09-21-2016, 11:49 PM
[CENTER]Die Minuseben / Die Unterwelt / Die Hölle[/CENTER]
Einige Historiker berichten davon, dass die Menschen der prä- imperialen Zeit an einen nachweltlichen Ort glaubten, eine Art Totenreich, welches sie Hölle nannten. Ein Begriff der noch heute Benutzung findet, um einen ungastlichen Platz zu beschreiben.
Besagte Historiker zeichnen das Bild einer heidnischen Glaubenswelt, in welcher die Seelen sündiger Menschen in einen unterirdischen, feurigen Pfuhl geschleudert wurden, wo sie unter großer Qual den unterschiedlichsten Marterungen ausgesetzt waren. Gepeinigt und gefoltert wurden sie, so die Vorstellung dieser frühen Menschen, von einer Schar entstellter Kreaturen, mehr dämonische Monster als Mensch.
Der Sinn hinter diesem Glaubenskonstrukt lag vermutlich darin, die breite Masse der Gläubigen mit der Furcht vor diesem Ort gefügig zu halten. Ein Zustand, der heute lange überwunden ist, da der bußfertige Bürger moderner Tage weiß, dass die Ekklesiarchie und sein eigener Glaube ihn von sehr realen Gefahren zu schützen weiß und nicht vor irgendwelchen Hirngespinsten. Vergleicht man diese Schilderungen nun aber mit dem Wenigen, was über die Minusebene bekannt ist, so muss man sich die Frage stellen, ob die Historiker hier nicht einer Fehldeutung erlegen sind. Die Übereinstimmungen mit der „Hölle“ sind derart signifikant, dass man darüber nachsinnen muss, ob die vermeintlich geschichtlichen Quellen nicht eher von Beschreibungen der Minusebene einer Makropole geformt und damit sehr viel aktuelleren Datums sind?
Ein heißer Ort, von Schwefelgerüchen durchweht und bevölkert von entsetzlichen Spottgeburten, die jene Verdammten quälen, die aus der ein oder anderen Verfehlung heraus in diese Unterwelt gestoßen wurden.
Wie im Abschnitt "Geschichte" bereits beschrieben, war diese negative Konnotation durchaus nicht zu allen Zeiten so. Als Gohmor an der Schwelle von der Megastadt zur Makropole stand, erfreute sich die unterirdische Lage durchaus einer gewissen Beliebtheit und war weit davon entfernt als ein Ort der Verdammnis zu gelten. Dies änderte sich jedoch, als das zivilisierte Leben immer weiter in die Höhe floh und den sprichwörtlichen Bodensatz zurück ließ. Die Slums, die Gohmor wir ein brandiger Wundrand umgeben und die Schattenwelt der Nullebene weisen in all ihrer Unzulänglichkeit doch immer noch den Funken der Gesetzmäßigkeit auf, wie grausam und entstellt dieser auch sein mag. Individuen, die selbst dieses Mindestmaß an Reglementierungen zu viel ist, entfließen mitunter in die Minusebene.
Ob ich da war will er wissen? Höre ihr das? Ob ich da war?
Ich bin immer noch da, sagt ihm das!
Oben ist unten und unten ist oben. Fragt die mit den Hörnen, fragt die die im Fundament liegen. Nein... nein... keinen Elektroklapps... wir werden brav sein und der neugierigen Person alles sagen.
Wie runter gekommen? Wie runter gekommen?
Was für eine unwichtige Frage, wo doch soviel mehr zu fragen ist.
Es gibt Wege. Nach unten gibt es immer Wege, dunkel und nass erst.
Und es kribbelt und krabbelt so mancher Summsemann herum und ruft dich und will dich küssen und will dich aussaugen. Der Summsemann tippelt hinter dir her, durch die nassen und dunklen Wege wo die Uhren zusammengepresst werden, bis der Saft aus ihnen raus tropft, von der dicken Stadt, die über ihnen liegt. Man geht und geht und sieht sich selbst und hinter dir summen sie. Dann wenn die Uhr einmal rum ist, dann wird es von vorne feurig und hell. Fieberhell, wie Sonne auf Glas.
Hab die Sonne mal gesehen. Als Kind, ganz hell und ganz rund.
Arrrgh...
Nein nicht mehr, wir sagen alles, erzählen jedes Klick und jedes Klack, jedes Knick und jedes Kack.
Nach dem Weg kommt der große Saal. Feuer ist da und tanzt und in der Mitte ist ein See und da sind Hütten und Häuser, gemacht aus böser Luft und bösem Schlamm. Da wohnt ein lustiges Volk, das viel tanzt und hüpft, wie das Feuer.
Lustige Lieder singen sie und klatschen so in die Hände und so und so und so.
Insat Namad, Insat Namad ily ily na. Insat Namad, Ins... Arrrrgh.
Sing... singen auch nicht? Das hat er vorher nicht gesagt. Bis zum Einschluss darf ich sonst immer singen.
Nein... nein... wir sind nicht aufmüpfig, wir reden weiter.
Von dem Tanzen, aber nicht von dem Singen, weil singen jetzt verboten ist, stimmts?
Da leben noch andere, die mal oben waren und jetzt unten sind. Die tanzen nicht.
Oben ist unten und unten ist oben. Die haben Hörner und Hufe und streiten viel und sterben viel. Wenn man vom großen Saal in die Tunnel geht, dann stirbt man viel.
Wer einmal stirbt dem glaubt man nicht, weil jeder seiner Knochen bricht.
Ich bin in die Tunnel gegangen, weil ich Angst hatte vor den Hornmännern und weil ich Hunger hatte. In den Tunneln ist es nicht schön, nicht schön. Da wohnen Klick und Klack und Knick und Knack, die reißen dir die Ärmchen ab. Dann nähn sie sich selber an, das man sich selber winken kann.
