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Superstitem Esse - In der Blutsandwüste
#1
von --> Der „Besucherhangar“

Die Welt draußen vor dem Kanzelfenster bewegte sich, die eherne Fläche des Plastonid-Betons und seine blickenden Begrenzungslichter verschwanden, das graue Rechteckbauwerk der Werkstätte im Westen der Landeplattform sowie die umrahmenden Felsen tauchten unter ihnen hinweg, einen Moment darauf befanden sie sich in Sichthöhe des Kontrollturms und seiner Geschütze starrenden Brüder die rings um die Basis drapiert waren und wie stumme Mahnmale in den rostigen Himmel ragten. Ayris vermochte sogar die Spiegelungen der grellen Monitore im Inneren der zentralen Kuppel des Überwachungsturm zu erkennen und die dort umher wuselnden winzigen Gestalten, die von einer Station zu anderen liefen. Dieser Kerl hatte es tatsächlich geschafft. Und er hatte Wort gehalten. Seine Transponder-ID war einwandfrei gewesen, er hatte seinen üblichen Text heruntergeleiert und man hatte es ihm abgekauft. Keine erweiterten Sensorenabtastungen, keine Warteschleife, keine Komplikationen. Sie hatten Starterlaubnis und gekonnt in seinem Fach wie er nun mal war, beschleunigte ihr Pilot das Schiff und rauschte davon. Ließ die Hölle Egir Septimus, die Insel ihres persönlichen Grauens, ihren Käfig in dem sie fast sieben Monate eingekerkert gewesen war , hinter sich. Die aufheulenden Triebwerke klangen wie Musik in ihren Ohren. Sie sangen eine Melodie der Freiheit. Völlig losgelöst vor Entspannung lehnte sie sich in den Sessel des Co-Piloten zurück, vergaß das schwere Tötungswerkzeug in ihrer Hand und das sie nun eine geflohene Verbrecherin war, schloss entrückt die Augen um sich ganz dem wohligen Gefühl des Sieges und Triumphes hinzugeben, das wie erfrischender Nektar durch ihren Körper pulste. Ein stilles Lächeln grub sich in ihre Mundwinkel, eines von der Art, das selbst wenn sie es wollte nicht mehr so leicht aus der Miene wischen konnte.

Einen Augenblick ließ sie die letzten Zeitmaße auf der Gefängnisinsel Revue passieren, verschiedene Gesichter schoben sich vor ihr geistiges Blickfeld; Jonec, ihre erste Bekanntschaft in der Kolonie nachdem sie ihm unabsichtlich heißen Kaffein über seine Brust gekippt hatte und der letzten Endes doch nur das eine von ihr wollte, Joi Myrishi und Garigan, die unvermögenden „Spitzenköche“ der Kombüse, Wilfred Hull und seine Bande von ihrem Heimatplaneten, Schichtführer Tarsky, der von seinem Schlagstock überall gerne Gebrauch machte, Lucinda Wynn, der Wachposten vor dem Promethiumdepot, verhärmte Masken von duldenden und gequälten Frauen in der Wäscherei oder den Männern in den Schächten, Tybalt Drauwulf… als sich seine elegant gepflegte Visage ins Zentrum ihrer Gedanken schob, spürte sie wie eine Woge des Abscheus die Süße ihres Erfolgserlebnisses unversehens schmälerte. Dabei war er so „gut“ zu ihr gewesen, hatte sie stets an seinen „Sorgen“ teilhaben lassen. Dank ihm hatte sie den Luxus einiger Stunden in komfortablen Suiten genießen dürfen, sie hatte temperiertes Wasser zur Verfügung gestellt bekommen, hatte mit ihm, wenn er besonders guter Stimmung war, exotische Gerichte von fernen Welten speisen dürfen, er hatte ihr sogar genehmigt in Kleider zu schlüpfen wie es sich für eine anständige imperiale Bürgerin geziemte, immer unter dem Vorbehalt jedoch das sie ihren „wahren“ Wert nie vergaß und sie nur so lange eine gesittete Person war wie sie sich in seinem Quartier aufhielt. Und all diese Gutmütigkeit hatte nur eine Gegenleistung erfordert… ihr wurde übel bei dem Gedanken. Ihr Finger verfestigten sich wieder um den Knauf der Pistole als könne sie ihren Ekel und den einhergehenden Zorn mindern. In Wahrheit war solch eine Waffe ein Problemlöser, doch jenes Problem würde sie nie mehr eliminieren können. Dieser Schandfleck würde auf ihrer Seele lasten bis zum jüngsten Tag, denn sie schwor sich Egir Septimus nie wiederzusehen.

Sie schluckte den bitterlich Klumpen der sich in ihre Kehle gebildet hatte hinunter und schaute aus dem Fenster, grauschwarzes Gewoge glitt unter ihnen hinweg, erstreckte sich soweit das Augen reichte bis zum gelblich kranken Horizont, der von schmutzigen roten Wolken überzogen war. Der Freihändler neben ihr hatte sich eine ganze Weile damit begnügt einen Marsch zu pfeifen, jetzt bemerkte sie allerdings dass er sie wieder ansprach. Sie war froh darum, denn Konversation verscheuchte die unliebsamen, gallebitteren Erinnerungen. Sie ließ das Schießeisen auf ihren Schenkeln ruhen und fuhr sich durch das Gesicht, als müsse sie eine schwere Erschöpfung aus ihren Zügen bohnern. Dazwischen antwortete sie: „Xeno? Ein… eigenwilliger Name. Nicht revolutionär aber doch nicht gerade pro-imperialistisch möchte ich meinen. Soll ihnen wohl eine kecke Note verleihen was? Die bösen Jungs stehen ja gemeinhin auf solche Kosenamen. Je respektloser, frevelhafter und ungebührlicher sie sind umso besser. Ich bin kein böses Mädchen deshalb können sie mich einfach Ayris nennen wenn es Ihnen beliebt. Mein wahrer Name und ich habe eh nichts zu verlieren indem ich ihn verrate. In positiver Auslage könnte er aber als Beweis dafür dienen dass ich ehrlich zu Ihnen bin und nicht zwangsläufig vor habe Ihnen etwas anzutun, aber versetzen Sie sich einmal in meine Position, wie würden sie handeln? Ich bin nur vorsichtig… Xeno. Die Einladung zum „Geschäftsessen“ nehme ich aber gerne an, wenn wir erst einmal eine geeignete Lokalität gefunden haben, in der sich über solch heikle „Deals“ verhandeln lässt und…“

Zeter und Mordio kreischende elektronische Warn und Annährungssysteme erfüllten im nächsten Augenblick die Kabine, löschten die Standartbeleuchtung und tauchten das Cockpit in grell rotes Alarmlicht. Hundert verschiedene Lämpchen glühten in den Armaturen auf und die holografischen Schirme veränderten ihre Darstellungen. Die Sensorenphalanx blinkte bedenklich auf und der Monitor spuckte das stark vereinfachte Bild der grün umrandeten Konturen des Shuttles aus, dem sich eine rot opalisierender Spitze nährte. Auch wenn Ayris von Luftkämpfen nicht viel verstand, so war ihr doch klar dass dies eines der schlechtesten Anzeichen überhaupt sein konnte. Das rot flammende Etwas war ein sich schnell annähendes Feindobjekt, wahrscheinlich eine Rakete. Was bedeutete; sie waren entdeckt und zum Abschuss freigegeben worden!

(morgen gehts weiter)
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