07-15-2012, 11:14 PM
Bei den Wracks, die Tolin aufgefallen waren, handelte es sich um drei ehemalige Fischerboote. Wurmstichige Nussschalen deren rostigen Aufbauten und gefaulten Planken kaum dem Beschuss von Lasergewehren würden standhalten können. Das die Seefahrzeuge hier auf dem trockenen Land lagen mutete wie das einfallslose Werk eines Surrealisten an, deutete aber in Wirklichkeit nur auf die Frühjahresüberschwemmung hin, welche den Boden auf dem sie schritten zum Meeresgrund werden ließ.
Auch die Dammstadt zeigte unverkennbare Anzeichen. Nun da die Soldaten näher kamen und die Masse der befestigten Siedlung das letzte Zwielicht der untergehenden Sonne verschluckte, wurden die Suchscheinwerfer der Linux eingeschaltet und zuckten wie nervöse Lichtfinger an der schräg ansteigenden Fundamentsmauer empor. Hier zeigten sich die Zeichen des Ozeans in Form einer dicken Schicht abgestorbener Algen sowie der Anordnung der Tore. Neben dem Hauptportal, auf welches sie just in diesem Augenblick zuhielten, gab es diverse, höher gelegene Zugänge, welche nur zu Zeiten der Flut mit Schiffen frequentiert werden konnten.
Das Haupttor selbst bestand aus rostfreiem Stahl, in welchen eine Fabelfigur graviert wurden war. Ein absonderliches Wesen, halb Fisch und halb Mensch, die Gesichtszüge dabei jedoch merkwürdig entstellt, so als wäre der Künstler bemüht gewesen seinem Geschöpf den Anschein von Plausibilität zu verleihen und es tatsächlich an die Untiefen lichtloser Gewässer anzupassen.
Ganz bestimmt ein Überbleibsel alten Aberglaubens, wie er an diesen abgelegenen Orten so oft bruchstückhaft überdauerte, ohne das jemand ihre einstige Bedeutung noch zu deuten vermochte.
Die Kreatur spaltete sich der Länge nach als das Tor schwerfällig auseinander glitt und den Blick auf das gähnende Schwarz des dahinter liegenden Schleusenbereichs frei gab. Zwei Männer traten ins Licht der Fahrzeugscheinwerfer. Bärtige Hünen mit pockennarbigen Gesichtern, jeder eine Maschinenpistole vor der Brust. Ihre dunkle Kleidung war der Witterung angepasst und es ließ sich nicht sagen ob sie unter den groben Schlechtwettermänteln Schusswesten verbargen. Van Horn trat auf sie zu und wechselte kurze Worte mit einem der beiden, deren Inhalt den anderen Soldaten ob der lauten Motoren der Radpanzer verborgen blieben. Dann gab der Hauptmann ein knappes Handzeichen und die Fahrzeuge ruckten an um, von den Soldaten zu beiden Seiten flankiert, in die Stadt einzurollen.
Die Wächter blieben zurück während sich der Schlamm unter den Füßen der PVSler in eine gepflasterte Straße verwandelte.
Netzen zeigte sich von einem feinen Nebelgespinst durchwarbert, eine Folge von Kälte und Feuchtigkeit, welche hier auf die Wärme einer bewohnten Siedlung stießen. Freilich half das Wissen darum wenig den beklemmenden Eindruck der leeren Straße abzumildern. Die Natriumdampflampen der Straßenbeleuchtung verbreiteten kaum mehr als ein trübes Gloßen und keine Menschenseele zeigte sich auf der Gasse. Sicherlich hatte man die direkte Zufahrt für die Bewohner gesperrt und ein reibungsloses Durchkommen der Besucher, ob geliebt oder ungeliebt, zu garantieren.
