12-12-2018, 09:47 PM
Ich kenne dich. Murmelte sie und stützte sich auf die Ellenbogen. Du bist der Neue... der den goldenen Schädel gekriegt hat.
So neu war er freilich nicht mehr, doch bis nicht ein Schwung Rekruten oder abkommandierter Fremdweltler eintreffen würde, würde er der Neue bleiben.
Die anderen waren schon da und haben mir erzählt was du gemacht hast. Ich danke dir. Sie legte den Kopf etwas schräg und lächelte dünn. Auch dafür, dass du erst mich und dann den schweren Bolter geschleppt hast. Ich bin übrigens Lennja. Sie tauschten einen Händedruck aus, was Kruger bemerken ließ, dass sie recht schwach war, denn ihr Druck war kaum spürbar. Wenn wir wieder in Gohmor sind gebe ich dir einen aus.
Danach befragte sie ihn nach den Geschehnissen der Schlacht, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte. Gewiss hatte sie das meiste schon von den Kameraden ihres Zuges gehört, aber es war ein Gesprächsthema auf das sich beide, eigentlich Fremden, einigen konnten.
Es war noch schwer die Person einzuschätzen, die er da gerettet hatte. Sie schien sympathisch zu sein, soweit man das bei jemanden beurteilen konnte, der nur da lag und zuhörte.
Irgendwann bemerkte Arius, dass selbst das sie anzustrengen schien und ihr immer wieder die Augen zufielen. Bevor sie ganz in den Schlaff überdriftete, fragte sie ihn ob er bei Gelegenheit wiederkommen würde, war jedoch ins Reich der Träume abgedriftet, ehe ihr Retter in dienstlich gelieferter Rüstung ihr eine Antwort hatte geben können.
Vor dem Zelt reinigte ein Sanitäter das Besteck seiner Zunft in chemisch riechendem Wasser. Er unterbrach seine Tätigkeit gerade zu einer Zigarette und erzählte Arius, den er sicher für ein Mitglied aus der Gruppe oder dem Zug der Verwundeten hielt, dass man bei der nächsten Nachschubslieferung einen Arzt erwartete. Lennjas Verwundung war recht schwerwiegend und es musste dann entschieden werden, ob sie zur Genesung ausgeflogen wurde. Er äußerte außerdem den Gedanken, dass man einen Arzt nur dann in den Dschungel schaffte um die Sanis zu bevormunden, wenn man mit sehr viel mehr Verletzten rechnete.
Ihre Unterhaltung wurde von einem Hauptgefreiten unterbrochen, der Arius gesucht hatte. Da bist du ja! Du sollst dich im Kommandostand melden. Dienstbesprechung in Zehn.
Zur verlangten Zeit fand sich Arius mit zwei weiteren Mannschaftsdienstgraden vor dem tiefer gelegenen Eingang zum Kommandostand ein. Die Feldwebel und Offiziere der Zehnten betraten den Unterstand und wurden gegrüßt. Nach Art der Zehnten legten die Soldaten den gekrümmten und zusammengelegten Zeige- und Mittelfinger gegen die Brust. Den Ursprung dieser Geste konnte niemand mehr benennen aber es war üblich so zu grüßen wenn man im Feld war. Die Hand an der Schläfe, wie es nach Vorschrift gewesen wäre, hätte Scharfschützen und ungewollten Beobachtern zu eindeutig angezeigt wer der höhere Dienstgrad war. Abschließend betrat auch die Predigerin den Unterstand und letztlich orderte man die einfachen Soldaten hinein.
Innen waren die Spuren der vergangenen Nacht beseitigt wurden. Nur wer es wusste konnte die Einwirkungen der abgefeuerten Schrotpatrone anhand von Löchern und Kratzern in Wand und Equipment erkennen.
In der Mitte war der Kartentisch aufgebaut, die Feldwebel und Offiziere standen in kleinen Gruppen und unterhielten sich. Der Geruch von Zigaretten, Schweiß, Tangkahve und altem Schmauch hing in der Luft. Nicht wenige der Anwesenden trugen Verbände oder ließen Schrammen und Kratzer erkennen. Zeugnisse des vergangenen Kampfes. Auch Major Klein war nicht unbeschadet daraus hervorgegangen.
