02-13-2019, 10:04 PM
Ignatz nahm die geflüsterten Anweisungen hin ohne dem Ratgeber Dank aussprechen zu können. Er blickte lächelnd in die Runde und wartete darauf, dass das eintrat, was Sequoyah prophezeite.
Es geschah nicht ganz so, doch bedachte man, dass die naturnahen Kulturen ihrer Gastgeber und Sequoyahs Lichtjahre weit auseinander lagen, war es verblüffend wie ähnlich sich manche Gebräuche doch waren. Es wurde in der Tat aufgetafelt und das reichlich.
Ignatz fragte sich ob der Stamm auch ohne ihre Ankunft ein Festmahl vorgehabt hätte, denn es schien ihm unmöglich, dass sie solch eine Masse an Nahrung nur ihretwegen zubereitet hatten und das obendrein auch noch so schnell. Der Hauptanteil der Speisen bestand aus dem, was der Fluss lieferte. Fische, Krebse und anderes Getier, das Ignatz lieber unter dem Mikroskop gehabt hätte, als es auf seine kulinarische Eignung hin zu testen.
Man reichte ihm ein Holzbrett voller geräucherter Fische. Schweigen legte sich über die Versammelten und alle Blicke richteten sich auf Ignatz. Der bemühte sich sehr wählerisch zu sein und nahm schließlich einen ausnehmend hässlichen Burschen, brach ihn auf und begann das fettige, weiße Fleisch zu essen. Er schmatzte ausgiebig und sprach dann seine Anerkennung für den Koch und den großartigen Angler aus, was nach erfolgter Übersetzung zu allgemeiner Heiterkeit führte. Der Alte erklärte, dass diese Fische im Dorf nur die Kinder fingen, weswegen man seine Wahl für ausnehmend komisch befand.
Immerhin schien sich niemand daran zu stören.
Ignatz gab den Fisch am Sequoyah weiter, während er selbst sich schon die nächste Leckerei auswählte.
Man musste sich die Speisen keineswegs hinunter zwingen. Nach den Verbrechen des Schiffskochs waren dies hier Köstlichkeiten. Sequoyahs Fehler hatte darin bestanden, dass vor dem Alten jene dran zu sein schienen, die in der Gemeinschaft etwas zu sagen hatten.
Zwei junge Männer stritten sich und trugen ihren Fall, wenn es denn einer war einem Gestirn aus drei anderen Männern vor. Einer davon war der Stachelhaarige, die anderen beiden waren vorhin nicht mit bei den Kriegern gewesen und wirkten um einiges älter. Häuptlinge oder Obere des Stammes vermutete Ignatz.
Er wollte sich gerade vorbeugen um ihren Übersetzer zu befragen, spürte aber sogleich Sequoyahs Hand auf der Schulter, was ihn zum Innehalten bewegte. Zwischen zwei Bissen raunzte der Kapitän den Professor an, wann er denn gedenke wegen des Nachschubs und des Handels zu fragen und Ignatz geriet in einen Streit mit ihm, was Feingefühl und Takt anbelangte.
Auch die anderen Männer vom Boot unterhielten sich lautstark, was die Eingeborenen jedoch gänzlich ignorierten.
Ignatz fiel auf, dass keine Frauen in der Hütte waren. Entweder war die Gesellschaft nach Geschlechtern geteilt oder diese Leute waren klug genug ihre Frauen und Kinder nicht allzu leichtfertig in die Nähe bewaffneter und nicht eben sehr gesitteter Fremder zu lassen.
Nach den beiden Streithammeln berieten die Männer andere Dinge und er konnte nur Vermutungen anstellen. Es schien um irgendwelche Vorräte zu gehen, jedenfalls wurde heftig diskutiert. Die Besatzung des Dampfers war derweil handzahm, solange Essen und alkoholhaltiger Saft vorhanden waren. Dieser Saft erschien Ignatz immerhin nicht so alkoholhaltig, dass die trinkfesten Flussschiffer gleich aus den Stiefeln kippen würden. Das war zumindest zu hoffen.
Endlich wandte sich die Aufmerksamkeit den Fremden zu.
