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Superstitem Esse - In der Blutsandwüste
#12
Ayris schüttelte vehement den Kopf das die Strähnen ihres Haares wie schwarzes Schlingen durch die Luft und um ihren Nacken peitschten, denn locker, seidig und glänzend waren sie, Aufwand ihrer Flucht durch Schweiß und Blut, schon lange nicht mehr. Magaris „Xeno“ Lansing war unzweifelhaft ein sehr zuvorkommender Mann der nach einem authentischen Maß an Etikette handelte, aber seine Ruhe und Gefasstheit in dieser brandgefährlichen Situation konnte sie nicht recht teilen, geschweige den nachvollziehen. Die Wüste um sie herum die eigentlich leerer und gehaltloser als überhaupt irgendetwas sein sollte, bebte von Explosionen und Schüsse erklangen nahe des Schiffbauches in dem sie sich versteckten und mochte bald von etwaigen Sandräubern überflutet werden und er bewahrte sich trotz und allem seine unablässige „Coolness“! Sie kannte diesen Zug ja bereits von ihm, jenen, dass er sich wesentlich unbeschwerter in Notlagen verhielt als es ein herkömmlicher Typus getan hätte, dennoch zwickte seine immerwährende Beherrschung deutlich an des Azazernerins erregten Gemüt. Das ihre Exaltation, der beschleunigte Bluthochdruck, die gesteigerte Herzfrequenz, die fiebernden Gedankengänge, von dem Konsum der Kampfdrogen aus imperialer Hexenküche entsprang war die logische Schlussfolge, jedoch war sie in ihrem aufgewühlten Zustand kaum mehr dazu fähig das in einer Selbstdiagnose zu registrieren. Die Stimulanzien schütteten ihre kraftvollen wie destruktiven Substanzen in ihrem Organismus frei und ließen ihren geschunden und energielosen Körper innerhalb weniger Augenblicke wieder zur vollen biologischen Funktionalität hochfahren, ähnlich einer Maschinerie der man neues Treibstoff zugeführt hatte. Ihr gesamtes Denken bündelte sich, beziehungsweise versuchte sich krampfhaft auf etwas zu vereinigen das sie endlich als Feindbild einstufen konnte.

Von den kribbelnden Zehen bis zu den prickelnden Haarspitzen stand sie unter Strom, sie fühlte sich als befände sie sich inmitten einer Schlangengrube, als würden das Wrack das sie umgab der einzige noch existente Schutz sein der sie von den Gräueln die es auf sie abgesehen hatten und nur darauf warteten über sie herzufallen, trennte. Dieser radikale Input von nervenzerfetzenden drangsalierenden Einbildungen war es der sie von einem Moment zu anderen die Kontrolle über sich selbst verlieren, sie wütend zu dem Händler herumfahren und ihm die zweite Frucht aus Hand schlagen ließ, das diese in einem hohen Bogen auf seinen ausgedienten Pilotensessel fiel.
Verflucht Lansing, verkennen Sie doch nicht die Situation in der wir feststecken! Jetzt ist keine Zeit zum reden und kulinarische Preziosen zu verschlingen, erst recht nicht mich zu verarzten! Wir müssen handeln! Wenn diese Bastarde einen Weg hier rein finden, ziehen die uns lachend die Haut vom Leib und werfen uns mit bloßliegendem Fleisch in die sengende Hitze indessen sie diesen Kahn auseinandernehmen und uns johlend beim Verenden zuschauen und uns dabei beispiellose Idioten schimpfen! Wir müssen hier umgehend raus und sie müssen sofort die Selbstzerstörung der Generatoren in Gang setzen bevor uns das gleiche Schicksal ereilt wie den anderen armen Teufeln die darauf hofften dass das Leben ihnen eine zweite Chance gewährt…