Sein grobschlächtiges Gesicht war mit kleinen Kratzern gesprenkelt, ein Auge blutunterlaufen. Dennoch erfüllte der Geist des Sieges und der Zuversicht den Raum. Ein wenig verloren standen die drei Soldaten beim Eingang bis der Major Achtung befahl und die Anwesenden ins Stillgestanden gingen. Klein stellte seine verbeulte Blechtasse auf den Kartentisch und zog sein verschwitztes Uniformshemd gerade.
Kameraden! Die letzte Nacht hat uns Tote und Verwundete gekostet und wir werden für unsere Gefallenen Brüder und Schwestern in Terra beten und um sie weinen. Doch das erst, wenn die Zeit dazu da ist. Jetzt heißt es erst einmal das Eisen nicht kalt werden lassen, sondern es schmieden solange die Glut noch darin sitzt.
Bevor wir konkret werden möchte ich eine ehr angenehme Pflicht abarbeiten. Unsere drei Kameraden dort. Er deutete auf Arius und die andern beiden Soldaten, zu denen sich alle Köpfe drehten. Werde ich Kraft meines Amtes durch eine Feldbeförderung in angemessene Dienstgrade erheben.
Dazu tritt vor… Gefreiter Dorian Fassbinder. Der Angesprochene machte einen Schritt in den Raum hinein. In Anbetracht ihrer Leistungen und moralischen wie dienstlicher Eignung, erhebe ich sie in den Stand eines Hauptgefreiten. Dies geschieht im Rahmen einer Feldbeförderung und ist daher ein Ausnahmeerlass. Ich habe diesen Beschluss mit ihrem Teileinheitsführer und dem diensthabenden Kommissar erörtert und für richtig befunden.
Ich gratuliere ihnen zur Beförderung. Er gab dem Mann die Hand und schlug ihm auf die Schulter. Kommissar Altmann tat trat ebenfalls heran und drückte die dargebotene Hand mit grimmigem Nicken.
Es tritt vor, Obergefreiter Selin Demirci. Neben Fassbinder stellte sich eine stämmige kleine Frau die aussah, als könne sie selbst den Major im Armdrücken besiegen. Ihre Linke lag in einer Schlinge. In Anbetracht ihrer Leistungen und moralischen wie dienstlicher Eignung, erhebe ich sie in den Stand eines Hauptgefreiten. Dies geschieht im Rahmen einer Feldbeförderung und ist daher ein Ausnahmeerlass. Ich habe diesen Beschluss mit ihrem Teileinheitsführer und dem diensthabenden Kommissar erörtert und für richtig befunden. Ich gratuliere ihnen zur Beförderung. Wieder wurden Hände geschüttelt.
Schließlich war Arius an der Reihe und machte das Dreiergespann voll.
In Anbetracht ihrer Leistungen und moralischen wie dienstlicher Eignung, erhebe ich sie in den Stand eines Unteroffiziers. Dies geschieht im Rahmen einer Feldbeförderung und ist daher ein Ausnahmeerlass. Die Ausbildungsinhalte, welche Voraussetzungsteil dieses Dienstgrades sind, müssen nach der Rückkehr in den Heimatstandort nachgeholt werden. Geschieht dies nicht, erlischt diese Beförderung. Ich habe diesen Beschluss mit ihrem Teileinheitsführer und dem diensthabenden Kommissar erörtert und für richtig befunden. Ich gratuliere ihnen zur Beförderung. Arius bekam die Hand von Altmann und Klein gedrückt. Die beiden Mannschaftsdienstgrade können ohne Meldung wegtreten. Demirci und Fassbinder verließen den Unterstand nach knappem Gruß.
Sie bleiben Kruger. Sie werden die Gruppe 8 von Stabsunteroffizier Stamas Siris übernehmen. Sie wurde schwer verwundet und ist ausgeflogen wurden. Für diese Gruppe gibt es einen Sonderauftrag zu dem ich gleich noch kommen werde. Er nahm einen Schluck Tangkahve und stellte die Tasse wieder ab. Meine Herren, meine Damen, wie haben den Willkommensgruß der Einheimischen entgegengenommen und werten diesen jetzt aus, um die Freundlichkeit angemessen erwidern zu können. Am besten beginnen wir mit den Ergebnissen, welche die Verhöre der Gefangenen durch Kommissar Altmann und Junior- Kommissarin Angelova ergeben haben. Bitte:
Angelova trat in die Runde der Versammelten und trug einige allgemeine Information vor, die sie ab und an von einem Klemmbrett ablas.
