05-30-2013, 07:38 PM
Banks hatte sich den Unterboden angeschaut. Ohne eine Lampe tastete er mit seinen Handschuhen durch Fugen, inspizierte Achsbereich und Radkasten. Soweit nichts Auffälliges. Er nickte Joker zu, der fertig war und dem Herrn Hauptmann nun berichtete. Banks zog kurz einen seiner Handschuhe aus, um ihn zu richten. Sofort zog kalte Luft an die Haut und erinnerte den Halbcatachaner daran, wo er sich befand. Schnell stülpte der Mann die Dienstausrüstung zurück über die Bärenpranke. Dann nahm er sein Gewehr wieder in Vorhalte und sicherte vorübergehend den vom Hauptmann abgewandten Raum. Ihn beschlich ein komisches Gefühl. Irgendwie braute sich was zusammen. Banks war bisher noch nie von seinem Instinkt getäuscht worden, wenn Gefahr in Verzug war. Er sah sich um. Er hatte zwar gute Augen. Doch Dunkelheit und Gelände setzten da einem durchaus ihre Grenzen. Während in seinem Rücken weiter gesprochen wurde, kniete er neben dem Fahrzeug ab. Er wollte sich lieber nicht zu groß machen, wenn gleich etwas passierte. Im Vergleich zur Schwärze und Schweigsamkeit der Nacht glichen die Stimmen wie das Gebrüll jagender Großkatzen. Selbst Banks eigene Atemzüge kamen ihm ungeheuer laut vor. Er wusste jedoch, dass dies Teil der adrenergen Wirkung seiner Nebennieren war, die gerade massig ihr Stresshormon freisetzten. Banks war aufgeregt und es lief ihm kalt den Rücken runter. Erster feiner Schweiß bildete sich auf seiner Stirn aus. Sein Körper fuhr vorsorglich die Betriebsbereitschaft hoch. Muskeln spannten sich bereits, die Augen weiteten sich, was einer scharfen Weitsicht in dieser Dunkelheit nicht unbedingt zutrug. Die Herzfrequenz beschleunigte und pochte bis hinauf in den Hals. Seine Atmung folgte unmerklich nach. Im Inneren wurde die Verdauung eingestellt und Energiereserven verließen seine Leber. Die Gefäße verengten sich, um mit einem erhöhten Blutdruck die Versorgung der lebenswichtigen Organe unter Stress zu gewährleisten. Dann hielt der Gefreite es nicht länger aus. Er musste die übrigren warnen, doch dann krachte es durch die Nacht. Banks zuckte. So schnell wie der Schuss gefallen war, kehrte die Ruhe zurück. Alles war still. Es wurde nur wenig geatmet. Jemand schluckte unwillkürlich. Erst danach vernahm Banks das Splittern von Scherben und das Knirschen des Schnees. Ferron sank langsam in sich zusammen. Sein Gehirn selektierte weiter. Horn im Augenwinkel reichte aus, um Gedankenprozesse anzustoßen. Ohne befehlsgebenden Offizier waren sie hier draußen aufgeschmissen. Im Katzensprung kam der Schrank von Mann aus seiner Hocke hoch. Zwei schnelle Schritte brachten ihn zu seinem Vorgesetzten, den er hinter das Führungsfahrzeug stieß. Deckung!, zischte Banks allgemeingültig und etwas angestrengt, während er sich bereits wieder aufrappelte. Seine Masse abzubremsen, gleichsam in eine neue Richtung zu beschleunigen und dabei darauf zu achten, ein möglichst kleine Zielfläche zu bieten, erforderte eine Konzentration, die unter plötzlichem Stress nicht leicht fiel. Während er also aus Knielage hochstolperte, stieß Banks beiläufig den Ministerialen zur Seite, der ungelenk in die Gruppe der Zivilisten fiel. Diese begriffen und kauerten sich hinter ihr Fahrzeug. Unterdessen warf sich der Soldat erneut zu Boden und drehte Ferron auf die Seite. Der Aufklärer entsprach im Grunde Banks eigener Statur. Massige Muskeln warfen ihr Gewicht in die Waagschale. Auf dem Rücken gedreht konnte Banks seinen getroffenen Kameraden an der Koppel greifen, ohne ihm beim Schleifen das Gesicht völlig zu ruinieren. Mit einem ordentlichen Ruck beschleunigte der Halbcatachaner den anderen Fremdweltler und schaffte ihn zum Hauptmann hinter den Heckermann...