09-27-2011, 11:29 PM
"Ha, das muss er doch sein!" Dieses hässliche Narbengesicht kann doch nur einem gehören., murmelte er kaum verständlich hinterher. Der Melder vor ihm störte gerade. Mit seinen geschätzten 1m85 und einer von Bürokratiearbeit verknitterten Uniform, die gerade erst begann, Regen zu sehen. Dazu noch so selten unbedeutend. Gehen Sie aus dem Weg!, forderte der Aristokrat von dem unbescholtenen Diensttuer harsch und schob sich streng an selbigem vorbei. Ein Rempler blieb da nicht aus, wurde von dem Priviligiertem jedoch keineswegs wahrgenommen. Es konnte Lysander schließlich egal sein. Messer, SIE, zu mir!, befahl er mit lauter Stimme dem narbengesichtigen Mann, der so viel Dreck am Stecken in seinem Lebenslauf hatte, wie das Lager mit all diesen abscheulichen Fremdweltlergestalten zusammen. Und das hieß doch einiges! Trotz der Anweisung zu jenem bestimmten Verhalten an den verhassten Herrn Gefreiten kam ihm "der Orsianer" mit flinken Schritten entgegen. Dabei, obgleich total von dem Antlitz des Mannes vereinnahmt, gelang es obendrauf, größere Pfützen aus geschmolzenem Schnee, Brackwasser und dem Wechsel zu Regen zu meiden und seine exquisiteren Uniformstoffe vor ihrem weiteren Ruin zu beschützen. Reichlich unbeeindruckt von Lysander hatte sich Messer kaum einen Meter bewegt. Doch nun stand Lysander vor ihm. Einen halben Kopf größer, intelektuell deutlich überlegen und kultiviert. Bedrohlich vorgebeugt. Beinahe Stirn an Stirn. Nur Lysanders Helmkante schien hier schlichten zu wollen und stemmte sich eisern zwischen die Männer, womit sie sich in Messers Stirn grub. Hinter seiner Maske leuchteten seine Augen voller aufrichtiger Verabscheuung. Im Vergleich zu Messer hätte sich der Fahnenjunker mit einem beliebigen Widerling dieses Lagers noch annähernd anfreunden. Messer, der seine Maske, sofern er diese noch besaß, nicht trug, ebenso wenig den Helm, bot dazu keinen verschönenden Anblick. In hinterlistige blaue Augen schaute Lysander, jene Augen, die voller Freude ihn am liebsten hätten sterben sehen. Auf der Architendes. Und vorher auf dem großen Appellplatz, wo jener Mann ihn mit Wonne ausgepeitscht hat. Noch heute trug Lysander Rückstände von jenem schmerzvollen Ergeinis, das sich wahrlich ins Fleisch eingebrannt hat. Fauler Atem stieg aus Messers leicht geöffnetem Mund hinauf. Sein zweiter Incisivi und sein Canini im linken oberen Quadranten durch billiges Gold ersetzt. Unrasiert, die große Narbe am rechtsoberen Haaransatz. Lysander hätte sich mit Freuden an diesem Mann jetzt vergangen. Aber er musste sich zügeln. Passen Sie auf! Sie krieg ich auch noch!, zischte der Fahnenjunker durch seine Maske. Mit einem brutalen Grinsen fügter er normal hinzu: Ich vergesse nichts! Niemals. Dann bemerkte er den Melder hinter sich, der es erneut zu versuchen schien.