Der Alte erzählte noch einmal seine Geschichte, dieses Mal jedoch in leichter, gleichwohl sonderbarer Abwandlung. Ignatz konnte nur vermuten, dass es sich um eine rituelle Art des Erzählens handelte, denn der Greis holte weit aus, nahm immer wieder Bezug auf andere Legenden und Ereignisse. Eine ungemein ermüdende Art des Berichtens und nach fast einer Stunde und mit gefülltem Bauch fiel Ignatz das Zuhören zunehmend schwer. Ein ums andere Mal musste er blinzeln, dass ihm nicht die Augen zufielen. Feuerknistern und verbrauchte Luft erleichterten die Konzentration auch nicht eben. Einer der Häuptlinge bemerkte es und fiel dem Alten ins Wort. Die Rüge schien jedoch nicht dem erlahmenden Zuhörer zu gelten, sondern dem Erzähler.
Ich bin dumm, ihr müde. Alter nichts merken, blind mein Auge, nachlässig die Jungen die mein Auge. Ihr gehen jetzt, gehen! Ruhen bis Nacht, dann mehr… Masch… eine Geste zum Mund. Mehr essen, mehr reden. Zeigen wo Augen zu für Gast. Daraufhin wurde das Treffen offiziell pausiert.
Die Schimpftriaden des Kapitäns hielten sich in Grenzen, da er froh zu sein schien austreten zu können. Man wies ihnen eine Hütte am Rand des Dorfes, zur Flussseite hin. Diese war auf dem Boden gebaut und nicht zwischen Stämmen und hohen Stangen. Vielleicht überließ man es der Eigenverantwortung von Gästen sich mit dem Getier zu plagen, das auf der Erde herumkroch oder man gewährte ihnen generell nicht den Vorteil erhöhter Position. Unbedarft waren diese Menschen zweifelsohne nicht.
Die Hütte war groß und hätte problemlos der gesamten Mannschaft Platz geboten. Sie war allerdings auch scheinbar lange nicht mehr in Gebrauch gewesen, wirkte etwas verwahrlost und karg. Die meisten Männer entschieden ohnehin auf dem Dampfer zu nächtigen und nicht im Kreise von Wilden. All das kam Ignatz, Sequoyah und ihrem Plan einer Flucht auf eigene Faust zu Pass. Natürlich würden sie hier nächtigen.
Ich schätze wir haben drei Stunden bis die Sonne untergeht. Vielleicht kannst du dich in der Zeit ein wenig umschauen. Mal sehen wo der Dschungel nicht ganz so dicht ist und welche Wege sich bieten. Du weißt schon… Ich werde derweil versuchen den Kapitän von den Vorzügen eines längeren Aufenthalts zu überzeugen.
Es geschah nicht ganz so, doch bedachte man, dass die naturnahen Kulturen ihrer Gastgeber und Sequoyahs Lichtjahre weit auseinander lagen, war es verblüffend wie ähnlich sich manche Gebräuche doch waren. Es wurde in der Tat aufgetafelt und das reichlich.
Ignatz fragte sich ob der Stamm auch ohne ihre Ankunft ein Festmahl vorgehabt hätte, denn es schien ihm unmöglich, dass sie solch eine Masse an Nahrung nur ihretwegen zubereitet hatten und das obendrein auch noch so schnell. Der Hauptanteil der Speisen bestand aus dem, was der Fluss lieferte. Fische, Krebse und anderes Getier, das Ignatz lieber unter dem Mikroskop gehabt hätte, als es auf seine kulinarische Eignung hin zu testen.
Man reichte ihm ein Holzbrett voller geräucherter Fische. Schweigen legte sich über die Versammelten und alle Blicke richteten sich auf Ignatz. Der bemühte sich sehr wählerisch zu sein und nahm schließlich einen ausnehmend hässlichen Burschen, brach ihn auf und begann das fettige, weiße Fleisch zu essen. Er schmatzte ausgiebig und sprach dann seine Anerkennung für den Koch und den großartigen Angler aus, was nach erfolgter Übersetzung zu allgemeiner Heiterkeit führte. Der Alte erklärte, dass diese Fische im Dorf nur die Kinder fingen, weswegen man seine Wahl für ausnehmend komisch befand.
Immerhin schien sich niemand daran zu stören.
Ignatz gab den Fisch am Sequoyah weiter, während er selbst sich schon die nächste Leckerei auswählte.
Man musste sich die Speisen keineswegs hinunter zwingen. Nach den Verbrechen des Schiffskochs waren dies hier Köstlichkeiten. Sequoyahs Fehler hatte darin bestanden, dass vor dem Alten jene dran zu sein schienen, die in der Gemeinschaft etwas zu sagen hatten.
