03-09-2016, 11:14 PM
Koron III während der Horus Häresie
Bemerkenswerter Weise ging der galaxieumspannende Konflikt des Bruderkrieges relativ spurlos an Koron vorbei, ja gereichte der Welt sogar zum Vorteil. Das lag wohl in dem einfachem Glück begründet, dass keine der großen, fliehenden Verräterverbände den Planeten als Ziel auserkor, wie auch in dem Umstand, dass die Welt kein allzu verlockendes, strategisches Ziel darstellte. An den zeitlichen Maßstäben des Imperiums gemessen, war Koron gerade eben erst zurückerobert wurden und die Infrastruktur hatte noch nicht die Ausmaße angenommen, welche eine Invasionsarmee gewinnbringend für sich hätte einsetzen können. Wo andere Welten von den marodierenden Horden des geschlagenen Kriegsherren geschliffen wurden, versuchte lediglich eine Splittergruppe aus Abtrünnigen Koron niederzuringen. Eine kleine Renegatenarmee aus ehemaligen Soldaten, welche sich selbst die „Feuerstiere" nannte, passierte Koron mit vier Schiffen, während sie versuchten das Auge des Terrors zu erreichen. Drei dieser Raumfahrzeuge waren ehemalige Transporter der Garde, das vierte Schiff beherbergte eine Gruppe Night Lords.
Gohmor war zu jener Zeit kaum mehr als Siedlung an der Schwelle zur Großstadt, verfügte jedoch über eine Festung der Imperialen Armee, deren Oberbefehlshabende Kommandeur Evelina Cat war. Dieses stand mit fanatischer Inbrunst auf Seiten der Loyalisten und als die Verräter sie mit der Forderung anvoxten, sie möge Versorgungsgüter bereitstellen und aushändigen, dann würde man Koron verschonen, antwortete sie mit lediglich sechs Wörtern.
„Kommt und holt es euch, Abschaum!"
Genau dies versuchten die Feuerstiere auch. Die erste Angriffswelle ging in Form von Landungsschiffen nieder, welche versuchten Gohmor im Handstreich zu erobern. Die zentrale Festung der Stadt spie den Aggressoren einen wahren Hagel aus Raketen, Granaten und Lichtlanzen entgegen. Selbst mit Handwaffen feuerten die Verteidiger von den Zinnen aus auf die herabstoßenden Schiffe.
Auf diese Weise verging ein Großteil der Invasoren. Die Maschinen, welche die Landung schafften, sahen sich unvermittelt inmitten eines urbanen Kampfgebiets, welches die Imperiumstreuen kontrollierten.
Es darf nicht vergessen werden, dass die Bevölkerung Korons eine lange Tradition der Kriegsführung vorzuweisen hatte und wenn die Krieger nun auch einheitliche Uniformen trugen und ihnen das Banner des Imperiums voran wehte, so waren sie deswegen keineswegs weniger furchteinflößende Kämpfer. Kommandeut Cat, von ihren Soldaten halb scherzhaft, halb respektvoll „Die Tigerin von Koron“ genannt, führte die Kämpfer aus vorderster Reihe. Während der ersten Angriffswelle schlug sie den Feind mit ihrer Energiefaust nieder, später führte sie den Lichten Speer, das geheiligte Relikt des Septinanus. In den Straßen Gohmors wurden die Angreifer regelrecht zermalmt.
Der zweite Versuch einer Landung erfolgte daher außerhalb, wobei der Feind zur Eile getrieben wurde, denn ein Folttenverband loyaler Schiffe war auf dem Weg um Koron zur Hilfe zu eilen. Die gesamte, verbleibende Armee der Feuerstiere landete auf der weiten Ebene vor Gohmor und startete einen konventionellen Angriff auf die Stadt. Panzer und Artillerie, ursprünglich dazu gedacht die Mauern des imperialen Palast auf Terra niederzureißen, unterstützten den Vormarsch. Auf diese Weise gelang es den Verrätern die äußeren Bezirke einzunehmen und den Verteidigern das Heft der Initiative aus der Hand zu reißen.
Interessanterweise unterstützten die Verrätermarines der Night Lords diese Angriffe nicht. Wie genau ihre Aktionen aussahen bleibt in der Dunkelheit verborgen, in welcher die gefallenen Marines für gewöhnlich operierten. Über das Wenige was bekannt ist, hält die Inquisition wohlweislich ihre schirmende Hand, um die einfachen Gemüter nicht unnötig mit solch verstörendem Wissen zu belasten.
Kommandeur Cat und ihre standhaften Getreuen sahen ein, dass sie den Feind nicht im fairen Kampf bezwingen konnten und verlegten sich auf die Kunst der Guerillakriegsführung. Brücken wurden gesprengt, Häuser stürzten über marschierenden Gegnern ein und begruben sie unter sich. Cat versuchte Zeit mit Leben zu erkaufen, in der Hoffnung die Raumflotte würde eintreffen oder eilig zusammengezogene Verstärkung aus den anderen Provinzen würde die Bedrängten entsetzen. Derweil machten die vordringenden Horden Boden gut und zwangen die Verteidiger bis zurück zur letzten Abwehrlinie. Diese erstreckte sich um den Kern der Stadt und die Festung in ihrem Zentrum. Der Gegner hatte hier die zahlenmäßige Überlegenheit auf seiner Seite und obwohl ein zweites Loyalistenheer aus Brunsberg heraneilte, suchten die Feuerstiere die Entscheidung. Vielleicht weil sie die Festung als eigenen Ausgangspunkt gegen das zweite Heer aus Süden nutzen wollten, vielleicht weil sie darin zu Recht die Vorräte vermuteten, welche ihnen den Weg ins Auge des Terrors ermöglichen konnten. Viele Historiker gehen jedoch davon aus, dass die Feuerstiere zu diesem Zeitpunkt bereits so entartet waren, dass solche Überlegungen für sie schon nicht mehr zählten und sie nur noch nach dem Sieg über die Imperialen gierten, die es gewagt hatten ihrem Begehren Widerstand zu leisten.
Die Worte, mit welchen Evelina Cat ihre kleine Schar aus tapferen auf das letzte Gefecht einschwor, sind uns erhalten geblieben:
„Heute Abend spreche ich nicht als eure Anführerin zu euch.
Heute Abend spreche ich zu euch als meine Brüder und Schwestern.
Denn ein jeder von euch, der einen geliebten Menschen, einen Freund oder Kameraden durch die Bestialität dieser Monster verloren hat, hat einen Bruder in dem Mann, hat eine Schwester in der Frau neben sich.
Ich erkenne meine Familie an dem Blut unseres Feindes, dass auf unseren Händen und Gesichtern trocknet.
Die da draußen brüllen laut den Namen ihrer schändlichen Warpgötter. Sie blöken und bellen wie das Vieh, das sie sind.
Ich sage: Lasst sie kommen!
Lasst sie kommen und gebt ihnen einen Grund zu brüllen.
Rammt ihnen eure Klingen in den Leib, schießt ihnen die Fratzen weg, erschlagt sie, wenn euch die Munition ausgeht, erwürgt sie, wenn eure Messer abbrechen.
Mag sein, dass wir den Morgen nicht erleben, aber ich verspreche euch, unsere Grüfte werden aus den Leibern unserer Feinde errichtet.
Und wenn eine dieser Bestien morgen noch atmet, dann werden sie nicht länger ihre Dämonengötter fürchten, dann fürchten sie den unbeugsamen Willen aufrechter Männer und Frauen, die treu zum Imperator stehen und die sagen: Diese Welt gehört uns und wenn ihr sie haben wollt, dann müsst ihr vorher jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf Koron ermorden. Denn wir werden nicht eine einzige Handvoll Staub kampflos hergeben.
Und jetzt lasst sie uns alle umbringen!"
Aus: Wie man siegt! Militärische Leitlinien und Anwendungsfelder, als Ergebnis historische Betrachtungen. Band II Koronische Defensivkriege der prä- Hauskriegzeit.
