08-31-2016, 10:34 PM
So schrecklich und unwürdig die Slums auch sein mögen, einer Sache können sie sich rühmen, die die drei Viertel der gohmorischen Bevölkerung abgeht und das ist Sonnenlicht. Oftmals liegen die Elendsviertel im Schatten des künstlichen Stadtgebierges oder werden von einer Smogwolke eingehüllt. Doch es besteht immerhin die Chance, dass die Strahlen der Sonne auf die Haut der dort hausenden Menschen fällt. Eine Erfahrung, welcher der überwiegende Teil der Stadtbewohner niemals machen wird.
Durchschreiten wir nun also den schwer gesicherten Zugang und tauchen ein in eine Welt, erhellt nur vom Flackern künstlicher Beleuchtung. Fast augenblicklich meint man das Gewicht Gohmors auf sich zu spüren, seiner Masse, seiner Menschen, seiner Geschichte und seiner unbegreiflichen Gewaltigkeit. Betritt man die Stadt vom ebenen Boden aus, so ist das erste, was man zu Gesicht bekommt, die sogenannte Nullebene.
Quellenangabe:
1. Bild Containercity
2. Bild Cicinimo
[CENTER]Die Nullebene / zu ebenem Boden / das Labyrinth der Gassen.[/CENTER]
Die Vorstellung, die Nullebene befinde sich auf Nivellierung zum Normalhöhennull ist genaugenommen nicht richtig, wohl aber im Maßstab einer Makropole zutreffend.
Denn auch der Fuß der Stadt ist keine einheitliche, klar definierte Ebene. Was jedoch reglementiert ist, ist die Höhe der gepanzerten Bodentore, die eine Höhe von 400 Metern nicht überschreiten darf. Alles was bis zum Erdboden darunter verbleibt, wird im Allgemeinen als Nullebene bezeichnet. Wie weit sich dieser Bereich in die Tiefen der Erde erstreckt, bevor er in die Minusebene übergeht, entzieht sich einer klaren Definition. Auch liegt es in der Natur der Sache, dass einige Bereiche, wie etwa die umfangreichen Hafenanlagen, in diesem Gebiet liegen, ohne das ihre unmittelbare Funktion mit der Nullebene korrespondiert.
Ebenfalls irrig ist es zu glauben, dass die Makropole und ihre Kegel artigen Auswüchse zur Gänze abgeschlossen sind. Zwar ist es richtig, dass die Stadtmauer und der Bereich der Deflektorschilde (Auf beides wird im Kapitel -Verteidigung- näher eingegangen) einen Grenzverlauf ziehen, doch über die Jahrhunderte, in welchen die Stadt nicht mehr von einem äußeren Feind angegriffen wurde, ist die Bebauung über diese Hürde hinausgewachsen. Daher ist auch der Übergang zu den Slums teilweise durchlässig und bei pedantischer Betrachtung ist die Nullebene nur nach oben hin klar umrissen. Es hat sich jedoch eingebürgert mit der Umschreibung jenen Bereich zu betiteln, der bereits im Inneren der Makropole liegt und daher vom Licht der Sonne abgeschnitten ist.
Werden besser situierte Bürger nach dieser Ebene befragt, so wird man ein widerwilliges Naserümpfen wohl als häufigste Antwort bekommen.
Aber warum ist dies so? Weswegen begegnet man Bewohnern der „Unterstadt“, wie sie auch im Volksmund genannt wird, mit Vorbehalten, Missbilligung oder unverhohlener Abneigung? Nun die Gründe dafür sind vielfältig und haben nicht ausschließlich mit dem Dünkel jener zu tun, die weiter oben leben.
Gohmor ist eine Einwanderungsstadt und macht den Zuzug von anderen Welten oder aus Ländern des eigenen Planeten, leicht. Jedenfalls so leicht, wie es dies im bürokratischen Moloch der imperialen Verwaltung möglich ist.
[CENTER][/CENTER]
Bei diesem Text handelt es sich lediglich um den Auszug aus einer Informationsbroschüre, welche Einwanderungswilligen zur Verfügung gestellt wird. Dies als vereinfachte Form zu bezeichnen heißt stark zu untertrieben. Die Gesetzestexte zur Einwanderung, mit all ihren Ausnahmen, Sonderstimmungen und Präzedenzfällen, füllen diverse Bände an entsprechender Fachliteratur. So gibt es etwa Regelungen für Flüchtlinge aus Kampfgebieten, bei der Auflösung von Regimentern der Imperialen Armee und unzählige Sachverhalte mehr.
Hier wird dann auch bereits die Problematik bei dieser, eigentlich sehr großzügigen, Verfahrensweise ersichtlich und stellt den Brückenschlag zur Nullebene her. Trotz der humanen Bestimmungen für Einwanderer, gibt es, mit jedem Schiff welches Gohmor erreicht, unzählige Menschen die durch das Raster fallen. Sei es weil sie krank sind, sei es weil sie andere Voraussetzung zur Eingliederung nicht erfüllen oder einfach nicht verstehen. Hinzu kommen Individuen, welche vor dem Gesetz flüchten und hoffen sich in den Massen einer Makropole verbergen zu können. Letztere werden bei Entdeckung natürlich den Gesetzeshütern übergeben, doch die gewaltige Menge des Rests kommt erst einmal in Auffanglager, wo sie ihres weiteren Schicksals harren.
Die reguläre Prozedur ist die, dass die Betroffenen dorthin zurückgeschickt werden wo sie herkamen.
Allerdings ist dies nur in der Theorie eine funktionale Lösung. Oftmals haben die Reisenden ihre gesamten Ersparnisse für die Passage geopfert und private Raumschiffkapitäne weigern sich Passagiere umsonst zu transportieren. Die Stadt Gohmor erhält imperiale Subventionen um selber Rückführungsflüge durchzuführen, doch bis genügend Personen für ein bestimmtes Ziel zusammen sind, um einen Flug lohnend und kostensparend zu veranlassen, vergehen Monate, wenn nicht gar Jahre. In dieser Zeitspanne fristen die Unglücklichen ihr Dasein in einem der zehn Auffanglager, unter bemitleidenswerten Bedingungen. Selbst in den Einrichtungen, die nicht unter Quarantänebedingungen betrieben werden, kommt es immer wieder zu Ausbrüchen von Krankheiten. Hinzu kommt Gewalt aufgrund kultureller Unterschiede und Glaubensauslegungen, zuzüglich simpler Kriminalität.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Wartenden nach Möglichkeiten suchen ihrer Situation zu entkommen. In den beiden Quarantänelagern ist dies kaum möglich. Die Angst vor Seuchen ist so groß, dass bei jedem Anzeichen von Flucht von der Schusswaffe Gebrauch gemacht wird. Anders sieht es bei den normalen Auffangstationen aus. Die Bewachung und Verwaltung dieser enormen Zahl an Menschen ist kompliziert, kostenintensiv und weit weniger prestigeträchtig als etwa der Dienst in Einheiten der PVS an geachteterer Stelle.