Und Wasser gibt es da, so schwarz wie Teer und darin schwimmt eine große Flosse und wartet das du baden gehst. Und Spalten sind im Boden, wer da hinein plumpst der kommt nie an und fliegt und fällt als alter Mann.
Ja lustig geht es zu, der Schädel grinst den ganzen Tag, weil es so lustig ist.
Wir gehen runter, dann sind wir reich, so dachte es sich einer. Wir waren zehn und gingen hin, herauf kam leider keiner.
Ich? Nein ich bin doch noch immer da.
Wie man da hin kommt fragt er wieder. Nicht wie man da weg kommt, nicht wie man nicht von dem Großen gesehen wird, auf dem die Stadt steht. Wie man das Geplapper der Toten übersteht oder das Flüstern der eigenen Mutter. Wie man da hin kommt fragt er.
Was will er da unten?
Wieso will er da runter?
Ist er wahnsinnig?
Arrrrgh.
Versuchtes Verhör des Strafgefangenen 221183N71315 zur angeblichen Flucht in die Minusebene. / Egir Septimus Trakt für Strafgefangene mit schwerer psychologischer Beeinträchtigung.
Es ist schwer Genaues über die wilden Regionen der Minusebene in Erfahrung zu bringen und nur wenige haben ein Interesse daran einen Ort aufzusuchen, der außer tödlichen Gefahren nicht viel zu bieten zu haben scheint. Entsprechend ist es auch unmöglich genaue Angaben zu machen, weder über die Tiefe der Ebene, noch über ihre Bewohner. Das Wenige, was von kurzen Expeditionen besonders Waghalsiger oder von zurückkehrenden Verbrechern berichtet wird ist oftmals widersprüchlich und verwirrend. So scheint es neben den Teilen der einstigen unterirdischen Bebauung auch natürliche Höhlen und Stollen zu geben. Einige Bereiche sind wohl mittlerweile von eindringendem Meerwasser überflutet. Für die Stabilität der Stadt besteht keine Gefahr, da sie auf einem soliden Fundament aus hochverdichtem Müll und komprimierter, einstiger Bebauung steht. (Näheres dazu im Unterbereich „Müllmenschen“). Tatsächlich existieren Andeutungen darüber, dass es in der finsteren Tiefe Siedlungen oder mehr noch Behausungen von denen gibt, die in keiner noch so gesetzlosen Region der Stadt Zuflucht finden. Wir reden hier von Mutanten, deren Entstellung das Mindestmaß des Tolerierbaren gefährlich unterläuft und die eindeutig von finsteren Mächten deformiert wurden. Auch Hexer und Psioniker, die sich ihren Verfolgern zu entziehen trachten, fliehen zuweilen nach unten. Die Chance dabei überhaupt in eines der Gebiete zu gelangen, in denen sich mehrere solcher Unsäglichen zusammentun, dürfte bereits ein Ding der beinahen Unmöglichkeit sein. Vergleichbar mit einer Reise durch die Wüste, zu Fuß. Ein solcher Flüchtling müsste auf der Nullebene erst einmal einen Zugang finden. Daraufhin müsste er aufgegebene Wartungsebenen durchqueren, die nicht grundlos selbst von den abgebrühten Bewohnern der Nullebene nicht betreten werden. In diesem finsteren Dschungel aus funktionslosen Maschinen und einem Wurzelgeflecht gammelnder Rohre, Leitungen und Kabel, gilt es dann einen weiteren, abwärts gerichteten Ausgang zu entdecken. Was folgt ist eine Kilometer dicke Schicht gestauter Substanz. Gebäude, die unter dem Druck der auf ihnen lastenden Massen in sich zusammengesackt sind, bilden dieses Sediment ebenso wie die Hinterlassenschaften Jahrtausende alter, menschlicher Konsumgesellschaften. Wohl gibt es in dieser Struktur Löcher und Gänge, wie von riesigen Maden in den Grund gegraben, von denen niemand weiß ob sie künstlichen oder natürlichen Ursprungs sind. Durch diese eigentümlichen Gassen kann man tiefer hinab gelangen, doch wie man den rechten Pfad finden soll, dieses Geheimnis zu kennen können nur wenige von sich behaupten. Die die es können, sind meist alles andere als auskunftsfreudige Gesprächspartner. Was nach diesem Segment kommt bewegt sich mehr oder minder im Bereich der Spekulation und oftmals der Märchengeschichten. Umso interessanter ist das bekannte Wissen um die Entstehung des geschilderten Sediment verdichteten Abfalls. Dieses ist nämlich der Existenz einer ganz besonderen Abart des Menschen geschuldet, die ihr Dasein an der oberen Grenze der Minusebene fristet.
