernen Stelzen. Doch auch natürliche Landmarken gab es. Die stummen Trauergestalten verkrüppelte Bäume ragten vereinzelt aus der Erde, schwarze Felsen lagen verstreut wie die Spielzeuge eines Riesen. Auch war die Wüste nicht etwa permanent heiß und trocken. Regen konnte urplötzlich fallen, manchmal in Bereichen nicht größer als ein Grav-Ballfeld. Dann verwandelten sie den lehmigen Boden in Schlamm und Morast. Ebenso gab es Druckabfälle und Kälteeinbrüche. Der Mensch schien die Natur in den Wahnsinn getrieben zu haben.
Fünf Stunden dauerte die Fahrt, ohne das sich die Landschaft vor den Schussöffnungen der Chimäre, großartig verändert hätte. Ab und an beleuchteten Blitze die Wolken, doch das Donnergrollen ging im Motorenlärm und Kettengerassel unter. Einmal mussten sie den Kurs leicht ändern um einem Wirbelsturm auszuweichen, der Steine in der Größe von Panzern herumwirbelte.
Zum Ende ihrer Fahrt hin schälten sich die Ausläufer einer größeren Felsformation aus dem Dunst, auf welche sie zuhielten.
Schließlich erreichten sie die Stelle, von der aus das Hilfegesuch abgeschickt wurden war.

Doch das Szenario erinnerte nur bedingt an einen heißen Kampfeinsatz. Auf dem nahen Gebirgsfuß war das Dorf zu sehen. Ein- oder zweistöckige Hütten aus gebrannten Ziegeln. Von Sonne und Chlorstürmen gebleicht. Die Gebäude schmiegten sich in die Felsen und ihre Erbauer hatten Vorsprünge und natürliche Formationen Geschickt ausgenutzt. Die erste Reihe wies Spuren des Kampfes auf. Größere Löcher und Einschüsse von MG- Garben zeichneten sie. Doch ansonsten war das Dorf kaum beschädigt.
In den Ausläufern der Wüste hatten sich die Kräfte der PVS eingerichtet. Zwei Chimären waren bis zur Wanne eingegraben und mit Sandsäcken ummauert. Auch zwischen den beiden Fahrzeugen war ein Wall aus Sandsäcken aufgeschichtet. Vielleicht zwanzig Meter lang und hoch genug das sich ein Mann dahinter ducken konnte. In einer Ausbuchtung war ein MG aufgestellt. In einigen Metern Abstand standen Standardzelte, wie sie jeder Mannschaftstransporter mitführte. Drei an der Zahl, vor einem waren Reittiere angebunden. Zehn der pferdeähnlichen Carnags blickten die Ankömmlinge gelangweilt an. Als man Motorengeräusche hörte kam Leben in das kleine Lager. Mehrere Soldaten traten aus den Zelten. Setzten ihre Helme auf oder rückten Atemmasken zurecht. Jedenfalls wirkten sie nicht als würden sie im Kampf stehen. Der höchste Dienstgrad war ein Stabsfeldwebel der Kavallerie. Der Federbusch auf seinem Helm wies ihn aus.
Er salutierte vor dem Leutnant.

Was ist hier los, Stabsfeldwebel? verlangte dieser zu wissen.
Ähh... was genau meinen sie?
Ist das Dorf befriedet?
Nein Herr Leutnant.
Und darf man auch erfahren warum?
Der Stabsfeldwebel nahm unbewusst Haltung an als er Meldung machte.
Der Feind ist stärker bewaffnet als uns im Vorfeld berichtet wurde. Automatische Waffen und mindestens zwei Granatwerfer. Er deutete auf die kleinen Krater, welche im Niemandsland zwischen dem Dorf und der Stellung zu sehen waren.
Bei unserem ersten Versuch, einer Erstürmung hatten wir zwei Verletzte. Sie haben scheinbar nichts was sie den Chimären entgegensetzen können, doch der Zugang ist zu schmal für die Panzer, nur ein gewundener Pfad. Wir haben den Dorfrand mit den Laserkanonen der Chimären und dem MG beschossen. Daraufhin haben sie sich weiter in die Siedlung zurückgezogen. Die Verletzten sind abtransportiert wurden und wir haben einen Artilleriezug angefordert. Die werden die Siedlung einäschern.
Sie sollen morgen hier eintreffen. Bis dahin müssen wir nur dafür sorgen das uns niemand umgeht und in der Flanke angreift.