Das führt zu weiteren massiven Problemen innerhalb der Lager und obendrein zu einer unüberschaubaren Zahl an Fluchtversuchen. Da von diesen viele mit Bestechungen einhergehen, (materieller oder dienstleistender Art) ist die Dunkelziffer entsprechend groß. Modelprojekte, in welchen man versuchte dies über Privatisierung zu regeln, waren bisher allesamt Fehlschläge. Entweder wurde die Einhaltung der Lagergrenzen durch massive Gewalt gewährleistet, was die Kritik von Wohlfahrtsorganisationen und anderen Philanthropen provozierte, oder Kosten und Nutzen standen in keinem Verhältnis zueinander. Die genaue Anzahl dieser illegalen Immigranten schwankt stark, da sie von unzähligen Faktoren abhängt, im Durchschnitt spricht man jedoch jährlich von mehrere Zehntausend.
Was aber tun diese Menschen, nachdem sie die vorübergehende Gefangenschaft notwendiger Eindämmung und Verwaltung gegen die trügerische Freiheit eines fast rechtsfreien Raums eingetauscht haben?
Sie begeben sich auf die Null-Ebene.
Dies ist für sie leichter zu bewerkstelligen als man glauben mag, wenn man die hohen Sicherheitsstandards an den Ebenenübergängen kennt. Nicht nur befinden sich viele der, bei der Bevölkerung überaus unbeliebten, Lager ohnehin an der Grenze zu diesem Bereich, auch gibt es Schlepperbanden, die sich auf diese Art der Flucht spezialisiert haben. Hinzu kommt, dass es sehr viel leichter ist nach unten zu gelangen, als wieder nach oben.
In der Null-Ebene angekommen gibt es verschiedene Wege, welche ein Betreffender einschlagen kann. Nicht alle diese Flüchtlinge sind Vagabunden und Taugenichtse und Menschen mit begehrten Berufe haben durchaus die Chance aufzusteigen und ein angenehmes und angesehenes Leben zu führen. Das kann vom Elektriker bis zum Zahnarzt gehen und einige Wenige machen ihren Weg zu geachteten Persönlichkeiten ihrer jeweiligen Gemeinde. Für viele aber, da gibt es nichts zu beschönigen, bleibt ein Leben als Rechtloser, Tagelöhner, Billigarbeitskraft, Prostituierte und Verbrecher oder schlechthin als Bettler.
Wenn sie die Leute hier nach meinem Vater fragen, zumindest wenn sie noch jemanden finden der sich an ihn erinnert, dann werden sie was von einem respektablen Mann zu hören kriegen.
Wir kamen von Keels Landing, da war ich so sechs Jahre alt.
Auf Keel war Krieg, weil die Eldar sagten die Welt gehöre ihnen. Wenn ich dieser Tage Menschen sehe, die was vom edlen Gemüt der Eldar faseln, von ihrer Eleganz, dann möchte ich denen ins Gesicht spucken. Oft genug tue ich es auch.
Wenn sie als Sechsjähriger sehen wie dieser ekelerregende Xenoabschaum Frauen und Kinder abschlachtet, ja sogar Babys, dann kann ich daran nicht viel Edles finden. Sie etwa?
Haben sie schon einmal gesehen wie ein Phantomlord einen Menschen zertritt? Wie er genüsslich die Sohle dreht als würde er ein Insekt zerquetschen?
Nein das haben sie nicht und ich wünsche es ihnen auch nicht.
An dieser Pest ist nichts Elegantes zu finden und wenn sie ein sterbendes Volk sind, wie man manchmal sagt, dann sterben sie meiner Ansicht nach nicht schnell genug.
Was solls? Deswegen sind sie ja nicht hier.
Wir sind also von Keels Landing geflohen. Meine Mutter, meine Schwester, mein Vater und ich. Meine Schwester starb auf der Überfahrt an Hautfraß. Kein angenehmer Tod, dass sei ihnen geflüstert. Ich habe später viele Menschen sterben sehen, aber so etwas Furchtbares ist mir nicht mehr untergekommen. Mein Vater, mein respektabler Vater, meinte es sei der Willen des Gottkaisers und so wie er auf dem goldenen Thron still leidet, so müssten auch wir still dulden. Die anderen Flüchtlinge haben seinen Predigten zugehört und mit offenen Mündern genickt. Während meine Schwester schreiend gestorben ist. Wir kamen nach Obsidian, aber dort wollte man uns nicht.
Schiffe kamen, die drohten uns zu zerstören, wenn wir weiter fliegen würden. Also drehten wir ab und noch mehr von uns starben.
Schließlich erreichten wir Koron 3.
Das gnädige Koron 3, dass uns aufnahm in seiner Güte. Was soll ich sagen, wir wurden in ein Lager gesteckt, weil die Kämpfe auf Keel gerade zu Gunsten der Imperialen liefen und man der Meinung war wir könnten zurück. Sichere Heimatwelt nannten sie das. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre alt und wäre zwölf gewesen, wenn wir zurück gegangen wären. Mein Vater predigte den anderen Gefangenen, ja ich sage Gefangene, denn etwas anderes waren wir in diesen Lagern nicht. Sie starrten ihn an und nickten, wenn er vom Dulden sprach. Sie respektierten ihn, während meine Mutter sich an die Wärter verkaufte, damit wir nicht verhungerten. Zwei Jahre warteten wir auf einen Rückflug, aber kein vernünftiger Kapitän flog nach Keel, wo die Eldar lauerten.
Meine Mutter starb zwei Tage nach meinem elften Geburtstag und ich fragte meinen Vater ob wir nicht langsam genug geduldet hätten. Er aber predigte mir vom Gottkaiser und den Söhnen, die er an Horus verlor.
Verstehen sie was ich sage?
Er nahm den Jungen, der soeben seine Mutter verloren hatte nicht in den Arm, er hielt ihm eine Predigt. Ich floh einige Tage später aus dem Lager. Ein paar Gleichaltrige und ich gingen in die Tunnel. Es gab geheime Zugänge zu den Wartungsschächten der Zwischenebenen, sehr gefährlich.
Man konnte sich in der absoluten Dunkelheit verlaufen und dann jämmerlich verhungern oder verdursten. Oder man fiel einem der Monster zum Opfer, die da rumschleichen. Außerdem ist es auch so gefährlich, wegen der Maschinen und der Servitoren, die Jagd auf alles machen was sich bewegt. Fünf Jungs gingen rein, drei kamen wieder raus.