[CENTER]Müllmenschen
[/CENTER]Bevor wir einige der plausibelsten und der unwahrscheinlichsten Theorien einer näheren Betrachtung unterziehen, soll daher noch einmal von belegbaren Vorgängen in der Tiefe berichtet werden. Exakter von den sogenannten Müllmenschen. Eine Stadt wie Gohmor produziert tagtäglich Milliarden Tonnen von Müll. Davon wird ein Teil wieder aufbereitet und erneut verwendet, der biologische Part der Landwirtschaft anderer Nationen zugeführt und sogar in den Weltraum verbracht, wo automatisierte Müllschiffe den Unrat dem Vergessen des Universums überantworten. Doch selbst mit all diesen Maßnahmen wäre dem Müll nicht beizukommen und der Berg aus Dreck würde bald die Spitzen der oberen Ebene überragen. Glücklicherweise, oder besser noch notwendigerweise, gibt es die Müllmenschen. Nimmt man es genau, dann befinden sich die Areale, in denen die Müllmenschen leben ebenfalls in der Minusebene. Die kleinen Zonen ihrer Lebensbereiche sind jedoch hermetisch von allen umgebenen Zonen abgeriegelt. Ist die Rede von „kleinen“ Zonen, so sei hier einmal mehr auf die Skalierung im Verhältnis zur Makropole hingewiesen. Die Lebensbereiche können bis zu 2000 Hektar umfassen. Ein genauer Ursprung dieser Abspaltung von der menschlichen Gesellschaft, mit ihrer ganz eigenen Entwicklung, lässt sich heute nicht mehr datieren. Hypothesen gehen jedoch davon aus, dass es sich im Ursprung um ordinäre Verwertungsanlagen handelte, deren Relevanz für das Funktionieren der Stadt ihre Betreiber einfach zu einem derart eng verbundenen Leben mit dieser Einrichtung zwang, dass selbst als ihnen die Stadt über den Kopf wuchs, niemand daran dachte seinen Posten zu verlassen. Andere Theorien stellen die Vermutung an, dass Strafgefangene den ursprünglichen Grundstock für diese Population bildeten und das diese ganz bewusst in ein Gefängnis ohne Ausweg gesperrt wurden. Wo die Wahrheit auch liegen mag, die Müllmenschen leben in einem eigenen Kosmos, der gänzlich aus dem besteht, was die Bewohner der Stadt fortwerfen. Was nicht auf anderen Wege genutzt wird, fällt die Schächte der Endverwertung hinab und landet schließlich im sprichwörtlichen Magen Gohmors. Ganze Landschaften aus Müll formen eine sich stetig verändernde Topografie aus Unrat, auf die ein niemals versiegender Regen weiteren Abfalls herabrieselt. In dieser Welt leben die Müllmenschen. Sie graben ihre Behausungen in den Unrat, sie suchen ihre Nahrung darin, werden in Schmutz gezeugt, geboren und begraben. Neben dem Erhalt der eigenen Spezies und der eigenen Existenz besteht ihr einziger, höherer Lebenszweck im Verbrennen und Komprimieren von Müll. Selbst das ist bei näherer Betrachtung ein Akt des Selbsterhalts, denn würden sie den Müll nicht verbrennen oder stampfen, dann würde sie ihre Lebensgrundlage letztlich erdrücken. In der alptraumhaften Landschaft dieser Welt aus Abfall stellen die Verbrennungs- und die Stampfanlagen die einzigen signifikanten Landmarken dar. Aus uralten Zeiten stammend, handelt es sich hier bei Weitem nicht nur um profane Einrichtungen der Entsorgung. Vielmehr sind diese Maschinerien prächtig verziert und selbst nach unzähligen Jahren des permanenten Gebrauchs voll funktionstüchtig. So wird der Müll etwa in den Schlund eines grün angelaufene Messingkopf eines kunstvoll gestalten Riesen geschaufelt, wo er in ewig loderndem Feuer vergeht. An andere Stelle malmen die Kiefer einer Presse in Gestalt eines urzeitlichen Fabelwesens den Müll zu festen Bündeln. Eben diese Pressen sind von besonderes interessanter Funktion. Der zusammengedrückte Müll wird von gewaltigen Kolben in die Tiefe gedrückt, womit das Fundament der Stadt permanent, Stück für Stück erweitert und verfestigt wird.
Die Abgase der Verbrennungsanlagen wiederum finden ihren Weg nach oben, so wie der Müll den seinen nach unten findet. Der giftige Qualm wird außerhalb der Stadt in die Luft geblasen und leistet so seinen ganz eigenen Anteil am Smogatem Gohmors.
Den Müllmenschen ist ihre eigene Position in diesem Räderwerk längst nicht mehr bewusst. Es ist belegt, dass selbst während des Krieges der Häuser, als die Stadt unter der Knute der Horden Rasankurs zum Erliegen kam, die Schornsteine aus der Tiefe unvermittelt ihre schwarzen Schwaden in die Luft entlassen. Man fragt sich vielleicht, wieso Menschen bereit sind so zu leben, wo die Welt über ihnen doch bessere Bedingungen verspricht. Die Erklärung dafür liegt in der rückwärts gewandten Entwicklung dieser Menschen. Durch die Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende währende Insulation sind sie auf eine Stufe beinahe tierischen Verhaltens zurückgesunken. Die Verbrennungsanlagen und Pressen haben mythischen Charakter für sie und der Fluch und Segen des ständig rieselnden Mülls hat sich in ihr religöses Erklärungsmuster der Welt eingebettet. Wie Affen kriechen sie auf allen Vieren durch den Müll und wenn ihre Lebenserwartung auch nur bei zwei, höchstens drei, Jahrzehnten liegt, so weisen sie doch eine beeindruckende Resistenz gegen die verschiedenen Gifte ihrer Heimat auf.
Auf der höchsten Ebene der Stadtführung weiß man um die Existenz dieser menschlichen Aasfresser tief unter den Füßen der normalen Bürger. Für gewöhnlich redet man nicht über diese beschämende Degeneration der eigenen Spezies, da sich ihre Nützlichkeit nun einmal nicht bestreiten lässt und schließlich sind die Lebensbedingungen manch anderer, arbeitender Schicht nicht soviel besser. Dennoch genießen die Müllmenschen einen gewissen Schutz und wenn dieser auch nur darin besteht, dass man sie in Frieden in ihrem kleinen Universum leben lässt. Einzige Störung sind sporadisch auf den Plan tretende Anthropologen, die sich für die eigenständige Entwicklung interessieren und mit Sondergenehmigungen Beobachtungen und Experimente durchführen dürfen. Dazu müssen die versiegelten Zugänge jedoch von höchster Stelle zur Öffnung freigegeben werden. Durch das gelegentliche Forschungsinteresse, haben wir heute das Glück, relativ viel über dieses bemerkenswerte Phänomen eines homo sapiens purgamentum zu wissen.
