10-01-2015, 09:17 PM
Der Mann neben Kurt zitterte so heftig, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Seine Lippen und nackten Füße waren blau, doch das anfallartige Schütteln konnte genauso gut ein Kriegsleiden sein. Davon bekam man in letzter Zeit immer mehr zusehen und einige der Leute behaupteten, die Erschütterungen von Kanonen seien daran schuld, weil sie die Nerven beeinträchtigten. Ungeachtet dessen stand der zitternde Mann in der ersten Reihe, genau wie Kurt es tat.
Auch er zitterte, konnte aber davon ausgehen, dass bei ihm die Kälte dafür verantwortlich zeichnete. Alle sprachen vom Frühling und vom Wasser, das er bringen würde. Das er die Schwämme in einen Teil des Ozeans verwandelt würde und sich dabei nicht darum kümmerte, welche Armeen mit welchen großen Absichten er ertränke.
Verteufelt kalt war es immer noch, nur das der gefrorene Boden inzwischen von einer Schlammwüste abgelöst wurden war. Schlamm der den bevorstehenden Sturmangriff behindern würde, jeder saugend verlangsamte Schritt ein Augenblick mehr, den der Feind Zeit hatte sie umzubringen.
Wer zögert, wer wankt oder weicht, der macht sich schuldig in den Augen des Imperators. Madame Moser stapfte auf dem erbärmlichen Erdwall herum, der ihnen als notdürftiger Schutz diente. Nach Kurts Auffassung war die keifende Frau komplett wahnsinnig, aber viele der Pilger sahen in ihr eine Heilige, die einen ganz heißen Draht zum goldenen Thron hatte. Meine Brüder, meine Schwestern! Er sieht euch, er sieht euer Tun und lächelt. Etwa zehn Meter weiter rechts von Kurt, durchschlug eine Kanonenkugel den Dreckwall und fräste sich durch die dünne Reihe der Schicksalsergebenen. Gliedmaßen wurden abgerissen und Menschen zerfetzt wie Puppen. Schreie aus der Richtung des Treffers. Die Anderen hatten primitive Vorderladerkanonen, aber die Verstümmelten da drüben konnte man ja mal über technologischer Rückständigkeit befragen. Wer heute stirbt, der geht in sein ewiges Reich ein. Wer heute stirbt tut es selig und heiter. Hände reckten sich ihr entgegen und sie streckte die eigenen, dreckverkrusteten Finger aus, ohne die Flehenden zu berühren.
Terra! Fluchte Kurt innerlich. Wie schwer müssen die Zeiten sein, wenn das die Propheten sind, auf die wir uns verlassen müssen?
Warum kann dieser Durchgeknallten nicht eine Kanonenkugel den Garaus machen? Als Märtyrerin müsste ich mir wenigsten nicht mehr diese schlaffen Titten ansehen. Tatsächlich war die Inspiration der Schicksalsergebenen in ebenso erbärmliche Lumpen gehüllt wie jeder einzelne von ihnen. Mehr nackt als bedeckt, dass Oberteil zerrissen, die Füße mit Lappen umwickelt.
Gebt diesen Heiden den Tod und ein Platz an seiner Seite, in den Reihen der Helden der Menschheit, ist euch gewiss.
Wenn sie vom Töten sprach, dann ging es für gewöhnlich bald los. Kurt sah über die Schulter. Durch den Schleier aus Nieselregen konnte man die Reihen der restlichen Kreuzfahrer kaum ausmachen. Nicht mehr als verwaschende Schemen, sehr bedacht darauf nicht im unmittelbaren Wirkungsfeld der Kanonen zu stehen, auch wenn sie da hinten freilich nicht außer Gefahr waren. Die würden schön abwarten, bis die Schicksalsergebenen ihrem Namen alle Ehre gemacht hatten und die ersten Salven abgefangen, es vielleicht bis in den Nahkampf geschafft hatten. Dann würden sie sich dazugesellen.
Nun sah er sich seine Nachbarn an. Der Zitterer war mit einer Keule bewaffnet. Ein rostiges Rohr, an einem Ende mit Stacheldraht umwickelt. Der Mann zu seiner Linken trug einen Karabiner der Horninger Heimatgarde. In Kurt flackerte Hoffnung auf. Wenn es diesen Burschen erwischte, hatte er unter Umständen eine leidlich brauchbare Waffe.
Aber nein... der Verschluss an dem Gewehr fehlte. Der Mann besaß es scheinbar nur wegen des Bajonetts und würde es als Spieß gebrauchen. Kurts eigene Hände waren leer.
Schafften sie es ins Handgemenge, dann hieße es den Feind verjagen und sich von den Toten krallen was man kriegen konnte. Schafften sie es nicht, dann war sowieso alles egal.
Hinter ihnen hob der Lobgesang „Engel des Gottkaisers, ihr seit uns Schwert und Schild“ an. Das Lied aus tausend heißeren Kehlen, gedämpft durch den nasskalten Nieselregen, ließ die Pracht und Größe vermissen, die den Worten eigentlich innewohnten.
Tötet die Ungläubigen, tötet sie alle! Kreischte das verrückte Weib und gestikulierte in die Richtung, in der irgendwo der Feind sein musste.
Ein Schrei erhob sich unter den Schicksalsergebenen, nicht der Ruf vorstürmender Soldaten, sondern das Geheul gepeinigter Seelen.
Sie rannten los, überkletterten den Wall und hasteten voran. Kurt hielt Schritt, unbewaffnet auf die Gewehre der Anderen zu!
Auch er zitterte, konnte aber davon ausgehen, dass bei ihm die Kälte dafür verantwortlich zeichnete. Alle sprachen vom Frühling und vom Wasser, das er bringen würde. Das er die Schwämme in einen Teil des Ozeans verwandelt würde und sich dabei nicht darum kümmerte, welche Armeen mit welchen großen Absichten er ertränke.
Verteufelt kalt war es immer noch, nur das der gefrorene Boden inzwischen von einer Schlammwüste abgelöst wurden war. Schlamm der den bevorstehenden Sturmangriff behindern würde, jeder saugend verlangsamte Schritt ein Augenblick mehr, den der Feind Zeit hatte sie umzubringen.
Wer zögert, wer wankt oder weicht, der macht sich schuldig in den Augen des Imperators. Madame Moser stapfte auf dem erbärmlichen Erdwall herum, der ihnen als notdürftiger Schutz diente. Nach Kurts Auffassung war die keifende Frau komplett wahnsinnig, aber viele der Pilger sahen in ihr eine Heilige, die einen ganz heißen Draht zum goldenen Thron hatte. Meine Brüder, meine Schwestern! Er sieht euch, er sieht euer Tun und lächelt. Etwa zehn Meter weiter rechts von Kurt, durchschlug eine Kanonenkugel den Dreckwall und fräste sich durch die dünne Reihe der Schicksalsergebenen. Gliedmaßen wurden abgerissen und Menschen zerfetzt wie Puppen. Schreie aus der Richtung des Treffers. Die Anderen hatten primitive Vorderladerkanonen, aber die Verstümmelten da drüben konnte man ja mal über technologischer Rückständigkeit befragen. Wer heute stirbt, der geht in sein ewiges Reich ein. Wer heute stirbt tut es selig und heiter. Hände reckten sich ihr entgegen und sie streckte die eigenen, dreckverkrusteten Finger aus, ohne die Flehenden zu berühren.
Terra! Fluchte Kurt innerlich. Wie schwer müssen die Zeiten sein, wenn das die Propheten sind, auf die wir uns verlassen müssen?
Warum kann dieser Durchgeknallten nicht eine Kanonenkugel den Garaus machen? Als Märtyrerin müsste ich mir wenigsten nicht mehr diese schlaffen Titten ansehen. Tatsächlich war die Inspiration der Schicksalsergebenen in ebenso erbärmliche Lumpen gehüllt wie jeder einzelne von ihnen. Mehr nackt als bedeckt, dass Oberteil zerrissen, die Füße mit Lappen umwickelt.
Gebt diesen Heiden den Tod und ein Platz an seiner Seite, in den Reihen der Helden der Menschheit, ist euch gewiss.
Wenn sie vom Töten sprach, dann ging es für gewöhnlich bald los. Kurt sah über die Schulter. Durch den Schleier aus Nieselregen konnte man die Reihen der restlichen Kreuzfahrer kaum ausmachen. Nicht mehr als verwaschende Schemen, sehr bedacht darauf nicht im unmittelbaren Wirkungsfeld der Kanonen zu stehen, auch wenn sie da hinten freilich nicht außer Gefahr waren. Die würden schön abwarten, bis die Schicksalsergebenen ihrem Namen alle Ehre gemacht hatten und die ersten Salven abgefangen, es vielleicht bis in den Nahkampf geschafft hatten. Dann würden sie sich dazugesellen.
Nun sah er sich seine Nachbarn an. Der Zitterer war mit einer Keule bewaffnet. Ein rostiges Rohr, an einem Ende mit Stacheldraht umwickelt. Der Mann zu seiner Linken trug einen Karabiner der Horninger Heimatgarde. In Kurt flackerte Hoffnung auf. Wenn es diesen Burschen erwischte, hatte er unter Umständen eine leidlich brauchbare Waffe.
Aber nein... der Verschluss an dem Gewehr fehlte. Der Mann besaß es scheinbar nur wegen des Bajonetts und würde es als Spieß gebrauchen. Kurts eigene Hände waren leer.
Schafften sie es ins Handgemenge, dann hieße es den Feind verjagen und sich von den Toten krallen was man kriegen konnte. Schafften sie es nicht, dann war sowieso alles egal.
Hinter ihnen hob der Lobgesang „Engel des Gottkaisers, ihr seit uns Schwert und Schild“ an. Das Lied aus tausend heißeren Kehlen, gedämpft durch den nasskalten Nieselregen, ließ die Pracht und Größe vermissen, die den Worten eigentlich innewohnten.
Tötet die Ungläubigen, tötet sie alle! Kreischte das verrückte Weib und gestikulierte in die Richtung, in der irgendwo der Feind sein musste.
Ein Schrei erhob sich unter den Schicksalsergebenen, nicht der Ruf vorstürmender Soldaten, sondern das Geheul gepeinigter Seelen.
Sie rannten los, überkletterten den Wall und hasteten voran. Kurt hielt Schritt, unbewaffnet auf die Gewehre der Anderen zu!