05-30-2013, 10:48 PM
Wie Sie wünschen!, entgegnete der junge Mann der Frau ebenso trocken wie freudlos. Lysander war sich nicht sicher, doch beschlich ihn im Besonderen der Eindruck, diese Persönlichkeit aus seinem Adelshause wie ein rohes Ei behandeln zu müssen. Möglicherweise beschlichen sich hier zwei Raubtiere, die sich nicht eins waren, ob der andere eine Beute war oder sie selbst gefahr liefen, auf einer Speiseplatte zu landen. Oder ob sie einander ebenbürtig waren und somit fortan gemeinsam jagten. Der Fahnenjunker sah sich darin bestärkt, seinen Wissensnachteil wett zu machen. DIese Frau hatte ihre Hausaufgaben gemacht und Informationen über ihn eingeholt. Da geziemte es sich bereits der Höflichkeit halber, der Dame es nach zu tun. Da Frau Skallen erst hier aufgeschlagen war, nahm er an, hier zumindest eine abgespeckte Version ihres Lebenslaufes finden zu müssen. Das Büro des Oberst, so dachte es sich der junge Adlige, würde jene Notizen sicher beherbergen. Immerhin unterstanden sie beide diesem übergewichtigen Mann, den Leben und Genuss mehr zeichneten, als seine noch so herausgeputzte und stets dem Platzen nahe Uniform. Mit verinnerlichtem Drill erhob sich Lysander von seinem Stuhl und verneigte sich schweigsam vor der blaublütigen Frau Leutnant. Er trat einen Schritt zur Seite um sich schließlich in perfektem "Abteilung kehrt" von jener Frau abzuwenden. Mit der linken Hand ergriff er dann die Türklinke von innen und verließ sodann den Raum. Die Türe hinter sich geschlossen, schritt er mit zügigem Gang von dannen. Zunächst begab er sich in seine Unterkunft. Dort belaß er sich mit ein paar nebensächlichen Papieren, wie Programmpunkte für den nächsten Tag, einem volksverhetzenden Soldatenpamplem, das sich Frontzeitung schimpfte, und bereitete seine Uniform nach. Doch ließen ihn dabei die Gedanken bezüglich der Frau Skallen und ihren Zweck hier auf dem anderen Kontinent nicht los. Nachdem ihm nur noch seine Gedanken blieben, legte er sich mit hinter dem Hinterhaupt verschränkten Armen rücklinks auf seine Feldpritsche und folgte so mancherlei Gespinst.
Ein paar Stunden später, es musste kurz nach Mitternacht Standardzeit sein, erhob sich der Fahnenjunker. Vermutlich hatte er sogar ein paar Dutzend Minuten geschlafen. Wie ein kleines Kind rieb sich der Mann den Schlaf aus den Augen. Dann fasste er sich und legte einer Maschine gleich seine Uniform an. Er verließ seine Unterkunft im Stillen und schloss ohne einen Mucks zu machen diese ab. Seine Pistole hatte er fertiggeladen im Holster. Man mochte dies hinterfragen können, doch war dies auch nicht unbedingt unüblich für einen Vorgesetzten innerhalb eines Lagers, der unter Umständen seinen Pflichten in Form einer standrechtlichen Erschießung nachzukommen hatte. Mit leisen Sohlen machte sich Lysander rüber zum Stabsgebäude. Die Nachtwache ließ ihn ohne Widerworte passieren, als er verlautete, ihm fehle zur Vorbereitung des morgigen Tages noch eine Akte aus den Räumen seines Vorgesetzten. Als Adjutant war das eine billige und zugleich effektive Ausrede. Innerhalb des Gebäudes waren die Räume nicht weiter verschlossen. Nicht einmal alle Türen waren zu. Lysander ging in sein Vorzimmer und knipste dort eine einfache Schreibtischlampe an, damit die Wache draußen ein Stück des Schauspiels geboten bekam. Dann trat er ohne Umschweife in den dunklen Raum des Obersts und sah sich um. Er schaute verstohlen durch die Dossiers, die verstreut und teils gestapelt den Schreibtisch bevölkerten. Dabei bediente er sich lediglich des Lichts von draußen, das durch die Fenster schimmerte. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, doch der Aristokrat merkte sich die Reihenfolge der Unterlagen und legte sie sorgsam zurück. Auf einem Nebentisch am Fenster wurde er dann fündig. Der Name, nach dem er suchte, ließ sich auf einem verstärkten Pappeinband lesen. Darin ein paar lose Zettel eingelegt. Eine Sekunde stand er so am Fenster, ehe er zur Seite in den Schatten trat. Er nahm die Papiere heraus und legte die Akte mitten in einen Stapel anderer Akten ein. Er trat zurück in sein Vorzimmer und griff ein unwichtiges Dokument des Tages hinaus, welches ihm zur Tarnung dienlich sein sollte. Dann löschte er das Licht und begab sich zurück zur Unterkunft...
Ein paar Stunden später, es musste kurz nach Mitternacht Standardzeit sein, erhob sich der Fahnenjunker. Vermutlich hatte er sogar ein paar Dutzend Minuten geschlafen. Wie ein kleines Kind rieb sich der Mann den Schlaf aus den Augen. Dann fasste er sich und legte einer Maschine gleich seine Uniform an. Er verließ seine Unterkunft im Stillen und schloss ohne einen Mucks zu machen diese ab. Seine Pistole hatte er fertiggeladen im Holster. Man mochte dies hinterfragen können, doch war dies auch nicht unbedingt unüblich für einen Vorgesetzten innerhalb eines Lagers, der unter Umständen seinen Pflichten in Form einer standrechtlichen Erschießung nachzukommen hatte. Mit leisen Sohlen machte sich Lysander rüber zum Stabsgebäude. Die Nachtwache ließ ihn ohne Widerworte passieren, als er verlautete, ihm fehle zur Vorbereitung des morgigen Tages noch eine Akte aus den Räumen seines Vorgesetzten. Als Adjutant war das eine billige und zugleich effektive Ausrede. Innerhalb des Gebäudes waren die Räume nicht weiter verschlossen. Nicht einmal alle Türen waren zu. Lysander ging in sein Vorzimmer und knipste dort eine einfache Schreibtischlampe an, damit die Wache draußen ein Stück des Schauspiels geboten bekam. Dann trat er ohne Umschweife in den dunklen Raum des Obersts und sah sich um. Er schaute verstohlen durch die Dossiers, die verstreut und teils gestapelt den Schreibtisch bevölkerten. Dabei bediente er sich lediglich des Lichts von draußen, das durch die Fenster schimmerte. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, doch der Aristokrat merkte sich die Reihenfolge der Unterlagen und legte sie sorgsam zurück. Auf einem Nebentisch am Fenster wurde er dann fündig. Der Name, nach dem er suchte, ließ sich auf einem verstärkten Pappeinband lesen. Darin ein paar lose Zettel eingelegt. Eine Sekunde stand er so am Fenster, ehe er zur Seite in den Schatten trat. Er nahm die Papiere heraus und legte die Akte mitten in einen Stapel anderer Akten ein. Er trat zurück in sein Vorzimmer und griff ein unwichtiges Dokument des Tages hinaus, welches ihm zur Tarnung dienlich sein sollte. Dann löschte er das Licht und begab sich zurück zur Unterkunft...