Dazu wird es nicht kommen.
Herr Leutnant?
Wir werden die Siedlung angreifen und einnehmen, so wie der Befehl lautet.
Aber Leutnant, bei allem Respekt, das ist nicht nötig. Die Artillerie wird sich um die Sache kümmern.
Weil die Infanterie nicht fähig ist mit ein paar Aufständigen fertig zu werden? Es mag ja sein das, dass bei der Kavallerie so gehandhabt wird, in der Zehnten jedenfalls werden Befehle befolgt und erfolgreich ausgeführt.

Die Reiter blickten sich an, die Atemmasken verbargen zwar ihre Blicke, doch man konnte sich denken was sie von der Sache hielten.
Nun... sie sind der ranghöchste Offizier und wenn das ihre Entscheidung ist.
Das ist sie! Wie viele Männer haben sie hier?
Zwanzig, plus meine zehn Reiter... ich raten ihnen jedoch wenigstens auf die Nacht zu warten und im dunkeln anzugreifen.
Ihr Vorschlag wurde zu Kenntnis genommen Herr Stabsfeldwebel. Aber die Zehne erschleicht sich ihre Siege nicht bei Nacht und Nebel. Ihre Leute werden hier bleiben und uns, gegebenenfalls Feuerunterstützung geben.
Aber ich...
Das wäre dann alles Herr Stabsfeldwebel.
Damit hatte er sich von dem Kavalleristen abgewandt und ging zu seinen Männern.
Zwoter Zug antreten!
Brüllte er und die PVSler beeilten sich der Aufforderung nachzukommen. Die Wüste lag ruhig, kein Lüftchen wehte und so hingen kleine Schwaden irgendeines Gases, reglos in der Luft. Der aufgeplatzte Lehmboden knirschte unter den Armeestiefeln des Leutnants, als dieser die Reihe abging. Seine Stimme hallte laut.
Soldaten!
Hier und heute bietet sich uns die Gelegenheit den ersten Lorbeerkranz für die Zehnte zu erringen.

Hinter ihm tuschelten die Reiter aufgeregt miteinander, was sie sagten war jedoch nicht zu verstehen.
Noch bevor unsere Kompanie offiziell vom Gouverneur ernannt wird, wird er von einem ersten Sieg erfahren können. Diese dort... Mit der ausgestreckten Hand deutete er auf die Siedlung hinter sich. ... wiedersetzen sich dem Willen der PVS, damit dem Gouverneur und dadurch dem Imperator. Das sie sich eigentlich nur dem Willen einer expandierenden Bergbaugesellschaft wiedersetzten verschwieg er, da diese Tatsache wenig Pathos enthielt.
Wir treten an! Langegezogene Schützenreihe Die Bajonette aufgepflanzt. Die Flagge wird uns vorangehen. Nachdem die Chimären die vorderen Häuser beschossen haben bringen wir den Zorn der PVS über den Feind.
Antreten in zehn Minuten.

Wie sich herausstellte hatte man keine Fahne dabei. Es musste also ohne dieses schmückende Beiwerk gehen. Die fünfzig Soldaten hatten leicht versetzte Aufstellung genommen. Der Leutnant vor ihnen, Säbel und Pistole in der Hand. Hinter der Reihe standen die beiden Kommissare. Sie hatten kein Wort zu der Taktik des Leutnants verloren. Stumm und grimmig waren sie bereit jeden zu strafen der aus der Formation zu fliehen gedachte.

Der Angriff wurde durch das Feuer der fünf Chimären eingeleitet. Spektakulär, doch wenig effektiv. Die Standardbewaffnung der Schützenpanzer waren Laserkanonen. Antipanzerwaffen die kaum dazu geeignet waren eine befestigte Stellung sturmreif zu schießen. Sie brannten kopfgroße Löcher in die Gebäude und schwärzten die weißen Ziegel.
Bajonette aufpflanzen! Wurde gerufen und die langen Kampfmesser fanden ihren Platz an den Läufen der Gewehre.
Im Laufschrittschritt… vorrücken.

Etwa tausend Meter trennten sie von der feindlichen Befestigung. Niemand glaubte ernsthaft das man sie so weit würde kommen lassen. Doch noch rührte sich nichts…
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