So gesichert die Erkenntnisse über die Müllmenschen, so ungewiss ist alles, was man über den Rest der tiefen Region weiß, oder zu wissen glaubt. Entsprechend schießen diverseste Theorien und Spekulationen ins Kraut. Am wahrscheinlichsten ist es, dass unter dem Fundament der Stadt ein Höhlensystem existiert, welches sich durchaus an Überreste der ausgebauten Bereiche der ehemaligen, sub- terranen Bebauung anschließt. Tatsächlich ist es auch vorstellbar, dass sich einige zwielichtige Subjekte dorthin zurückgezogen haben und lange genug in der Unterwelt überleben, um sich häuslich niederzulassen. Das dort in der Finsternis regelrechte Siedlungen existieren ist eher unrealistisch und selbst wenn es der Wahrheit entspräche, so sind dies bestenfalls Dörfer mit einigen Hütten. Es gibt schlicht keine Möglichkeit eine größere Population über längere Zeiträume zu ernähren. Desweiteren ist der Abstieg in die Minusebene derart lebensgefährlich, dass selbst die hart gesottensten Verbrecher und Mutanten eher den Weg in die Wüste wählen, als den nach unten. Die die es doch tun dürften ihr Vorhaben nur in so geringer Stückzahl überleben, dass es kaum ausreicht eine nennenswerte Gemeinde von Verstoßenen zu bilden, geschweige denn dort eine stabile Population durch natürliche Geburten aufrecht zu erhalten. Das jedenfalls ist die gängige Lehrmeinung. Einige Wissenschaftler stellen sich jedoch gegen diese Ansicht und ziehen als Beweise die sporadischen Zeugenaussagen von angeblichen Rückkehrern heran. Da diese Aussagen von Verbrechern, notorisch unaufrichtigen Mutanten und Wahnsinnigen stammen, sollten sie jedoch mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Aus diesen fragwürdigen Belegen konstruieren besagte Wissenschaftler das Bild einer durchaus funktionierenden Gesellschaft der Abnormalen. Als Nahrungsquelle seien geflutete Bereiche des Höhlensystems, in denen blinde Seekreaturen hausen sollen, ebenso zu benennen wie Pilzgewächse und jagbare Fauna. Gewiss, so wird eingeräumt, seien die Bedingungen eines solchen Lebensraum extrem herausfordernd, doch das Exempel von menschlichen Siedlungen auf sogenannten Todeswelten zeige, dass sich intelligentes Leben, selbst wenn es charakterliche Verdorbenheit aufweist, doch überall durchsetzen könne. Nun mag man trotz aller Kritik in diesen Hypothesen den Funken einer Möglichkeit sehen, doch geht es auch noch fantastischer. Jene, die sich das Abstruse wünschen um das eigene Grau ihres Lebensalltags zu vertreiben, spekulieren nicht nur eine blühende Zivilisation der Ausgestoßenen in den Untergrund der Makropole, sondern dichten dem Ganzen auch gleich noch ganz eigene Spezies an, in denen sie Ureinwohner Korons im Untergrund verorten. Diese Insektenwesen, oder öfter noch Schlangenmenschen, haben natürlich einen enormen Vorsprung an Wissen und Altersweisheit, sind mal unsterblich, dann wieder können sie ihren Geist von Körper zu Körper transferieren. Ebenso häufig sind sie den Menschen und Mutanten des Untergrunds wohlgesonnen, wie sie in erbitterter Feindschaft mit ihnen leben. Es ist nur verständlich, dass der einfache Mann, mit einem minimalen Stand an Bildung auf diesem Gebiet, der Romantik solcher Vorstellungen erliegen kann. Das dort unten noch Geheimnisse und Großartiges schlummern könnte beflügelt die Einbildungskraft und treibt manches mal verlachenswerte Blüten. In der Tat ist der Untergrund der Minusebene ein gleichermaßen faszinierender wie gefährlicher Teil der Stadt. Für die Forschung ist er in großen Teilen ein blinder Fleck, den es mit der gebotenen Vorsicht zu erkunden gilt. Man sollte sich jedoch davor hüten, der eigenen Vorstellungskraft zu sehr die Zügel schießen zu lassen. Das könnte nicht nur zu Enttäuschungen führen, sondern im schlimmsten Fall auch strafrechtliche Konsequenzen haben, etwa wenn eine Bedrohung durch nichtmenschliche Spezies herbeifabuliert wird, wo keine ist. Eine solche Panikmache und Falschinformation wird zurecht als Zersetzung des produktiven Gemeinwesens von den Behörden verfolgt.
Es mag nun der Eindruck entstehen, dass sich alles unterhalb des stätischen Fundaments der Kontrolle entzieht und bar jeglicher Nutzung oder Aufsicht durch die Stadtverwaltung, damit des Imperiums ist. So verhält es sich freilich nicht. Wahr ist, dass die Minusebene nicht von Menschen bewohnt wird, die von sich behaupten können redliche Diener des Imperiums zu sein. Das heißt jedoch nicht, dass keine Nutzung stattfindet. In früheren Zeiten gab es Ausbeutung der Bodenschätze in tiefsten Erdschichten. Seit der Katastrophe in der Bresche (Siehe Eintrag: Entstehung der Bresche) hat man davon jedoch aus bekannten Gründen Abstand genommen. Allerdings werden noch immer geothermale Energie gefördert, die der Infrastruktur der Stadt nutzbringend zugeführt wird.