Zwei junge Männer stritten sich und trugen ihren Fall, wenn es denn einer war einem Gestirn aus drei anderen Männern vor. Einer davon war der Stachelhaarige, die anderen beiden waren vorhin nicht mit bei den Kriegern gewesen und wirkten um einiges älter. Häuptlinge oder Obere des Stammes vermutete Ignatz.
Er wollte sich gerade vorbeugen um ihren Übersetzer zu befragen, spürte aber sogleich Sequoyahs Hand auf der Schulter, was ihn zum Innehalten bewegte. Zwischen zwei Bissen raunzte der Kapitän den Professor an, wann er denn gedenke wegen des Nachschubs und des Handels zu fragen und Ignatz geriet in einen Streit mit ihm, was Feingefühl und Takt anbelangte.
Auch die anderen Männer vom Boot unterhielten sich lautstark, was die Eingeborenen jedoch gänzlich ignorierten.
Ignatz fiel auf, dass keine Frauen in der Hütte waren. Entweder war die Gesellschaft nach Geschlechtern geteilt oder diese Leute waren klug genug ihre Frauen und Kinder nicht allzu leichtfertig in die Nähe bewaffneter und nicht eben sehr gesitteter Fremder zu lassen.
Nach den beiden Streithammeln berieten die Männer andere Dinge und er konnte nur Vermutungen anstellen. Es schien um irgendwelche Vorräte zu gehen, jedenfalls wurde heftig diskutiert. Die Besatzung des Dampfers war derweil handzahm, solange Essen und alkoholhaltiger Saft vorhanden waren. Dieser Saft erschien Ignatz immerhin nicht so alkoholhaltig, dass die trinkfesten Flussschiffer gleich aus den Stiefeln kippen würden. Das war zumindest zu hoffen.
Endlich wandte sich die Aufmerksamkeit den Fremden zu.
Der Alte erzählte noch einmal seine Geschichte, dieses Mal jedoch in leichter, gleichwohl sonderbarer Abwandlung. Ignatz konnte nur vermuten, dass es sich um eine rituelle Art des Erzählens handelte, denn der Greis holte weit aus, nahm immer wieder Bezug auf andere Legenden und Ereignisse. Eine ungemein ermüdende Art des Berichtens und nach fast einer Stunde und mit gefülltem Bauch fiel Ignatz das Zuhören zunehmend schwer. Ein ums andere Mal musste er blinzeln, dass ihm nicht die Augen zufielen. Feuerknistern und verbrauchte Luft erleichterten die Konzentration auch nicht eben. Einer der Häuptlinge bemerkte es und fiel dem Alten ins Wort. Die Rüge schien jedoch nicht dem erlahmenden Zuhörer zu gelten, sondern dem Erzähler.
Ich bin dumm, ihr müde. Alter nichts merken, blind mein Auge, nachlässig die Jungen die mein Auge. Ihr gehen jetzt, gehen! Ruhen bis Nacht, dann mehr… Masch… eine Geste zum Mund. Mehr essen, mehr reden. Zeigen wo Augen zu für Gast. Daraufhin wurde das Treffen offiziell pausiert.
Die Schimpftriaden des Kapitäns hielten sich in Grenzen, da er froh zu sein schien austreten zu können. Man wies ihnen eine Hütte am Rand des Dorfes, zur Flussseite hin. Diese war auf dem Boden gebaut und nicht zwischen Stämmen und hohen Stangen. Vielleicht überließ man es der Eigenverantwortung von Gästen sich mit dem Getier zu plagen, das auf der Erde herumkroch oder man gewährte ihnen generell nicht den Vorteil erhöhter Position. Unbedarft waren diese Menschen zweifelsohne nicht.
Die Hütte war groß und hätte problemlos der gesamten Mannschaft Platz geboten. Sie war allerdings auch scheinbar lange nicht mehr in Gebrauch gewesen, wirkte etwas verwahrlost und karg. Die meisten Männer entschieden ohnehin auf dem Dampfer zu nächtigen und nicht im Kreise von Wilden. All das kam Ignatz, Sequoyah und ihrem Plan einer Flucht auf eigene Faust zu Pass. Natürlich würden sie hier nächtigen.
Ich schätze wir haben drei Stunden bis die Sonne untergeht. Vielleicht kannst du dich in der Zeit ein wenig umschauen. Mal sehen wo der Dschungel nicht ganz so dicht ist und welche Wege sich bieten. Du weißt schon… Ich werde derweil versuchen den Kapitän von den Vorzügen eines längeren Aufenthalts zu überzeugen.