GOHMOR Planetare Hauptstadt Korons - Druckversion +- Koron III (https://koron3.de) +-- Forum: Hintergrundinformationen (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=90) +--- Forum: Hintergrund der Imperialen (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=25) +---- Forum: Hintergrund (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=26) +---- Thema: GOHMOR Planetare Hauptstadt Korons (/showthread.php?tid=887) |
- Kogan - 09-04-2012 [CENTER]Gohmor[/CENTER] [CENTER]Die Makropole und das Leben darin[/CENTER] Makropole, Hive, Termitenstadt, wie immer man diese gigantischen Siedlungen nennt, ein Maktopole stellt definitiv die Spitze der menschlichen Urbanisierung dar. Sie ist ein künstliches Gebirge aus Stahl, Stein, Glas und Beton, ein in sich geschlossener Kosmos. Auf Koron existieren Großstädte, und Megastädte wie etwa Truzt, die an der Schwelle zur höchsten erreichbaren Stufe stehen. Die Bezeichnung „Makropole“ verdient jedoch nur Gohmor, die Hauptstadt des Planeten. Nirgendwo sonst sind so viele Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht, lieben und leben, leiden und sterben. Im Folgenden soll nicht nur eine bauliche Beschreibung Gohmors erfolgen, sondern auch eine Vorstellung davon was es heißt in diesem Moloch zu leben. Dazu sollen Fakten ebenso genannt, wie Bewohner gehört werden. Für das Verstehen, muss jedoch erst einmal die Makropole begriffen werden. Ein Ort von dem der horninger Philosoph Walter Lithaus sagte: „Die Macht unserer Spezies vermag es Nationen übereinander zu stapeln und mit eiserner Schale zu umhüllen. Diesen selbstgewählten Käfig klaustrophobischer Isolation nennen wir stolz eine Makropole.“ Nun sind Lithaus zynische Ansichten zu dieser Art der Lebensführung bekannt und alles andere als objektiv. Dennoch muss festgehalten werden, dass eine solche Ansiedlung nicht einmal ansatzweise mit anderen Städten verglichen werden kann. Andere Siedlungen, mögen sie auch noch so groß sein, können relativ problemlos verwaltet und bereist werden. Eine Reise von einem Ende zu anderen kann Stunden oder gar Tage dauern, die Bewerkstelligung setzt jedoch keine allzu große Kraftanstrengung voraus. Es mag gewiss Ausnahmen geben, doch den Vergleich mit einem Hive hält keine einzige Stand. Hier heißt es bebautes Gebiet von der Ausdehnung eines Landes zu durchqueren, welches sich darüber hinaus Kilometer tief in den Schoß der Erde, wie auch in die Stratosphäre erstreckt. Milliarden und aber Milliarden von Menschen, von denen der weitaus größere Teil niemals das natürliche Licht der Sonne erblickt, einen Lufthauch spürt, der nicht von Umwälzern erzeugt wurde, oder gar einen wild gewachsenen Baum schauen wird. Das Selbstverständnis und die Anschauung solcher Menschen weicht, teilweise radikal, teilweise nur in Nuancen von der Auffassungen anderes aufgewachsener Imperiumsbürger ab. Das liegt an dem Begreifen der eigenen Existenz als sinnbildliches Blutkörperchen in einem riesigen Mechanismus, an den absonderlichen Machtverhältnissen einflussreicher Organisationen, welche sich wie alle Dinge gestaucht und auf engstem Raum finden lassen und schließlich das Wegfallen kosmopolitischer Ambitionen, sieht man die Makropole als Zentrum des planetaren Geschehens doch als maßgebend an. [CENTER][/CENTER] Geschichte: Das sich gerade Gohmor zur Hauptstadt entwickelte ist diversen Faktoren geschuldet. Aktuellen, historischen Erkenntnissen zufolge landeten die ersten Siedler nicht in der Gegend der heutigen Nation Gohmor, ja nicht einmal auf dem Kontinent Septinanus. Zwar ist bekannt das es eine Niederlassung größerer Ausmaße gab, doch der genaue Standpunkt konnte bisher nicht verifiziert werden. Eben sowenig wie der Name dieser Siedlung, auch wenn sich die Bezeichnung Doranos eingebürgert hat, welche auf vermeintliche, unermessliche Schätze an Gold und Technologie spekulieren lässt. Die erste Erwähnung findet sich nach dem Rückfall in die Barbarei, jedoch in Schriften ketzerischer Dämonenanbeter, weswegen sie hier keine Verwendung finden werden. Es sei lediglich soviel gesagt, dass die Siedlung Gomrohmas, wie es zu jener Zeit genannt wurde, nicht mehr war als ein größeres Fischerdorf, welches sich unter der Knute eines der vielen regionalen Despoten duckte. Verlässlichere, da imperiale Quellen, entsprangen der Feder Titus Tempestras dem Älteren, in den Jahren der Rückeroberungen. Als ein Zeitgenosse des heiligen Septinanus erlebte er die Geschehnisse dieser verehrungswürdigen Zeit persönlich. So berichtet er von der Überfahrt aus Rakmena, im heutigen Tiefengrund gelegen, Folgendes : „Da nun die Flotte hüben angelangt, sind wir gewahr worden, daz die Schiffe versprenget und ein jedes vom anderen getrennet ward. Der treffliche Zacharias von Renadir war derer viele Längen im Norden ans feste Land geworfen. Septinanus und mit ihm fünf mal zehn seiner Getreuen aber, wurden des Ausharrens leidig und rückte als dann auf die Städte Gomromas-En-Nus voran. Die Wilden dieser Städte sahen sich des Kampfes unwillig, wurden aber getrieben von der Angst gegen ihre grimmen Unterdrücke, welche da zum Volke Nus zählten. So drangen sie mit Stecken und Keulen von Stein auf die Unsrigen ein und schrecklich heulte ihre Lobpreisung an die Geister. Frisch sprengte aber Septinaus voran und das Blitzen seines lichten Speeres war uns Ansporn und Feldzeichen. Im feurigen Reigen unserer Laser gingen die Heiden nieder wie gemähte Ähren und bald schon lagen die Treiber der Nus zu unserer Füße lang hingestreckt. Da aber besannen sich die Bewohner Gomromas-En-Nus und erkannten die Macht des Imperiums. Sie wanden sich im Staube und erflehten des Helden Nachsicht. Dieser ließ einen jeden Zehnten am Halse aufhängen und tilgte so die Schuld. Förder marschierten die so Geläuterten mit den Unsrigen.“ Von da an ging es steil bergauf mit der kleinen Siedlung. Als einer der wichtigsten Stützpunkte der Rückeroberung wuchs nicht nur der Zustrom an Bewohnern, sondern auch die Infrastruktur und zur Verfügung stehende Technologie. Die steigende Macht der, mit in die Verantwortung genommenen, Bevölkerung, kristallisierte erste einflussreiche Familien heraus, die in der Zukunft als Adelsgeschlechter das Schicksal des gesamten Planten beeinflussen sollten. Als Zentrum der Rückeroberung würde Gohmoras, wie die Imperialen die Sprechweise der Einheimischen dem zivilisierten Zungenschlag anpassten, auch ein Ort an dem der imperiale Glauben Fuß fasste und einem Leuchtfeuer gleich das Licht der Rechtschaffenheit gegen die Dunkelheit der heidnischen Irrglauben erstrahlen ließ. Die Stadt war zu einer Metropole angewachsen, noch bevor der letzte Ungläubige das Knie vor dem wahren Glauben gebeugt, oder aber das Leben eingebüßt hatte. Nun folgten Jahrtausende des relativen Friedens. Natürlich ist nur den wenigsten Planeten vollkommene Harmonie beschieden und so wurde auch Koron immer wieder von kleineren und größeren Konflikten gepeinigt. Nichts jedoch bedrohte die alleinige Herrschaft des Imperiums und auch Gohmoras gedieh. Wie die Sprach einem steten Wandel unterworfen ist, so veränderte sich auch der Name der großen Stadt. Aus dem einstigen, von Götzendienern bewohnten Fischerdörfchen Gomromas-En-Nus war die Metropole Gohmor hervorgegangen und ihrem Wachstum schien kein Einhalt geboten. Der stetige Hunger nach Ressourcen, seien es Versorgungsgüter wie Strom, Baumaterial, Frischwasser, Lebensmittel, Genusswahren, Stoffe, Eisen, Stein usw. sorgten dafür das die Stadt bald schon von einem Speckgürtel aus Industrieanlagen und Produktionsstätten umgeben war, während Korn und der Großteil des Fleisches über das Meer, oder die östlichen Länder herangeschafft wurden. Immer mehr Industrie, verlangte immer mehr Arbeitskräfte, die zum Leben wieder mehr Industrie benötigten. Als die leicht zu erreichenden Bodenschätze des Umlandes ausgeplündert waren wühlte man sich immer tiefer in die Erde, ohne Rücksicht auf Verluste, versessen darauf noch den kleinsten Brocken Kohle oder Eisenerz vor der rivalisierenden Firma zu ergattern. Ein Nebeneffekt dieses Strebens war die Tatsache, dass die Stadt zusehends untertunnelt wurde und es erst mehrerer eingestürzter Straßenzüge bedurfte um die Gefahr zu erkennen. Als Reaktion bettete man die gesamte Fläche der damaligen Stadt auf einem künstlichen Fundament, Stützpfeiler aus Stahl und Beton, ein jeder so dick wie der größte Wolkenkratzer der damaligen Zeit. Umgeben mit titanischen Dämmen, welche das Grundwasser und das angrenzenden Meeres zurückhalten. Dieses Grundgerüst stützt noch heute den zentralen Teil der Stadt, ohne das die Ingenieursleistung nennenswerte Nachbesserungen bedurft hätte. Diese künstliche Höhle unter Gohmor blieb in jener Zeit, da Baugrund ebenso kostbar war wie er es heute noch ist, nicht ungenutzt. Zwischen den „Füßen der Stadt“ entstanden subterane Siedlungen, autarke Viertel, deren Bewohner mit allen versorgt wurden was sie benötigten, ohne das sie dazu an die Oberfläche gemusst hätten. Die erste Minusebene war geschaffen. Kein Ort der Armut und Verzweiflung, wie er uns dieser Tage bekannt ist. Vielmehr eine Städte extravaganten Lebens, von UV-Licht beleuchtet und mit weitläufigen Parks begrünt. Ein heller, freundlicher Ort, an dem zu Leben ein Privileg war. Allein dieser Glücksfall dazugewonnenen Raums war nur eine vorübergehende Abhilfe des Problems. Auch der Versuch dem Meer Land zu entreißen erwies sich als zu umständlich und kostenintensiv. Durch das eiserne Korsett der Industrie am weiter in die Breite wachsen gehindert, blieb nur mehr der Weg nach oben. Die Hochhäuser übertrumpften sich in Ausdehnung und Höhe. Die Adelshäuser igelten sich in sogenannten Mesas und Arkologien ein. Arkologie setzt sich aus den beiden Wörten Architektur und Ökologie zusammen und beschreibt einen in sich geschlossenen Gebäudekomplex, quasi eine Stadt in der Stadt. Diese Wohneinheiten nahmen bis zu zwei Millionen Bürger auf. Meist Angehörige, Angestellte oder Nahestehende eines Adelshauses. Diese Menschen verbrachten teils mehrere Generationen in den Arkologien, ohne dem Komplex je zu verlassen. Heute sind die Einheiten zwar großteils zugänglich (Einige Ausnahmen gibt es jedoch noch immer) und mit dem Rest der Architektur verschmolzen, in ihrer Grundstruktur allerdings nach wie vor erhalten. Während die Diener der Häuser ihr Leben in autarken Habitaten lebten, wuchs ihnen der Rest der Stadt buchstäblich über den Kopf. Da man irgendwann an die Grenzen des technisch machbaren Höhenrausches gelangte, wurde kurzerhand eine zweite Ebene auf die Dächer der Stadt gesetzt und wieder bei Null gebaut, als existiere der Teil unter den eigenen Füßen gar nicht. Diese Entwicklung kannte man freilich von anderen Welten und man wusste auch das, dass Volk sehr heftig darauf reagieren konnte. Doch war nicht das Wohnen in der Minusebene hoch begehrt und wurden Wohnungen mit horrenden Preisen gehandelt? Mit der Ignoranz einer Verwaltung, die besser wusste was dem Bürger zuzumuten war, wurde das Projekt verwirklicht. Und die entsprechende Folge blieb nicht aus. Zu heißt es in einem zeitgenössischen Bericht des Adeptus Arbites: +++Haben Kult -Des gebenedeiten Firmaments- als treibende Kraft hinter den aufwieglerischen Aktivitäten identifizieren können. Einzelne Rädelsführer bereits separiert und abgeurteilt. Erklärtes Ziel des Kultes ist es, den geplanten Bau der zweiten Wohnebene zu sabotieren und dadurch zu verhindern. Attentate und Anschläge auf bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind unlängst erfolgt. +++ +++Spezialabteilungen ermitteln.+++ +++Der Kult vertritt den Glauben, durch den Bau der Ebene werden die Bewohner der darunter liegenden Ebene der Gunst des Imperators entzogen, da dieser sie nicht mehr sehen könne.+++ +++Ekklesiarchie stuft die Auslegung des Kultes als Irrglauben und Ketzerei ein. Der Imperator ist überall! Die Reduzierung auf einen Sonnenkult ist als heidnische Verfälschung zu betrachten. Statusänderung von terroristischer Vereinigung auf ketzerische Verschwörung genehmigt. Exemplarische Exekution ist bei allen Mitgliedern des Kultes und bei allen der Mittäterschaft verdächtigen Personen als ausschließliches Strafmaß anzuwenden.