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Einmal um die Welt
#5
Sequoyah wich den Matrosen aus, die auf dem Schiff hin und her liefen, während er Ignatz über das Schiffsdeck zur Reling folgte und dessen Ausführungen lauschte.
Dieses Tiefengrund scheint ein schöner Ort zu sein... murmelte Sequoyah ohne dem was der Professor erzählte genau zuzuhören. Es wirkten einfach zu viele andere Eindrücke auf ihn ein. Die vielen unterschiedlichen Schiffe im Hafen, die vielen tausend Menschen, die überall am arbeiten waren und nicht zuletzt das sich in den Himmel streckende stählerne Massiv der Stadt. Um die Szenerie vernünftig beschreiben zu können schienen sich nur Worte wie "groß", "viele" und "gigantisch" zu eignen. Es stank nach hunderten von Dingen, die Sequoyah davor noch nie gerochen hatte, überall schien fieberhafte Hektik zu herrschen und der Lärm, sowohl von Menschen als auch den vielen hundert verschiedenen Fahrzeuge und Maschinen kam ihm ohrenbetäubend laut vor.

Professor diese Stadt, Gohmor, sie ist so gegensätzlich... so unnatürlich. Hier leben so viele Menschen, mehr als man zählen kann, aber gleichzeitig ist Gohmor so... Sequoyah machte eine weit ausholende Armbewegung, die die ganze hier sichtbare Stadt einschloss. Gleichzeitig ist dieser Ort so tot. eine Stadt aus Stahl und Stein. Ohne jegliches Leben. Keine Pflanzen, keine Tiere nur diese graue Ödnis. Kein Sonne, dafür dieses tote Licht, das nur ihr Sternenmenschen schaffen könnt. Es erhellt alles, bringt aber keine Wärme, sondern wirkt die ganze Zeit über kalt und abweisend. So wie fast alles was dein Volk geschaffen hat Ignatz. Ihr baut diese Riesenstädte, tötet die Nacht mit eurem Licht, verdeckt den Himmel mit dem stinkenden Qualm aus euren Fabriken und könnt sogar die Sterne bereisen. Ihr Sternenmenschen seid ein starkes Volk, ihr schafft es überall zu leben und euch durchzusetzen. Und doch seid ihr schwach. Ich habe auf unserem Weg durch die Stadt die Leere in den Augen von vielen Menschen gesehen, als ob ihnen etwas fehlen würde. Ihnen fehlt die frische Luft, die sie nie einatmen werden, das Sonnenlicht das sie nie sehen werden, einfach gesagt die Natur. Doch anstatt euhc nach ihr zu sehnen fürchtet ihr die Natur um euch herum, sie macht euch Angst, weil ihr sie nicht kontrollieren könnt. Deswegen mussten auf meiner Heimatwelt die Wälder und Tiere weichen um euch den Platz zu geben den ihr brauchtet um mit dem Bau einer Stadt zu beginnen, die der hier ähnelt und über die ihr Kontrolle habt.
Sequoyah schüttelte kurz den Kopf, als müsste er seinen Kopf von einem lästigen Gedanken befreien.
Es ist ungerecht von mir sie in meine Anklage mit einzubeziehen Herr Professor. Sie haben diese Zustände nicht verursacht und sie heißen sie ja auch nicht gut. Die, die hierfür verantwortlich sind genießen wahrscheinlich gerade all die Dinge, die ich eben genannt habe...
Sequoyah starrte über das Meer zur Stadt hinüber, die sie gerade hinter sich ließen und schwieg für lange Minuten.

Wie der Professor schaute auch er zu dem vor Menschen überquellenden Schiff hinüber und hörte dem zu was Ignatz sagte. So wie ihr euch ausdrückt, scheinen diese Leute sich in große Gefahr zu begeben... Was wollen die Pilger denn überhaupt in Horning?

Falls wir wirklich in Kämpfe geraten sollten, können sie sich auch mich verlassen Professor. Mein Vater brachte mir schon als Kind bei mit dem Bogen zu schießen und erst als ich ihn beherrschte, durfte ich die Nutzung eines Gewehrs lernen. Das Training war in erster Linie dazu gedacht aus mir einen guten Jäger zu machen, der nicht unnötig viel Munition verschwendet um ein Tier zu erlegen. Erst später habe ich dann auch gelernt mit diesen Waffen Menschen zu töten. Nachdem ich es im Krieg dann irgendwann geschafft habe das Gefühl zu ignorieren, dass einen daran hindert andere Menschen zu töten, habe ich gemerkt, dass das Schießen auf Menschen genauso leicht geht, wie das Schießen auf Tiere. Auch im Nahkampf mit Tomahwak und Messer scheine ich ganz gut zu sein, denn bisher bin ich ja immer noch am Leben. Sie werden also in einem Kampf nicht alleine dastehen.
Auf meiner Heimatwelt war es üblich, dem Feind während seines Marsches die ganze Zeit über zu folgen, ihm an ausgewählten Punkten aufzulauern und ihn dann mit Gewehren und Pfeil und Bogen zu beharken. Wenn er sich dann zum Gegenangriff sammelte, ließen wir uns zurückfallen und griffen ihn an anderer Stelle erneut an. Wenn wir das oft genug wiederholt haben, hat der Feind meistens den Rückzug angetreten. Nur einmal kam ein Kriegshäuptling eures Volkes, die ihr glaube ich Generäle nennt auf die Idee seinen Marsch in die Tiefen des Waldes fortzusetzen. Unsere Häuptlinge fielen immer wieder mit den wagemutigsten Kriegern über seinen Tross und die Nachhut her, um ihn am Rückzug zu hindern. Schließlich stellten wir die Reste seiner Truppe an einem kleinen, leicht sumpfigen Fluss zur entscheidenden Schlacht. Es war fast wie dieser Sport den ihr macht... Tontauben schießen nennt ihr ihn glaube ich. Stellt euch das einmal vor Professor, ihr sitzt versteckt hinter ein paar Büschen und nur zwanzig Schritt entfernt laufen eure Gegner in gelb-roten Uniformen vorbei ohne euch zu sehen. Ja, sie sahen uns nicht, wir dafür aber sie. Und nicht nur das, wir konnten auch ihre Angst riechen, die Übermüdung und Anspannung der vergangenen Tage in ihren Augen lesen. Dann befahlen unsere Häuptlinge den Angriff. Zum ersten mal, seit er über das Kämpfen redete schaute Sequoyah nicht mehr über das Meer in Richtung Gohmor, sondern wandte sich Ignatz zu und musterte ihn mit einem ernsten Blick. An jenem Tag erbeuteten wir viele Skalps und erlangten großen Ruhm.
Und wie kämpft ihr am liebsten Ignatz? Und wer hat es euch gelehrt?
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[Kein Betreff] - von - 09-13-2013, 12:26 AM
[Kein Betreff] - von - 09-18-2013, 04:02 PM
[Kein Betreff] - von - 09-28-2013, 01:32 AM
[Kein Betreff] - von - 10-21-2013, 10:03 PM
[Kein Betreff] - von - 01-02-2014, 03:01 AM

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