03-29-2013, 01:31 PM
Lysander ärgerte sich. Zehn Minuten hatte Frau Leutnant befohlen, hatte ihn die Dame gebeten, die wohlerzogene Adlige. Die Frau, die zu wissen schien, was sie wollte. Doch dieser Dämlack von Beamten war ihm in die Parade gefahren. Akten. Papierkram. Die Namen zweier Männer, die ohnehin bald tot waren. Eine reine Verschwendung, sich derer anzunehmen, solange man nicht deren Munition brauchte. Innerlich kochte Lysander über die unverfroren langweilige Stereotypität des tristen Sesselpupsers. Gerne hätte der junge Fahnenjunker den Mann angegangen, ihm seinen Platz gezeigt, ihn in die Schranken gewiesen. Leidlich waren Militär und Departmento einander kaum weisungsberechtigt. Lysander wäre wohl laut geworden, spätestens dann, wenn er seinen Spott nicht mehr hinterm Berg hätte halten können. Das Risiko, sich dem Herrn Oberst erklären zu müssen, war ihm zu groß gewesen. Einzeln zugeteilten Halunken musste man den Hintern nachtragen. Ob es einem passte oder nicht. Und entgegen seiner vornehmen Herkunft war es an ihm, sich um die Pflegefälle im Kielwasser des Streitkräfteführers zu kümmern. Lysander empfand, er müsste sich dringend mal mit den Paragraphen des Sterberechts auseinandersetzen.
Nach dieser leidigen Aktendurchforsterei war die Zeit nur so verronnen. Eine alte analoge Uhr an der Wand verriet ihm, dass eine halbe Stunde Standardzeit ins Land gezogen war. Während Lysander den Beamten wortlos aus dem Geschäftszimmer stieß, rümpfte er die Nase und zog unter raschen Schritten seinen Tuchrock zurecht. Im Vorzimmer der Frau Leutnant angekommen, fand er dieses verlassen vor. Eine Tasse stand neben einem scheinbar abgearbeiteten Aktenberg. Eine leichte Dampffahne reckte sich, aus dem Bodensatz bildend, müde dem Licht der Schreibtischlampe entgegen. Lysander war aufgeregt. Sein Herz schlug schneller und feiner Schweiß kühlte seinen Kopf am Haaransatz. Ein Blick herab genügte und der Offiziersanwärter stellte fest, dass seine Uniform makellos saß. Ein Tasten über seine akkurat gekämmte Frisur verriet dort nichts anderes. Der Stiefelputz brachte das Leder zum glänzen. Sein Pistolengurt nahm Maß und die Pistole war poliert. Soweit so gut. Der Puls beruhigte sich minimal, überschritt aber weiterhin den gewohnten Bereich. In der Ruhe vor dem Sturm ein Pochen in den Ohren des Mannes. Die Tür zum Büro der Frau Leutnant war geschlossen. Neben ihrer Stimme machte Lysander die eines Mannes aus. Entweder dick und verlebt oder groß und stark geraten. Es ging nach außen wirkend zivilisiert zu. Die geschlossene Tür verriet dem Aristoi aber auch andere Möglichkeiten. Der Fahnenjunker nahm an, längst bemerkt worden zu sein. Trotzdem kündete er sich mit dem Zusammenschlagen seiner Hacken an, ehe er klopfte. Er ertappte sich schon, wie seine Hand nach der Türklinke griff, bevor man ihn hereingebeten hatte. Nur die Ruhe! Benimm dich!, ermahnte sich Yllyus selbst und verfluchte zugleich seine Aufregung. Mit etwas Mühe nahm er sich zusammen und wartete angemessen...
Nach dieser leidigen Aktendurchforsterei war die Zeit nur so verronnen. Eine alte analoge Uhr an der Wand verriet ihm, dass eine halbe Stunde Standardzeit ins Land gezogen war. Während Lysander den Beamten wortlos aus dem Geschäftszimmer stieß, rümpfte er die Nase und zog unter raschen Schritten seinen Tuchrock zurecht. Im Vorzimmer der Frau Leutnant angekommen, fand er dieses verlassen vor. Eine Tasse stand neben einem scheinbar abgearbeiteten Aktenberg. Eine leichte Dampffahne reckte sich, aus dem Bodensatz bildend, müde dem Licht der Schreibtischlampe entgegen. Lysander war aufgeregt. Sein Herz schlug schneller und feiner Schweiß kühlte seinen Kopf am Haaransatz. Ein Blick herab genügte und der Offiziersanwärter stellte fest, dass seine Uniform makellos saß. Ein Tasten über seine akkurat gekämmte Frisur verriet dort nichts anderes. Der Stiefelputz brachte das Leder zum glänzen. Sein Pistolengurt nahm Maß und die Pistole war poliert. Soweit so gut. Der Puls beruhigte sich minimal, überschritt aber weiterhin den gewohnten Bereich. In der Ruhe vor dem Sturm ein Pochen in den Ohren des Mannes. Die Tür zum Büro der Frau Leutnant war geschlossen. Neben ihrer Stimme machte Lysander die eines Mannes aus. Entweder dick und verlebt oder groß und stark geraten. Es ging nach außen wirkend zivilisiert zu. Die geschlossene Tür verriet dem Aristoi aber auch andere Möglichkeiten. Der Fahnenjunker nahm an, längst bemerkt worden zu sein. Trotzdem kündete er sich mit dem Zusammenschlagen seiner Hacken an, ehe er klopfte. Er ertappte sich schon, wie seine Hand nach der Türklinke griff, bevor man ihn hereingebeten hatte. Nur die Ruhe! Benimm dich!, ermahnte sich Yllyus selbst und verfluchte zugleich seine Aufregung. Mit etwas Mühe nahm er sich zusammen und wartete angemessen...