+++ Gezeichnet: Arbitor Majore Verena Karss Neben derart radikalen Aktionen gab es eine regelrechte Protestwelle, die sich in Demonstration und zivilem Ungehorsam äußerte und durch fast alle Bevölkerungssichten wogte. Doch selbst der Einfluss lokaler Größen konnte am einmal Beschlossenen nichts mehr ändern. Die Ebene wurde gebaut und die darunter liegenden Gebiete versiegelt. Schon in jener Zeit machte sich das heute so gewohnte Prinzip der Gesellschaftsverteilung bemerkbar, welches die höher gelegenen Wohnbereiche den Sitz des Geldes und der Macht werden lies. Galt es vorher noch als ein Privileg im unterirdischen Utopias zu leben, so war durch die Wegnahme der freien Entscheidung der Reiz der tieferen Ebenen verflogen. Pflanzen gleich strebte nun alles nach oben, zum Licht hin. Dabei war es nicht so, dass der offene Himmel die wesentlich bessere Alternative bot. Die Industrialisierung umgab die wachsende Stadt mit einer Glocke aus Schmutz und Abgasen. Dennoch, die abgeschirmten Ebenen, in Anbetracht der Umweltbelastung außerhalb nicht einmal die schlechtere Wahl, wurden zusehends Refugium der Armen und jener, die Notwenigkeit an das Leben als Troglodyten band. Eine relative Normalisierung, beziehungsweise ein Status quo des Ausnahmezustandes, pegelte sich ein als die immer noch anwachsende Bewohnerzahl einer weiteren Ebene erforderlich machte. Die Proteste waren zu diesem Zeitpunkt schon weniger stark. Als die dritte und vierte Ebene folgten gab es ihn nur noch pro forma. Von diesem Zeitpunkt an (eine genaue Datierung ist schwerlich möglich, doch die Zahl steht wohl bei mindestens 1500 Jahren) entzog sich das Wachstum der Stadt mehr und mehr der staatlichen Gesamtkontrolle. Zwar wurden immer noch Ebenen auf Geheiß der Regierung eingezogen, doch genauso stark, wenn nicht stärker, wirkten private Unternehmen an der Gestaltung mit. Von Seiten der Herrschenden war man nur mehr bedacht darauf das die Verteidigungsfähigkeit nicht unter den Maßnahmen litt. Eben diese Verteidigungsfähigkeit wurde später auch dringend gebraucht, doch zuvor erschütterte eine andere Katastrophe das Land. [CENTER]Entstehung der Bresche[/CENTER] Der massive Raubbau ringst um die Stadt konnte nicht ewig ohne Folgen bleiben, bedachte man nur mit welcher Rücksichtslosigkeit er vorangetrieben wurde. Das die Zerstörung der Natur dabei soweit ging das rings um die Abbauanlagen kaum noch etwas lebte das größer, oder weniger widerstandsfähig war als eine Kakerlake war dabei noch das kleinste Übel. Die immer tiefer getriebenen Stollen und Schächte hatten den Untergrund irgendwann soweit perforiert, dass selbst der massive Fels, auf welchem sich die Stadt erhob, der Belastung nicht mehr standhalten konnte. Erste kleinere Beben ignorierte man und schrieb sie der alltäglichen, seismischen Aktivitäten zu. Als dieser Fehler erkannt wurde war es bereits zu spät. Im gesamten, östlichen Teil des Industrieringes gab der Boden nach und riss Mensch wie Maschine auf einer Länge von mehreren hundert Kilometern und stellenweise bis zu fünf Kilometern Breite in die Tiefe. Noch heute ist dieser schicksalhafte Tag in der Tradition der Stadt im Tag des Gedenkens festgehalten. Dies markierte das Ende einer Ära. Zwar gingen einige Firmen das Risiko ein am Rand des gähnenden Schlunds weiterhin Abbau zu betreiben, doch das einstige Aufkommen wurde nie wieder erreicht. Allerdings stellte der tiefe Riss nun eine Grenze dar, die in ihren überdimensionalen Proportionen einem gewaltigen Burggraben gleichkam. War die Breche anfangs ein Hindernis für die Landwirtschaftserzeugnisse der östlich gelegenen Agrarregionen, so sollte dieser Riss in der Erdkruste bald dazu beitragen Gohmor und vielleicht ganz Koron vor dem Untergang zu bewahren. [CENTER] [/CENTER] Also der Spalt, also die Bresche, wenn sie verstehen, das ist kein guter Ort. Ich meine klar, da ist der Abgrund, Erdbeben, Vulkanausbrüche und so weiter aber das mein ich nicht. Wissen sie ich bin nicht zimperlich oder so, darf man hier draußen auch nicht sein. Manchmal versuchen Mutanten an die Ausrüstung vom Truck ranzukommen oder Banditen aus der Vorwüste haben's auf einen abgesehen. Dann muss man mit der Schrotflinte draufhalten, denen zeigen wer der Boss ist und so. Die alten Fabrikanlagen sind an und für sich ne Goldmine, haufenweise Kupfer, Platinen und manchmal kann man noch ganze Anlagen ausbauen. Aber trotzdem werden sie keinen Schrottjäger finden der gerne an der Bresche arbeitet und schon gar nicht Nachts. Und die paar Firmen die da noch abbauen, die werden ihnen erzählen die Anlagen seien so stark befestigt wegen den Mutis und den Outlaws. Mag stimmen, keine Ahnung, aber von denen verlässt auch keiner gerne seine Festung und ich kann mir schon denken warum nicht. Als das damals passiert ist, als die Bresche aufgebrochen ist, da hat sie ne Menge Leute umgebracht, mit samt ihren Fabriken und Maschinen in die Tiefe gerissen, direkt ins Feuer des Abgrunds. Können sie sich das vorstellen? Wenn sie mit samt dem Gebäude in dem sie gerade arbeiten buchstäblich zur Hölle fahren? Ich glaube das sich ein Ort sowas merken kann, also so schlimme Dinge und so. Keine Ahnung wie ich das beschreiben soll, aber wenn ne Kirche zum Beispiel ein guter Ort ist, weil da viel gebetet wird und so, dann kann doch bei einem Platz wie der Bresche, wo so viele zum Teufel gegangen sind, nur ein schlechter Platz bei rauskommen. Ein Kumpel von mir, Mick hieß er, der hat erzählt er habe mal so einen Kerl gesehen als er wegen den Ausläufern von nem Wüstensturm in ner alten Lagerhalle unterkommen musste. Eine große, dürre Gestalt, über zwei Meter groß, mit nem Schlapphut und nem zerrissenen Mantel. Stand draußen im Sturm als wäre nichts dabei und hat auf eines der alten Gebäude am Rand gezeigt. Der Wind hatte die Tore aufgerissen und man konnte sehen das die ganze Halle voll mit Baumaschinen stand. Ein Vermögen, der olle Mick hätte ausgesorgt gehabt wenn er sich die unter den Nagel gerissen hätte. Er war auch schon drauf und dran gewesen sie sich zu holen, aber bei dem Sturm hat er sich dann doch nicht getraut. Und was soll ich ihnen sagen? Keine fünfzehn Minuten später gibt es einen Erdrutsch und die ganze Halle, mit samt der Baumaschinen verschwindet im Spalt. Einfach so. Und der Typ der Mick die Stelle gezeigt hat geht rückwärts, bei meiner Seele, so hat Mick es erzählt, er ist rückwärts durch den Sturm gegangen in Richtung Wüste. Keine Ahnung was dran ist an der Geschichte, vielleicht nur besoffenes Geschwätz. Ich weiß nur das ich nicht gern bei der Bresche arbeite. Lothar Diringhaus, selbständiger Schrottverwerter. [CENTER]Krieg der Häuser [/CENTER] Ungezählte Generationen waren Vergangen seit der vom Licht des Imperators erhellte heilige Septinanus die barbarischen Stämme Korons vernichtet oder unterworfen hatte. Doch in jenen Tagen, lange vor dem schwärzesten aller Verrätereien des Erzketzers Horus, war die Gefahr des Warps undefiniert und wurde nicht mit den Argusaugen heutiger Zeit betrachtet. Der Heilige zerschmetterte das finstere Reich auch Hexenkult und Dämonhuldigung, doch die Wurzel der Verderbtheit rissen er und seine Getreuen nicht heraus. So konnte die alte Schlange sich verbergen und im Geheimen neu erstarken. Viele der Städte die sich Septinaus angeschlossen hatten nährten ihren alten Glauben in der Gewissheit kommender Bluttaten und waren nur zum Schein die treuen Diener des Imperiums. Gewiss, es gab mahnende Stimmen, Anzeichen und Hinweise. Doch die Aufmerksamkeit des Imperiums war auf andere Dinge gerichtet und man vertraute in dem planetaren Adel, zumal es die Ketzer verstanden ihre Aktivitäten zu verbergen, den Tribut überpünktlich zu entrichten und allerorten vorgaben die treusten und eilfertigsten aller Diener zu sein. Wann genau sie diesen Schleier der Falschheit hinfort rissen ist schwer zu sagen, waren die Folgen des daraus resultierenden Krieges doch so schlimm das fast alle Aufzeichnungen vernichtet wurden. Aus den Archiven der Imperialen Armee, die letztlich zur Befreiung Korons antrat, geht hervor das man von etwas über hundert Jahren Krieg sprechen kann. Der Verlauf dieses planetenumfassenden Schlachtens soll an anderer Stelle genauer umrissen werden, verlangt eine genaue Wiedergabe doch ein Betreten eines gänzlich anderen Feldes. Dennoch sei gesagt das das Schicksal der Stadt mehr als einmal auf Messers Schneide stand und der ewige Feind bereits beide Füße hinter den Mauern auf dem Boden hatte, letztlich jedoch vom unbeugsamen Willen und rechtschaffenen Zorn der Verteidiger niedergerungen werden konnte. In den Schlachten kam der oben beschriebenen Breche eine besondere Bedeutung zu, erschwerte sie den angreifenden Horden doch mehr als einmal einen massierten Angriff auf die Stadt. Quellenange: 1. Bild (forum.rpg.net) 2. Bild (fa7_space_colony) 3. Bild (wasteland_by_torvenius) - Kogan - 03-04-2015 Um einige kulturelle und soziale Abläufe innerhalb einer Makropole im Allgemeinen und bei Gohmor im Besonderen zu verstehen muss man zu allererste ihren Aufbau kennen und begreifen. Daher wird dieser einer näheren Betrachtung des eigentlichen Lebensraums vorangestellt. Das Vorgehen erfolgt so als würde man sich der Stadt vom Landweg her nähern, die Beschreibung der unteren Regionen macht also den Anfang. [CENTER]Die Slums[/CENTER] Der weitaus größte Teil der Menschen Gohmors zählt zu den armen Vertretern ihrer Spezies. Die meisten schuften um das wenige an Standard zu halten was sie ihr Eigen nennen, stehen damit jedoch noch nicht am unteren Ende der Kette. Diesen Platz haben die Bewohner der Slums inne. Diese Elendsviertel breiten sich wie ein Wundbrand um die eigentliche Stadt herum aus. Knotenpunkte sind dabei Ruinen zurückgelassener Bebauung, die man aufgab als die betuchteren Bewohner sich in Schutz des Hives zurückzogen. Rings um diese traurigen Zeichen einstigen Wohlstandes erstreckt sich ein Meer aus Wellblechhütten und windschiefen Unterständen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dort ein eigener Kosmos existiert. Ebensowenig wie die meisten Menschen aus der Makropole diese jemals verlassen werden, werden die Menschen aus den Slums jemals einen Fuß in das stählerne Gebirge setzten in dessen Schatten sie leben und von dessen Abfallprodukten sie leben. Auf dem giftigen und verseuchten Boden entstand also eine eigene Kultur, geboren aus purer Anarchie. Kein Polizist der an seinem Leben hängt wagt sich in diesen Moloch und wenn überhaupt, so nur die furchtlosen Vertreter des Adeptus Arbites und auch dann nur ausgerüstet mit Waffen und Fahrzeugen als gelte es einen Krieg zu gewinnen. Für Soziologen sind die Elendsviertel überaus interessant, bilden sich doch hier Gemeinden und Regierungsformen, ohne das die lenkende Hand vorgefertigter Institutionen federführend ist. Den größten Anteil nehmen die Bandengebiete ein. Hierbei handelt sich um Miniaturkönigreiche, aufgebaut auf unverholender Gewalt. Gangs erpressen das was sie zum Leben brauchen von jenen die in ihrem Gebiet ihr Dasein fristen. Hinzu kommt das Geschäft mit Drogen und Prostitution. Im Gegenzug geben sie den Menschen immerhin ein Minimum an Schutz und sei es auch nur weil sie aggressiv genug sind um die benachbarte Bande von Übergriffen abzuhalten. Natürlich ist dies nur in der Theorie möglich und Bandenkriege sind quasi ein Normalzustand. Geld hat in diesem Vorhof der Hölle nur wenig Wert, Nahrungsmittel, sauberes Wasser und Munition ist die gängige Währung. [CENTER][/CENTER] Gib mir einen aus und ich erzähl dir was über die Slums, Freund. Is nicht teuer hier, für zwei 9mm kriegst schon nen doppelten Blindmacher, also stell dich nicht so an. Ja geht doch.... ah Scheiße das Zeug brennt dir die Falten ausn Sack. Wozu willsten was über die bekacken Slums wissen? Naja scheiß was drauf, kann mir auch egal sein. Wir sind hier im Gebiet der Dornenfäuste. Norr is ihr Anführer, verfickt harter Bastard, hab mal gehört er hätte einen von den Guniboys so auf die Fresse gehauen das ihm das scheiß Hirn aus dem Hinterkop rausgeflogen is. Die Jungs haben hier alles fest im Griff, die Nutten kannste sogar knallen ohne das dir gleich der Schwanz abfällt, wenn dir irgendwer ein Gummi leiht und der Stoff den die am alten Umspannwerk verticken ist meist zu einem Drittel rein. Das Leben hier is eigentlich gar nich so beschießen wie alle immer sagen. Leg dich nicht mit der Gang an und bau deine Hütte nicht im Abflussbereich von irgendeiner Abwasseranlage. Gibt immer wieder Vollspacken die das machen und sich dann wundern wenn ihnen der ganze Dreck unterm Arsch weggespült werden tut. Ansonsten musst du sehen das du mitm Arsch an die Wand dran kommst. Irgendwie Kohle verdienen. Altes Zeug reparieren oder raus finden wo was zu beißen von oben weggeschmissen wird. Dann musste natürlich peilen wenn dicke Luft ist und die Birne unten halten. Denn kann dir nich viel passieren. Dann suchst du dir ne Alte die buckeln kann, setztn paar Plagen in die Welt und dann können die Gören für dich ackern gehen während du vor deiner Hütte sitzt und dir einen reinziehst. Apropos, gibst noch einen aus, Freund? Was heißt später vielleicht? Verpiss dich du Wichser bevor ich dir ein Loch in die Fresse ballern tu. Unbekannter Proband aus den Elendsvierteln. Neben diesen Formen von Gewaltherrschaft gibt es jedoch auch immer wieder kleine Inseln die aufzeigen, dass sich der Mensch unter mangelnden Anleitung nicht unwiderruflich in ein wildes Tier zurückentwickeln muss. So gibt es Niederlassungen von Menschen, die einen friedlichen Weg zu gehen versuchen. Natürlich kommen auch sie nicht ohne Bewaffnung zum Zwecke des Selbstschutzes aus, doch aggressive Expansion und räuberische Überfälle sind dabei nicht ihre Attitüde. Vielmehr versuchen sie in gesicherten Bereichen den geschundenen Boden zu entgiften und der Erde genügsame Feldfrüchte abzutrotzen. Freilich weckt dies Begehrlichkeiten und manche Gang ist bereit für