Dem Ort haftete ein Geruch nach Fischfang und nach stetiger Nässe an. Eine unterschwellige Ausdünstung die mehr war als eine wetterbedingte Erscheinung. Jahrzehnte, oder gar Jahrhunderte der Verbundenheit zum Meer und seinen Gaben hatten das Odeur tief in die Substanz Netzens eingegraben. Die Nässe lag wie ein Schleier über den von Alter geschwärzten Backsteinmansarden und schmucklosen Fabrikanlagen. Die kleinen Butzenscheiben der Behausungen blinzelten auf die Soldaten nieder und es gehörte nicht einmal die Erfahrung jener dazu die gegen den Hexenzirkel in Reichenfang gekämpft hatten um Übelwollendes hinter den maroden Fassaden zu vermuten. Wer konnte schon sagen welche Sünden in einer derart abgeschiedenen Gemeinde gedeihen mochte, ob Gebete zur richtigen Zeit und an den richtigen Adressaten gesprochen wurden. Rechtschaffender Glaube kehrt sich an solchen Orten rasch zu eigenbrötlerischer Entartung und ungesundem Puritanismus.
Gedämpft echoten die Stiefelschritte von dem umgebenden Mauern wieder und es schien als wäre die ganze Stadt unbewohnt, die beiden Wächter am Tor nur Teil einer perfiden Fassade.
Natürlich waren solche Gedanken der Umgebung und der nicht eben erbaulichen Reise hierher geschuldet und zu leicht vermochten überreizte Gemüter huschende Schatten im Nebel erkennen, welche sich jedoch als Phantome entpuppten, sobald der Scheinwerfer des Führungsfahrzeuges sie zu ergreifen versuchte.
Sie erreichten einen Platz, auf dessen Mitte ein lokaler Held oder ein wenig beachteter Heiliger in Form einer Statur dargestellt war. Auch dieser Platz war verwaist, doch an der ihnen gegenüber liegenden Seite erhob sich ein Haus von herrschaftlichem Aussehen und die beleuchteten Fenster vermittelten mehr Freundlichkeit als es alle Gebäude ihres Herweges zusammen getan hatten.
Die Flügeltür war weit geöffnet und mehrere Silhouetten zeichneten sich vor dem warmen Licht ab.
In dem Tor zum ummauerten Grundstück stand ein Bediensteter, wohl mit dem Auftrag die beiden Panzer auf das Gelände zu manövrieren. Doch van Horn gestattete dies nur für eines der Fahrzeuge, das andere befahl er seitlich vom Eingang Stellung zu beziehen, so das es den Platz und die darauf einmündenden Straßen absichern könnte.
Wie sich herausstellte waren die beiden wartenden Personen niemand geringeres als der Bürgermeister und seine Gattin. Auch dem Führer Netzens sah man seine Herkunft an, doch waren die Fettleibigkeit des Wohlstandes dabei den robusten Körperbau abzulösen. Die Arme in der Fell gefütterten Jacke wurden herzlich ausgebreitet und beringte Hände schüttelten die Rechte des Hauptmannes. Man bedeutete ihm sogleich mitzukommen, die unangenehme Nacht auszusperren und den wichtigen Grund seines Hierseins zu besprechen. Auch für die tapferen Krieger Gohmors sollte gesorgt werden, Diener seien bereits unterwegs um für Verköstigung zu sorgen.
Van Horn wartet ebenfalls mit großer Freundlichkeit auf, gesellte sich jedoch nicht gleich zum Bürgermeister, sondern trat auf den Hof zurück und versammelte Männer und Frauen um sich. Als er sprach war er darauf bedacht das der geduldig wartende Herr der Stadt die Worte nicht mitbekamen, welche allein für die Ohren der Soldaten bestimmt waren.
So weit so gut!
Wir sind hier ohne das man auf uns geschossen hat und der Empfang war bis jetzt herzlich.
Natürlich müssen wir Augen und Ohren weiter offen halten. Ich werde mit dem Bürgermeister erst einmal das Grundlegende bereden, unsere Erwartungen und möglichen Zugeständnisse offenlegen. Wollen sehen ob er dann auch noch so erpicht darauf ist seinen besten Tropfen mit mir zu teilen.
Sie bleiben hier, Gewehr bei Fuß.
Ein Mann permanent am Funk, eins der Fahrzug-MGs permanent besetzt.
Wir wollen die Leute nicht erschrecken oder kränken, aber die Eigensicherung wird auf keinen Fall vernachlässigt. Das bedeutet das es in Ordnung ist wenn sie eine rauchen oder angebotenes Essen annehmen, der Bürgermeister erwähnte ja etwas in die Richtung. Aber niemand schläft, niemand legt seine Waffe ab und niemand stromert allein durch die Gegend. Ich werde sie nach der ersten Unterredung so schnell wie möglich wieder aufsuchen und klarere Weisung geben.