Einige Historiker berichten davon, dass die Menschen der prä- imperialen Zeit an einen nachweltlichen Ort glaubten, eine Art Totenreich, welches sie Hölle nannten. Ein Begriff der noch heute Benutzung findet, um einen ungastlichen Platz zu beschreiben.
Besagte Historiker zeichnen das Bild einer heidnischen Glaubenswelt, in welcher die Seelen sündiger Menschen in einen unterirdischen, feurigen Pfuhl geschleudert wurden, wo sie unter großer Qual den unterschiedlichsten Marterungen ausgesetzt waren. Gepeinigt und gefoltert wurden sie, so die Vorstellung dieser frühen Menschen, von einer Schar entstellter Kreaturen, mehr dämonische Monster als Mensch.
Der Sinn hinter diesem Glaubenskonstrukt lag vermutlich darin, die breite Masse der Gläubigen mit der Furcht vor diesem Ort gefügig zu halten. Ein Zustand, der heute lange überwunden ist, da der bußfertige Bürger moderner Tage weiß, dass die Ekklesiarchie und sein eigener Glaube ihn von sehr realen Gefahren zu schützen weiß und nicht vor irgendwelchen Hirngespinsten. Vergleicht man diese Schilderungen nun aber mit dem Wenigen, was über die Minusebene bekannt ist, so muss man sich die Frage stellen, ob die Historiker hier nicht einer Fehldeutung erlegen sind. Die Übereinstimmungen mit der „Hölle“ sind derart signifikant, dass man darüber nachsinnen muss, ob die vermeintlich geschichtlichen Quellen nicht eher von Beschreibungen der Minusebene einer Makropole geformt und damit sehr viel aktuelleren Datums sind?
Ein heißer Ort, von Schwefelgerüchen durchweht und bevölkert von entsetzlichen Spottgeburten, die jene Verdammten quälen, die aus der ein oder anderen Verfehlung heraus in diese Unterwelt gestoßen wurden.
Wie im Abschnitt "Geschichte" bereits beschrieben, war diese negative Konnotation durchaus nicht zu allen Zeiten so. Als Gohmor an der Schwelle von der Megastadt zur Makropole stand, erfreute sich die unterirdische Lage durchaus einer gewissen Beliebtheit und war weit davon entfernt als ein Ort der Verdammnis zu gelten. Dies änderte sich jedoch, als das zivilisierte Leben immer weiter in die Höhe floh und den sprichwörtlichen Bodensatz zurück ließ. Die Slums, die Gohmor wir ein brandiger Wundrand umgeben und die Schattenwelt der Nullebene weisen in all ihrer Unzulänglichkeit doch immer noch den Funken der Gesetzmäßigkeit auf, wie grausam und entstellt dieser auch sein mag. Individuen, die selbst dieses Mindestmaß an Reglementierungen zu viel ist, entfließen mitunter in die Minusebene.
Ob ich da war will er wissen? Höre ihr das? Ob ich da war?
Ich bin immer noch da, sagt ihm das!
Oben ist unten und unten ist oben. Fragt die mit den Hörnen, fragt die die im Fundament liegen. Nein... nein... keinen Elektroklapps... wir werden brav sein und der neugierigen Person alles sagen.
Wie runter gekommen? Wie runter gekommen?
Was für eine unwichtige Frage, wo doch soviel mehr zu fragen ist.
Es gibt Wege. Nach unten gibt es immer Wege, dunkel und nass erst.
Und es kribbelt und krabbelt so mancher Summsemann herum und ruft dich und will dich küssen und will dich aussaugen. Der Summsemann tippelt hinter dir her, durch die nassen und dunklen Wege wo die Uhren zusammengepresst werden, bis der Saft aus ihnen raus tropft, von der dicken Stadt, die über ihnen liegt. Man geht und geht und sieht sich selbst und hinter dir summen sie. Dann wenn die Uhr einmal rum ist, dann wird es von vorne feurig und hell. Fieberhell, wie Sonne auf Glas.
Hab die Sonne mal gesehen. Als Kind, ganz hell und ganz rund.
Arrrgh...
Nein nicht mehr, wir sagen alles, erzählen jedes Klick und jedes Klack, jedes Knick und jedes Kack.
Nach dem Weg kommt der große Saal. Feuer ist da und tanzt und in der Mitte ist ein See und da sind Hütten und Häuser, gemacht aus böser Luft und bösem Schlamm. Da wohnt ein lustiges Volk, das viel tanzt und hüpft, wie das Feuer.
Lustige Lieder singen sie und klatschen so in die Hände und so und so und so.
Insat Namad, Insat Namad ily ily na. Insat Namad, Ins... Arrrrgh.
Sing... singen auch nicht? Das hat er vorher nicht gesagt. Bis zum Einschluss darf ich sonst immer singen.
Nein... nein... wir sind nicht aufmüpfig, wir reden weiter.
Von dem Tanzen, aber nicht von dem Singen, weil singen jetzt verboten ist, stimmts?
Da leben noch andere, die mal oben waren und jetzt unten sind. Die tanzen nicht.
Oben ist unten und unten ist oben. Die haben Hörner und Hufe und streiten viel und sterben viel. Wenn man vom großen Saal in die Tunnel geht, dann stirbt man viel.
Wer einmal stirbt dem glaubt man nicht, weil jeder seiner Knochen bricht.
Ich bin in die Tunnel gegangen, weil ich Angst hatte vor den Hornmännern und weil ich Hunger hatte. In den Tunneln ist es nicht schön, nicht schön. Da wohnen Klick und Klack und Knick und Knack, die reißen dir die Ärmchen ab. Dann nähn sie sich selber an, das man sich selber winken kann.