Von Prof. Dr. Radlinger
Der Kampf wurde ohne Gnade geführt und auch wenn die Tigerin von Koron und ihre Soldaten erbarmungslos fochten, schien sich die Vorhersage Kommandeur Cats zu bewahrheiten, denn einer nach dem anderen wurden die Verteidiger niedergerungen. Da aber griff eine Macht in den Kampf ein, mit der keine der beiden Seiten gerechnet hatte.
Weder erreichte eines der erwarteten Heere unvermutet früh den Ort des Geschehens, noch traf der Zorn des Imperators die Chaoshorde in Form von Blitzen aus dem Himmel. Wohl aber beseelte sein Geist möglicherweise die Bewohner der Stadt, welche bis dato ängstlich in ihren Häusern gehockt und auf den Lärm der Schlacht gelauscht hatten.
Wie Cat es in ihrer Ansprache beschworen hatte, griffen Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts nach den Waffen und versammelten sich auf den Straßen. Dies geschah ohne Koordinierung oder Befehl durch Dritte, sieht man einmal vom allmächtigen Willen des Gottkaisers ab. Aus diesem Umstand heraus gilt diese Volkserhebung heute als anerkanntes Wunder. Betrachtet man die Vorgänge etwas nüchterner, so kann man der göttlichen Intervention skeptisch gegenüberstehen. Die Feuerstiere hatten in den wenigen Tagen, in denen sie Teile Gohmors beherrschten, schrecklich unter der Zivilbevölkerung gewütet. Plünderungen, Vergewaltigung und Mord waren allgegenwärtig.
Gut vorstellbar, dass die Stadtbevölkerung diesem Treiben final überdrüssig wurde und die Wut die Angst überwog. Hinzu mochte die Befürchtung kommen, dass, so die Verteidiger bezwungen würden, der Terror der Sieger noch schlimmer werden würde. Auch muss man bedenken, dass es auf Koron zur Kultur gehörte Waffen zu tragen. Die Zivilbevölkerung stand also keineswegs mit leeren Händen da, als sie sich entschloss in den Verlauf der Schlacht einzugreifen.
Mag es gewesen sein wie es sei, ob nun übernatürlicher Impuls oder bloße Kausalität, plötzlich sahen sich die Feuerstiere, welche bis zu diesem Zeitpunkt nur nach vorn drängen mussten, von allen Seiten angegriffen.
Die dünne Sicherungslinie, welche die hinteren Artilleriestellungen beschützte, wurden von zornigen Scharen aus Bürgern überrannt. Das Wissen der einfachen Leute reichte kaum aus die Kanonen gegen ihre einstigen Besitzer zu richten, also machten sie sich kurzerhand mit der Steuerung der Selbstfahrlafetten vertraut und begann den rückwärtigen Raum des Feuerstierangriffes im wortwörtlichen Sinn zu überrollen. Überall spielten sich ähnlich glorreiche Szenen ab, als Brandsätze aus den Fenstern der Wohnhabs flogen, Baumaschinen gepanzerte Fahrzeuge rammten und umwarfen.
Der Prior der Kirche, umringt von Knaben seines Chors, jedes Kind mit Pistolen und Knüppeln bewaffnet, die es gerade so heben und schwingen konnte, stürmte die zentrale Kultstätte der Ketzer. Der bis dahin als friedfertig und vergeistigt geltende, ältere Kirchenmann erschlug den Götzenpriester der Feuerstiere mit den Fäusten.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass es diese heroischen Taten zwar gab, an vielen Stellen die Bürger aber auch abgeschlachtet wurden. Man darf nicht vergessen, dass die Feuerstiere, trotz ihrer Degeneration, erfahrene Soldaten waren. Nach dem ersten Schock wussten sie durchaus wie sie dieser neuen Bedrohung zu begegnen hatten. Allerdings geriet der Angriff auf die Festung ins Stocken und als Cat dies bemerkte, scharrte sie die verbliebenen Krieger um sich und wagte einen Ausfall. Dieser zerschlug die metaphorische Klinge des Feindes in viele kleine Bruchstücke.
Einige der Feuerstiere ergaben sich, andere setzten den Kampf, nun ihrerseits in der Rolle der Eingeschlossenen, bis zum bitteren Ende fort. Einigen Gruppen gelang es das Kampfgebiet zu verlassen und in unwirtliche Regionen zu fliehen. Die Aussagen darüber, ob alle diese Fliehenden letztlich zur Strecke gebracht wurden, sind widersprüchlich.
Als die Armee aus Brunstberg vom Süden her eintraf, wurden die letzten Widerstandsnester endgültig ausgehoben. Die Transporter im Orbit waren geflohen bevor die Raumflotte eintraf und auch von dem Night Lord- Schiff gab es keine Spur.
Im Kontext des Bruderkriegs waren diese wenigen Wochen des Kampfes um Gohmor kaum eine Fußnote wert. Kein Historiker, über die koronische Planetengrenze hinaus, kümmert sich um das Scharmützel einiger abtrünniger Soldaten mit einer kleinen Garnison, wenn anderswo der Untergang ganzer Planeten betrauert und anschließend historisch aufgearbeitet werden musste.
Für Koron hat dieser Kampf jedoch eine überaus entscheidende Rolle gespielt. Der Menschheit wurden die Gefahren des Warps und seiner dämonischen Wesenheiten auf die schmerzlichste Weise bewusst gemacht, als Terra brannte. Im Kielwasser dieser Katastrophe gab es Organisationen, die sich daran erinnerten, dass Koron 3 bei seiner Wiederentdeckung und Rückeroberung von Barbaren bewohnt wurde, die zur Gänze dem Heidentum anheim gefallen waren und verbotenen Göttern huldigten. Wäre die Ankunft der Verräter anders aufgenommen wurden, hätten sich Teile der Bevölkerung den Feuerstieren angeschlossen, Koron 3 hätte wohl möglich sein eigenes, endgültiges Schicksal besiegelt.
Dieses blutige Intermezzo blieb alles was Koron während des Bruderkriegs erdulden musste.
Davon abgesehen hatten Soldaten von Koron 3 dahingehend Anteil an den Nachwehen des Bruderkrieges, dass Koron wie jede imperiale Welt einen Tribut an Männern und Frauen in die Ränge der Imperialen Armee entsandte und diese entsprechend auf den Schlachtfeldern des Universums zum Einsatz kamen.
Zeit der Blüte
In den folgenden Tausender- Dekaden war der Welt eine lange Zeit des relativen Friedens beschieden. Natürlich war auch Koron der menschlichen Natur unterworfen und blieb nicht gänzlich von internen Konflikten verschont. Doch vergleicht man die Geschichte der Welt mit anderen imperialen Planeten, so kann man von überwiegend stabilen Verhältnissen sprechen.
Die Bildung von Nationen und Stadtstaaten ging nicht immer unblutig von Statten, doch die permanente Angst vor einem imperialen Eingreifen stellte noch sicher, dass diese Kriege niemals von der gesamten Welt Besitz ergriffen und den Zufluss von Ressourcen an das Imperium gefährdeten.
Oftmals ist der Irrglaube vorherrschend, dass eine imperiale Welt, selbst solche unter einer Zentralregierung ein homogenes Konstrukt sei, auf welcher die gesamte Bevölkerung einer vorgegebenen Linie folgt. Tatsächlich gibt es diese Formen der Gesellschaft doch sie bilden eher die Ausnahme als die Regel. Die unterschiedlichen Mentalitäten und Auffassungen einer Planetenbevölkerung, seien sie durch regionale Besonderheiten, religiöse Auslegungen oder sonstig geartete Individualitäten entstanden, machen eine einheitliche Führung schwierig. Um eine solche zu gewährleisten ist ein enormer Druck durch die Regierungsebene und ein immenser bürokratischer und exekutiver Apparat von Nöten. Einfacher und wirtschaftlicher ist es daher oftmals, vorherrschende Staatsstrukturen zu belassen und dem Ganzen lediglich eine verwaltende Führungsebene voranzustellen, welche die Interessen des Imperiums mit den Gegebenheiten der Welt korrespondierend lenkt.