etwas echtes Gemüse oder Obst einen waghalsigen Angriff zu wagen. In solchem Fall steht Gier gegen Existenzwillen und man muss sich wundern, wie oft der Wille etwas von ideellem Wert zu schützen über das Verlangen nach Zerstörung und Besitz obsiegt. Darüber hinaus gibt es jedoch auch noch andere Enklaven der Zivilisation. Es ist unumgänglich das die Machthaber das flache Land nutzen, da nicht alles über den Luftweg, die Seerouten oder der Hochleitungen abgehandelt werden kann. So führen einige wichtige Adern der Stadt unweigerlich durch das Slumgebiet. Etwa Zubringerstraßen und Zugstrecken. Während man bei letzteren versucht die Gleise rechtzeitig anzuheben um die anfälligen Stränge lieber knapp über den Köpfen der Elenden laufen lässt, setzt man bei den Straßen auf dicke Tunnel aus Stahlbeton. Die Slumbewohner wissen das ein Angriff auf diese Stränge harte Vergeltungsmaßnamen zur Folge hat und die Herren der Stadt nicht davor zurückschrecken ganze Viertel von der PVS einäschern zu lassen, um ein Exempel zu statuieren. Dennoch kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, etwa wenn Autos in den relativ gering frequentierten Tunneln liegen bleiben und die Fahrer, anstatt auf Hilfe zu warten, die wenig intelligente Idee haben ihr Glück auf eigene Faust zu versuchen und sich zu einem der Zugangstore durchzuschlagen. Fortuna lächelt ihnen, wenn eine solche Aktion nur in einer Geiselnahme und Lösegeldforderung endet. Aber auch hier gibt es Bastionen der Sicherheit. Allen voran die Sicherheitstürme des Adeptus Arbites, welche gepanzerten Festungen gleich kommt. Hier kann man einen fragenden Anruf erwarten, bevor automatische Geschütze das Feuer eröffnen. Diese Stützpunkte dienen als Stellungen im Feindesland, von wo aus Operationen durchgeführt werden und die zeigen, dass die Macht des Imperators keine Tabuzonen akzeptiert. Auch die mächtigen Häuser, allen voran Orsius, haben ihre Fixpunkte in den Slums. Was für Funktionen diese erfüllen wissen allerdings wohl nur die Herren allein, auch wenn gemunkelt wird das hier Geschäft und Bündnisse mit gewissen Gangs abgewickelt werden. Wie immer, wenn man von der Makropole und ihrer Umgebung spricht, darf man nicht in den Relationen einer normalen Stadt sprechen. Die Gebiete der Slums sind gewaltig und beherbergen Millionen von Individuen. Lokale Besonderheiten und Eigentümlichkeiten von Gebieten machen es unmögliches zu verallgemeinern. Die einzige Konstante ist die Armut, die geringe Lebenserwartung und der Hass auf Mutanten. Letzteres erscheint auf den ersten Blick sonderbar, sollte man doch glauben, dass die Abhumanen unter diesen Verdammten der Gesellschaft Brüder finden. Das Thema Mutanten soll später noch ausführlichere Erwähnung finden. An dieser Stelle sei lediglich gesagt, dass die Slumbewohner einen besonders ausgeprägten Hass auf Mutanten hegen. Der Grund mag darin liegen, dass ihre Menschsein eines der wenigen Güter ist, dass sie mit Stolz erfüllt und über andere erhebt. Die, die sich ansonsten für einen Schluck sauberen Wassers oder einen Becher Selbstgebrannten umbringen würden, stehen zusammen, wenn es gegen die geht, die anders sind und das eigene Wirgefühl nähren. Ist der Abhumane am nächstbesten, rostige Laternenpfahl aufgeknüpft wurden, wird sicher wieder des gegenseitigen Drangsalieren gewidmet. Letztlich ist das Leben eines jeden, der sich in den Slums aufhält, aber in permanenter Gefahr. [CENTER]Makropoltore[/CENTER] Sind wir bestrebt die elende Welt der Slums zu verlassen und uns ins Innere der Stadt zu begeben, so wollen wir dabei die Tore besehen, von denen exakt einhundertzwei Stück existieren. Selbstredend gibt es unzählige Möglichkeiten mehr, um in die Stadt zu gelangen. Flugplätze, Hochstraßen, Raum- und Planetarhäfen, die illegalen Wege dabei sogar noch außer Acht gelassen. Was diese Einhunderundzwei besonders macht sind ihre Dimensionen und ihre Funktion. Diese, offiziell unter den Begriff „Stadttore“ fallenden, Ein- und Ausgänge sind groß genug, dass fünfzig Leman Russ nebeneinander die Stadt verlassen können. Die beiden Zugänge T-1 und T- 102, besser bekannt als die Pforte des Göttlichen und die Pforte der Herrlichkeit, sind gar so gewaltig, dass ein Imperator-Titan sie passieren und so in die Stadt gelangen könnte. Seit ihrer Erbauung und ihrem Testlauf, musste sie ihre Aufgabe jedoch noch nie erfüllen, denn bis zum heutigen Tage kamen keine Titanen auf Koron III zum Einsatz. Die einhundert kleineren Varianten verblassen im Vergleich mit diesen beiden, nichtsdestoweniger sind sie kolossale Anlagen. Sollte ein Feind Gohmor bedrohen, der es nötig macht die Deflektoren der Stadt zu aktivieren, so ist die Stadt gleichsam unter einer energetischen Kuppel geschützt, wie sie gefangen ist. Alle herkömmlichen Wege des Personen- und Güterverkehrs sind hinfällig, vorübergehend unterbrochen oder gar zerstört. Die Stadttore erlauben es Truppen innerhalb des Schildes die Stadt zu verlassen und einen Gegenschlag einzuleiten. Um derartige Manöver schnell und effektiv durchführen zu können, müssen die Passagen entsprechend groß sein. Wird der Deflektor heruntergefahren, sieht sich der Belagerer unvermittelt einer entschlossenen Front aus gohmorischen Gegenangreifern gegenüber. Da sich die Bewegung innerhalb der Stadt dem Auge des Angreifers entzieht, sind alle diese Ausfalltore potenzielle Schlünde, die trotzig verschlossen bleiben können oder aber ganze Armeen ausspeien. Das allein macht diese Durchgänge zu Größen, die für einen Aggressor überaus schwer abzuwägen sind. Auf der anderen Seite sind und bleiben die Tore trotzdem neuralgische Punkte. Sollte es einem Gegner gelingen die Kontrolle über einen Eingang an sich zu reißen, so steht er bereits mit einem Fuß in der Stadt und kann seinerseits gewaltige Mengen an Kriegern und Gerät ins Innere der Makropole schleusen. Einen Sieg über Gohmor bedeutet dies zwar noch lange nicht, aber es wäre eine schmerzliche Bresche in der äußeren Verteidigungslinie. Aus diesem Grund verfügt jedes Tor über eine eigenständige Wächter- Division der PVS. Ihre einzige Aufgabe ist die permanente Bemannung, der ununterbrochene Schutz und die Instandhaltung aller technischen Anlagen und Verteidigungsstellungen des jeweiligen Tores. Eine Aufgabe die wenig aufregend anmutet und einen ruhigen Dienst, abseits der Schlachtfelder Korons verheißen mag. Tatsächlich finden sich in diesen Einheiten viele Adelssprößlinge, deren Eltern größere Pläne mit ihrem Nachwuchs haben, als ihn auf dem Altar der Vaterlandsliebe zu opfern. Aber mag es in diesen, von anderen Soldaten abschätzig als „Champagner- Kader“ bezeichneten, Einheiten auch weniger Gefahren für Leib und Leben geben, so herrscht dort doch kein Müßiggang. Das Selbstverständnis einer Wach- Division ist von Stolz und dem Bewusstsein der zu erfüllenden Aufgabe geprägt. Der elitäre Charakter des adligen Offizierskorps tut sein Übriges. So ist es in der gehobenen Gesellschaft keineswegs verpönt bei dieser Truppengattung zu dienen, sondern wird als eine charakterbildende Erfahrung angesehen, deren Wert weit über das Kommandieren von ungebildetem Fußvolk, in irgendwelchen, imperatorverlassenen Regionen des Planeten, hinaus geht. Ein Zyniker könnte bemerken, dass die Söhne und Töchter der Reichen auf den Zinnen ihres Hoheitsgebietes Wache stehen, während die Hoffnungslosen und Armen in den Slums ihr Dasein fristen. In der Realität ist der Kontrast jedoch weniger ausgeprägt und sprichwörtlich. Die Stadttore sind nur im Kriegsfall von Relevanz und haben kaum wirtschaftlichen Nutzen. Das heißt, dass nur wenige von ihnen als Zufahrt für zivilen Verkehr dienen und die meterdicken Adamantiumschotten für gewöhnlich verschlossen bleiben. Sollte doch einmal ziviler Verkehr passieren, so wird dieser von einer angeschlossenen Kompanie der PVS- Polizei abgefertigt, damit sich die Besatzung der Torfestungen nicht durch diese Zusatzbelastung ablenken lassen müssen. Was wollten Sie noch gleich wissen, Sohn? Seit ich die Verjüngungskuren abgesetzt habe, spüre ich jetzt doch das Alter ein wenig und vergesse ab und zu einige Dinge. Der Bengallorazwischenfall, richtig. Ja da brauch Sie sich keine Sorgen machen, Merkwürdigerweise kann ich mich besser entsinnen, je weiter die Ereignisse in der Vergangenheit liegen. Schon sonderbar, oder? Also das war vor ziemlich genau fünfundsiebzig Jahren. Das weiß ich so sicher, weil mein fünfundzwanzigster Geburtstag während meiner Dienstzeit war. Ich war Oberleutnant und Stellvertreter des Divisionskommandeurs. Ein wirklich feiner Mann, sein Name war Ulrich von Siris. Wissen Sie, wir hatten ja nie viel mit den Bewohnern auf der anderen Seite zu tun, die bekamen wir eigentlich nur zu Gesicht, wenn wir Dienst im Torhaus hatten und dann auch nur aus der Ferne. Zwei Kilometer im Umkreis um T-44 war absolutes Bebauungsverbot und das wurde auch durchgesetzt. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern wann es losging. Aber ich weiß noch, dass ich vorher eine merkwürdige Stimmung wahrnahm, immer wenn ich auf der Mauer war. Irgendwann wurde von der Wache gemeldet, dass vermehrt Feuer am Rand des Slumviertels Bengallora zu sehen seien und man die ganze Nacht hindurch irgendeinen Tumult hören konnte. Ich habe mir das Ganze in der darauffolgenden Nacht dann selber angesehen und wie sich herausstellte, war das Schreien, das man hören konnte und das darauf folgende Brummen, das hysterische Rufen eines Vorbeters und das vielstimmige Antworten der Jünger. Wir haben nie herausgefunden was genau dieser Kult war. Sie müssen wissen, diese Menschen sind Wilde, die fast schon wieder in die Barbarei verfallen sind und ihr Glauben an den Gottkaiser ist oftmals verdreht und entartet. Charismatische Prediger und Missionare, die es da draußen überleben, können eine fanatische Anhängerschaft um sich scharren. Ich vermute, dass etwas Ähnliches auch damals passiert ist. Doch anstatt die Sekte gegen eine andere Gruppierung zu führen, waren wir das Angriffsziel. So etwa eine Woche nachdem die Gebete vor unserer Haustür angefangen hatten, versammelten sie sich im Niemandsland vor dem Tor. Zu unserer Überraschung waren es mehrere Tausend. Junge, Alte, Männer, Frauen und Kinder. Es war auch nicht nur ein Prediger der sie anführte, sondern gleich eine ganze Horde. Einige der Soldaten meinten der Hunger treibe sie vor das Tor und man solle ihnen einfach etwas Nahrung geben, dann würden sie schon wieder verschwinden. Aber so hart es klingen mag, doch diese Menschen sind wie Ratten. Ich bin kein grausamer Mann, da können sie jeden fragen, aber wenn man diesen Ratten etwas zu Fressen hinwirft, dann kommen sie immer wieder und jeder der wiederkommt bringt zehn Freunde mit. Nein, nein, da bin ich ganz der Meinung der gohmorischen Regierung, da muss man hart und unnachgiebig bleiben. Außerdem haben wir ja gesehen, dass mit diesen Leuten kein vernünftiges Umgehen war. Erst haben wir sie über den Lautsprecher aufgefordert die Zone vor dem Tor zu verlassen. Keine Reaktion. Dann wurde die Polizei- Kompanie raus geschickt, mit Knüppeln und Gummigeschossen. Die sollten die Menge auseinandertreiben. Na das ging ziemlich nach hinten los, sage ich Ihnen. Die Prediger haben die Leute richtig aufgepeitscht und die haben die PVSP- Truppe auseinandergenommen. Sie konnten sich zum Tor zurückziehen, aber alle haben es nicht geschafft. Die, die der Menge in die Hände fielen wurden mit Steinen erschlagen, einige aufgehängt und ein paar Offiziere haben sie... die haben sie verbrannt. Oh dieser Geruch, furchtbar. Wir haben das Oberkommando kontaktiert und um Anweisungen gebeten. Die haben sich aber ziemlich bedeckt gehalten. Mit einer Bande zerlumpter Aufständische sollten wir gefälligst selber fertig werden. Und das wurden wir auch. Ich weiß nicht, haben Sie schon einmal ein Torhaus besichtigt? Nein natürlich nicht. Torhaus ist eigentlich eine falsche Bezeichnung, es verharmlost das Ganze etwas. Mehr ist es eine Festung, die wie ein Erker aus der eigentlichen Struktur der Mauer herausragt. Wer immer in das Tor will, bekommt es mit der Festung zu tun. Jeder, der auch nur ein bisschen bei klarem Verstand ist, sieht das man dort nicht durch kommen kann. Aber das waren Verrückte, alle miteinander. Sie errichteten Türme und Leitern aus Schott und Abfall. Das war lächerlich. Die unteren Ausläufer der Festung waren hundertzwanzig Meter über dem Boden. Dazwischen nur glatter Beton und das Tor. Sie haben sogar Rammböcke gebaut. Können Sie sich das vorstellen? Rammböcke aus irgendwelchen Stahlträgern gegen Adamntium. Da hätten sie auch gegen spucken können. Wie auch immer, wie ließen es nicht dazu kommen, ließen ihren lächerlichen Versuch gar nicht erst geschehen. Hinterher habe ich mir gewünscht wir hätte es zugelassen. Hätten wir sie doch gegen das Tor hämmern lassen. Hätten wir sie versuchen lassen mit ihren albernen Türmen bis zu uns rauf zu kommen. Es hätte nicht funktioniert und sie wären vielleicht wieder abgezogen. Aber wie schon gesagt, unsere Regierung versteht bei solchen Unruhen keinen Spaß