Und Wasser gibt es da, so schwarz wie Teer und darin schwimmt eine große Flosse und wartet das du baden gehst. Und Spalten sind im Boden, wer da hinein plumpst der kommt nie an und fliegt und fällt als alter Mann.
Ja lustig geht es zu, der Schädel grinst den ganzen Tag, weil es so lustig ist.
Wir gehen runter, dann sind wir reich, so dachte es sich einer. Wir waren zehn und gingen hin, herauf kam leider keiner.
Ich? Nein ich bin doch noch immer da.
Wie man da hin kommt fragt er wieder. Nicht wie man da weg kommt, nicht wie man nicht von dem Großen gesehen wird, auf dem die Stadt steht. Wie man das Geplapper der Toten übersteht oder das Flüstern der eigenen Mutter. Wie man da hin kommt fragt er.
Was will er da unten?
Wieso will er da runter?
Ist er wahnsinnig?
Arrrrgh.
Versuchtes Verhör des Strafgefangenen 221183N71315 zur angeblichen Flucht in die Minusebene. / Egir Septimus Trakt für Strafgefangene mit schwerer psychologischer Beeinträchtigung.
Es ist schwer Genaues über die wilden Regionen der Minusebene in Erfahrung zu bringen und nur wenige haben ein Interesse daran einen Ort aufzusuchen, der außer tödlichen Gefahren nicht viel zu bieten zu haben scheint. Entsprechend ist es auch unmöglich genaue Angaben zu machen, weder über die Tiefe der Ebene, noch über ihre Bewohner. Das Wenige, was von kurzen Expeditionen besonders Waghalsiger oder von zurückkehrenden Verbrechern berichtet wird ist oftmals widersprüchlich und verwirrend. So scheint es neben den Teilen der einstigen unterirdischen Bebauung auch natürliche Höhlen und Stollen zu geben. Einige Bereiche sind wohl mittlerweile von eindringendem Meerwasser überflutet. Für die Stabilität der Stadt besteht keine Gefahr, da sie auf einem soliden Fundament aus hochverdichtem Müll und komprimierter, einstiger Bebauung steht. (Näheres dazu im Unterbereich „Müllmenschen“). Tatsächlich existieren Andeutungen darüber, dass es in der finsteren Tiefe Siedlungen oder mehr noch Behausungen von denen gibt, die in keiner noch so gesetzlosen Region der Stadt Zuflucht finden. Wir reden hier von Mutanten, deren Entstellung das Mindestmaß des Tolerierbaren gefährlich unterläuft und die eindeutig von finsteren Mächten deformiert wurden. Auch Hexer und Psioniker, die sich ihren Verfolgern zu entziehen trachten, fliehen zuweilen nach unten. Die Chance dabei überhaupt in eines der Gebiete zu gelangen, in denen sich mehrere solcher Unsäglichen zusammentun, dürfte bereits ein Ding der beinahen Unmöglichkeit sein. Vergleichbar mit einer Reise durch die Wüste, zu Fuß. Ein solcher Flüchtling müsste auf der Nullebene erst einmal einen Zugang finden. Daraufhin müsste er aufgegebene Wartungsebenen durchqueren, die nicht grundlos selbst von den abgebrühten Bewohnern der Nullebene nicht betreten werden. In diesem finsteren Dschungel aus funktionslosen Maschinen und einem Wurzelgeflecht gammelnder Rohre, Leitungen und Kabel, gilt es dann einen weiteren, abwärts gerichteten Ausgang zu entdecken. Was folgt ist eine Kilometer dicke Schicht gestauter Substanz. Gebäude, die unter dem Druck der auf ihnen lastenden Massen in sich zusammengesackt sind, bilden dieses Sediment ebenso wie die Hinterlassenschaften Jahrtausende alter, menschlicher Konsumgesellschaften. Wohl gibt es in dieser Struktur Löcher und Gänge, wie von riesigen Maden in den Grund gegraben, von denen niemand weiß ob sie künstlichen oder natürlichen Ursprungs sind. Durch diese eigentümlichen Gassen kann man tiefer hinab gelangen, doch wie man den rechten Pfad finden soll, dieses Geheimnis zu kennen können nur wenige von sich behaupten. Die die es können, sind meist alles andere als auskunftsfreudige Gesprächspartner. Was nach diesem Segment kommt bewegt sich mehr oder minder im Bereich der Spekulation und oftmals der Märchengeschichten. Umso interessanter ist das bekannte Wissen um die Entstehung des geschilderten Sediment verdichteten Abfalls. Dieses ist nämlich der Existenz einer ganz besonderen Abart des Menschen geschuldet, die ihr Dasein an der oberen Grenze der Minusebene fristet.