Eben so geschah es auf Koron.
Während Gohmor sich zum Regierungssitz entwickelte und nach und nach von der Großstadt zur Megastadt und schließlich zur Makropole anschwoll [siehe entsprechenden Eintrag im Kapitel GOHMOR], entstanden in den anderen Regionen des Planeten die mannigfaltigsten Formen staatlicher Lenkung. Diese gingen von den verschiedensten Spielarten der Demokratie, Republiken, Monarchien, Glaubensführungen, Kapitalliberalismus und unterschiedlichster anderer Formen der Führungsstrukturen.
Der sprunghafte Wachstum an Wohlstand und technologischer Entwicklung ist in diesen frühen Jahren nach dem Bruderkrieg auf die Ausbeutung der natürlichen Rohstoffe Korons zurückzuführen, welche in erster Linie aus Holzeinschlag, Fischerei und Getreidewirtschaft bestanden.
Auch die Schneise der Verwüstung, welche die Verräterlegionen in das Herz des Imperiums geschnitten hatten, trug zum Erfolg koronischer Waren bei. Da diese Nutzung jedoch nicht nachhaltig erfolgte, die weiten Urwälder schnell verschwanden und die Lebensmittelproduktion zusehends für den Unterhalt der eigenen Bewohner genutzt werden musste, war dieser Reichtum von beschränkter, zeitlicher Nutzbarkeit. Die Spanne reichte jedoch aus, um ein festes Handelsnetz mit den anderen, zivilisierten Welten des Sektors zu etablieren und darüber hinaus den Export imperiumsweit zu gewährleisten. Städte wuchsen und Nationen blühten auf.
Nachdem diese Ressourcen erschöpft waren, fokussierte sich die koronische Industrie auf Bergbau und Fertigung von Metallen höchster Qualität, was etwa den sogenannten Orsius- Stahl des gleichnamigen Hauses über die Sektorgrenzen hinaus berühmt und begehrt machte. Es wäre an dieser Stelle ein zu ehrgeiziges Unterfangen, die Entwicklung der Welt über knapp 10. 000 Jahre zu beschreiben, weswegen diese nur zusammengefassten Charakter haben soll.
Diese Phase des Übergangs, welche Historiker mit etwa tausend bis tausendfünfhundert Jahren bemessen, hatte einige Wirtschaftskriege zur Folge. Manchmal mit konventionellen militärischen Mitteln ausgetragen, manchmal auf dem Schlachtfeld der Banken geschlagen, war dies der Schmelztiegel, aus welchem die Kaste der Adelshäuser hervorgingen, die so schicksalhaft für die Welt Koron werden sollten.
Während dieser Zeit etablierte sich ein elitäre Schicht aus Adelsgeschlechtern, welche gemeinhin als die „Hohen Häuser“ oder nur „Häuser“ bekannt wurden. Ein geringer Anteil, der gern den Terminus des "echten" Adels für sich in Anspruch nahm, entwickelten sich auf Basis früher, kriegerischer Kampagnen, noch unter der Ägide Septinanus. Auf dessen tatsächlichen, oder vermeintlichen Wohlwollen gegenüber gewisser Personen, beriefen sich diese Häuser und behaarten darauf, dass ihre Gründerväter eine göttliche Legitimation besäßen. Der Großteil der Adelsgeschlechter entstand jedoch schlicht aus finanzieller und daraus resultierender, politischer Macht, welche es ermögliche die eigene Ahnenabfolge über das gemeine Volk zu erheben. Die Phase des Übergangs, von der landwirtschaftlichen, zur überwiegend industriellen Planetenwirtschaft, trennte das erste Mal die Spreu vom Weizen. Die Starken überstanden die Umstellung, passten sich an oder entstanden direkt aus der Gewichtsverlagerung der Wirtschaft. Die Schwachen zerbrachen an diesem Prozess oder wurden von Konkurrenten absorbiert.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein klimatisches Phänomen, welches zum Niedergang der Landwirtschaft gewiss seinen Teil beitrug. Namentlich eine Eiszeit, die in die Endphase dieser Epoche fiel.
Dieses klimatische Ereignis stellte sicherlich nur einen beschleunigenden Aspekt dar, hatte aber andere Folgen, welche dem historisch Interessierten als bemerkenswert auffallen dürften. Dazu stehen die Auszüge eines abschließenden Berichts zur Verfügung, welcher von Inquisitor Friedenslos verfasst wurde.
...kann festgehalten werden, dass die sogenannte „Winterrevolte“ keinen ketzerisches Fundament aufweist, wenn auch eines, welches der imperialen Ordnung destruktiv entgegen wirkt.
Hier ist eine hysterische Massenpanik ursächlich, die bei den charismatischen Anführern der Bewegung auf fruchtbaren Boden fiel und von diesen ausgenutzt, gesteigert und für die eigene Zweckmäßigkeit geschürt wurden. Wie im Anhang „Ursachen / Unterkapitel: Voruntersuchung“ bereits ausführlich beschrieben, hatte sich bei Beginn der Eiszeit eine kultartige Organisation etabliert, welche eine Verschwörung hinter dem Klimawandel und dem Entwicklungsprozess der Stadt Gohmor, von der Megastadt zur Makropole, aufgedeckt zu haben glaubte.
Die Anhänger der Bewegung zeigten sich fest überzeugt, die Eiszeit sei künstlich erschaffen, um alle jene auszurotten, welche nicht im versiegelten Leib der Makropole Zuflucht finden würden. Mit rationaler Argumentation, etwa der Frage nach dem Nutzen einer derart selbstschädigenden Verfahrensweise, war den vermeintlich „Wissenden“ schon bald nicht mehr beizukommen. Wurden die Vertreter der Gruppe anfangs als „Spinner“ wahrgenommen, so änderte dich dies langsam, als deren Zahl in den nördlichen (von der Eiszeit am schlimmsten betroffenen) Regionen stetig wuchs und spätestens als sie sich nicht mehr nur darauf beschränkten verbal gegen jene vorzugehen, die sie für die Schuldigen hielten.
Meine Untersuchungen haben ergeben, dass erste Anschläge auf Personen des öffentlichen Lebens etwa zwanzig Jahre nach der Etablierung der Gruppe, organisiert erfolgten. Vorher hatte es Aktionen von Einzeltätern gegeben, doch die dokumentierten Attacken waren von diesem Zeitpunkt an von einer Führungsebene gesteuert und von untergeordneten Zellen koordiniert. Die Angst vor einem weiteren Absinken der Temperaturen, bis zu einem Punkt, wo menschliches Leben nur noch in Gohmor möglich sei, trieb selbst gut situierte Angehörige der Mittelschicht in den Fanatismus und Extremismus.
Der Führungskader der Organisation (welche zwar von Außenstehenden viele Namen erhielt, für sich selbst aber nie eine Bezeichnung wählte) wusste den Nimbus des „Aufstands der kleinen Leute und der wütenden Normalbürger“ sehr geschickt zu nutzen und verflocht verängstigte Kleinbürger und gewaltbereite Extremisten zu einem festen Band und einer operativ schlagkräftigen Einheit. Nach erfolgten Angriffen, konnten sich die Attentäter auf geschützte Rückzugspunkte innerhalb der Bevölkerung verlassen, welche meinten auf diese Weise ihr Recht auf Widerstand wahrzunehmen. Die PVS und die Truppen der Adelshäuser zeigten einen eklatanten Mangel an Entschlossenheit gegen die zunehmende Bedrohung vorzugehen und so konnte es den Verschwörern gelingen, einige nördliche Siedlungen in ihren Besitz zu bringen und nahezu offen zu agieren. Das zunehmen der klimatischen Extrembedingungen (menschenfeindliche Winter und kurze, kaum Besserung bringende Sommer) bestärkten sie in ihrem Glauben. Erst mit meinem Eintreffen und den von mir durchgeführten Maßnahmen (siehe dazu Kapitel: Maßnahmen) wurden wirkungsvolle Gegenschläge eingeleitet. Zusammen mit den von mir, unter mein Kommando gestellten Einheiten, gelang es den offen agierenden Zweig der Verschwörer zu zerschlagen. Das weitaus schwierigere Unterfangen bestand in der Ausrottung der verdeckt handelnden Zellen. Nach zehn jährigen Bemühungen kann ich nun festhalten, dass die Organisation soweit ausgelöscht wurde, dass von ihr keine Bedrohung mehr ausgeht. Die Verhöre der festgenommenen Rädelsführer wurden von mir als beendet erklärt und die Gefangenen ihrer Strafe überantwortet.