Ich erspare ihnen die Einzelheiten darüber, was mit den anderen passiert ist. Wir kamen also raus und zwar in der Nullebene. Im Viertel Fünfstraßen, also diese Gegend hier. Damals beherrschten ein paar Familien die Gegend. Schutzgeld, Leistungshandel, Prostituierte und Drogen. Es gab immer wieder Krieg zwischen den Familien, viele Tote auf allen Seiten. Ich beschloss sehr schnell, nicht länger zu dulden wie es mein Vater getan hatte.
Nur ein respektabler Mann zu sein nützten einem letzten Endes nicht viel. In der Nulleben muss man sich Respekt mit Angst erkaufen. Spricht dir einer den Respekt ab denn du verdienst, dann musst du ihn bestrafen. Damals wollte uns ein Bursche namens Leo in eine Bettlerbande zwingen. Das tat man mit kleinen Jungs, wenn sie nicht anschaffen gehen wollten oder konnten. Aber ich wollte, wie gesagt nicht mehr dulden. Ich habe Leo mit einem Backstein erschlagen. Das klingt vielleicht banal, aber es war ein übler Kampf, dass kann ich ihnen sagen. Danach hatte ich meine erste richtige Narbe, ein Messer und alles was Leo in den Taschen hatte. Von diesem Moment an war ich der Herr meines Schicksals.
Nun sehen Sie sich um!
Ich sitze in einem geheizten Zimmer mit Ihnen, die Luft ist gefiltert und das Wasser sauber. Meine Jungs sorgen dafür, dass man in den Fünfstraßen leben kann. Sicher, wir lassen uns unsere Dienste bezahlen, schließlich wollen wir auch von irgendwas Butter aufs Brot kriegen. Aber wenn dich dein Mann verprügelt, dann kommst du zu uns. Wenn jemand wuchert, dann kommst du zu uns. Ist dein Kind krank und braucht einen Arzt, muss dein Laden mit Schnaps beliefert werden oder benötigst du einen Kredit?
Wir sind für die Leute da.
Struktur!
Die Menschen sehnen sich nach Struktur und Ordnung. Unsere Bestrafungen nennen einige brutal, aber sie sind eindeutig. Stiehlst du, dann brechen wir dir die Finger. Zahlst du nicht, dann kommen wir und pfänden. Die Menschen brauchen solche klaren Verhältnisse. Seit wir die Bodega Familie erledigt haben herrscht Ruhe in Fünfstraßen. Keine Familienkriege mehr, bei denen Unbeteiligte sterben müssen. Die Gesetze der oberen Ebenen brauchen wir hier nicht. Sie sind schlecht und nur für die Reichen und Mächtigen gemacht. Wenn jemand zu mir kommt, dann entscheide ich, egal ob er ein Doktor ist oder nur ein Schuhputzer. Er wird Gerechtigkeit erfahren. Die Menschen wissen das und sie respektieren mich genauso sehr wie sie mich fürchten. Das ist der Unterschied zwischen meinem Vater und mir.
Ferdinandi Patron von Fünfstraßen
Die Nullebene kann man bedenkenlos als frei von der Rechtsstaatlichkeit Gohmors bezeichnen. Interventionen der Ordnungsmacht, etwa durch die PVSP oder den Adeptus Arbites beschränken sich auf generalstabsmäßige Einzeloperationen oder auf jene Bereiche, die wegen ihrer Wichtigkeit im Sinne der Stadtverteidigung, von starken Militärgarnisonen gehalten werden. Dennoch herrscht in der Nullebene nicht die gleiche anarchistische Willkür wie in den Slums. Denn obwohl der starke Arm des Gesetzes hier nur zuweilen gezielte Faustschläge verteilt, ist es doch kein rechtsfreier Raum. Viel mehr sieht man im Labor der Nullebene was geschieht, wenn Verbrecher eine ordentliche Exekutive ersetzen. Tatsächlich hat sich ein fragiles Gefüge gegenseitigen Belauerns etabliert. Wo die Gangs der Slums jede noch so kleine Provokation nutzen um übereinander wie Tiere herzufallen, sind es in der Nullebene alteingesessene Verbrechersyndikate, die das Sagen haben. Deren Regeln sind unzweifelhaft brutal und auf fast jede Verfehlung, jeden Verrat steht der Tod oder wenigstens eine Strafe von Verstümmelung und körperlichem Versehren. Fügt sich der einfache Mensch in diese Verhältnisse, so kann er durchaus in Frieden leben. Schutzgeld ersetzen die Steuern und die Schläger und Mörder der Familien karikieren die Polizeigewalt. Selbstredend lässt sich diese Travestie nur bei sehr oberflächlicher Betrachtung mit der konstituierte Macht einer echten Staatsgewalt vergleichen. Letztlich sind die selbstherrlichen Häupter der selbsternannten Herren der Unterwelt vermeintlich niemanden Rechenschaft schuldig und leben das Leben kleiner Könige. Auch ist die Welt der Nullebene zwar friedlich, solange man sie mit den Slums vergleicht, doch das heißt keineswegs, dass es hier nicht in regelmäßigen Abständen zu Blutvergießen käme. Der angestrebte Waffenstillstand zwischen den Familien ist letztlich nichts anderes als ein gegenseitiges Beschleichen und Abwarten. Wittert einer der Bluthunde Schwäche, so stürzt man sich auf die betreffende Familie und zerreißt den Kadaver untereinander.
Wohl sei jedoch angemerkt, dass die Familien, so verfeindet sie untereinander auch sein mögen, geschlossen gegen Angriffe von Außen stehen. Sollte es sich eine aufstrebende Slum- Gang in den Kopf setzen ihre Territorium auf die Nullebene auszuweiten, oder auch nur ihre verschnittenen Drogen ohne Zustimmung der Familienoberhäupter zu verkaufen, so kann sie gewiss sein, einen Krieg zu beginnen, der eher nicht zu ihren Gunsten ausgeht.
Die Killer der Familien mögen weniger martialisch auftreten, als die Slumgangs, doch ihr Zugang zu Waffen und Versorgungsmaterial ist dem der Gangs überlegen.
Ebenfalls fällt auf, dass Mutanten einen sehr viel besseren Stellenwert in dieser sündigen Gesellschaft haben, als irgendwo sonst in und unmittelbar um Gohmor. Wo der Slumbewohner in seinem Menschsein das einzige Gut weiß, dass er sich auf der Habenseite anrechnen kann, betrachten die Menschen der Nullebene den Mutanten sehr viel nüchternen. Solange er sich an die Regeln hält und durch seine Befähigung in den Dienst einer der Familien stellt, solange behandelt man ihn nicht anders als jeden anderen Menschen. Es ist sogar bekannt, dass es einige Abmenschen bis in höchste Kreise der Familien schaffen und dort Unterbosse, Buchmacher, Oberzuhälter oder sonstige hohe Positionen bekleiden. Es gibt jedoch keine belegten Berichte darüber, dass ein Mutant jemals Oberhaupt einer Familie gewesen ist.
