04-30-2020, 12:55 PM
Sie beschrieb mit dem Speer eine umfassende Geste, einen Halbkreis, der die Soldaten und die vor und zwischen ihnen liegenden Toten umfasste.
Die Szenerie war in die blutige Glut von Fackeln getaucht, welche als einzige Beleuchtung dienten.
Dann sprach sie, laut und sehr schnell. Ein Idiom, der nicht im Entferntesten mit dem imperialen Zungenschlag in Verbindung zu stehen schien. Immer wieder deutete sie zum dunklen Himmel und auf die Soldaten. Ob sie etwas verlangte, feststellte oder fragte war unmöglich herauszuhören. Ihr ganzes Gebaren und ihre Körpersprache war Aggression. Die schlummernder Gewalt eines Vulkans vor dem Ausbruch.
Wenn ihr die Schusswaffen der PVSler Respekt einbläuten, dann ließ sie es sich nicht anmerken.
Es half nichts, sie mussten ihren unfreiwilligen Begleiter herbeiholen, wenn sie überhaupt eine Kommunikation herstellen wollten. Den heranzitierten Salzkrieger schienen die Flussbewohner nicht als Bedrohung oder Beleidigung zu betrachten, was durchaus an der Kette liegen mochte, mit der gebunden war.
Sie schien die Absicht zu erahnen und goss ihren Redeschwall nun über dem Gefangenen aus. Der runzelte die Stirn in äußerster Konzentration und versuchte sich am Übersetzten.
Sie Manntöter… viel Tot machen. Wenn sie sagen, Männer die tot machen hören. Euch fragen, wer gemacht hat große Medizin. Das Nachthimmel rot wie brennender Wald. Sie weißen, ihr kein Geister. Geister nicht brauchen Eisenhaut wie Klingenrücken. Ihr wie Männer, die gekommen mit Bruder Tobias. Mit Wort von Sonnenkaiser. Ihr kommen, sie euch bringen zu Bruder Tobias. Er euch sehen. Dann Reden über starke Medizin.
Er drehte sich zu Katherine um und schlug sich gegen die Stirn. Das hatte er schon früher gemacht. Eine Art Entschuldigungsgeste oder ein Anzeichen für Unvermögen.
Ich nicht weiß ob alles gesagt, wie gesagt. Zunge von Flussstamm nichts gut. Dann Zunge von von Flussstamm in Zunge von Soldaten. Das nichts gut.
Die Kriegerin blaffte ihre Untergebenen an und diese machten sich daran, die arg mitgenommenen Befestigungen wieder instand zusetzen und die Toten zu plündern. Die große Kriegerin und zwei Kämpfer traten hinter die Reihen zurück und schienen davon auszugehen, dass man ihnen folgte.
Arius gab mit knappen Handzeichen zu verstehen, wie sich sein Trupp formieren sollte, um im Falle eines Hinterhaltes bestmöglich wirken zu können. Unter normalen Umständen wäre natürlich kein souverän geführter Trupp der PVS in eine derart schlecht einzuschätzende Situation marschiert. Aber die Dinge waren nun mal alles andere als normal. Und hatte es nicht geheißen, dass sie um jeden Preis Kontakt herstellen sollten?
Das immerhin war ihnen tadellos gelungen.
Sie wurden durch die Anlage geführt und sahen überall die Zeichen eines Volkes unter Belagerung. Die steinernen Gebäude waren allesamt verbarrikadiert und so jedes einzelne in eine Festung verwandelt wurden. Über langen Glutgruben wurden Fisch und gefangene Wildtiere geräuchert. Nicht wenige der Soldaten suchten im Vorbeigehen mit den Augen auch nach menschlichen Teilen, um die Schauergeschichten zu bestätigen, die man sich im Lager über die Wilden erzählte. Das Gerücht von den Menschenfressern bestätigte sich immerhin nicht. Auch wenn niemand in die zwei großen Steintöpfe sehen konnte, die auf entsprechend ausladenden Feuern standen.