Die Gefangenen konnten umfangreich befragt werden. Da sie keine spezielle Ausbildung zum Widerstehen bewährten Befragungsmethoden genossen haben, gestaltete sich ihre Resistenz bemitleidenswert kläglich. Dadurch konnten die Verhöre mit angenehm wenig, zeitlichem Aufwand geführt werden. Allerdings gehören sie als junge Männer dem niedrigsten Stand ihrer Gesellschaft an. Sie genießen nicht den Schutz der Kindheit und sind noch keine vollwertigen Männer, ehe sie sich im Kampf oder auf der Jagd bewehrt haben. Dementsprechend werden sie wenig in die Vorgänge und Aktionen des Stammes eingeweiht und sind weniger Wert als Sklaven. Wie inzwischen bekannt sein dürfte, die interne Verbreitung von Gerüchten funktioniert wieder einmal bestens innerhalb der Kompanie, nennen sich die Eingeboren selbst Salzkrieger oder Sammler des Salzes. Sie fügen sich selbst rituelle Verletzungen zu, die durch die Behandlung mit Salz wulstiges Narbengewebe ausbilden. Je mehr solcher Narben sie bei einem Krieger erblicken, um so höher steht er in der Hierarchie des Stammes. Die genaue Entfernung des Heimatgebietes muss noch ermittelt werden, da die Längenangaben wenig präzise ausfielen. Wir vermuten momentan, dabei handelt es sich jedoch nur um eine sehr grobe Spekulation, dass die Salzkrieger ursprünglich aus dem Quellgebiet des XinHo stammen und somit etwas 800 Kilometer zurückgelegt hätte. Wie gesagt, keinen verifizierten Aussagen. Stämme die ihnen auf dieser Reise in den Weg kamen, wurden entweder vernichtet, einverleibt oder vertrieben. Dies hat nicht nur zu einem beträchtlichen Anwachsen des ursprünglichen Stammes geführt, sondern auch dafür gesorgt, dass ausweichende Stämme vor den Salzkriegern hergetrieben wurden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass jene Eingeborenen, die jetzt Druck auf die zivilisierten Siedlungen und Städte ausüben, die Bugwelle sind, die die Bewegung der Salzkrieger vor sich her schiebt.
Und wo vor rennen die? Wollte jemand aus der Reihe der Zuhörer wissen. Angelova kniff die Augen kurz zu Schlitzen zusammen, da sie offensichtlich nicht viel davon hielt unterbrochen zu werden. Dennoch ging sie auf die Frage ein.
Momentan können wir das nicht beantworten, da die Gefangenen zu wenig Einblick in diese Dinge haben. Bestenfalls ergingen sie sich in Andeutungen und Annahmen, die zum jetzigen Zeitpunkt für die unmittelbare Operation nicht relevant sind und erst noch näher geprüft werden müssen. Wir können davon ausgehen, dass der letzte Angriff ein Testen unserer Möglichkeiten und Stärke war. Ein Sieg über unsere Befestigung wäre sicherlich schön für den Feind gewesen, darf jedoch nicht als seine primäre Intention betrachtet werden. Zu den taktischen Einzelheiten unseres weiteren Vorgehens wird Major Klein gleich noch ins Detail gehen. Das wäre Alles von meiner Seite, Herr Kommissar.
Altmann tauschte mit der Junior- Kommissarin den Platz und übernahm den Bericht. Er musste dazu nicht auf Notizen zurückgreifen.