Der einfache Bewohner der Nullebene arbeitet auf die eine oder andere Art für die Familien. Meist gehen die Menschen ihrem jeweiligen Beruf nach, zahlen einen Großteil ihres Gewinns an die Familien und leben von dem Wenigen was ihnen bleibt. Wohnraum findet sich in den Hinterlassenschaften jener Zeit, in der hier respektable Bürger wohnten, deren Nachfahren dieser Tage dem Himmelsstreben der Stadt gefolgt sind. Natürlich stellt die Stadt für diesen verwahrlosten Bereich keinen Strom und keine Wasserversorgung. Diesen Luxus genießen lediglich die hermetisch abgeriegelten Garnisonen der PVS. Doch die Menschen der Nullebene sind findig. Sie betreiben eigene Verbrennungskraftwerke oder zapfen illegal die Leitungen der weiter oben gelegenen Ebenen an. Ein ständiges Katz- und Mausspiel mit den Behörden, die diesem Treiben Einhalt zu gebieten trachten.
Ich bin Stromkletterer, wie meine beiden Brüder und mein Pa. Na bis es Pa erwischt hat, war er es jedenfalls. Das ist ein guter Job und die Gelludi- Familie behandelt uns mit Respekt, weil wir wichtig sind für sie. Ich erklär dir mal wie das läuft. So Stromkletterer sind immer in ner Gruppe von zehn Leuten unterwegs. Steigertrupp sagen wir. Wir müssen hoch zur Decke, aber du kannst nicht einfach irgendeinen Stützpfeiler hoch, weil die oben bewacht werden. Du musst eine Stelle finden wo die Automatikgeschütze nicht mehr gehen, aber das ist gefährlich. Besser ist es, wenn du ein hohes Gebäude in deinem Bereich hast, wo du dann mit einer Verlängerung an die Ebenedecke ran kommst. Also so selbstgebastelte Leitern nehmen wir. Zwanzig Meter sind die manchmal lang. Die bringst du in Position und einer klettert hoch. Ein Schachtzugang zur Wartungsebene ist natürlich Gold wert, aber das hat man selten. Meist musst du dich irgendwo festklammern. An einem Träger oder vorstehenden Platte. Du richtest dann ein Lager ein, Nest sagen wir dazu. Nach und nach klettern die die anderen nach und wenn genug Leute oben sind, dann kommt einer mit dem Führungsseil. Daran hängt das Stromkabel. Ein Sucher, so einer bin ich, klettert dann wie eine Schabe an der Decke lang und sucht eine Stromleitung von oben. Wenn du eine gefunden hast, dann kommen die anderen nach und wir schaffen das Kabel ran. Das ist so dick wie ein Arm, aber weil es so lang ist is es so schwer. Dann versuchst du mit einem Trennen dein Kabel an das Kabel von oben anzuschließen. Wenn es klappt, dann nimmst du Strom von oben für uns.
Wenn es nicht klappt?
Na entweder passiert einfach nichts. Die Sicherung vom Trenner knallt durch oder wenn du einen schlecht gemachten Trenner hast, dann grillt es dich und jeden der mit an deiner Sicherungsleine hängt gleich mit. Wir tragen Gummizeug, aber wenn ein Hauptkabel von oben Blitze spuckt, dann nützt dir das auch nichts mehr.
So hat es meinen Pa erwischt.
Naja aber meistens klappt das schon. Wir machen das ja auch nicht erst seit gestern. Für schlechte Trenner, Stellen in der Decke die durchgerostet sind, oder für besetzte Schützenkuppeln von der Armee, dafür kriegt man irgendwann ein Auge.
Wenn so ein Kabel dann dran ist, dann hat ein ganzer Wohnblock Strom. Manchmal eine ganze Straße. Dann bist du natürlich der Held bei den Ladys und die Leute schenken dir was zu essen. In den Bars der Familien kannst du dann eine ganze Nacht umsonst saufen und rauchen. Das ist schon geil.
Ist dann unterschiedlich wie lang die Kabel hängen. Manche kappen sie von oben schon nach ein paar Wochen, andere hängen Jahre lang, ohne das es einer mitkriegt. Arbeitslos wirst du als Stromkletterer jedenfalls nicht so schnell.
ZuZu Stromkletterer
Sieht man sich die Bebauung an, so fällt im Unterschied zu den Slums auf, dass man in der Nullebene einen Schwarzmarkt hat, der sehr viel mehr Möglichkeiten bietet als außerhalb der Stadt. So findet man eine verwirrende Ansammlung der unterschiedlichsten Baustile, die aber sehr viel höhere Qualität aufweisen, als der Meer der Blechhütten und wenigen Ruinen der Slums. Der Zugang zu Backsteinen, Beton und Stahl, plus der Verfügbarkeit von fähigen und gelernten Bauarbeitern, haben dafür gesorgt, dass der Nullebenenbewohner in einer mehr oder weniger normalen Haus leben kann, wenn auch nicht mit den Annehmlichkeiten eines rechtschaffenen Bürgers der darüber liegenden Ebenen versehen. Den Privilegierten steht rationierter, illegal entliehener Strom zu, fließendes Wasser gibt es auf ähnlichem Weg an zentralen Pumpstationen, die selbstverständlich von den Familien verwaltet werden und mehrere der Häuser versorgen. Meist niesten diese „Neubauten“ um bereits existierende Gebäude früherer Urbanstrukturem herum, wie Schimmelbefall an einem morschen Baumstumpf. Durch unkontrolliertes Erweitern und Hinzufügen von Bauten ist ein groteskes Labyrinth entstanden, in dem sich ein Ortsfremder in wenigen Augenblicken hoffnungslos verirren muss. Wege führen Trepp auf und Trepp ab, durch Tunnel, Flure und über wacklige Brücken. Da diese unüberwachte Ausnutzung von Raum natürlich ohne die geringsten Sicherheitsstandards geschieht, verwundert es nicht, dass Einstürze und verheerende Brände an der Tagesordnung sind. Nun mag ein Laie anmerken, dass ein solcher Zustand an der Basis der Makropole die Sicherheit der gesamten Stadt gefährdet. Doch hier sei beruhigt. Die neuralgischen Punkte, etwa der ursprünglichen Stützstrukturen, sind so massiv, dass ein gewöhnliches Feuer, eine Explosion oder eine Überflutung sie nicht im bedenklichen Maße beschädigen könnte. Zusätzlich ist jeder Pfeiler und jede Grundverankerung von einer massiv befestigen Bastion der PVS gesichert, die ihre ganz eigenen Möglichkeiten hat, mit den regelmäßigen Katastrophen der Nullebene umzugehen.