und diese Narren hatten es sich selber zuzuschreiben, nachdem sie PVS- Soldaten getöteten hatten. Unser Kommandant gab die Befehle an die die Stationen aus. Ich war zu diesem Zeitpunkt für die Leitung der Abwehrgeschütze eingeteilt . Ich gab den Feuerbefehl und unsere Batterie schoss. Dazu die schweren Bolter, Maschinenkanonen und Handwaffen. Die Verteidigungsanlagen sind da um Armeen aufzuhalten, Panzer und Schlimmeres. Können sie sich vorstellen, was solche Waffen in einer ungeschützten Menschenmenge anrichten? Fünf Minuten voller Beschuss. Fünf Minuten und schätzungsweise viertausend Aufständische waren einfach weg. Die Beschreibung wie das Feld aussah erspare ich Ihnen, aber schön war es nicht, dass kann ich Ihnen sagen. Es wurde als „Vorfall“ archiviert und meines Wissens hat danach niemals wieder jemand aus den Slums Tor- 44 angegriffen. Diese Irren... Manchmal höre ich im Traum noch das Donnern der Kanonen und ob Sie es glauben oder nicht, aber man konnte über das Krachen die Schreie der Menschen hören. Ich könnte jetzt einen Brandy vertragen. Was ist mit Ihnen, Sohn? Jakub Bartlomiej von Garama (PVS Oberst a.D.) So schrecklich und unwürdig die Slums auch sein mögen, einer Sache können sie sich rühmen, die drei Viertel der gohmorischen Bevölkerung abgeht und das ist Sonnenlicht. Oftmals liegen die Elendsviertel im Schatten des künstlichen Stadtgebierges oder werden von einer Smogwolke eingehüllt. Doch es besteht immerhin die Chance, dass die Strahlen der Sonne auf die Haut der dort hausenden Menschen fällt. Eine Erfahrung, welcher der überwiegende Teil der Stadtbewohner niemals machen wird. Durchschreiten wir nun also den schwer gesicherten Zugang und tauchen ein in eine Welt, erhellt nur vom Flackern künstlicher Beleuchtung. Fast augenblicklich meint man das Gewicht Gohmors auf sich zu spüren, seiner Masse, seiner Menschen, seiner Geschichte und seiner unbegreiflichen Gewaltigkeit. Betritt man die Stadt vom ebenen Boden aus, so ist das erste, was man zu Gesicht bekommt, die sogenannte Nullebene. Quellenangabe: 1. Bild Containercity 2. Bild Cicinimo - Kogan - 08-31-2016 So schrecklich und unwürdig die Slums auch sein mögen, einer Sache können sie sich rühmen, die die drei Viertel der gohmorischen Bevölkerung abgeht und das ist Sonnenlicht. Oftmals liegen die Elendsviertel im Schatten des künstlichen Stadtgebierges oder werden von einer Smogwolke eingehüllt. Doch es besteht immerhin die Chance, dass die Strahlen der Sonne auf die Haut der dort hausenden Menschen fällt. Eine Erfahrung, welcher der überwiegende Teil der Stadtbewohner niemals machen wird. Durchschreiten wir nun also den schwer gesicherten Zugang und tauchen ein in eine Welt, erhellt nur vom Flackern künstlicher Beleuchtung. Fast augenblicklich meint man das Gewicht Gohmors auf sich zu spüren, seiner Masse, seiner Menschen, seiner Geschichte und seiner unbegreiflichen Gewaltigkeit. Betritt man die Stadt vom ebenen Boden aus, so ist das erste, was man zu Gesicht bekommt, die sogenannte Nullebene. Quellenangabe: 1. Bild Containercity 2. Bild Cicinimo [CENTER]Die Nullebene / zu ebenem Boden / das Labyrinth der Gassen.[/CENTER] Die Vorstellung, die Nullebene befinde sich auf Nivellierung zum Normalhöhennull ist genaugenommen nicht richtig, wohl aber im Maßstab einer Makropole zutreffend. Denn auch der Fuß der Stadt ist keine einheitliche, klar definierte Ebene. Was jedoch reglementiert ist, ist die Höhe der gepanzerten Bodentore, die eine Höhe von 400 Metern nicht überschreiten darf. Alles was bis zum Erdboden darunter verbleibt, wird im Allgemeinen als Nullebene bezeichnet. Wie weit sich dieser Bereich in die Tiefen der Erde erstreckt, bevor er in die Minusebene übergeht, entzieht sich einer klaren Definition. Auch liegt es in der Natur der Sache, dass einige Bereiche, wie etwa die umfangreichen Hafenanlagen, in diesem Gebiet liegen, ohne das ihre unmittelbare Funktion mit der Nullebene korrespondiert. Ebenfalls irrig ist es zu glauben, dass die Makropole und ihre Kegel artigen Auswüchse zur Gänze abgeschlossen sind. Zwar ist es richtig, dass die Stadtmauer und der Bereich der Deflektorschilde (Auf beides wird im Kapitel -Verteidigung- näher eingegangen) einen Grenzverlauf ziehen, doch über die Jahrhunderte, in welchen die Stadt nicht mehr von einem äußeren Feind angegriffen wurde, ist die Bebauung über diese Hürde hinausgewachsen. Daher ist auch der Übergang zu den Slums teilweise durchlässig und bei pedantischer Betrachtung ist die Nullebene nur nach oben hin klar umrissen. Es hat sich jedoch eingebürgert mit der Umschreibung jenen Bereich zu betiteln, der bereits im Inneren der Makropole liegt und daher vom Licht der Sonne abgeschnitten ist. Werden besser situierte Bürger nach dieser Ebene befragt, so wird man ein widerwilliges Naserümpfen wohl als häufigste Antwort bekommen. Aber warum ist dies so? Weswegen begegnet man Bewohnern der „Unterstadt“, wie sie auch im Volksmund genannt wird, mit Vorbehalten, Missbilligung oder unverhohlener Abneigung? Nun die Gründe dafür sind vielfältig und haben nicht ausschließlich mit dem Dünkel jener zu tun, die weiter oben leben. Gohmor ist eine Einwanderungsstadt und macht den Zuzug von anderen Welten oder aus Ländern des eigenen Planeten, leicht. Jedenfalls so leicht, wie es dies im bürokratischen Moloch der imperialen Verwaltung möglich ist. [CENTER][/CENTER] Bei diesem Text handelt es sich lediglich um den Auszug aus einer Informationsbroschüre, welche Einwanderungswilligen zur Verfügung gestellt wird. Dies als vereinfachte Form zu bezeichnen heißt stark zu untertrieben. Die Gesetzestexte zur Einwanderung, mit all ihren Ausnahmen, Sonderstimmungen und Präzedenzfällen, füllen diverse Bände an entsprechender Fachliteratur. So gibt es etwa Regelungen für Flüchtlinge aus Kampfgebieten, bei der Auflösung von Regimentern der Imperialen Armee und unzählige Sachverhalte mehr. Hier wird dann auch bereits die Problematik bei dieser, eigentlich sehr großzügigen, Verfahrensweise ersichtlich und stellt den Brückenschlag zur Nullebene her. Trotz der humanen Bestimmungen für Einwanderer, gibt es, mit jedem Schiff welches Gohmor erreicht, unzählige Menschen die durch das Raster fallen. Sei es weil sie krank sind, sei es weil sie andere Voraussetzung zur Eingliederung nicht erfüllen oder einfach nicht verstehen. Hinzu kommen Individuen, welche vor dem Gesetz flüchten und hoffen sich in den Massen einer Makropole verbergen zu können. Letztere werden bei Entdeckung natürlich den Gesetzeshütern übergeben, doch die gewaltige Menge des Rests kommt erst einmal in Auffanglager, wo sie ihres weiteren Schicksals harren. Die reguläre Prozedur ist die, dass die Betroffenen dorthin zurückgeschickt werden wo sie herkamen. Allerdings ist dies nur in der Theorie eine funktionale Lösung. Oftmals haben die Reisenden ihre gesamten Ersparnisse für die Passage geopfert und private Raumschiffkapitäne weigern sich Passagiere umsonst zu transportieren. Die Stadt Gohmor erhält imperiale Subventionen um selber Rückführungsflüge durchzuführen, doch bis genügend Personen für ein bestimmtes Ziel zusammen sind, um einen Flug lohnend und kostensparend zu veranlassen, vergehen Monate, wenn nicht gar Jahre. In dieser Zeitspanne fristen die Unglücklichen ihr Dasein in einem der zehn Auffanglager, unter bemitleidenswerten Bedingungen. Selbst in den Einrichtungen, die nicht unter Quarantänebedingungen betrieben werden, kommt es immer wieder zu Ausbrüchen von Krankheiten. Hinzu kommt Gewalt aufgrund kultureller Unterschiede und Glaubensauslegungen, zuzüglich simpler Kriminalität. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Wartenden nach Möglichkeiten suchen ihrer Situation zu entkommen. In den beiden Quarantänelagern ist dies kaum möglich. Die Angst vor Seuchen ist so groß, dass bei jedem Anzeichen von Flucht von der Schusswaffe Gebrauch gemacht wird. Anders sieht es bei den normalen Auffangstationen aus. Die Bewachung und Verwaltung dieser enormen Zahl an Menschen ist kompliziert, kostenintensiv und weit weniger prestigeträchtig als etwa der Dienst in Einheiten der PVS an geachteterer Stelle. Das führt zu weiteren massiven Problemen innerhalb der Lager und obendrein zu einer unüberschaubaren Zahl an Fluchtversuchen. Da von diesen viele mit Bestechungen einhergehen, (materieller oder dienstleistender Art) ist die Dunkelziffer entsprechend groß. Modelprojekte, in welchen man versuchte dies über Privatisierung zu regeln, waren bisher allesamt Fehlschläge. Entweder wurde die Einhaltung der Lagergrenzen durch massive Gewalt gewährleistet, was die Kritik von Wohlfahrtsorganisationen und anderen Philanthropen provozierte, oder Kosten und Nutzen standen in keinem Verhältnis zueinander. Die genaue Anzahl dieser illegalen Immigranten schwankt stark, da sie von unzähligen Faktoren abhängt, im Durchschnitt spricht man jedoch jährlich von mehrere Zehntausend. Was aber tun diese Menschen, nachdem sie die vorübergehende Gefangenschaft notwendiger Eindämmung und Verwaltung gegen die trügerische Freiheit eines fast rechtsfreien Raums eingetauscht haben? Sie begeben sich auf die Null-Ebene. Dies ist für sie leichter zu bewerkstelligen als man glauben mag, wenn man die hohen Sicherheitsstandards an den Ebenenübergängen kennt. Nicht nur befinden sich viele der, bei der Bevölkerung überaus unbeliebten, Lager ohnehin an der Grenze zu diesem Bereich, auch gibt es Schlepperbanden, die sich auf diese Art der Flucht spezialisiert haben. Hinzu kommt, dass es sehr viel leichter ist nach unten zu gelangen, als wieder nach oben. In der Null-Ebene angekommen gibt es verschiedene Wege, welche ein Betreffender einschlagen kann. Nicht alle diese Flüchtlinge sind Vagabunden und Taugenichtse und Menschen mit begehrten Berufe haben durchaus die Chance aufzusteigen und ein angenehmes und angesehenes Leben zu führen. Das kann vom Elektriker bis zum Zahnarzt gehen und einige Wenige machen ihren Weg zu geachteten Persönlichkeiten ihrer jeweiligen Gemeinde. Für viele aber, da gibt es nichts zu beschönigen, bleibt ein Leben als Rechtloser, Tagelöhner, Billigarbeitskraft, Prostituierte und Verbrecher oder schlechthin als Bettler. Wenn sie die Leute hier nach meinem Vater fragen, zumindest wenn sie noch jemanden finden der sich an ihn erinnert, dann werden sie was von einem respektablen Mann zu hören kriegen. Wir kamen von Keels Landing, da war ich so sechs Jahre alt. Auf Keel war Krieg, weil die Eldar sagten die Welt gehöre ihnen. Wenn ich dieser Tage Menschen sehe, die was vom edlen Gemüt der Eldar faseln, von ihrer Eleganz, dann möchte ich denen ins Gesicht spucken. Oft genug tue ich es auch. Wenn sie als Sechsjähriger sehen wie dieser ekelerregende Xenoabschaum Frauen und Kinder abschlachtet, ja sogar Babys, dann kann ich daran nicht viel Edles finden. Sie etwa? Haben sie schon einmal gesehen wie ein Phantomlord einen Menschen zertritt? Wie er genüsslich die Sohle dreht als würde er ein Insekt zerquetschen? Nein das haben sie nicht und ich wünsche es ihnen auch nicht. An dieser Pest ist nichts Elegantes zu finden und wenn sie ein sterbendes Volk sind, wie man manchmal sagt, dann sterben sie meiner Ansicht nach nicht schnell genug. Was solls? Deswegen sind sie ja nicht hier. Wir sind also von Keels Landing geflohen. Meine Mutter, meine Schwester, mein Vater und ich. Meine Schwester starb auf der Überfahrt an Hautfraß. Kein angenehmer Tod, dass sei ihnen geflüstert. Ich habe später viele Menschen sterben sehen, aber so etwas Furchtbares ist mir nicht mehr untergekommen. Mein Vater, mein respektabler Vater, meinte es sei der Willen des Gottkaisers und so wie er auf dem goldenen Thron still leidet, so müssten auch wir still dulden. Die anderen Flüchtlinge haben seinen Predigten zugehört und mit offenen Mündern genickt. Während meine Schwester schreiend gestorben ist. Wir kamen nach Obsidian, aber dort wollte man uns nicht. Schiffe kamen, die drohten uns zu zerstören, wenn wir weiter fliegen würden. Also drehten wir ab und noch mehr von uns starben. Schließlich erreichten wir Koron 3. Das gnädige Koron 3, dass uns aufnahm in seiner Güte. Was soll ich sagen, wir wurden in ein Lager gesteckt, weil die Kämpfe auf Keel gerade zu Gunsten der Imperialen liefen und man der Meinung war wir könnten zurück. Sichere Heimatwelt nannten sie das. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre alt und wäre zwölf gewesen, wenn wir zurück gegangen wären. Mein Vater predigte den anderen Gefangenen, ja ich sage Gefangene, denn etwas anderes waren wir in diesen Lagern nicht. Sie starrten ihn an und nickten, wenn er vom Dulden sprach. Sie respektierten ihn, während meine Mutter sich an die Wärter verkaufte, damit wir nicht verhungerten. Zwei Jahre warteten wir auf einen Rückflug, aber kein vernünftiger Kapitän flog nach Keel, wo die Eldar lauerten. Meine Mutter starb zwei Tage nach meinem elften Geburtstag und ich fragte meinen Vater ob wir nicht langsam genug geduldet hätten. Er aber predigte mir vom Gottkaiser und den Söhnen, die er an Horus verlor. Verstehen sie was ich sage? Er nahm den Jungen, der soeben seine Mutter verloren hatte nicht in den Arm, er hielt ihm eine Predigt. Ich floh einige Tage später aus dem Lager. Ein paar Gleichaltrige und ich gingen in die Tunnel. Es gab geheime Zugänge zu den Wartungsschächten der Zwischenebenen, sehr gefährlich. Man konnte sich in der absoluten Dunkelheit verlaufen und dann jämmerlich verhungern oder verdursten. Oder man fiel einem der Monster zum Opfer, die da rumschleichen. Außerdem ist es auch so gefährlich, wegen der Maschinen und der Servitoren, die Jagd auf alles machen was sich bewegt. Fünf Jungs gingen rein, drei kamen wieder raus. Ich erspare ihnen die Einzelheiten darüber, was mit den anderen passiert ist. Wir kamen also raus und zwar in der Nullebene. Im Viertel Fünfstraßen, also diese Gegend hier. Damals beherrschten ein paar Familien die Gegend. Schutzgeld, Leistungshandel, Prostituierte und Drogen. Es gab immer wieder Krieg zwischen den Familien, viele Tote auf allen Seiten. Ich beschloss sehr schnell, nicht länger zu dulden wie es mein Vater getan hatte. Nur ein respektabler Mann zu sein nützten einem letzten Endes nicht viel. In der Nulleben muss man sich Respekt mit Angst erkaufen. Spricht dir einer den Respekt ab denn du verdienst, dann musst du ihn bestrafen. Damals wollte uns ein Bursche namens Leo in eine Bettlerbande zwingen. Das tat man mit kleinen Jungs, wenn sie nicht anschaffen gehen wollten oder konnten. Aber ich wollte, wie gesagt nicht mehr dulden. Ich habe Leo mit einem Backstein erschlagen. Das klingt vielleicht banal, aber es war ein übler Kampf, dass kann ich ihnen sagen. Danach hatte ich meine erste richtige Narbe, ein Messer und alles was Leo in den Taschen hatte. Von diesem Moment an war ich der Herr meines Schicksals. Nun sehen Sie sich um! Ich sitze in einem geheizten Zimmer mit Ihnen, die Luft ist gefiltert und das Wasser sauber. Meine Jungs sorgen dafür, dass man in den Fünfstraßen leben kann. Sicher, wir lassen uns unsere Dienste bezahlen, schließlich wollen wir auch von irgendwas Butter aufs Brot kriegen. Aber wenn dich dein Mann verprügelt, dann kommst du zu uns. Wenn jemand wuchert, dann kommst du zu uns. Ist dein Kind krank und braucht einen Arzt, muss dein Laden mit Schnaps beliefert werden oder benötigst du einen Kredit? Wir sind für die Leute da. Struktur! Die Menschen sehnen sich nach Struktur und Ordnung. Unsere Bestrafungen nennen einige brutal, aber sie sind eindeutig. Stiehlst du, dann brechen wir dir die Finger. Zahlst du nicht, dann kommen wir und pfänden. Die Menschen brauchen solche klaren Verhältnisse. Seit wir die Bodega Familie erledigt haben herrscht Ruhe in Fünfstraßen. Keine Familienkriege mehr, bei denen Unbeteiligte sterben müssen. Die Gesetze der oberen Ebenen brauchen wir hier nicht. Sie sind schlecht und nur für die Reichen und Mächtigen gemacht. Wenn jemand zu mir kommt, dann entscheide ich, egal ob er ein Doktor ist oder nur ein Schuhputzer. Er wird Gerechtigkeit erfahren. Die Menschen wissen das und sie respektieren mich genauso sehr wie sie mich fürchten. Das ist der Unterschied zwischen meinem Vater und mir. Ferdinandi Patron von Fünfstraßen Die Nullebene kann man bedenkenlos als frei von der Rechtsstaatlichkeit Gohmors bezeichnen. Interventionen der Ordnungsmacht, etwa durch die PVSP oder den Adeptus Arbites beschränken sich auf generalstabsmäßige Einzeloperationen oder auf jene Bereiche, die wegen ihrer Wichtigkeit im Sinne der Stadtverteidigung, von starken Militärgarnisonen gehalten werden. Dennoch herrscht in der Nullebene nicht die gleiche anarchistische Willkür wie in den Slums. Denn obwohl der starke Arm des Gesetzes hier nur zuweilen gezielte Faustschläge verteilt, ist es doch kein rechtsfreier Raum. Viel mehr sieht man im Labor der Nullebene was geschieht, wenn Verbrecher eine ordentliche Exekutive ersetzen. Tatsächlich hat sich ein fragiles Gefüge gegenseitigen Belauerns etabliert. Wo die Gangs der Slums jede noch so kleine Provokation nutzen um übereinander wie Tiere herzufallen, sind es in der Nullebene alteingesessene Verbrechersyndikate, die das Sagen haben. Deren Regeln sind unzweifelhaft brutal und auf fast jede Verfehlung, jeden Verrat steht der Tod oder wenigstens eine Strafe von Verstümmelung und körperlichem Versehren. Fügt sich der einfache Mensch in diese Verhältnisse, so kann er durchaus in Frieden leben. Schutzgeld ersetzen die Steuern und die Schläger und Mörder der Familien karikieren die Polizeigewalt. Selbstredend lässt sich diese Travestie nur bei sehr oberflächlicher Betrachtung mit der konstituierte Macht einer echten Staatsgewalt vergleichen. Letztlich sind die selbstherrlichen Häupter der selbsternannten Herren der Unterwelt vermeintlich niemanden Rechenschaft schuldig und leben das Leben kleiner Könige. Auch ist die Welt der Nullebene zwar friedlich, solange man sie mit den Slums vergleicht, doch das heißt keineswegs, dass es hier nicht in regelmäßigen Abständen zu Blutvergießen käme. Der angestrebte Waffenstillstand zwischen den Familien ist letztlich nichts anderes als ein gegenseitiges Beschleichen und Abwarten. Wittert einer der Bluthunde Schwäche, so stürzt man sich auf die betreffende Familie und zerreißt den Kadaver untereinander. Wohl sei jedoch angemerkt, dass die Familien, so verfeindet sie untereinander auch sein mögen, geschlossen gegen Angriffe von Außen stehen. Sollte es sich eine aufstrebende Slum- Gang in den Kopf setzen ihre Territorium auf die Nullebene auszuweiten, oder auch nur ihre verschnittenen Drogen ohne Zustimmung der Familienoberhäupter zu verkaufen, so kann sie gewiss sein, einen Krieg zu beginnen, der eher nicht zu ihren Gunsten ausgeht. Die Killer der Familien mögen weniger martialisch auftreten, als die Slumgangs, doch ihr Zugang zu Waffen und Versorgungsmaterial ist dem der Gangs überlegen. Ebenfalls fällt auf, dass Mutanten einen sehr viel besseren Stellenwert in dieser sündigen Gesellschaft haben, als irgendwo sonst in und unmittelbar um Gohmor. Wo der Slumbewohner in seinem Menschsein das einzige Gut weiß, dass er sich auf der Habenseite anrechnen kann, betrachten die Menschen der Nullebene den Mutanten sehr viel nüchternen. Solange er sich an die Regeln hält und durch seine Befähigung in den Dienst einer der Familien stellt, solange behandelt man ihn nicht anders als jeden anderen Menschen. Es ist sogar bekannt, dass es einige Abmenschen bis in höchste Kreise der Familien schaffen und dort Unterbosse, Buchmacher, Oberzuhälter oder sonstige hohe Positionen bekleiden. Es gibt jedoch keine belegten Berichte darüber, dass ein Mutant jemals Oberhaupt einer Familie gewesen ist. Der einfache Bewohner der Nullebene arbeitet auf die eine oder andere Art für die Familien. Meist gehen die Menschen ihrem jeweiligen Beruf nach, zahlen einen Großteil ihres Gewinns an die Familien und leben von dem Wenigen was ihnen bleibt. Wohnraum findet sich in den Hinterlassenschaften jener Zeit, in der hier respektable Bürger wohnten, deren Nachfahren dieser Tage dem Himmelsstreben der Stadt gefolgt sind. Natürlich stellt die Stadt für diesen verwahrlosten Bereich keinen Strom und keine Wasserversorgung. Diesen Luxus genießen lediglich die hermetisch abgeriegelten Garnisonen der PVS. Doch die Menschen der Nullebene sind findig. Sie betreiben eigene Verbrennungskraftwerke oder zapfen illegal die Leitungen der weiter oben gelegenen Ebenen an. Ein ständiges Katz- und Mausspiel mit den Behörden, die diesem Treiben Einhalt zu gebieten trachten. Ich bin Stromkletterer, wie meine beiden Brüder und mein Pa. Na bis es Pa erwischt hat, war er es jedenfalls. Das ist ein guter Job und die Gelludi- Familie behandelt uns mit Respekt, weil wir wichtig sind für sie. Ich erklär dir mal wie das läuft. So Stromkletterer sind immer in ner Gruppe von zehn Leuten unterwegs. Steigertrupp sagen wir. Wir müssen hoch zur Decke, aber du kannst nicht einfach irgendeinen Stützpfeiler hoch, weil die oben bewacht werden. Du musst eine Stelle finden wo die Automatikgeschütze nicht mehr gehen, aber das ist gefährlich. Besser ist es, wenn du ein hohes Gebäude in deinem Bereich hast, wo du dann mit einer Verlängerung an die Ebenedecke ran kommst. Also so selbstgebastelte Leitern nehmen wir. Zwanzig Meter sind die manchmal lang. Die bringst du in Position und einer klettert hoch. Ein Schachtzugang zur Wartungsebene ist natürlich Gold wert, aber das hat man selten. Meist musst du dich irgendwo festklammern. An einem Träger oder vorstehenden Platte. Du richtest dann ein Lager ein, Nest sagen wir dazu. Nach und nach klettern die die anderen nach und wenn genug Leute oben sind, dann kommt einer mit dem Führungsseil. Daran hängt das Stromkabel. Ein Sucher, so einer bin ich, klettert dann wie eine Schabe an der Decke lang und sucht eine Stromleitung von oben. Wenn du eine gefunden hast, dann kommen die anderen nach und wir schaffen das Kabel ran. Das ist so dick wie ein Arm, aber weil es so lang ist is es so schwer. Dann versuchst du mit einem Trennen dein Kabel an das Kabel von oben anzuschließen. Wenn es klappt, dann nimmst du Strom von oben für uns. Wenn es nicht klappt? Na entweder passiert einfach nichts. Die Sicherung vom Trenner knallt durch oder wenn du einen schlecht gemachten Trenner hast, dann grillt es dich und jeden der mit an deiner Sicherungsleine hängt gleich mit. Wir tragen Gummizeug, aber wenn ein Hauptkabel von oben Blitze spuckt, dann nützt dir das auch nichts mehr. So hat es meinen Pa erwischt. Naja aber meistens klappt das schon. Wir machen das ja auch nicht erst seit gestern. Für schlechte Trenner, Stellen in der Decke die durchgerostet sind, oder für besetzte Schützenkuppeln von der Armee, dafür kriegt man irgendwann ein Auge. Wenn so ein Kabel dann dran ist, dann hat ein ganzer Wohnblock Strom. Manchmal eine ganze Straße. Dann bist du natürlich der Held bei den Ladys und die Leute schenken dir was zu essen. In den Bars der Familien kannst du dann eine ganze Nacht umsonst saufen und rauchen. Das ist schon geil. Ist dann unterschiedlich wie lang die Kabel hängen. Manche kappen sie von oben schon nach ein paar Wochen, andere hängen Jahre lang, ohne das es einer mitkriegt. Arbeitslos wirst du als Stromkletterer jedenfalls nicht so schnell. ZuZu Stromkletterer Sieht man sich die Bebauung an, so fällt im Unterschied zu den Slums auf, dass man in der Nullebene einen Schwarzmarkt hat, der sehr viel mehr Möglichkeiten bietet als außerhalb der Stadt. So findet man eine verwirrende Ansammlung der unterschiedlichsten Baustile, die aber sehr viel höhere Qualität aufweisen, als der Meer der Blechhütten und wenigen Ruinen der Slums. Der Zugang zu Backsteinen, Beton und Stahl, plus der Verfügbarkeit von fähigen und gelernten Bauarbeitern, haben dafür gesorgt, dass der Nullebenenbewohner in einer mehr oder weniger normalen Haus leben kann, wenn auch nicht mit den Annehmlichkeiten eines rechtschaffenen Bürgers der darüber liegenden Ebenen versehen. Den Privilegierten steht rationierter, illegal entliehener Strom zu, fließendes Wasser gibt es auf ähnlichem Weg an zentralen Pumpstationen, die selbstverständlich von den Familien verwaltet werden und mehrere der Häuser versorgen. Meist niesten diese „Neubauten“ um bereits existierende Gebäude früherer Urbanstrukturem herum, wie Schimmelbefall an einem morschen Baumstumpf. Durch unkontrolliertes Erweitern und Hinzufügen von Bauten ist ein groteskes Labyrinth entstanden, in dem sich ein Ortsfremder in wenigen Augenblicken hoffnungslos verirren muss. Wege führen Trepp auf und Trepp ab, durch Tunnel, Flure und über wacklige Brücken. Da diese unüberwachte Ausnutzung von Raum natürlich ohne die geringsten Sicherheitsstandards geschieht, verwundert es nicht, dass Einstürze und verheerende Brände an der Tagesordnung sind. Nun mag ein Laie anmerken, dass ein solcher Zustand an der Basis der Makropole die Sicherheit der gesamten Stadt gefährdet. Doch hier sei beruhigt. Die neuralgischen Punkte, etwa der ursprünglichen Stützstrukturen, sind so massiv, dass ein gewöhnliches Feuer, eine Explosion oder eine Überflutung sie nicht im bedenklichen Maße beschädigen könnte. Zusätzlich ist jeder Pfeiler und jede Grundverankerung von einer massiv befestigen Bastion der PVS gesichert, die ihre ganz eigenen Möglichkeiten hat, mit den regelmäßigen Katastrophen der Nullebene umzugehen. - Kogan - 09-21-2016 [CENTER]Die Minuseben / Die Unterwelt / Die Hölle[/CENTER] Einige Historiker berichten davon, dass die Menschen der prä- imperialen Zeit an einen nachweltlichen Ort glaubten, eine Art Totenreich, welches sie Hölle nannten. Ein Begriff der noch heute Benutzung findet, um einen ungastlichen Platz zu beschreiben. Besagte Historiker zeichnen das Bild einer heidnischen Glaubenswelt, in welcher die Seelen sündiger Menschen in einen unterirdischen, feurigen Pfuhl geschleudert wurden, wo sie unter großer Qual den unterschiedlichsten Marterungen ausgesetzt waren. Gepeinigt und gefoltert wurden sie, so die Vorstellung dieser frühen Menschen, von einer Schar entstellter Kreaturen, mehr dämonische Monster als Mensch. Der Sinn hinter