[CENTER]Müllmenschen
[/CENTER]Bevor wir einige der plausibelsten und der unwahrscheinlichsten Theorien einer näheren Betrachtung unterziehen, soll daher noch einmal von belegbaren Vorgängen in der Tiefe berichtet werden. Exakter von den sogenannten Müllmenschen. Eine Stadt wie Gohmor produziert tagtäglich Milliarden Tonnen von Müll. Davon wird ein Teil wieder aufbereitet und erneut verwendet, der biologische Part der Landwirtschaft anderer Nationen zugeführt und sogar in den Weltraum verbracht, wo automatisierte Müllschiffe den Unrat dem Vergessen des Universums überantworten. Doch selbst mit all diesen Maßnahmen wäre dem Müll nicht beizukommen und der Berg aus Dreck würde bald die Spitzen der oberen Ebene überragen. Glücklicherweise, oder besser noch notwendigerweise, gibt es die Müllmenschen. Nimmt man es genau, dann befinden sich die Areale, in denen die Müllmenschen leben ebenfalls in der Minusebene. Die kleinen Zonen ihrer Lebensbereiche sind jedoch hermetisch von allen umgebenen Zonen abgeriegelt. Ist die Rede von „kleinen“ Zonen, so sei hier einmal mehr auf die Skalierung im Verhältnis zur Makropole hingewiesen. Die Lebensbereiche können bis zu 2000 Hektar umfassen. Ein genauer Ursprung dieser Abspaltung von der menschlichen Gesellschaft, mit ihrer ganz eigenen Entwicklung, lässt sich heute nicht mehr datieren. Hypothesen gehen jedoch davon aus, dass es sich im Ursprung um ordinäre Verwertungsanlagen handelte, deren Relevanz für das Funktionieren der Stadt ihre Betreiber einfach zu einem derart eng verbundenen Leben mit dieser Einrichtung zwang, dass selbst als ihnen die Stadt über den Kopf wuchs, niemand daran dachte seinen Posten zu verlassen. Andere Theorien stellen die Vermutung an, dass Strafgefangene den ursprünglichen Grundstock für diese Population bildeten und das diese ganz bewusst in ein Gefängnis ohne Ausweg gesperrt wurden. Wo die Wahrheit auch liegen mag, die Müllmenschen leben in einem eigenen Kosmos, der gänzlich aus dem besteht, was die Bewohner der Stadt fortwerfen. Was nicht auf anderen Wege genutzt wird, fällt die Schächte der Endverwertung hinab und landet schließlich im sprichwörtlichen Magen Gohmors. Ganze Landschaften aus Müll formen eine sich stetig verändernde Topografie aus Unrat, auf die ein niemals versiegender Regen weiteren Abfalls herabrieselt. In dieser Welt leben die Müllmenschen. Sie graben ihre Behausungen in den Unrat, sie suchen ihre Nahrung darin, werden in Schmutz gezeugt, geboren und begraben. Neben dem Erhalt der eigenen Spezies und der eigenen Existenz besteht ihr einziger, höherer Lebenszweck im Verbrennen und Komprimieren von Müll. Selbst das ist bei näherer Betrachtung ein Akt des Selbsterhalts, denn würden sie den Müll nicht verbrennen oder stampfen, dann würde sie ihre Lebensgrundlage letztlich erdrücken. In der alptraumhaften Landschaft dieser Welt aus Abfall stellen die Verbrennungs- und die Stampfanlagen die einzigen signifikanten Landmarken dar. Aus uralten Zeiten stammend, handelt es sich hier bei Weitem nicht nur um profane Einrichtungen der Entsorgung. Vielmehr sind diese Maschinerien prächtig verziert und selbst nach unzähligen Jahren des permanenten Gebrauchs voll funktionstüchtig. So wird der Müll etwa in den Schlund eines grün angelaufene Messingkopf eines kunstvoll gestalten Riesen geschaufelt, wo er in ewig loderndem Feuer vergeht. An andere Stelle malmen die Kiefer einer Presse in Gestalt eines urzeitlichen Fabelwesens den Müll zu festen Bündeln. Eben diese Pressen sind von besonderes interessanter Funktion. Der zusammengedrückte Müll wird von gewaltigen Kolben in die Tiefe gedrückt, womit das Fundament der Stadt permanent, Stück für Stück erweitert und verfestigt wird.
Die Abgase der Verbrennungsanlagen wiederum finden ihren Weg nach oben, so wie der Müll den seinen nach unten findet. Der giftige Qualm wird außerhalb der Stadt in die Luft geblasen und leistet so seinen ganz eigenen Anteil am Smogatem Gohmors.
Den Müllmenschen ist ihre eigene Position in diesem Räderwerk längst nicht mehr bewusst. Es ist belegt, dass selbst während des Krieges der Häuser, als die Stadt unter der Knute der Horden Rasankurs zum Erliegen kam, die Schornsteine aus der Tiefe unvermittelt ihre schwarzen Schwaden in die Luft entlassen. Man fragt sich vielleicht, wieso Menschen bereit sind so zu leben, wo die Welt über ihnen doch bessere Bedingungen verspricht. Die Erklärung dafür liegt in der rückwärts gewandten Entwicklung dieser Menschen. Durch die Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende währende Insulation sind sie auf eine Stufe beinahe tierischen Verhaltens zurückgesunken. Die Verbrennungsanlagen und Pressen haben mythischen Charakter für sie und der Fluch und Segen des ständig rieselnden Mülls hat sich in ihr religöses Erklärungsmuster der Welt eingebettet. Wie Affen kriechen sie auf allen Vieren durch den Müll und wenn ihre Lebenserwartung auch nur bei zwei, höchstens drei, Jahrzehnten liegt, so weisen sie doch eine beeindruckende Resistenz gegen die verschiedenen Gifte ihrer Heimat auf.
Auf der höchsten Ebene der Stadtführung weiß man um die Existenz dieser menschlichen Aasfresser tief unter den Füßen der normalen Bürger. Für gewöhnlich redet man nicht über diese beschämende Degeneration der eigenen Spezies, da sich ihre Nützlichkeit nun einmal nicht bestreiten lässt und schließlich sind die Lebensbedingungen manch anderer, arbeitender Schicht nicht soviel besser. Dennoch genießen die Müllmenschen einen gewissen Schutz und wenn dieser auch nur darin besteht, dass man sie in Frieden in ihrem kleinen Universum leben lässt. Einzige Störung sind sporadisch auf den Plan tretende Anthropologen, die sich für die eigenständige Entwicklung interessieren und mit Sondergenehmigungen Beobachtungen und Experimente durchführen dürfen. Dazu müssen die versiegelten Zugänge jedoch von höchster Stelle zur Öffnung freigegeben werden. Durch das gelegentliche Forschungsinteresse, haben wir heute das Glück, relativ viel über dieses bemerkenswerte Phänomen eines homo sapiens purgamentum zu wissen.