Durchschreiten wir nun also den schwer gesicherten Zugang und tauchen ein in eine Welt, erhellt nur vom Flackern künstlicher Beleuchtung. Fast augenblicklich meint man das Gewicht Gohmors auf sich zu spüren, seiner Masse, seiner Menschen, seiner Geschichte und seiner unbegreiflichen Gewaltigkeit. Betritt man die Stadt vom ebenen Boden aus, so ist das erste, was man zu Gesicht bekommt, die sogenannte Nullebene.
Quellenangabe:
1. Bild Containercity
2. Bild Cicinimo
[CENTER]Die Nullebene / zu ebenem Boden / das Labyrinth der Gassen.[/CENTER]
Die Vorstellung, die Nullebene befinde sich auf Nivellierung zum Normalhöhennull ist genaugenommen nicht richtig, wohl aber im Maßstab einer Makropole zutreffend.
Denn auch der Fuß der Stadt ist keine einheitliche, klar definierte Ebene. Was jedoch reglementiert ist, ist die Höhe der gepanzerten Bodentore, die eine Höhe von 400 Metern nicht überschreiten darf. Alles was bis zum Erdboden darunter verbleibt, wird im Allgemeinen als Nullebene bezeichnet. Wie weit sich dieser Bereich in die Tiefen der Erde erstreckt, bevor er in die Minusebene übergeht, entzieht sich einer klaren Definition. Auch liegt es in der Natur der Sache, dass einige Bereiche, wie etwa die umfangreichen Hafenanlagen, in diesem Gebiet liegen, ohne das ihre unmittelbare Funktion mit der Nullebene korrespondiert.
Ebenfalls irrig ist es zu glauben, dass die Makropole und ihre Kegel artigen Auswüchse zur Gänze abgeschlossen sind. Zwar ist es richtig, dass die Stadtmauer und der Bereich der Deflektorschilde (Auf beides wird im Kapitel -Verteidigung- näher eingegangen) einen Grenzverlauf ziehen, doch über die Jahrhunderte, in welchen die Stadt nicht mehr von einem äußeren Feind angegriffen wurde, ist die Bebauung über diese Hürde hinausgewachsen. Daher ist auch der Übergang zu den Slums teilweise durchlässig und bei pedantischer Betrachtung ist die Nullebene nur nach oben hin klar umrissen. Es hat sich jedoch eingebürgert mit der Umschreibung jenen Bereich zu betiteln, der bereits im Inneren der Makropole liegt und daher vom Licht der Sonne abgeschnitten ist.
Werden besser situierte Bürger nach dieser Ebene befragt, so wird man ein widerwilliges Naserümpfen wohl als häufigste Antwort bekommen.
Aber warum ist dies so? Weswegen begegnet man Bewohnern der „Unterstadt“, wie sie auch im Volksmund genannt wird, mit Vorbehalten, Missbilligung oder unverhohlener Abneigung? Nun die Gründe dafür sind vielfältig und haben nicht ausschließlich mit dem Dünkel jener zu tun, die weiter oben leben.
Gohmor ist eine Einwanderungsstadt und macht den Zuzug von anderen Welten oder aus Ländern des eigenen Planeten, leicht. Jedenfalls so leicht, wie es dies im bürokratischen Moloch der imperialen Verwaltung möglich ist.
[CENTER][/CENTER]
Bei diesem Text handelt es sich lediglich um den Auszug aus einer Informationsbroschüre, welche Einwanderungswilligen zur Verfügung gestellt wird. Dies als vereinfachte Form zu bezeichnen heißt stark zu untertrieben. Die Gesetzestexte zur Einwanderung, mit all ihren Ausnahmen, Sonderstimmungen und Präzedenzfällen, füllen diverse Bände an entsprechender Fachliteratur. So gibt es etwa Regelungen für Flüchtlinge aus Kampfgebieten, bei der Auflösung von Regimentern der Imperialen Armee und unzählige Sachverhalte mehr.
Hier wird dann auch bereits die Problematik bei dieser, eigentlich sehr großzügigen, Verfahrensweise ersichtlich und stellt den Brückenschlag zur Nullebene her. Trotz der humanen Bestimmungen für Einwanderer, gibt es, mit jedem Schiff welches Gohmor erreicht, unzählige Menschen die durch das Raster fallen. Sei es weil sie krank sind, sei es weil sie andere Voraussetzung zur Eingliederung nicht erfüllen oder einfach nicht verstehen. Hinzu kommen Individuen, welche vor dem Gesetz flüchten und hoffen sich in den Massen einer Makropole verbergen zu können. Letztere werden bei Entdeckung natürlich den Gesetzeshütern übergeben, doch die gewaltige Menge des Rests kommt erst einmal in Auffanglager, wo sie ihres weiteren Schicksals harren.
Die reguläre Prozedur ist die, dass die Betroffenen dorthin zurückgeschickt werden wo sie herkamen.
Allerdings ist dies nur in der Theorie eine funktionale Lösung. Oftmals haben die Reisenden ihre gesamten Ersparnisse für die Passage geopfert und private Raumschiffkapitäne weigern sich Passagiere umsonst zu transportieren. Die Stadt Gohmor erhält imperiale Subventionen um selber Rückführungsflüge durchzuführen, doch bis genügend Personen für ein bestimmtes Ziel zusammen sind, um einen Flug lohnend und kostensparend zu veranlassen, vergehen Monate, wenn nicht gar Jahre. In dieser Zeitspanne fristen die Unglücklichen ihr Dasein in einem der zehn Auffanglager, unter bemitleidenswerten Bedingungen. Selbst in den Einrichtungen, die nicht unter Quarantänebedingungen betrieben werden, kommt es immer wieder zu Ausbrüchen von Krankheiten. Hinzu kommt Gewalt aufgrund kultureller Unterschiede und Glaubensauslegungen, zuzüglich simpler Kriminalität.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Wartenden nach Möglichkeiten suchen ihrer Situation zu entkommen. In den beiden Quarantänelagern ist dies kaum möglich. Die Angst vor Seuchen ist so groß, dass bei jedem Anzeichen von Flucht von der Schusswaffe Gebrauch gemacht wird. Anders sieht es bei den normalen Auffangstationen aus. Die Bewachung und Verwaltung dieser enormen Zahl an Menschen ist kompliziert, kostenintensiv und weit weniger prestigeträchtig als etwa der Dienst in Einheiten der PVS an geachteterer Stelle.