Also dann, bleiben sie wachsam.
Damit schlug er dem Mann neben sich auf die Schulter und gesellte sich wieder zum Bürgermeister und seiner Frau. Gemeinsam verschwanden sie im Inneren des Gebäudes.
Auch die Dammstadt zeigte unverkennbare Anzeichen. Nun da die Soldaten näher kamen und die Masse der befestigten Siedlung das letzte Zwielicht der untergehenden Sonne verschluckte, wurden die Suchscheinwerfer der Linux eingeschaltet und zuckten wie nervöse Lichtfinger an der schräg ansteigenden Fundamentsmauer empor. Hier zeigten sich die Zeichen des Ozeans in Form einer dicken Schicht abgestorbener Algen sowie der Anordnung der Tore. Neben dem Hauptportal, auf welches sie just in diesem Augenblick zuhielten, gab es diverse, höher gelegene Zugänge, welche nur zu Zeiten der Flut mit Schiffen frequentiert werden konnten.
Das Haupttor selbst bestand aus rostfreiem Stahl, in welchen eine Fabelfigur graviert wurden war. Ein absonderliches Wesen, halb Fisch und halb Mensch, die Gesichtszüge dabei jedoch merkwürdig entstellt, so als wäre der Künstler bemüht gewesen seinem Geschöpf den Anschein von Plausibilität zu verleihen und es tatsächlich an die Untiefen lichtloser Gewässer anzupassen.
Ganz bestimmt ein Überbleibsel alten Aberglaubens, wie er an diesen abgelegenen Orten so oft bruchstückhaft überdauerte, ohne das jemand ihre einstige Bedeutung noch zu deuten vermochte.
Die Kreatur spaltete sich der Länge nach als das Tor schwerfällig auseinander glitt und den Blick auf das gähnende Schwarz des dahinter liegenden Schleusenbereichs frei gab. Zwei Männer traten ins Licht der Fahrzeugscheinwerfer. Bärtige Hünen mit pockennarbigen Gesichtern, jeder eine Maschinenpistole vor der Brust. Ihre dunkle Kleidung war der Witterung angepasst und es ließ sich nicht sagen ob sie unter den groben Schlechtwettermänteln Schusswesten verbargen. Van Horn trat auf sie zu und wechselte kurze Worte mit einem der beiden, deren Inhalt den anderen Soldaten ob der lauten Motoren der Radpanzer verborgen blieben. Dann gab der Hauptmann ein knappes Handzeichen und die Fahrzeuge ruckten an um, von den Soldaten zu beiden Seiten flankiert, in die Stadt einzurollen.
Die Wächter blieben zurück während sich der Schlamm unter den Füßen der PVSler in eine gepflasterte Straße verwandelte.
Netzen zeigte sich von einem feinen Nebelgespinst durchwarbert, eine Folge von Kälte und Feuchtigkeit, welche hier auf die Wärme einer bewohnten Siedlung stießen. Freilich half das Wissen darum wenig den beklemmenden Eindruck der leeren Straße abzumildern. Die Natriumdampflampen der Straßenbeleuchtung verbreiteten kaum mehr als ein trübes Gloßen und keine Menschenseele zeigte sich auf der Gasse. Sicherlich hatte man die direkte Zufahrt für die Bewohner gesperrt und ein reibungsloses Durchkommen der Besucher, ob geliebt oder ungeliebt, zu garantieren.
Dem Ort haftete ein Geruch nach Fischfang und nach stetiger Nässe an. Eine unterschwellige Ausdünstung die mehr war als eine wetterbedingte Erscheinung. Jahrzehnte, oder gar Jahrhunderte der Verbundenheit zum Meer und seinen Gaben hatten das Odeur tief in die Substanz Netzens eingegraben. Die Nässe lag wie ein Schleier über den von Alter geschwärzten Backsteinmansarden und schmucklosen Fabrikanlagen. Die kleinen Butzenscheiben der Behausungen blinzelten auf die Soldaten nieder und es gehörte nicht einmal die Erfahrung jener dazu die gegen den Hexenzirkel in Reichenfang gekämpft hatten um Übelwollendes hinter den maroden Fassaden zu vermuten. Wer konnte schon sagen welche Sünden in einer derart abgeschiedenen Gemeinde gedeihen mochte, ob Gebete zur richtigen Zeit und an den richtigen Adressaten gesprochen wurden. Rechtschaffender Glaube kehrt sich an solchen Orten rasch zu eigenbrötlerischer Entartung und ungesundem Puritanismus.
Gedämpft echoten die Stiefelschritte von dem umgebenden Mauern wieder und es schien als wäre die ganze Stadt unbewohnt, die beiden Wächter am Tor nur Teil einer perfiden Fassade.
Natürlich waren solche Gedanken der Umgebung und der nicht eben erbaulichen Reise hierher geschuldet und zu leicht vermochten überreizte Gemüter huschende Schatten im Nebel erkennen, welche sich jedoch als Phantome entpuppten, sobald der Scheinwerfer des Führungsfahrzeuges sie zu ergreifen versuchte.
Sie erreichten einen Platz, auf dessen Mitte ein lokaler Held oder ein wenig beachteter Heiliger in Form einer Statur dargestellt war. Auch dieser Platz war verwaist, doch an der ihnen gegenüber liegenden Seite erhob sich ein Haus von herrschaftlichem Aussehen und die beleuchteten Fenster vermittelten mehr Freundlichkeit als es alle Gebäude ihres Herweges zusammen getan hatten.
Die Flügeltür war weit geöffnet und mehrere Silhouetten zeichneten sich vor dem warmen Licht ab.
In dem Tor zum ummauerten Grundstück stand ein Bediensteter, wohl mit dem Auftrag die beiden Panzer auf das Gelände zu manövrieren. Doch van Horn gestattete dies nur für eines der Fahrzeuge, das andere befahl er seitlich vom Eingang Stellung zu beziehen, so das es den Platz und die darauf einmündenden Straßen absichern könnte.
Wie sich herausstellte waren die beiden wartenden Personen niemand geringeres als der Bürgermeister und seine Gattin. Auch dem Führer Netzens sah man seine Herkunft an, doch waren die Fettleibigkeit des Wohlstandes dabei den robusten Körperbau abzulösen. Die Arme in der Fell gefütterten Jacke wurden herzlich ausgebreitet und beringte Hände schüttelten die Rechte des Hauptmannes. Man bedeutete ihm sogleich mitzukommen, die unangenehme Nacht auszusperren und den wichtigen Grund seines Hierseins zu besprechen. Auch für die tapferen Krieger Gohmors sollte gesorgt werden, Diener seien bereits unterwegs um für Verköstigung zu sorgen.
Van Horn wartet ebenfalls mit großer Freundlichkeit auf, gesellte sich jedoch nicht gleich zum Bürgermeister, sondern trat auf den Hof zurück und versammelte Männer und Frauen um sich. Als er sprach war er darauf bedacht das der geduldig wartende Herr der Stadt die Worte nicht mitbekamen, welche allein für die Ohren der Soldaten bestimmt waren.
So weit so gut!
Wir sind hier ohne das man auf uns geschossen hat und der Empfang war bis jetzt herzlich.
Natürlich müssen wir Augen und Ohren weiter offen halten. Ich werde mit dem Bürgermeister erst einmal das Grundlegende bereden, unsere Erwartungen und möglichen Zugeständnisse offenlegen. Wollen sehen ob er dann auch noch so erpicht darauf ist seinen besten Tropfen mit mir zu teilen.
Sie bleiben hier, Gewehr bei Fuß.
Ein Mann permanent am Funk, eins der Fahrzug-MGs permanent besetzt.
Wir wollen die Leute nicht erschrecken oder kränken, aber die Eigensicherung wird auf keinen Fall vernachlässigt. Das bedeutet das es in Ordnung ist wenn sie eine rauchen oder angebotenes Essen annehmen, der Bürgermeister erwähnte ja etwas in die Richtung. Aber niemand schläft, niemand legt seine Waffe ab und niemand stromert allein durch die Gegend. Ich werde sie nach der ersten Unterredung so schnell wie möglich wieder aufsuchen und klarere Weisung geben.
Also dann, bleiben sie wachsam.
Damit schlug er dem Mann neben sich auf die Schulter und gesellte sich wieder zum Bürgermeister und seiner Frau. Gemeinsam verschwanden sie im Inneren des Gebäudes.