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Lexandro Menas
#5
Lexandro wusste nicht, wie lange er schon auf diesem Stuhl saß. Jeder Chronometer in dem enormen Raum schien eine andere Zeit anzuzeigen, und dass einige von ihnen rückwärts gingen half ihm nicht sonderlich dabei es herauszufinden. Die einzige zuverlässige Quelle schien sein Hintern zu sein, der immer mehr zu schmerzen schien.

Genervt warf er zum gefühlten hundertsten male ein Blick hinüber zu „Schalter 1“ an der die Person dort wie die male zuvor immer noch anscheinend hochkonzentriert dabei war leere Seiten zu Stapeln. In ihm begann es langsam zu brodeln, jedoch obsiegte seine „imperiale“ Seite noch immer über den Zorn. Wer 9 Stunden in der Registratur ausharren konnte um ein Anmeldebogen für einen Termin in der Registratur bei seinem Personalsachverwalter zu bekommen schafft das auch!, dachte er bei sich und widmete sich erneut der Literaturauswahl auf dem kleinen Tisch neben der Bank.
Er hatte die Wahl zwischen „Wolle heute“ mit dem Thema „spinne deine eigenen Fäden und spare bares!“, ein uraltes Rabattmarkensonderheft und der Allgemeinen Verordnung Nr 89/3 „Zur Vermeidung von fester Materie durch Populanten in transzendenten Domizilen“
Nachdem selbst das zählen der Fusseln auf dem Sitz ihn nicht mehr ablenken konnte, entschied er sich für die Verordnung.
Nach einem gefühlten Jahrhundert – und gut 13 Seiten (von 76 Kapiteln) später, wurde endlich seine Nummer auf dem Display angezeigt. Von nahem sah der Herr hinter dem Schalter noch beeindruckender und trister aus als er von seinem Platz aus sehen konnte. Er nahm auf dem bereitstehenden Sitz platz.

Wenn Sie ein Ticket benötigen gehen sie an den Automaten nebenan

Verwirrt schaute Lex den Mann gegen über an. „Was für ein Ticket? Was verdammt noch mal läuft hier eigentlich? Wo bin ich hier?“

Wenn sie wegen einer Verspätung hier sind dann nehmen Sie sich ein Formular vom Stapel, füllen es aus und legen sie es zusammen mit dem Ticket in die Briefumschläge.

Nun stand Lexandro bis oben. Sein gegenüber schien ihn also ignorieren zu wollen, doch damit konnte er umgehen. Er erhob sich in aller ruhe von seinem Stuhl, räusperte sich und verpasste der Gestalt gegenüber eine rechte Gerade. Zu seinem erstaunen schien die Attacke nicht allzu viel Wirkung auf den Kerl gehabt zu haben. Jedoch hatte er nun anscheinend die Aufmerksamkeit erlangt.

Oh ein Neuling! Setzen Sie sich. Wir haben zwei Möglichkeiten – entweder die klassische Variante oooooooder Sie füllen einfach dieses Formular hier aus, unterschreiben hier, hier – hier unten auch, ignorieren die Passage über Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, machen hier ihren Daumenabdruck drauf und kreuzen auf Seite 36 an, dass sie Abschnitt 61 – 87 uneingeschränkt zustimmen, und schon wären wir auch dann fast durch.

Mit einem hoffnungsvollen lächeln auf den Lippen schob er Lex einen ca. 20 cm hohen Stapel an doppelt beschrifteten Seiten über den Tisch zu.

Immer noch baff dass der Kerl seinen Hieb einfach so wegstecken konnte, wollte er gerade nach den Papieren greifen, als ihm noch die erste Variante in den Sinn kam, die nach weniger Schreib- und Lesearbeit klang. Dementsprechend viel auch seine Wahl aus. „ Also ich nehme das klassische Ding.“

Ach bei den Filzläusen des Imperators, der nächste der die Show will. Wir müssen echt die Formulare überarbeiten. Aber auf mich hört ja keiner... Von seiner eigenen Tirade abgelenkt wurde er erst durch ein räuspern von Lex wieder zurück ins jetzt geholt. Äh Entschuldigung, ich fange ja schon an, am besten sie setzen sich jetzt wieder.

Als Lex der Aufforderung nachkam begann der Raum um ihn herum plötzlich zu verschwinden. Er befand sich auf seinem Stuhl umgeben von völliger, absoluter Dunkelheit.

Durch absolute Stille kam ihn sein Atmen vor wie Donner.

Plötzlich richteten sich seine Nackenhaare auf und Sekunden danach drang eine Stimme aus dem nichts aus allen Richtungen auf ihn ein.

Du hast einen Pfad betreten von dem es keinen Weg zurück gibt. Ein Pfad der Erleuchtung, der Macht, aber auch der Rache. Deine Augen haben das wahre Imperium gesehen. Du hast gesehen wie das ach so großartige Reich der Menschheit mit freien und selbstständig denkenden Bürgern umgeht, aber vor allem hast du am eigenen Leib die sogenannte unfehlbare „imperiale Gerechtigkeit“ erfahren dürfen. Was für einen Wert hatte ein Leben wie deines für euren Imperator? Ich weiß es! KEINES! Ich sehe diesen Leichnahm auf dem Thron sitzen, nur vor der Verwesung durch ein paar Kraftfelder geschützt, die von denen errichtet worden sind, die von diesem Zustand profitieren.
Es ist ja so viel leichter im Namen eines Gottes zu sprechen, wenn der nebenan in der Tiefkühltruhe liegt.

Dein Leben jedoch wollte man dir nehmen, da es wertlos ist, die dass vieler Millionen weiterer, die als Sandkorn in das Getriebe des Leichenimperiums getrieben wurden. Dein Recht galt nichts als sie dich gerichtet haben, doch deren Untaten sollten dich zu deinem Henker führen.
Als Servirtor nicht nur auf Sklave auf Lebenszeit, wie alle Bürger sondern auch nach deinem Ableben bis in alle Ewigkeit.

Gezwungen dem System zu dienen, dass dich gefressen hat, um Waffen zu bauen die die Knechtschaft der Bevölkerung auf deinem Planeten festigen sollte oder gar die Freiheitsbestrebungen eines mutigeren Planeten in einem anderen System zu unterdrücken. Und das alles nur dass eine Hand voll Menschen über den Reichtum verfügen kann, den seine Sklaven für in erarbeitet haben.

Ich kann es sehen. Überall in diesem Leichnam von einem Reich spielen die gleichen Lieder - Operetten und Huldigungshymnen in mit Gold verzierten Prunkbauten und der Marsch der tausenden Marschierenden Stiefel- entweder zur nächsten blutigen Schlacht oder zur nächsten Schicht in den immer hungrigen Industrien.

Aber es gibt auch noch eine Alternative für die Menschheit, eine die deren Evolution nicht bekämpft. Eine Alternative in der jeder sein Schicksal selbst beeinflussen kann. Dieser weg ist dir wohlbekannt. Man hat dir auch davon erzählt... jeder kennt diesen Weg, denn er ist das Alpha und Omega, das einzige Konstante und trotzdem auch der Quell jeden Wandels.

Ihr nennt diesen Weg das Chaos.

In euren Tempeln salbadern die fetten Priestern fast pausenlos darüber obwohl keiner auch nur im Ansatz versteht über was sie da reden. Sie geben das weiter was man ihnen erzählt hat, dass wiederum den anderen ebenfalls erzählt wurde.... und so weiter. Ideologie ersetzt Wissen, Dogmatismus ersetzt Wahrheit und Fanatismus blockiert das Streben nach mehr.

Man predigt die furchtbarsten Massaker durch das Chaos und allen die nicht dem Credo entsprechen, aber Sie preisen die eigenen. Es gibt „heilige Feiertage“ wenn ein „Ketzerplanet“ eingeäschert wurde und das nur, WEIL EIN PAAR MENSCHEN FRAGEN GESTELLT HABEN! Eine Hand voll Bürger, die nicht nach der Pfeife der Herrscher der Menschheit tanzen und schon sterben sie ALLE. Auch die, die ja auch so glaubensfest und treu gedient haben. Ihr „glaube“ an den fleischigen Überrest auf Terra war dann doch nicht genug um zu verhindern, dass seine liebsten Schoßtiere in ihren Servorüstungen sie einfach wie welkes Gras in die Erde gestampft haben. Egal ob Mann, Frau oder Kind, selbst Babys sind Ketzer, wenn es den Herren beliebt.

All dies passiert Tag für Tag für Tag, auf unzähligen Planeten.


[CENTER]Und die einzige Kraft, die das bekämpfen kann ist das Chaos.[/CENTER]

Du hast dein Schicksal nun selbst in der Hand. Diene Treu und du wirst belohnt. Die Rache die dir zusteht wird tausendfach dein sein.

Wenn du bereit bist, dann gehe durch die Tür und beginne dein neues Leben! Aber eins noch:

[CENTER]Enttäusche uns nicht... niemals...[/CENTER]



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[Kein Betreff] - von - 02-22-2015, 01:23 AM
[Kein Betreff] - von - 02-22-2015, 01:27 AM
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[Kein Betreff] - von - 02-28-2015, 05:44 PM

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