Abschließend halte ich fest: Das die sogenannte Winterrevolte in ihrem Kern aus einer irrationalen Angst vor den klimatischen Veränderungen begründet ist und keine Steuerung von Außen aufweist. Die Initiatoren der Revolte waren entweder selbst Opfer ihres Irrglaubens oder sie erhofften sich wirtschaftliche und machtpolitische Vorteile von ihrer Position. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich keine Notwendigkeit weiterführender Untersuchungen. Ich weise an dieser Stelle jedoch noch einmal darauf hin, dass sich die Führungsebene des Planeten in eine unvorteilhafte Richtung entwickelt, welche durch Korruption und Ignoranz zu einer Lähmung der Verteidigungsfähigkeit der Welt Koron III führen kann, wenn nicht entsprechend interveniert wird.
Ich rate dazu die verantwortlichen, übergeordneten Stellen auf den von mir benannten Missstand aufmerksam zu machen und auf weiterführende Maßnahmen zu bestehen.
Inquisitor Marcellus Friedenslos / Ordo Haereticus
Spätere Generationen äußerten den Verdacht, dass die Winterrevolte lediglich ein Ablenkungsmanöver gewesen sei, welches die Aufmerksamkeit des ermittelnden Inquisitor vom erstarkenden Rasankur ablenken sollte, welches ja tatsächlich vom Krebs der Ketzerei zersetzt wurde und Koron später beinahe zu Fall brachte. Beweise für diese Theorie gibt es derweil nicht. Zum einen merken Historiker an, dass der Stadtstaat zu dieser Zeit noch nicht soweit verrottet war, dass er eine derart großangelegte Täuschung hätte gelingen können, zum anderen galt Inquisitor Friedenslos als sehr erfahren und gewissenhaft und hätte die Anzeichen der Ketzerei erkannt. Besonders da unter den, von ihm requirierten Truppen auch Soldaten aus Rasankur dienten und einige zu seinem engsten Beraterstab zählten.
Allemal war diese Episode nur mehr eine Fußnote und die Revolte hätte den Wandel von der Landwirtschaft zur Schwerindustrie auch dann schwerlich aufhalten können, wenn Inqusitor Friedenslos nicht interveniert hätte.
Das Potenzial der Bodenschätze fiel überraschend hoch aus und wohlhabende Farmer und Züchter wurden zu superreichen Erz- Magnaten. Da die Anzahl solcher, einflussreicher Personen aufgrund des Wohlstands Korons überproportional hoch ausfiel, verfestigte sich eine schier unüberschaubare Masse an kleinen und großen Adelshäusern. Diese durchsetzten nicht nur die Wirtschaft und die Regierungen fast aller Länder, sondern wurden mit der Zeit derart mächtig, dass Familien Länder kauften, über welche sie wie Könige regierten.
Die größten Häuser ballten sich in Gohmor und die Stadt wurde zusehends zu einer Bühne für ihre Ränkespiele, Fehden und Kleinkriege. Der planetare Gouverneur verlor als Folge seine übergeordnete Macht und wurde gänzlich in diese Verflechtungen involviert. Bald schon war das Oberhaupt einer ganzen Welt ebenso abhängig von dem Wohlwollen und den mafiösen Strukturen der adligen Machenschaften, wie er selbst auf diese Einfluss nahm und sie zu lenken trachtete.
Ein Puppenspieler, von den eigenen Marionetten zum tanzen gebracht.
Dieser Zustand war an sich nichts, was das Imperium als sonderlich störend empfand. Ein gewisser Grad an Korruption, so er denn nicht Überhand nahm, war auf den meisten Welten üblich und solange der regelmäßige Tribut an Mensch und Material entrichtet wurde, kümmerte sich Terra nicht um die kleinlichen Befindlichkeiten einer einzelnen Welt. Sollten die Allüren unverhältnismäßig werden, konnte die Inquisition jeder Zeit ein angemessenes Exempel an den oberen Zehntausend statuieren.
Tatsächlich schritt Koron 3 mit beachtlichen Schritten auf dem Pfad der technologischen Evolution voran, die Zeit relativen Friedens ebenso verantwortlich war, wie der Wohlstand des Planeten. Der wohl bekannteste und am besten dokumentierte Markstein dieser Entwicklung ist das Auftreten Haus Siris. Das Fundament seines enormen Reichtums und poltischen Einflusses, legte das Haus mit der Etablierung des zivil nutzbaren Antigravitationsantriebs.
Dabei darf nicht der Fehler gemacht werden, diese Innovation mit den militärischen Varianten zu verwechseln, wie sie der Adeptus Astartes oder in geringerem Maße die Imperiale Armee verwendet. Denn nur in Teilen ist die Bezeichnung Antigrav- Motor völlig korrekt. Siris gelang eine Fusion mehrerer technologischer Konzepte, wie etwa Schwebedüsen und Felddämpfer. Der Antigravitationsmotor bildet dabei zwar den Kern der Technologie, in seiner Gesamtheit geht die Siris Methode, unbeweglich scheinende Objekte schweben zu lassen, jedoch in eine andere Richtung, als es die militärischen Ableger tun. Selbst ein Haus Siris kann sich nicht anmaßen die Perfektion eines STKs zu erreichen und das war auch nicht die Intention der Wissenschaftler. (Für genauere Erklärungen siehe Hintergrund Material HAUS SIRIS). Was ihnen jedoch gelang, war die Einführung einer vielseitig nutzbaren, relativ preiswerten und für fast jeden zivilen Bereich einsetzbaren Schwebertechnologie. Das katapultierte Siris nicht nur mit an die Spitze der damals einflussreichsten Häuser des Planeten, sonder stellt auch ein beispielhaftes Sinnbild für Koron vor dem Krieg der Häuser dar. Es galt „höher, schneller, weiter“.
Privater Unternehmen zogen mit staatlichen, imperialen Fabrikationseinrichtungen gleich, Bürger konnten ein Auskommen erwirtschaften, welches weit über dem vom Volk anderen Planeten lag. Arbeiter leitsteten sich Automobile, Versicherungen und private Wohnhabitate. Nicht wenige nannten gar ein Schwebeauto ihr Eigen. Über die grauen und verödeten Planeten anderer Systeme, in denen Menschen im Mühlrad der Industrie zermalmt wurden, konnte ein Koroner nur milde lächeln. Natürlich gab es auch in diesen goldenen Jahren Slums und Elend, wie sie an den Rändern jeder Industrialisierung zu finden sind. Doch auf Koron war die Chance sich aus diesem Sumpf zu erheben und sein Glück zu machen nicht nur ferne Utopie, sondern reale Möglichkeit.
Auf anderen Welten wurde das Exempel Koron III als mustergültig betrachtet und Wirtschaftsakademien nannten die Welt als Erfolgsschablone. In dieser Euphorie gingen die mahnenden Stimmen jener unter, die auf Korruption und den unverhältnismäßigen Zuwachs privater Macht ebenso hinwiesen, wie auf technischen Fortschritt, der sich hart an der Grenze zur Tech- Ketzerei bewegte. Doch wer hörte auf diese Bedenken, wenn in der anderen Waagschale Überproduktion, regelmäßige Tributzahlungen und eine weitestgehend zufriedene Bevölkerung lag?
Koron war also mit sich selbst beschäftigt und da alles andere im Auge des Imperiums in akzeptablen Bahnen verlief, wendete man sich an höchster Stelle dringlicheren Angelegenheiten zu.