diesem Glaubenskonstrukt lag vermutlich darin, die breite Masse der Gläubigen mit der Furcht vor diesem Ort gefügig zu halten. Ein Zustand, der heute lange überwunden ist, da der bußfertige Bürger moderner Tage weiß, dass die Ekklesiarchie und sein eigener Glaube ihn von sehr realen Gefahren zu schützen weiß und nicht vor irgendwelchen Hirngespinsten. Vergleicht man diese Schilderungen nun aber mit dem Wenigen, was über die Minusebene bekannt ist, so muss man sich die Frage stellen, ob die Historiker hier nicht einer Fehldeutung erlegen sind. Die Übereinstimmungen mit der „Hölle“ sind derart signifikant, dass man darüber nachsinnen muss, ob die vermeintlich geschichtlichen Quellen nicht eher von Beschreibungen der Minusebene einer Makropole geformt und damit sehr viel aktuelleren Datums sind? Ein heißer Ort, von Schwefelgerüchen durchweht und bevölkert von entsetzlichen Spottgeburten, die jene Verdammten quälen, die aus der ein oder anderen Verfehlung heraus in diese Unterwelt gestoßen wurden. Wie im Abschnitt "Geschichte" bereits beschrieben, war diese negative Konnotation durchaus nicht zu allen Zeiten so. Als Gohmor an der Schwelle von der Megastadt zur Makropole stand, erfreute sich die unterirdische Lage durchaus einer gewissen Beliebtheit und war weit davon entfernt als ein Ort der Verdammnis zu gelten. Dies änderte sich jedoch, als das zivilisierte Leben immer weiter in die Höhe floh und den sprichwörtlichen Bodensatz zurück ließ. Die Slums, die Gohmor wir ein brandiger Wundrand umgeben und die Schattenwelt der Nullebene weisen in all ihrer Unzulänglichkeit doch immer noch den Funken der Gesetzmäßigkeit auf, wie grausam und entstellt dieser auch sein mag. Individuen, die selbst dieses Mindestmaß an Reglementierungen zu viel ist, entfließen mitunter in die Minusebene. Ob ich da war will er wissen? Höre ihr das? Ob ich da war? Ich bin immer noch da, sagt ihm das! Oben ist unten und unten ist oben. Fragt die mit den Hörnen, fragt die die im Fundament liegen. Nein... nein... keinen Elektroklapps... wir werden brav sein und der neugierigen Person alles sagen. Wie runter gekommen? Wie runter gekommen? Was für eine unwichtige Frage, wo doch soviel mehr zu fragen ist. Es gibt Wege. Nach unten gibt es immer Wege, dunkel und nass erst. Und es kribbelt und krabbelt so mancher Summsemann herum und ruft dich und will dich küssen und will dich aussaugen. Der Summsemann tippelt hinter dir her, durch die nassen und dunklen Wege wo die Uhren zusammengepresst werden, bis der Saft aus ihnen raus tropft, von der dicken Stadt, die über ihnen liegt. Man geht und geht und sieht sich selbst und hinter dir summen sie. Dann wenn die Uhr einmal rum ist, dann wird es von vorne feurig und hell. Fieberhell, wie Sonne auf Glas. Hab die Sonne mal gesehen. Als Kind, ganz hell und ganz rund. Arrrgh... Nein nicht mehr, wir sagen alles, erzählen jedes Klick und jedes Klack, jedes Knick und jedes Kack. Nach dem Weg kommt der große Saal. Feuer ist da und tanzt und in der Mitte ist ein See und da sind Hütten und Häuser, gemacht aus böser Luft und bösem Schlamm. Da wohnt ein lustiges Volk, das viel tanzt und hüpft, wie das Feuer. Lustige Lieder singen sie und klatschen so in die Hände und so und so und so. Insat Namad, Insat Namad ily ily na. Insat Namad, Ins... Arrrrgh. Sing... singen auch nicht? Das hat er vorher nicht gesagt. Bis zum Einschluss darf ich sonst immer singen. Nein... nein... wir sind nicht aufmüpfig, wir reden weiter. Von dem Tanzen, aber nicht von dem Singen, weil singen jetzt verboten ist, stimmts? Da leben noch andere, die mal oben waren und jetzt unten sind. Die tanzen nicht. Oben ist unten und unten ist oben. Die haben Hörner und Hufe und streiten viel und sterben viel. Wenn man vom großen Saal in die Tunnel geht, dann stirbt man viel. Wer einmal stirbt dem glaubt man nicht, weil jeder seiner Knochen bricht. Ich bin in die Tunnel gegangen, weil ich Angst hatte vor den Hornmännern und weil ich Hunger hatte. In den Tunneln ist es nicht schön, nicht schön. Da wohnen Klick und Klack und Knick und Knack, die reißen dir die Ärmchen ab. Dann nähn sie sich selber an, das man sich selber winken kann. Und Wasser gibt es da, so schwarz wie Teer und darin schwimmt eine große Flosse und wartet das du baden gehst. Und Spalten sind im Boden, wer da hinein plumpst der kommt nie an und fliegt und fällt als alter Mann. Ja lustig geht es zu, der Schädel grinst den ganzen Tag, weil es so lustig ist. Wir gehen runter, dann sind wir reich, so dachte es sich einer. Wir waren zehn und gingen hin, herauf kam leider keiner. Ich? Nein ich bin doch noch immer da. Wie man da hin kommt fragt er wieder. Nicht wie man da weg kommt, nicht wie man nicht von dem Großen gesehen wird, auf dem die Stadt steht. Wie man das Geplapper der Toten übersteht oder das Flüstern der eigenen Mutter. Wie man da hin kommt fragt er. Was will er da unten? Wieso will er da runter? Ist er wahnsinnig? Arrrrgh. Versuchtes Verhör des Strafgefangenen 221183N71315 zur angeblichen Flucht in die Minusebene. / Egir Septimus Trakt für Strafgefangene mit schwerer psychologischer Beeinträchtigung. Es ist schwer Genaues über die wilden Regionen der Minusebene in Erfahrung zu bringen und nur wenige haben ein Interesse daran einen Ort aufzusuchen, der außer tödlichen Gefahren nicht viel zu bieten zu haben scheint. Entsprechend ist es auch unmöglich genaue Angaben zu machen, weder über die Tiefe der Ebene, noch über ihre Bewohner. Das Wenige, was von kurzen Expeditionen besonders Waghalsiger oder von zurückkehrenden Verbrechern berichtet wird ist oftmals widersprüchlich und verwirrend. So scheint es neben den Teilen der einstigen unterirdischen Bebauung auch natürliche Höhlen und Stollen zu geben. Einige Bereiche sind wohl mittlerweile von eindringendem Meerwasser überflutet. Für die Stabilität der Stadt besteht keine Gefahr, da sie auf einem soliden Fundament aus hochverdichtem Müll und komprimierter, einstiger Bebauung steht. (Näheres dazu im Unterbereich „Müllmenschen“). Tatsächlich existieren Andeutungen darüber, dass es in der finsteren Tiefe Siedlungen oder mehr noch Behausungen von denen gibt, die in keiner noch so gesetzlosen Region der Stadt Zuflucht finden. Wir reden hier von Mutanten, deren Entstellung das Mindestmaß des Tolerierbaren gefährlich unterläuft und die eindeutig von finsteren Mächten deformiert wurden. Auch Hexer und Psioniker, die sich ihren Verfolgern zu entziehen trachten, fliehen zuweilen nach unten. Die Chance dabei überhaupt in eines der Gebiete zu gelangen, in denen sich mehrere solcher Unsäglichen zusammentun, dürfte bereits ein Ding der beinahen Unmöglichkeit sein. Vergleichbar mit einer Reise durch die Wüste, zu Fuß. Ein solcher Flüchtling müsste auf der Nullebene erst einmal einen Zugang finden. Daraufhin müsste er aufgegebene Wartungsebenen durchqueren, die nicht grundlos selbst von den abgebrühten Bewohnern der Nullebene nicht betreten werden. In diesem finsteren Dschungel aus funktionslosen Maschinen und einem Wurzelgeflecht gammelnder Rohre, Leitungen und Kabel, gilt es dann einen weiteren, abwärts gerichteten Ausgang zu entdecken. Was folgt ist eine Kilometer dicke Schicht gestauter Substanz. Gebäude, die unter dem Druck der auf ihnen lastenden Massen in sich zusammengesackt sind, bilden dieses Sediment ebenso wie die Hinterlassenschaften Jahrtausende alter, menschlicher Konsumgesellschaften. Wohl gibt es in dieser Struktur Löcher und Gänge, wie von riesigen Maden in den Grund gegraben, von denen niemand weiß ob sie künstlichen oder natürlichen Ursprungs sind. Durch diese eigentümlichen Gassen kann man tiefer hinab gelangen, doch wie man den rechten Pfad finden soll, dieses Geheimnis zu kennen können nur wenige von sich behaupten. Die die es können, sind meist alles andere als auskunftsfreudige Gesprächspartner. Was nach diesem Segment kommt bewegt sich mehr oder minder im Bereich der Spekulation und oftmals der Märchengeschichten. Umso interessanter ist das bekannte Wissen um die Entstehung des geschilderten Sediment verdichteten Abfalls. Dieses ist nämlich der Existenz einer ganz besonderen Abart des Menschen geschuldet, die ihr Dasein an der oberen Grenze der Minusebene fristet. [CENTER]Müllmenschen [/CENTER]Bevor wir einige der plausibelsten und der unwahrscheinlichsten Theorien einer näheren Betrachtung unterziehen, soll daher noch einmal von belegbaren Vorgängen in der Tiefe berichtet werden. Exakter von den sogenannten Müllmenschen. Eine Stadt wie Gohmor produziert tagtäglich Milliarden Tonnen von Müll. Davon wird ein Teil wieder aufbereitet und erneut verwendet, der biologische Part der Landwirtschaft anderer Nationen zugeführt und sogar in den Weltraum verbracht, wo automatisierte Müllschiffe den Unrat dem Vergessen des Universums überantworten. Doch selbst mit all diesen Maßnahmen wäre dem Müll nicht beizukommen und der Berg aus Dreck würde bald die Spitzen der oberen Ebene überragen. Glücklicherweise, oder besser noch notwendigerweise, gibt es die Müllmenschen. Nimmt man es genau, dann befinden sich die Areale, in denen die Müllmenschen leben ebenfalls in der Minusebene. Die kleinen Zonen ihrer Lebensbereiche sind jedoch hermetisch von allen umgebenen Zonen abgeriegelt. Ist die Rede von „kleinen“ Zonen, so sei hier einmal mehr auf die Skalierung im Verhältnis zur Makropole hingewiesen. Die Lebensbereiche können bis zu 2000 Hektar umfassen. Ein genauer Ursprung dieser Abspaltung von der menschlichen Gesellschaft, mit ihrer ganz eigenen Entwicklung, lässt sich heute nicht mehr datieren. Hypothesen gehen jedoch davon aus, dass es sich im Ursprung um ordinäre Verwertungsanlagen handelte, deren Relevanz für das Funktionieren der Stadt ihre Betreiber einfach zu einem derart eng verbundenen Leben mit dieser Einrichtung zwang, dass selbst als ihnen die Stadt über den Kopf wuchs, niemand daran dachte seinen Posten zu verlassen. Andere Theorien stellen die Vermutung an, dass Strafgefangene den ursprünglichen Grundstock für diese Population bildeten und das diese ganz bewusst in ein Gefängnis ohne Ausweg gesperrt wurden. Wo die Wahrheit auch liegen mag, die Müllmenschen leben in einem eigenen Kosmos, der gänzlich aus dem besteht, was die Bewohner der Stadt fortwerfen. Was nicht auf anderen Wege genutzt wird, fällt die Schächte der Endverwertung hinab und landet schließlich im sprichwörtlichen Magen Gohmors. Ganze Landschaften aus Müll formen eine sich stetig verändernde Topografie aus Unrat, auf die ein niemals versiegender Regen weiteren Abfalls herabrieselt. In dieser Welt leben die Müllmenschen. Sie graben ihre Behausungen in den Unrat, sie suchen ihre Nahrung darin, werden in Schmutz gezeugt, geboren und begraben. Neben dem Erhalt der eigenen Spezies und der eigenen Existenz besteht ihr einziger, höherer Lebenszweck im Verbrennen und Komprimieren von Müll. Selbst das ist bei näherer Betrachtung ein Akt des Selbsterhalts, denn würden sie den Müll nicht verbrennen oder stampfen, dann würde sie ihre Lebensgrundlage letztlich erdrücken. In der alptraumhaften Landschaft dieser Welt aus Abfall stellen die Verbrennungs- und die Stampfanlagen die einzigen signifikanten Landmarken dar. Aus uralten Zeiten stammend, handelt es sich hier bei Weitem nicht nur um profane Einrichtungen der Entsorgung. Vielmehr sind diese Maschinerien prächtig verziert und selbst nach unzähligen Jahren des permanenten Gebrauchs voll funktionstüchtig. So wird der Müll etwa in den Schlund eines grün angelaufene Messingkopf eines kunstvoll gestalten Riesen geschaufelt, wo er in ewig loderndem Feuer vergeht. An andere Stelle malmen die Kiefer einer Presse in Gestalt eines urzeitlichen Fabelwesens den Müll zu festen Bündeln. Eben diese Pressen sind von besonderes interessanter Funktion. Der zusammengedrückte Müll wird von gewaltigen Kolben in die Tiefe gedrückt, womit das Fundament der Stadt permanent, Stück für Stück erweitert und verfestigt wird. Die Abgase der Verbrennungsanlagen wiederum finden ihren Weg nach oben, so wie der Müll den seinen nach unten findet. Der giftige Qualm wird außerhalb der Stadt in die Luft geblasen und leistet so seinen ganz eigenen Anteil am Smogatem Gohmors. Den Müllmenschen ist ihre eigene Position in diesem Räderwerk längst nicht mehr bewusst. Es ist belegt, dass selbst während des Krieges der Häuser, als die Stadt unter der Knute der Horden Rasankurs zum Erliegen kam, die Schornsteine aus der Tiefe unvermittelt ihre schwarzen Schwaden in die Luft entlassen. Man fragt sich vielleicht, wieso Menschen bereit sind so zu leben, wo die Welt über ihnen doch bessere Bedingungen verspricht. Die Erklärung dafür liegt in der rückwärts gewandten Entwicklung dieser Menschen. Durch die Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende währende Insulation sind sie auf eine Stufe beinahe tierischen Verhaltens zurückgesunken. Die Verbrennungsanlagen und Pressen haben mythischen Charakter für sie und der Fluch und Segen des ständig rieselnden Mülls hat sich in ihr religöses Erklärungsmuster der Welt eingebettet. Wie Affen kriechen sie auf