Unsere bisherigen Erkenntnisse lassen keinen Zweifel darüber, dass wir es bei den Eingeborenen mit Heiden, ja in Teilen sogar mit Ketzern zutun haben. Dies relativiert sich geringfügig dadurch, dass es offenkundig keine Ketzer der schlimmsten Sorte sind, wenn man dahingehend überhaupt eine Abstufung vornehmen darf. Ohne näher auf den Schmutz ihrer verdrehten Glaubenswelt einzugehen, sei ihnen gesagt, dass sie einer krude Mischung aus Geisterglauben und prä- Hauskrieg Unsinn anhängen, in die sogar Teile des imperialen Kultes eingeflossen sind. Letzteres dürfte seine Ursache in früheren Bemühungen der Konvertierung und Missionierung gehabt haben. Zwei maßgebliche Erkenntnisse konnten wir bis dato gewinnen. Erstens sind die Salzkrieger mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in der gesamten Stärke ihres Stammes an der Peripherie unseres Wirkungsbereiches. Dazu ist der Stamm zu groß und die logistischen Herausforderungen zu gewaltig. Die Jugendlichen der Angriffswelle heute Nacht sind als Vorhut zu betrachten. Das gibt uns einen Operationsspielraum zu dessen Nutzung der Major gleich noch konkretere Ausführungen machen wird. Zweitens ist es so, dass die Dschungelvölker keineswegs eine homogene Einheit bilden. Wie wir gehört haben, haben die Salzkrieger gegen andere Stämme gekämpft und es ist davon auszugehen, dass sie es noch immer tun. Uns bietet sich hier die Gelegenheit etwaige Verbündete oder Feinde von Feinden auf unsere Seite zu ziehen. Die Gefangenen haben Andeutungen gemacht, dass es entlang des XinHo Volksgruppen gibt, die ihrem Vormarsch feindlich gegenüberstehen und ihnen aktiven Widerstand leisten. Wie wir uns diese Haltung zunutze machen können wird Major Klein auseinandersetzen.
Wieder wechselten die Sprecher den Platz und der Major ergriff nun erneut das Wort. Wie sie gehört haben Herrschaften ist der Feind keineswegs in so optimaler Position, wie er sicher hätte das wir es glauben. Natürlich werden wir an diesem Riss den Hebel ansetzen und ordentlich Druck machen. Die Burschen haben ihr erstes Blatt gespielt, jetzt sind wir dran. Es werden vier Gruppen zusammengestellt, wobei diese nach Möglichkeit aus jenen Soldaten zusammengesellt werden, die bereits Vorerfahrung mit dem Dschungel als Terrain haben. Dazu ist der morgige Tag angesetzt. Die Männer und Frauen der Zehnen kennen sich gut genug, dass sie auch außerhalb ihrer ursprünglichen Gruppen zusammen agieren können. Da mache ich mir keine Sorgen. Drei dieser Gruppen werden in den Dschungel östlich des XinHo vorstoßen und den Feind bekämpfen wo sie ihn antreffen. Direktes Suchen und Vernichten bei eigenen überlegenen Kräften. Zahlenmäßig werden die Salzkrieger den Kampfgruppen über sein, doch wir haben Disziplin, Ausrüstung und den wahren Glauben auf unserer Seite. Sollte die Chancen doch gegen sie stehen, verlegen sie sich auf Sabotage und Störaktionen. Ein weiterer wichtiger Auftrag ist Aufklärung. Wer ist wann wo? Feindstärke, Positionen und Bewegungen. Die Wilden bauen auf Überraschung und Schreckmoment. Wissen ist die beste Methode beidem zu begegnen. Also melden sie bis die Antennen glühen. Die vierte Gruppe wird aus Gruppe 8 unter Unteroffizier Kruger bestehen. Entsprechende Bezeichnung Gruppe 4-8. Merken sie es sich. Ihre Aufgabe besteht darin Kontakt mit den Dörfern entlang des Flusses aufzunehmen. Waffeneinsatz nur im Falle von Selbst- und Kameradenschutz. Zu diesem Zweck wird Frau Esmah sie begleiten und ob ihrer spirituellen Befähigung die Kontaktaufnahme hoffentlich erleichtern. Außerdem bin ich mit dem Herrn Kommissar darüber eingekommen, dass ihnen Frau Esmah gestattet wird die Gefangenen ebenfalls zu befragen, bevor man sie ins Hinterland ausfliegen und internieren oder hinrichten wird. Eine Ausnahme durch die Natur ihrer bevorstehenden Aufgabe. Wenn es Fragen gibt die alle betreffen dann bitte jetzt. Der Rest kann anschließend in Einzelgesprächen geklärt werden.