Aus einem großen Gebäude begutachteten Alte und Kinder sie. Die Frauen schienen derweil ebenso Militärdienst zu leisten wie die Männer, auch wenn sie sich mehr auf den Fernkampf spezialisierten. Der Vergleich mit dem Imperium selbst drängte sich auf. Wenn der Feind vor allen Türen stand, hatte man keinen Platz für Geschlechterdünkel.
Verwundete stöhnten und jammerten in einem anderen Haus, nah am Fluss waren Kriegsfloße an Land gezogen und wurden repariert. Ein Kreis alter Männer schnitzte an Pfeilen und Keulen, Schweine und domestizierte Vögel rannten durch die Siedlung.
Auch wenn die Gebäude hier für den alltäglichen Bedarf genutzt wurden, schienen sie doch ihn ihrem Ursprung anderen Zwecken gedient zu haben. Auf den Außenmauern waren geschnörkelte Darstellungen von ungewöhnlicher Kunstfertigkeit, wobei die Schlange zentrales Thema war. Mischwesen, halb Mensch, halb Schlange, riesige Schlangen, die Menschen fraßen, vom Himmel regneten und aus Flüssen krochen. Schlangen, Schlangen, Schlangen.
Steh mir bei, denn ich bin unter die Heiden gefallen. Murmelte Kühne ein Gebet aus dem Martyrium des Septinanus. Sie erreichten das zentrale Gebäude, jenen auf dem der gewaltige Schlangenkopf thronte. Dieser Ort war nicht von Leben erfüllt und lag Dunkel da. Nur in den Augen der Statur brannten Feuer. Sie betraten das Innere, welches die Hitze des schwindenden Tages erstaunlich gut draußen hielt.
Es roch nach uraltem Stein und dem Fischöl, mit dem einige, blakende Lämpchen betrieben wurden, die ein spärliches Licht spendeten. Diese Gefäße gemahnten an Teekannen, auf deren Tülle eine einzelne Flamme gegen das Vergehen durch einen zu kräftigen Windhauch ankämpfte. Die betretende Kammer war leer, ebenso wie der angrenzende Raum und auch der folgende. Endlich erreichten sie eine Treppe, die in die Tiefe führte.
Die Kriegerin wandte sich um und sprach wieder. Ihre Stimme hallte dumpf von den Wänden zurück. Der Salzkrieger übersetzte
Geht zu Bruder Tobias nur du und du. Er deutete auf Arius und Katharine, wie es kurz davor schon die Kriegerin getan hatte.
Nur die, die Männern sagen wenn töten. Nur Häuptlinge. Andere warten hier. Ich mit, für eine Zunge zu anderer Zunge.
Die beiden Flusskrieger schienen dieses Prozedere schon zu kennen, denn sie setzten sich im Schneidersitz nieder und teilten sich eine Wurzel, auf der sie abwechselnd herumkauten.
Arius überlegte kurz, gab dann einige strikte Anweisungen an die Soldaten und folgte schließlich der Kriegerin, die mit einer Öllampe voran ging. Weit ging es hinab und die Luft wurde noch kühler und abgestandener. Die fugenlos gemauerten Wände gingen irgendwann in natürlich gewachsenen Felsen über und am Fuß der Treppe erwartete sie eine ausladende Grotte und in dieser eine nicht geringe Überraschung...
Auch hier stammte das einzige Licht von spärlich verteilten Öllampen.
Die Höhle musste direkt unter dem Fluss liegen, denn an den Wänden sickerte ein unaufhörlicher Strom, der im Halbdunkel der Grotte den Eindruck erweckte, als wimmelten die Wände von Leben. Das so niederrinnende Wasser sammelte sich in einem See, der den Großteil der sichtbaren Fläche einnahm. Am hinteren Ende ragte eine kleine Insel aus dem Gewässer. Darauf wiederum war im Näherkommen eine Szenerie auszumachen, der keinem Gerücht und keine Räuberpistole, welche im Lager der PVS verbreitet wurde, gerecht werden konnte.
