10-30-2011, 11:46 AM
Fravin, Selin, ihr habts gehört, mir nach! Passt auf, wo ihr hintretet und schießt mir nicht in den Rücken! Versucht dran zu bleiben. Banks drehte die Zündflamme seines Flammenwerfers soweit auf, dass sie gerade so anblieb, um bereit zu sein, aber nicht zu viel Licht zu streuen. Mit schnellen Handgriffen überprüfte er den Sitz seiner übrigen Waffen. Das Pistolenholster an der rechten Hüfte und mit dem Druckknopf verschlossen. Die Machetenscheide linksseitig am Gürtel, die er öffnete. Sein 2-1er hing um seinen starken Hals und rechten Arm geschlungen beweglich vor seiner rechten Brust mit dem Lauf nach unten. Mit einer Beugung machte Banks sein pryarchisches Bajonett im rechten Stiefel bereit, vielleicht zur Überraschung jener, die es für unmöglich gehalten hatten, dreißig Zentimeter einsatzgeprüften Stahl dort noch zu verstecken. Das koronische Pendant befand sich in seiner Scheide unter seinem Brustpanzer an der linken Armaussparung. Seine Privatklingen waren schwarz, das koronische Metall gut verborgen. Seinen Rucksack hatte er wegen der neuen Waffe an Ace abgegeben, der den nun wie eine Schwimmweste bauchseitig trug. Jetzt zählte es. Messer setzte sich bereits in Bewegung. Schräg dazu schritt nun auch der Bär von einem Mann los. In Pirschhaltung tauchte der Halbcatachaner in die Dunkelheit hinein, als ob er nur noch so groß wie ein Nagetier war. Lediglich ein ganz schwaches bläuliches Glimmen verriet den anderen Gefreiten nach wenigen Metern seine Position. Verstohlen und als ob seine Füße über dem Boden schwebten. Banks täuschte die Erwartungen all jener, die ihn für einen rollenden Panzer gehalten hatten.Wie ein Baletttänzer trat er zwischen Steine und metallene Patronenhülsen. Und wenn er auf welche trat, dann verursachten seine großen und schweren Stiefel kaum mehr als ein wirklich sehr leises Knarren, das nur von übernatürlichen Sinnen wahrgenommen werden konnte. Den Flammenwerfer in Vorhalte verließ sich Banks nun auf all seine Sinne und nahm seine Umgebung beinahe übermenschlich war. Leere Fenster der verbrannten Bausubstanz beäugten sie und stellten jedes für sich einen eigenen kleinen Abgrund dar. Kampfspuren wie aufgeworfene Gesteinsspitzen vom ehemaligen Straßenbelag oder ausgebrochene Hausfassaden wirkten wie die Zähne böswilliger Strukturen, die wie catachanische fleischfressende Pflanzen nach allem schnappten, was ihnen zu nahe kam. Banks konnte sich mittlerweile gut vorstellen, wie die übrige Dammstadt aussehen würde, wenn sie hier noch in einem vergleichsweise sicheren Bereich waren. Tod und Gemetzel waren allgegenwärtig. Kalte Körper und zersprengte Überreste lagen alle paar Meter herum. Abgehackte Gliedmaßen, aufgespießte Köpfe, deren fauligen Augen und schlaffen Grimassen Ohnmacht ausdrückten. An mancher Stelle wirkten einige Körper ausgeschlachtet und Därme zogen meterlang über den boden oder schienen an mancher Stelle wie aufgespannt. Banks war sich nicht sicher, doch ein paar Überreste wirkten angefressen. Bodenfrost, Verwitterung und eine leichte Schneedecke verhinderten eine nähere Untersuchung, der der Gefreite nicht manuell nachkommen wollte. Dafür wirkten die Leichen alle so, als ob sie schlicht lagen, wie sie gestorben waren. Gelegentlich ließen sich abscheuliche Chaoskritzeleien ausmachen, die in Banks die purste Form von Anwiederung auslösten. Manch Rüstsatz, Hautstellen und auch Wände wiesen Zeichen jener Fehlgeleiteten auf. Und Banks musste die beiden Gefreiten hinter sich herschleifen, wenn ausgerechnet ausgemachtes Chaos auf sie wartete. Allein wäre er besser dran, wenn sie Aufklärungsergebnisse brauchten. Zu seiner Rechten auf der anderen Straßenseite bewegten sich die Pilger. Unsichtbar und fast so leise, wie Banks. Banks wusste auch mehr von ihrer Anwesenheit durch ihr von ihm abgeschätztes Tempo, von seiner Einschätzung von Messer und ihren schwachen Atemgeräuschen. Unter den Pilgern war mindestens einer, dem es in letzter Zeit nicht so gut gegangen war. Weiter hinten polterten gelegentlich ein paar Steinchen und Hülsen rutschten zur Seite. Stumpfe Geräusche, wenn gegen eine der halb verschneiten Leichen getreten wurde, die hier überall rumlagen. Ganz weit hinten bewegte sich der Trupp um Altmann. Zu viele Stiefel, um Geräusche völlig vermeiden zu können. Dazu noch die Hydraulik des Kommissars selbst. Ganz nach imperialen Prinzip klopfte der Trupp mit dem Schmiedehammer gegen einen dünnen Nagel, nur um ihm klarzumachen, dass der Hammer massiver war. Es wirkte beinahe trotzig, doch jeder der Gohomorrer wusste, wie wenige sie doch waren. Banks kam an eine T-Kreuzung an, die zu seiner Seite abbog. Sie waren auf einer Querstraße gewesen und das musste die von Messer beschriebene Zielstraße sein. Messers Trupp huschte flink durch die Dunkelheit, um auf gegenüberliegenden Seite anzukommen und zu sichern. Banks schaute kurz um die Ecke in die endlose Dunkelheit. Es wirkte überhaupt unnatürlich dunkel in dieser Dammstadt. Den Flammenwerfer hielt er dabei möglichst weit hinter der Wand, um nicht direkt mit einem Leuchtfeuer auf sich aufmerksam zu machen. Banks sah im Grunde nichts. Nur die nahen Schemen der Gebäude zogen unklar in die Höhe und verloren sich in einigen Metern in der Tiefe der Straße. Irgendwo mussten sie hier in die Gebäude rein. Das würde ihnen dann etwas mehr Deckung geben. Banks schaltete die Flamme seines Rösters ab und atmete ruhig. Die Straße war so breit, dass er lieber nichts riskierte. Er nahm seinen Helm ab, damit er besser hören konnte, wenn es drauf ankam. Seine Atemmaske hing er um seinen Hals und befestigte sie unter seinem Gewehrgurt, damit sie nicht rumrutschte und störte. Kurz betrachtete er den Pickel auf dem Kopfschutz und schmunzelte. Langsam und ohne Reibgeräusche zog Banks seine Machete heraus. Ihr Gewicht in seiner rechten Hand war ein vertrauter Willkommensgruß. Banks wusste genau, wie man mit seinem Schätzchen umgehen musste. Mit der abgewandten Klinge, der Sägeseite, hielt er sie in die Richtung, aus der er gleich die Gefreiten erwartete. Messer und die Pilger warteten ungeduldig auf der anderen Straßenseite. Zumindest glaubte Banks das, denn er war ungeduldig. es war zu ruhig und die Gefreiten machten zu viel Lärm...