So neu war er freilich nicht mehr, doch bis nicht ein Schwung Rekruten oder abkommandierter Fremdweltler eintreffen würde, würde er der Neue bleiben.
Die anderen waren schon da und haben mir erzählt was du gemacht hast. Ich danke dir. Sie legte den Kopf etwas schräg und lächelte dünn. Auch dafür, dass du erst mich und dann den schweren Bolter geschleppt hast. Ich bin übrigens Lennja. Sie tauschten einen Händedruck aus, was Kruger bemerken ließ, dass sie recht schwach war, denn ihr Druck war kaum spürbar. Wenn wir wieder in Gohmor sind gebe ich dir einen aus.
Danach befragte sie ihn nach den Geschehnissen der Schlacht, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte. Gewiss hatte sie das meiste schon von den Kameraden ihres Zuges gehört, aber es war ein Gesprächsthema auf das sich beide, eigentlich Fremden, einigen konnten.
Es war noch schwer die Person einzuschätzen, die er da gerettet hatte. Sie schien sympathisch zu sein, soweit man das bei jemanden beurteilen konnte, der nur da lag und zuhörte.
Irgendwann bemerkte Arius, dass selbst das sie anzustrengen schien und ihr immer wieder die Augen zufielen. Bevor sie ganz in den Schlaff überdriftete, fragte sie ihn ob er bei Gelegenheit wiederkommen würde, war jedoch ins Reich der Träume abgedriftet, ehe ihr Retter in dienstlich gelieferter Rüstung ihr eine Antwort hatte geben können.
Vor dem Zelt reinigte ein Sanitäter das Besteck seiner Zunft in chemisch riechendem Wasser. Er unterbrach seine Tätigkeit gerade zu einer Zigarette und erzählte Arius, den er sicher für ein Mitglied aus der Gruppe oder dem Zug der Verwundeten hielt, dass man bei der nächsten Nachschubslieferung einen Arzt erwartete. Lennjas Verwundung war recht schwerwiegend und es musste dann entschieden werden, ob sie zur Genesung ausgeflogen wurde. Er äußerte außerdem den Gedanken, dass man einen Arzt nur dann in den Dschungel schaffte um die Sanis zu bevormunden, wenn man mit sehr viel mehr Verletzten rechnete.
Ihre Unterhaltung wurde von einem Hauptgefreiten unterbrochen, der Arius gesucht hatte. Da bist du ja! Du sollst dich im Kommandostand melden. Dienstbesprechung in Zehn.
Zur verlangten Zeit fand sich Arius mit zwei weiteren Mannschaftsdienstgraden vor dem tiefer gelegenen Eingang zum Kommandostand ein. Die Feldwebel und Offiziere der Zehnten betraten den Unterstand und wurden gegrüßt. Nach Art der Zehnten legten die Soldaten den gekrümmten und zusammengelegten Zeige- und Mittelfinger gegen die Brust. Den Ursprung dieser Geste konnte niemand mehr benennen aber es war üblich so zu grüßen wenn man im Feld war. Die Hand an der Schläfe, wie es nach Vorschrift gewesen wäre, hätte Scharfschützen und ungewollten Beobachtern zu eindeutig angezeigt wer der höhere Dienstgrad war. Abschließend betrat auch die Predigerin den Unterstand und letztlich orderte man die einfachen Soldaten hinein.
Innen waren die Spuren der vergangenen Nacht beseitigt wurden. Nur wer es wusste konnte die Einwirkungen der abgefeuerten Schrotpatrone anhand von Löchern und Kratzern in Wand und Equipment erkennen.
In der Mitte war der Kartentisch aufgebaut, die Feldwebel und Offiziere standen in kleinen Gruppen und unterhielten sich. Der Geruch von Zigaretten, Schweiß, Tangkahve und altem Schmauch hing in der Luft. Nicht wenige der Anwesenden trugen Verbände oder ließen Schrammen und Kratzer erkennen. Zeugnisse des vergangenen Kampfes. Auch Major Klein war nicht unbeschadet daraus hervorgegangen.
