11-08-2008, 06:47 PM
Stille stahl sich ein, zwischen erklungene Freuden und verstummten Gesang, was an spärlich gewandeten Weibsvolk noch getanzt hatte, regte sich nicht mehr. Zwei beleibte Riesen, deren aufgeblähter Wanst versiert von Pusteln und eitrigen Ekzemen einzig von dicken Lederbändern in Form gehalten wurde, schleppten eine flache gezimmerte Platte heran, welche über zwei der “Tanzbühnen” aufgebahrt wurde und somit unmittelbar vor Melanie einen behelfsmäßigen Tisch bildete. Schweigen war eingetreten, und jene sich anspannende Gemütsruhe, übertrug sich auch auf die konsterniert starrenden “Höflinge” Al Chaliks, deren vormals noch feiernde Mienen sich nun zu langen Schatten trübten. Welch Schauspiel auch immer sie erwarten würde, es war vorhersehbar, das dies nie und nimmer etwas gutes verheißen mochte. Just erhob sich aus der gesichtslosen Masse ein einzelner Mann, das offenbar verwüstete Gesicht durch eine goldene Maske, welche stetig lächelte, verborgen. Auch jene symbolisierte einen Mann, bärtig, farblose, lidlose Augen aufgerissen, aufmerksam dreinblickend, nicht etwa bedrohlich oder einschüchternd, viel mehr das geübte Maß eines Magus, wie man es nun mal aus verstaubten Büchern wusste. Aus einer gleichsam schmächtigen wie prächtigen Lade barg er drei dünne seidene Schleier, welche er in handbreitem Abstand vor ihr auf die Platte legte, der erste von erstrahlendem Safran, der zweite von erfrischendem Azur, der dritte allerdings zornstrahlend von dunklem Zinnober.
“Dies sind die drei Schleier Al Chaliks, ein jeder entrissen aus den Händen eines seiner bevorzugten Weiber, ein jeder Symbol seiner Herrlichkeit über ein sandiges Reich der Wüste, den jedes Weib war gleichsam eine Stammesprinzessin! Esia, Tochter des Ai Chani, Tribut der Wüste Jai-Nal! Niobe, Tochter des Eleok, Tribut der Wüsten Edea und Achemend! Tscholeni, Tribut der Wüste Uduna!” , zu jedem abklingenden Namen erschallte ein angeschlagener schwerer Gong, während alle mit Ausnahme des Kriegsfürsten, diesen melodisch, schlangentänzelnd wiederholten, “Dies sind die Eroberungen unseres gewaltigen Fürsten Al Chalik, gepriesen sei sein Name über den jedes falschen Stammesfürsten! Einzig Al Chalik vermag alle Wüsten unter einem Banner zu einen um schließlich die geweihten Ländereien von den Fremden zu befreien! In all seiner Gnade und Güte, verkündet unser Fürst folgendes, wenn das Seherweib wahrlich jene Begabung besitze, so möge sie den rechten Schleier aus jenen Drei erwählen, den nur einer gehörte wahrhaftig einer seiner Konkubinen, alle anderen sind verdorbene Trophäen jener die einstmals aufbegehrten! Wähle nun, Weib, und wähle klug, den ein fälschlich verkündetes Wort mag dir Leib und Seele kosten!”
So war dies nun also jene verheißene “Prüfung”, welche sie bestehen sollte, sofern sie Interesse an weiteren Atemzügen hätte. Fast schon bittere Parodie erschien es ihr, wie man ihr derlei viele “Schwüre”, “Beweise” und “Taten” abforderte, gänzlich unbedeutend von welcher Fürstenhand sie sich entwand. Allerdings, so befand sie, erübrigte sich lediglich eine unvermittelte Menschenfrage, nämlich, ob derlei “Wissen” überhaupt erstehlbar war. Was mochte man schon aus dargebrachten Seidenfetzen lesen, welche noch so geringe Information mochte man aus dem luftig gewobenen Raupenfäden entziehen, ohne diese dabei mit speziellen Vorrichtungen und kriminalistischen Instrumenten zerlegen zu müssen? Sie hatte übereifrige reagiert, zu schnell geschossen, und dennoch wusste sie, das es dies zu überwinden galt, um weiterhin einem vorgegebenem Pfad folgen zu können. So streckte sie nun die rechte Hand, zitternd, kreisend wie ein erhabener Magus, flüsternd, murmelnd abgebrochene “Verse” wiederholend, was sie so manchen “verwirrten” Blick einheimsen ließ.
