02-16-2013, 02:53 AM
Kommandantur
Anerkennenden, festen Händedrucks verabschiedete sie sich aus dem gezwungen formellen Dialog mit einem pausbäckigen Diakon des Kardinal. In den stetig anschwellenden Reihen der Kreuzfahrer fand diese Bezeichnung ihr militärisches Pendant im Rang eines Majors. Unzweifelhaft hatte dieser Mann noch niemals zuvor eine Pistole auch nur schief aus dem eingeengten Augenwinkel heraus angesehen haben, dennoch führte er mehrere Hundertschaften todeswilliger Probanden. Welch simple Ironie dies doch wieder einmal war, bigottische Fanatiker einer Seite schlugen bigottischen Fanatikern, welche noch dazu unter der keimenden Pestilenz des freien Geistes vegetierten, den rückgratlosen Schädel ein. Dies zum Wohle eines nicht ratifizierten Kardinals, was die Gesamtsituation noch etwas abstruser werden ließ. Widerrechtlich oder nicht, beide Seiten verfügten über ausreichend Kombattanten um mindestens eine halbe Generation lang die Waffenindustrie zu beschäftigen. Was wiederum für das Haus Orsius einen nicht unerheblichen Vorteil brachte, sei es durch Exporte oder steigende Nachfrage innerhalb der Makropole Gohmor selbst. Die wirtschaftliche und politische Destabilisation des gesamten südlichen Kontinents ging also mit dem Fortschritt seines Gegenpols einher, so zumindest die Theorie. Praktisch bedeutete ein rascher Sieg der nördlichen Allianz etwa soviel wie ein Erfolg der Fraktion des Gouverneurs. Also eine Überhöhung des nichtsnutzigen Speichelleckers und seiner Lakaien.
Bronkowitz wiederum vergnügte sich in inniger Zweisamkeit, also in sachtem halbfreundschaftlichem Geplänkel mit dem stellvertretenden Oberkommandierenden der Kreuzfahrer. Die ihn umgebende Schicht aus getreuen Hetairoi, aus ehemaligen oder derzeitigen Kampfgefährten, löste sich allmählich, schleppend und träge wie abfließende Schlacke, auf. Dennoch war diese Bewegung kontinuierlich, zwei, drei, wieder zwei, bei dieser Geschwindigkeit würde sich der Raum in etwa zwanzig Minuten vollständig geleert haben, spätestens jedoch nach Austritt des besagten Obersts. Diesem nebensächlichen Umstand war es jedoch zu verdanken, dass ihr abermals der Fahnenjunker ins Auge stach. Eben jene vor allem. Ungeniert, weitab des herkömmlichen Protokolls unternahm er genau das was man erwartete, nämlich im exakt bemessenen Abstand verfolgten seine Pupillen ihre relative Marschrichtung, dabei gab er sich sichtlich wenig mühe, jedenfalls was die Verborgenheit anging. Was sich nun eben zwischen sie gesellt hatte war ein alter Knappe, ein Gedienter mit goldenem Kettchen am in der zusammengekniffenen Augenhöhle getragenen Monokel. Der Bursche erwies sich durchwegs als lästig, wohl an die siebenundsechzig Lenze, drapierte er sich exakt vor ihr, einen sachten, behandschuhten Händedruck später hatte sie sich dessen Präsenz zwar entledigt, merkte aber dennoch seine Aufmerksamkeit auf sich ruhen. Priorität, unwichtig. Möglicherweise würde sein Veteranenstatus ihn nicht in die unmittelbar erste Schlachtenlinie befördern, ihn aber auch sicherlich nicht vor dem Schicksal des Artilleriebeschusses bewahren. Nun also Lysander, zum Zweiten. Wiederum waren es die grauen Iriden welche sich wohl auf ein mentales, waffenloses Duell mit den ihrigen einließen. Sie beschloss dieses anzunehmen, interessiert an seiner vordergründigen Reaktion, sowie an seinem weiteren Verhalten. Tatsächlich schien er eine Weile auszuharren, wohl doch ein brauchbares Individuum, kein verkümmertes Bürschchen wie der Rest der in diesem Saale versammelten Herrschaften. Nun war sie sich sicher das keine andere Persönlichkeit mehr innerhalb der akustischen Reichweite war, sie standen gar etwas abseits. Nicht auffällig, nur sekludiert, umgeben von geschwätzigen, älteren Männern. Mochten sie palavern.
