03-05-2015, 03:02 AM
Irgendwo in Horning
Seit ihrer Gefangennahme vor ein paar Tagen, waren sie beide von den regulären Soldaten getrennt worden und schmorten jetzt ihr Dasein in dieser klammen Zelle irgendwo in Horning. Kontakt zur Außenwelt hatten sie nur, wenn ihnen eine der Wachen die faden Mahlzeiten brachte und auch die sprach nicht mit ihnen.
Es war eine trübsinnige Zeit, die Fedor nur mit warten verbringen konnte, unterbrochen von Spaziergängen in der Zelle und der Arbeit, die er mit dem verwundeten und kranken Kurt hatte.
Zwar hatte man sie kurz von einem Arzt behandeln lassen, der die Wunden der Späher verbunden hatte, aber seitdem war nichts mehr passiert.
Ihm selbst ging es zwar ganz gut, aber von Kurt konnte er nicht das Gleiche sagen. Der Verband klebte an dessen Kopfwunde fest und hatte sich schon stark mit Blut vollgesogen und Fedor wollte lieber nicht wissen, wie es darunter aussah. Und das war ja nicht Kurts einziges Problem. Er hatte hohes Fieber, seine ganzer Körper schien vor Hitze zu Glühen und dazu war er den Großteil der Zeit abwesend und redete im Delirium wirres Zeug.
Mühsam drückte Fedor den schwer Kranken wieder einmal auf seine Pritsche zurück und ignorierte dessen Schreie und Warnungen vor angeblichen Grotzen, die sie töten wollten.
Fedor hatte es schon längst aufgegeben mit Kurt über dessen Einbildungen zu diskutieren und versuchte stattdessen ihn wieder gesunden zu lassen. Jedenfalls soweit seine bescheidenen medizinischen Kenntnisse es zuließen.
Einmal mehr zog er die dünne, verschwitzte Decke zurecht, die Kurt von sich gestrampelt hatte und legte ihm einen zusammengefalteten nassen Stofffetzen auf die heiße Stirn.
Mit dem wenigen was er hier zur Verfügung hatte, konnte er Kurt kaum helfen, der gerade wieder unter einem Anfall von Schüttelfrost litt und sich das dünne Laken enger um den fiebrigen Leib zog.
Für Fedor war es klar, dass Kurt unbedingt eine dickere Decke brauchte, die ihnen natürlich nicht zugestanden worden war. Das war aber noch nicht das schlimmste.
Sein Hauptproblem war, dass Kurt wenig trank und noch weniger aß. Fedor war schon dazu übergegangen ihm beides immer wieder in kleinen Mengen gewaltsam einzuflößen, denn eins wusste er: Ohne Essen und Trinken würde Kurt es nicht mehr lange machen.
Wieder setzte Fedor den Becher mit Wasser an den rissigen Lippen des Kranken an und versuchte vorsichtig ihn etwas davon zu sich nehmen zu lassen.
Warum machte er sich eigentlich die Mühe? Die Chancen den Kranken zu retten, schienen äußerst gering zu sein und Fedor schuldete Kurt auch nicht sein Leben. Dafür hatten sich sich gegenseitig zu oft das Leben gerettet und waren damit eigentlich quitt.
Aus Mitgefühl tat er es sicher nicht, dafür hatte er in der Vergangenheit zu oft daran mangeln lassen. Ein gewisses Verantwortungsgefühl traf es da schon eher, war er doch der einzige, der sich auch nur im Ansatz um den Verwundeten kümmerte. Außerdem hatte er keine Lust sich die Zelle für die nächste Zelle allein mit einer Leiche zu teilen. Ja. Alleine sein. Das wollte er nicht. Nicht hier irgendwo in Horning, ohne auch nur zu wissen, was mit ihm in nächster Zeit geschehen würde. Solange Kurt am Leben war, teilte er sich dieses Schicksal mit jemanden und er hatte wenigstens eine Person mit der er sich unterhalten konnte.
Wieder einmal hörte er den anderen Späher etwas flüsternd zu stammeln und mühsam, ganz langsam seinen Arm auszustrecken. Fedor meinte einen Namen verstanden zu haben. Ina oder Inga. War ja eigentlich auch egal. Scheinbar war Kurt in seinen Fieberträumen gerade bei einer ehemaligen Freundin und wollte ihr irgend etwas sagen.
Wenn er nicht versucht hätte dabei aufzustehen, hätte Fedor ihn wahrscheinlich weiter vor sich hinreden lassen. Aber mit der Aktion verschwendete Kurt nur seine Energie und Fedor hatte auch keine Luste einen Fieberkranken durch die Zelle taumeln zu lassen. Also drückte er ihn so sanft wie es ihm möglich war wieder auf sein Bett zurück und zog die Decke zurecht.
"Kurier dich erst mal aus Kurt. Dann kannst du auch deine Ina sehen. Aber erst mal musst du wieder gesund werden und das geht nicht wenn du hier rumhampelst. Hast du mich verstanden?"
Kurt schrie ihn noch einmal an und versuchte sich hochzustemmen. Tat er es aus Wut? Aus Verzweiflung? Fedor wusste es nicht und es war auch unwichtig, denn nach dieser Kraftanstrengung sackte sein Vorgesetzter zurück und rührte sich nicht mehr. Nur seinen flachen, rasselnden Atem konnte Fedor noch wahrnehmen und auch der schien schwächer zu werden. Der wird mir doch jetzt nicht etwa sterben wollen? „Scheiße Kurt! Wach wieder auf!“
Fedor packte den anderen Späher an den Schultern und schüttelte ihn. Das würde nicht reichen. Kurt brauchte jetzt sofort medizinische Hilfe. Hilfe, die Fedor ihm nicht gewähren konnte.
Er konnte nur hoffen, dass die Horninger wenigstens soviel Mitleid aufbringen würden, um Kurt in seinem jetzigen Zustand von einem Arzt behandeln zu lassen.
Fedor hechtete zum gusseisernen Gitter, das ihre Zelle vom Gang trennte und rüttelte und schlug dagegen. „Hilfe! Hierher! Mein Kamerad ist krank und braucht einen Arzt!“
Seit ihrer Gefangennahme vor ein paar Tagen, waren sie beide von den regulären Soldaten getrennt worden und schmorten jetzt ihr Dasein in dieser klammen Zelle irgendwo in Horning. Kontakt zur Außenwelt hatten sie nur, wenn ihnen eine der Wachen die faden Mahlzeiten brachte und auch die sprach nicht mit ihnen.
Es war eine trübsinnige Zeit, die Fedor nur mit warten verbringen konnte, unterbrochen von Spaziergängen in der Zelle und der Arbeit, die er mit dem verwundeten und kranken Kurt hatte.
Zwar hatte man sie kurz von einem Arzt behandeln lassen, der die Wunden der Späher verbunden hatte, aber seitdem war nichts mehr passiert.
Ihm selbst ging es zwar ganz gut, aber von Kurt konnte er nicht das Gleiche sagen. Der Verband klebte an dessen Kopfwunde fest und hatte sich schon stark mit Blut vollgesogen und Fedor wollte lieber nicht wissen, wie es darunter aussah. Und das war ja nicht Kurts einziges Problem. Er hatte hohes Fieber, seine ganzer Körper schien vor Hitze zu Glühen und dazu war er den Großteil der Zeit abwesend und redete im Delirium wirres Zeug.
Mühsam drückte Fedor den schwer Kranken wieder einmal auf seine Pritsche zurück und ignorierte dessen Schreie und Warnungen vor angeblichen Grotzen, die sie töten wollten.
Fedor hatte es schon längst aufgegeben mit Kurt über dessen Einbildungen zu diskutieren und versuchte stattdessen ihn wieder gesunden zu lassen. Jedenfalls soweit seine bescheidenen medizinischen Kenntnisse es zuließen.
Einmal mehr zog er die dünne, verschwitzte Decke zurecht, die Kurt von sich gestrampelt hatte und legte ihm einen zusammengefalteten nassen Stofffetzen auf die heiße Stirn.
Mit dem wenigen was er hier zur Verfügung hatte, konnte er Kurt kaum helfen, der gerade wieder unter einem Anfall von Schüttelfrost litt und sich das dünne Laken enger um den fiebrigen Leib zog.
Für Fedor war es klar, dass Kurt unbedingt eine dickere Decke brauchte, die ihnen natürlich nicht zugestanden worden war. Das war aber noch nicht das schlimmste.
Sein Hauptproblem war, dass Kurt wenig trank und noch weniger aß. Fedor war schon dazu übergegangen ihm beides immer wieder in kleinen Mengen gewaltsam einzuflößen, denn eins wusste er: Ohne Essen und Trinken würde Kurt es nicht mehr lange machen.
Wieder setzte Fedor den Becher mit Wasser an den rissigen Lippen des Kranken an und versuchte vorsichtig ihn etwas davon zu sich nehmen zu lassen.
Warum machte er sich eigentlich die Mühe? Die Chancen den Kranken zu retten, schienen äußerst gering zu sein und Fedor schuldete Kurt auch nicht sein Leben. Dafür hatten sich sich gegenseitig zu oft das Leben gerettet und waren damit eigentlich quitt.
Aus Mitgefühl tat er es sicher nicht, dafür hatte er in der Vergangenheit zu oft daran mangeln lassen. Ein gewisses Verantwortungsgefühl traf es da schon eher, war er doch der einzige, der sich auch nur im Ansatz um den Verwundeten kümmerte. Außerdem hatte er keine Lust sich die Zelle für die nächste Zelle allein mit einer Leiche zu teilen. Ja. Alleine sein. Das wollte er nicht. Nicht hier irgendwo in Horning, ohne auch nur zu wissen, was mit ihm in nächster Zeit geschehen würde. Solange Kurt am Leben war, teilte er sich dieses Schicksal mit jemanden und er hatte wenigstens eine Person mit der er sich unterhalten konnte.
Wieder einmal hörte er den anderen Späher etwas flüsternd zu stammeln und mühsam, ganz langsam seinen Arm auszustrecken. Fedor meinte einen Namen verstanden zu haben. Ina oder Inga. War ja eigentlich auch egal. Scheinbar war Kurt in seinen Fieberträumen gerade bei einer ehemaligen Freundin und wollte ihr irgend etwas sagen.
Wenn er nicht versucht hätte dabei aufzustehen, hätte Fedor ihn wahrscheinlich weiter vor sich hinreden lassen. Aber mit der Aktion verschwendete Kurt nur seine Energie und Fedor hatte auch keine Luste einen Fieberkranken durch die Zelle taumeln zu lassen. Also drückte er ihn so sanft wie es ihm möglich war wieder auf sein Bett zurück und zog die Decke zurecht.
"Kurier dich erst mal aus Kurt. Dann kannst du auch deine Ina sehen. Aber erst mal musst du wieder gesund werden und das geht nicht wenn du hier rumhampelst. Hast du mich verstanden?"
Kurt schrie ihn noch einmal an und versuchte sich hochzustemmen. Tat er es aus Wut? Aus Verzweiflung? Fedor wusste es nicht und es war auch unwichtig, denn nach dieser Kraftanstrengung sackte sein Vorgesetzter zurück und rührte sich nicht mehr. Nur seinen flachen, rasselnden Atem konnte Fedor noch wahrnehmen und auch der schien schwächer zu werden. Der wird mir doch jetzt nicht etwa sterben wollen? „Scheiße Kurt! Wach wieder auf!“
Fedor packte den anderen Späher an den Schultern und schüttelte ihn. Das würde nicht reichen. Kurt brauchte jetzt sofort medizinische Hilfe. Hilfe, die Fedor ihm nicht gewähren konnte.
Er konnte nur hoffen, dass die Horninger wenigstens soviel Mitleid aufbringen würden, um Kurt in seinem jetzigen Zustand von einem Arzt behandeln zu lassen.
Fedor hechtete zum gusseisernen Gitter, das ihre Zelle vom Gang trennte und rüttelte und schlug dagegen. „Hilfe! Hierher! Mein Kamerad ist krank und braucht einen Arzt!“