Bemerkenswerter Weise ging der galaxieumspannende Konflikt des Bruderkrieges relativ spurlos an Koron vorbei, ja gereichte der Welt sogar zum Vorteil. Das lag wohl in dem einfachem Glück begründet, dass keine der großen, fliehenden Verräterverbände den Planeten als Ziel auserkor, wie auch in dem Umstand, dass die Welt kein allzu verlockendes, strategisches Ziel darstellte. An den zeitlichen Maßstäben des Imperiums gemessen, war Koron gerade eben erst zurückerobert wurden und die Infrastruktur hatte noch nicht die Ausmaße angenommen, welche eine Invasionsarmee gewinnbringend für sich hätte einsetzen können. Wo andere Welten von den marodierenden Horden des geschlagenen Kriegsherren geschliffen wurden, versuchte lediglich eine Splittergruppe aus Abtrünnigen Koron niederzuringen. Eine kleine Renegatenarmee aus ehemaligen Soldaten, welche sich selbst die „Feuerstiere" nannte, passierte Koron mit vier Schiffen, während sie versuchten das Auge des Terrors zu erreichen. Drei dieser Raumfahrzeuge waren ehemalige Transporter der Garde, das vierte Schiff beherbergte eine Gruppe Night Lords.
Gohmor war zu jener Zeit kaum mehr als Siedlung an der Schwelle zur Großstadt, verfügte jedoch über eine Festung der Imperialen Armee, deren Oberbefehlshabende Kommandeur Evelina Cat war. Dieses stand mit fanatischer Inbrunst auf Seiten der Loyalisten und als die Verräter sie mit der Forderung anvoxten, sie möge Versorgungsgüter bereitstellen und aushändigen, dann würde man Koron verschonen, antwortete sie mit lediglich sechs Wörtern.
„Kommt und holt es euch, Abschaum!"
Genau dies versuchten die Feuerstiere auch. Die erste Angriffswelle ging in Form von Landungsschiffen nieder, welche versuchten Gohmor im Handstreich zu erobern. Die zentrale Festung der Stadt spie den Aggressoren einen wahren Hagel aus Raketen, Granaten und Lichtlanzen entgegen. Selbst mit Handwaffen feuerten die Verteidiger von den Zinnen aus auf die herabstoßenden Schiffe.
Auf diese Weise verging ein Großteil der Invasoren. Die Maschinen, welche die Landung schafften, sahen sich unvermittelt inmitten eines urbanen Kampfgebiets, welches die Imperiumstreuen kontrollierten.
Es darf nicht vergessen werden, dass die Bevölkerung Korons eine lange Tradition der Kriegsführung vorzuweisen hatte und wenn die Krieger nun auch einheitliche Uniformen trugen und ihnen das Banner des Imperiums voran wehte, so waren sie deswegen keineswegs weniger furchteinflößende Kämpfer. Kommandeut Cat, von ihren Soldaten halb scherzhaft, halb respektvoll „Die Tigerin von Koron“ genannt, führte die Kämpfer aus vorderster Reihe. Während der ersten Angriffswelle schlug sie den Feind mit ihrer Energiefaust nieder, später führte sie den Lichten Speer, das geheiligte Relikt des Septinanus. In den Straßen Gohmors wurden die Angreifer regelrecht zermalmt.
Der zweite Versuch einer Landung erfolgte daher außerhalb, wobei der Feind zur Eile getrieben wurde, denn ein Folttenverband loyaler Schiffe war auf dem Weg um Koron zur Hilfe zu eilen. Die gesamte, verbleibende Armee der Feuerstiere landete auf der weiten Ebene vor Gohmor und startete einen konventionellen Angriff auf die Stadt. Panzer und Artillerie, ursprünglich dazu gedacht die Mauern des imperialen Palast auf Terra niederzureißen, unterstützten den Vormarsch. Auf diese Weise gelang es den Verrätern die äußeren Bezirke einzunehmen und den Verteidigern das Heft der Initiative aus der Hand zu reißen.
Interessanterweise unterstützten die Verrätermarines der Night Lords diese Angriffe nicht. Wie genau ihre Aktionen aussahen bleibt in der Dunkelheit verborgen, in welcher die gefallenen Marines für gewöhnlich operierten. Über das Wenige was bekannt ist, hält die Inquisition wohlweislich ihre schirmende Hand, um die einfachen Gemüter nicht unnötig mit solch verstörendem Wissen zu belasten.
Kommandeur Cat und ihre standhaften Getreuen sahen ein, dass sie den Feind nicht im fairen Kampf bezwingen konnten und verlegten sich auf die Kunst der Guerillakriegsführung. Brücken wurden gesprengt, Häuser stürzten über marschierenden Gegnern ein und begruben sie unter sich. Cat versuchte Zeit mit Leben zu erkaufen, in der Hoffnung die Raumflotte würde eintreffen oder eilig zusammengezogene Verstärkung aus den anderen Provinzen würde die Bedrängten entsetzen. Derweil machten die vordringenden Horden Boden gut und zwangen die Verteidiger bis zurück zur letzten Abwehrlinie. Diese erstreckte sich um den Kern der Stadt und die Festung in ihrem Zentrum. Der Gegner hatte hier die zahlenmäßige Überlegenheit auf seiner Seite und obwohl ein zweites Loyalistenheer aus Brunsberg heraneilte, suchten die Feuerstiere die Entscheidung. Vielleicht weil sie die Festung als eigenen Ausgangspunkt gegen das zweite Heer aus Süden nutzen wollten, vielleicht weil sie darin zu Recht die Vorräte vermuteten, welche ihnen den Weg ins Auge des Terrors ermöglichen konnten. Viele Historiker gehen jedoch davon aus, dass die Feuerstiere zu diesem Zeitpunkt bereits so entartet waren, dass solche Überlegungen für sie schon nicht mehr zählten und sie nur noch nach dem Sieg über die Imperialen gierten, die es gewagt hatten ihrem Begehren Widerstand zu leisten.
Die Worte, mit welchen Evelina Cat ihre kleine Schar aus tapferen auf das letzte Gefecht einschwor, sind uns erhalten geblieben:
„Heute Abend spreche ich nicht als eure Anführerin zu euch.
Heute Abend spreche ich zu euch als meine Brüder und Schwestern.
Denn ein jeder von euch, der einen geliebten Menschen, einen Freund oder Kameraden durch die Bestialität dieser Monster verloren hat, hat einen Bruder in dem Mann, hat eine Schwester in der Frau neben sich.
Ich erkenne meine Familie an dem Blut unseres Feindes, dass auf unseren Händen und Gesichtern trocknet.
Die da draußen brüllen laut den Namen ihrer schändlichen Warpgötter. Sie blöken und bellen wie das Vieh, das sie sind.
Ich sage: Lasst sie kommen!
Lasst sie kommen und gebt ihnen einen Grund zu brüllen.
Rammt ihnen eure Klingen in den Leib, schießt ihnen die Fratzen weg, erschlagt sie, wenn euch die Munition ausgeht, erwürgt sie, wenn eure Messer abbrechen.
Mag sein, dass wir den Morgen nicht erleben, aber ich verspreche euch, unsere Grüfte werden aus den Leibern unserer Feinde errichtet.
Und wenn eine dieser Bestien morgen noch atmet, dann werden sie nicht länger ihre Dämonengötter fürchten, dann fürchten sie den unbeugsamen Willen aufrechter Männer und Frauen, die treu zum Imperator stehen und die sagen: Diese Welt gehört uns und wenn ihr sie haben wollt, dann müsst ihr vorher jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf Koron ermorden. Denn wir werden nicht eine einzige Handvoll Staub kampflos hergeben.
Und jetzt lasst sie uns alle umbringen!"
Aus: Wie man siegt! Militärische Leitlinien und Anwendungsfelder, als Ergebnis historische Betrachtungen. Band II Koronische Defensivkriege der prä- Hauskriegzeit.
Von Prof. Dr. Radlinger
Der Kampf wurde ohne Gnade geführt und auch wenn die Tigerin von Koron und ihre Soldaten erbarmungslos fochten, schien sich die Vorhersage Kommandeur Cats zu bewahrheiten, denn einer nach dem anderen wurden die Verteidiger niedergerungen. Da aber griff eine Macht in den Kampf ein, mit der keine der beiden Seiten gerechnet hatte.
Weder erreichte eines der erwarteten Heere unvermutet früh den Ort des Geschehens, noch traf der Zorn des Imperators die Chaoshorde in Form von Blitzen aus dem Himmel. Wohl aber beseelte sein Geist möglicherweise die Bewohner der Stadt, welche bis dato ängstlich in ihren Häusern gehockt und auf den Lärm der Schlacht gelauscht hatten.
Wie Cat es in ihrer Ansprache beschworen hatte, griffen Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts nach den Waffen und versammelten sich auf den Straßen. Dies geschah ohne Koordinierung oder Befehl durch Dritte, sieht man einmal vom allmächtigen Willen des Gottkaisers ab. Aus diesem Umstand heraus gilt diese Volkserhebung heute als anerkanntes Wunder. Betrachtet man die Vorgänge etwas nüchterner, so kann man der göttlichen Intervention skeptisch gegenüberstehen. Die Feuerstiere hatten in den wenigen Tagen, in denen sie Teile Gohmors beherrschten, schrecklich unter der Zivilbevölkerung gewütet. Plünderungen, Vergewaltigung und Mord waren allgegenwärtig.
Gut vorstellbar, dass die Stadtbevölkerung diesem Treiben final überdrüssig wurde und die Wut die Angst überwog. Hinzu mochte die Befürchtung kommen, dass, so die Verteidiger bezwungen würden, der Terror der Sieger noch schlimmer werden würde. Auch muss man bedenken, dass es auf Koron zur Kultur gehörte Waffen zu tragen. Die Zivilbevölkerung stand also keineswegs mit leeren Händen da, als sie sich entschloss in den Verlauf der Schlacht einzugreifen.
Mag es gewesen sein wie es sei, ob nun übernatürlicher Impuls oder bloße Kausalität, plötzlich sahen sich die Feuerstiere, welche bis zu diesem Zeitpunkt nur nach vorn drängen mussten, von allen Seiten angegriffen.
Die dünne Sicherungslinie, welche die hinteren Artilleriestellungen beschützte, wurden von zornigen Scharen aus Bürgern überrannt. Das Wissen der einfachen Leute reichte kaum aus die Kanonen gegen ihre einstigen Besitzer zu richten, also machten sie sich kurzerhand mit der Steuerung der Selbstfahrlafetten vertraut und begann den rückwärtigen Raum des Feuerstierangriffes im wortwörtlichen Sinn zu überrollen. Überall spielten sich ähnlich glorreiche Szenen ab, als Brandsätze aus den Fenstern der Wohnhabs flogen, Baumaschinen gepanzerte Fahrzeuge rammten und umwarfen.
Der Prior der Kirche, umringt von Knaben seines Chors, jedes Kind mit Pistolen und Knüppeln bewaffnet, die es gerade so heben und schwingen konnte, stürmte die zentrale Kultstätte der Ketzer. Der bis dahin als friedfertig und vergeistigt geltende, ältere Kirchenmann erschlug den Götzenpriester der Feuerstiere mit den Fäusten.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass es diese heroischen Taten zwar gab, an vielen Stellen die Bürger aber auch abgeschlachtet wurden. Man darf nicht vergessen, dass die Feuerstiere, trotz ihrer Degeneration, erfahrene Soldaten waren. Nach dem ersten Schock wussten sie durchaus wie sie dieser neuen Bedrohung zu begegnen hatten. Allerdings geriet der Angriff auf die Festung ins Stocken und als Cat dies bemerkte, scharrte sie die verbliebenen Krieger um sich und wagte einen Ausfall. Dieser zerschlug die metaphorische Klinge des Feindes in viele kleine Bruchstücke.
Einige der Feuerstiere ergaben sich, andere setzten den Kampf, nun ihrerseits in der Rolle der Eingeschlossenen, bis zum bitteren Ende fort. Einigen Gruppen gelang es das Kampfgebiet zu verlassen und in unwirtliche Regionen zu fliehen. Die Aussagen darüber, ob alle diese Fliehenden letztlich zur Strecke gebracht wurden, sind widersprüchlich.
Als die Armee aus Brunstberg vom Süden her eintraf, wurden die letzten Widerstandsnester endgültig ausgehoben. Die Transporter im Orbit waren geflohen bevor die Raumflotte eintraf und auch von dem Night Lord- Schiff gab es keine Spur.
Im Kontext des Bruderkriegs waren diese wenigen Wochen des Kampfes um Gohmor kaum eine Fußnote wert. Kein Historiker, über die koronische Planetengrenze hinaus, kümmert sich um das Scharmützel einiger abtrünniger Soldaten mit einer kleinen Garnison, wenn anderswo der Untergang ganzer Planeten betrauert und anschließend historisch aufgearbeitet werden musste.
Für Koron hat dieser Kampf jedoch eine überaus entscheidende Rolle gespielt. Der Menschheit wurden die Gefahren des Warps und seiner dämonischen Wesenheiten auf die schmerzlichste Weise bewusst gemacht, als Terra brannte. Im Kielwasser dieser Katastrophe gab es Organisationen, die sich daran erinnerten, dass Koron 3 bei seiner Wiederentdeckung und Rückeroberung von Barbaren bewohnt wurde, die zur Gänze dem Heidentum anheim gefallen waren und verbotenen Göttern huldigten. Wäre die Ankunft der Verräter anders aufgenommen wurden, hätten sich Teile der Bevölkerung den Feuerstieren angeschlossen, Koron 3 hätte wohl möglich sein eigenes, endgültiges Schicksal besiegelt.
Dieses blutige Intermezzo blieb alles was Koron während des Bruderkriegs erdulden musste.
Davon abgesehen hatten Soldaten von Koron 3 dahingehend Anteil an den Nachwehen des Bruderkrieges, dass Koron wie jede imperiale Welt einen Tribut an Männern und Frauen in die Ränge der Imperialen Armee entsandte und diese entsprechend auf den Schlachtfeldern des Universums zum Einsatz kamen.
Zeit der Blüte
In den folgenden Tausender- Dekaden war der Welt eine lange Zeit des relativen Friedens beschieden. Natürlich war auch Koron der menschlichen Natur unterworfen und blieb nicht gänzlich von internen Konflikten verschont. Doch vergleicht man die Geschichte der Welt mit anderen imperialen Planeten, so kann man von überwiegend stabilen Verhältnissen sprechen.
Die Bildung von Nationen und Stadtstaaten ging nicht immer unblutig von Statten, doch die permanente Angst vor einem imperialen Eingreifen stellte noch sicher, dass diese Kriege niemals von der gesamten Welt Besitz ergriffen und den Zufluss von Ressourcen an das Imperium gefährdeten.
Oftmals ist der Irrglaube vorherrschend, dass eine imperiale Welt, selbst solche unter einer Zentralregierung ein homogenes Konstrukt sei, auf welcher die gesamte Bevölkerung einer vorgegebenen Linie folgt. Tatsächlich gibt es diese Formen der Gesellschaft doch sie bilden eher die Ausnahme als die Regel. Die unterschiedlichen Mentalitäten und Auffassungen einer Planetenbevölkerung, seien sie durch regionale Besonderheiten, religiöse Auslegungen oder sonstig geartete Individualitäten entstanden, machen eine einheitliche Führung schwierig. Um eine solche zu gewährleisten ist ein enormer Druck durch die Regierungsebene und ein immenser bürokratischer und exekutiver Apparat von Nöten. Einfacher und wirtschaftlicher ist es daher oftmals, vorherrschende Staatsstrukturen zu belassen und dem Ganzen lediglich eine verwaltende Führungsebene voranzustellen, welche die Interessen des Imperiums mit den Gegebenheiten der Welt korrespondierend lenkt.