allen Vieren durch den Müll und wenn ihre Lebenserwartung auch nur bei zwei, höchstens drei, Jahrzehnten liegt, so weisen sie doch eine beeindruckende Resistenz gegen die verschiedenen Gifte ihrer Heimat auf. Auf der höchsten Ebene der Stadtführung weiß man um die Existenz dieser menschlichen Aasfresser tief unter den Füßen der normalen Bürger. Für gewöhnlich redet man nicht über diese beschämende Degeneration der eigenen Spezies, da sich ihre Nützlichkeit nun einmal nicht bestreiten lässt und schließlich sind die Lebensbedingungen manch anderer, arbeitender Schicht nicht soviel besser. Dennoch genießen die Müllmenschen einen gewissen Schutz und wenn dieser auch nur darin besteht, dass man sie in Frieden in ihrem kleinen Universum leben lässt. Einzige Störung sind sporadisch auf den Plan tretende Anthropologen, die sich für die eigenständige Entwicklung interessieren und mit Sondergenehmigungen Beobachtungen und Experimente durchführen dürfen. Dazu müssen die versiegelten Zugänge jedoch von höchster Stelle zur Öffnung freigegeben werden. Durch das gelegentliche Forschungsinteresse, haben wir heute das Glück, relativ viel über dieses bemerkenswerte Phänomen eines homo sapiens purgamentum zu wissen. So gesichert die Erkenntnisse über die Müllmenschen, so ungewiss ist alles, was man über den Rest der tiefen Region weiß, oder zu wissen glaubt. Entsprechend schießen diverseste Theorien und Spekulationen ins Kraut. Am wahrscheinlichsten ist es, dass unter dem Fundament der Stadt ein Höhlensystem existiert, welches sich durchaus an Überreste der ausgebauten Bereiche der ehemaligen, sub- terranen Bebauung anschließt. Tatsächlich ist es auch vorstellbar, dass sich einige zwielichtige Subjekte dorthin zurückgezogen haben und lange genug in der Unterwelt überleben, um sich häuslich niederzulassen. Das dort in der Finsternis regelrechte Siedlungen existieren ist eher unrealistisch und selbst wenn es der Wahrheit entspräche, so sind dies bestenfalls Dörfer mit einigen Hütten. Es gibt schlicht keine Möglichkeit eine größere Population über längere Zeiträume zu ernähren. Desweiteren ist der Abstieg in die Minusebene derart lebensgefährlich, dass selbst die hart gesottensten Verbrecher und Mutanten eher den Weg in die Wüste wählen, als den nach unten. Die die es doch tun dürften ihr Vorhaben nur in so geringer Stückzahl überleben, dass es kaum ausreicht eine nennenswerte Gemeinde von Verstoßenen zu bilden, geschweige denn dort eine stabile Population durch natürliche Geburten aufrecht zu erhalten. Das jedenfalls ist die gängige Lehrmeinung. Einige Wissenschaftler stellen sich jedoch gegen diese Ansicht und ziehen als Beweise die sporadischen Zeugenaussagen von angeblichen Rückkehrern heran. Da diese Aussagen von Verbrechern, notorisch unaufrichtigen Mutanten und Wahnsinnigen stammen, sollten sie jedoch mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Aus diesen fragwürdigen Belegen konstruieren besagte Wissenschaftler das Bild einer durchaus funktionierenden Gesellschaft der Abnormalen. Als Nahrungsquelle seien geflutete Bereiche des Höhlensystems, in denen blinde Seekreaturen hausen sollen, ebenso zu benennen wie Pilzgewächse und jagbare Fauna. Gewiss, so wird eingeräumt, seien die Bedingungen eines solchen Lebensraum extrem herausfordernd, doch das Exempel von menschlichen Siedlungen auf sogenannten Todeswelten zeige, dass sich intelligentes Leben, selbst wenn es charakterliche Verdorbenheit aufweist, doch überall durchsetzen könne. Nun mag man trotz aller Kritik in diesen Hypothesen den Funken einer Möglichkeit sehen, doch geht es auch noch fantastischer. Jene, die sich das Abstruse wünschen um das eigene Grau ihres Lebensalltags zu vertreiben, spekulieren nicht nur eine blühende Zivilisation der Ausgestoßenen in den Untergrund der Makropole, sondern dichten dem Ganzen auch gleich noch ganz eigene Spezies an, in denen sie Ureinwohner Korons im Untergrund verorten. Diese Insektenwesen, oder öfter noch Schlangenmenschen, haben natürlich einen enormen Vorsprung an Wissen und Altersweisheit, sind mal unsterblich, dann wieder können sie ihren Geist von Körper zu Körper transferieren. Ebenso häufig sind sie den Menschen und Mutanten des Untergrunds wohlgesonnen, wie sie in erbitterter Feindschaft mit ihnen leben. Es ist nur verständlich, dass der einfache Mann, mit einem minimalen Stand an Bildung auf diesem Gebiet, der Romantik solcher Vorstellungen erliegen kann. Das dort unten noch Geheimnisse und Großartiges schlummern könnte beflügelt die Einbildungskraft und treibt manches mal verlachenswerte Blüten. In der Tat ist der Untergrund der Minusebene ein gleichermaßen faszinierender wie gefährlicher Teil der Stadt. Für die Forschung ist er in großen Teilen ein blinder Fleck, den es mit der gebotenen Vorsicht zu erkunden gilt. Man sollte sich jedoch davor hüten, der eigenen Vorstellungskraft zu sehr die Zügel schießen zu lassen. Das könnte nicht nur zu Enttäuschungen führen, sondern im schlimmsten Fall auch strafrechtliche Konsequenzen haben, etwa wenn eine Bedrohung durch nichtmenschliche Spezies herbeifabuliert wird, wo keine ist. Eine solche Panikmache und Falschinformation wird zurecht als Zersetzung des produktiven Gemeinwesens von den Behörden verfolgt. Es mag nun der Eindruck entstehen, dass sich alles unterhalb des stätischen Fundaments der Kontrolle entzieht und bar jeglicher Nutzung oder Aufsicht durch die Stadtverwaltung, damit des Imperiums ist. So verhält es sich freilich nicht. Wahr ist, dass die Minusebene nicht von Menschen bewohnt wird, die von sich behaupten können redliche Diener des Imperiums zu sein. Das heißt jedoch nicht, dass keine Nutzung stattfindet. In früheren Zeiten gab es Ausbeutung der Bodenschätze in tiefsten Erdschichten. Seit der Katastrophe in der Bresche (Siehe Eintrag: Entstehung der Bresche) hat man davon jedoch aus bekannten Gründen Abstand genommen. Allerdings werden noch immer geothermale Energie gefördert, die der Infrastruktur der Stadt nutzbringend zugeführt wird. - Kogan - 10-22-2017 [CENTER]Die Mittlere Ebene / Mittlere [/CENTER] Es mag Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Menschen in den Slums geben. In den von Reichtum und der Macht entrückten Spitzen der Oberen Ebene mögen die einflussreichen Hunderttausend ihr Leben in der Abgeschiedenheit des Wohlstandes leben. Doch die wahre Makropole, das was man das "Salz der Erde" nennt, findet man dort, wo alles unter dem Sammelbegriff „Mittlere Ebene“ zusammengefasst wird. Hier leben jene guten Bürger, die den Mittelstand bilden und die Maschinerie am Laufen halten. Es ist bezeichnet, dass die harte Arbeit dieser Schicht sowohl die aller Ärmsten, wie auch die aller Reichsten am Leben hält, so man den Fluss von Waren und Geld konsequent bis ans Ende verfolgt. Die oben tun sich am Bruttosozialprodukt gütlich, die unten am zivilisatorischen Müll, der die Fallrohre hinab rutscht. Ohne oben und unten könnte die Makropole sehr wahrscheinlich weiterexistieren, ohne die Mitte würde alles in Stillstand geraten und letztlich zerfallen. Dabei ist es nicht ganz einfach das Typische an der Mittleren Ebene zu benennen. Fabriken und Wohngebiete existieren ebenso wie Elendsviertel und die Bereiche der besser Situierten. In einigen Vierteln und Sub-Ebenen herrscht der gotische Baustil imperialer Architektur vor, in anderen Bereichen ordnet sich alles schlichter Funktionalität unter. Dann wieder findet man Ästhetiken, die niemand in Städten vermuten würde, die als Aushängeschild des Imperiums gelten. Verspielter, teilweise wuchtiger Barock und Rokoko versuchen sich zu übertrumpfen und konkurieren dabei mit den harten und klaren Linien von Wehr- und Trutzbauten, welche über die Zeit in die Stadtbilder einzelner Ebenen mit eingeflossen und aus ihrem Antlitz nicht wegzudenken sind. Es gibt beschauliche Regionen, die der Idylle des redlichen Arbeiters verpflichtet sind und neon- grelle Hochburgen schillernder Schnelllebigkeit und des, zum Götzen erhobenen Konsums. An den Stützpfeilern, auf denen Gohmor ruht wie das Weltengefüge auf den Schultern des Atlas, klammern sich Behausungen, wie Seepocken an einen Walfisch. Wer meint eine Makropole bestünde allein aus der strengen Formsprache imperialer Kathedrahlen, der hat noch nie eine besucht. Wenn man unbedingt eine Charakterisierung bemühen muss, so würde wohl die Abwesenheit von Extremen am besten geeignet dafür sein. Die Armen sind nicht ganz so arm wie in den Slums, die Reichen nicht ganz so reich wie in der Makropolspitze. Mitte und Mittelmaß sind untrennbar miteinander verbunden. Hinzu kommt ein Faktum, dass auf jeden Teil der Mittleren Ebene zutrift und dies ist der künstliche Himmel. In einigen Gebieten ist er so nah, dass man ihn mit einer langen Leiter erreichen könnte, in anderen Gegenden ist er einem echten Himmel tatsächlich verwandt. Weit genug in der Höhe, dass zwischen ihm und dem Boden Hochhäuser und Kirchentürme empor ragen, Luftschiffe dahingleiten und Schwebewagen wie aufgescheuchte Insekten ihre Bahnen ziehen. Dennoch ist es stets die darüber liegende Ebene und damit ein Firmament aus Stahl, Beton und Kunststoffen aller Art. Der repräsentative Bürger der mittleren Ebene wird als Sohn oder Tochter registrierter Bürger geboren und erhält mit der Geburt seine ID (Identitätskarte / Ausweiskarte). Mit dieser ist er Steuerzahler, Wehrdienstpflichtiger und Arbeitspflichtiger. Ihm werden im Gegenzug jedoch auch Vergünstigungen zuteil. Er kann sich eine Arbeit in einer der staatlichen Fabriken, Betriebe oder Manufakturen zuweisen lassen. Außerdem hat er Anspruch auf ein Wohnhabitat und er und seine Kinder (bis zur vollendeten Vorvolljährigkeit / 16te Lebensjahr) werden unentgeltlich in das Gesundheits- und Bildungssystem integriert. So ist gewährleistet, dass kein registrierter Bürger arbeitslos, obdachlos oder unproduktiv ist. Allerdings ist diese Versorgung nur sehr rudimentär und dient dazu das Leben im Dienst der Gesellschaft zu erhalten, nicht es sonderlich luxuriös oder angenehm zu gestalten. Es steht jedoch jedem Bürger frei, sich aus diesem Sicherungssystem zu lösen und sein Glück auf eigene Faust zu machen. Fabriken und Unternehmen der Häuser oder anderer Privatleute locken mit Vergünstigungen und Löhnen, die keine staatliche Fabrik je zahlen wird. Ein gut bezahlter Beruf verheißt eine bessere Wohneinheit, vielleicht ein Verbrennungsautomobil oder irgendwann sogar einen Antigrav- Wagen. Auch die staatlichen Einrichtungen erlauben Aufstiege und bescheidenden Wohlstand, aber nie in dem Umfang, den die Privatwirtschaft theoretisch bietet. Doch Vorsicht, wer einmal die staatliche Unterstützung ausschlägt, hat keine Möglichkeit mehr in das System zurückzukehren. Gut und schön, so lange der Erfolg auf dem privaten Sektor Bestand hat. Doch wehe, wenn der Glücksstern sinkt. Der Bettler, der von der PVS- Polizei von der Bahnhofsbank mit Schlagstöcken vertrieben wird, die Hungernden vor den Suppenküchen altruistischer Organisationen oder gar der Abschaum der Slums, sie oder ihre Vorfahren haben in großen Teilen darauf vertraut ohne die wohlwollend strenge Hand des Staates ihren Weg zu gehen. Es mögen diese mahnenden Schreckensbeispiele sein oder die allgemeine Scheu des Menschen, etwas zu ändern, was gut genug funktioniert um nicht unerträglich zu sein. Aber von allen Bürgern der mittleren Ebene verlassen nur etwa zehn Prozent das schützende Nest staatlicher Fürsorge und stellen sich den Unwägbarkeiten des freien Marktes. Das sind noch immer viele Millionen, doch der unbestreitbare Großteil reiht sich Morgen für Morgen in die Schlangen ein, die sich vor den Zugängen zu staatlichen Fabriken, Schreibstuben und Manufakturen [CENTER][/CENTER] Das standardisierte Wohnhab. eines Alleinstehenden befindet sich in einem Parzellenblock, der für gewöhnlich zehntausend Einheiten umfasst und sich oftmals über mehrere Sub- Ebenen erstreckt. Es gibt Blockwarte und zuweilen Sicherheitskräfte, wenn subversive Tendenzen des Bewohnerstammes diese erforderlich machen. Diese Angestellten sollten nicht als Bedrohung gesehen werden, sondern vielmehr als Helfer, die für Ruhe und Ordnung, den heiligsten Tugenden eines Wohnhab- Bewohners, sorgen. Miete, Strom- und Wasserkosten werden direkt mit der Entlohnung durch den Arbeitsplatz verrechnet. Der Bürger muss die Tür seines Habs jederzeit für Sicherheitsorgane, Instandsetzungsmaßnahmen und Seuchenkontrolle öffnen, bzw. wird der Zugang durch den Blockwart gewährt. Das Habitat bietet neben einer beheizten Schlaf- und Wohnstadt einen Platz für die Körperhygiene und einen Nahrungsspender. Der Schlafplatz besteht standardmäßig aus einer kojenartigen Nische. Um die kostbare Ressource Wasser zu sparen, kann sich der Bewohner mit einer Sandstrahldusche säubern. Die Duschkabine wird versiegelt und dem Bewohner wird mit einem Hochdrucksandstrahl die oberste Hautschicht und natürlich auch der Schmutz auf dieser entfernt. Ortsfremde, die diese sparsame und gründliche Methode der Reinigung zum ersten Mal nutzen, empfinden sie zuweilen als unangenehm oder