Sein grobschlächtiges Gesicht war mit kleinen Kratzern gesprenkelt, ein Auge blutunterlaufen. Dennoch erfüllte der Geist des Sieges und der Zuversicht den Raum. Ein wenig verloren standen die drei Soldaten beim Eingang bis der Major Achtung befahl und die Anwesenden ins Stillgestanden gingen. Klein stellte seine verbeulte Blechtasse auf den Kartentisch und zog sein verschwitztes Uniformshemd gerade.
Kameraden! Die letzte Nacht hat uns Tote und Verwundete gekostet und wir werden für unsere Gefallenen Brüder und Schwestern in Terra beten und um sie weinen. Doch das erst, wenn die Zeit dazu da ist. Jetzt heißt es erst einmal das Eisen nicht kalt werden lassen, sondern es schmieden solange die Glut noch darin sitzt.
Bevor wir konkret werden möchte ich eine ehr angenehme Pflicht abarbeiten. Unsere drei Kameraden dort. Er deutete auf Arius und die andern beiden Soldaten, zu denen sich alle Köpfe drehten. Werde ich Kraft meines Amtes durch eine Feldbeförderung in angemessene Dienstgrade erheben.
Dazu tritt vor… Gefreiter Dorian Fassbinder. Der Angesprochene machte einen Schritt in den Raum hinein. In Anbetracht ihrer Leistungen und moralischen wie dienstlicher Eignung, erhebe ich sie in den Stand eines Hauptgefreiten. Dies geschieht im Rahmen einer Feldbeförderung und ist daher ein Ausnahmeerlass. Ich habe diesen Beschluss mit ihrem Teileinheitsführer und dem diensthabenden Kommissar erörtert und für richtig befunden.
Ich gratuliere ihnen zur Beförderung. Er gab dem Mann die Hand und schlug ihm auf die Schulter. Kommissar Altmann tat trat ebenfalls heran und drückte die dargebotene Hand mit grimmigem Nicken.
Es tritt vor, Obergefreiter Selin Demirci. Neben Fassbinder stellte sich eine stämmige kleine Frau die aussah, als könne sie selbst den Major im Armdrücken besiegen. Ihre Linke lag in einer Schlinge. In Anbetracht ihrer Leistungen und moralischen wie dienstlicher Eignung, erhebe ich sie in den Stand eines Hauptgefreiten. Dies geschieht im Rahmen einer Feldbeförderung und ist daher ein Ausnahmeerlass. Ich habe diesen Beschluss mit ihrem Teileinheitsführer und dem diensthabenden Kommissar erörtert und für richtig befunden. Ich gratuliere ihnen zur Beförderung. Wieder wurden Hände geschüttelt.
Schließlich war Arius an der Reihe und machte das Dreiergespann voll.
In Anbetracht ihrer Leistungen und moralischen wie dienstlicher Eignung, erhebe ich sie in den Stand eines Unteroffiziers. Dies geschieht im Rahmen einer Feldbeförderung und ist daher ein Ausnahmeerlass. Die Ausbildungsinhalte, welche Voraussetzungsteil dieses Dienstgrades sind, müssen nach der Rückkehr in den Heimatstandort nachgeholt werden. Geschieht dies nicht, erlischt diese Beförderung. Ich habe diesen Beschluss mit ihrem Teileinheitsführer und dem diensthabenden Kommissar erörtert und für richtig befunden. Ich gratuliere ihnen zur Beförderung. Arius bekam die Hand von Altmann und Klein gedrückt. Die beiden Mannschaftsdienstgrade können ohne Meldung wegtreten. Demirci und Fassbinder verließen den Unterstand nach knappem Gruß.
Sie bleiben Kruger. Sie werden die Gruppe 8 von Stabsunteroffizier Stamas Siris übernehmen. Sie wurde schwer verwundet und ist ausgeflogen wurden. Für diese Gruppe gibt es einen Sonderauftrag zu dem ich gleich noch kommen werde. Er nahm einen Schluck Tangkahve und stellte die Tasse wieder ab. Meine Herren, meine Damen, wie haben den Willkommensgruß der Einheimischen entgegengenommen und werten diesen jetzt aus, um die Freundlichkeit angemessen erwidern zu können. Am besten beginnen wir mit den Ergebnissen, welche die Verhöre der Gefangenen durch Kommissar Altmann und Junior- Kommissarin Angelova ergeben haben. Bitte:
Angelova trat in die Runde der Versammelten und trug einige allgemeine Information vor, die sie ab und an von einem Klemmbrett ablas.