Eben so geschah es auf Koron.
Während Gohmor sich zum Regierungssitz entwickelte und nach und nach von der Großstadt zur Megastadt und schließlich zur Makropole anschwoll [siehe entsprechenden Eintrag im Kapitel GOHMOR], entstanden in den anderen Regionen des Planeten die mannigfaltigsten Formen staatlicher Lenkung. Diese gingen von den verschiedensten Spielarten der Demokratie, Republiken, Monarchien, Glaubensführungen, Kapitalliberalismus und unterschiedlichster anderer Formen der Führungsstrukturen.
Der sprunghafte Wachstum an Wohlstand und technologischer Entwicklung ist in diesen frühen Jahren nach dem Bruderkrieg auf die Ausbeutung der natürlichen Rohstoffe Korons zurückzuführen, welche in erster Linie aus Holzeinschlag, Fischerei und Getreidewirtschaft bestanden.
Auch die Schneise der Verwüstung, welche die Verräterlegionen in das Herz des Imperiums geschnitten hatten, trug zum Erfolg koronischer Waren bei. Da diese Nutzung jedoch nicht nachhaltig erfolgte, die weiten Urwälder schnell verschwanden und die Lebensmittelproduktion zusehends für den Unterhalt der eigenen Bewohner genutzt werden musste, war dieser Reichtum von beschränkter, zeitlicher Nutzbarkeit. Die Spanne reichte jedoch aus, um ein festes Handelsnetz mit den anderen, zivilisierten Welten des Sektors zu etablieren und darüber hinaus den Export imperiumsweit zu gewährleisten. Städte wuchsen und Nationen blühten auf.
Nachdem diese Ressourcen erschöpft waren, fokussierte sich die koronische Industrie auf Bergbau und Fertigung von Metallen höchster Qualität, was etwa den sogenannten Orsius- Stahl des gleichnamigen Hauses über die Sektorgrenzen hinaus berühmt und begehrt machte. Es wäre an dieser Stelle ein zu ehrgeiziges Unterfangen, die Entwicklung der Welt über knapp 10. 000 Jahre zu beschreiben, weswegen diese nur zusammengefassten Charakter haben soll.
Diese Phase des Übergangs, welche Historiker mit etwa tausend bis tausendfünfhundert Jahren bemessen, hatte einige Wirtschaftskriege zur Folge. Manchmal mit konventionellen militärischen Mitteln ausgetragen, manchmal auf dem Schlachtfeld der Banken geschlagen, war dies der Schmelztiegel, aus welchem die Kaste der Adelshäuser hervorgingen, die so schicksalhaft für die Welt Koron werden sollten.
Während dieser Zeit etablierte sich ein elitäre Schicht aus Adelsgeschlechtern, welche gemeinhin als die „Hohen Häuser“ oder nur „Häuser“ bekannt wurden. Ein geringer Anteil, der gern den Terminus des "echten" Adels für sich in Anspruch nahm, entwickelten sich auf Basis früher, kriegerischer Kampagnen, noch unter der Ägide Septinanus. Auf dessen tatsächlichen, oder vermeintlichen Wohlwollen gegenüber gewisser Personen, beriefen sich diese Häuser und behaarten darauf, dass ihre Gründerväter eine göttliche Legitimation besäßen. Der Großteil der Adelsgeschlechter entstand jedoch schlicht aus finanzieller und daraus resultierender, politischer Macht, welche es ermögliche die eigene Ahnenabfolge über das gemeine Volk zu erheben. Die Phase des Übergangs, von der landwirtschaftlichen, zur überwiegend industriellen Planetenwirtschaft, trennte das erste Mal die Spreu vom Weizen. Die Starken überstanden die Umstellung, passten sich an oder entstanden direkt aus der Gewichtsverlagerung der Wirtschaft. Die Schwachen zerbrachen an diesem Prozess oder wurden von Konkurrenten absorbiert.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein klimatisches Phänomen, welches zum Niedergang der Landwirtschaft gewiss seinen Teil beitrug. Namentlich eine Eiszeit, die in die Endphase dieser Epoche fiel.
Dieses klimatische Ereignis stellte sicherlich nur einen beschleunigenden Aspekt dar, hatte aber andere Folgen, welche dem historisch Interessierten als bemerkenswert auffallen dürften. Dazu stehen die Auszüge eines abschließenden Berichts zur Verfügung, welcher von Inquisitor Friedenslos verfasst wurde.
...kann festgehalten werden, dass die sogenannte „Winterrevolte“ keinen ketzerisches Fundament aufweist, wenn auch eines, welches der imperialen Ordnung destruktiv entgegen wirkt.
Hier ist eine hysterische Massenpanik ursächlich, die bei den charismatischen Anführern der Bewegung auf fruchtbaren Boden fiel und von diesen ausgenutzt, gesteigert und für die eigene Zweckmäßigkeit geschürt wurden. Wie im Anhang „Ursachen / Unterkapitel: Voruntersuchung“ bereits ausführlich beschrieben, hatte sich bei Beginn der Eiszeit eine kultartige Organisation etabliert, welche eine Verschwörung hinter dem Klimawandel und dem Entwicklungsprozess der Stadt Gohmor, von der Megastadt zur Makropole, aufgedeckt zu haben glaubte.
Die Anhänger der Bewegung zeigten sich fest überzeugt, die Eiszeit sei künstlich erschaffen, um alle jene auszurotten, welche nicht im versiegelten Leib der Makropole Zuflucht finden würden. Mit rationaler Argumentation, etwa der Frage nach dem Nutzen einer derart selbstschädigenden Verfahrensweise, war den vermeintlich „Wissenden“ schon bald nicht mehr beizukommen. Wurden die Vertreter der Gruppe anfangs als „Spinner“ wahrgenommen, so änderte dich dies langsam, als deren Zahl in den nördlichen (von der Eiszeit am schlimmsten betroffenen) Regionen stetig wuchs und spätestens als sie sich nicht mehr nur darauf beschränkten verbal gegen jene vorzugehen, die sie für die Schuldigen hielten.
Meine Untersuchungen haben ergeben, dass erste Anschläge auf Personen des öffentlichen Lebens etwa zwanzig Jahre nach der Etablierung der Gruppe, organisiert erfolgten. Vorher hatte es Aktionen von Einzeltätern gegeben, doch die dokumentierten Attacken waren von diesem Zeitpunkt an von einer Führungsebene gesteuert und von untergeordneten Zellen koordiniert. Die Angst vor einem weiteren Absinken der Temperaturen, bis zu einem Punkt, wo menschliches Leben nur noch in Gohmor möglich sei, trieb selbst gut situierte Angehörige der Mittelschicht in den Fanatismus und Extremismus.
Der Führungskader der Organisation (welche zwar von Außenstehenden viele Namen erhielt, für sich selbst aber nie eine Bezeichnung wählte) wusste den Nimbus des „Aufstands der kleinen Leute und der wütenden Normalbürger“ sehr geschickt zu nutzen und verflocht verängstigte Kleinbürger und gewaltbereite Extremisten zu einem festen Band und einer operativ schlagkräftigen Einheit. Nach erfolgten Angriffen, konnten sich die Attentäter auf geschützte Rückzugspunkte innerhalb der Bevölkerung verlassen, welche meinten auf diese Weise ihr Recht auf Widerstand wahrzunehmen. Die PVS und die Truppen der Adelshäuser zeigten einen eklatanten Mangel an Entschlossenheit gegen die zunehmende Bedrohung vorzugehen und so konnte es den Verschwörern gelingen, einige nördliche Siedlungen in ihren Besitz zu bringen und nahezu offen zu agieren. Das zunehmen der klimatischen Extrembedingungen (menschenfeindliche Winter und kurze, kaum Besserung bringende Sommer) bestärkten sie in ihrem Glauben. Erst mit meinem Eintreffen und den von mir durchgeführten Maßnahmen (siehe dazu Kapitel: Maßnahmen) wurden wirkungsvolle Gegenschläge eingeleitet. Zusammen mit den von mir, unter mein Kommando gestellten Einheiten, gelang es den offen agierenden Zweig der Verschwörer zu zerschlagen. Das weitaus schwierigere Unterfangen bestand in der Ausrottung der verdeckt handelnden Zellen. Nach zehn jährigen Bemühungen kann ich nun festhalten, dass die Organisation soweit ausgelöscht wurde, dass von ihr keine Bedrohung mehr ausgeht. Die Verhöre der festgenommenen Rädelsführer wurden von mir als beendet erklärt und die Gefangenen ihrer Strafe überantwortet.
