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Superstitem Esse - In der Blutsandwüste
#3
Der Pilot fluchte und schwang das Schiff in eine harte Drehung um den Einschlag zu verhindern. Entsetzten flutete die schwarzhaarige Entflohene, war sie in ihrem Wunschdenken zu voreilig gewesen, viel zu voreilig? Endet ihre kurze Odyssee als brennendes Wrack im Meer? Nein, das durfte einfach nicht sein! Sie wurde in den Sitz gepresst als Ausgleichskompensatoren ansprangen um die harte Wende aufzuwiegen. Die Sicherungsgurte straften sich über ihren Körper, die Außenwelt kippte vor dem Fenster zur Seite, dann erschütterte etwas die Fähre und ein hinterer Abschnitt der Schiffsskizze färbte sich auf dem Display orange. Erneut wallte Übelkeit in Ayris hoch, dieses Mal was es auch den rasanten Flugstil zurückzuführen. Der Freihändler war nun nicht mehr die gelassene Natur, seine Finger jagten nur so über die Tastenbretter und Statusschirme, er holte alles aus ihrem Luftgefährt heraus was er vermochte, programmierte die verrücktesten Ausweichmanöver und versuchte das Schiff nie in vorhersehbare Bahnen zu steuern. Zehrende Anstrengung zeichnete sich deutlich auf seinem Gesicht ab. Sein Verhalten gewahr der Azazernerin das sie einen Volltreffer nicht überstehen würden. Die hololitischen Grafiken zeigten wie das Shuttle nur so hüpfte und sich hin und her wand. Die Funkortung hatte zwei Feindmaschinen identifiziert, die ihnen am Heck klebten. Eine weitere blinkende Speerspitze raste auf sie zu. "Xeno" spielte eine Trumpfkarte aus.

Ein leichtes Vibrieren ging durch das Schiff und dutzende funkelnde Punkte eisten sich von der Mattscheiben-Konzeption los und trudelten in die Flugbahn des Sprenggeschosses. Es gab ein Aufblitzen und Lidschlags darauf die Gefahr war gebannt. Vorerst. Mitten in der Hitze des Gefechts schaltete ihr der Raumfahrer neue Bedienschaltflächen frei, die sich aus dem Armaturen vor ihr schälten. Ein Bildschirm erwachte zum projizierenden Leben und offenbarte ihr die Sicht einer Heckkamera auf die sie verfolgenden Jäger. Ein mattschwarzer Steuerknüppel gesellte sich hinzu auf dem ein ovaler feuerroter Knopf prangte der wie eine unausgesprochene Einladung anmutete. Als sie ihn intuitiv mit ihrer Rechten umschloss, fächerte sich die Darstellung des Sichtschirms auf und eine rot gefasste Ziel-Anvisierung pendelte sich ein. Sie hatte nicht die Geduld und Nerven darauf zu warten, bis er sich eingestellt hatte und drückte den Knopf durch. Glühende Lanzen stachen in Richtung der Feindmaschinen. „Ich schieße ja, ich schieße ja!“ schrie sie zur Bekräftigung dass sie das Kommando des Piloten verstanden hatte.

Das Shuttle legte sich in weitere Manöver, spielte mit dem gegnerischen Sensoren und Luftströmungen. Trickste eine dritte Rakete aus. Hielt den überlebensnotwendigen Abstand zu den Kontrahenten. Die gehaltlose krause Oberfläche der acherusische See rauschte unter ihnen nur so dahin, um dann urplötzlich von schroffen Klippen gebackenen Steins ersetzt zu werden, die sich einige Kilometer bis ins Landesinnere zogen und dann in die Ödnis einer Wüstenei überzugehen, deren purpurner Sand nach dem mitternächtlichen Wasser wie das trostlose Diesseits wirkte. Dünenkämme flitzen vorüber, erzeugten einen erbeigenen Ozean. Wenigstens hatten sie das Festland erreicht, dachte Ayris und konzentrierte sich auf das automatische Zielraster das vergeblich versuchte eines der beiden unentwegt ausscherenden schlanken Jäger zu erfassen. Sie feuerte und feuerte, beharkte sie mit allem was sie hatte und verfehlte immer und immer wieder. Ihre Fähigkeiten als Geschützmeisterin waren wirklich armselig, dennoch klagte sie sich nicht an, denn bei dem wilden Flug war ein Glückstreffer für einen Laien mehr als alles worauf man hoffen konnte. Zu ihrem Leidwesen änderten die Gegner über der Steppe ihre Taktik und verzichten auf den Einsatz ihrer falliblen Raketen, stattdessen prasselten die Leuchtspurgeschosse ihrer Kanonen auf die Außenhülle des Stratogleiters, sprengten die Legierungen auf und durchlöcherten den hinterer Teil des Schiffes. Die Sirenen schrillten lauter, als würden sie der Behauptung erliegen, die Menschen an Bord des Transporters wüssten nicht wie arg es um sie stand. Immer mehr Sektionen des Shuttle-Umrisses auf dem Status-Holo variierten ihre Farbe zu orange bis rot.

Ayris presste sich in den Sessel und klammerte sich an den Knüppel, unwillig ihn loszulassen obwohl der schwenkbare Autolader vom feindlichen Feuer bereits von der Unterseite des Rumpfes gefetzt worden war. „Xeno“ fluchte abermals, sie biss die Zähne so stark aufeinander dass sie knirschten während ihr das Herz im Hals pochte. Dann erschütterte eine massive Detonation das Schiff, rüttelte es auf gesamter Länge und Breite durch. Der Bug des Vehikels neigte sich nach unten, der Kurs wurde schlingerig. Lichter erloschen oder erstarrten auf den Konsolen. Die hololitischen Tafeln flackerten noch ein Mal und fielen dann aus. Stinkender Qualm drang ins Cockpit. Ungeheurer Druck rollte über sie hinweg, fegte des Freihändlers Visor vom Schädel und quetschte sie gegen die Gurte. Ayris verlor den Überblick, sämtliche Orientierung. Die Riemen schnitten sich durch den Overall in ihre Haut. Sie hatte Schwierigkeiten zu atmen und ihren gehetzten Blicken bot sich nur noch das apokalyptische Schauspiel von einer immens schnell heranrasenden hügeligen Einöde, die vom einen funkensprühenden und rauchenden Kabinenrahmen umgeben wurde das von einem hilflosen Achsenzucken an ihrer Seite begleitet wurde, ausgehend von dem Mann, der ihr Rettung hätte verheißen können. Er sah sie aus den schwelenden und nun unfunktionellen Gerätschaften rund um sich herum an und zwei Worte verließen seinen blutleeren Lippen, die die Hoffnungslosigkeit der Farce noch intensivierten. Sie erwiderte seinen Blick und für eine Sekunde schien die Zeit still zu stehen, und dann brach der donnernde Feuersturm über sie her…