Im Zentrum der Insel ragte eine Schlangengestalt auf, die so kunstvoll aus einer Stalagnat geschlagen wurden war, dass es im ersten Moment tatsächlich so schien, als winde sich ein monströses Reptil um die Steinsäule und blicke mit der durchtriebenen Verschlagenheit von Jahrhunderten auf die Eindringlinge herab.
An der Basis des Stalagnats, saß eine Gestalt im Schneidersitz.
Im roten Ornat der Ekklesiarchie hielt sie ein dickes Buch in der Hand. Das Kinn war auf die Brust gesunken, als sei die Person über der Lektüre religiöser Schriften eingenickt der lichte Haarkranz zeigte eine Tonsur, wie sie bei Pilgerreisenden und Predigern im ganzen Imperium beliebt war. Im Näherkommen offenbarte sich jedoch, dass man es hier keineswegs mit einer lebenden Person zu tun hatte.
Der Mann war mumifiziert.
Das herabrinnende Wasser hatte ihn mit einer feinen Schicht aus Kalt überzogen und verlieh ihm ein fahles, ja wächsernes Aussehen. Die Gesichtszüge waren eingefallen, die Augen lagen tief. Davon ab, war der Tote jedoch gut erhalten.
Kaum hatten die Besucher erkannt, dass sie eine Audienz mit einer Leiche hatten, kam hinter der natürliche Säule eine lebende Gestalt hervorgekrochen.
Die Kriegerin, die sie begleitet hatte, drehte sich abruppt um und drehte der anderen damit den Rücken zu. Es stand zu vermuten, dass ihr Glauben es nicht gestattete einen Blick auf das andere Geschöpf zu werfen.
Dabei handelte es sich ebenfalls um eine junge Frau. Doch wo die Kriegerin stark, aufrecht und ansehnlich an Wuchs war, war diese hier das Gegenteil. Sie wirkte kränklich und verdreht, als hätte sie ihr gesamtes Leben in dieser Höhle verbracht. Die Haut, so auch von Natur aus dunkler als bei den Bewohnern Gohmors und anderer, zivilisierter Gegenden, war von hellen Pigmentstörungen überzogen, Auch das lange, verfilzte Haar mutete ausgebleicht an. Sie zog sich mit den Händen voran, denn ihre Beine schienen so oft gebrochen und schief zusammengewachsen, dass ein normales Gehen damit unmöglich wurde. Sie wand sich wie die Schlange, die hier so bizarre Verehrung fand. Ein paar Lumpen war alles, was ihre Blöße bedeckte.
Die Frau zog ich näher, während die Kriegern sprach und der Salzkrieger übersetzte:
Ist Weib von Flugschlange. Flussmutter hat schwarze Flugschlange über Welt gebracht. Flugschlange immer hat Weib, dass kann in Welt von Geister sehen. So gewesen vor viele Leben von Mensch. Flussmutter gesagt, wer große schwarze Flugschlange und wer Weib von Flugschlange. So schon alle Zeit. Dann gekommen Bruder Tobias. Konnte reden wie ist Zunge die auf Rinde gemalt. Hat gesagt, schwarze Flugschlange böser Geist. Macht Volk von Fluss krank in… Das die Kriegerin sehr schnell sprach hatte er nicht die Zeit nach dem richtigen Wort zu suchen und schlug sich mit der Faust gegen die Brust, um es auf die Art darzustellen.… in hier! Er sagt Zunge von Rinde. Großer Vater im Himmel. Vater von alle Menschen. Stärker als schwarze Schlange und stärker als Flussmutter. Sagt, wenn Volk von Fluss hören von großen Vater, schlechtes gehen aus Volk von Fluss. Sie dann erst richtig Menschen. Volk von Fluss gesehen von Kraft. Gewesen vier Krieger bei Bruder Tobias. Mit Waffen wie ihr. Aber eure Waffen Donner. Waffen von Vier Blitz. Dann Bruder Tobias gestorben an Fieber. Keiner der sagt Zunge von Rinde. Aber Weib von schwarze Flugschlange kann reden mit Geistern. Sie sagen, was Bruder Tobias sagen. Volk von Fluss hören sie.
Die Szenerie war in die blutige Glut von Fackeln getaucht, welche als einzige Beleuchtung dienten.
Dann sprach sie, laut und sehr schnell. Ein Idiom, der nicht im Entferntesten mit dem imperialen Zungenschlag in Verbindung zu stehen schien. Immer wieder deutete sie zum dunklen Himmel und auf die Soldaten. Ob sie etwas verlangte, feststellte oder fragte war unmöglich herauszuhören. Ihr ganzes Gebaren und ihre Körpersprache war Aggression. Die schlummernder Gewalt eines Vulkans vor dem Ausbruch.
Wenn ihr die Schusswaffen der PVSler Respekt einbläuten, dann ließ sie es sich nicht anmerken.
Es half nichts, sie mussten ihren unfreiwilligen Begleiter herbeiholen, wenn sie überhaupt eine Kommunikation herstellen wollten. Den heranzitierten Salzkrieger schienen die Flussbewohner nicht als Bedrohung oder Beleidigung zu betrachten, was durchaus an der Kette liegen mochte, mit der gebunden war.
Sie schien die Absicht zu erahnen und goss ihren Redeschwall nun über dem Gefangenen aus. Der runzelte die Stirn in äußerster Konzentration und versuchte sich am Übersetzten.
Sie Manntöter… viel Tot machen. Wenn sie sagen, Männer die tot machen hören. Euch fragen, wer gemacht hat große Medizin. Das Nachthimmel rot wie brennender Wald. Sie weißen, ihr kein Geister. Geister nicht brauchen Eisenhaut wie Klingenrücken. Ihr wie Männer, die gekommen mit Bruder Tobias. Mit Wort von Sonnenkaiser. Ihr kommen, sie euch bringen zu Bruder Tobias. Er euch sehen. Dann Reden über starke Medizin.
Er drehte sich zu Katherine um und schlug sich gegen die Stirn. Das hatte er schon früher gemacht. Eine Art Entschuldigungsgeste oder ein Anzeichen für Unvermögen.
Ich nicht weiß ob alles gesagt, wie gesagt. Zunge von Flussstamm nichts gut. Dann Zunge von von Flussstamm in Zunge von Soldaten. Das nichts gut.
Die Kriegerin blaffte ihre Untergebenen an und diese machten sich daran, die arg mitgenommenen Befestigungen wieder instand zusetzen und die Toten zu plündern. Die große Kriegerin und zwei Kämpfer traten hinter die Reihen zurück und schienen davon auszugehen, dass man ihnen folgte.
Arius gab mit knappen Handzeichen zu verstehen, wie sich sein Trupp formieren sollte, um im Falle eines Hinterhaltes bestmöglich wirken zu können. Unter normalen Umständen wäre natürlich kein souverän geführter Trupp der PVS in eine derart schlecht einzuschätzende Situation marschiert. Aber die Dinge waren nun mal alles andere als normal. Und hatte es nicht geheißen, dass sie um jeden Preis Kontakt herstellen sollten?
Das immerhin war ihnen tadellos gelungen.
Sie wurden durch die Anlage geführt und sahen überall die Zeichen eines Volkes unter Belagerung. Die steinernen Gebäude waren allesamt verbarrikadiert und so jedes einzelne in eine Festung verwandelt wurden. Über langen Glutgruben wurden Fisch und gefangene Wildtiere geräuchert. Nicht wenige der Soldaten suchten im Vorbeigehen mit den Augen auch nach menschlichen Teilen, um die Schauergeschichten zu bestätigen, die man sich im Lager über die Wilden erzählte. Das Gerücht von den Menschenfressern bestätigte sich immerhin nicht. Auch wenn niemand in die zwei großen Steintöpfe sehen konnte, die auf entsprechend ausladenden Feuern standen.
Aus einem großen Gebäude begutachteten Alte und Kinder sie. Die Frauen schienen derweil ebenso Militärdienst zu leisten wie die Männer, auch wenn sie sich mehr auf den Fernkampf spezialisierten. Der Vergleich mit dem Imperium selbst drängte sich auf. Wenn der Feind vor allen Türen stand, hatte man keinen Platz für Geschlechterdünkel.
Verwundete stöhnten und jammerten in einem anderen Haus, nah am Fluss waren Kriegsfloße an Land gezogen und wurden repariert. Ein Kreis alter Männer schnitzte an Pfeilen und Keulen, Schweine und domestizierte Vögel rannten durch die Siedlung.
Auch wenn die Gebäude hier für den alltäglichen Bedarf genutzt wurden, schienen sie doch ihn ihrem Ursprung anderen Zwecken gedient zu haben. Auf den Außenmauern waren geschnörkelte Darstellungen von ungewöhnlicher Kunstfertigkeit, wobei die Schlange zentrales Thema war. Mischwesen, halb Mensch, halb Schlange, riesige Schlangen, die Menschen fraßen, vom Himmel regneten und aus Flüssen krochen. Schlangen, Schlangen, Schlangen.
Steh mir bei, denn ich bin unter die Heiden gefallen. Murmelte Kühne ein Gebet aus dem Martyrium des Septinanus. Sie erreichten das zentrale Gebäude, jenen auf dem der gewaltige Schlangenkopf thronte. Dieser Ort war nicht von Leben erfüllt und lag Dunkel da. Nur in den Augen der Statur brannten Feuer. Sie betraten das Innere, welches die Hitze des schwindenden Tages erstaunlich gut draußen hielt.
Es roch nach uraltem Stein und dem Fischöl, mit dem einige, blakende Lämpchen betrieben wurden, die ein spärliches Licht spendeten. Diese Gefäße gemahnten an Teekannen, auf deren Tülle eine einzelne Flamme gegen das Vergehen durch einen zu kräftigen Windhauch ankämpfte. Die betretende Kammer war leer, ebenso wie der angrenzende Raum und auch der folgende. Endlich erreichten sie eine Treppe, die in die Tiefe führte.
Die Kriegerin wandte sich um und sprach wieder. Ihre Stimme hallte dumpf von den Wänden zurück. Der Salzkrieger übersetzte
Geht zu Bruder Tobias nur du und du. Er deutete auf Arius und Katharine, wie es kurz davor schon die Kriegerin getan hatte.
Nur die, die Männern sagen wenn töten. Nur Häuptlinge. Andere warten hier. Ich mit, für eine Zunge zu anderer Zunge.
Die beiden Flusskrieger schienen dieses Prozedere schon zu kennen, denn sie setzten sich im Schneidersitz nieder und teilten sich eine Wurzel, auf der sie abwechselnd herumkauten.
Arius überlegte kurz, gab dann einige strikte Anweisungen an die Soldaten und folgte schließlich der Kriegerin, die mit einer Öllampe voran ging. Weit ging es hinab und die Luft wurde noch kühler und abgestandener. Die fugenlos gemauerten Wände gingen irgendwann in natürlich gewachsenen Felsen über und am Fuß der Treppe erwartete sie eine ausladende Grotte und in dieser eine nicht geringe Überraschung...
Auch hier stammte das einzige Licht von spärlich verteilten Öllampen.
Die Höhle musste direkt unter dem Fluss liegen, denn an den Wänden sickerte ein unaufhörlicher Strom, der im Halbdunkel der Grotte den Eindruck erweckte, als wimmelten die Wände von Leben. Das so niederrinnende Wasser sammelte sich in einem See, der den Großteil der sichtbaren Fläche einnahm. Am hinteren Ende ragte eine kleine Insel aus dem Gewässer. Darauf wiederum war im Näherkommen eine Szenerie auszumachen, der keinem Gerücht und keine Räuberpistole, welche im Lager der PVS verbreitet wurde, gerecht werden konnte.
