02-16-2016, 12:04 AM
Reconquista
Die Epoche der Rückeroberung Korons leidet nicht wie das Zeitalter der Besiedlung unter zu wenig Informationen, sondern im Gegenteil unter zu viel davon. Der Umstand, dass die Ereignisse der Rückeroberung das essentielle Fundament der koronischen Theologie, im Rahmen des ekklesiarchien Gesamtkonzept der Anbetung des Gottkaisers, darstellt, macht es schwer die Unmengen an Material zu filtern. Die Geschehnisse um Septinanus und seine Getreuen ziehen einen regelrechten Rattenschwanz aus nachträglichen Deutungen, Sinnbildvergleichen und schwer zu prüfenden Berichten nach sich, welche die rein objektive und vom Glauben losgelöste Betrachtung erheblich verkomplizieren. Auf den Grundsatz des Septinanus- Kultes und die Ergebnisse des Semiöknomischen Konvents von Nissatta soll später eingegangen werden. Hier wird der Versuch unternommen einen möglichst genauen Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren.
Zwei Fakten sind weitgehend belegt. Namentlich, dass die Schiffe, welche Koron 3 nach dem Abflauen des Warpsturms erreichten, keine ausgewiesene Eroberungsarmee darstellten und zweitens, dass Septinanus nicht der Anführer dieser kleinen Flotte war. Dazu lassen sich die Berichte des zeitgenössischen Schreibers Titus Tempestra der Älteren heranziehen. Das Werk Tempestras des Älteren verliert sich jedoch an vielen Stellen in Andeutungen, Verallgemeinerungen und Auslassungen, welche darauf zurückzuführen sind, dass beim Leser ein Kontextwissen vorausgesetzt wird, welches nach tausenden von Jahren schlicht nicht mehr gegeben ist. Aus diesem Grund kann die Chronik nicht als allumfassender und erschöpfender Beleg genutzt werden. Zu oft handelt Tempestra Ereignisse von mehreren Jahren in wenigen oder gar nur einem Satz ab. Anderes Material muss daher benutzt werden um die Lücken zu schließen.
Die Recherche nach externen Quellen, welche sich mit den Geschehnissen um die Rückeroberung Koron 3 befassen, führten die Historiker bis in die geheiligten Archive auf Terra, die Wiege der Menschheit selbst zurück. Generationen wurden geboren und gingen dahin, bis der Antrag auf Einsicht bewilligt wurde. Jahrzehnte widmeten sich Forscher der Suche nach der kleinsten Erwähnung, nach einer Verbindung zur Geschichte des dritten Planeten des Trojan- System. Sie wurden darüber grau und gebeugt, bis endlich ein schwach gewordenes Auge eine verheißungsvolle Übereinstimmung fand. Der Name Admiral Ambrosius Reventis, auf Koron wohl bekannt, fand sich hier in zeitlichem Einklang mit dem größten und ruhmreichsten Unterfangen, welches der Mensch jemals unternommen hatte.
Die Unterwerfung des Universums. Die Erschaffung des Imperiums.
Dieser Admiral Reventis war Befehlshaber eines Flottenverbandes, eines kleinen Teils einer sehr viel größeren Formation aus Schiffen, welche sich anschickten die Grenze des errungenen Reiches über die Ausläufer des Segmentum Ultima, in das Segmentum Obscurum auszudehnen.
An dieser Stelle stießen die suchenden Forscher allerdings auf uneindeutige Dokumente, welche die III. Legion der Emperor's Children an einer, die X. Legion der Iron Hands an anderer Stelle als Speerspitze und Führungsebene der Flotte benennen. Ob hier ein Fehler, eine Missinterpretation oder schlicht der Umstand einer kombinierten Befehlsebene zutrifft ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Auch zeitlich ist eine genaue Einordnung schwierig, wobei sich aber sagen lassen kann, dass der Feldzug im Trojan- Subsektor mehrere Jahrzehnte vor dem Triumphzug von Ullanor stattfand.
Koron 3 war nach wie vor eine blühende und nahezu paradiesische Welt. Daran hatte auch der anhaltende Warpsturm nichts geändert. Diesen Eindruck jedenfalls mochte man aus dem Orbit gewinnen. Nach der Landung zeigte sich ein gänzlich anderes Bild. Die ursprünglichen Siedler waren nicht etwa ausgelöscht wurden, auch wenn ihre einstmals sagenhafte, technologische Macht vergangen war. Die Nachfahren dieser ersten Kolonisten hatten sich vielmehr über den gesamten Planeten verteilt. In die Barbarei zurückgesunken hatten sich primitive Hochkulturen gebildet, mit beeindruckenden Städten aus Stein und Holz, aber eben nur die Werke von Wilden. Von den Polkappen abgesehen, gab es kaum eine Region, die nicht menschliche Bevölkerung aufwies.
Reventis wählte ein Vorgehen, das bereits bei vielen anderen wilden Planetenbewohnern erfolgreich gewesen war. Er ließ seine Schiffe landen um die Eingeborenen mit der schieren Präsenz dieser galaktischen Fahrzeuge einzuschüchtern, zu beeindrucken und durch den Glauben, man habe ein göttliches Wesen vor sich, letztlich zur imperialen Wahrheit zu führen. Als Landeplatz wurde ein weites Steppengebiet auf dem nördlichen Kontinent ausgewählt, von dem man wusste, dass eine größere Barbarenstadt in der Nähe lag. Tatsächlich nähere sich bald darauf schon eine beachtliche Menge an wilden Kriegern.
„Garstig anzusehen, mit Federputz und grimmen Masken. Manch einer in das Rau wilder Bestien gehüllet. Die Waffen der hohen Häupter der Heerschau waren wie von Bronze, die des niederen Kriegsvolks von Stein und Holz. Ihre Haut war mit dornigen Mustern gefärbt. Als Standarte führten sie die bloßen Knochenhäupter erschlagener Feind mit sich.“
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Die Prozession der Imperialen trat dem bizarren Heer entgegen, selbst in Waffen, strahlenden Rüstungen und geschniegeltem Feldzeug. Dem offenkundigen Anführer der Degenerierten offerierte man Geschenke. Allerlei Tand, der dazu gedacht war den Willen des Häuptlings, oder was immer er in dieser Gesellschaft vorstellte, für sich einzunehmen und den Fremden gefügig zu machen. Kinkerlitzchen, wie Holobilder, Antigrav-Spielzeug, verschiedenste Dinge aus Kunststoff und Ultraleichtmaterial wurden dem Wilden vorgeführt. Anfangs zeigte sich dieser tatsächlich begeistert, doch irgendwann schienen ihn die Geschenke, die uns dieser Tage selbst wie märchenhafte Zauberei vorkommen würden, zu langweilen. Er deutete auf den Speer, welchen der Admiral als Waffe und Statussymbol mit sich führte. Freundlich aber bestimmt, ganz wie man mit einem trotzigen Kind zu reden pflegt, vermittelte Admiral Reventis, dass die Geschenke vor ihm lägen und er nichts anderes zu erwarten habe. Der Sprache des Fremden nicht mächtig und seinen Willen nicht sogleich erfüllt sehend, erhob sich der Barbarenführer und ergriff die bronzene Axt.
Sogleich reagierte Reventis Leibwache und erschoss den Wilden.
Nun brach die Hölle los.
Wo sich andere, zurückgefallene Zivilisationen vor den hochentwickelten Neuankömmlingen geduckt hatten und sie in ihrer unterentwickelten Dummheit gar selber für Götter hielten, legten diese Barbaren eine ungeahnte Aggressivität an den Tag. Wenn sie die Imperialen für Götter hielten, so waren sie erpicht darauf deren Unsterblichkeit auf die Probe zu stellen.
Was nun folgte war ein Gemetzel, als erst die Laserwaffen der Imperialen und dann die Bewaffnung der Schiffe sprachen. Trotz der Verwüstung, die unter den Wilden angerichtet wurde, griffen sie immer wieder an, übersprangen die Haufen aus Verwundeten und Toten und drängten auf die Soldaten um Reventis ein. Mehr noch, aus der nahen Stadt eilten mehr und mehr Krieger, und selbst Frauen, Kinder und Alte heran, um den Tot ihres Anführer zu rächen. Bald schon sahen sich die Imperialen, ob der schieren Masse des Feindes, in die Defensive gedrängt und nahmen Zuflucht in den Schiffen. Als sich diese in den Himmel erhoben, verbrannten die Triebwerke Hunderte zu Asche. Ein Abschlachten sondergleichen, doch alles andere als ein Sieg.
Hier findet sich auch die erste Erwähnung Septinanus:
„Da fasste Verdruss nach dem Herzen des Admirals und er wollte Boten senden nach dem großen Marsch, der wider andere Planeten ging, huldvoll Hilfe zu erflehen. Dies vernehmend traten die kühnsten unter der Recken Schar hervor, die da Zacharias von Renadir, Septinanus der Feriane und Ismar der Sehende geheißen und drangen auf ihn ein, er möge ablassen von seinem Streben. Die Söhne des allerhöchsten Herren wollt man behelligen nicht, so noch nichts verloren sei. Mit eigen Mut eine Welt zu erringen, welch Lorbeerkranz könnt dies bescheiden?“
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Der Admiral ließ sich scheinbar von der Idee anstecken, dass er, nur mit den Mitteln einer Erkundungsstreitmacht versehen, einen ganzen Planeten unterwerfen könne. Eine solche Streitmacht, welche neben der Unterstützung der landefähigen Raumschiffe die Stärke der mitgeführten Marineinfanterie umfasste, war gewiss ein machtvolles Instrument, zumal in den Tagen, da die technischen Möglichkeiten einige Wunder mehr umfassten, als sie unsere heutigen bescheidenen Fähigkeiten zu erahnen vermögen. Nichtsdestoweniger galt es hier eine ganze Welt zu unterwerfen.
Ehrgeiz war zu allen Zeiten Ansporn und Fluch großer Unternehmungen.
Es spricht einiges dafür, dass Admiral Ambrosius Reventis alles andere als ein begnadeter Feldheer war, mögen seine raumfahrerischen Fähigkeiten seinen Rang auch rechtfertigen. Noch zwei weitere Mal versuchte man die Eingeborenen zu beeindrucken und beide Male war Angriff und Tod die Wahl der Wilden. Endlich wurde erkannt, dass mit gutem Willen und Milde auf diesem verdammenswerten Planeten nichts zu gewinnen sei. Die nächste Aktion war der Überflug und die Einäscherung mehrerer, kleiner Städte, gefolgt von einem Bodenangriff auf eine befestigte Stellung der Wilden im Norden. Hier in der kälteren Region zeigten sich erste Erfolge, die über die bloße Vernichtung der Bevölkerung hinausgingen. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass die Dichte menschlicher Besiedlung geringer ausfiel und man sich nicht mit den kaum zu bewältigenden Massen an Kriegern herumschlagen musste, wie sie die Königreiche weiter südlich aufbieten konnten. Ein behelfsmäßiges Lager wurde errichtet und die umliegenden Dörfer teils vernichtet, teils unterworfen. Durch die Unterjochung einiger Eingeborenensiedlungen konnte die Unternehmung nicht nur mit heimischen Ressourcen versorgt werden, sondern erhielt auch erste Informationen über den Feind. Die Barbaren erzählten von den Sklavenheeren des Südens, die den Tot weniger fürchteten als die Rache ihrer Herren und von den Kriegerpriestern Rasan- Kurs, welche den Krieg selbst als Gott verehrten und für die ein Tag ohne vergossenes Blut ein verlorener Tag war. Der gesamte Planet hatte sich finstersten Dämonenkulten verschrieben, die Naturgeister, Ahnen, Götzen und Schreckensgötter verehrten. Heute wissen wir, dass die Bewohner Korons zur Gänze der Sünde der Chaosanbetung verfallen waren, doch in jenen Tagen, als das Trugbild der Aufklärung die Vorsicht des wahrhaft Gläubigen überwog, tat man den heidnischen Götzendienst als Aberglaube und als bloßes, ungebildetes Gebaren ab. Der Krieg hatte für die Bevölkerung nahezu rituellen Charakter und in der permanenten Feindschaft zwischen den verschiedenen Königreichen galt es weniger Land zu erobern, als Kampf um des Kampfes willen und das Erbeuten von Gefangenen. Opfer für die unsäglichen Altäre der dämonischen Götter, auf denen das Blut keine Zeit zum Trocknen hatte.
Die unterjochten Siedlungen des Nordens wurden von der Expeditionsstreitmacht mit einer, heute kaum noch nachvollziehbaren, Milde behandelt. Man ließ sie ihren primitiven Glauben entsagen, machte sie mit der Doktrin der sogenannten „Imperialen Wahrheit“ vertraut und gliederte sie als Hilfstruppen in den Feldzug mit ein. Der moderne Mensch weiß natürlich wie tief die Korruption durch das Heidentum geht und das solchen Individuen, wie aufrichtig ihre Beteuerungen auch erscheinen möchten, niemals zu trauen ist. Allein, mit der zahlenmäßigen Unterstützung der bekehrten Wilden konnten weitere Erfolge gegen die Barbaren des westlichen Kontinentes errungen werden. Weil nun nicht nur das Vernichtungspotenzial der Imperialen zur Geltung gebracht, sondern erobertes Gebiet durch die Zahl der Bekehrten gehalten werden konnte. Der Feind allerdings, war derweil nicht müde gewesen. So primitiv die Götzendiener auch waren, sie verstanden sich auf das militärische Handwerk trefflich, schließlich machte es den größten Teil ihres Lebens aus. Während die Fremden mit ihren Flugmaschinen nach und nach den Norden unter ihre Hoheit zwangen, schmiedeten die größeren Königreiche des zentralen Kontinentes eine Allianz. Allen voran die Reiche Rawig- Nus und Rasan- Kur.
Ein solches Bündnis war nie dagewesen und schuf eine Armee, deren Zahl in die Hunderttausende ging. Diese Streitmacht schickte sich an den imperialen Eroberern entgegenzutreten. Nicht nur ungezählte Massen an Kämpfern aller Art waren in den Reihen dieses Heeres zu finden, sondern auch mutierte Abscheulichkeiten und was noch schlimmer war, eine große Zahl an Hexern und Schamanen, welche der Technik des Feindes mit der unreinen Energie des Warps die Stirn zu bieten gedachten. Eine solche Waffe war den Kriegern des Admiral Reventis völlig unbekannt, taten sie die schwarze Kunst doch als bloßen Humbug ab. Im weiten Grasland der Ebene von Krax sollte sich diese Hybris furchtbar rächen. Entschlossen sich von der Zahl des Gegners nicht schrecken zu lassen, rückte die Armee der Raumfahrer gegen die geifernde Barbarenhorde vor. Die Schiffe ließen Feuer auf den Feind regnen und landeten schließlich zwischen ihnen, wo die Soldaten der Flotte mit dem rechtschaffenen Licht ihrer Laserwaffen unter den bestialischen Wilden wüteten. Von Norden rückten derweil die Hilfstruppen vor und steinerne Axt kreuzte sich mit bronzener Klinge. Als das Morden auf dem Höhepunkt stand, warf der Feind seine teuflische Hexenkunst in die Waagschale. Tempestraweiß zu berichten:
Vom Plan her stieg ein abscheulich Nebel auf, der von Rot war, dem Blute der Niedergestrecken verwandt. Bald ward alles eingehülled in Dunst und zwischen Bruder und Widersacher wusste keiner mehr den Unterschied zu sagen. Wo eben noch die Reihe dicht gestanden, brach in Bälde schon der Feind ein und wütete zwischen den Unseren. In dem Nebel aber waren böse Stimmen und die Schemen waren wie aus finsterer Sage. Wo ein solches Teufelsgespinst nach einem Streiter griff, sank er nieder, wie vom Blitzstrahl erfasset. Nun war in Bälde große Verwirrung unter den Unsrigen und da keine Order mehr das rechte Ohr erreichte, wusst niemand, ob mannhaft Kampf oder zurück zum Schiff, Gebot des Augenblicks.
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Diese plötzliche Verlagerung des Kräfteverhältnisses erlaubte es den Wilden in eines der gelandeten Schiffe einzudringen und die Verteidiger zu erschlagen. Mit den Waffen des Fahrzeuges wussten sie freilich nicht umzugehen und im Rausch ihrer schlichten Zerstörungswut setzten sie das kostbare Raumschiff in Brand.
Als nun alles verloren schien und uns das Feuer der Lichthammer wie das Fanal zum Untergang deuchte, stand grimm und unverrücket Septinanus am Platze, mit kühnem Sinn und lichtem Speer, der kraftlosen Hand des verwundeten Lord- Admiral entwunden. Wohin sein Arm auch flog, da ging ein wilder Mann zu Grunde und sein Bolter spieh das Verderben unter die tobenden Horden. Um ihn her versammelt alsbald Kriegsvolk und erfrischendes Streben. Vor ihm teilt sich der Nebel auf und manchen Priesterkönig streckt er nieder. Als leer die Waffe klang, lässt er sie sinken und packt das blutge Banner, auf das es wehe uns zum Zeichen. Mit geschlagenen Wunden und stumpfer Klinge, der Laserzellen ausgeglommen, erstritten wir den Weg zu den Schiffen. Wer sich bergen konnt, der ward gerettet und heiße die Tränen für jene, die zurückgestanden und das Leben aufgegeben.
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Der Schock saß tief.
Ein Raumschiff verloren, unzählige Kameraden tot und das gesamte Hilfsheer der Nordmänner ausgelöscht. Das alles gegen eine Feind, der auf einer derart niedrigsten, zivilisatorischen Stufe stand. Aber nicht nur die Schock war groß, sondern auch die Schande über diese Niederlage.
Die verbleibende Flotte zog sich erst in den Weltraum zurück und annektierte dann einige Inseln der heutigen Nation Tiefgrund, im sturmgepeitschten Meer des Nordens. Aus den terranischen Archiven geht hervor, dass Admiral Reventis zwar um Nachschub bei der Hauptflotte ersuchte, aber mit keinem Wort die Verluste erwähnte. Wohl gab er an, dass sich die Eroberung schwieriger gestaltete als ursprünglich erwartet, doch darüber hinaus blieb seine Meldung dürftig. Das von Seiten der Flottenführung nicht eindringlicher auf den Verlauf der Rückeroberung eingegangen wurde, deuten einige Experten als Beleg für das Kommando der Iron Hands, welche sich, ihrer Natur entsprechend, weniger intensiv um unterentwickelte Welten kümmerten, als das sie technologisch hochstehenden Gegner entgegentraten. Dem kann man entgegenhalten, dass die Unterstellung, die Astartes hätten mangelndes Interesse an der Eroberung einer Welt gezeigt, ungeheuerlich zu nennen ist und fast schon den Tatbestand der Blasphemie erfüllt.
Die gedemütigte Armee des Reventis befestigte die Hauptinsel Rakmena gegen die Seenomaden dieser Region und wehrte deren maritimen Angriffe ohne größere Schwierigkeiten ab.
Die Verluste wurden betrauert, Schäden behoben und Wunden kuriert.
Nach Auswertung der dokumentierten Kommunikation mit der Hauptflotte, wurden so etwa ein oder zwei Jahre verbracht. Auch hier ist erneut der schwache Charakter Revebtis zu bemängeln, dem nach der Niederlage nicht nur der Mut gesunken schien, sondern dem auch von einer Fraktion seiner Berater nahegelegt wurde, auszuharren und auf Verstärkung zu warten. Die Sache schlicht auszusitzen.
Dem gegenüber hatte sich eine Opposition Entschlossener um Septinanus gescharrt, welche sich von der Niederlage nicht beeindruckt zeigten und ihrer Pflicht gegenüber dem Imperium weiterhin nachzukommen gedachten. Der Überlieferung nach kam es zum Eklat dieser beiden Parteien und schließlich zum Kampf untereinander. Die Gruppe jener die ausharren wollten hatten sich um einen gewissen Pitt von Grubenburg gescharrt, welcher Septinanus vorwarf er nähme unnötige Verluste in Kauf, allein aus Ruhmsucht.
Der wiederum unterstellte von Grubenburg Feigheit und das Vernachlässigen seiner Pflichten gegenüber dem Imperium. Es kam zum Streit, der letztlich nicht nur mit Worten geführt wurde. Während eines abendlichen Essens wurden Waffen gezückt und die, die vereint im Kampf gegen die uneinsichtigen Wilden Korons gestanden hatten, gingen nun aufeinander los. Ob Admiral Reventis bei diesem Aufeinandertreffen getötet oder in seiner Folge arrestiert wurde kann nicht mehr nachvollzogen werden. Die bekannte Erzählart der Folklore, wonach ein Fieber ihn nieder streckte, kann derweil nicht bestätigt werden.
Nach diesem Streit findet sich keine Aufzeichnung mehr, die seine Beteiligung in irgendeiner Art und Weise dokumentiert. Die Tatkräftigen siegen derweil über ihre Widersacher und Septinanus wurde zum neuen Anführer der Koron- Kampagne bestimmt. Wie das Verschwinden Admiral Reventis auf den Aufzeichnungen, lässt sich auch der Verlauf dieser Wahl oder Abstimmung schwerlich rekonstruieren. Verlief dieser Vorgang im Rahmen der damaligen, gängigen Praxis oder handelten die Führungsebene selbstständig? Nach über zehntausend Jahren kann nur das Ergebnis konstatiert werden und um das "Wie" sprießt einmal mehr der Wildwuchs der Spekulation.
Nicht so über das weitere Vorgehen des Heeres.
Noch während des strengen Winters, bei dem zuweilen gar der Ozean der nördlichen Regionen zuzufrieren pflegt, griff man die benachbarten Inseln an. Septinanus ging dabei ungemein direkt, ja einige würden sagen brutal, vor. Jedoch legte er ein sehr viel größeres Fingerspitzengefühl an den Tag, als Admiral Reventis es jemals getan hatte. Auf die Unterstützung der Raumschiffe verließ er sich zwar weiterhin, setzte sie aber nur als Ultima Ratio ein. Von seinen Mitstreitern verlangte er, sich den Gegebenheiten der Welt anzupassen und nicht alles Vertrauen in die Allmacht der Technik zu setzen. So wurden die nächstliegenden Inseln erobert, an widerspenstigen Teilen Bevölkerung exemplarische Disziplinierungsmaßnahmen vorgenommen und der Rest zu einem neuen Heer aus barbarischen Hilfstruppen geformt. Man vermittelte ihnen die Dogmen der Imperialen Wahrheit, nahm sich im Gegenzug jedoch auch das nützliche Wissen an, wie etwa die seemännischen Fähigkeiten. Im Frühjahr setzte eine neu geschmiedete Armee auf das Festland über um den desaströsen Auftakt der Rückeroberung wett zumachen.
Eine der ersten Küstenstädte, welche unter dem Ansturm von See und aus dem Himmel fielen, war ein Ort namens Gomrohmas oder Gomromas-En-Nus. Kaum mehr als eine unbedeutende Fischersiedlung, die zum Nucleus der Stadt werden sollte, die wir heute als die Gohmor- Makropole kennen.
So sehr die inneren Querelen auch die Eroberungsarmee in ihrem Vorankommen geschwächt haben mochten, die lange Frist, welche in Untätigkeit verstrich, hatte auch einen Vorteil.
Das Bündnis, welches die Wilden gegen die Imperialen geschlossen hatten, war nur solang von Dauer gewesen, wie die Bedrohung durch die Fremden bestanden hatte. Nach deren Niederlage auf der Ebene von Krax und ihrem vermeintlichen Verschwinden, war der Zusammenschluss recht bald wieder zerfallen und die Barbarenreiche waren zu ihren alten Praktiken des permanenten, gegenseitigen Bekriegens zurückgekehrt. Als das Heer um Septinanus nun zurückkehrte um zu vollenden was es begonnen hatte, waren die Feinde in ihre eigenen Fehden verwickelt und standen nicht länger als geschlossene Wehr.
Die Stämme der westlichen Küstenregion wurden recht schnell unterworfen, ausgelöscht und teilweise in die Eroberungsarmee eingegliedert. Dies musste mittlerweile nicht einmal mehr ausschließlich über Gewalt geschehen. Die Möglichkeiten der Fremden wurden den Götzendiener nach und nach gewahr, so sie ihnen im Alltag begegneten. Anders als bei den plumpen Geschenke erkannten sie hier den Einfluss auf das Leben. So sind die Sätze eines Unterführers, oder niederen Hauptmann der Ansiken überliefert, der sich den Fremden anschloss.
„Meine Krieger sehen wie ihr Steine übereinander türmt. Auch die Priester des >zensiert< machen das, aber sie brauchen viel Zeit und ihr braucht wenig Zeit. Eure Waffen sind stark, sie werfen den Blitz nach eurem Willen. Eure Schwerter beißen aus eigener Kraft und zerbrechen nicht. Ihr habt Schiffe die in der Luft fahren und Karren die kein Carnak zieht. Uns bleibt nur der Tot, wenn wir gegen euch stehen, so wie die nackten Krieger von Nus nun tot sind. Ihr seid keine Götter, denn auch ihr lebt nur, bis man euch das Leben nimmt. Aber Metallhaut und selbst die Luft kann euch schützen. Die, die einen solchen Feind mit Freude erschlagen, weil sie in der Gunst der Götter zu steigen hoffen, werden weniger. Ihr mordet die, die es versuchen. Wir sind keine mächtigen Krieger, haben nicht das Un-Anbara als Gesicht und sind auch keine Priester, die mit den großen Geistwesen sprechen. Kaum mehr als Sklaven nennt man uns. Gehen wir in eurem Schatten, dann werden wir erhöht und haben Kraft.“
Finnu, der Grakku am Fluss erstach. Vom Volk der Ansiken“
Noch einmal soll erwähnt werden, dass solch ein Fahrlässigkeit, die Fehlgeleiteten und von Ketzerei Verdorbenen in die eigenen Reihen einzugliedern, nur mit dem Unwissen der damaligen Eroberer zu erklären ist. Wer vom Warp korrumpiert ist und sich gar seiner Verehrung verschrieben hat, darf zu Recht nicht auf Gnade oder Nachsicht hoffen. Lässt man diese Erzsünde jedoch einmal unbeachtet, so beweist sich Sepinanus als fähiger Stratege.
Die zahlenmäßige Unterlegenheit gleich er durch die Integration von Einheimischen aus, welche durch Furcht aber auch durch Belohnung und Wertschätzung an ihn gebunden werden. Die Wilden haben die Möglichkeit in den Rängen aufzusteigen und damit das Kastensystem, welches in vielen der Königreichen herrschte, zu überwinden. Auch erhielten sie moderne Bewaffnung, wobei Sepinanus jedoch peinlich genau darauf achtete, dass diese Ausrüstung zwar ausreichte einen Feind zu schlagen, aber nicht gleichwertig zur eigenen Bestückung ausfiel, was eine Rebellion möglich gemacht hätte.
Wilde bleiben schließlich Wilde.
Auch auf taktische Ebene wusste er zu überzeugen. Nicht länger wurde auf die bloße Feuerkraft der Waffen und das Umbringen möglichst vieler Gegner gebaut. Geschickt nutzte Sepinanus die Schwachstellen des Feindes aus. Das waren nicht etwa die primitiven Waffen, denn mit diesen wussten die Barbaren meisterlich umzugehen. Vielmehr war es die Behäbigkeit ihrer gewaltigen Hordenarmeen, die Uneinigkeit untereinander, selbst innerhalb der eigenen Völker. Schließlich der ungebändigte Kampfrausch, dem gerade die Eliten der Wilden immer wieder verfielen und der sie zur Tollkühnheit verleitete.
Darüber hinaus war Sepinanus selbst ein Kämpfer von beachtlichen Fähigkeiten, der seine Soldaten aus vorderster Reihe führte, ein Vorbild für die eigenen und ein Schreckensbild für die feindlichen Krieger. Das er mit eigener Hand so manchen Befehlshaber und Champion der Wilden niedermachte darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben und trug seinen Teil zum unaufhaltsamen Vordringen nach Osten bei.
Die Erfolge konnten nun auch der Führungsspitze des gesamten Feldzuges angetragen werden und niemand Geringeres als die Engel des Todes, die allgewaltigen Astartes, statteten dem Helden einen Besuch ab, um sich von seinem Vorankommen zu überzeugen.
„Seht die Söhne des Hohen, wie sie herrlich Seit bei Seit stehen, den Herrn Sepinanus zu ihrer Rechte. Ihr Blick huldvoll auf der Herrschau Marsch und nicken voll Zufriedenheit.“
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Mehr als diesen einen Satz gestattet uns Tempestra nicht. Die Anfrage bei den Iron Hands, ob in den Archiven des Ordens eine entsprechende Aufzeichnung existiert ist seit etwa fünfhundert Jahren unbeantwortet. Trotzdem kann man auf eine Legitimation von Septinanus Vorgehensweise schließen und darauf, dass sein Eroberungskrieg mit entsprechendem Material versorgt wurde. Die Ausbreitung der imperialen Herrschaft war ab diesem Zeitpunkt zwar immer noch von großen Schlachten geprägt, doch zusehends unterwarfen sich die Wilden kampflos. Eine Folge, wie man vermuten kann, der Ohnmacht der Barbarengötter gegenüber der Stärke der Imperialen. Die beiden östlichen Riesenreiche der Rawig- Nus und Rasan- Kur. stellen eine Ausnahme dar. Diese beiden Volksstämme schlossen sich lose zusammen um dem Vordringen der Imperialen Einhalt zu gebieten. Wenn dieses Bündnis auch keineswegs so effizient auftrat wie die erste Allianz der Wilden, stellte jedoch allein die schiere Größe der vereinten Heere die Armee Septinanus vor eine Herausforderung. Mehrere Schlachten wurden geschlagen und zeigten sich überaus verlustreich für alle Seiten. Auch der Einsatz der Schiffe änderte daran nichts, denn im Gegensatz zu bisherigen Aufeinandertreffen waren besonders die Rasan- Kur ebenfalls sehr flexibel in ihrer Kampfweise und verbargen sich, wenn es Anzeichen für den Einsatz der Raumfahrzeuge gab. Auch die Bombardierung der Hauptstädte aus dem Orbit änderte daran nichts, da sich der Großteil der Bevölkerung und Streitkräfte, in Erwartung eines solchen Angriffes, nicht mehr in den größeren Siedlungen befand.
Die Eroberung Korons war in ihrem vierten Jahr und während bereits Expeditionen auf die anderen Kontinente entsandt wurden, um auch dort das Gesetz Terrars zu etablieren, stagnierte der zermürbende Kampf gegen die Rawig- Nus und Rasan- Kur.
Als sich eine der seltenen, größeren Schlachten gegen die Barbaren anbahnte, suchte Septinanus die Entscheidung.
Bestrebt so viele Anführer wie möglich zu eliminieren drängte der sonst so besonnende Septinanus auf einen schnellen Sieg und griff den Feind an, noch ehe alle seine Kontingente ihre Positionen eingenommen hatten. Ob die Wilden darauf spekuliert hatten oder ob sie schlicht die Gunst der Stunde nutzten ist ungewiss. Auch das genaue Schicksal des Anführers der Imperialen ist ein Streitpunkt unter Historikern, ebenso wie unter Theologen. Die bekannteste Version der Geschichte ist unter der „Versuchung des Heiligen“ bekannt, bei welcher Septinanus in Gefangenschaft gerät und von den Oberhäuptern der Wilden versucht wird. Er aber weigert sich die falschen Götter anzuerkennen, wird getötet und von den Barbaren verspeist. Diese Version ist nicht völlig abwegig, auch wenn es, abseits von Offenbarungen und Erscheinungen späterer Gläubiger, keinen wirklichen Beweis für diese Theorie gibt. Auch für die anderen Varianten lässt sich kein eindeutiger Beleg finden. Wie etwa die schlichte Annahme, dass Septinanus im Kampf fiel und sein Leichnam unter all den Toten nicht gefunden werden konnte.
Noch verwirrender wird das Verschwinden wenn man die Legender der "Sieg des Willens" berücksichtigt. Dieses Schiff aus der Flotte soll den Körper des Gefallenen transportiert haben und nun auf dem elften Planeten des Systems im ewigen Eis ruhen.
Es schläft der Heiland viele Jahr, unter weißem Tuche wunderbar, bewachet von der Freunde Schar.
Erfüllt dereinst von neuem Leben, so wird er alsdann sich erheben.
Solang weiß ich das bei der Nacht, sein lichter Speer mich treu bewacht.
Drum mach ich fromm du Äuglein zu und schlummre fest in gleicher Ruh.
Schlafgebet für Kinder
Die Epoche der Rückeroberung Korons leidet nicht wie das Zeitalter der Besiedlung unter zu wenig Informationen, sondern im Gegenteil unter zu viel davon. Der Umstand, dass die Ereignisse der Rückeroberung das essentielle Fundament der koronischen Theologie, im Rahmen des ekklesiarchien Gesamtkonzept der Anbetung des Gottkaisers, darstellt, macht es schwer die Unmengen an Material zu filtern. Die Geschehnisse um Septinanus und seine Getreuen ziehen einen regelrechten Rattenschwanz aus nachträglichen Deutungen, Sinnbildvergleichen und schwer zu prüfenden Berichten nach sich, welche die rein objektive und vom Glauben losgelöste Betrachtung erheblich verkomplizieren. Auf den Grundsatz des Septinanus- Kultes und die Ergebnisse des Semiöknomischen Konvents von Nissatta soll später eingegangen werden. Hier wird der Versuch unternommen einen möglichst genauen Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren.
Zwei Fakten sind weitgehend belegt. Namentlich, dass die Schiffe, welche Koron 3 nach dem Abflauen des Warpsturms erreichten, keine ausgewiesene Eroberungsarmee darstellten und zweitens, dass Septinanus nicht der Anführer dieser kleinen Flotte war. Dazu lassen sich die Berichte des zeitgenössischen Schreibers Titus Tempestra der Älteren heranziehen. Das Werk Tempestras des Älteren verliert sich jedoch an vielen Stellen in Andeutungen, Verallgemeinerungen und Auslassungen, welche darauf zurückzuführen sind, dass beim Leser ein Kontextwissen vorausgesetzt wird, welches nach tausenden von Jahren schlicht nicht mehr gegeben ist. Aus diesem Grund kann die Chronik nicht als allumfassender und erschöpfender Beleg genutzt werden. Zu oft handelt Tempestra Ereignisse von mehreren Jahren in wenigen oder gar nur einem Satz ab. Anderes Material muss daher benutzt werden um die Lücken zu schließen.
Die Recherche nach externen Quellen, welche sich mit den Geschehnissen um die Rückeroberung Koron 3 befassen, führten die Historiker bis in die geheiligten Archive auf Terra, die Wiege der Menschheit selbst zurück. Generationen wurden geboren und gingen dahin, bis der Antrag auf Einsicht bewilligt wurde. Jahrzehnte widmeten sich Forscher der Suche nach der kleinsten Erwähnung, nach einer Verbindung zur Geschichte des dritten Planeten des Trojan- System. Sie wurden darüber grau und gebeugt, bis endlich ein schwach gewordenes Auge eine verheißungsvolle Übereinstimmung fand. Der Name Admiral Ambrosius Reventis, auf Koron wohl bekannt, fand sich hier in zeitlichem Einklang mit dem größten und ruhmreichsten Unterfangen, welches der Mensch jemals unternommen hatte.
Die Unterwerfung des Universums. Die Erschaffung des Imperiums.
Dieser Admiral Reventis war Befehlshaber eines Flottenverbandes, eines kleinen Teils einer sehr viel größeren Formation aus Schiffen, welche sich anschickten die Grenze des errungenen Reiches über die Ausläufer des Segmentum Ultima, in das Segmentum Obscurum auszudehnen.
An dieser Stelle stießen die suchenden Forscher allerdings auf uneindeutige Dokumente, welche die III. Legion der Emperor's Children an einer, die X. Legion der Iron Hands an anderer Stelle als Speerspitze und Führungsebene der Flotte benennen. Ob hier ein Fehler, eine Missinterpretation oder schlicht der Umstand einer kombinierten Befehlsebene zutrifft ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Auch zeitlich ist eine genaue Einordnung schwierig, wobei sich aber sagen lassen kann, dass der Feldzug im Trojan- Subsektor mehrere Jahrzehnte vor dem Triumphzug von Ullanor stattfand.
Koron 3 war nach wie vor eine blühende und nahezu paradiesische Welt. Daran hatte auch der anhaltende Warpsturm nichts geändert. Diesen Eindruck jedenfalls mochte man aus dem Orbit gewinnen. Nach der Landung zeigte sich ein gänzlich anderes Bild. Die ursprünglichen Siedler waren nicht etwa ausgelöscht wurden, auch wenn ihre einstmals sagenhafte, technologische Macht vergangen war. Die Nachfahren dieser ersten Kolonisten hatten sich vielmehr über den gesamten Planeten verteilt. In die Barbarei zurückgesunken hatten sich primitive Hochkulturen gebildet, mit beeindruckenden Städten aus Stein und Holz, aber eben nur die Werke von Wilden. Von den Polkappen abgesehen, gab es kaum eine Region, die nicht menschliche Bevölkerung aufwies.
Reventis wählte ein Vorgehen, das bereits bei vielen anderen wilden Planetenbewohnern erfolgreich gewesen war. Er ließ seine Schiffe landen um die Eingeborenen mit der schieren Präsenz dieser galaktischen Fahrzeuge einzuschüchtern, zu beeindrucken und durch den Glauben, man habe ein göttliches Wesen vor sich, letztlich zur imperialen Wahrheit zu führen. Als Landeplatz wurde ein weites Steppengebiet auf dem nördlichen Kontinent ausgewählt, von dem man wusste, dass eine größere Barbarenstadt in der Nähe lag. Tatsächlich nähere sich bald darauf schon eine beachtliche Menge an wilden Kriegern.
„Garstig anzusehen, mit Federputz und grimmen Masken. Manch einer in das Rau wilder Bestien gehüllet. Die Waffen der hohen Häupter der Heerschau waren wie von Bronze, die des niederen Kriegsvolks von Stein und Holz. Ihre Haut war mit dornigen Mustern gefärbt. Als Standarte führten sie die bloßen Knochenhäupter erschlagener Feind mit sich.“
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Die Prozession der Imperialen trat dem bizarren Heer entgegen, selbst in Waffen, strahlenden Rüstungen und geschniegeltem Feldzeug. Dem offenkundigen Anführer der Degenerierten offerierte man Geschenke. Allerlei Tand, der dazu gedacht war den Willen des Häuptlings, oder was immer er in dieser Gesellschaft vorstellte, für sich einzunehmen und den Fremden gefügig zu machen. Kinkerlitzchen, wie Holobilder, Antigrav-Spielzeug, verschiedenste Dinge aus Kunststoff und Ultraleichtmaterial wurden dem Wilden vorgeführt. Anfangs zeigte sich dieser tatsächlich begeistert, doch irgendwann schienen ihn die Geschenke, die uns dieser Tage selbst wie märchenhafte Zauberei vorkommen würden, zu langweilen. Er deutete auf den Speer, welchen der Admiral als Waffe und Statussymbol mit sich führte. Freundlich aber bestimmt, ganz wie man mit einem trotzigen Kind zu reden pflegt, vermittelte Admiral Reventis, dass die Geschenke vor ihm lägen und er nichts anderes zu erwarten habe. Der Sprache des Fremden nicht mächtig und seinen Willen nicht sogleich erfüllt sehend, erhob sich der Barbarenführer und ergriff die bronzene Axt.
Sogleich reagierte Reventis Leibwache und erschoss den Wilden.
Nun brach die Hölle los.
Wo sich andere, zurückgefallene Zivilisationen vor den hochentwickelten Neuankömmlingen geduckt hatten und sie in ihrer unterentwickelten Dummheit gar selber für Götter hielten, legten diese Barbaren eine ungeahnte Aggressivität an den Tag. Wenn sie die Imperialen für Götter hielten, so waren sie erpicht darauf deren Unsterblichkeit auf die Probe zu stellen.
Was nun folgte war ein Gemetzel, als erst die Laserwaffen der Imperialen und dann die Bewaffnung der Schiffe sprachen. Trotz der Verwüstung, die unter den Wilden angerichtet wurde, griffen sie immer wieder an, übersprangen die Haufen aus Verwundeten und Toten und drängten auf die Soldaten um Reventis ein. Mehr noch, aus der nahen Stadt eilten mehr und mehr Krieger, und selbst Frauen, Kinder und Alte heran, um den Tot ihres Anführer zu rächen. Bald schon sahen sich die Imperialen, ob der schieren Masse des Feindes, in die Defensive gedrängt und nahmen Zuflucht in den Schiffen. Als sich diese in den Himmel erhoben, verbrannten die Triebwerke Hunderte zu Asche. Ein Abschlachten sondergleichen, doch alles andere als ein Sieg.
Hier findet sich auch die erste Erwähnung Septinanus:
„Da fasste Verdruss nach dem Herzen des Admirals und er wollte Boten senden nach dem großen Marsch, der wider andere Planeten ging, huldvoll Hilfe zu erflehen. Dies vernehmend traten die kühnsten unter der Recken Schar hervor, die da Zacharias von Renadir, Septinanus der Feriane und Ismar der Sehende geheißen und drangen auf ihn ein, er möge ablassen von seinem Streben. Die Söhne des allerhöchsten Herren wollt man behelligen nicht, so noch nichts verloren sei. Mit eigen Mut eine Welt zu erringen, welch Lorbeerkranz könnt dies bescheiden?“
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Der Admiral ließ sich scheinbar von der Idee anstecken, dass er, nur mit den Mitteln einer Erkundungsstreitmacht versehen, einen ganzen Planeten unterwerfen könne. Eine solche Streitmacht, welche neben der Unterstützung der landefähigen Raumschiffe die Stärke der mitgeführten Marineinfanterie umfasste, war gewiss ein machtvolles Instrument, zumal in den Tagen, da die technischen Möglichkeiten einige Wunder mehr umfassten, als sie unsere heutigen bescheidenen Fähigkeiten zu erahnen vermögen. Nichtsdestoweniger galt es hier eine ganze Welt zu unterwerfen.
Ehrgeiz war zu allen Zeiten Ansporn und Fluch großer Unternehmungen.
Es spricht einiges dafür, dass Admiral Ambrosius Reventis alles andere als ein begnadeter Feldheer war, mögen seine raumfahrerischen Fähigkeiten seinen Rang auch rechtfertigen. Noch zwei weitere Mal versuchte man die Eingeborenen zu beeindrucken und beide Male war Angriff und Tod die Wahl der Wilden. Endlich wurde erkannt, dass mit gutem Willen und Milde auf diesem verdammenswerten Planeten nichts zu gewinnen sei. Die nächste Aktion war der Überflug und die Einäscherung mehrerer, kleiner Städte, gefolgt von einem Bodenangriff auf eine befestigte Stellung der Wilden im Norden. Hier in der kälteren Region zeigten sich erste Erfolge, die über die bloße Vernichtung der Bevölkerung hinausgingen. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass die Dichte menschlicher Besiedlung geringer ausfiel und man sich nicht mit den kaum zu bewältigenden Massen an Kriegern herumschlagen musste, wie sie die Königreiche weiter südlich aufbieten konnten. Ein behelfsmäßiges Lager wurde errichtet und die umliegenden Dörfer teils vernichtet, teils unterworfen. Durch die Unterjochung einiger Eingeborenensiedlungen konnte die Unternehmung nicht nur mit heimischen Ressourcen versorgt werden, sondern erhielt auch erste Informationen über den Feind. Die Barbaren erzählten von den Sklavenheeren des Südens, die den Tot weniger fürchteten als die Rache ihrer Herren und von den Kriegerpriestern Rasan- Kurs, welche den Krieg selbst als Gott verehrten und für die ein Tag ohne vergossenes Blut ein verlorener Tag war. Der gesamte Planet hatte sich finstersten Dämonenkulten verschrieben, die Naturgeister, Ahnen, Götzen und Schreckensgötter verehrten. Heute wissen wir, dass die Bewohner Korons zur Gänze der Sünde der Chaosanbetung verfallen waren, doch in jenen Tagen, als das Trugbild der Aufklärung die Vorsicht des wahrhaft Gläubigen überwog, tat man den heidnischen Götzendienst als Aberglaube und als bloßes, ungebildetes Gebaren ab. Der Krieg hatte für die Bevölkerung nahezu rituellen Charakter und in der permanenten Feindschaft zwischen den verschiedenen Königreichen galt es weniger Land zu erobern, als Kampf um des Kampfes willen und das Erbeuten von Gefangenen. Opfer für die unsäglichen Altäre der dämonischen Götter, auf denen das Blut keine Zeit zum Trocknen hatte.
Die unterjochten Siedlungen des Nordens wurden von der Expeditionsstreitmacht mit einer, heute kaum noch nachvollziehbaren, Milde behandelt. Man ließ sie ihren primitiven Glauben entsagen, machte sie mit der Doktrin der sogenannten „Imperialen Wahrheit“ vertraut und gliederte sie als Hilfstruppen in den Feldzug mit ein. Der moderne Mensch weiß natürlich wie tief die Korruption durch das Heidentum geht und das solchen Individuen, wie aufrichtig ihre Beteuerungen auch erscheinen möchten, niemals zu trauen ist. Allein, mit der zahlenmäßigen Unterstützung der bekehrten Wilden konnten weitere Erfolge gegen die Barbaren des westlichen Kontinentes errungen werden. Weil nun nicht nur das Vernichtungspotenzial der Imperialen zur Geltung gebracht, sondern erobertes Gebiet durch die Zahl der Bekehrten gehalten werden konnte. Der Feind allerdings, war derweil nicht müde gewesen. So primitiv die Götzendiener auch waren, sie verstanden sich auf das militärische Handwerk trefflich, schließlich machte es den größten Teil ihres Lebens aus. Während die Fremden mit ihren Flugmaschinen nach und nach den Norden unter ihre Hoheit zwangen, schmiedeten die größeren Königreiche des zentralen Kontinentes eine Allianz. Allen voran die Reiche Rawig- Nus und Rasan- Kur.
Ein solches Bündnis war nie dagewesen und schuf eine Armee, deren Zahl in die Hunderttausende ging. Diese Streitmacht schickte sich an den imperialen Eroberern entgegenzutreten. Nicht nur ungezählte Massen an Kämpfern aller Art waren in den Reihen dieses Heeres zu finden, sondern auch mutierte Abscheulichkeiten und was noch schlimmer war, eine große Zahl an Hexern und Schamanen, welche der Technik des Feindes mit der unreinen Energie des Warps die Stirn zu bieten gedachten. Eine solche Waffe war den Kriegern des Admiral Reventis völlig unbekannt, taten sie die schwarze Kunst doch als bloßen Humbug ab. Im weiten Grasland der Ebene von Krax sollte sich diese Hybris furchtbar rächen. Entschlossen sich von der Zahl des Gegners nicht schrecken zu lassen, rückte die Armee der Raumfahrer gegen die geifernde Barbarenhorde vor. Die Schiffe ließen Feuer auf den Feind regnen und landeten schließlich zwischen ihnen, wo die Soldaten der Flotte mit dem rechtschaffenen Licht ihrer Laserwaffen unter den bestialischen Wilden wüteten. Von Norden rückten derweil die Hilfstruppen vor und steinerne Axt kreuzte sich mit bronzener Klinge. Als das Morden auf dem Höhepunkt stand, warf der Feind seine teuflische Hexenkunst in die Waagschale. Tempestraweiß zu berichten:
Vom Plan her stieg ein abscheulich Nebel auf, der von Rot war, dem Blute der Niedergestrecken verwandt. Bald ward alles eingehülled in Dunst und zwischen Bruder und Widersacher wusste keiner mehr den Unterschied zu sagen. Wo eben noch die Reihe dicht gestanden, brach in Bälde schon der Feind ein und wütete zwischen den Unseren. In dem Nebel aber waren böse Stimmen und die Schemen waren wie aus finsterer Sage. Wo ein solches Teufelsgespinst nach einem Streiter griff, sank er nieder, wie vom Blitzstrahl erfasset. Nun war in Bälde große Verwirrung unter den Unsrigen und da keine Order mehr das rechte Ohr erreichte, wusst niemand, ob mannhaft Kampf oder zurück zum Schiff, Gebot des Augenblicks.
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Diese plötzliche Verlagerung des Kräfteverhältnisses erlaubte es den Wilden in eines der gelandeten Schiffe einzudringen und die Verteidiger zu erschlagen. Mit den Waffen des Fahrzeuges wussten sie freilich nicht umzugehen und im Rausch ihrer schlichten Zerstörungswut setzten sie das kostbare Raumschiff in Brand.
Als nun alles verloren schien und uns das Feuer der Lichthammer wie das Fanal zum Untergang deuchte, stand grimm und unverrücket Septinanus am Platze, mit kühnem Sinn und lichtem Speer, der kraftlosen Hand des verwundeten Lord- Admiral entwunden. Wohin sein Arm auch flog, da ging ein wilder Mann zu Grunde und sein Bolter spieh das Verderben unter die tobenden Horden. Um ihn her versammelt alsbald Kriegsvolk und erfrischendes Streben. Vor ihm teilt sich der Nebel auf und manchen Priesterkönig streckt er nieder. Als leer die Waffe klang, lässt er sie sinken und packt das blutge Banner, auf das es wehe uns zum Zeichen. Mit geschlagenen Wunden und stumpfer Klinge, der Laserzellen ausgeglommen, erstritten wir den Weg zu den Schiffen. Wer sich bergen konnt, der ward gerettet und heiße die Tränen für jene, die zurückgestanden und das Leben aufgegeben.
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Der Schock saß tief.
Ein Raumschiff verloren, unzählige Kameraden tot und das gesamte Hilfsheer der Nordmänner ausgelöscht. Das alles gegen eine Feind, der auf einer derart niedrigsten, zivilisatorischen Stufe stand. Aber nicht nur die Schock war groß, sondern auch die Schande über diese Niederlage.
Die verbleibende Flotte zog sich erst in den Weltraum zurück und annektierte dann einige Inseln der heutigen Nation Tiefgrund, im sturmgepeitschten Meer des Nordens. Aus den terranischen Archiven geht hervor, dass Admiral Reventis zwar um Nachschub bei der Hauptflotte ersuchte, aber mit keinem Wort die Verluste erwähnte. Wohl gab er an, dass sich die Eroberung schwieriger gestaltete als ursprünglich erwartet, doch darüber hinaus blieb seine Meldung dürftig. Das von Seiten der Flottenführung nicht eindringlicher auf den Verlauf der Rückeroberung eingegangen wurde, deuten einige Experten als Beleg für das Kommando der Iron Hands, welche sich, ihrer Natur entsprechend, weniger intensiv um unterentwickelte Welten kümmerten, als das sie technologisch hochstehenden Gegner entgegentraten. Dem kann man entgegenhalten, dass die Unterstellung, die Astartes hätten mangelndes Interesse an der Eroberung einer Welt gezeigt, ungeheuerlich zu nennen ist und fast schon den Tatbestand der Blasphemie erfüllt.
Die gedemütigte Armee des Reventis befestigte die Hauptinsel Rakmena gegen die Seenomaden dieser Region und wehrte deren maritimen Angriffe ohne größere Schwierigkeiten ab.
Die Verluste wurden betrauert, Schäden behoben und Wunden kuriert.
Nach Auswertung der dokumentierten Kommunikation mit der Hauptflotte, wurden so etwa ein oder zwei Jahre verbracht. Auch hier ist erneut der schwache Charakter Revebtis zu bemängeln, dem nach der Niederlage nicht nur der Mut gesunken schien, sondern dem auch von einer Fraktion seiner Berater nahegelegt wurde, auszuharren und auf Verstärkung zu warten. Die Sache schlicht auszusitzen.
Dem gegenüber hatte sich eine Opposition Entschlossener um Septinanus gescharrt, welche sich von der Niederlage nicht beeindruckt zeigten und ihrer Pflicht gegenüber dem Imperium weiterhin nachzukommen gedachten. Der Überlieferung nach kam es zum Eklat dieser beiden Parteien und schließlich zum Kampf untereinander. Die Gruppe jener die ausharren wollten hatten sich um einen gewissen Pitt von Grubenburg gescharrt, welcher Septinanus vorwarf er nähme unnötige Verluste in Kauf, allein aus Ruhmsucht.
Der wiederum unterstellte von Grubenburg Feigheit und das Vernachlässigen seiner Pflichten gegenüber dem Imperium. Es kam zum Streit, der letztlich nicht nur mit Worten geführt wurde. Während eines abendlichen Essens wurden Waffen gezückt und die, die vereint im Kampf gegen die uneinsichtigen Wilden Korons gestanden hatten, gingen nun aufeinander los. Ob Admiral Reventis bei diesem Aufeinandertreffen getötet oder in seiner Folge arrestiert wurde kann nicht mehr nachvollzogen werden. Die bekannte Erzählart der Folklore, wonach ein Fieber ihn nieder streckte, kann derweil nicht bestätigt werden.
Nach diesem Streit findet sich keine Aufzeichnung mehr, die seine Beteiligung in irgendeiner Art und Weise dokumentiert. Die Tatkräftigen siegen derweil über ihre Widersacher und Septinanus wurde zum neuen Anführer der Koron- Kampagne bestimmt. Wie das Verschwinden Admiral Reventis auf den Aufzeichnungen, lässt sich auch der Verlauf dieser Wahl oder Abstimmung schwerlich rekonstruieren. Verlief dieser Vorgang im Rahmen der damaligen, gängigen Praxis oder handelten die Führungsebene selbstständig? Nach über zehntausend Jahren kann nur das Ergebnis konstatiert werden und um das "Wie" sprießt einmal mehr der Wildwuchs der Spekulation.
Nicht so über das weitere Vorgehen des Heeres.
Noch während des strengen Winters, bei dem zuweilen gar der Ozean der nördlichen Regionen zuzufrieren pflegt, griff man die benachbarten Inseln an. Septinanus ging dabei ungemein direkt, ja einige würden sagen brutal, vor. Jedoch legte er ein sehr viel größeres Fingerspitzengefühl an den Tag, als Admiral Reventis es jemals getan hatte. Auf die Unterstützung der Raumschiffe verließ er sich zwar weiterhin, setzte sie aber nur als Ultima Ratio ein. Von seinen Mitstreitern verlangte er, sich den Gegebenheiten der Welt anzupassen und nicht alles Vertrauen in die Allmacht der Technik zu setzen. So wurden die nächstliegenden Inseln erobert, an widerspenstigen Teilen Bevölkerung exemplarische Disziplinierungsmaßnahmen vorgenommen und der Rest zu einem neuen Heer aus barbarischen Hilfstruppen geformt. Man vermittelte ihnen die Dogmen der Imperialen Wahrheit, nahm sich im Gegenzug jedoch auch das nützliche Wissen an, wie etwa die seemännischen Fähigkeiten. Im Frühjahr setzte eine neu geschmiedete Armee auf das Festland über um den desaströsen Auftakt der Rückeroberung wett zumachen.
Eine der ersten Küstenstädte, welche unter dem Ansturm von See und aus dem Himmel fielen, war ein Ort namens Gomrohmas oder Gomromas-En-Nus. Kaum mehr als eine unbedeutende Fischersiedlung, die zum Nucleus der Stadt werden sollte, die wir heute als die Gohmor- Makropole kennen.
So sehr die inneren Querelen auch die Eroberungsarmee in ihrem Vorankommen geschwächt haben mochten, die lange Frist, welche in Untätigkeit verstrich, hatte auch einen Vorteil.
Das Bündnis, welches die Wilden gegen die Imperialen geschlossen hatten, war nur solang von Dauer gewesen, wie die Bedrohung durch die Fremden bestanden hatte. Nach deren Niederlage auf der Ebene von Krax und ihrem vermeintlichen Verschwinden, war der Zusammenschluss recht bald wieder zerfallen und die Barbarenreiche waren zu ihren alten Praktiken des permanenten, gegenseitigen Bekriegens zurückgekehrt. Als das Heer um Septinanus nun zurückkehrte um zu vollenden was es begonnen hatte, waren die Feinde in ihre eigenen Fehden verwickelt und standen nicht länger als geschlossene Wehr.
Die Stämme der westlichen Küstenregion wurden recht schnell unterworfen, ausgelöscht und teilweise in die Eroberungsarmee eingegliedert. Dies musste mittlerweile nicht einmal mehr ausschließlich über Gewalt geschehen. Die Möglichkeiten der Fremden wurden den Götzendiener nach und nach gewahr, so sie ihnen im Alltag begegneten. Anders als bei den plumpen Geschenke erkannten sie hier den Einfluss auf das Leben. So sind die Sätze eines Unterführers, oder niederen Hauptmann der Ansiken überliefert, der sich den Fremden anschloss.
„Meine Krieger sehen wie ihr Steine übereinander türmt. Auch die Priester des >zensiert< machen das, aber sie brauchen viel Zeit und ihr braucht wenig Zeit. Eure Waffen sind stark, sie werfen den Blitz nach eurem Willen. Eure Schwerter beißen aus eigener Kraft und zerbrechen nicht. Ihr habt Schiffe die in der Luft fahren und Karren die kein Carnak zieht. Uns bleibt nur der Tot, wenn wir gegen euch stehen, so wie die nackten Krieger von Nus nun tot sind. Ihr seid keine Götter, denn auch ihr lebt nur, bis man euch das Leben nimmt. Aber Metallhaut und selbst die Luft kann euch schützen. Die, die einen solchen Feind mit Freude erschlagen, weil sie in der Gunst der Götter zu steigen hoffen, werden weniger. Ihr mordet die, die es versuchen. Wir sind keine mächtigen Krieger, haben nicht das Un-Anbara als Gesicht und sind auch keine Priester, die mit den großen Geistwesen sprechen. Kaum mehr als Sklaven nennt man uns. Gehen wir in eurem Schatten, dann werden wir erhöht und haben Kraft.“
Finnu, der Grakku am Fluss erstach. Vom Volk der Ansiken“
Noch einmal soll erwähnt werden, dass solch ein Fahrlässigkeit, die Fehlgeleiteten und von Ketzerei Verdorbenen in die eigenen Reihen einzugliedern, nur mit dem Unwissen der damaligen Eroberer zu erklären ist. Wer vom Warp korrumpiert ist und sich gar seiner Verehrung verschrieben hat, darf zu Recht nicht auf Gnade oder Nachsicht hoffen. Lässt man diese Erzsünde jedoch einmal unbeachtet, so beweist sich Sepinanus als fähiger Stratege.
Die zahlenmäßige Unterlegenheit gleich er durch die Integration von Einheimischen aus, welche durch Furcht aber auch durch Belohnung und Wertschätzung an ihn gebunden werden. Die Wilden haben die Möglichkeit in den Rängen aufzusteigen und damit das Kastensystem, welches in vielen der Königreichen herrschte, zu überwinden. Auch erhielten sie moderne Bewaffnung, wobei Sepinanus jedoch peinlich genau darauf achtete, dass diese Ausrüstung zwar ausreichte einen Feind zu schlagen, aber nicht gleichwertig zur eigenen Bestückung ausfiel, was eine Rebellion möglich gemacht hätte.
Wilde bleiben schließlich Wilde.
Auch auf taktische Ebene wusste er zu überzeugen. Nicht länger wurde auf die bloße Feuerkraft der Waffen und das Umbringen möglichst vieler Gegner gebaut. Geschickt nutzte Sepinanus die Schwachstellen des Feindes aus. Das waren nicht etwa die primitiven Waffen, denn mit diesen wussten die Barbaren meisterlich umzugehen. Vielmehr war es die Behäbigkeit ihrer gewaltigen Hordenarmeen, die Uneinigkeit untereinander, selbst innerhalb der eigenen Völker. Schließlich der ungebändigte Kampfrausch, dem gerade die Eliten der Wilden immer wieder verfielen und der sie zur Tollkühnheit verleitete.
Darüber hinaus war Sepinanus selbst ein Kämpfer von beachtlichen Fähigkeiten, der seine Soldaten aus vorderster Reihe führte, ein Vorbild für die eigenen und ein Schreckensbild für die feindlichen Krieger. Das er mit eigener Hand so manchen Befehlshaber und Champion der Wilden niedermachte darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben und trug seinen Teil zum unaufhaltsamen Vordringen nach Osten bei.
Die Erfolge konnten nun auch der Führungsspitze des gesamten Feldzuges angetragen werden und niemand Geringeres als die Engel des Todes, die allgewaltigen Astartes, statteten dem Helden einen Besuch ab, um sich von seinem Vorankommen zu überzeugen.
„Seht die Söhne des Hohen, wie sie herrlich Seit bei Seit stehen, den Herrn Sepinanus zu ihrer Rechte. Ihr Blick huldvoll auf der Herrschau Marsch und nicken voll Zufriedenheit.“
Aus: Die Befreiung des Trojan- Sektors von Titus Tempestra dem Älteren
Mehr als diesen einen Satz gestattet uns Tempestra nicht. Die Anfrage bei den Iron Hands, ob in den Archiven des Ordens eine entsprechende Aufzeichnung existiert ist seit etwa fünfhundert Jahren unbeantwortet. Trotzdem kann man auf eine Legitimation von Septinanus Vorgehensweise schließen und darauf, dass sein Eroberungskrieg mit entsprechendem Material versorgt wurde. Die Ausbreitung der imperialen Herrschaft war ab diesem Zeitpunkt zwar immer noch von großen Schlachten geprägt, doch zusehends unterwarfen sich die Wilden kampflos. Eine Folge, wie man vermuten kann, der Ohnmacht der Barbarengötter gegenüber der Stärke der Imperialen. Die beiden östlichen Riesenreiche der Rawig- Nus und Rasan- Kur. stellen eine Ausnahme dar. Diese beiden Volksstämme schlossen sich lose zusammen um dem Vordringen der Imperialen Einhalt zu gebieten. Wenn dieses Bündnis auch keineswegs so effizient auftrat wie die erste Allianz der Wilden, stellte jedoch allein die schiere Größe der vereinten Heere die Armee Septinanus vor eine Herausforderung. Mehrere Schlachten wurden geschlagen und zeigten sich überaus verlustreich für alle Seiten. Auch der Einsatz der Schiffe änderte daran nichts, denn im Gegensatz zu bisherigen Aufeinandertreffen waren besonders die Rasan- Kur ebenfalls sehr flexibel in ihrer Kampfweise und verbargen sich, wenn es Anzeichen für den Einsatz der Raumfahrzeuge gab. Auch die Bombardierung der Hauptstädte aus dem Orbit änderte daran nichts, da sich der Großteil der Bevölkerung und Streitkräfte, in Erwartung eines solchen Angriffes, nicht mehr in den größeren Siedlungen befand.
Die Eroberung Korons war in ihrem vierten Jahr und während bereits Expeditionen auf die anderen Kontinente entsandt wurden, um auch dort das Gesetz Terrars zu etablieren, stagnierte der zermürbende Kampf gegen die Rawig- Nus und Rasan- Kur.
Als sich eine der seltenen, größeren Schlachten gegen die Barbaren anbahnte, suchte Septinanus die Entscheidung.
Bestrebt so viele Anführer wie möglich zu eliminieren drängte der sonst so besonnende Septinanus auf einen schnellen Sieg und griff den Feind an, noch ehe alle seine Kontingente ihre Positionen eingenommen hatten. Ob die Wilden darauf spekuliert hatten oder ob sie schlicht die Gunst der Stunde nutzten ist ungewiss. Auch das genaue Schicksal des Anführers der Imperialen ist ein Streitpunkt unter Historikern, ebenso wie unter Theologen. Die bekannteste Version der Geschichte ist unter der „Versuchung des Heiligen“ bekannt, bei welcher Septinanus in Gefangenschaft gerät und von den Oberhäuptern der Wilden versucht wird. Er aber weigert sich die falschen Götter anzuerkennen, wird getötet und von den Barbaren verspeist. Diese Version ist nicht völlig abwegig, auch wenn es, abseits von Offenbarungen und Erscheinungen späterer Gläubiger, keinen wirklichen Beweis für diese Theorie gibt. Auch für die anderen Varianten lässt sich kein eindeutiger Beleg finden. Wie etwa die schlichte Annahme, dass Septinanus im Kampf fiel und sein Leichnam unter all den Toten nicht gefunden werden konnte.
Noch verwirrender wird das Verschwinden wenn man die Legender der "Sieg des Willens" berücksichtigt. Dieses Schiff aus der Flotte soll den Körper des Gefallenen transportiert haben und nun auf dem elften Planeten des Systems im ewigen Eis ruhen.
Es schläft der Heiland viele Jahr, unter weißem Tuche wunderbar, bewachet von der Freunde Schar.
Erfüllt dereinst von neuem Leben, so wird er alsdann sich erheben.
Solang weiß ich das bei der Nacht, sein lichter Speer mich treu bewacht.
Drum mach ich fromm du Äuglein zu und schlummre fest in gleicher Ruh.
Schlafgebet für Kinder
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz