02-21-2016, 08:48 PM
[Palast des Hauses Janus im Jahr 213]
Aurelius Benedictus Janus
Faustus Gracius Janus
Aurelius Janus' Schritte hallten durch den steinernen Korridor, der ihn zum Arbeitszimmer seines Vaters führen würde. Mit seinem älteren Bruder teilte er die stets emotionslose Miene und einen scharfen Verstand, übertraf ihn jedoch in Sturköpfigkeit und Skrupellosigkeit. Sein Blick war kühl und gleichzeitig lebendig, wie eine versteckte Herausforderung. Die blasse Haut wirkte vornehm, nicht kränklich. Im Gegensatz zu den meisten Repräsentanten des Hauses Janus war er nicht in dessen Farben - Blau, Weiß und Gold - gekleidet, sondern bevorzugte eine schlichte, schwarze Gardedrobe.
"Verzeiht, Herr." Eine große Hand zwang ihn kurz vor der gewaltigen Tür des Arbeitszimmers zum Halt. Die Wache wagte nicht, den jungen Adligen direkt zu berühren.
"Lord Janus befindet sich in einer Besprechung und bat ausdrücklich darum, nicht gestört zu werden."
Aurelius sah auf die ausgestreckte Hand hinab, ohne dabei seine Gedanken zu verraten, musterte sein Gegenüber einen kurzen Moment von Kopf bis Fuß und strahlte eine eisige Autorität aus, die keine Widerworte dulden würde.
"Campbell, habe ich recht?" Die feine, leise Stimme, in der stets ein leichtes Raspeln mitschwang, schnitt scharf wie ein Messer und ließ den Wachmann, der sich hinter seiner schweren Rüstung mit dem Visier ertappt fühlte, wortlos einen Schritt zurückweichen.
Der junge Lord öffnete die Tür, ohne Anzuklopfen; lautlos wurde sie hinter ihm geschlossen. Aus dem reich verzierten Regal an der Wand gegenüber der Fensterfront nahm er zwei teure Gläser, schenkte einen edlen Weinbrand ein und beobachtete seinen Vater dabei, wie er über eine Hologrammverbindung zum Leiter des Instituts sprach.
"Es bleibt dabei: Ich kann und werde auf diese absurden Forderungen nicht eingehen. Wenn ich hier nachgäbe, würde ich mich selbst zum Gespött machen. Ich muss Sie wohl nicht an Ihre Pflicht erinnern, disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen, sollten die Mitarbeiter sich nicht einsichtig zeigen."
"Nein, Lord Janus. Ich verstehe vollkommen"
"Dann haben wir nichts mehr zu bereden. Vielleicht hilft es, wenn sie die Leute daran erinnern, dass ihre Arbeitsbedingungen im städtischen Vergleich überdurchschnittlich gut bewertet werden. Guten Tag."
Das Gespräch war beendet, ehe eine Antwort gegeben werden konnte. Aurelius trat näher und überreichte Lord Janus, der über das unangekündigte Erscheinen seines Sohnes weder verwundert noch erbost war, eines der beiden Gläser.
"Es gibt Neuigkeiten von der Front."
"Was kümmert mich das Geschehen an der Front, Sohn?" Faustus Gracius Janus ließ sich in seinen überdimensioniert wirkenden Sessel am Schreibtisch fallen. Er schwenkte den Weinbrand unter seiner Nase, bevor er die Lippen damit benetzte.
"Derzeit plagen mich ganz andere Sorgen. Du kannst dir keine Vorstellung davon machen, wie dreist der einfache Pöbel heutzutage geworden ist." Er durchsuchte einen Stapel Papiere nach bestimmten Dokumenten.
"Horacius' Maschine ist hinter feindlichen Linien abgestürzt", fuhr Aurelius unbefangen fort.
"Was sagst du da? Der Imperator schütze uns! Bist du dir sicher? Woher hast du diese Informationen? Wann ist das passiert?"
"Beruhigen Sie sich, Vater. Ihr Blutdruck."
"Rede, Junge! Rede!"
"Ich pflege noch immer Kontakt zu einigen Offizieren aus meiner Dienstzeit am T-53 und kann Ihnen versichern, die Quelle ist zuverlässig. Horacius ist irgendwo über der Finne von Horning abgestürzt. Offenbar gab es keinen Feindkontakt, doch dazu fehlen noch eindeutige Informationen, wie auch zu seinem derzeitigen Zustand. Man hat keine Funkverbindung zu ihm herstellen können."
Lord Janus sackte resigniert in seinem Sessel zusammen.
"Das ist ja furchtbar. Wie kann es sein, dass man nichts über ihn weiß? Man wird doch alles Menschenmögliche tun, um ihn zu retten." Lethargisch wühlte er in einem Schubfach seines Schreibtisches nach einer kleinen Pillenflasche.
"Er ist ein Soldat, Vater. Soldaten fallen. Die PVS wird eine Rettungsaktion nur bei einer Aussicht auf Erfolg ohne Verluste in Erwägung ziehen."
Diese Worte trafen den alten Mann wie ein Stich in sein schwaches Herz. Er öffnete das kleine Fläschchen, schüttelte die letzten Pillen heraus, ohne die genaue Anzahl zu prüfen und spülte sie mit einem Schluck Hochprozentigem hinunter.
"Ich weiß, es fällt Ihnen schwer, das zu akzeptieren, aber ich beschwöre Sie erneut: Ernennen Sie mich zu ihrem rechtmäßigen Erbe. Ob tot oder lebendig, Horacius wird nie an den Hof zurückkehren. Lassen Sie mich die Geschicke unseres Hauses lenken und-"
"Wie kannst du es wagen, diese Umstände derart schamlos auszunutzen?! Er ist dein Bruder! Und mein geliebter Sohn!"
"Sie kennen ihn ja kaum, Vater."
Eine schallende Ohrfeige unterbrach das hitzige Gerspräch.
"Hinaus... Hinaus, sage ich!"
Aurelius blickte seinem Vater in das aufgebrachte, vertränte Auge, dass noch unversehrt war, dann wandte er sich ab. Seine Schritte hatten nichts von ihrem Stolz eingebüßt, seine Haut war mit Ausnahme einer erröteten Wange noch immer fahl, sein Blick kalt wie eh und je.
Aurelius Benedictus Janus
Faustus Gracius Janus
Aurelius Janus' Schritte hallten durch den steinernen Korridor, der ihn zum Arbeitszimmer seines Vaters führen würde. Mit seinem älteren Bruder teilte er die stets emotionslose Miene und einen scharfen Verstand, übertraf ihn jedoch in Sturköpfigkeit und Skrupellosigkeit. Sein Blick war kühl und gleichzeitig lebendig, wie eine versteckte Herausforderung. Die blasse Haut wirkte vornehm, nicht kränklich. Im Gegensatz zu den meisten Repräsentanten des Hauses Janus war er nicht in dessen Farben - Blau, Weiß und Gold - gekleidet, sondern bevorzugte eine schlichte, schwarze Gardedrobe.
"Verzeiht, Herr." Eine große Hand zwang ihn kurz vor der gewaltigen Tür des Arbeitszimmers zum Halt. Die Wache wagte nicht, den jungen Adligen direkt zu berühren.
"Lord Janus befindet sich in einer Besprechung und bat ausdrücklich darum, nicht gestört zu werden."
Aurelius sah auf die ausgestreckte Hand hinab, ohne dabei seine Gedanken zu verraten, musterte sein Gegenüber einen kurzen Moment von Kopf bis Fuß und strahlte eine eisige Autorität aus, die keine Widerworte dulden würde.
"Campbell, habe ich recht?" Die feine, leise Stimme, in der stets ein leichtes Raspeln mitschwang, schnitt scharf wie ein Messer und ließ den Wachmann, der sich hinter seiner schweren Rüstung mit dem Visier ertappt fühlte, wortlos einen Schritt zurückweichen.
Der junge Lord öffnete die Tür, ohne Anzuklopfen; lautlos wurde sie hinter ihm geschlossen. Aus dem reich verzierten Regal an der Wand gegenüber der Fensterfront nahm er zwei teure Gläser, schenkte einen edlen Weinbrand ein und beobachtete seinen Vater dabei, wie er über eine Hologrammverbindung zum Leiter des Instituts sprach.
"Es bleibt dabei: Ich kann und werde auf diese absurden Forderungen nicht eingehen. Wenn ich hier nachgäbe, würde ich mich selbst zum Gespött machen. Ich muss Sie wohl nicht an Ihre Pflicht erinnern, disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen, sollten die Mitarbeiter sich nicht einsichtig zeigen."
"Nein, Lord Janus. Ich verstehe vollkommen"
"Dann haben wir nichts mehr zu bereden. Vielleicht hilft es, wenn sie die Leute daran erinnern, dass ihre Arbeitsbedingungen im städtischen Vergleich überdurchschnittlich gut bewertet werden. Guten Tag."
Das Gespräch war beendet, ehe eine Antwort gegeben werden konnte. Aurelius trat näher und überreichte Lord Janus, der über das unangekündigte Erscheinen seines Sohnes weder verwundert noch erbost war, eines der beiden Gläser.
"Es gibt Neuigkeiten von der Front."
"Was kümmert mich das Geschehen an der Front, Sohn?" Faustus Gracius Janus ließ sich in seinen überdimensioniert wirkenden Sessel am Schreibtisch fallen. Er schwenkte den Weinbrand unter seiner Nase, bevor er die Lippen damit benetzte.
"Derzeit plagen mich ganz andere Sorgen. Du kannst dir keine Vorstellung davon machen, wie dreist der einfache Pöbel heutzutage geworden ist." Er durchsuchte einen Stapel Papiere nach bestimmten Dokumenten.
"Horacius' Maschine ist hinter feindlichen Linien abgestürzt", fuhr Aurelius unbefangen fort.
"Was sagst du da? Der Imperator schütze uns! Bist du dir sicher? Woher hast du diese Informationen? Wann ist das passiert?"
"Beruhigen Sie sich, Vater. Ihr Blutdruck."
"Rede, Junge! Rede!"
"Ich pflege noch immer Kontakt zu einigen Offizieren aus meiner Dienstzeit am T-53 und kann Ihnen versichern, die Quelle ist zuverlässig. Horacius ist irgendwo über der Finne von Horning abgestürzt. Offenbar gab es keinen Feindkontakt, doch dazu fehlen noch eindeutige Informationen, wie auch zu seinem derzeitigen Zustand. Man hat keine Funkverbindung zu ihm herstellen können."
Lord Janus sackte resigniert in seinem Sessel zusammen.
"Das ist ja furchtbar. Wie kann es sein, dass man nichts über ihn weiß? Man wird doch alles Menschenmögliche tun, um ihn zu retten." Lethargisch wühlte er in einem Schubfach seines Schreibtisches nach einer kleinen Pillenflasche.
"Er ist ein Soldat, Vater. Soldaten fallen. Die PVS wird eine Rettungsaktion nur bei einer Aussicht auf Erfolg ohne Verluste in Erwägung ziehen."
Diese Worte trafen den alten Mann wie ein Stich in sein schwaches Herz. Er öffnete das kleine Fläschchen, schüttelte die letzten Pillen heraus, ohne die genaue Anzahl zu prüfen und spülte sie mit einem Schluck Hochprozentigem hinunter.
"Ich weiß, es fällt Ihnen schwer, das zu akzeptieren, aber ich beschwöre Sie erneut: Ernennen Sie mich zu ihrem rechtmäßigen Erbe. Ob tot oder lebendig, Horacius wird nie an den Hof zurückkehren. Lassen Sie mich die Geschicke unseres Hauses lenken und-"
"Wie kannst du es wagen, diese Umstände derart schamlos auszunutzen?! Er ist dein Bruder! Und mein geliebter Sohn!"
"Sie kennen ihn ja kaum, Vater."
Eine schallende Ohrfeige unterbrach das hitzige Gerspräch.
"Hinaus... Hinaus, sage ich!"
Aurelius blickte seinem Vater in das aufgebrachte, vertränte Auge, dass noch unversehrt war, dann wandte er sich ab. Seine Schritte hatten nichts von ihrem Stolz eingebüßt, seine Haut war mit Ausnahme einer erröteten Wange noch immer fahl, sein Blick kalt wie eh und je.