Jedoch, allmählich, erspürte sie zwischen den einzelnen Fältchen ihrer Fingerkuppen, unscheinbar geringe Spinnzwirn, wie sie etwa ein solches Tier vom Hinterleib her weben mochte. Die zusammengepressten, weniger den hauchdünnen Fäden, flossen wie erhitzter Sirup zwischen den Gliedern hindurch, nur geringste Kügelchen hafteten an den rauen Abschürfungen der Haut, gerade mal ausreichend um es derartig ertasten zu können.
Safran. Nicht zu erwarten, bedachte man die angebliche Herkunft jenes Stoffes. In tiefer liegenden Pigmenten verborgen, winziges rotes Salzkorn, fein zerrieben, überzog es nachhaltig besudelnd dessen relative Reinheit. Sofern man sich konzentrieren mochte, wandelten sich die zerrissenen Raupenfäden, die fransigen, durchtrennten Enden aneinandergliedernd, zu einem gänzlich anderem Muster. Es widerspiegelte ein einstmals wohl kostspieliges Halstuch, die makellosen citrinfarbenen Schlaufen waren durch schwarze und weiße Flecken unterbrochen, welche aus höherer Distanz betrachtet, wohl umkreisende Bienen darstellen sollten. Unzweifelhaft jedoch, gehörte jene angestaute Leibesmasse welches es umschloss, eine schwabbelige, doppelkinnige Gurgel, nicht zu einer hübschen Konkubine. Noch immer lagen seine eingetrockneten Hautschuppen säuberlich durch stählerne Zangen durchtrennt in den gewellten Rippen seines Tuches. Die träge auf und ab schwingende Resonanz seine Agonie vollgesogenen Todesschreies hallte noch wie ein abklingendes Echo im luftleeren Raum nach.
Ähnlich verhielt es sich bei beiden anderen Schleiern, sie waren nicht etwa wahrhaftig das was sie sein sollten, sondern lediglich Fetzen eines größeren Stückes, azur entsprach dem zerrissenen Schoßrock eines gohmoranischen Fernhändlers, welcher auf halber Strecke aufgelauert und abgeschlachtet wurde. Zinnober schließlich, entsprach dem bescheidenen Äquivalent einer imperialen Kardinalsrobe, genau wie sie eben von Missionaren dieser Welt so gerne getragen wurde. Wie hier, verhalf dies, eine überaus willkommene Zielerleichterung für einen Schützen zu bilden. Ablehnend hob sie schließlich den Kopf, schüttelnd, während sie mit den Händen zurück an ihren Schoß glitt.
“Dies ist alles belangloses Blendwerk, Großmächtiger, jeder einzelne dieser Schleier ein Trug, ein launischer Schwindel… Dieser hier, Safran, luftig leicht, von östlicher Faserung, wurde einem stattlichen Stammesfürsten genommen, nachdem sein Haupt von den Schultern rollte… dieser hier, Azur, klar wie das erhoffte Eis des Nordens, geraubt von den Beinkleidern eines weitgereisten Merkantilisten… Und dieser von blutigem Zinnober, mochte einst einem frevlerischen Ketzermeister des Goldenen Adlers gehört haben, ehe ihr ihn seiner Haut beraubt durch die Wüste irren ließet.”
“Dies entspricht den reinen Worten wie sie vom Saft der Rebe herabperlen, Wir sind erstaunt darüber, das du Uns nicht betrogen hast, Seherweib, so wollen Wir deinem Wort nun ein Sandkorn des Glaubens beimessen, so erzähle Uns, vom Heer des Lügners.”