Die Gefangenen konnten umfangreich befragt werden. Da sie keine spezielle Ausbildung zum Widerstehen bewährten Befragungsmethoden genossen haben, gestaltete sich ihre Resistenz bemitleidenswert kläglich. Dadurch konnten die Verhöre mit angenehm wenig, zeitlichem Aufwand geführt werden. Allerdings gehören sie als junge Männer dem niedrigsten Stand ihrer Gesellschaft an. Sie genießen nicht den Schutz der Kindheit und sind noch keine vollwertigen Männer, ehe sie sich im Kampf oder auf der Jagd bewehrt haben. Dementsprechend werden sie wenig in die Vorgänge und Aktionen des Stammes eingeweiht und sind weniger Wert als Sklaven. Wie inzwischen bekannt sein dürfte, die interne Verbreitung von Gerüchten funktioniert wieder einmal bestens innerhalb der Kompanie, nennen sich die Eingeboren selbst Salzkrieger oder Sammler des Salzes. Sie fügen sich selbst rituelle Verletzungen zu, die durch die Behandlung mit Salz wulstiges Narbengewebe ausbilden. Je mehr solcher Narben sie bei einem Krieger erblicken, um so höher steht er in der Hierarchie des Stammes. Die genaue Entfernung des Heimatgebietes muss noch ermittelt werden, da die Längenangaben wenig präzise ausfielen. Wir vermuten momentan, dabei handelt es sich jedoch nur um eine sehr grobe Spekulation, dass die Salzkrieger ursprünglich aus dem Quellgebiet des XinHo stammen und somit etwas 800 Kilometer zurückgelegt hätte. Wie gesagt, keinen verifizierten Aussagen. Stämme die ihnen auf dieser Reise in den Weg kamen, wurden entweder vernichtet, einverleibt oder vertrieben. Dies hat nicht nur zu einem beträchtlichen Anwachsen des ursprünglichen Stammes geführt, sondern auch dafür gesorgt, dass ausweichende Stämme vor den Salzkriegern hergetrieben wurden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass jene Eingeborenen, die jetzt Druck auf die zivilisierten Siedlungen und Städte ausüben, die Bugwelle sind, die die Bewegung der Salzkrieger vor sich her schiebt.
Und wo vor rennen die? Wollte jemand aus der Reihe der Zuhörer wissen. Angelova kniff die Augen kurz zu Schlitzen zusammen, da sie offensichtlich nicht viel davon hielt unterbrochen zu werden. Dennoch ging sie auf die Frage ein.
Momentan können wir das nicht beantworten, da die Gefangenen zu wenig Einblick in diese Dinge haben. Bestenfalls ergingen sie sich in Andeutungen und Annahmen, die zum jetzigen Zeitpunkt für die unmittelbare Operation nicht relevant sind und erst noch näher geprüft werden müssen. Wir können davon ausgehen, dass der letzte Angriff ein Testen unserer Möglichkeiten und Stärke war. Ein Sieg über unsere Befestigung wäre sicherlich schön für den Feind gewesen, darf jedoch nicht als seine primäre Intention betrachtet werden. Zu den taktischen Einzelheiten unseres weiteren Vorgehens wird Major Klein gleich noch ins Detail gehen. Das wäre Alles von meiner Seite, Herr Kommissar.
Altmann tauschte mit der Junior- Kommissarin den Platz und übernahm den Bericht. Er musste dazu nicht auf Notizen zurückgreifen.