Das führt zu weiteren massiven Problemen innerhalb der Lager und obendrein zu einer unüberschaubaren Zahl an Fluchtversuchen. Da von diesen viele mit Bestechungen einhergehen, (materieller oder dienstleistender Art) ist die Dunkelziffer entsprechend groß. Modelprojekte, in welchen man versuchte dies über Privatisierung zu regeln, waren bisher allesamt Fehlschläge. Entweder wurde die Einhaltung der Lagergrenzen durch massive Gewalt gewährleistet, was die Kritik von Wohlfahrtsorganisationen und anderen Philanthropen provozierte, oder Kosten und Nutzen standen in keinem Verhältnis zueinander. Die genaue Anzahl dieser illegalen Immigranten schwankt stark, da sie von unzähligen Faktoren abhängt, im Durchschnitt spricht man jedoch jährlich von mehrere Zehntausend.
Was aber tun diese Menschen, nachdem sie die vorübergehende Gefangenschaft notwendiger Eindämmung und Verwaltung gegen die trügerische Freiheit eines fast rechtsfreien Raums eingetauscht haben?
Sie begeben sich auf die Null-Ebene.
Dies ist für sie leichter zu bewerkstelligen als man glauben mag, wenn man die hohen Sicherheitsstandards an den Ebenenübergängen kennt. Nicht nur befinden sich viele der, bei der Bevölkerung überaus unbeliebten, Lager ohnehin an der Grenze zu diesem Bereich, auch gibt es Schlepperbanden, die sich auf diese Art der Flucht spezialisiert haben. Hinzu kommt, dass es sehr viel leichter ist nach unten zu gelangen, als wieder nach oben.
In der Null-Ebene angekommen gibt es verschiedene Wege, welche ein Betreffender einschlagen kann. Nicht alle diese Flüchtlinge sind Vagabunden und Taugenichtse und Menschen mit begehrten Berufe haben durchaus die Chance aufzusteigen und ein angenehmes und angesehenes Leben zu führen. Das kann vom Elektriker bis zum Zahnarzt gehen und einige Wenige machen ihren Weg zu geachteten Persönlichkeiten ihrer jeweiligen Gemeinde. Für viele aber, da gibt es nichts zu beschönigen, bleibt ein Leben als Rechtloser, Tagelöhner, Billigarbeitskraft, Prostituierte und Verbrecher oder schlechthin als Bettler.
Wenn sie die Leute hier nach meinem Vater fragen, zumindest wenn sie noch jemanden finden der sich an ihn erinnert, dann werden sie was von einem respektablen Mann zu hören kriegen.
Wir kamen von Keels Landing, da war ich so sechs Jahre alt.
Auf Keel war Krieg, weil die Eldar sagten die Welt gehöre ihnen. Wenn ich dieser Tage Menschen sehe, die was vom edlen Gemüt der Eldar faseln, von ihrer Eleganz, dann möchte ich denen ins Gesicht spucken. Oft genug tue ich es auch.
Wenn sie als Sechsjähriger sehen wie dieser ekelerregende Xenoabschaum Frauen und Kinder abschlachtet, ja sogar Babys, dann kann ich daran nicht viel Edles finden. Sie etwa?
Haben sie schon einmal gesehen wie ein Phantomlord einen Menschen zertritt? Wie er genüsslich die Sohle dreht als würde er ein Insekt zerquetschen?
Nein das haben sie nicht und ich wünsche es ihnen auch nicht.
An dieser Pest ist nichts Elegantes zu finden und wenn sie ein sterbendes Volk sind, wie man manchmal sagt, dann sterben sie meiner Ansicht nach nicht schnell genug.
Was solls? Deswegen sind sie ja nicht hier.
Wir sind also von Keels Landing geflohen. Meine Mutter, meine Schwester, mein Vater und ich. Meine Schwester starb auf der Überfahrt an Hautfraß. Kein angenehmer Tod, dass sei ihnen geflüstert. Ich habe später viele Menschen sterben sehen, aber so etwas Furchtbares ist mir nicht mehr untergekommen. Mein Vater, mein respektabler Vater, meinte es sei der Willen des Gottkaisers und so wie er auf dem goldenen Thron still leidet, so müssten auch wir still dulden. Die anderen Flüchtlinge haben seinen Predigten zugehört und mit offenen Mündern genickt. Während meine Schwester schreiend gestorben ist. Wir kamen nach Obsidian, aber dort wollte man uns nicht.
Schiffe kamen, die drohten uns zu zerstören, wenn wir weiter fliegen würden. Also drehten wir ab und noch mehr von uns starben.
Schließlich erreichten wir Koron 3.
Das gnädige Koron 3, dass uns aufnahm in seiner Güte. Was soll ich sagen, wir wurden in ein Lager gesteckt, weil die Kämpfe auf Keel gerade zu Gunsten der Imperialen liefen und man der Meinung war wir könnten zurück. Sichere Heimatwelt nannten sie das. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre alt und wäre zwölf gewesen, wenn wir zurück gegangen wären. Mein Vater predigte den anderen Gefangenen, ja ich sage Gefangene, denn etwas anderes waren wir in diesen Lagern nicht. Sie starrten ihn an und nickten, wenn er vom Dulden sprach. Sie respektierten ihn, während meine Mutter sich an die Wärter verkaufte, damit wir nicht verhungerten. Zwei Jahre warteten wir auf einen Rückflug, aber kein vernünftiger Kapitän flog nach Keel, wo die Eldar lauerten.
Meine Mutter starb zwei Tage nach meinem elften Geburtstag und ich fragte meinen Vater ob wir nicht langsam genug geduldet hätten. Er aber predigte mir vom Gottkaiser und den Söhnen, die er an Horus verlor.
Verstehen sie was ich sage?
Er nahm den Jungen, der soeben seine Mutter verloren hatte nicht in den Arm, er hielt ihm eine Predigt. Ich floh einige Tage später aus dem Lager. Ein paar Gleichaltrige und ich gingen in die Tunnel. Es gab geheime Zugänge zu den Wartungsschächten der Zwischenebenen, sehr gefährlich.
Man konnte sich in der absoluten Dunkelheit verlaufen und dann jämmerlich verhungern oder verdursten. Oder man fiel einem der Monster zum Opfer, die da rumschleichen. Außerdem ist es auch so gefährlich, wegen der Maschinen und der Servitoren, die Jagd auf alles machen was sich bewegt. Fünf Jungs gingen rein, drei kamen wieder raus.
