02-16-2015, 04:31 AM
Verhörraum
Reflexartig kniff Hoyt seine Augen zusammen, nachdem ihm der Soldat den Sack vom Kopf gezogen hatte, um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Was er sah, gefiel ihm nicht besonders. Er befand sich eindeutig in einem Verhörraum, dass war Hoyt klar. Und von der Art wie der Raum aussah, war es wohl eher die unangenehme Sorte von Verhörräumen. Keine Fenster. Wahrscheinlich soll ich keine Ahnung haben, wo ich mich befinde. Dafür haben sie mir wahrscheinlich auch den Sack über den Kopf gezogen.
Verzeihen sie die Behandlung, Vorschriften sind Vorschriften. Aber das muss ich ihnen ja kaum sagen.
Erst jetzt nahm Hoyt den Mann wahr, der ihm gegenüber am Tisch saß. Mittleres Alter, unauffällig und Anzug. Hoyt sagte sein Erscheinungsbild nichts. Auch der Name dieser Abteilung, aus der Hans Müller stammte, sagte ihm nichts. Das hatte aber nicht viel zu heißen, Hoyt kannte sich in dieser Hinsicht so oder so schlecht mit allen den Geheimdiensten und ihren Namen aus. Zumindest klang es so, also ob sein Gegenüber einem solchen angehörte. Also konnte er nicht anderes tun, als zu warten und dem Mann im Anzug zu zuhören. Fast nichts. Die Möglichkeit zu rauchen, nahm Hoyt sofort war, hatte er doch schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr die Gelegenheit dazu gehabt.
Den Ausführungen von Müller hörte er nur halb zu. Es war sowieso nur eine Mischung aus vorgetragenen Fakten, Vermutungen, wo man sich bei seiner Vergangenheit unsicher war und Belobigungen für sein Handeln hier in Horning. Und zumindest über seine Vergangenheit wollte er sie nicht zu sehr aufklären. Massaker und Vertreibungen von Zivilisten waren zumindest nichts über das Hoyt in der Öffentlichkeit prahlen wollte und besonders nicht an einem Ort wie diesem hier. Dieser Hans Müller schien zwar ganz höflich zu sein, aber die Umgebung war sprach da andere Bände. Das traf im besonderen auf die braunen Flecken an den Wänden zu. Jetzt erzählt er mir noch nette kleine Geschichten, aber wenn ich nachher nicht schnell auspacke oder er das Gefühl hat, dass ich verstockt bin, da werden dann andere Seiten aufgezogen. Haben wir ja damals auch getan.
Puh, wo soll ich da bloß anfangen. Ich meine, sie haben mir schon sehr viel erzählt, auch Dinge über mich bei denen ich mich frage woher sie davon wissen. Der ganze Aufwand hier findet also nur statt, weil sie etwas zu meinen politischen Ansichten wissen wollen? Scheint mir ziemlich viel Aufwand für so ein bisschen an nützlichem Wissen zu sein. Mir kanns aber gleich sein.Wie sie schon richtig vermutet haben, habe ich diesen Planeten über den Raumhafen Gohmors betreten. Ohne Arbeit und ohne Kontakte sah es halt ziemlich schlecht aus einen halbwegs vernünftigen Lohn zu verdienen.
Deswegen sind für mich auch gleich schon die Fabriken weggefallen. Schlechte Bezahlung, unbezahlte Überstunden und die ständige Gängelung durch Vorgesetzte wegen angeblich zu niedriger Arbeitsleistung, wollte ich mir nicht antun. Ich erzähle ihnen da aber nichts neues, auf die Probleme haben sie mich ja schon eben hingewiesen. Und wegen dieser Mutantenpolitik, die hier überall gefahren wird, geht es den Menschen noch schlechter. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich der Sicherheitsbereich gewesen. Habs dann aber gelassen, da mir das Söldnertum nicht so gelegen hat. Was anderes ist man im Enddefekt ja nicht.
Blieb also nur noch die Armee. Klang eigentlich auch ganz nett auf deren Rekutierungsplakaten. Sicherer Beruf, Aufstiegschancen, wenn man sich bewährt und so weiter. Bin dann natürlich eingetreten und musste die dämliche Grundausbildung wiederholen. Danach ein paar Einsätze in der Wüste gegen Banditen und sonst nur Langeweile. Und etwas, dass mich schon auf meinem Geburtsplaneten ziemlich aufgeregt hat.
Überall Adel. Ganz viele Von und Zu, die auch in der Armee gedient haben. Aber nur so lange wie nötig. Sie wissen ja. Lange genug um sich ein schickes Offizierspatent zu besorgen, aber kurz genug um frühzeitig wieder ausscheiden zu können. Man will ja nicht auf seinem Posten für die nächsten paar Jahrzehnte versauern, weil man eigentlich unfähig ist diesen Dienstgrad auszufüllen. An Offiziere aus dem Bürgertum oder sonstigem nicht Adel kann ich mich während meines Dienstes in Gohmor nicht erinnern. Ihr Trutztler scheint das ja anders zu machen. Beförderung nach Leistung und nicht nach Geburt.
Hoyts Gesicht verzog sich für den Bruchteil einer Sekunde vor Verärgerung an ein lang zurückliegendes Ereignis. Damals als dieser Adelsbengel ihm die Möglichkeit gestohlen hatte Fähnrich zu werden und das nur, weil er von höherer Geburt gewesen war. Hatte er, Hoyt, nicht Jahre lang dafür geschuftet, geblutet und jeden wirklich jeden Befehl, und mochte er noch so grausam sein, ausgeführt, nur damit ihm am Ende irgendwie so ein junges Kerlchen ohne jede Fronterfahrung diese Chance stahl? Würde es sich jetzt im Dienste der Gohmorr PVS ändern? Wahrscheinlich eher nicht! Hier liefen die doch die selben Idioten rum und er würde wahrscheinlich bis zum Ende seiner Dienstzeit nur den Rang eines Gefreiten haben. Und in so einer Armee sollte er dienen...
Grinsend drückte Hoyt seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher vor sich aus und angelte sich gleich eine neue Zigarette aus der Packung.
Wo waren wir noch mal stehen geblieben? Ach ja! Mein Dienst hier in Horning. Ist eigentlich keine besonders spannende Geschichte und sie Herr Müller haben ihn eben ja schon gut zusammengefasst. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu erzählen. Auch wenn ich zugeben muss, dass sie mir hier etwas zu sehr schmeicheln.
Ich meine, hätten die Horninger Milizionäre einen oder zwei Raketenwerfer dabei gehabt, wäre mein Auftritt auf dem Schlachtfeld wohl eher nur von kurzer Dauer gewesen. Zu meinem Glück war das nicht so. Ansonsten muss ich ihnen bei der Entschlossenheit zustimmen. Sie haben es ja schon selbst gesagt, im Krieg geht es nicht fair zu. Ich habe aus dem Schutz meines Fahrzeugs heraus Fußsoldaten ohne Panzerabwehrwaffen erschossen, ihr Horninger dagegen habt uns mit Artillierie zusammengeschosssen, während wir keine hatten. Ich muss mich also für nichts rechtfertigen. Das Ziel ist ja am Ende zu überleben oder zu gewinnen und den Anderen dabei auszuschalten. Mehr nicht. Und wenn das gegenseitige Töten vorbei ist, zählt man die Verwundeten und Gefallenen und macht sich dann daran das Geschehene zu verklären.
Ich kann mir jetzt schon gut vorstellen, was da jetzt im Patriot oder in irgendwelchen Soldatenzeitschriften stehen wird. Horninger Heimatmiliz stoppt feindlichen Vorstoß. Oder vielleicht auch Horninger Patrioten zerschlagen Vorhut der gohmorischen Aggressoren. Ja, das klingt gut, finden sie nicht auch?
Lächelnd lehnte Hoyt sich zurück, zog an seiner Zigarette und schaute seinen Verhörer abwartend an, ehe er fortsetzte.
Den Krieg hier in Horning haben wir glaube ich jetzt aber genug behandelt.
Sie haben mir ja auch Fragen zu Gohmor selbst gestellt.
Es mag jetzt vielleicht etwas hart klingen, was ich sage, aber mich haben solche Probleme bisher nicht sonderlich gestört. Nicht das sie mich jetzt missverstehen, die Lage der Arbeiter in Gohmor ist schrecklich, aber man gewöhnt ich an das Elend.
Auf Praxos ging es den Menschen ähnlich, meine Familie hat wie viele andere auch in den goßen Fabriken gearbeitet und ich habe es auch einige Zeit lang getan. Und wenn man sein ganzes Leben lang so leben muss, akzeptiert es man auch. Man stumpft ab gegenüber dem Elend, dass man sehen muss und dem was man selbst erleidet.
Ist eigentlich genauso wie mit einem Soldaten. Anfangs ist er ja auch schockiert, wenn er zum ersten mal eine Schlacht und all ihre Schrecken miterlebt, bis er sich halt irgendwann daran gewöhnt.Deswegen rebellieren die Arbeiter in Gohmor wahrscheinlich auch nicht. Bevor da etwas passiert, müsste wohl noch so einiges passieren.
Und diese Mutantengeschichte ist auch nicht schön. Ich mein die Priester erzählen uns doch immer in der Kirche davon, wie der Imperator mit Mutanten umgegangen ist und das wir uns an seinem Beispiel orientieren sollen. Erzählen uns immer davon, dass was gegen diese Kreaturen getan werden soll und stellen sie dann ein. Hoffentlich werden die Mutanten mal zusammen getrieben und das Problem ein für alle mal erledigt. Dann würden die ganzen Fabrikbesitzer auch wieder gezwungen sein normale Menschen einzustellen.
Was mich aber an Gohmor besonders stört ist der Adel. Von dem gab es schon in meiner Heimat viel zu viel. Fast auf jedem höheren Posten wo es was zu holen gibt, sitzt irgendeiner von denen und geht den Leuten auf die Nerven.
Ich kenne zwar nicht die Statistiken, aber ich wette das bei der PVS die überwältigende Mehrheit der Offiziersposten mit irgendwelchen Adeligen besetzt sind. Besonders die Jüngeren sind schlimm. Haben keine Ahnung davon wie ein Gefecht abläuft, führen sich aber auf als wären sie ein neuer Marschall von Quesen. Es ist einfach nur zum kotzen.
Ihr in Trutzt scheint es da ja etwas besser zu haben. Wenigstens könnte ihr euch die Leute aussuchen, die dann als Regierung rumpfuschen und sie später wieder abwählen. Ist für mich eindeutig eine Steigerung zu Gohmor. Und deswegen kommen mir eure Ideen eigentlich ganz gut vor. Alle entrichten ihren Tribut an den Imperator, aber einer allein darf dann bestimmen, wer diesen Planeten regiert. Mir scheint es fairer wenn dann alle Staaten mitbestimmen würden wer der neue Gouverneur wird.
Vielleicht bot ihm das Gespräch hier die Möglichkeit überzulaufen. Wenn dieser Müller ihm die Gelegenheit dazu bieten würde, beim Imperator, er würde diese Chance nutzen. Hoyt meinte sich auch daran erinnern zu können, dass die Bezahlung in Trutzt besser war. Und das politische System schien nicht ganz so beknackt zu sein, wie die, die er bisher erlebt hatte. Er würde dazu zwar Gohmor und seine Kameraden aus der PVS verraten und zum Überläufer werden, aber was interessierte ihn das denn schon. Er hatte sich schon immer mehr dem Geld verpflichtet gefühlt als irgendwelchen hohlen Idealen. Außerdem, was bedeutete ihm dieser Haufen von ehemaligen Kameraden schon? Der Hauptmann schien zwar ganz passabel gewesen zu sein, aber der war wahrscheinlich schon tot. Hoyt wusste nur noch, dass er ihn zuletzt kurz vor dem Angriff der Horninger gesehen hatte. Wen gab es denn da noch? Hoyt konnte sich noch vage daran erinnern, dass er nach dem ersten Treffen mit den Soldaten von der 10. von irgendeinem Jungspund dumm von der Seite angemacht worden war. Der war wahrscheinlich auch schon Hackfleisch. Und dann waren da ja noch die beiden Späher gewesen, die er fast über den Haufen geballert hatte. Die hatte es wahrscheinlich auch gerissen. War nicht schade um sie, schienen ja sowieso nur irgendwelche Halsabschneider gewesen zu sein. Der Rest? Einfach nur ein großes Fragezeichen. Und solchen Leuten gegenüber sollte er loyal sein? Oder noch besser dem Staat Gohmor gegenüber loyal? Der war genauso schlimm gewesen, wie seine alte Heimat. Schlechte Bezahlung, sehr viel Langeweile und junges Adelspack, das seinen Einstand als Jungoffizier gab. Für so etwas hatte er sterben sollen? Für so etwas jetzt in der Gefangenschaft schmoren? Ohne ihn!
Reflexartig kniff Hoyt seine Augen zusammen, nachdem ihm der Soldat den Sack vom Kopf gezogen hatte, um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Was er sah, gefiel ihm nicht besonders. Er befand sich eindeutig in einem Verhörraum, dass war Hoyt klar. Und von der Art wie der Raum aussah, war es wohl eher die unangenehme Sorte von Verhörräumen. Keine Fenster. Wahrscheinlich soll ich keine Ahnung haben, wo ich mich befinde. Dafür haben sie mir wahrscheinlich auch den Sack über den Kopf gezogen.
Verzeihen sie die Behandlung, Vorschriften sind Vorschriften. Aber das muss ich ihnen ja kaum sagen.
Erst jetzt nahm Hoyt den Mann wahr, der ihm gegenüber am Tisch saß. Mittleres Alter, unauffällig und Anzug. Hoyt sagte sein Erscheinungsbild nichts. Auch der Name dieser Abteilung, aus der Hans Müller stammte, sagte ihm nichts. Das hatte aber nicht viel zu heißen, Hoyt kannte sich in dieser Hinsicht so oder so schlecht mit allen den Geheimdiensten und ihren Namen aus. Zumindest klang es so, also ob sein Gegenüber einem solchen angehörte. Also konnte er nicht anderes tun, als zu warten und dem Mann im Anzug zu zuhören. Fast nichts. Die Möglichkeit zu rauchen, nahm Hoyt sofort war, hatte er doch schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr die Gelegenheit dazu gehabt.
Den Ausführungen von Müller hörte er nur halb zu. Es war sowieso nur eine Mischung aus vorgetragenen Fakten, Vermutungen, wo man sich bei seiner Vergangenheit unsicher war und Belobigungen für sein Handeln hier in Horning. Und zumindest über seine Vergangenheit wollte er sie nicht zu sehr aufklären. Massaker und Vertreibungen von Zivilisten waren zumindest nichts über das Hoyt in der Öffentlichkeit prahlen wollte und besonders nicht an einem Ort wie diesem hier. Dieser Hans Müller schien zwar ganz höflich zu sein, aber die Umgebung war sprach da andere Bände. Das traf im besonderen auf die braunen Flecken an den Wänden zu. Jetzt erzählt er mir noch nette kleine Geschichten, aber wenn ich nachher nicht schnell auspacke oder er das Gefühl hat, dass ich verstockt bin, da werden dann andere Seiten aufgezogen. Haben wir ja damals auch getan.
Puh, wo soll ich da bloß anfangen. Ich meine, sie haben mir schon sehr viel erzählt, auch Dinge über mich bei denen ich mich frage woher sie davon wissen. Der ganze Aufwand hier findet also nur statt, weil sie etwas zu meinen politischen Ansichten wissen wollen? Scheint mir ziemlich viel Aufwand für so ein bisschen an nützlichem Wissen zu sein. Mir kanns aber gleich sein.Wie sie schon richtig vermutet haben, habe ich diesen Planeten über den Raumhafen Gohmors betreten. Ohne Arbeit und ohne Kontakte sah es halt ziemlich schlecht aus einen halbwegs vernünftigen Lohn zu verdienen.
Deswegen sind für mich auch gleich schon die Fabriken weggefallen. Schlechte Bezahlung, unbezahlte Überstunden und die ständige Gängelung durch Vorgesetzte wegen angeblich zu niedriger Arbeitsleistung, wollte ich mir nicht antun. Ich erzähle ihnen da aber nichts neues, auf die Probleme haben sie mich ja schon eben hingewiesen. Und wegen dieser Mutantenpolitik, die hier überall gefahren wird, geht es den Menschen noch schlechter. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich der Sicherheitsbereich gewesen. Habs dann aber gelassen, da mir das Söldnertum nicht so gelegen hat. Was anderes ist man im Enddefekt ja nicht.
Blieb also nur noch die Armee. Klang eigentlich auch ganz nett auf deren Rekutierungsplakaten. Sicherer Beruf, Aufstiegschancen, wenn man sich bewährt und so weiter. Bin dann natürlich eingetreten und musste die dämliche Grundausbildung wiederholen. Danach ein paar Einsätze in der Wüste gegen Banditen und sonst nur Langeweile. Und etwas, dass mich schon auf meinem Geburtsplaneten ziemlich aufgeregt hat.
Überall Adel. Ganz viele Von und Zu, die auch in der Armee gedient haben. Aber nur so lange wie nötig. Sie wissen ja. Lange genug um sich ein schickes Offizierspatent zu besorgen, aber kurz genug um frühzeitig wieder ausscheiden zu können. Man will ja nicht auf seinem Posten für die nächsten paar Jahrzehnte versauern, weil man eigentlich unfähig ist diesen Dienstgrad auszufüllen. An Offiziere aus dem Bürgertum oder sonstigem nicht Adel kann ich mich während meines Dienstes in Gohmor nicht erinnern. Ihr Trutztler scheint das ja anders zu machen. Beförderung nach Leistung und nicht nach Geburt.
Hoyts Gesicht verzog sich für den Bruchteil einer Sekunde vor Verärgerung an ein lang zurückliegendes Ereignis. Damals als dieser Adelsbengel ihm die Möglichkeit gestohlen hatte Fähnrich zu werden und das nur, weil er von höherer Geburt gewesen war. Hatte er, Hoyt, nicht Jahre lang dafür geschuftet, geblutet und jeden wirklich jeden Befehl, und mochte er noch so grausam sein, ausgeführt, nur damit ihm am Ende irgendwie so ein junges Kerlchen ohne jede Fronterfahrung diese Chance stahl? Würde es sich jetzt im Dienste der Gohmorr PVS ändern? Wahrscheinlich eher nicht! Hier liefen die doch die selben Idioten rum und er würde wahrscheinlich bis zum Ende seiner Dienstzeit nur den Rang eines Gefreiten haben. Und in so einer Armee sollte er dienen...
Grinsend drückte Hoyt seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher vor sich aus und angelte sich gleich eine neue Zigarette aus der Packung.
Wo waren wir noch mal stehen geblieben? Ach ja! Mein Dienst hier in Horning. Ist eigentlich keine besonders spannende Geschichte und sie Herr Müller haben ihn eben ja schon gut zusammengefasst. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu erzählen. Auch wenn ich zugeben muss, dass sie mir hier etwas zu sehr schmeicheln.
Ich meine, hätten die Horninger Milizionäre einen oder zwei Raketenwerfer dabei gehabt, wäre mein Auftritt auf dem Schlachtfeld wohl eher nur von kurzer Dauer gewesen. Zu meinem Glück war das nicht so. Ansonsten muss ich ihnen bei der Entschlossenheit zustimmen. Sie haben es ja schon selbst gesagt, im Krieg geht es nicht fair zu. Ich habe aus dem Schutz meines Fahrzeugs heraus Fußsoldaten ohne Panzerabwehrwaffen erschossen, ihr Horninger dagegen habt uns mit Artillierie zusammengeschosssen, während wir keine hatten. Ich muss mich also für nichts rechtfertigen. Das Ziel ist ja am Ende zu überleben oder zu gewinnen und den Anderen dabei auszuschalten. Mehr nicht. Und wenn das gegenseitige Töten vorbei ist, zählt man die Verwundeten und Gefallenen und macht sich dann daran das Geschehene zu verklären.
Ich kann mir jetzt schon gut vorstellen, was da jetzt im Patriot oder in irgendwelchen Soldatenzeitschriften stehen wird. Horninger Heimatmiliz stoppt feindlichen Vorstoß. Oder vielleicht auch Horninger Patrioten zerschlagen Vorhut der gohmorischen Aggressoren. Ja, das klingt gut, finden sie nicht auch?
Lächelnd lehnte Hoyt sich zurück, zog an seiner Zigarette und schaute seinen Verhörer abwartend an, ehe er fortsetzte.
Den Krieg hier in Horning haben wir glaube ich jetzt aber genug behandelt.
Sie haben mir ja auch Fragen zu Gohmor selbst gestellt.
Es mag jetzt vielleicht etwas hart klingen, was ich sage, aber mich haben solche Probleme bisher nicht sonderlich gestört. Nicht das sie mich jetzt missverstehen, die Lage der Arbeiter in Gohmor ist schrecklich, aber man gewöhnt ich an das Elend.
Auf Praxos ging es den Menschen ähnlich, meine Familie hat wie viele andere auch in den goßen Fabriken gearbeitet und ich habe es auch einige Zeit lang getan. Und wenn man sein ganzes Leben lang so leben muss, akzeptiert es man auch. Man stumpft ab gegenüber dem Elend, dass man sehen muss und dem was man selbst erleidet.
Ist eigentlich genauso wie mit einem Soldaten. Anfangs ist er ja auch schockiert, wenn er zum ersten mal eine Schlacht und all ihre Schrecken miterlebt, bis er sich halt irgendwann daran gewöhnt.Deswegen rebellieren die Arbeiter in Gohmor wahrscheinlich auch nicht. Bevor da etwas passiert, müsste wohl noch so einiges passieren.
Und diese Mutantengeschichte ist auch nicht schön. Ich mein die Priester erzählen uns doch immer in der Kirche davon, wie der Imperator mit Mutanten umgegangen ist und das wir uns an seinem Beispiel orientieren sollen. Erzählen uns immer davon, dass was gegen diese Kreaturen getan werden soll und stellen sie dann ein. Hoffentlich werden die Mutanten mal zusammen getrieben und das Problem ein für alle mal erledigt. Dann würden die ganzen Fabrikbesitzer auch wieder gezwungen sein normale Menschen einzustellen.
Was mich aber an Gohmor besonders stört ist der Adel. Von dem gab es schon in meiner Heimat viel zu viel. Fast auf jedem höheren Posten wo es was zu holen gibt, sitzt irgendeiner von denen und geht den Leuten auf die Nerven.
Ich kenne zwar nicht die Statistiken, aber ich wette das bei der PVS die überwältigende Mehrheit der Offiziersposten mit irgendwelchen Adeligen besetzt sind. Besonders die Jüngeren sind schlimm. Haben keine Ahnung davon wie ein Gefecht abläuft, führen sich aber auf als wären sie ein neuer Marschall von Quesen. Es ist einfach nur zum kotzen.
Ihr in Trutzt scheint es da ja etwas besser zu haben. Wenigstens könnte ihr euch die Leute aussuchen, die dann als Regierung rumpfuschen und sie später wieder abwählen. Ist für mich eindeutig eine Steigerung zu Gohmor. Und deswegen kommen mir eure Ideen eigentlich ganz gut vor. Alle entrichten ihren Tribut an den Imperator, aber einer allein darf dann bestimmen, wer diesen Planeten regiert. Mir scheint es fairer wenn dann alle Staaten mitbestimmen würden wer der neue Gouverneur wird.
Vielleicht bot ihm das Gespräch hier die Möglichkeit überzulaufen. Wenn dieser Müller ihm die Gelegenheit dazu bieten würde, beim Imperator, er würde diese Chance nutzen. Hoyt meinte sich auch daran erinnern zu können, dass die Bezahlung in Trutzt besser war. Und das politische System schien nicht ganz so beknackt zu sein, wie die, die er bisher erlebt hatte. Er würde dazu zwar Gohmor und seine Kameraden aus der PVS verraten und zum Überläufer werden, aber was interessierte ihn das denn schon. Er hatte sich schon immer mehr dem Geld verpflichtet gefühlt als irgendwelchen hohlen Idealen. Außerdem, was bedeutete ihm dieser Haufen von ehemaligen Kameraden schon? Der Hauptmann schien zwar ganz passabel gewesen zu sein, aber der war wahrscheinlich schon tot. Hoyt wusste nur noch, dass er ihn zuletzt kurz vor dem Angriff der Horninger gesehen hatte. Wen gab es denn da noch? Hoyt konnte sich noch vage daran erinnern, dass er nach dem ersten Treffen mit den Soldaten von der 10. von irgendeinem Jungspund dumm von der Seite angemacht worden war. Der war wahrscheinlich auch schon Hackfleisch. Und dann waren da ja noch die beiden Späher gewesen, die er fast über den Haufen geballert hatte. Die hatte es wahrscheinlich auch gerissen. War nicht schade um sie, schienen ja sowieso nur irgendwelche Halsabschneider gewesen zu sein. Der Rest? Einfach nur ein großes Fragezeichen. Und solchen Leuten gegenüber sollte er loyal sein? Oder noch besser dem Staat Gohmor gegenüber loyal? Der war genauso schlimm gewesen, wie seine alte Heimat. Schlechte Bezahlung, sehr viel Langeweile und junges Adelspack, das seinen Einstand als Jungoffizier gab. Für so etwas hatte er sterben sollen? Für so etwas jetzt in der Gefangenschaft schmoren? Ohne ihn!