„Fahnenjunker Yllyus Lysander, wie man annehmen darf?“, sie zog sich bereits während des ersten Atemzuges den Handschuh von der Rechten, bot ihm diese dann formell an, „Von der Zehnten, wie mir zugetragen wurde? Sie finden mich überrascht.“, eine theatralische Ausschmückung fragwürdigen Gehalts, vollkommen unwahr, aber an sich hervorragend gespielt, genau abgestimmt, der Schein wurde gewahrt, „Mir wurde zugetragen das lediglich Fremdweltler in dieser Kompanie dienen würden. Möglicherweise kehrt doch noch militärisches Statut in diesen „Gewalthaufen“ ein. Wir wurden noch nicht vorgestellt. Karin von Skallen, 9te Infanteriekompanie. Es wird mir ein persönliches Vergnügen sein, gemeinsam mit Ihnen im Stab zu dienen.“, dann deutlich gedämpfter, „In geschätzten siebzehn Minuten wird sich diese Versammlung versprengen. Ich werde diese Halle in exakt zwei Minuten verlassen, werde mein provisorisches Büro aufsuchen. In zehn Minuten werden sie mir nachfolgen, unauffällig. Achten Sie darauf das Sie keiner verfolgt.“, sie ließ seine Hand los, dann wiederum deutlicher hörbar, selbst für den nächststehenden Stabsunteroffizier, „Trefflich, trefflich Fahnenjunker, für wahr. Wer hätte nur gedacht, dass Sie über eine derart weitreichende Kenntnis der Wasserlandung verfügen. Zweifelsohne ein Vorteil bei diesem Manöver, ich werde auf Ihre fachliche Kompetenz zurückgreifen. Sie entschuldigen mich?“, was nun folgte glich mehr einer ausbalancierten Pirouette, der linke Fuß leicht schwebend, der andere Absatz fest aufgesetzt, militärisch hervorragend. Dennoch ungezwungen und in Anbetracht der Gesellschaft unauffällig. Anschließend verließ sie wie angekündigt die Versammlung, schlug dabei die allgemeine Richtung der Büros ein.
Anerkennenden, festen Händedrucks verabschiedete sie sich aus dem gezwungen formellen Dialog mit einem pausbäckigen Diakon des Kardinal. In den stetig anschwellenden Reihen der Kreuzfahrer fand diese Bezeichnung ihr militärisches Pendant im Rang eines Majors. Unzweifelhaft hatte dieser Mann noch niemals zuvor eine Pistole auch nur schief aus dem eingeengten Augenwinkel heraus angesehen haben, dennoch führte er mehrere Hundertschaften todeswilliger Probanden. Welch simple Ironie dies doch wieder einmal war, bigottische Fanatiker einer Seite schlugen bigottischen Fanatikern, welche noch dazu unter der keimenden Pestilenz des freien Geistes vegetierten, den rückgratlosen Schädel ein. Dies zum Wohle eines nicht ratifizierten Kardinals, was die Gesamtsituation noch etwas abstruser werden ließ. Widerrechtlich oder nicht, beide Seiten verfügten über ausreichend Kombattanten um mindestens eine halbe Generation lang die Waffenindustrie zu beschäftigen. Was wiederum für das Haus Orsius einen nicht unerheblichen Vorteil brachte, sei es durch Exporte oder steigende Nachfrage innerhalb der Makropole Gohmor selbst. Die wirtschaftliche und politische Destabilisation des gesamten südlichen Kontinents ging also mit dem Fortschritt seines Gegenpols einher, so zumindest die Theorie. Praktisch bedeutete ein rascher Sieg der nördlichen Allianz etwa soviel wie ein Erfolg der Fraktion des Gouverneurs. Also eine Überhöhung des nichtsnutzigen Speichelleckers und seiner Lakaien.