Im Zentrum der Insel ragte eine Schlangengestalt auf, die so kunstvoll aus einer Stalagnat geschlagen wurden war, dass es im ersten Moment tatsächlich so schien, als winde sich ein monströses Reptil um die Steinsäule und blicke mit der durchtriebenen Verschlagenheit von Jahrhunderten auf die Eindringlinge herab.
An der Basis des Stalagnats, saß eine Gestalt im Schneidersitz.
Im roten Ornat der Ekklesiarchie hielt sie ein dickes Buch in der Hand. Das Kinn war auf die Brust gesunken, als sei die Person über der Lektüre religiöser Schriften eingenickt der lichte Haarkranz zeigte eine Tonsur, wie sie bei Pilgerreisenden und Predigern im ganzen Imperium beliebt war. Im Näherkommen offenbarte sich jedoch, dass man es hier keineswegs mit einer lebenden Person zu tun hatte.
Der Mann war mumifiziert.
Das herabrinnende Wasser hatte ihn mit einer feinen Schicht aus Kalt überzogen und verlieh ihm ein fahles, ja wächsernes Aussehen. Die Gesichtszüge waren eingefallen, die Augen lagen tief. Davon ab, war der Tote jedoch gut erhalten.
Kaum hatten die Besucher erkannt, dass sie eine Audienz mit einer Leiche hatten, kam hinter der natürliche Säule eine lebende Gestalt hervorgekrochen.
Die Kriegerin, die sie begleitet hatte, drehte sich abruppt um und drehte der anderen damit den Rücken zu. Es stand zu vermuten, dass ihr Glauben es nicht gestattete einen Blick auf das andere Geschöpf zu werfen.
Dabei handelte es sich ebenfalls um eine junge Frau. Doch wo die Kriegerin stark, aufrecht und ansehnlich an Wuchs war, war diese hier das Gegenteil. Sie wirkte kränklich und verdreht, als hätte sie ihr gesamtes Leben in dieser Höhle verbracht. Die Haut, so auch von Natur aus dunkler als bei den Bewohnern Gohmors und anderer, zivilisierter Gegenden, war von hellen Pigmentstörungen überzogen, Auch das lange, verfilzte Haar mutete ausgebleicht an. Sie zog sich mit den Händen voran, denn ihre Beine schienen so oft gebrochen und schief zusammengewachsen, dass ein normales Gehen damit unmöglich wurde. Sie wand sich wie die Schlange, die hier so bizarre Verehrung fand. Ein paar Lumpen war alles, was ihre Blöße bedeckte.
Die Frau zog ich näher, während die Kriegern sprach und der Salzkrieger übersetzte:
Ist Weib von Flugschlange. Flussmutter hat schwarze Flugschlange über Welt gebracht. Flugschlange immer hat Weib, dass kann in Welt von Geister sehen. So gewesen vor viele Leben von Mensch. Flussmutter gesagt, wer große schwarze Flugschlange und wer Weib von Flugschlange. So schon alle Zeit. Dann gekommen Bruder Tobias. Konnte reden wie ist Zunge die auf Rinde gemalt. Hat gesagt, schwarze Flugschlange böser Geist. Macht Volk von Fluss krank in… Das die Kriegerin sehr schnell sprach hatte er nicht die Zeit nach dem richtigen Wort zu suchen und schlug sich mit der Faust gegen die Brust, um es auf die Art darzustellen.… in hier! Er sagt Zunge von Rinde. Großer Vater im Himmel. Vater von alle Menschen. Stärker als schwarze Schlange und stärker als Flussmutter. Sagt, wenn Volk von Fluss hören von großen Vater, schlechtes gehen aus Volk von Fluss. Sie dann erst richtig Menschen. Volk von Fluss gesehen von Kraft. Gewesen vier Krieger bei Bruder Tobias. Mit Waffen wie ihr. Aber eure Waffen Donner. Waffen von Vier Blitz. Dann Bruder Tobias gestorben an Fieber. Keiner der sagt Zunge von Rinde. Aber Weib von schwarze Flugschlange kann reden mit Geistern. Sie sagen, was Bruder Tobias sagen. Volk von Fluss hören sie.