gar schmerzhaft. Der Bürger Gohmors hingegen, weiß die Effizienz und Sparsamkeit der Sanddusche zu schätzen und erhebt keine Klage. Nach der einminütigen Bestrahlung wird der feine Sandnebel abgesaugt und im Block internen Aufbereiter für die nächste Nutzung gesäubert. Der Nährstoffspender und der Wasserspender befinden sich in der Kochnische und jedem Haushalt steht eine gewisse Anzahl an Rationen pro Tag zur Verfügung. Diese können als Salär für besondere Leistungen heraufgesetzt oder als Sanktion für Verfehlungen gekürzt werden. Das Wasser ist für die Trinkbarkeit aufbereitet und die Nährpaste besteht aus recycelter Biomasse, welcher Nährstoffe zugeführt wurden. Die geschickte Hausfrau kann aus der grünlich- braunen Paste, mit einigen Gewürzen und Küchentricks, die schmackhaftesten Kreationen zaubern. Schließlich hat der Nahrungsspender nur die Aufgabe den Werktätigen am Leben zu halten. Ein wenig Pfiff in diese Gabe zu bringen, obliegt jedem selbst. Ein Paar mit einer rechtmäßig angemeldeten Ehepartnerschaft enthält entsprechend ein größeres Hab. und sollte es sich um eine heterosexuelle Verbindung handeln, die eine genehmigte Nachkommenschaftszeugung beinhaltet, wird natürlich auch dieser Platznachfrage Genüge getan. Aber sie lassen meinen Namen weg ja? Gut, sonst krieg ich nur Ärger den ich nicht brauchen kann. Sollte jemand kommen und meinen Namen in dieser Sache nennen, dann weiß ich von nichts. Also die Wohnhabs, nagut. Tja was kann man da viel drüber reden? Ich sage mal so, es ist besser als nichts und was man so hört, gibt es ja noch viel schlimmere Wohnungen, oder diese armen Teufel, die in die Untere müssen. Man will sich ja nicht beschweren. Die Habs sind eng, klar und man bekommt alles mit was bei den Nachbarn passiert. Wenn sie Pech mit dem Blockwart haben, dann terrorisiert er sie, einfach weil er es kann. Wenn sie andersrum einen erwischen, der bei irgendeiner Bande in Lohn und Brot steht, dann tut er gar nichts oder sieht zumindest so lange in die andere Richtung, bis irgendwann die PVS- Polizei auftauchen würde. Das Beste ist, wenn sie einen haben, der sich so weit von normalen Bewohnern bestechen lässt, dass die Lampen funktionieren, die Rohre nicht tropfen und man einen Tipp bekommt, wenn eine Razzia ansteht. Ansonsten sind die Habs eher in einem schlechten Zustand. Zumindest die meisten. Es gibt natürlich Vorzeigeblöcke und die Siedlungen der Funktionäre. Da funktionieren die Aufzüge und Feuerschutztüren versuchen nicht einem die Hände abzubeißen. Die haben auch alle Duschen mit Wasser, nicht dieses Sandzeug. Sie sagen es sei sauber und das es etwas scheuert, daran gewöhnt man sich. Aber wenn es gerade aus dem Filtersystem kommt, dann ist es heiß wie kochendes Wasser und außerdem knirscht man nach so einer Dusche den ganzen Tag auf Sand rum, egal wie sehr man den Mund zupresst. Zu sagen an welchen Stellen es noch scheuert, verbietet mir meine Erziehung. Aber wenn sie auf dem Weg zur Arbeit jemanden in der Bahn sitzen sehen, der auf seinem Platz rumrutscht und ständig versucht unauffällig an seiner Hose zu zupfen, dann können sie davon ausgehen, dass er morgens geduscht hat. Man will sich ja nicht beschweren aber die Nährpaste ist das Schlimmste. Ich krieg das Zeug nicht runter, egal wie sehr sie einem sagen, man könne es gefahrlos genießen. Genießen, dass ich nicht lache. Wissen sie was das ist? Das wonach es aussieht. Meine Erziehung verbietet es darauf näher einzugehen, aber man darf sich nicht wundern, wenn man da den Ernährungskreislauf mehrmals durchlaufen lässt, wenn sie wissen was ich sagen will. Na, man will sich nicht beschweren. Es gibt bestimmt Leute, die das Zeug vor dem Verhungern schützt. Ein wirkliches Problem kriegen sie, wenn sie mit jemanden zusammen ziehen wollen. Nicht wegen der Genehmigung, die ist in drei, vier Jahren durch. Wenn sie einem Bearbeitungsbeamten ein wenig entgegen kommen, dann auch noch früher. Aber wenn ihnen dann ein passendes Hab zugeteilt wird, dann muss das bei Leibe nicht in der Nähe ihrer Arbeitsstelle sein. Als ich mit meinen Mann zusammengezogen bin, da musste ich durch zwei Sub- Ebenen fahren um in die Näherei zu kommen. Das waren fast drei Stunden, pro Fahrt. Naja man will sich nicht beschweren. Ging alles irgendwie. Als dann unser Sohn zur Welt gekommen ist wurde es besser. Ich habe eine Stelle am Fließband gekriegt und wir sind in ein Hub gezogen, dass zwischen unseren Arbeitsplätzen liegt. Was wird, wenn der Junge irgendwann selbst eine Arbeit zugeteilt bekommt und auszieht, dass wird sich zeigen. Im Moment will er alles hin schmeißen und es bei einer der Hausfirmen versuchen. Das ist nur eine Phase, glauben sie mir. Kinder haben das doch alle irgendwann. Denken sie können die Welt aus den Angeln heben. Man muss sich ja nur mal diese ausgemergelten Gestalten an den Bahnhöfen ansehen. Alle paar Wochen vertreibt die Polizei sie mit der nötigen Härte und ein paar Tage später sind sie wieder da. Alles so Neunmalkluge, die meinten sie wären schlauer als alle anderen und könnten es auf eigene Faust schaffen. Schauderhaft. Was sind dagegen schon ein paar quietschende Rohre und quietschende Bettfedern, wenn die Nachbarn, na sie wissen schon. Nein eigentlich kann man sich nicht beschweren. Anonyme Bewohnerin von Parzellenblock D 487662 Sub- Ebene 23 Architektonisch ist die Mittlere Ebene, wie bereits erwähnt, einer schier unübersehbaren Vielfalt unterworfen, in der graue Wohnhabitate und Fabriken gewiss einen unleugbaren aber doch nur geringen, Teil ausmachen. Von diesen wenig spektakulären Gebäuden abgesehen, gibt es diverse, sehr viel sehenswerterer Dinge. Etwa die sogenannten, Transit- Canyons welche wie Adern durch die Mittlere verlaufen und die diversen Sub- Ebene wie in einem Querschnitt offen legen. Diese gewaltigen Tunnel erlauben es Schwebefahrzeugen, ja selbst Flugzeugen im Inneren der Stadt zu verkehren. Der zentrale Canyon, die „TC- Tangente“ genannt ist beachtliche 4000 Meter hoch und gestattet einen Blick auf das Innenleben der Makropole. Von diesem Transit- Canyon gehen weitere ab und so beeindruckend diese, mit fliegenden Vehikeln aller Art gefüllten Röhren auch sein mögen, stellen sie im Endeffekt doch nur einen sehr geringen Teil des Verkehrsnetzes der Mittleren dar. Straßen, Schienen, Drucktunnel, ja sogar Wasserwege sind die unspektakuläreren aber gebräuchlicheren Mittel des Personen- und Gütertransportes. Gerade die Wasserstraßen verwundern Außenstehende oftmals, so sich diesen Umstand mit dem Fakt in Gleichklang zu setzen versuchen, dass sich die Mittlere Ebene viele Kilometer über Normalnull befindet. Aber natürlich brauch die Krone der Urbanisierung, diese übereinander gestapelten Länder, unvorstellbare Massen, ja ganze Ozeane an Wasser. Sparsamkeit ist dabei oberstes Diktat aber trotz der Bemühungen konventioneller wie auch uralter, hochtechnologischer Kläranlagen, kann Wasser nur bis zu einem gewissen Punkt aufbereitet werden, ehe es in den Kreislauf zurückgeführt werden muss. Diese Rückführung geschieht in Teilen offen. Die so entstehenden Flüsse, die stellenweise sehr weite Strecken bis zum Meer im Osten zurücklegen müssen, sind aufgrund ihrer Natur als Abwässer, stinkende Kloaken. Aber sind eben auf schiffbar und so werden sie entsprechend genutzt. Am Ende der Reise stürzen sie direkt in das Meer oder werden in Staubecken gesammelt. Gezielt abgelassen erlauben sie somit gesteuerte Energiegewinnung durch Turbinen und illustrieren einmal mehr die notwendige Mentalität einer Makropole, jede Ressource bis zum Letzten auszunutzen. Ein Besucher, der im Anflug auf Gohmohr einen Blick aus dem Bullauge seiner Landefähre wirft, sieht diese Sturzbäche nur als kleine, schäumende Rinnsale, die wie Schweiß an der Flanke des Leviathans herab sprudeln und sich in das Meer erstürzen. Dies geschieht an der Seeseite, wo die Stadt über das Ufer hinaus, direkt ins Wasser ragt und wo natürlich kein Speckgürtel aus Slums heranwachsen kann. Doch was aus der Ferne so unscheinbar wirkt, sind Sturzfluten die allein durch den dadurch erzeugten Sprühnebel aus mehr oder weniger geklärtem Abwasser, ein sehr viel größeres Gebiet in nördlicher und südlicher Richtung bedecken und die dort gelegenen Slums in eine schimmlige und permanent feuchte Sumpflandschaft verwandeln, in welcher nur die Verzweifelsten das Siedeln überhaupt erwägen. Die Teile des Seehafens, welche sich außerhalb der Stadt befinden, müssen intensiv vor der Korrosion und den Schadstoffen dieses „Sprühregens“ geschützt werden. Bemühungen von denen der Makropolbürger nichts mitbekommt, da es eine Eigenheit dieser Bürger zu sein scheint, das das Interesse und die Überlegungen an der Außenhaut der Makropole enden und sie sich nicht um das scheren, was auf der anderen Seite geschieht. Eine Tendenz, die auch auf anderen Welten eine derart regelmäßige Übereinstimmung findet, dass man sie unter dem Begriff Makropol- Isolationismus zusammengefasst hat. Unter Makropol- Isolationismus versteht man die Neigung eines abgeschlossenen Systemes, welches eine Makropole in der Wahrnehmung der meisten Bewohner darstellt, als den ausschlaggebenden Kosmos anzusehen. Andere Siedlungen, Welten oder auch Länder werden als unbedeutend oder von keinem besonderen Interesse angesehen. Bestärkt wird diese Ansicht durch den Umstand, dass auf vielen Welten die Makropole den Herrschersitz darstellt und somit als Zentrum der Macht wahrgenommen wird. Das eine Makropole genauso, wenn nicht gar mehr, durch die Versorgung von außen abhängig ist übersteigt den Begreifenshorizont der breiten Masse. Der nationale Elitarismus, welchen die Makropolbewohner vertreten ist dabei aufsteigend und in der Loyalität des jeweils unteren Anstriches untergeordnet. Die eigene Sub- Ebene über der Hauptebene. Die Hauptebene über der gesamten Makropole. Die Makropole über dem Rest des Planeten und anderen Welten. Makropol- Isolationistisches“ Denken kann sich in der extremen Geisteshaltung des “Makropolismus“ niederschlagen. Aus: Dr. Dr. Eggon Höldernicks Wohlfeile Lexikothek des allgemeiniglichen Wissenswerten / Kapitel 410 Die Beschaffenheit der Makropole Makropolismus erklärt soziale Phänomene anhand, größtenteils unzutreffender bzw. unzureichender Analogieschlüsse aus dem simplen Umstand heraus, ob ein Mensch in einer Makropole lebt oder nicht. Kultur, sozialer Status, Charakter, Frömmigkeit und Verhalten etc. gelten als durch das Aufwachsen und Leben im schein- hermetischen Konstrukt der Stadt determiniert. Eine vermeintliche, der wahren oder angenommenen Machtposition einer Makropole geschuldete, hierarchisch-autoritäre Herrschaftsordnung und die daraus gefolgerten Handlungszwänge, dienen der Rechtfertigung von Diskriminierung und Ausgrenzung. Im Gegensatz zu religiös- separatistischem, rassistisches, mutanten- oder xenoverachtender Denkweise, hat das Elitedenken des Makropolismus jedoch kaum Unterdrückung, Verfolgung oder gar Vernichtung von Individuen und Gruppen zur Folge. Zum einen, weil Makropolen auf institutioneller Ebene in das Geflecht des regierenden Systems des jeweiligen Planeten mit eingebunden sind und ein offensives Vorgehen gegen Nicht- Makropolnationen wenig Sinn ergeben würde. Zum anderen weil es Außenstehenden leicht fällt sich als Ziel dem Makropolismus zu entziehen, einfach indem man selbst ein Makropolbewohner wird. Der Makropolismus kann daher als ein Hass oder eine Verachtung beschrieben werden, welche unweigerlich ins Leere laufen müssen. Wer in der Makropole lebt kann nicht Ziel des Makropolismus werden, der Makropolbewohner wird seine Verachtung jedoch auch kaum nach Außerhalb der Makropole tragen. Der Makropolismus findet wohl auch aus diesem Grund besonders viel Anklang bei den Bewohnern. Es ist eine Ideologie, in der der andere verachtet werden kann, ohne dass man Gefahr läuft mit ihm konfrontiert zu werden. Interessanter Weise ist Makropolismus in den Unteren Ebenen und in der Oberen Ebene kaum anzutreffen. Es scheint sich um ein bevorzugtes Gedankenkonstrukt der Mittleren Ebene zu handeln. Bezeichnend wird der Makropolismus jedoch in Ausnahmesituationen, in denen die Makropole tatsächlich gegen den Rest des Planeten oder einen Aggressor von Außerhalb steht. Etwa bei einem Putsch oder einer Invasion des Umlandes. Hier ist zu bemerken, dass sich Makropolen mit statistischer Häufigkeit gegen eine derartige Änderung der Verhältnisse wehren und zu Dreh- und Angelpunkten des Widerstandes werden. Natürlich ist das diversen Faktoren geschuldet, wie etwa dem herausragenden, militärischen Potenzial einer Makropole. Dennoch ist das auch Selbstverständnis und die ideologische Verhaftung in den eigenen isolationistischen Ansichten ein nicht zu vernachlässigender Punkt auf dieser Liste. Aus: Dr. Dr. Eggon Höldernicks Wohlfeile Lexikothek des allgemeiniglichen Wissenswerten / Kapitel 410 Die Beschaffenheit der Makropole Quellenangaben: Bild 1: gefunden auf 40K Wiki Bild 2: "Visionary City" von William Robinson Leigh Bild 3: gefunden auf: The Art of Animation [CENTER]Wird Fortgesetzt...[/CENTER] |