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Die Vorwüste
#26
Waldorfs Kiefer malmten aufeinander, während er mit den anderen Schützen Wache hielt. Der Umstand, dass nicht viel geschah, war umso glücklicher, da es im Inneren des Feldoffiziers rumorte.
Diese ganze Scheiße ist nur nötig, weil ich meine dämliche Schnautze nicht halten konnte. Nüstern zitterten, Augen verengten sich, während er grübelte, immer das Echo des Taskmasters im Hinterkopf. Ja, keiner erwartete, dass er das Kaliber und Format eines Genies hatte, das mit einer Hand perfekte Pläne zeichnete und mit der anderen Ogryns verdrosch, während er in seinem Kopf die optimalen Beschusswinkel für leichte Artillerie kalkulierte. Keiner, außer Waldorf selbst.
Ich hätte besser nachdenken sollen. Wenn wir keine Überlebenden finden, war das alles hier umsonst. Stumme Gebete, während er durch sein Restlicht-verstärkendes Sichtgerät blickte. Keiner der Anwesenden sprach ein Wort, oder wendete den Blick vom zu überwachenden Sektor ab. Ihnen allen saß der Schockbeschuss in den Knochen. Sie alle wollten nach Hause. Sie alle hatten nervöse Finger am Abzug. Für sie alle fühlten sich diese Augenblicke des Ausharrens wie eine Ewigkeit an.

Als schließlich Glen ihm bescheidgab, dass alles erledigt war, signalisierte Waldorf allen, gedeckt ihre Sachen zu packen, zu bergende Güter aufzuladen und sich dann geordnet zurückzuziehen. Keine Viertelstunde später machte sich die Kolonne auf den Rückweg, während dessen Dauer Waldorf und Glen sich im Laderaum der Chimäre eingefunden hatten. Auch wenn der Axisianer jetzt eigentlich allein sein wollte, plagte ihn das Verlangen, augenblicklich allen Input in den Bericht einzuarbeiten, an dem er seit Beginn der Mission schrieb. Protokoll war in seiner Lage alles, während er sich von Glen schildern ließ, was er und die anderen hatten finden können, inklusive der vermeintlich bekannten Krallenspuren an den Fahrzeugen, wie auch den fremdartigen Helm in Glens Besitz.
Man wechselte kaum ein unnötiges Wort, abgesehen von einem Schulterklopfen Glens, dem bedauerlicherweise jede Glaubwürdigkeit fehlte. Zumindest dem Menschen gegenüber. Das alles hier war auf Waldorfs Versagen zurückzuführen und er würde die Verantwortung dafür tragen. Jetzt galt es nur zu hoffen, dass die gesammelten Informationen wenigstens rudimentär zu etwas gut waren. Dann wäre dieses Manöver zumindest nach Garde-Standard zu etwas gut gewesen. "Boskorn ist eingetütet, bis wir ihn ordentlich entsorgen können." Zustimmendes Nicken, ehe das Data-Pad vervollständigt und abgeschaltet wurde. Man atmete ermattet auf und lehnte sich zurück. Das Energie-Tief nach einem exzessiven Adrenalin-Push setzte ein. Fast glaubte Waldorf, wie auch ein paar andere Ranger, einzunicken, ehe die Chimäre ruckartig zum Stehen kam und man offenbar angekommen war.

Die Ausstiegsluke des Fahrzeugs wurde aufgesperrt und offenbarte den Innenhof der besetzten Anlage, als wäre diese eine Festung des Imperiums. Schützender Beton umgab sie nun. Eine kalte, steinerne Umarmung.
Beinahe stolpernd verließ Waldorf das Fahrzeug und blickte sich um. Alle anwesenden Ranger richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Heimkehrer, deren Vehikel auf dem kleinen Platz abgestellt wurden, als hätten sie sich nie bewegt. Mit Ausnahme der Lücke, die nun mahnend in ihrer Mitte offenstand.
Der Axisianer blickte in die Gesichter der Anwesenden. Er wusste nicht, was er sagen sollte und es war ihm auch anzusehen. Schließlich straffte er sich, zündete sich eine der wenigen LHOs an, die ihm noch geblieben waren und ging hinüber zum Com-Wagen, um ein Update an Vorposten und Hauptquartier rauszuschicken. Durchwachsene Nachrichten vor Boskorns Freunden und Kameraden auszusprechen fiel ihm jetzt schwer, doch sie in Schriftform zur strategischen Beurteilung weiterzugeben; Das vermochte er durchaus. Für beides wurde man ausgebildet, doch nur für eines von beiden konnte man wirklich vorbereitet sein.
Derweil kletterte auch Glen aus der Chimäre und blickte sich um. Anders als Waldorf jedoch fehlten dem Squat nicht die Worte. "Was wird das hier? Die haben da draußen von Weiß-Der-Slag-Wo auf uns eingeballert! Macht euch verdammt nochmal wieder an die Arbeit und glotzt hier keine Löcher in die Gegend!" Worauf er auf einen der herumstehenden, leeren Vertriebsbehälter zuging und mit seiner Servofaust eine riesige Delle in diesen hineindrosch. Die Art eines Gangers, mit Verlusten umzugehen und in diesem Moment genau das, was nötig war, um die befremdliche Situation aufzulösen. Hätte es wenigstens einen Feind gegeben, an dem man Vergeltung üben konnte, wäre dieser Augenblick bei Weitem nicht so zäh verlaufen. Strategische Werte wie Intell waren kaum geeignet, um die Gemüter von Soldaten anzusprechen, die nun einen Freund vermissen würden.
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