“Großmächtiger, das “Heer” des Usurpators ist schwach, gänzlich unloyal, sind die wenigen welche er um sich scharrte “Kehlenschlitzer” welche ihm beim kleinsten Zeichen verraten würden! Was sich an aufrechtem Wüstenvolk um seinen Wahnsinn versammelt hat, sind grausam entstellte Unholde, welche für ketzerische Taten aus früheren Leben bestraft wurden… mordend, plündernd und brennend durchfegten sie die Wüsten, welche doch vom Rechte her euch gehören sollten, raubten eure Sklaven, eure Ernte und eure Carnaks… Es entspricht dem Willen der uralten Götter, welche diese Welt schon aus dem Taufbecken empor hievten, das ihr an seiner Stelle regiert, über ganz Rasankur und somit über die ganze Steppe, vom fernen östlichen Morgenrot bis zum westlich versinkenden Feuerrad! Doch dies, so künden mir die verblichenen Geister eurer Ahnherren, vermag einzig zu geschehen, wenn euer starker Schwertarm konzentriert vom Westen her zuschlägt, da im Norden zweifellos bereits eine große Schar versammelt ist, um euch die Enge von Anschad und Tiutes zu verweigern…”
“Deine Kenntnis der Ahnengeister verblüfft Uns, Weib, so glaubst du doch deren weise Worte vernehmen zu können, obwohl du nicht von Unserer Welt abstammst. Daraus folgern Wir, das es im Wunsch des Usurpators liegen könnte, das eben aus dieser von dir genannten Richtung ein Schlag erfolgen sollte… Unsere Späher werden dies zweifellos baldigst erfahren haben, und so die Geister der Wüsten wollen, an Unser Ohr tragen, sodass Wir über Eure Worte sinnieren können…”
“Dies sind die drei Schleier Al Chaliks, ein jeder entrissen aus den Händen eines seiner bevorzugten Weiber, ein jeder Symbol seiner Herrlichkeit über ein sandiges Reich der Wüste, den jedes Weib war gleichsam eine Stammesprinzessin! Esia, Tochter des Ai Chani, Tribut der Wüste Jai-Nal! Niobe, Tochter des Eleok, Tribut der Wüsten Edea und Achemend! Tscholeni, Tribut der Wüste Uduna!” , zu jedem abklingenden Namen erschallte ein angeschlagener schwerer Gong, während alle mit Ausnahme des Kriegsfürsten, diesen melodisch, schlangentänzelnd wiederholten, “Dies sind die Eroberungen unseres gewaltigen Fürsten Al Chalik, gepriesen sei sein Name über den jedes falschen Stammesfürsten! Einzig Al Chalik vermag alle Wüsten unter einem Banner zu einen um schließlich die geweihten Ländereien von den Fremden zu befreien! In all seiner Gnade und Güte, verkündet unser Fürst folgendes, wenn das Seherweib wahrlich jene Begabung besitze, so möge sie den rechten Schleier aus jenen Drei erwählen, den nur einer gehörte wahrhaftig einer seiner Konkubinen, alle anderen sind verdorbene Trophäen jener die einstmals aufbegehrten! Wähle nun, Weib, und wähle klug, den ein fälschlich verkündetes Wort mag dir Leib und Seele kosten!”
So war dies nun also jene verheißene “Prüfung”, welche sie bestehen sollte, sofern sie Interesse an weiteren Atemzügen hätte. Fast schon bittere Parodie erschien es ihr, wie man ihr derlei viele “Schwüre”, “Beweise” und “Taten” abforderte, gänzlich unbedeutend von welcher Fürstenhand sie sich entwand. Allerdings, so befand sie, erübrigte sich lediglich eine unvermittelte Menschenfrage, nämlich, ob derlei “Wissen” überhaupt erstehlbar war. Was mochte man schon aus dargebrachten Seidenfetzen lesen, welche noch so geringe Information mochte man aus dem luftig gewobenen Raupenfäden entziehen, ohne diese dabei mit speziellen Vorrichtungen und kriminalistischen Instrumenten zerlegen zu müssen? Sie hatte übereifrige reagiert, zu schnell geschossen, und dennoch wusste sie, das es dies zu überwinden galt, um weiterhin einem vorgegebenem Pfad folgen zu können. So streckte sie nun die rechte Hand, zitternd, kreisend wie ein erhabener Magus, flüsternd, murmelnd abgebrochene “Verse” wiederholend, was sie so manchen “verwirrten” Blick einheimsen ließ.
Jedoch, allmählich, erspürte sie zwischen den einzelnen Fältchen ihrer Fingerkuppen, unscheinbar geringe Spinnzwirn, wie sie etwa ein solches Tier vom Hinterleib her weben mochte. Die zusammengepressten, weniger den hauchdünnen Fäden, flossen wie erhitzter Sirup zwischen den Gliedern hindurch, nur geringste Kügelchen hafteten an den rauen Abschürfungen der Haut, gerade mal ausreichend um es derartig ertasten zu können.