So gesichert die Erkenntnisse über die Müllmenschen, so ungewiss ist alles, was man über den Rest der tiefen Region weiß, oder zu wissen glaubt. Entsprechend schießen diverseste Theorien und Spekulationen ins Kraut. Am wahrscheinlichsten ist es, dass unter dem Fundament der Stadt ein Höhlensystem existiert, welches sich durchaus an Überreste der ausgebauten Bereiche der ehemaligen, sub- terranen Bebauung anschließt. Tatsächlich ist es auch vorstellbar, dass sich einige zwielichtige Subjekte dorthin zurückgezogen haben und lange genug in der Unterwelt überleben, um sich häuslich niederzulassen. Das dort in der Finsternis regelrechte Siedlungen existieren ist eher unrealistisch und selbst wenn es der Wahrheit entspräche, so sind dies bestenfalls Dörfer mit einigen Hütten. Es gibt schlicht keine Möglichkeit eine größere Population über längere Zeiträume zu ernähren. Desweiteren ist der Abstieg in die Minusebene derart lebensgefährlich, dass selbst die hart gesottensten Verbrecher und Mutanten eher den Weg in die Wüste wählen, als den nach unten. Die die es doch tun dürften ihr Vorhaben nur in so geringer Stückzahl überleben, dass es kaum ausreicht eine nennenswerte Gemeinde von Verstoßenen zu bilden, geschweige denn dort eine stabile Population durch natürliche Geburten aufrecht zu erhalten. Das jedenfalls ist die gängige Lehrmeinung. Einige Wissenschaftler stellen sich jedoch gegen diese Ansicht und ziehen als Beweise die sporadischen Zeugenaussagen von angeblichen Rückkehrern heran. Da diese Aussagen von Verbrechern, notorisch unaufrichtigen Mutanten und Wahnsinnigen stammen, sollten sie jedoch mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Aus diesen fragwürdigen Belegen konstruieren besagte Wissenschaftler das Bild einer durchaus funktionierenden Gesellschaft der Abnormalen. Als Nahrungsquelle seien geflutete Bereiche des Höhlensystems, in denen blinde Seekreaturen hausen sollen, ebenso zu benennen wie Pilzgewächse und jagbare Fauna. Gewiss, so wird eingeräumt, seien die Bedingungen eines solchen Lebensraum extrem herausfordernd, doch das Exempel von menschlichen Siedlungen auf sogenannten Todeswelten zeige, dass sich intelligentes Leben, selbst wenn es charakterliche Verdorbenheit aufweist, doch überall durchsetzen könne. Nun mag man trotz aller Kritik in diesen Hypothesen den Funken einer Möglichkeit sehen, doch geht es auch noch fantastischer. Jene, die sich das Abstruse wünschen um das eigene Grau ihres Lebensalltags zu vertreiben, spekulieren nicht nur eine blühende Zivilisation der Ausgestoßenen in den Untergrund der Makropole, sondern dichten dem Ganzen auch gleich noch ganz eigene Spezies an, in denen sie Ureinwohner Korons im Untergrund verorten. Diese Insektenwesen, oder öfter noch Schlangenmenschen, haben natürlich einen enormen Vorsprung an Wissen und Altersweisheit, sind mal unsterblich, dann wieder können sie ihren Geist von Körper zu Körper transferieren. Ebenso häufig sind sie den Menschen und Mutanten des Untergrunds wohlgesonnen, wie sie in erbitterter Feindschaft mit ihnen leben. Es ist nur verständlich, dass der einfache Mann, mit einem minimalen Stand an Bildung auf diesem Gebiet, der Romantik solcher Vorstellungen erliegen kann. Das dort unten noch Geheimnisse und Großartiges schlummern könnte beflügelt die Einbildungskraft und treibt manches mal verlachenswerte Blüten. In der Tat ist der Untergrund der Minusebene ein gleichermaßen faszinierender wie gefährlicher Teil der Stadt. Für die Forschung ist er in großen Teilen ein blinder Fleck, den es mit der gebotenen Vorsicht zu erkunden gilt. Man sollte sich jedoch davor hüten, der eigenen Vorstellungskraft zu sehr die Zügel schießen zu lassen. Das könnte nicht nur zu Enttäuschungen führen, sondern im schlimmsten Fall auch strafrechtliche Konsequenzen haben, etwa wenn eine Bedrohung durch nichtmenschliche Spezies herbeifabuliert wird, wo keine ist. Eine solche Panikmache und Falschinformation wird zurecht als Zersetzung des produktiven Gemeinwesens von den Behörden verfolgt.
Es mag nun der Eindruck entstehen, dass sich alles unterhalb des stätischen Fundaments der Kontrolle entzieht und bar jeglicher Nutzung oder Aufsicht durch die Stadtverwaltung, damit des Imperiums ist. So verhält es sich freilich nicht. Wahr ist, dass die Minusebene nicht von Menschen bewohnt wird, die von sich behaupten können redliche Diener des Imperiums zu sein. Das heißt jedoch nicht, dass keine Nutzung stattfindet. In früheren Zeiten gab es Ausbeutung der Bodenschätze in tiefsten Erdschichten. Seit der Katastrophe in der Bresche (Siehe Eintrag: Entstehung der Bresche) hat man davon jedoch aus bekannten Gründen Abstand genommen. Allerdings werden noch immer geothermale Energie gefördert, die der Infrastruktur der Stadt nutzbringend zugeführt wird.
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz