02-22-2013, 05:58 PM
Gefechtsstand und Stabsabteilung/ Büro von Leutnant von Skallen
Im Posteingangsfach auf Karins Schreibtisch stapelten sich die Dokumente.
Wer glaubte in einem Felseinsatz blieb der Papierkram zurück und kurze Meldewege lösten die Bürokratie ab, der irrte gewaltig. Noch bevor sie überhaupt in den kleinen Raum eintreten konnte, der vor der Requirierung durch die PVS das Büro eines Versorgungsoffiziers gewesen war, fing sie der Gefreite des Vorzimmers ab. Der Mann, um die zwanzig Jahre vielleicht, salutierte und machte penibel genau Meldung. Er war Karin seit ihrer Ankunft auf Horning als Schreibstubensoldat zugeteilt und hatte schnell gelernt wie er sich zu verhalten hatte um Ärger zu vermeiden. Somit war er wohl einer der korrektesten Mannschaftsdienstgrade im ganzen Lager der PVS. Seine Stiefel waren stets auf Hochglanz poliert, seine Uniform saß immer tadellos. Karin hatte ihren Kaffee unaufgefordert zur gewünschten Zeit am Platz und die Konversation beschränkte sich auf wesentliche, somit dienstliche Angelegenheiten. Dem Gefreiten war eine übergenaue Vorgesetzte, in einer warmen Schreibstube, lieber als ein nachsichtiger Offizier in einem Schützengraben.
Keine besonderen Vorkommnisse, Frau Leutnant. Die Listen mit den ausstehenden Versorgungsmaterialien sind eingetroffen, zwei Anrufe von Leutnant Schiller, aus der Dritten. Es geht um die Einteilung der Flugpläne, ich habe gesagt sie rufen zurück sobald sie dafür Zeit finden. Oberst Bronkowitz hat zwei Marschrouten entworfen und verlangt das sie noch einmal drüber sehen und gegenzeichnen, damit sie morgen früh an die Einheiten rausgehen können. Der Kapitän des Luftschiffes hat die Verlegepläne ins Landesinnere geschickt und bittet um schnellstmögliche Bestätigung. Liegt alles in ihrem Posteingang.
Ich habe die Übersichtskarte in ihrem Büro aktualisiert und in dem Thermogeschirr auf ihrem Schreibtisch steht etwas Suppe von der Abendverpflegung.
Ach ja, ein persönlicher Brief ist auch dabei.
Aus Gohmor.
Liegt oben auf.
Damit begab sich der PVSler wieder an seinen eigenen Schreibtisch zurück, wo ein nicht minder umfangreicher Papierberg auf ihn wartete.
Wie sich offenbarte war der Brief aus Gohmor vom Hause Orsius abgeschickt. Genauer gesagt aus einer der privaten Wohneinheiten. Die diversen Poststempel deuteten darauf hin das er eine beachtliche Odyssee hinter sich hatte, bis er schließlich beim Feldpostamt der Armee gelandet war.
Der Absender war ein gewisser Obedey Orsius. Niemand der im Haus unter diesen Namen existierte war bekannt. Eine geschwungene Handschrift zierte mehrere Blätter edlen Briefbogenpapiers, wie es eine Privatperson für seine Korrespondenz verwenden würde.
Meine liebste Nichte.
Endlich komme ich dazu dir zu schreiben und dir ein paar Neuigkeiten aus der Heimat mitzuteilen.
Ein Aktivierungsbrief, Nachrichtenübermittlung der alten Schule. Gewiss gab es sichere Wege der Kommunikation, doch oftmals waren die einfachen Methoden die besten. Der erste Absatz, der sich in belanglosen Begrüßungsfloskeln erging, war dazu gedacht anzugeben wo sich die Stellen mit den relevanten Informationen finden ließen.
Wenn du den Brief in Händen hältst, sind wir schon am Strand angekommen.
Ein Urlaub war auch längst überfällig. Gerne hätte ich es gesehen das du dich während meiner Abwesenheit um meine Haustiere kümmerst, ganz so wie beim letzten mal. Tatsächlich gibst du eine hervorragende Schlangenmutter ab.
In meiner kleinen Kolonie gibt es auch schon wieder Nachwuchs und ich bin wahrlich Stolz so seltene Tiere bekommen zu haben. Ein Taipan, eine Mamba, Viper und Kobra sind bereits geschlüpft und gedeihen prächtig. Der Händler der sie mir verkaufte, ein gewisser Sergej Makarenko, hat mir wirklich einen Vorzugspreis eingeräumt. Wenn du von deinem Abenteuern in der Fremde zurück bist musst du sie dir unter allen Umständen einmal ansehen. Im weiteren Verlauf umrissen folgende Floskeln und scheinbar oberflächliches Gerede, dass es bei Karin lag mit den eingetroffenen Kräften Kontakt aufzunehmen und sie den eigenen Kopf anstrengen musste um dies bei der unüberschaubaren Anzahl an Pilgern zu bewerkstelligen. Das Schlüsselwort war im letzten Absatz verborgen, welcher die Begebenheit auf einem Empfang zu schildern schien.
Ich denke nicht das du dich noch an ihn erinnerst, so klein wie du damals warst. Wir dienten damals beide bei den Haustruppen und haben so manche Schlacht zusammen erlebt. Ich stehe also mit deiner Tante im Saal und tue so als würde mich das Geschwätz des Redners interessieren. Da höre ich hinter mir wie jemand sagt. „Ein Mitglied des Haus Siris ist nur auf zwei Arten zu gebrauchen.“ Mir tritt ein großes Grinsen ins Gesicht und ohne mich umzudrehen antworte ich: „Wenn es tot ist, oder im Sterben liegt und verraten kann wo seine Freunde sind.“ Das war ein soldatischer Scherz zwischen uns in jüngeren Jahren, musst du wissen. Wir sind uns dann herzlich in die Arme gefallen und der Rest des Abends war mit Anekdoten und alten Erinnerungen gefüllt. Nun schloss sich wieder eine Passage an die nur als Lückenfüller diente und lediglich die Schlussworte beinhalteten noch etwas von Interesse.
...alle guten Wünsche von deiner Tante und mir. Pass gut auf die auf und halte den Kopf unten wenn es dort Ärger gibt. Ich versuche dich aus dem Urlaub zu erreichen, doch kann ich noch nicht sagen auf welchem Wege, da die Post zuweilen recht unzuverlässig sein kann.
In Liebe, dein Onkel Obedey
Im Posteingangsfach auf Karins Schreibtisch stapelten sich die Dokumente.
Wer glaubte in einem Felseinsatz blieb der Papierkram zurück und kurze Meldewege lösten die Bürokratie ab, der irrte gewaltig. Noch bevor sie überhaupt in den kleinen Raum eintreten konnte, der vor der Requirierung durch die PVS das Büro eines Versorgungsoffiziers gewesen war, fing sie der Gefreite des Vorzimmers ab. Der Mann, um die zwanzig Jahre vielleicht, salutierte und machte penibel genau Meldung. Er war Karin seit ihrer Ankunft auf Horning als Schreibstubensoldat zugeteilt und hatte schnell gelernt wie er sich zu verhalten hatte um Ärger zu vermeiden. Somit war er wohl einer der korrektesten Mannschaftsdienstgrade im ganzen Lager der PVS. Seine Stiefel waren stets auf Hochglanz poliert, seine Uniform saß immer tadellos. Karin hatte ihren Kaffee unaufgefordert zur gewünschten Zeit am Platz und die Konversation beschränkte sich auf wesentliche, somit dienstliche Angelegenheiten. Dem Gefreiten war eine übergenaue Vorgesetzte, in einer warmen Schreibstube, lieber als ein nachsichtiger Offizier in einem Schützengraben.
Keine besonderen Vorkommnisse, Frau Leutnant. Die Listen mit den ausstehenden Versorgungsmaterialien sind eingetroffen, zwei Anrufe von Leutnant Schiller, aus der Dritten. Es geht um die Einteilung der Flugpläne, ich habe gesagt sie rufen zurück sobald sie dafür Zeit finden. Oberst Bronkowitz hat zwei Marschrouten entworfen und verlangt das sie noch einmal drüber sehen und gegenzeichnen, damit sie morgen früh an die Einheiten rausgehen können. Der Kapitän des Luftschiffes hat die Verlegepläne ins Landesinnere geschickt und bittet um schnellstmögliche Bestätigung. Liegt alles in ihrem Posteingang.