Sie schrak hoch als die nagende Pein anwuchs und wie Nadeln aus Eis ihr Hirn pikierte. Stählerne Fesseln banden sie und sie wälzte sich hin und her in den aussichtslosen Bemühen dem Klammergriff zu entkommen, bis sie der beißende Gestank von schmorrenden Instrumenten und Kabelbränden darin erinnerte was geschehen war. Der Schleier des ungreifbaren Entsetzens zerfaserte vor ihren graublauen Augen, die tränten ob der Schärfe der Luftverpestung und der Schmerzen, die in beinahe jeder Faser ihrer Körpers wütete. Ein erster Rundumblick gestattete die Auffassung dass sie sich in einer ziemlichen Schräglage befand, denn das Arretierungsbein des Sitzes an dem sie noch immer dingfest gemacht war, hatte sich ausgiebig verbogen, das sie Freisicht auf die linke Kanzelseite hatte, deren Konsolen allesamt zersprungen und geschwärzt waren. Halb geistesgegenwärtig befreite sie sich aus den Sicherheitsgurten und fiel ungalant auf den Boden des verschmutzen und von Trümmerstückchen und Scherben übersäten Cockpits.
Ein qualvoller Schrei brandete aus ihrem tiefsten Inneren hervor, als sie sich erst jetzt des aufflammenden Schmerzes bewusst wurde, der von einem Splitter in ihrer Hüfte herrührte. Unter zusammengebissenen Zahnreihen und stoßweisem Hecheln nach Sauerstoff, zog sie ihn mit den Fingerspitzen heraus und spürte sogleich das warme Flüssigkeit aus der Wunde quoll und ihr Bein herablief, als sie sich versuchte aufzurichten um nach dem Händler zu sehen, der mit dem Kopf voran auf der Steuerarmatur des Shuttles lag. Wie sie hatte er den Absturz nicht unbeschadet überstanden. Ein verirrter Fetzen, der entweder von implodierten Eingabetafeln, Monitoren, Deckenverkleidung oder des mit Rissen durchzogenen verräucherten Fensters herstammte, war in seine linke Schulter gedrungen, des Weiteren klaffte eine recht saure Wunde an seiner Stirn, dort wo er mit dem Schädel aufgeprallt war. So geschickt es die noch zum Teil benommene Strafgefangene vermochte entbürdete sie den Verletzten von den Halterungen, die ihnen beiden zweifelsohne das Leben gerettet hatten (die Gurte und ein überirdisch großes Quantum Glück). Sie ergriff den Piloten untern den Achseln und schleifte ihn aus dem ramponierten Cockpit in den Gang der Bug und Frachtabteil des Shuttles miteinander verband.

Hier war es nicht weniger verdunstet oder unordentlich, doch der Untergrund bot eine einigermaßen freie Fläche auf den sie den ohnmächtigen „Xeno“ legen konnte. Faustgroße Lecks gähnten in dem oberen Schiffstorso, lange Linien eingestanzter Löcher, durch die goldrötliche Lichtstrahlen ins düstere Innere fielen und es nuancenhaft erleuchteten. Kaum selbst die Kraft sich weiter zu schleppen, glitt sie an einem zerbeulten Schott herab und ließ sich neben dem Besinnungslosen nieder. Apathisch starrte sie eine Weile vor sich hin. Ließ ihrem Verstand noch einmal die Zeit das Ereignis zu verarbeiten.
Irgendwann wurde sie müde und stieß ihren Hinterkopf fest gegen die Metallwand um nicht einzudösen. Die Erschlaffung rührte von dem Blutverlust her. Sie machte sich auf die Suche nach einem Medizi-Koffer und kletterte und kraxelte durch die Ruine von Schiff und stieß auf die zerrissenen Überreste Rafael Larsons, den es in der Mitte zerteilt hatte. Kurzweilig fragte sie sich ob sie die einzigen Überlebenden waren, so durchsiebt wie die Schiffhülle war, keine unwahrscheinliche Vermutung. In seiner Nähe des blutig entzweiten Leichnams fand sie ein aufgeplatztes Behältnis das medizinische Güter enthielt und kehrte mit einem Med-Pack zu ihrem Patienten zurück. Sie klappte den Kasten auf und wühlte darin herum bis sie Verbandzeug und Desinfektionsmittel zutage gefördert hatte. Ehe sie sich um „Xeno“ kümmerte, warf sie sich eine Handvoll Schmerztabletten in den Rachen und schluckte sie ungetrübt hinunter, dann widmete sie sich dem Werk des Behandelns so professionell sie es von sich verlangen konnte. Besonders sorgfältig entfernte sie hierbei den scharfschneidigen Scherbel aus dem Schulterblatt des Lädierten. Als sie später der Ansicht war in gut verarztet zu haben, injizierte sie ihm einen Aufrüttler und beugte sich selbstgefällig grinsend aber mit erschöpften Augen über ihn. „Aufwachen großer Pilot, du bist nicht tot… noch nicht zumindest. Na los, sag mir ob ich dich einigermaßen zuverlässig zusammengeflickt habe oder es vorher angenehmer war?
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