Unsere bisherigen Erkenntnisse lassen keinen Zweifel darüber, dass wir es bei den Eingeborenen mit Heiden, ja in Teilen sogar mit Ketzern zutun haben. Dies relativiert sich geringfügig dadurch, dass es offenkundig keine Ketzer der schlimmsten Sorte sind, wenn man dahingehend überhaupt eine Abstufung vornehmen darf. Ohne näher auf den Schmutz ihrer verdrehten Glaubenswelt einzugehen, sei ihnen gesagt, dass sie einer krude Mischung aus Geisterglauben und prä- Hauskrieg Unsinn anhängen, in die sogar Teile des imperialen Kultes eingeflossen sind. Letzteres dürfte seine Ursache in früheren Bemühungen der Konvertierung und Missionierung gehabt haben. Zwei maßgebliche Erkenntnisse konnten wir bis dato gewinnen. Erstens sind die Salzkrieger mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in der gesamten Stärke ihres Stammes an der Peripherie unseres Wirkungsbereiches. Dazu ist der Stamm zu groß und die logistischen Herausforderungen zu gewaltig. Die Jugendlichen der Angriffswelle heute Nacht sind als Vorhut zu betrachten. Das gibt uns einen Operationsspielraum zu dessen Nutzung der Major gleich noch konkretere Ausführungen machen wird. Zweitens ist es so, dass die Dschungelvölker keineswegs eine homogene Einheit bilden. Wie wir gehört haben, haben die Salzkrieger gegen andere Stämme gekämpft und es ist davon auszugehen, dass sie es noch immer tun. Uns bietet sich hier die Gelegenheit etwaige Verbündete oder Feinde von Feinden auf unsere Seite zu ziehen. Die Gefangenen haben Andeutungen gemacht, dass es entlang des XinHo Volksgruppen gibt, die ihrem Vormarsch feindlich gegenüberstehen und ihnen aktiven Widerstand leisten. Wie wir uns diese Haltung zunutze machen können wird Major Klein auseinandersetzen.
Wieder wechselten die Sprecher den Platz und der Major ergriff nun erneut das Wort. Wie sie gehört haben Herrschaften ist der Feind keineswegs in so optimaler Position, wie er sicher hätte das wir es glauben. Natürlich werden wir an diesem Riss den Hebel ansetzen und ordentlich Druck machen. Die Burschen haben ihr erstes Blatt gespielt, jetzt sind wir dran. Es werden vier Gruppen zusammengestellt, wobei diese nach Möglichkeit aus jenen Soldaten zusammengesellt werden, die bereits Vorerfahrung mit dem Dschungel als Terrain haben. Dazu ist der morgige Tag angesetzt. Die Männer und Frauen der Zehnen kennen sich gut genug, dass sie auch außerhalb ihrer ursprünglichen Gruppen zusammen agieren können. Da mache ich mir keine Sorgen. Drei dieser Gruppen werden in den Dschungel östlich des XinHo vorstoßen und den Feind bekämpfen wo sie ihn antreffen. Direktes Suchen und Vernichten bei eigenen überlegenen Kräften. Zahlenmäßig werden die Salzkrieger den Kampfgruppen über sein, doch wir haben Disziplin, Ausrüstung und den wahren Glauben auf unserer Seite. Sollte die Chancen doch gegen sie stehen, verlegen sie sich auf Sabotage und Störaktionen. Ein weiterer wichtiger Auftrag ist Aufklärung. Wer ist wann wo? Feindstärke, Positionen und Bewegungen. Die Wilden bauen auf Überraschung und Schreckmoment. Wissen ist die beste Methode beidem zu begegnen. Also melden sie bis die Antennen glühen. Die vierte Gruppe wird aus Gruppe 8 unter Unteroffizier Kruger bestehen. Entsprechende Bezeichnung Gruppe 4-8. Merken sie es sich. Ihre Aufgabe besteht darin Kontakt mit den Dörfern entlang des Flusses aufzunehmen. Waffeneinsatz nur im Falle von Selbst- und Kameradenschutz. Zu diesem Zweck wird Frau Esmah sie begleiten und ob ihrer spirituellen Befähigung die Kontaktaufnahme hoffentlich erleichtern. Außerdem bin ich mit dem Herrn Kommissar darüber eingekommen, dass ihnen Frau Esmah gestattet wird die Gefangenen ebenfalls zu befragen, bevor man sie ins Hinterland ausfliegen und internieren oder hinrichten wird. Eine Ausnahme durch die Natur ihrer bevorstehenden Aufgabe. Wenn es Fragen gibt die alle betreffen dann bitte jetzt. Der Rest kann anschließend in Einzelgesprächen geklärt werden.