Safran. Nicht zu erwarten, bedachte man die angebliche Herkunft jenes Stoffes. In tiefer liegenden Pigmenten verborgen, winziges rotes Salzkorn, fein zerrieben, überzog es nachhaltig besudelnd dessen relative Reinheit. Sofern man sich konzentrieren mochte, wandelten sich die zerrissenen Raupenfäden, die fransigen, durchtrennten Enden aneinandergliedernd, zu einem gänzlich anderem Muster. Es widerspiegelte ein einstmals wohl kostspieliges Halstuch, die makellosen citrinfarbenen Schlaufen waren durch schwarze und weiße Flecken unterbrochen, welche aus höherer Distanz betrachtet, wohl umkreisende Bienen darstellen sollten. Unzweifelhaft jedoch, gehörte jene angestaute Leibesmasse welches es umschloss, eine schwabbelige, doppelkinnige Gurgel, nicht zu einer hübschen Konkubine. Noch immer lagen seine eingetrockneten Hautschuppen säuberlich durch stählerne Zangen durchtrennt in den gewellten Rippen seines Tuches. Die träge auf und ab schwingende Resonanz seine Agonie vollgesogenen Todesschreies hallte noch wie ein abklingendes Echo im luftleeren Raum nach.
Ähnlich verhielt es sich bei beiden anderen Schleiern, sie waren nicht etwa wahrhaftig das was sie sein sollten, sondern lediglich Fetzen eines größeren Stückes, azur entsprach dem zerrissenen Schoßrock eines gohmoranischen Fernhändlers, welcher auf halber Strecke aufgelauert und abgeschlachtet wurde. Zinnober schließlich, entsprach dem bescheidenen Äquivalent einer imperialen Kardinalsrobe, genau wie sie eben von Missionaren dieser Welt so gerne getragen wurde. Wie hier, verhalf dies, eine überaus willkommene Zielerleichterung für einen Schützen zu bilden. Ablehnend hob sie schließlich den Kopf, schüttelnd, während sie mit den Händen zurück an ihren Schoß glitt.
“Dies ist alles belangloses Blendwerk, Großmächtiger, jeder einzelne dieser Schleier ein Trug, ein launischer Schwindel… Dieser hier, Safran, luftig leicht, von östlicher Faserung, wurde einem stattlichen Stammesfürsten genommen, nachdem sein Haupt von den Schultern rollte… dieser hier, Azur, klar wie das erhoffte Eis des Nordens, geraubt von den Beinkleidern eines weitgereisten Merkantilisten… Und dieser von blutigem Zinnober, mochte einst einem frevlerischen Ketzermeister des Goldenen Adlers gehört haben, ehe ihr ihn seiner Haut beraubt durch die Wüste irren ließet.”
“Dies entspricht den reinen Worten wie sie vom Saft der Rebe herabperlen, Wir sind erstaunt darüber, das du Uns nicht betrogen hast, Seherweib, so wollen Wir deinem Wort nun ein Sandkorn des Glaubens beimessen, so erzähle Uns, vom Heer des Lügners.”
“Großmächtiger, das “Heer” des Usurpators ist schwach, gänzlich unloyal, sind die wenigen welche er um sich scharrte “Kehlenschlitzer” welche ihm beim kleinsten Zeichen verraten würden! Was sich an aufrechtem Wüstenvolk um seinen Wahnsinn versammelt hat, sind grausam entstellte Unholde, welche für ketzerische Taten aus früheren Leben bestraft wurden… mordend, plündernd und brennend durchfegten sie die Wüsten, welche doch vom Rechte her euch gehören sollten, raubten eure Sklaven, eure Ernte und eure Carnaks… Es entspricht dem Willen der uralten Götter, welche diese Welt schon aus dem Taufbecken empor hievten, das ihr an seiner Stelle regiert, über ganz Rasankur und somit über die ganze Steppe, vom fernen östlichen Morgenrot bis zum westlich versinkenden Feuerrad! Doch dies, so künden mir die verblichenen Geister eurer Ahnherren, vermag einzig zu geschehen, wenn euer starker Schwertarm konzentriert vom Westen her zuschlägt, da im Norden zweifellos bereits eine große Schar versammelt ist, um euch die Enge von Anschad und Tiutes zu verweigern…”
“Deine Kenntnis der Ahnengeister verblüfft Uns, Weib, so glaubst du doch deren weise Worte vernehmen zu können, obwohl du nicht von Unserer Welt abstammst. Daraus folgern Wir, das es im Wunsch des Usurpators liegen könnte, das eben aus dieser von dir genannten Richtung ein Schlag erfolgen sollte… Unsere Späher werden dies zweifellos baldigst erfahren haben, und so die Geister der Wüsten wollen, an Unser Ohr tragen, sodass Wir über Eure Worte sinnieren können…”