Bronkowitz wiederum vergnügte sich in inniger Zweisamkeit, also in sachtem halbfreundschaftlichem Geplänkel mit dem stellvertretenden Oberkommandierenden der Kreuzfahrer. Die ihn umgebende Schicht aus getreuen Hetairoi, aus ehemaligen oder derzeitigen Kampfgefährten, löste sich allmählich, schleppend und träge wie abfließende Schlacke, auf. Dennoch war diese Bewegung kontinuierlich, zwei, drei, wieder zwei, bei dieser Geschwindigkeit würde sich der Raum in etwa zwanzig Minuten vollständig geleert haben, spätestens jedoch nach Austritt des besagten Obersts. Diesem nebensächlichen Umstand war es jedoch zu verdanken, dass ihr abermals der Fahnenjunker ins Auge stach. Eben jene vor allem. Ungeniert, weitab des herkömmlichen Protokolls unternahm er genau das was man erwartete, nämlich im exakt bemessenen Abstand verfolgten seine Pupillen ihre relative Marschrichtung, dabei gab er sich sichtlich wenig mühe, jedenfalls was die Verborgenheit anging. Was sich nun eben zwischen sie gesellt hatte war ein alter Knappe, ein Gedienter mit goldenem Kettchen am in der zusammengekniffenen Augenhöhle getragenen Monokel. Der Bursche erwies sich durchwegs als lästig, wohl an die siebenundsechzig Lenze, drapierte er sich exakt vor ihr, einen sachten, behandschuhten Händedruck später hatte sie sich dessen Präsenz zwar entledigt, merkte aber dennoch seine Aufmerksamkeit auf sich ruhen. Priorität, unwichtig. Möglicherweise würde sein Veteranenstatus ihn nicht in die unmittelbar erste Schlachtenlinie befördern, ihn aber auch sicherlich nicht vor dem Schicksal des Artilleriebeschusses bewahren. Nun also Lysander, zum Zweiten. Wiederum waren es die grauen Iriden welche sich wohl auf ein mentales, waffenloses Duell mit den ihrigen einließen. Sie beschloss dieses anzunehmen, interessiert an seiner vordergründigen Reaktion, sowie an seinem weiteren Verhalten. Tatsächlich schien er eine Weile auszuharren, wohl doch ein brauchbares Individuum, kein verkümmertes Bürschchen wie der Rest der in diesem Saale versammelten Herrschaften. Nun war sie sich sicher das keine andere Persönlichkeit mehr innerhalb der akustischen Reichweite war, sie standen gar etwas abseits. Nicht auffällig, nur sekludiert, umgeben von geschwätzigen, älteren Männern. Mochten sie palavern.
„Fahnenjunker Yllyus Lysander, wie man annehmen darf?“, sie zog sich bereits während des ersten Atemzuges den Handschuh von der Rechten, bot ihm diese dann formell an, „Von der Zehnten, wie mir zugetragen wurde? Sie finden mich überrascht.“, eine theatralische Ausschmückung fragwürdigen Gehalts, vollkommen unwahr, aber an sich hervorragend gespielt, genau abgestimmt, der Schein wurde gewahrt, „Mir wurde zugetragen das lediglich Fremdweltler in dieser Kompanie dienen würden. Möglicherweise kehrt doch noch militärisches Statut in diesen „Gewalthaufen“ ein. Wir wurden noch nicht vorgestellt. Karin von Skallen, 9te Infanteriekompanie. Es wird mir ein persönliches Vergnügen sein, gemeinsam mit Ihnen im Stab zu dienen.“, dann deutlich gedämpfter, „In geschätzten siebzehn Minuten wird sich diese Versammlung versprengen. Ich werde diese Halle in exakt zwei Minuten verlassen, werde mein provisorisches Büro aufsuchen. In zehn Minuten werden sie mir nachfolgen, unauffällig. Achten Sie darauf das Sie keiner verfolgt.“, sie ließ seine Hand los, dann wiederum deutlicher hörbar, selbst für den nächststehenden Stabsunteroffizier, „Trefflich, trefflich Fahnenjunker, für wahr. Wer hätte nur gedacht, dass Sie über eine derart weitreichende Kenntnis der Wasserlandung verfügen. Zweifelsohne ein Vorteil bei diesem Manöver, ich werde auf Ihre fachliche Kompetenz zurückgreifen. Sie entschuldigen mich?“, was nun folgte glich mehr einer ausbalancierten Pirouette, der linke Fuß leicht schwebend, der andere Absatz fest aufgesetzt, militärisch hervorragend. Dennoch ungezwungen und in Anbetracht der Gesellschaft unauffällig. Anschließend verließ sie wie angekündigt die Versammlung, schlug dabei die allgemeine Richtung der Büros ein.