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Orogangwa
#10
Ignatz reagierte nicht kaltblütig und besonders nicht richtig. Sequoyah hatte Verständnis dafür, dass der Professor vor Ehrfurcht vor dem Tier nicht gleich auf es schießen wollte. Ihm selbst war es auch schon so auf er Pirsch ergangen, aber es kam immer der Moment, wo man wieder zu sich finden und schießen musste. Pragmatismus hatte nun einmal Vorrang, auch für "Naturvölker" wie dem, dem Sequoyah entstammte.
Der Professor war aber nicht pragmatisch und ließ weitere wertvolle Momente verstreichen. Dann war das Tier weg und nur durch Bijans Ruf konnte er es wieder verorten. Es war natürlich zu spät um etwas zu machen und so mussten sie tatenlos den Angriff über sich ergehen lassen.
Die Rammattacke war schon schlimm genug gewesen und hatte ihn, wie die Anderen durchgeschüttelt. Der zweite Angriff übertraf das noch einmal. Für einen Moment sah er nur Zähne und in der Dunkelheit glänzende Augen, dann kam alles ins rutschen. Sequoyah schaffte es im Gegensatz zu den Anderen gerade noch so seinen Stand durch einen seitlichen Ausfallschritt zu bewahren und stellte fest, dass er genau am Bootsrand stand und ein paar Zentimeter mehr ihn über Bord befördert hätten.
Er ließ Paddel und Muskete fallen und zog den panisch strampelnden Cordell wieder vollständig ins Boot zurück und schob ihn auf den Platz auf dem er selbst zuvor gesessen hatte.
"Wirf den Außenborder an und bring uns hier raus!" Schrie er ihn an und schüttelte den schockstarren Mann, ehe er Bijan zurief sich um den Professor zu kümmern. Mit seiner Muskete in der Hand und Cordells Revolver in den Stofflendenschurz geschoben, wendete er sich dem Dornenrücken zu. Sequoyah war sich irgendwie sicher, dass das Tier sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatte und ihn erkannte. Zumindest löste es seine Zähne vom Bootsrand und streckte seine Zunge in seine Richtung aus. Sequoyah ahnte, dass die Kreatur gerade versuchte ihn einzuordnen und er gedachte nicht ihr die Zeit dafür zu lassen. Die Muskete schnellte hoch und der Feuerstein traf auf das Zündkraut. Mit einem in der Nacht gefühlt ohrenbetäubend lautem Knall löste sich der Schuss und der Geruch verbranntem Schießpulvers waberte über dem Boot. Sequoyah hatte wie so oft aus Angewohnheit mit einem schlecht eingezogenen Kolben ohne viel zu zielen gefeuert, aber aus dieser Entfernung konnte der Schuss nicht daneben gehen.
Der Dornenrücken brüllte vor Schmerz und Überraschung laut auf, ließ vom Bootsrand ab und tauchte in die nassen Fluten ab, während Sequoyah versuchte mit dem Revolver zu treffen. Aber die Waffe lag zu ungewohnt in seinen Händen und das Tie war zu schnell verschwunden und so spritzte nur Wasser auf, wo die Kugeln daneben gingen.
Hinter sich konnte Sequoyah hören, wie Cordell den Motor anwarf und das Boot im Fluss wendete, um Richtung Dampfschiff zurück zu kommen. Gerade als Sequoyah sich zu Schnabelmayer nach vorne begeben wollte, tauchte der Dornenrücken wieder auf. Zuerst sah er ihn gar nicht, weil nur die Dornen aus dem Wasser ragten, dann krachte das Tier wieder in das Boot, Metall ächzte und Sequoyah wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Dieses mal konnte er sich nicht abfangen, sondern fiel der Länge nach hin und schlug sich die Lippe und Knie auf. Revolver und Muskete waren ihm entglitten und nur das Paddel, das er vorhin verwendet hatte, lag in Griffreichweite. Mühsam stand er wieder auf und hielt das Paddel abwehrbereit vor sich.
"Schießt es endlich ab oder werft ihm eine Leuchtfackel in den Rachen! Wir müssen das Vieh jetzt vertreiben oder wir sind alle tot!"
Die Angst vor so einem Schicksal war nicht nur an Sequoyahs Augen abzulesen, sondern auch daran, dass er das Tier als Vieh bezeichnete. Einen Ausdruck, den er sonst nie in den Mund nahm.
Mit zwei humpelnden Schritten war Sequyah an den, in den Bootsrand verbissenen, Dornenrücken herangetreten und zog ihm das Paddel mit voller Kraft über den Schädel. Der erwünschte Effekt blieb aber aus, und mit einem kräftigen Bissen zertrümmerte das Tier das Paddel, um dann im Anschluss den Störenfried mit einem Prankenhieb niederzustrecken. Scharfer Schmerz zuckte durch Sequoyahs Brust und im nach hinten fallen, konnte er einen Blick auf die stark blutenden Wunden auf seinem Oberkrörper erhaschen, ehe er schwer gegen die Bootsumrandung fiel und sich vor Schmerzen zu krümmen begann.
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