Abschließend halte ich fest: Das die sogenannte Winterrevolte in ihrem Kern aus einer irrationalen Angst vor den klimatischen Veränderungen begründet ist und keine Steuerung von Außen aufweist. Die Initiatoren der Revolte waren entweder selbst Opfer ihres Irrglaubens oder sie erhofften sich wirtschaftliche und machtpolitische Vorteile von ihrer Position. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich keine Notwendigkeit weiterführender Untersuchungen. Ich weise an dieser Stelle jedoch noch einmal darauf hin, dass sich die Führungsebene des Planeten in eine unvorteilhafte Richtung entwickelt, welche durch Korruption und Ignoranz zu einer Lähmung der Verteidigungsfähigkeit der Welt Koron III führen kann, wenn nicht entsprechend interveniert wird.
Ich rate dazu die verantwortlichen, übergeordneten Stellen auf den von mir benannten Missstand aufmerksam zu machen und auf weiterführende Maßnahmen zu bestehen.
Inquisitor Marcellus Friedenslos / Ordo Haereticus
Spätere Generationen äußerten den Verdacht, dass die Winterrevolte lediglich ein Ablenkungsmanöver gewesen sei, welches die Aufmerksamkeit des ermittelnden Inquisitor vom erstarkenden Rasankur ablenken sollte, welches ja tatsächlich vom Krebs der Ketzerei zersetzt wurde und Koron später beinahe zu Fall brachte. Beweise für diese Theorie gibt es derweil nicht. Zum einen merken Historiker an, dass der Stadtstaat zu dieser Zeit noch nicht soweit verrottet war, dass er eine derart großangelegte Täuschung hätte gelingen können, zum anderen galt Inquisitor Friedenslos als sehr erfahren und gewissenhaft und hätte die Anzeichen der Ketzerei erkannt. Besonders da unter den, von ihm requirierten Truppen auch Soldaten aus Rasankur dienten und einige zu seinem engsten Beraterstab zählten.
Allemal war diese Episode nur mehr eine Fußnote und die Revolte hätte den Wandel von der Landwirtschaft zur Schwerindustrie auch dann schwerlich aufhalten können, wenn Inqusitor Friedenslos nicht interveniert hätte.
Das Potenzial der Bodenschätze fiel überraschend hoch aus und wohlhabende Farmer und Züchter wurden zu superreichen Erz- Magnaten. Da die Anzahl solcher, einflussreicher Personen aufgrund des Wohlstands Korons überproportional hoch ausfiel, verfestigte sich eine schier unüberschaubare Masse an kleinen und großen Adelshäusern. Diese durchsetzten nicht nur die Wirtschaft und die Regierungen fast aller Länder, sondern wurden mit der Zeit derart mächtig, dass Familien Länder kauften, über welche sie wie Könige regierten.
Die größten Häuser ballten sich in Gohmor und die Stadt wurde zusehends zu einer Bühne für ihre Ränkespiele, Fehden und Kleinkriege. Der planetare Gouverneur verlor als Folge seine übergeordnete Macht und wurde gänzlich in diese Verflechtungen involviert. Bald schon war das Oberhaupt einer ganzen Welt ebenso abhängig von dem Wohlwollen und den mafiösen Strukturen der adligen Machenschaften, wie er selbst auf diese Einfluss nahm und sie zu lenken trachtete.
Ein Puppenspieler, von den eigenen Marionetten zum tanzen gebracht.
Dieser Zustand war an sich nichts, was das Imperium als sonderlich störend empfand. Ein gewisser Grad an Korruption, so er denn nicht Überhand nahm, war auf den meisten Welten üblich und solange der regelmäßige Tribut an Mensch und Material entrichtet wurde, kümmerte sich Terra nicht um die kleinlichen Befindlichkeiten einer einzelnen Welt. Sollten die Allüren unverhältnismäßig werden, konnte die Inquisition jeder Zeit ein angemessenes Exempel an den oberen Zehntausend statuieren.
Tatsächlich schritt Koron 3 mit beachtlichen Schritten auf dem Pfad der technologischen Evolution voran, die Zeit relativen Friedens ebenso verantwortlich war, wie der Wohlstand des Planeten. Der wohl bekannteste und am besten dokumentierte Markstein dieser Entwicklung ist das Auftreten Haus Siris. Das Fundament seines enormen Reichtums und poltischen Einflusses, legte das Haus mit der Etablierung des zivil nutzbaren Antigravitationsantriebs.
Dabei darf nicht der Fehler gemacht werden, diese Innovation mit den militärischen Varianten zu verwechseln, wie sie der Adeptus Astartes oder in geringerem Maße die Imperiale Armee verwendet. Denn nur in Teilen ist die Bezeichnung Antigrav- Motor völlig korrekt. Siris gelang eine Fusion mehrerer technologischer Konzepte, wie etwa Schwebedüsen und Felddämpfer. Der Antigravitationsmotor bildet dabei zwar den Kern der Technologie, in seiner Gesamtheit geht die Siris Methode, unbeweglich scheinende Objekte schweben zu lassen, jedoch in eine andere Richtung, als es die militärischen Ableger tun. Selbst ein Haus Siris kann sich nicht anmaßen die Perfektion eines STKs zu erreichen und das war auch nicht die Intention der Wissenschaftler. (Für genauere Erklärungen siehe Hintergrund Material HAUS SIRIS). Was ihnen jedoch gelang, war die Einführung einer vielseitig nutzbaren, relativ preiswerten und für fast jeden zivilen Bereich einsetzbaren Schwebertechnologie. Das katapultierte Siris nicht nur mit an die Spitze der damals einflussreichsten Häuser des Planeten, sonder stellt auch ein beispielhaftes Sinnbild für Koron vor dem Krieg der Häuser dar. Es galt „höher, schneller, weiter“.
Privater Unternehmen zogen mit staatlichen, imperialen Fabrikationseinrichtungen gleich, Bürger konnten ein Auskommen erwirtschaften, welches weit über dem vom Volk anderen Planeten lag. Arbeiter leitsteten sich Automobile, Versicherungen und private Wohnhabitate. Nicht wenige nannten gar ein Schwebeauto ihr Eigen. Über die grauen und verödeten Planeten anderer Systeme, in denen Menschen im Mühlrad der Industrie zermalmt wurden, konnte ein Koroner nur milde lächeln. Natürlich gab es auch in diesen goldenen Jahren Slums und Elend, wie sie an den Rändern jeder Industrialisierung zu finden sind. Doch auf Koron war die Chance sich aus diesem Sumpf zu erheben und sein Glück zu machen nicht nur ferne Utopie, sondern reale Möglichkeit.
Auf anderen Welten wurde das Exempel Koron III als mustergültig betrachtet und Wirtschaftsakademien nannten die Welt als Erfolgsschablone. In dieser Euphorie gingen die mahnenden Stimmen jener unter, die auf Korruption und den unverhältnismäßigen Zuwachs privater Macht ebenso hinwiesen, wie auf technischen Fortschritt, der sich hart an der Grenze zur Tech- Ketzerei bewegte. Doch wer hörte auf diese Bedenken, wenn in der anderen Waagschale Überproduktion, regelmäßige Tributzahlungen und eine weitestgehend zufriedene Bevölkerung lag?
Koron war also mit sich selbst beschäftigt und da alles andere im Auge des Imperiums in akzeptablen Bahnen verlief, wendete man sich an höchster Stelle dringlicheren Angelegenheiten zu.
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz