10-07-2014, 09:17 PM
Der Raum, in welchem Filney sich wiederfand glich jenem, in dem Hoyt befragt wurde fast wie ein Ei dem anderen. Das gleich karge Mobiliar, die gleichen Abnutzungserscheinungen.
Tatsächlich lagen beide Räumlichkeiten direkt nebeneinander.
Dennoch gab es natürlich Unterschiede.
Angefangen bei den Personen. Wie nebenan war auch hier ein stämmiger PVSler... oder vielmehr ehemaliger PVSler, anwesend, der Finley hereingeführt und auf den quietschenden Stuhl bugsiert hatte. Auch er entfernte Kapuze und Handschellen. Im Gegensatz zu nebenan hatte dieser Uniformierte jedoch einen mechanischen Arm, der bei jeder Bewegung leise summte. Auch Finley saß ein Mann im Anzug gegenüber, doch wo sein Kollege unscheinbar war, war dieser Herr überaus korpulent, so dass sich die Hemdknöpfe, unter seiner geöffneten Anzugsjacke spannten. Er hatte kleine, aber intelligent wirkende Augen, wulstige Lippen und eine Speckrolle als Hals. Mit einem zusammengefalteten Taschentuch tupfte er von Zeit zu Zeit die Schweißperlen von Stirn und Nacken. Der feiste Eindruck seines Gesichts wurde ein wenig von dem sauber gestutzten Bart abgemildert.
Die Gesichtsbehaarung hatte er Finley voraus, denn wie alle Gefangenen waren er am zweiten Tag geschoren und mit Lauspulver behandelt wurden. Diese Vorsichtsmaßnahme, so hatte man ihnen süffisant erklärt, galt weniger der Körperhygiene der Soldaten, als der, der Pilger. Aber da sie sich mit solchen Leuten abgaben, mussten sie die Prozedur eben alle über sich ergehen lassen.
Gefreiter, Finley Argyle Patrick Cameron! murmelte der Anzugträger, ohne von der Akte vor sich aufzublicken. Dann lass er schweigend weiter. Von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf, dann wieder schnaubte er, was wohl ein Lachen darstellen sollte, oder hob ungläubig die Augenbrauen. Er lass lange, etwa fünf Minuten. Das ließ auf der einen Seite vermuten, dass der Truztler viele Informationen zwischen diesen beiden Mappendeckeln hatte. Oder aber das er so tat und nicht sonderlich viel über den Mann wusste, der vor wenigen Tagen noch nicht einmal die Luft Korons geatmet hatte.
Endlich klappte er die Kladde zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er blickte Finley fest in die Augen und lächelte schließlich.
Ich darf mich vorstellen. Mein Name ist Hans Müller, Abteilung für innere Sicherheit.
Ich gehe davon aus man hat sie gut behandelt? Eine warme und zwei kalte Mahlzeiten am Tag, medizinische Versorgung und ihrem Rang entsprechend angebrachte Unterkunft?
Ihr Rang... er las noch einmal nach, als hätte er sein Gegenüber nicht bereits mit dem Dienstgrad angesprochen. Gefreiter! Naja darüber wird auch noch zu sprechen sein.
Erst einmal will ich ihnen etwaige Bedenken darüber nehmen, was hier passieren wird. Vielleicht haben sie bereits irgendwelche Räuberpistolen über die Innere gehört. Foltergeschichten und derartiges.
Nun ich kann ihnen versichern, dass sich die Nation Truzt und all ihre Handlungsorgane an die demokratischen Grundprinzipien hält, zu den wir uns aus freien Stücken verpflichtet haben. Dazu gehört auch das sogenannte Inselabkommen von 50 n.K.d.H.
Das sagt ihnen sicher nichts.
Um es kurz zu fassen: Darin verpflichten sich alle Nationen Korons, den Soldaten feindlicher Mächte, eine menschenwürdige Gefangenschaft zuzugestehen. Das heißt, keine Hinrichtungen ohne entsprechendes Verfahren, keine Tötung durch Hunger oder Arbeit.
Zusicherung medizinische Behandlung... ganz allgemein könnte man von Anstand und Respekt gegenüber dem Gegner sprechen. Ausgenommen sind davon lediglich Kämpfer anderer Spezies und Häretiker, Götzendiener und dergleichen Gesindel.
Sie müssen also nicht fürchten hier mit glühenden Zangen oder Daumenschrauben gemartert zu werden. Ein Glucksen folgte, in dem man ein Lachen erkennen mochte.
Sie werden nicht verhört, sondern lediglich befragt von mir. Und auch das halte ich eigentlich für die falsche Wortwahl. Wir plaudern ein wenig, mehr nicht.
Unfairer Weise bin ich ihnen gegenüber natürlich ein wenig im Vorteil. Ich habe mich über sie informiert mein Lieber. Die Wurstfinger tätschelnd die Akte. Und ich muss zugegeben, ich bin durchaus beeindruckt.
Vor ihrem Antritt beim 58. Irreguläre sind sie ein weißer Fleck, Herr Cameron.
Dem Ungetüm der imperialen Bürokratie ein Schnippchen zu schlagen ist alles anderes als leicht. Aber selbst davon abgesehen, ihre Liste an Einsätzen im Dienste des Imperators ebenso lang wie erfurchtgebietend. Zwei Jahre im Feldzug gegen Waaagh Nazzug, die Aufstände auf den narestischen Monden, Säuberung der Dschungel des Krugar- Massivs, Schlacht gegen die Raumstationtyrannen von Rel und haben sie nicht auch gegen diese Eldar er betonte das Wort falsch, gekämpft? Ich glaube mich zu erinnern etwas derartiges gelesen zu haben.
Sie sind ein Mann mit Geschichte, ein Mann der viel gesehen hat in seinem Leben.
Ich habe mir ihre Waffen angesehen. Dieses lange Messer, oder ist das schon ein Schwert? Und dieser kleine Schild. Ganz erstaunlich und nicht gerade das, was man bei einem Gefreiten der PVS erwartet.
Er verlagerte den Schwerpunkt seines massigen Leibes etwas nach vorn und fixierte Finley. Diese unschöne Sache auf dem Verladefeld... die hat sie hier her gebracht, nach Koron III, mit seinen kleinlichen Konflikten. Sie, ein Mann der zwischen den Sternen gereist ist und zwischen ihnen gekämpft hat. Hier sind sie nur ein kleiner Gefreiter, der direkt in einen Kampf geworfen wird, der ihn nichts angeht.
Gibt ihnen das nicht zu denken?
Sie sind jetzt wie alt? Es stand zu bezweifeln, das Müller das nicht wusste. Jedenfalls würde er die Zahl aus den Armeeunterlagen haben.
Es reicht wohl, wenn wir sagen, dass sie nicht mehr tau frisch sind. Ein Gefreiter, der der Vater oder Großvater der meisten seiner Kameraden sein könnte.
Übrigens, ihre Kameraden. Da möchte ich ihnen mal etwas vorlesen.
Er klappte den Ordner vor sich wieder auf und suchte ein spezielles Blatt heraus.
Aus der Befragung eines ihrer Kameraden. Natürlich keine Namen dazu.
Ein Räuspern und er begann zu lesen.
"Der kam mit irgendeinem Laster, glaub ich. Keine Ahnung wo er vorher war oder zu welcher Truppe er gehört hat. War ja alles so chaotisch. Aber der hat gleich angefangen Befehle zu geben und so. Hat sich aufgespielt als wäre er ein General. Klar, wir haben dann ein bisschen mitgemacht und so Stellungen ausgehoben. So gut es eben ging, wurde ja die ganze Zeit geschossen. Hat ja dann auch ein bisschen was genützt, also ne Zeit lang. Aber ich mag das nicht, wenn einer kommt und nix auf der Schulter hat, aber mir erzählen will, was ich zutun habe. Eingebildeter Kerl, nur weil er älter war oder was. Wäre ja noch schöner."
Da haben sie es. Sie haben diesem Burschen vielleicht das Leben gerettet und er beschwert sich über die Anmaßung, die sie in seinen Augen begangen haben. Das sie sich nicht an die Befehlskette gehalten haben.
Und dieser Junge, das kann ich ihnen versichern, ist exemplarisch für die gohmorische Armee. Ein feudalistischer, unbeweglicher Klotz. Engstirnig und dumm.
Was glauben sie, wie groß sind ihre Chance mit 60 Jahren Obergefreiter zu sein?
Tatsächlich lagen beide Räumlichkeiten direkt nebeneinander.
Dennoch gab es natürlich Unterschiede.
Angefangen bei den Personen. Wie nebenan war auch hier ein stämmiger PVSler... oder vielmehr ehemaliger PVSler, anwesend, der Finley hereingeführt und auf den quietschenden Stuhl bugsiert hatte. Auch er entfernte Kapuze und Handschellen. Im Gegensatz zu nebenan hatte dieser Uniformierte jedoch einen mechanischen Arm, der bei jeder Bewegung leise summte. Auch Finley saß ein Mann im Anzug gegenüber, doch wo sein Kollege unscheinbar war, war dieser Herr überaus korpulent, so dass sich die Hemdknöpfe, unter seiner geöffneten Anzugsjacke spannten. Er hatte kleine, aber intelligent wirkende Augen, wulstige Lippen und eine Speckrolle als Hals. Mit einem zusammengefalteten Taschentuch tupfte er von Zeit zu Zeit die Schweißperlen von Stirn und Nacken. Der feiste Eindruck seines Gesichts wurde ein wenig von dem sauber gestutzten Bart abgemildert.
Die Gesichtsbehaarung hatte er Finley voraus, denn wie alle Gefangenen waren er am zweiten Tag geschoren und mit Lauspulver behandelt wurden. Diese Vorsichtsmaßnahme, so hatte man ihnen süffisant erklärt, galt weniger der Körperhygiene der Soldaten, als der, der Pilger. Aber da sie sich mit solchen Leuten abgaben, mussten sie die Prozedur eben alle über sich ergehen lassen.
Gefreiter, Finley Argyle Patrick Cameron! murmelte der Anzugträger, ohne von der Akte vor sich aufzublicken. Dann lass er schweigend weiter. Von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf, dann wieder schnaubte er, was wohl ein Lachen darstellen sollte, oder hob ungläubig die Augenbrauen. Er lass lange, etwa fünf Minuten. Das ließ auf der einen Seite vermuten, dass der Truztler viele Informationen zwischen diesen beiden Mappendeckeln hatte. Oder aber das er so tat und nicht sonderlich viel über den Mann wusste, der vor wenigen Tagen noch nicht einmal die Luft Korons geatmet hatte.
Endlich klappte er die Kladde zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er blickte Finley fest in die Augen und lächelte schließlich.
Ich darf mich vorstellen. Mein Name ist Hans Müller, Abteilung für innere Sicherheit.
Ich gehe davon aus man hat sie gut behandelt? Eine warme und zwei kalte Mahlzeiten am Tag, medizinische Versorgung und ihrem Rang entsprechend angebrachte Unterkunft?
Ihr Rang... er las noch einmal nach, als hätte er sein Gegenüber nicht bereits mit dem Dienstgrad angesprochen. Gefreiter! Naja darüber wird auch noch zu sprechen sein.
Erst einmal will ich ihnen etwaige Bedenken darüber nehmen, was hier passieren wird. Vielleicht haben sie bereits irgendwelche Räuberpistolen über die Innere gehört. Foltergeschichten und derartiges.
Nun ich kann ihnen versichern, dass sich die Nation Truzt und all ihre Handlungsorgane an die demokratischen Grundprinzipien hält, zu den wir uns aus freien Stücken verpflichtet haben. Dazu gehört auch das sogenannte Inselabkommen von 50 n.K.d.H.
Das sagt ihnen sicher nichts.
Um es kurz zu fassen: Darin verpflichten sich alle Nationen Korons, den Soldaten feindlicher Mächte, eine menschenwürdige Gefangenschaft zuzugestehen. Das heißt, keine Hinrichtungen ohne entsprechendes Verfahren, keine Tötung durch Hunger oder Arbeit.
Zusicherung medizinische Behandlung... ganz allgemein könnte man von Anstand und Respekt gegenüber dem Gegner sprechen. Ausgenommen sind davon lediglich Kämpfer anderer Spezies und Häretiker, Götzendiener und dergleichen Gesindel.
Sie müssen also nicht fürchten hier mit glühenden Zangen oder Daumenschrauben gemartert zu werden. Ein Glucksen folgte, in dem man ein Lachen erkennen mochte.
Sie werden nicht verhört, sondern lediglich befragt von mir. Und auch das halte ich eigentlich für die falsche Wortwahl. Wir plaudern ein wenig, mehr nicht.
Unfairer Weise bin ich ihnen gegenüber natürlich ein wenig im Vorteil. Ich habe mich über sie informiert mein Lieber. Die Wurstfinger tätschelnd die Akte. Und ich muss zugegeben, ich bin durchaus beeindruckt.
Vor ihrem Antritt beim 58. Irreguläre sind sie ein weißer Fleck, Herr Cameron.
Dem Ungetüm der imperialen Bürokratie ein Schnippchen zu schlagen ist alles anderes als leicht. Aber selbst davon abgesehen, ihre Liste an Einsätzen im Dienste des Imperators ebenso lang wie erfurchtgebietend. Zwei Jahre im Feldzug gegen Waaagh Nazzug, die Aufstände auf den narestischen Monden, Säuberung der Dschungel des Krugar- Massivs, Schlacht gegen die Raumstationtyrannen von Rel und haben sie nicht auch gegen diese Eldar er betonte das Wort falsch, gekämpft? Ich glaube mich zu erinnern etwas derartiges gelesen zu haben.
Sie sind ein Mann mit Geschichte, ein Mann der viel gesehen hat in seinem Leben.
Ich habe mir ihre Waffen angesehen. Dieses lange Messer, oder ist das schon ein Schwert? Und dieser kleine Schild. Ganz erstaunlich und nicht gerade das, was man bei einem Gefreiten der PVS erwartet.
Er verlagerte den Schwerpunkt seines massigen Leibes etwas nach vorn und fixierte Finley. Diese unschöne Sache auf dem Verladefeld... die hat sie hier her gebracht, nach Koron III, mit seinen kleinlichen Konflikten. Sie, ein Mann der zwischen den Sternen gereist ist und zwischen ihnen gekämpft hat. Hier sind sie nur ein kleiner Gefreiter, der direkt in einen Kampf geworfen wird, der ihn nichts angeht.
Gibt ihnen das nicht zu denken?
Sie sind jetzt wie alt? Es stand zu bezweifeln, das Müller das nicht wusste. Jedenfalls würde er die Zahl aus den Armeeunterlagen haben.
Es reicht wohl, wenn wir sagen, dass sie nicht mehr tau frisch sind. Ein Gefreiter, der der Vater oder Großvater der meisten seiner Kameraden sein könnte.
Übrigens, ihre Kameraden. Da möchte ich ihnen mal etwas vorlesen.
Er klappte den Ordner vor sich wieder auf und suchte ein spezielles Blatt heraus.
Aus der Befragung eines ihrer Kameraden. Natürlich keine Namen dazu.
Ein Räuspern und er begann zu lesen.
"Der kam mit irgendeinem Laster, glaub ich. Keine Ahnung wo er vorher war oder zu welcher Truppe er gehört hat. War ja alles so chaotisch. Aber der hat gleich angefangen Befehle zu geben und so. Hat sich aufgespielt als wäre er ein General. Klar, wir haben dann ein bisschen mitgemacht und so Stellungen ausgehoben. So gut es eben ging, wurde ja die ganze Zeit geschossen. Hat ja dann auch ein bisschen was genützt, also ne Zeit lang. Aber ich mag das nicht, wenn einer kommt und nix auf der Schulter hat, aber mir erzählen will, was ich zutun habe. Eingebildeter Kerl, nur weil er älter war oder was. Wäre ja noch schöner."
Da haben sie es. Sie haben diesem Burschen vielleicht das Leben gerettet und er beschwert sich über die Anmaßung, die sie in seinen Augen begangen haben. Das sie sich nicht an die Befehlskette gehalten haben.
Und dieser Junge, das kann ich ihnen versichern, ist exemplarisch für die gohmorische Armee. Ein feudalistischer, unbeweglicher Klotz. Engstirnig und dumm.
Was glauben sie, wie groß sind ihre Chance mit 60 Jahren Obergefreiter zu sein?