Die letzten Worte brachten ihr unverständlicherweise einen Teil ihrer Besinnung wieder und schwächten ihren erhobenen, überreizten Tonfall, ebenso wie ihre vorwurfsvolle Mimik ab. Wahrscheinlich hatte das Füllsel der emotionalen Gewichtung von Trauer und Erbitterung das der Schimpftirade einherging, sie aus ihrem unbegründeten Zornesausbruch manövriert und sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn Streit war der Sache genauso wenig förderlich wie Lansings vermeintliche Saloppheit an der sie sich aufgebauscht hatte.
Scheiße Mädel, du bist zu bis oben hin! Das nennt man Grenzüberschreitung, du bist nicht mehr Donna über deine sieben Sinne! Konzentriere dich, na los, versuche es wenigstens, lass den bunten Regenschauer nicht gewinnen, sammele dich, zwing dich dazu! Die bösen Buben sind mit dir nicht in einem Raum – noch nicht. Spar dir deine Wut für die auf, nicht für den netten Gentleman in deiner Gesellschaft. Der will dir nur Gutes… im Augenblick zumindest. Er hat dich aus der Hölle geflogen, hat dir den Gefallen getan nicht wegzusterben, dir sogar ein Abendessen fernab von all dem versprochen, na ist das nichts? Unterscheide Freund von Feind, richtete deinen Jähzorn nicht gegen den Falschen. Und nun kehre in die Gegenwart zurück und vergiss dich nicht selbst, lass dich nicht von dem verdammten reißerischen Fluss packen der durch deine Venen rauscht…

Ayris horchte ihrer inneren Stimme und der biestige Ausdruck auf ihrem Gesicht wandelte sich unversehens, die hart funkelnden Augen erweichten sich zum sanften meerblassen Glanz, die eingrabenden Zornesfalten glätteten sich, der krallenhafte Griff um die Waffe entspannte ein wenig und die intensive Haltung legte sich, als reglementierte sich der Körper nach einem Stressanfall und erinnerte sich an einen ausgewogenen Kräftehaushalt.
Tut mir Leid Lansing… ich bin wohl etwas überspannt!“ rechtfertigte sie ihre Hypertonie und sah ihn verzeihend an nachdem sie seinen perplexen Blick ob ihres Ausbruches datiert hatte.
Ich bin einfach maßlos erschöpft… und dann wieder auch nicht. Mein Geist rät mir zu Einsicht und Ruhe, aber mein Körper schreit nach Tatendrang. Ich habe diesen Tag solange herbeigesehnt, nun ist er da und fordert mir alles erschwingbare ab, brennt mich völlig aus… ich wusste das es schwierig werden würde, doch allmählich zweifle ich daran dies durchhalten zu können.“ Sie massakriertes Lächeln verjüngte ihre entfärbten Lippenwinkel und unterstrich ihr konfuses Wohlbefinden.
Na gut, Eile hin oder her, die müssen den Anstand haben mit ihrem Einfall zu warten bis wir hier fertig sind, bedienen sie sich… und wehe Ihnen sie schneiden mich an der falschen Stelle auf.“ drohte die Entflohene ihm in einem Anflug von Galgenhumor, klappte mit der freien Hand eine der lateralen klotzigen Armlehnen des Pilotensitzes herunter, deren Langlaufanzeigen ermattet waren und auf dessen Schiebemechanismus nach wie vor Verlass war und ließ sich seitlich auf das Polster nieder, das mit kleinen Bruchstückchen aufgeplatzter Deckenummantelung bestreut war.

Ohne Scheu und die akute Gefahr im Unterbewusstsein aufhebend, halbierte Ayris den eigentlich schmutzabweisenden Stoff ihres Overalls, dem nur noch ein Hauch des primären Oranges zu Eigen war, und sonst von einem Reißverschluss beisammen gehalten wurde und offenbarte Lansing tiefe - und wohl auch geschmackvolle - Einblicke auf das, welches (fast) allen Interessenten in Egir Septimus von höchster Stelle verweigert worden war. So schmutzig der Standartanzug des Häftlingsdaseins auch sein mochte und die Mühsal rußige Spuren im Antlitz der außenweltlichen jungen Frau – erst recht nach den Maßstäben und der natürlichen Lebenserwartung ihres Jahrtausends gerechnet – hinterlassen hatte, so wirkte das makellose Lilienweiß ihrer Haut wie reinstes offengelegtes Perlmutt, das sich bis jetzt unter einer Schutzkruste verborgen gehalten hatte. Ihre weiblichen Vorzüge konnte kein Alloiophilies-orientiertes Wesen bestreiten, noch weniger sich ihrer von der Natur gewollte Wirkung auf das andere Geschlecht entziehen. Die Anatomie ihres Weitgehens bloßen Oberkörpers (ein knappes schwarzes Elastan-Top formte sich noch um ihre Rundungen) war nach menschlichen Trachten nahezu virtuos, wenn man einmal vom breiten Spektrum ausging die eine schlanke Taille, einen festen durchtrainierten Bauch und eine schöne Händefüllende Oberweite favorisierten, die keine Gesundheitswidrigen Dimensionen einnahmen aber auch keinen Insektenstichen ähnelten. Dies Aussehen war Gabe und Fluch zugleich, das hatte die Tochter von Decimus nur allzu rasch und auf misslichste herausgefunden. Entweder war man die skrupellose Verführerin (wie sie es in der Geschäftswelt in einem anderen Leben oft gewesen war) oder untertänig und das Opfer (wie… na, wo schon). Sie vertraute auf Magaris Aussage eine Schnittwunde kurieren zu können, etwas in seinem Gebaren sprach stumm von einer Selbstsicherheit das er das nicht zum ersten Mal machen würde. Sie schüttelt ihren rechten Arm aus dem Ärmel und zog den Overall soweit herab dass der „Kapitän“ des gestrandeten Schiffes vollständig freie Sicht auf den Zustand der blutigen Verletzung an ihrer Hüfte hatte, er würde sie immerhin notdürftig säubern und verbinden müssen. Zum vernähen bliebe wohl kaum Zeit.
Endlich eine äußere Narbe statt nur innere. sinnierte Ayris schal und achtete nicht auf des Sternenfahrers Reaktion bezüglich ihrer Freimütigkeit. Sie schätzte ihn als Profi genug ein sich nicht wie ein Pubertierender zu benehmen.

Allerdings wurde ihm auch nicht viel Zeit des Starrens oder der fürsorglichen Tätigkeit eingeräumt, denn nur wenige Minuten darauf schien das Aussichtsfenster zu bersten, als die streuende Wirkung einer nahe abgefeuerten Waffe auf dem schon ohnehin brüchigen Panzerglas explodierte. Flammende Funken hüpften und stoben über die gesprungene und milchige Scheibe und zusätzliche Risse spreizten das Glas an den Brüchen. Der ohrenbetäubende Knall des Schusses nötigte ihr einen Schrei der Überraschung ab, der sie fast weichlich klingen ließ, aber dann hatte sie sich gefangen und schon wieder ihre Pistole in der Hand die sie gen Fenster schwang, wo sich die dunkle Gestalt eines Humanoiden vor welliger Düne und dem mittäglichen Himmel abbildete die auf die Kanzel zu stapfte und dabei… sang!?
Der Schießwütige war eindeutig ein Kerl…. und ein furchtbar schlechter Sänger. Ein knappes Dutzend Schritte blieb er vor der gerundeten Stirnseite des Frachters stehen, den Lauf seines Gewehres auf sie gerichtet und rief ihnen so ziemlich das Abwegigste entgegen womit Ayris und voraussichtlich auch Lansing kalkuliert hatten. Er bot seine Hilfestellung an. Verblüfft riskierte sie einen Seitenblick zu ihrem Begleiter, der sich ebenfalls seine Waffe geschnappt hatte und raunte: „Das wird ja immer verrückter… was nun? Knallen wir ihn ab oder bitten wir ihn herein?“ Vernehmlich lauterer Tonlage schrie sie an die externe Adresse: „Keinen Schritt weiter oder du wirst eins mit der Wüste, klar? Gib dich zu erkennen, wer bist du und für wen arbeitest du? Rede oder das hier wird dein letztes Ständchen!
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[Kein Betreff] - von - 09-24-2008, 12:46 AM
[Kein Betreff] - von - 09-24-2008, 09:43 AM
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[Kein Betreff] - von - 01-12-2009, 02:35 AM

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