Ich habe die Übersichtskarte in ihrem Büro aktualisiert und in dem Thermogeschirr auf ihrem Schreibtisch steht etwas Suppe von der Abendverpflegung.
Ach ja, ein persönlicher Brief ist auch dabei.
Aus Gohmor.
Liegt oben auf.
Damit begab sich der PVSler wieder an seinen eigenen Schreibtisch zurück, wo ein nicht minder umfangreicher Papierberg auf ihn wartete.
Wie sich offenbarte war der Brief aus Gohmor vom Hause Orsius abgeschickt. Genauer gesagt aus einer der privaten Wohneinheiten. Die diversen Poststempel deuteten darauf hin das er eine beachtliche Odyssee hinter sich hatte, bis er schließlich beim Feldpostamt der Armee gelandet war.
Der Absender war ein gewisser Obedey Orsius. Niemand der im Haus unter diesen Namen existierte war bekannt. Eine geschwungene Handschrift zierte mehrere Blätter edlen Briefbogenpapiers, wie es eine Privatperson für seine Korrespondenz verwenden würde.
Meine liebste Nichte.
Endlich komme ich dazu dir zu schreiben und dir ein paar Neuigkeiten aus der Heimat mitzuteilen.
Ein Aktivierungsbrief, Nachrichtenübermittlung der alten Schule. Gewiss gab es sichere Wege der Kommunikation, doch oftmals waren die einfachen Methoden die besten. Der erste Absatz, der sich in belanglosen Begrüßungsfloskeln erging, war dazu gedacht anzugeben wo sich die Stellen mit den relevanten Informationen finden ließen.
Wenn du den Brief in Händen hältst, sind wir schon am Strand angekommen.
Ein Urlaub war auch längst überfällig. Gerne hätte ich es gesehen das du dich während meiner Abwesenheit um meine Haustiere kümmerst, ganz so wie beim letzten mal. Tatsächlich gibst du eine hervorragende Schlangenmutter ab.
In meiner kleinen Kolonie gibt es auch schon wieder Nachwuchs und ich bin wahrlich Stolz so seltene Tiere bekommen zu haben. Ein Taipan, eine Mamba, Viper und Kobra sind bereits geschlüpft und gedeihen prächtig. Der Händler der sie mir verkaufte, ein gewisser Sergej Makarenko, hat mir wirklich einen Vorzugspreis eingeräumt. Wenn du von deinem Abenteuern in der Fremde zurück bist musst du sie dir unter allen Umständen einmal ansehen. Im weiteren Verlauf umrissen folgende Floskeln und scheinbar oberflächliches Gerede, dass es bei Karin lag mit den eingetroffenen Kräften Kontakt aufzunehmen und sie den eigenen Kopf anstrengen musste um dies bei der unüberschaubaren Anzahl an Pilgern zu bewerkstelligen. Das Schlüsselwort war im letzten Absatz verborgen, welcher die Begebenheit auf einem Empfang zu schildern schien.
Ich denke nicht das du dich noch an ihn erinnerst, so klein wie du damals warst. Wir dienten damals beide bei den Haustruppen und haben so manche Schlacht zusammen erlebt. Ich stehe also mit deiner Tante im Saal und tue so als würde mich das Geschwätz des Redners interessieren. Da höre ich hinter mir wie jemand sagt. „Ein Mitglied des Haus Siris ist nur auf zwei Arten zu gebrauchen.“ Mir tritt ein großes Grinsen ins Gesicht und ohne mich umzudrehen antworte ich: „Wenn es tot ist, oder im Sterben liegt und verraten kann wo seine Freunde sind.“ Das war ein soldatischer Scherz zwischen uns in jüngeren Jahren, musst du wissen. Wir sind uns dann herzlich in die Arme gefallen und der Rest des Abends war mit Anekdoten und alten Erinnerungen gefüllt. Nun schloss sich wieder eine Passage an die nur als Lückenfüller diente und lediglich die Schlussworte beinhalteten noch etwas von Interesse.
...alle guten Wünsche von deiner Tante und mir. Pass gut auf die auf und halte den Kopf unten wenn es dort Ärger gibt. Ich versuche dich aus dem Urlaub zu erreichen, doch kann ich noch nicht sagen auf welchem Wege, da die Post zuweilen recht unzuverlässig sein kann.
In Liebe, dein Onkel Obedey