Ich erspare ihnen die Einzelheiten darüber, was mit den anderen passiert ist. Wir kamen also raus und zwar in der Nullebene. Im Viertel Fünfstraßen, also diese Gegend hier. Damals beherrschten ein paar Familien die Gegend. Schutzgeld, Leistungshandel, Prostituierte und Drogen. Es gab immer wieder Krieg zwischen den Familien, viele Tote auf allen Seiten. Ich beschloss sehr schnell, nicht länger zu dulden wie es mein Vater getan hatte.
Nur ein respektabler Mann zu sein nützten einem letzten Endes nicht viel. In der Nulleben muss man sich Respekt mit Angst erkaufen. Spricht dir einer den Respekt ab denn du verdienst, dann musst du ihn bestrafen. Damals wollte uns ein Bursche namens Leo in eine Bettlerbande zwingen. Das tat man mit kleinen Jungs, wenn sie nicht anschaffen gehen wollten oder konnten. Aber ich wollte, wie gesagt nicht mehr dulden. Ich habe Leo mit einem Backstein erschlagen. Das klingt vielleicht banal, aber es war ein übler Kampf, dass kann ich ihnen sagen. Danach hatte ich meine erste richtige Narbe, ein Messer und alles was Leo in den Taschen hatte. Von diesem Moment an war ich der Herr meines Schicksals.
Nun sehen Sie sich um!
Ich sitze in einem geheizten Zimmer mit Ihnen, die Luft ist gefiltert und das Wasser sauber. Meine Jungs sorgen dafür, dass man in den Fünfstraßen leben kann. Sicher, wir lassen uns unsere Dienste bezahlen, schließlich wollen wir auch von irgendwas Butter aufs Brot kriegen. Aber wenn dich dein Mann verprügelt, dann kommst du zu uns. Wenn jemand wuchert, dann kommst du zu uns. Ist dein Kind krank und braucht einen Arzt, muss dein Laden mit Schnaps beliefert werden oder benötigst du einen Kredit?
Wir sind für die Leute da.
Struktur!
Die Menschen sehnen sich nach Struktur und Ordnung. Unsere Bestrafungen nennen einige brutal, aber sie sind eindeutig. Stiehlst du, dann brechen wir dir die Finger. Zahlst du nicht, dann kommen wir und pfänden. Die Menschen brauchen solche klaren Verhältnisse. Seit wir die Bodega Familie erledigt haben herrscht Ruhe in Fünfstraßen. Keine Familienkriege mehr, bei denen Unbeteiligte sterben müssen. Die Gesetze der oberen Ebenen brauchen wir hier nicht. Sie sind schlecht und nur für die Reichen und Mächtigen gemacht. Wenn jemand zu mir kommt, dann entscheide ich, egal ob er ein Doktor ist oder nur ein Schuhputzer. Er wird Gerechtigkeit erfahren. Die Menschen wissen das und sie respektieren mich genauso sehr wie sie mich fürchten. Das ist der Unterschied zwischen meinem Vater und mir.
Ferdinandi Patron von Fünfstraßen
Die Nullebene kann man bedenkenlos als frei von der Rechtsstaatlichkeit Gohmors bezeichnen. Interventionen der Ordnungsmacht, etwa durch die PVSP oder den Adeptus Arbites beschränken sich auf generalstabsmäßige Einzeloperationen oder auf jene Bereiche, die wegen ihrer Wichtigkeit im Sinne der Stadtverteidigung, von starken Militärgarnisonen gehalten werden. Dennoch herrscht in der Nullebene nicht die gleiche anarchistische Willkür wie in den Slums. Denn obwohl der starke Arm des Gesetzes hier nur zuweilen gezielte Faustschläge verteilt, ist es doch kein rechtsfreier Raum. Viel mehr sieht man im Labor der Nullebene was geschieht, wenn Verbrecher eine ordentliche Exekutive ersetzen. Tatsächlich hat sich ein fragiles Gefüge gegenseitigen Belauerns etabliert. Wo die Gangs der Slums jede noch so kleine Provokation nutzen um übereinander wie Tiere herzufallen, sind es in der Nullebene alteingesessene Verbrechersyndikate, die das Sagen haben. Deren Regeln sind unzweifelhaft brutal und auf fast jede Verfehlung, jeden Verrat steht der Tod oder wenigstens eine Strafe von Verstümmelung und körperlichem Versehren. Fügt sich der einfache Mensch in diese Verhältnisse, so kann er durchaus in Frieden leben. Schutzgeld ersetzen die Steuern und die Schläger und Mörder der Familien karikieren die Polizeigewalt. Selbstredend lässt sich diese Travestie nur bei sehr oberflächlicher Betrachtung mit der konstituierte Macht einer echten Staatsgewalt vergleichen. Letztlich sind die selbstherrlichen Häupter der selbsternannten Herren der Unterwelt vermeintlich niemanden Rechenschaft schuldig und leben das Leben kleiner Könige. Auch ist die Welt der Nullebene zwar friedlich, solange man sie mit den Slums vergleicht, doch das heißt keineswegs, dass es hier nicht in regelmäßigen Abständen zu Blutvergießen käme. Der angestrebte Waffenstillstand zwischen den Familien ist letztlich nichts anderes als ein gegenseitiges Beschleichen und Abwarten. Wittert einer der Bluthunde Schwäche, so stürzt man sich auf die betreffende Familie und zerreißt den Kadaver untereinander.
Wohl sei jedoch angemerkt, dass die Familien, so verfeindet sie untereinander auch sein mögen, geschlossen gegen Angriffe von Außen stehen. Sollte es sich eine aufstrebende Slum- Gang in den Kopf setzen ihre Territorium auf die Nullebene auszuweiten, oder auch nur ihre verschnittenen Drogen ohne Zustimmung der Familienoberhäupter zu verkaufen, so kann sie gewiss sein, einen Krieg zu beginnen, der eher nicht zu ihren Gunsten ausgeht.
Die Killer der Familien mögen weniger martialisch auftreten, als die Slumgangs, doch ihr Zugang zu Waffen und Versorgungsmaterial ist dem der Gangs überlegen.
Ebenfalls fällt auf, dass Mutanten einen sehr viel besseren Stellenwert in dieser sündigen Gesellschaft haben, als irgendwo sonst in und unmittelbar um Gohmor. Wo der Slumbewohner in seinem Menschsein das einzige Gut weiß, dass er sich auf der Habenseite anrechnen kann, betrachten die Menschen der Nullebene den Mutanten sehr viel nüchternen. Solange er sich an die Regeln hält und durch seine Befähigung in den Dienst einer der Familien stellt, solange behandelt man ihn nicht anders als jeden anderen Menschen. Es ist sogar bekannt, dass es einige Abmenschen bis in höchste Kreise der Familien schaffen und dort Unterbosse, Buchmacher, Oberzuhälter oder sonstige hohe Positionen bekleiden. Es gibt jedoch keine belegten Berichte darüber, dass ein Mutant jemals Oberhaupt einer Familie gewesen ist.
Der einfache Bewohner der Nullebene arbeitet auf die eine oder andere Art für die Familien. Meist gehen die Menschen ihrem jeweiligen Beruf nach, zahlen einen Großteil ihres Gewinns an die Familien und leben von dem Wenigen was ihnen bleibt. Wohnraum findet sich in den Hinterlassenschaften jener Zeit, in der hier respektable Bürger wohnten, deren Nachfahren dieser Tage dem Himmelsstreben der Stadt gefolgt sind. Natürlich stellt die Stadt für diesen verwahrlosten Bereich keinen Strom und keine Wasserversorgung. Diesen Luxus genießen lediglich die hermetisch abgeriegelten Garnisonen der PVS. Doch die Menschen der Nullebene sind findig. Sie betreiben eigene Verbrennungskraftwerke oder zapfen illegal die Leitungen der weiter oben gelegenen Ebenen an. Ein ständiges Katz- und Mausspiel mit den Behörden, die diesem Treiben Einhalt zu gebieten trachten.
Ich bin Stromkletterer, wie meine beiden Brüder und mein Pa. Na bis es Pa erwischt hat, war er es jedenfalls. Das ist ein guter Job und die Gelludi- Familie behandelt uns mit Respekt, weil wir wichtig sind für sie. Ich erklär dir mal wie das läuft. So Stromkletterer sind immer in ner Gruppe von zehn Leuten unterwegs. Steigertrupp sagen wir. Wir müssen hoch zur Decke, aber du kannst nicht einfach irgendeinen Stützpfeiler hoch, weil die oben bewacht werden. Du musst eine Stelle finden wo die Automatikgeschütze nicht mehr gehen, aber das ist gefährlich. Besser ist es, wenn du ein hohes Gebäude in deinem Bereich hast, wo du dann mit einer Verlängerung an die Ebenedecke ran kommst. Also so selbstgebastelte Leitern nehmen wir. Zwanzig Meter sind die manchmal lang. Die bringst du in Position und einer klettert hoch. Ein Schachtzugang zur Wartungsebene ist natürlich Gold wert, aber das hat man selten. Meist musst du dich irgendwo festklammern. An einem Träger oder vorstehenden Platte. Du richtest dann ein Lager ein, Nest sagen wir dazu. Nach und nach klettern die die anderen nach und wenn genug Leute oben sind, dann kommt einer mit dem Führungsseil. Daran hängt das Stromkabel. Ein Sucher, so einer bin ich, klettert dann wie eine Schabe an der Decke lang und sucht eine Stromleitung von oben. Wenn du eine gefunden hast, dann kommen die anderen nach und wir schaffen das Kabel ran. Das ist so dick wie ein Arm, aber weil es so lang ist is es so schwer. Dann versuchst du mit einem Trennen dein Kabel an das Kabel von oben anzuschließen. Wenn es klappt, dann nimmst du Strom von oben für uns.
Wenn es nicht klappt?
Na entweder passiert einfach nichts. Die Sicherung vom Trenner knallt durch oder wenn du einen schlecht gemachten Trenner hast, dann grillt es dich und jeden der mit an deiner Sicherungsleine hängt gleich mit. Wir tragen Gummizeug, aber wenn ein Hauptkabel von oben Blitze spuckt, dann nützt dir das auch nichts mehr.
So hat es meinen Pa erwischt.
Naja aber meistens klappt das schon. Wir machen das ja auch nicht erst seit gestern. Für schlechte Trenner, Stellen in der Decke die durchgerostet sind, oder für besetzte Schützenkuppeln von der Armee, dafür kriegt man irgendwann ein Auge.
Wenn so ein Kabel dann dran ist, dann hat ein ganzer Wohnblock Strom. Manchmal eine ganze Straße. Dann bist du natürlich der Held bei den Ladys und die Leute schenken dir was zu essen. In den Bars der Familien kannst du dann eine ganze Nacht umsonst saufen und rauchen. Das ist schon geil.
Ist dann unterschiedlich wie lang die Kabel hängen. Manche kappen sie von oben schon nach ein paar Wochen, andere hängen Jahre lang, ohne das es einer mitkriegt. Arbeitslos wirst du als Stromkletterer jedenfalls nicht so schnell.
ZuZu Stromkletterer
Sieht man sich die Bebauung an, so fällt im Unterschied zu den Slums auf, dass man in der Nullebene einen Schwarzmarkt hat, der sehr viel mehr Möglichkeiten bietet als außerhalb der Stadt. So findet man eine verwirrende Ansammlung der unterschiedlichsten Baustile, die aber sehr viel höhere Qualität aufweisen, als der Meer der Blechhütten und wenigen Ruinen der Slums. Der Zugang zu Backsteinen, Beton und Stahl, plus der Verfügbarkeit von fähigen und gelernten Bauarbeitern, haben dafür gesorgt, dass der Nullebenenbewohner in einer mehr oder weniger normalen Haus leben kann, wenn auch nicht mit den Annehmlichkeiten eines rechtschaffenen Bürgers der darüber liegenden Ebenen versehen. Den Privilegierten steht rationierter, illegal entliehener Strom zu, fließendes Wasser gibt es auf ähnlichem Weg an zentralen Pumpstationen, die selbstverständlich von den Familien verwaltet werden und mehrere der Häuser versorgen. Meist niesten diese „Neubauten“ um bereits existierende Gebäude früherer Urbanstrukturem herum, wie Schimmelbefall an einem morschen Baumstumpf. Durch unkontrolliertes Erweitern und Hinzufügen von Bauten ist ein groteskes Labyrinth entstanden, in dem sich ein Ortsfremder in wenigen Augenblicken hoffnungslos verirren muss. Wege führen Trepp auf und Trepp ab, durch Tunnel, Flure und über wacklige Brücken. Da diese unüberwachte Ausnutzung von Raum natürlich ohne die geringsten Sicherheitsstandards geschieht, verwundert es nicht, dass Einstürze und verheerende Brände an der Tagesordnung sind. Nun mag ein Laie anmerken, dass ein solcher Zustand an der Basis der Makropole die Sicherheit der gesamten Stadt gefährdet. Doch hier sei beruhigt. Die neuralgischen Punkte, etwa der ursprünglichen Stützstrukturen, sind so massiv, dass ein gewöhnliches Feuer, eine Explosion oder eine Überflutung sie nicht im bedenklichen Maße beschädigen könnte. Zusätzlich ist jeder Pfeiler und jede Grundverankerung von einer massiv befestigen Bastion der PVS gesichert, die ihre ganz eigenen Möglichkeiten hat, mit den regelmäßigen Katastrophen der Nullebene umzugehen.
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz