03-18-2014, 02:24 AM
Kurt sprang vor um sein narbengesichtiges Carnak am Halfter zu packen, als das Tier gerade durchgehen wollte. Aufgescheucht vom Brüllen der Sentinelwaffe.
Der Vierbeiner war ein Schlachtencarnak und an den Lärm des Krieges gewöhnt. Doch ein lebendes Wesen blieb nun mal ein lebendes Wesen und genauso wie jeder Soldat Selbsterhaltungstrieb und eine Grenze des Ertragbaren hatte, so suchte auch das Tier das Weite, wenn es ihm zu viel wurde. Immerhin war es clever, oder einfach nur domestiziert genug in der Näher jener Menschen zu bleiben, die ihm an diesem zugefrorenen Ort mit Futter versorgten.
Es wollte den Kopf zurückwerfen und sich aufbäumen, die Augen ängstlich verdreht und die Nickhäute instinktiv darübergeschoben. Der Pilger hielt es mit aller Kraft davon ab aufzusteigen und streichelte beruhigend über das rissige Narbengewebe im Gesicht seines tierischen Kameraden.
Das schien zu wirken, denn „Hackfresse“ wie er das Carnak für sich zu nennen pflegte, stampfte schnaubend auf der Stelle, machte ansonsten aber keine Anstalten davonzulaufen.
Messer blickte über die Schulter.
Der Kampfläufer stand auf der kleinen Anhöhe, welche Fedor und ihm vor wenigen Minuten noch als Deckung gedient hatten. Brocken gefrorenen Schnees klebten an seinen Hühnerbeinen und gaben der Maschine einen unförmigen Anschein. Wie eine klumpfüßige Missgeburt.
Die Kanone warf unteramlange Messinghülsen aus, die dampfend im Schnee versanken. Die schmierigen, schwarzen Abgaswolken rundeten das martialische Bild ab.
Kurt musste unweigerlich an einen Spruch denken, denn er mal irgendwo aufgeschnappt hatte.
Wir ha'm eins, die ha'm keins!
Er glaubte sich zu erinnern, dass es dabei um eine Regimentsgeschichte ging, wo der Besitz eines Maschinengewehres den Kampf gegen eine Mutantenhorde entschied.
Trotzdem war es auch hier passend, denn in diesem Moment war er froh, dass der schießwütige, arrogante Zinnsoldat auf ihrer Seite stand und nicht die Interessen Hornings vertrat.
Doch so beeindruckend das Ganze auch sein mochte, wie lange würde die großkalibrige Maschinenkanone noch so inflationär Explosivgeschosse unter die braven Bürger dieser Gegend streuen können, bevor nur noch Klicke von ihr ausging?
Vermutlich früher als ihnen allen lieb sein konnte.
Kurt schwang sich mit einem Satz in den Sattel und drehte sein Carnak mit einem Ruck am Zügel. Fedor war ebenfalls erfolgreich gewesen und hielt bereits, erneut beritten, auf ihn zu.
Als er neben ihm anlangte musste Kurt brüllen um sich über den Lärm des nahen Schützenfest verständlich zu machen.
WIR KÖNNEN DEM EH NICHT HELFEN UND DER IST IN SEINER DOSE BESSER AUFGEHOBEN ALS WIR. ALSO WIE ER GESAGT HAT, ZURÜCK ZUM HAUPTMANN!
Fedor nickte nur und trieb seinen Vierbeiner an.
Kurt nahm sich die Sekunde noch einmal zum Sentinel zurückzublicken. Deckte der Bursche nur ihren Rückzug oder wollte er den Krieg im Alleingang gewinnen?
Naja die Straße zum Heldentum ist steinig!
Er schloss zu Fedor auf.
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Als sie den Tiefschnee verlassen hatten und auf dem gefrorenen Boden Tempo machten, dass die Schollen aus Schnee nur so von den Hufen aufspritzten, konnten sie Bella und Sait ausmachen. Letzterer hing etwas unglücklich im Sattel, eine Hand an die Seite gepresst. Sie ritten nun auf gleicher Höhe, aber in einiger Entfernung um kein zu lohnendes Ziel abzugeben. Kurt suchte den Blickkontakt mit der Frau und als sie ihn ansah, machte er eine fragende Geste. Sie formte aus Zeigefinger und Daumen eine Pistole und drückte ab.
Also war Sait angeschossen worden, na prächtig.
Der Mann war ein Trottel sondergleichen, aber immer noch fähiger als die meisten der Blauröcke. Die nächste, nonverbale Frage bestand darin, dass sich Kurt die Hand über die Kehle zog.
Belle machte eine unsichere, wiegende Handbewegung.
Wenn Sait bereits ein Date mit dem Sensenmann bevorstünde, dann hätte sie es ihm auch so angezeigt.
Dieser Bursche, den sie Jokerlokka nannte, vielleicht konnte der den Pilger wieder zusammenschustern.
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Er konnte es nicht, wie sich zeigte. Das lag weniger an mangelnden Fähigkeiten, sondern viel mehr daran, dass der Konvoi unter Mörserbeschuss stand. Das Artilleriefeuer wirkte nicht sehr gezielt oder zusammengefasst, machte den Fahrzeugen aber dennoch ziemlich zu schaffen. Sie schlängelten sich in die Richtung, in welcher das Hauptheer inzwischen sein musste.
Ein schriller Pfiff durchschnitt die herrschende Kakofonie. Der Hauptmann lehnte aus dem Fenster seines Fahrzeuges und winkte ihm. Kurt hob ebenfalls die Hand um zu signalisieren das er ihn gesehen hatte.
Mit einer hackenden Bewegung wies van Horn in eine bestimmte Richtung und gab ihm damit zu versehen, wohin sie sich zu bewegen hatten.
Wahrhaftig dorthin, wo eben noch die terraverdammte Mutter aller Riesengranaten eingeschlagen war.
Das hielt Kurt für eine ziemlich beschissene Idee, denn sicherlich war das, was sie hier zu spüren bekamen, die Randerscheinungen eines sehr viel größeren Angriffs. Allerdings wusste Kurt auch keine Alternative. Denn die Richtung des Angriffes ließ sich von ihrer Position nicht einmal erahnen. Wenn sie ihr Heil in der Flucht suchten und dahin ritten woher sie kamen, konnten sie dem Feind genauso gut in die Arme laufen. Zwar ließen die beiden Riesendetonationen von vorhin darauf schließen, dass der Stoß aus Richtung Klippen kam, aber wissen konnten sie das nicht. Außerdem brauchte Sait dringend ein Pflaster.
Das Hauptheer war noch die beste Lösung, auch wenn er das Gefühl hatte den Kopf in einen Sack zu stecken und darauf zu warten, dass irgendein Hurensohn die Kordel zuzog.
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Als sie die Straße erreichten und auf das Lager zuritten, war der Konvoi ein gutes Stück zurückgefallen und kaum noch zu erkennen. Der Wind hatte aufgefrischt und trieb Böen weißer Schneekristalle vor sich her, die immer wieder jegliche Sicht auf wenige Meter reduzierten. Aber immerhin war es inzwischen so hell, dass sie erkennen konnte, dass es schlimm war. Verdammt schlimm sogar. Voraus schraubten sich mehrere Säulen aus Qualm in die Höhe. Kurt konnte Explosionen hören und manchmal sogar sehen. Auch die Geräusche von Handfeuerwaffen wurden ab und an vom Wind an seine Ohren geweht.
Die Straße kam in Sicht und auf ihr rasten vereinzelte PVS- Fahrzeuge in entgegengesetzte Richtung. Brachten sie Verwundete in den rückwärtigen Raum?
Ein Flugzeug jagte im Tieflug die Straße entlang und beharkte einen LKW mit seinen Bordkanonen. Zwar wurde die Plane zerfetzt, aber der Wagen nicht zerstört. Das Lafetten-MG eines Leman Russ blaffte dem Flieger hinterher, zerschnitt aber nur die Luft.
Jedenfalls waren das keine Zefarius-Anhänger. Oder sie hatten ihre Schwerter und Pistolen gegen Kampfflugzeuge getauscht.
Noch einmal brandete in Kurt das Verlangen auf sich den fliehenden PVSlern anzuschließen. Aber das wäre Saits Ende gewesen.
Sicher, besser er als Kurt selber!
Aber neben den logischen Überlegungen, wie seine eigene Unkenntnis über die Lage, widerstrebte es ihm auch gewaltig den mühsam bewältigten Weg mit eingekniffenem Schwanz zurückzurennen.
Wenn alle Stricke rissen konnte man immer noch schauen was die andere Seite zu bieten hatte. Schließlich waren die Zefas ja auch nur Pilger.
Also im vollen Galopp in die Hölle.
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Und die Hölle war es tatsächlich.
Trotz des nun gänzlich aufgezogenen Tageslichtes war noch immer nicht wirklich viel zu sehen. Zu dem aufgewirbelten Schnee kam hier auch noch Rauch und Qualm. Ganz zu schweigen von Schwaden aus Pulverdampf.
Was Kurt sehen konnte, war eine Todesfalle von einer unbefestigten Stellung.
Die Sorte Stellung, die in Geschichten und patriotischen Schwachsinnsliedern eine zentrale Rolle spielten. Das letzte Gefecht von dem-und-dem.
In der Mitte standen noch ein paar intakte Zelte. Vermutlich hatten sie als vorgeschobener Gefechtsstand gedient. Dieses Gebilde aus drei großen Zelten bildete so etwas wie das Zentrum des Widerstandes. Sie standen links von der aufgewühlten Straße. Auf der anderen Seite gab es eine Art Verwundetennest, eingerichtet hinter einem umgestürzten LKW. Die eigentliche Verteidigungslinie fokussierte sich um zwei zentrale Punkte. Eine Schwere- Bolterstellung und einen Leman Russ mit zerschossener Kette, aber überaus intaktem Geschütz.
Zwischen diesen beiden Stellungen hatten sich die Männer und Frauen der PVS in Einschlagskratern verschanzt, die sie notdürftig mit selbtgegrabenen Kriechwegen verbunden und mit Sandsäcken befestigt hatte. Nicht eben das was man ein Bollwerk des Widerstandes nennen konnte. Bis jetzt hatte diese Stellung auch noch nicht die volle Wucht der feindlichen Offensive abbekommen, denn soweit Kurt es sehen konnte, lieferten sich weiter vorne mehrere gohmorische Leman-Russ eine erbitterte Panzerschlacht mit irgendwelchen anderen Eisenschweinen. Vermutlich deckten sie den Rückzug der armen Teufel, die noch weiter vorne ihren Spaß hatten. Das würde noch richtig lustig werden.
Immer wieder schlugen die Granaten von Mörsern und Feldgeschützen ein, doch scheinbar waren die Horninger darauf bedacht die eigenen Truppenteile nicht zu gefährden und schossen daher nicht massiert. Das war im Moment gut, bedeutet aber auch das sie mit einem Infanteriesturm rechnen durften, sobald die Russ an der Spitze besiegt oder zum Rückzug gezwungen wurden.
Kurt brachte seinen Carnak auf dem Asphalt der Schnellstraße zum Stehen.
Bella, bring Sait zu dem langen Elend dahinten, der gibt wohl sowas wie einen Arzt. Fedor, sieh nach ob du was finden kannst wo die Tiere einigermaßen sicher sind. Er sprang vom Buckel seines Carnaks und löste das Lasergewehr vom Rücken. Danach suchen wir uns ein verträumtes Plätzchen in irgendeinem der Löcher da drüben. In der Nähe schlug ein Geschoss in den Boden und bespritzte sie mit Deck. Alle duckten sich instinktiv, dabei bemüht ihre Reittiere im Zaum zu halten.
Ich melde uns derweil mal formell an. Nicht das wir unsere Präsentkörbe nicht bekommen.
Damit teilten sie sich auf.
Kurt blickte sich nach irgendeinem Lamettaträger um. In den Löchern an der Front war eine Frauengestalt zu sehen, die die Soldaten einteilte und wohl das Kommando inne hatte. Messer wollte schon zu ihr sprinten, als er eine weitere Frau in schwarzem Leder ausmachte, die näher zu ihm stand. Während alle anderen bei jedem Einschlag zusammenzuckten stand sie mehr oder minder ungerührt auf dem Seitenstreifen der Fahrbahn, neben dem Gefechtsstand. Auf einem kleinen Klapptisch lagen mehrere Aktenordner und die Frau war damit beschäftigt einige ausgewählte Schriftstücke mit einem silbernen Benzinfeuerzeug in Flammen aufgehen zu lassen. Dies tat sie sehr schnell und effizient, ohne dabei jedoch hektisch zu wirken.
Kurt entschied das sie genauso gut geeignet war seine Meldung entgegenzunehmen wie jedes andere hohe Tier und er lief vornübergebeugt auf sie zu.
Frau Kommissar, sprach er ihren Rücken an. Laut genug um sich verständlich zu machen. Kurt Messer, irreguläre Spähereinheit. Wir sind das Vorauskommando von Hauptmann van Horn. Er und seine Gruppe sind auf dem Weg hierher. Etwa fünfzehn Soldaten, aber ich glaube einige Verwundete. Aber bei ihnen ist ein Sentinel mit Maschinenkanone. Sie müssten in etwa zehn Minuten hier sein. Von meinen Leuten sind, mit mir, drei einsatzbereit. Ein Mann verwundet, einer vermisst. Er hatte geendet und wartete auf eine Reaktion seitens der Kommissarin. Diese ließ das Papier in ihren Händen verbrennen. Gerade erreichten die Flammen den Schriftzug. -Geheime Verschlusssache- und leckten an ihren Lederhandschuhen. Sie entließ das verbleibende Stück aus ihren Fingern und es tanzte, sich selbst verzehrend, nach oben davon.
Dann dreht sich Junior-Kommissar Katharina Natalya Angelova zu dem abgerissen Pilger um und ihre gletscherblauen Augen bohrten sich in die seinen.
Ach du Scheiße, auch das noch! murmelte er mit hängenden Schultern.
Der Vierbeiner war ein Schlachtencarnak und an den Lärm des Krieges gewöhnt. Doch ein lebendes Wesen blieb nun mal ein lebendes Wesen und genauso wie jeder Soldat Selbsterhaltungstrieb und eine Grenze des Ertragbaren hatte, so suchte auch das Tier das Weite, wenn es ihm zu viel wurde. Immerhin war es clever, oder einfach nur domestiziert genug in der Näher jener Menschen zu bleiben, die ihm an diesem zugefrorenen Ort mit Futter versorgten.
Es wollte den Kopf zurückwerfen und sich aufbäumen, die Augen ängstlich verdreht und die Nickhäute instinktiv darübergeschoben. Der Pilger hielt es mit aller Kraft davon ab aufzusteigen und streichelte beruhigend über das rissige Narbengewebe im Gesicht seines tierischen Kameraden.
Das schien zu wirken, denn „Hackfresse“ wie er das Carnak für sich zu nennen pflegte, stampfte schnaubend auf der Stelle, machte ansonsten aber keine Anstalten davonzulaufen.
Messer blickte über die Schulter.
Der Kampfläufer stand auf der kleinen Anhöhe, welche Fedor und ihm vor wenigen Minuten noch als Deckung gedient hatten. Brocken gefrorenen Schnees klebten an seinen Hühnerbeinen und gaben der Maschine einen unförmigen Anschein. Wie eine klumpfüßige Missgeburt.
Die Kanone warf unteramlange Messinghülsen aus, die dampfend im Schnee versanken. Die schmierigen, schwarzen Abgaswolken rundeten das martialische Bild ab.
Kurt musste unweigerlich an einen Spruch denken, denn er mal irgendwo aufgeschnappt hatte.
Wir ha'm eins, die ha'm keins!
Er glaubte sich zu erinnern, dass es dabei um eine Regimentsgeschichte ging, wo der Besitz eines Maschinengewehres den Kampf gegen eine Mutantenhorde entschied.
Trotzdem war es auch hier passend, denn in diesem Moment war er froh, dass der schießwütige, arrogante Zinnsoldat auf ihrer Seite stand und nicht die Interessen Hornings vertrat.
Doch so beeindruckend das Ganze auch sein mochte, wie lange würde die großkalibrige Maschinenkanone noch so inflationär Explosivgeschosse unter die braven Bürger dieser Gegend streuen können, bevor nur noch Klicke von ihr ausging?
Vermutlich früher als ihnen allen lieb sein konnte.
Kurt schwang sich mit einem Satz in den Sattel und drehte sein Carnak mit einem Ruck am Zügel. Fedor war ebenfalls erfolgreich gewesen und hielt bereits, erneut beritten, auf ihn zu.
Als er neben ihm anlangte musste Kurt brüllen um sich über den Lärm des nahen Schützenfest verständlich zu machen.
WIR KÖNNEN DEM EH NICHT HELFEN UND DER IST IN SEINER DOSE BESSER AUFGEHOBEN ALS WIR. ALSO WIE ER GESAGT HAT, ZURÜCK ZUM HAUPTMANN!
Fedor nickte nur und trieb seinen Vierbeiner an.
Kurt nahm sich die Sekunde noch einmal zum Sentinel zurückzublicken. Deckte der Bursche nur ihren Rückzug oder wollte er den Krieg im Alleingang gewinnen?
Naja die Straße zum Heldentum ist steinig!
Er schloss zu Fedor auf.
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Als sie den Tiefschnee verlassen hatten und auf dem gefrorenen Boden Tempo machten, dass die Schollen aus Schnee nur so von den Hufen aufspritzten, konnten sie Bella und Sait ausmachen. Letzterer hing etwas unglücklich im Sattel, eine Hand an die Seite gepresst. Sie ritten nun auf gleicher Höhe, aber in einiger Entfernung um kein zu lohnendes Ziel abzugeben. Kurt suchte den Blickkontakt mit der Frau und als sie ihn ansah, machte er eine fragende Geste. Sie formte aus Zeigefinger und Daumen eine Pistole und drückte ab.
Also war Sait angeschossen worden, na prächtig.
Der Mann war ein Trottel sondergleichen, aber immer noch fähiger als die meisten der Blauröcke. Die nächste, nonverbale Frage bestand darin, dass sich Kurt die Hand über die Kehle zog.
Belle machte eine unsichere, wiegende Handbewegung.
Wenn Sait bereits ein Date mit dem Sensenmann bevorstünde, dann hätte sie es ihm auch so angezeigt.
Dieser Bursche, den sie Jokerlokka nannte, vielleicht konnte der den Pilger wieder zusammenschustern.
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Er konnte es nicht, wie sich zeigte. Das lag weniger an mangelnden Fähigkeiten, sondern viel mehr daran, dass der Konvoi unter Mörserbeschuss stand. Das Artilleriefeuer wirkte nicht sehr gezielt oder zusammengefasst, machte den Fahrzeugen aber dennoch ziemlich zu schaffen. Sie schlängelten sich in die Richtung, in welcher das Hauptheer inzwischen sein musste.
Ein schriller Pfiff durchschnitt die herrschende Kakofonie. Der Hauptmann lehnte aus dem Fenster seines Fahrzeuges und winkte ihm. Kurt hob ebenfalls die Hand um zu signalisieren das er ihn gesehen hatte.
Mit einer hackenden Bewegung wies van Horn in eine bestimmte Richtung und gab ihm damit zu versehen, wohin sie sich zu bewegen hatten.
Wahrhaftig dorthin, wo eben noch die terraverdammte Mutter aller Riesengranaten eingeschlagen war.
Das hielt Kurt für eine ziemlich beschissene Idee, denn sicherlich war das, was sie hier zu spüren bekamen, die Randerscheinungen eines sehr viel größeren Angriffs. Allerdings wusste Kurt auch keine Alternative. Denn die Richtung des Angriffes ließ sich von ihrer Position nicht einmal erahnen. Wenn sie ihr Heil in der Flucht suchten und dahin ritten woher sie kamen, konnten sie dem Feind genauso gut in die Arme laufen. Zwar ließen die beiden Riesendetonationen von vorhin darauf schließen, dass der Stoß aus Richtung Klippen kam, aber wissen konnten sie das nicht. Außerdem brauchte Sait dringend ein Pflaster.
Das Hauptheer war noch die beste Lösung, auch wenn er das Gefühl hatte den Kopf in einen Sack zu stecken und darauf zu warten, dass irgendein Hurensohn die Kordel zuzog.
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Als sie die Straße erreichten und auf das Lager zuritten, war der Konvoi ein gutes Stück zurückgefallen und kaum noch zu erkennen. Der Wind hatte aufgefrischt und trieb Böen weißer Schneekristalle vor sich her, die immer wieder jegliche Sicht auf wenige Meter reduzierten. Aber immerhin war es inzwischen so hell, dass sie erkennen konnte, dass es schlimm war. Verdammt schlimm sogar. Voraus schraubten sich mehrere Säulen aus Qualm in die Höhe. Kurt konnte Explosionen hören und manchmal sogar sehen. Auch die Geräusche von Handfeuerwaffen wurden ab und an vom Wind an seine Ohren geweht.
Die Straße kam in Sicht und auf ihr rasten vereinzelte PVS- Fahrzeuge in entgegengesetzte Richtung. Brachten sie Verwundete in den rückwärtigen Raum?
Ein Flugzeug jagte im Tieflug die Straße entlang und beharkte einen LKW mit seinen Bordkanonen. Zwar wurde die Plane zerfetzt, aber der Wagen nicht zerstört. Das Lafetten-MG eines Leman Russ blaffte dem Flieger hinterher, zerschnitt aber nur die Luft.
Jedenfalls waren das keine Zefarius-Anhänger. Oder sie hatten ihre Schwerter und Pistolen gegen Kampfflugzeuge getauscht.
Noch einmal brandete in Kurt das Verlangen auf sich den fliehenden PVSlern anzuschließen. Aber das wäre Saits Ende gewesen.
Sicher, besser er als Kurt selber!
Aber neben den logischen Überlegungen, wie seine eigene Unkenntnis über die Lage, widerstrebte es ihm auch gewaltig den mühsam bewältigten Weg mit eingekniffenem Schwanz zurückzurennen.
Wenn alle Stricke rissen konnte man immer noch schauen was die andere Seite zu bieten hatte. Schließlich waren die Zefas ja auch nur Pilger.
Also im vollen Galopp in die Hölle.
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Und die Hölle war es tatsächlich.
Trotz des nun gänzlich aufgezogenen Tageslichtes war noch immer nicht wirklich viel zu sehen. Zu dem aufgewirbelten Schnee kam hier auch noch Rauch und Qualm. Ganz zu schweigen von Schwaden aus Pulverdampf.
Was Kurt sehen konnte, war eine Todesfalle von einer unbefestigten Stellung.
Die Sorte Stellung, die in Geschichten und patriotischen Schwachsinnsliedern eine zentrale Rolle spielten. Das letzte Gefecht von dem-und-dem.
In der Mitte standen noch ein paar intakte Zelte. Vermutlich hatten sie als vorgeschobener Gefechtsstand gedient. Dieses Gebilde aus drei großen Zelten bildete so etwas wie das Zentrum des Widerstandes. Sie standen links von der aufgewühlten Straße. Auf der anderen Seite gab es eine Art Verwundetennest, eingerichtet hinter einem umgestürzten LKW. Die eigentliche Verteidigungslinie fokussierte sich um zwei zentrale Punkte. Eine Schwere- Bolterstellung und einen Leman Russ mit zerschossener Kette, aber überaus intaktem Geschütz.
Zwischen diesen beiden Stellungen hatten sich die Männer und Frauen der PVS in Einschlagskratern verschanzt, die sie notdürftig mit selbtgegrabenen Kriechwegen verbunden und mit Sandsäcken befestigt hatte. Nicht eben das was man ein Bollwerk des Widerstandes nennen konnte. Bis jetzt hatte diese Stellung auch noch nicht die volle Wucht der feindlichen Offensive abbekommen, denn soweit Kurt es sehen konnte, lieferten sich weiter vorne mehrere gohmorische Leman-Russ eine erbitterte Panzerschlacht mit irgendwelchen anderen Eisenschweinen. Vermutlich deckten sie den Rückzug der armen Teufel, die noch weiter vorne ihren Spaß hatten. Das würde noch richtig lustig werden.
Immer wieder schlugen die Granaten von Mörsern und Feldgeschützen ein, doch scheinbar waren die Horninger darauf bedacht die eigenen Truppenteile nicht zu gefährden und schossen daher nicht massiert. Das war im Moment gut, bedeutet aber auch das sie mit einem Infanteriesturm rechnen durften, sobald die Russ an der Spitze besiegt oder zum Rückzug gezwungen wurden.
Kurt brachte seinen Carnak auf dem Asphalt der Schnellstraße zum Stehen.
Bella, bring Sait zu dem langen Elend dahinten, der gibt wohl sowas wie einen Arzt. Fedor, sieh nach ob du was finden kannst wo die Tiere einigermaßen sicher sind. Er sprang vom Buckel seines Carnaks und löste das Lasergewehr vom Rücken. Danach suchen wir uns ein verträumtes Plätzchen in irgendeinem der Löcher da drüben. In der Nähe schlug ein Geschoss in den Boden und bespritzte sie mit Deck. Alle duckten sich instinktiv, dabei bemüht ihre Reittiere im Zaum zu halten.
Ich melde uns derweil mal formell an. Nicht das wir unsere Präsentkörbe nicht bekommen.
Damit teilten sie sich auf.
Kurt blickte sich nach irgendeinem Lamettaträger um. In den Löchern an der Front war eine Frauengestalt zu sehen, die die Soldaten einteilte und wohl das Kommando inne hatte. Messer wollte schon zu ihr sprinten, als er eine weitere Frau in schwarzem Leder ausmachte, die näher zu ihm stand. Während alle anderen bei jedem Einschlag zusammenzuckten stand sie mehr oder minder ungerührt auf dem Seitenstreifen der Fahrbahn, neben dem Gefechtsstand. Auf einem kleinen Klapptisch lagen mehrere Aktenordner und die Frau war damit beschäftigt einige ausgewählte Schriftstücke mit einem silbernen Benzinfeuerzeug in Flammen aufgehen zu lassen. Dies tat sie sehr schnell und effizient, ohne dabei jedoch hektisch zu wirken.
Kurt entschied das sie genauso gut geeignet war seine Meldung entgegenzunehmen wie jedes andere hohe Tier und er lief vornübergebeugt auf sie zu.
Frau Kommissar, sprach er ihren Rücken an. Laut genug um sich verständlich zu machen. Kurt Messer, irreguläre Spähereinheit. Wir sind das Vorauskommando von Hauptmann van Horn. Er und seine Gruppe sind auf dem Weg hierher. Etwa fünfzehn Soldaten, aber ich glaube einige Verwundete. Aber bei ihnen ist ein Sentinel mit Maschinenkanone. Sie müssten in etwa zehn Minuten hier sein. Von meinen Leuten sind, mit mir, drei einsatzbereit. Ein Mann verwundet, einer vermisst. Er hatte geendet und wartete auf eine Reaktion seitens der Kommissarin. Diese ließ das Papier in ihren Händen verbrennen. Gerade erreichten die Flammen den Schriftzug. -Geheime Verschlusssache- und leckten an ihren Lederhandschuhen. Sie entließ das verbleibende Stück aus ihren Fingern und es tanzte, sich selbst verzehrend, nach oben davon.
Dann dreht sich Junior-Kommissar Katharina Natalya Angelova zu dem abgerissen Pilger um und ihre gletscherblauen Augen bohrten sich in die seinen.
Ach du Scheiße, auch das noch! murmelte er mit hängenden Schultern.