Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Überfall auf die Schüttig- West Bank
#11
Mit dem Handrücken wischte Tessa ihre Staubschutzbrille notdürftig sauber. Routiniert checkte sie danach ihren Geigerzähler und richtete den Blick wieder nach vorn. Ja, sie hatte sich nicht geirrt, im Sandgestöber, einen Sturm hätten dieses laue Lüftchen nur Städter genannt, funkelte eine längliche Diamentenkette aus Scheinwerfern, verschwand in einer Bodensenke und erschien wieder auf dem Kamm. Vermutlich einer der Freischaffenden Jockeys, denn die Arbeiter würden erst in einigen Stunden zurückkommen und auch nicht allein unterwegs sein.
War vielleicht ganz interessant ein paar neue Gesichter in der Bar zu sehen und vielleicht war was dabei um die Koje ein bisschen zum wackeln zu bringen. Schließlich war man in der Beziehung wirklich in der Wüste.
Der Wagen kam näher und entpuppte sich als ein geländegängiger Lasttransporter, wie ihn viele nutzten die vom öden Land lebten. Seine Farbe war nicht mehr zu erkennen, denn der Sand aus der Wüste hatte ihn komplett rot eingefärbt.
Tessa trat aus dem windschiefen Wachhäuschen und entsicherte ihr Lasergewehr. Sicher war sicher. Dann gab sie der Silhouette hinter der Windschutzscheibe ein Zeichen mit der Taschenlampe. Auf der anderen Seite trat nun auch Tommy aus seiner Hüte, nahm die Schrottflinte von der Schulter und stellte sich so das er sie sichern konnte.
Der LKW drosselte daraufhin seine Geschwindigkeit und kam vor dem rostigen Tor aus Gittergeflecht zum Stehen.
Sie schritt an die Seite der Fahrerkabine, zog sich auf das Trittbrett und bedeutete ihm die Seitenscheibe herunter zu lassen. Sofort verschaffte sich der Sand Einlass ins Innere. Aber hey, wie ging der Spruch? Lieber Sand in der Hose, als in Magazinschacht und Getriebe.
Ja, der Kerl war gar nicht unansehnlich. Entschied sie mit einem Blick auf den Fahrer.
Sie zog sich das Tuch vom Gesicht und schob die Brille hoch.
Ein von Entbehrungen gezeichnetes, aber durch seine Jugendlichkeit noch immer recht ansehnliches Gesicht, sie mochte 26 oder 27 Jahre zählen, offenbarte sich Salems Blick.

He Partner, willkommen im Freien Lager Iron Hope. Bist allein unterwegs was? Hab dich noch nie hier gesehen. Dann erkläre ich dir mal wie es abläuft. Falls du es schon in anderen Lagern gehört hast sorry, aber Job ist Job. Sie grinste.
Also! Da du ein Vertragloser bist darfst du deine Karre nur auf den markierten Parkplätzen neben der Bar abstellen. Das ist gegenüber vom Laden, kann man nicht verfehlen. Wenn du ein Zimmer brauchst bekommst du eins über der Bar. Die Kooperation hat Handelsvorrang, das heißt das ein Händler deinen Schrott nicht kaufen darf, wenn ihm ein Mitarbeiter der Kooperation ein gleichwertiges Angebot macht.
Wenn du Stress machen willst sei dir gesagt dass der Friedenswächter einen nervösen Zeigefinger hat und lieber ballert als redet. So das war's auch schon. Jetzt werfe ich noch einen Blick auf deine Ladung und dann haben wir's.

Sie sprang vom Trittbrett, nur um sich weiter hinten auf eines der Hinterräder zu stellen und über die Wandung der Ladefläche zu schauen. Ein Haufen Schrott, mehr Müll als verwertbares Material. Kunststoff, Beton und verdrehte Eisenstreben dazwischen. Sie befürchtete das der Junge dafür kaum mehr als ein müdes Lächeln bei den Händlern verdienen würde.
Sie ließ ihre oberflächliche Betrachtung gut sein und kehrte noch einmal auf ihre Position an der Fahrerseite zurück.
Okay, keine Schmuggelware entdeckt. Sie zwinkerte.
Ich bin übrigens Tessa und hab in zwei Stunden Wachwechsel. Vielleicht sieht man sich in der Bar.
Sie sprang vom Trittbrett und öffnete Salem das Tor.
Zitieren
#12
Salem wartete. Er ließ die Echse aussteigen und in Ruhe auf die Ladefläche des Lastwagens klettern. Die optimale Position konnte er sich noch während der Fahrt suchen und so ließ Salem sein Gefährt mit jammerndem Motor und unter den wuchtigen Reifen knirschendem Sand wieder losrollen. Ohne irgendwelche Unterbrechungen kam er voran und erreichte schon bald das gewünschte Ziel. Ein Wachhäuschen und das auf ihn gerichtete blinken einer Taschenlampe waren die erste Begrüßung. Der Maschendrahtzaun stellte ein lächerliches Hindernis dar, selbst für einen Kleinwagen wäre überwindbar. Noch nicht!, dachte sich Salem und hielt artig vor dem Tor an. Dort nahm ihn ein Paar bewaffneter Sicherheitsleute mit Schutzbrillen und Tüchern gegen den sandhaltigen Wind in Empfang. Bisher waren Schrekt’Orns Informationen korrekt gewesen. Mit diesen beiden würden sie locker fertig werden. Das zumindest entschied Salem nach einer ersten Musterung durch die verschmutzte Scheibe für sich selbst. Einer der Sicherheitsleute kam auf die Fahrertür zu und entpuppte sich zu Salems Überraschung als junge Frau. Wie alt sie wohl sein mochte? Salem überlegte. Dreißig? Nein. Wahrscheinlich eher Mitte zwanzig, doch das Leben in der Wildnis hatte ihr seinen prägnanten Stempel aufgedrückt. Dennoch die bei weitem hübscheste Frau, die Salem seit einer ganzen Weile zu Gesicht bekommen hatte. Was für eine Verschwendung. Sie kletterte auf das Trittbrett unter der Fahrertür und machte eine eindeutige Geste. Mit einem zu großen Teilen ehrlichen Lächeln kurbelte Salem wie gewünscht das schwergängige Seitenfenster herunter und streckte den Kopf ein Stück heraus. Zum einen um sie besser in Augenschein nehmen zu können und zum anderen, um ihren Partner im Augenwinkel zu haben.

Schweigend ließ er sie ihren Text aufsagen und begnügte sich mit nickenden Bekundungen des Verstehens und einer beständigen Erwiederung ihres Grinsens. Obwohl er schon damit gerechnet hatte, dass sie seine Ladung überprüfen würden, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl, als sich das Mädchen von der Sicherheit auf einem der Hinterreifen positionierte und seiner Ladung flüchtig in Augenschein nahm. Unwillkürlich legte sich seine rechte Hand auf die schwere Laserpistole in seiner Hosentasche. Wenn es hart auf hart kam, konnte er sie nacheinander hops nehmen. Zuerst sie und dann ihn. Verschwendung, dachte Salem wieder und seufzte stumm. Sollte es soweit kommen, würde es wohl leider sein müssen. Der massive Motorblock und das Glas der Frontscheibe würde wahrscheinlich die ersten zwei oder drei Schrotladungen schlucken, bevor Salem ernsthaft in Gefahr kam. Bis dahin hätte er auch den Partner des Mädchens aufs Korn genommen und das Feuer eröffnet. Und dann war da ja auch noch Schrekt’Orn mit seinem seltsamen Xeno-Blaster-Schießprügel. Der Moment der Wahrheit näherte sich. Das Mädchen stieg vom Reifen herunter und näherte sich wieder dem Führerhäuschen. Wie zuvor kletterte sie wieder auf das Trittbrett. Entwarnung.

"Okay, keine Schmuggelware entdeckt.", sagte sie zwinkernd und Salem grinste.

"Nein. Heute leider keine dabei. Aber wer würde schon den Friedenswächter ärgern wollen, nicht?", antwortete er und grinste noch breiter. Er hatte schon die Kurbel für das Seitenfenster in der Hand, als sie weitersprach.

"Ich bin übrigens Tessa und hab in zwei Stunden Wachwechsel. Vielleicht sieht man sich in der Bar."

"Tessa?! Okay. Cool. Salem.", sagte er und deutete mit dem Daumen auf sich selbst.

"Dann bis in zwei Stunden. In der Bar. Vielleicht."

Er warf ihr ein letztes Grinsen zu und kurbelte dann die schmierige Fensterscheibe wieder hoch, bevor er durch das Tor rollte und im leicht überhöhten Schritttempo durch das Lager fuhr. Die Bar war schnell gefunden. Direkt gegenüber vom Laden. Tessa hatte nicht übertrieben, es war wirklich nicht zu übersehen. Auch ein markierter Parkplatz war schnell gefunden und beansprucht. Viel war zur Zeit nicht los. In der direkten Nähe der Bar standen nur ein Geländewagen und zwei Schlepper, von denen einer ähnliche Ausmaße wie Salems Gefährt hatte, während der zweite nur auf das halbe Gewicht und wesentlich kompaktere Ausmaße kam. Salem stieß die Tür auf und kletterte aus der Fahrerkabine. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Er seufzte und streckte sich dann gähnend. Mit leicht watscheligen Schritten ging er zum Heck und kletterte auf die Ladefläche. Man wusste nie wer zusah, also gab er vor die Ladung zu prüfen. Er hockte sich neben einen Betonklotz aus dem die verbogenen Enden eines Stahlträgers ragten und stieß beim Ausatmen einen kurzen Zischlaut aus.

"Wir sind drin und stehen neben einer Bar. Außer uns noch drei Fahrzeuge und ein Einkaufsladen gegenüber. Zwei Wachen am Tor und mindestens ein Ablöseteam. Dazu ein Friedenswächter, was immer das sein soll. Klang mehr wie ein schießwütiger Sheriff. Man, wo steckst du eigentlich?"
Zitieren
#13
In dem Sammelsurium der unnützen Teil befand sich auch eine rostüberzogene Metallröhre. An beiden Seiten kündeten unregelmäßige Kanten von der Bekanntschaft mit dem Schneidbrenner. Kaum groß genug das ein ausgewachsener Mann den Oberkörper hinein zwängen konnte, erschienen die schuppigen Klauen an einer eben dieser Kanten und die Echse zog sich ins Freie. Hier!
Kommentierte er kurz und kroch zur Gänze aus seinem Versteck. Schrekt'Orn bewegte die Schultern kreisend und ein vernehmliches Knirschen drang durch den robusten Einteiler. Ein verbeulter Eimer wurde zur Seite geschoben und der Hut geborgen. Staub wallte auf als der Xeno seine Kopfbedeckung ausklopfte und wieder über den breiten Schädel stülpte.
Er machte nicht den Fehler den Kopf über die Ladeflächenumwandung zu heben, sondern verließ sich auf die Umschreibung Salams.

Quartiere dich ein und sondiere die Lager nach möglichen Abweichungen von meinen gesammelten Informationen. Letztlich wird es ohnehin auf einen Großteil Improvisation hinaus laufen. Je komplexer der Plan um so leichter kann er gestört werden. Ich werde mich nach Einbruch der Nacht um die Funkstation kümmern. Ich würde sagen wir schlagen morgen früh los, wenn die Arbeiter die Station wieder verlassen. Heute Abend schaffen wir es nicht mehr.
Er zog seinen Strahler und wickelte ihn in eine herumflatternde Folie, so das nur noch der Griff herausragte. Feiner Sand war Gift für die Waffe.
Da gibt es allerdings noch eine Sache. Während er sprach knotete er die Tüte mit den Rohrbomben an die Gürtelschlaufe an seinem Anzug. Vermutlich gibt es hier keine Kameras, auch wenn ich nicht sicher bin.
Wie dem auch sein. Wenn du den Abend und die Nacht hier verbringst wird man dich identifizieren können. Natürlich ist Gohmor groß und unsere Tat nicht so bedeutend das man mit Hochdruck nach uns suchen wird. Ich glaube du weißt worauf ich hinaus will...
Mir ist bewusst das die Moralvorstellungen deiner Rasse... komplex sind. Es liegt also bei dir als für wie wichtig du das Ausschalten potenzieller Zeugen erachtest. Ich wollte dir nur die Information geben das deine Entscheidung dahingehend respektiere, von nötigen Handlungen natürlich abgesehen.

Er griff in den Beutel und reichte seinem Partner einen der selbst gebastelten Sprengsätze.
Für alle Fälle!
Zitieren
#14
Salems Blick schwang hin und her. Wo war dieser Schrekt’Orn bloß? Hatte er ihn unterwegs verloren, oder hatte er sich schon abgesetzt um seinen Plan weiter zu verfolgen?

"Hier!"

Ertönte die markante Stimme des Xenos und Salem drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Erstaunt beobachtete Salem wie sich das Echsenwesen in einer unvermuteten Agilität aus seinem unkonventionellen Versteck aalte und seine Tarnung mit dem Hut wieder vervollkommnete. Er lauschte dem weiteren Plan Schrekt’Orns und nickte anschließend mit einem verhaltenen Maß an Zustimmung.
"Okay. Dann will ich mich mal unters Volk mischen.", sagte Salem schlicht und machte eine wegwerfende Bewegung als der Xeno ihm bezüglich der Zeugenproblematik einen bisher verdrängten Gesichstpunkt näher brachte.
"Wird schon schief gehen. Auf diesem Planeten kennt mich niemand und selbst wenn sie mich sehen, wer sieht hier draußen schon so genau hin? Wer zu genau hinschaut der sieht nur Dinge die ihm noch mehr Probleme bereiten als das Leben hier draußen eh schon in Petto hat. Selbst die Kontrolle am Tor war ein Witz. Wie gesagt: Wird schon schief gehen."

Er war zuversichtlich. Wenn sie eventuelle Verfolger abhängen konnten, würde ihnen niemand mehr nachstellen. Die einzigen, denen das ganze auf den Sack gehen würde, waren die bestohlenen, aber die würden eher ihre Probleme allein lösen, als die Autoritäten einzuschalten. Und selbst wenn, was wollten sie sagen? Ein freischaffender Fahrer in einem Lader hatte sie mit einem Mutanten ausgeraubt? Wohl kaum. Overall und Lader würden irgendwo in der Wüste vor sich hin kokeln und eventuelle Beweise mit ihn ihr staubiges Grab nehmen.

"Für alle Fälle!", wiederholte Salem, als Schrekt’Orn ihm die improvisierte Rohrbombe überreichte und er sie sich in die tiefe Hosentasche steckte. Er erhob sich, klopfte sich die Hände am Brustteil des Arbeitseinteilers ab und streckte sich demonstrativ.

"Dann Hals und Klauenbruch, Kumpel. High Noon bei Sonnenaufgang."

Mit diesen Worten hüpfte er von der Ladefläche des Lastwagens und überließ Schrekt’Orn seinen eigenen Plänen. Bisher hatte alles wunderbar geklappt. Der Xeno hatte bisher mit allem Recht gehabt und Salem hatte ein gutes Gefühl. Sie würden das Kind schon schaukeln und mit einem dicken Batzen Bares aus der Sache hervorgehen. Mit direktem Schritt ging Salem auf die Bar zu. Er stieß die Tür mit einem lässigen Fußtritt auf und betrat das Innere des Etablissements.

Drinnen war nicht viel los und die Bar wirkte trostlos und leer. Der Pseudo-Holzboden war zerkratzt und schartig und überall lugte der blanke Stahl durch die Beschichtung mit Holzoptik. Hocker und Tische waren ebenso aus Stahl, wie die geschwungene Theke, hinter der ein triefäugiger Barkeeper stand und in einem Datapad blätterte. Es war nicht ersichtlich, ob er Bestellungen machte, oder sich lediglich die Zeit mit irgendeiner Lektüre vertrieb und es war Salem auch egal.
Die Fenster waren vom Wind und dem Sand völlig trüb und ließen so gut wie kein Licht von draußen rein und nur verschwommene Blicke nach draußen. An der Bar saß ein heruntergekommener Kerl mit fleckigen Schutzklamotten. Neben seinem Hocker stand eine metallische Werkzeugkiste von der das meiste des blauen Lacks bereits abgeplatzt war. Außer ihm waren noch zwei andere Kerle da, die sich an einem der hohen Tische gegenüber saßen und sich bei einem großen Krug gelblicher Flüssigkeit über etwas unterhielten, das Salem als Mechaniker-Jargon bezeichnen würde. Irgendetwas über Ventile und Schaltkreise. Nichts was er verstand, oder ihn sonderlich interessierte.

Er ging zur Bar hinüber und setzte sich auf einen der Barhocker. Er nickte dem Typ mit den Schutzklamotten zu und bestellte sich einen leichten Drink.
"Bist nich von hier, wa?", brummte der triefäugige Barkeeper, als er ihm das Glas vor die Nase gestellt hatte. Das Datapad lag unbeachtet in der Ecke. Scheinbar war Salem interessanter als Zahlen oder ein bereits gelesener Roman.
"Sieht man das, ja?", fragte Salem und hob eine Augenbraue, doch anstatt einer Antwort bekam er eine neue Frage.
"Du hast hoffentlich nicht auf einem der Parkplätze der Kooperation geparkt. Ich will hier keinen Ärger mit euch Fremden und der Friedenswächter ist ziemlich gereizt zur Zeit."

Salem hob die Augenbraue ein Stück weiter, nippte an seinem Drink und schüttelte dann entschieden den Kopf.

"Nein. Keine Angst. Tessa hat mich informiert. Ich will keinen Ärger. Aber ein Zimmer wär nicht schlecht. Mir wurde gesagt hier würde ich fündig."

Wieder brummte der Barkeeper und deutete mit der Hand auf die Decke.
"Kannst'n Zimmer oben haben. Macht 50 Schekel."

Salem verschluckte sich fast an seinem nächsten Schluck und musste husten.

"Was? 50? Alter, da penn ich lieber in meinem Truck. Das ist ja Wucher.", sagte er empört und sah den Barkeeper an.

"Tja die Geschäfte gehen schlecht. Na gut, sagen wir 30."

Salem nickte und nahm einen tiefen Schluck. Er setzte das Glas geräuschvoll vor sich ab und kramte 30 Schekel aus der Brusttasche.

"Okay. 30 für das Zimmer und ein paar Infos über die nähere Gegend hier. Was hat es mit dieser Geisterstadt bei der Brücke auf sich und wie sieht es mit Muntanten und Gesocks aus. Son Zeug halt. Haben wir nen Deal?"

Der Wirt stimmte zu und Salem legte ihm die 30 Schekel auf den Tisch und kassierte dafür einen Zimmerschlüssel an dem ein kleines Plastek-Schildchen hing das die Nummer 5 Trug. Die relativ kühle Luft der funktionierenden Klimaanlage war eine willkommene Abwechslung. Salem bestellte noch einen Drink und der Wirt begann zu erzählen. Die Zeit verging und Salem ließ sich von den Worten des Barkeepers berieseln.
Zitieren
#15
Das mürrische Wesen des Barmannes schien in erster Linie Fassade zu sein, denn nachdem die finanziellen Dinge geklärt waren, stellte er sich als überaus redselig heraus. Die Gelegenheit seine Meinung und Wissen über die nähere Umgebung zum Besten geben zu können bot sich nicht alle Tage. Diese Begeisterung ging sogar so weit, dass er ein Schnapsglas vor Salem auf den Tisch stellte und es mit einer schwach gelblichen Flüssigkeit füllte.
Das erste Glas Bergmannspisse geht aufs Haus. Kleines Willkommen quasi, weil du ja neu in der Stadt bist. Er bezeichnete die Ansammlung von Fertigbauten und Lagerschuppen tatsächlich als Stadt. Als ihm die hochgezogene Augenbraue seines Gastes bei der Getränkbezeichnung auffiel entkam seiner Kehle ein hustendes Lachen. Keine Angst, hier haben die Leute nur einfach keine sehr feine Fantasie. Er goss sich selbst einen Schluck ein und prostete seinem Gegenüber zu. Dann kratzte er sich das Kinn, dass die schwarzrandigen Fingernägel auf den Stoppeln hörbar kratzten.
Tja was ist über die Gegend zu sagen? Gab hier mal einige ziemlich ergiebige Schrotthalden und Abbruchgelände. Da war richtig was zu holen. Kupfer und Edelstahl. Aber die fetten Jahre sind vorbei. Wenn man heute noch was kriegen will, dann muss man weit an dem verdammten Spalt entlangfahren, oder die überhängenden Anlangen ausschlachten. Ist natürlich nicht ganz ungefährlich. Erst vor vier Monaten ist ein ganzer Trupp in den Abgrund gefahren, als die Sektion an der sie geschweißt haben unter ihren Füßen weggebrochen ist. Er lehnte sich vor wie jemand der sich darauf verstand diese spezielle Geschichte zu erzählen.Es heißt ein Fremder aus der Wüste hätte ihnen die Stelle gezeigt... er dämpfte die Stimme wie der Erzähler einer Lagerfeuergeschichte, der um Spannungsaufbau bemüht war. Er hat sie zu einer großen Fabrik geführt, kannte einen versteckten Eingang. Drinnen war fast nichts angerührt, alles voll mit dem richtig guten Zeug. Aber als sie alle drinnen waren und dabei fleißig einzusacken.
Da ist das ganze Teil abgebrochen, von jetzt auf gleich, wie mit dem Käsemesser abgeschnitten und in die Tiefe gestürzt. Fünfzehn Mann vom Erdboden verschluckt. Nur ein Bursche von dreizehn Jahren kam einen Tag später hier angetaumelt. Hatte Sonnenverbrennungen und eine verätzte Luftröhre. Er hat alles genau so erzählt, beim heiligen Thron hat er geschworen.
Aber das Verrückteste kommt erst noch. Als der Junge fassungslos am Rand der Breche stand und da hin starrte wo bis vor Kurzem noch seine Kollegen und Freunde gearbeitet haben. Da hat er den Fremden gesehen.
Ein langes Elend, viel größer und dünner als bei einem normalen Menschen richtig sein kann und diese Vogelscheuche ist rückwärts gegangen. Nicht so wie ein guter Throngläubiger rückwärts geht, sondern schnell und vollkommen ohne zu stolpern. Ist dann in der Wüste verschwunden.
Ich weiß nicht ob der Junge vielleicht zu viel von den Dämpfen an der Breche eingeatmet hat, aber dass die Wüste kein guter Ort ist, das weiß ich wohl. Wenn das Land schon nicht mehr den Regeln gehorcht, wenn wundert es da das die Bewohner auch nicht mehr ganz richtig sind?

Zufrieden mit seiner Erzählung klatschte er sich das Handtuch auf die Schulter und brachte eine Schnapsbestellung zu den beiden Männern in der Ecke. Schon im Zurückkommen fuhr er fort.
Diese Geisterstadt, wie sie es nennen, ist auch so ein Fall. Wobei Geisterstadt natürlich nicht stimmt, denn Geister sind da noch das geringste Problem.
Jerikas Lot war mal eine lukrative Abbausiedlung, hübscher kleiner Familienbetrieb. Sogar nachdem mehr und mehr Firmen pleite gemacht haben oder in andere Gebiete abgewandert sind haben sie noch einen ganz guten Gewinn erwirtschaftet. Vielleicht haben sie auf einer Ader von... was immer sie da auch aus der Erde gekratzt haben, gesessen. Hinzu kam das sie die Brücke in der Mitte der Siedlung hatten. Dadurch kamen relativ viele Reisende vorbei und sie konnten ein paar Annehmlichkeiten, wie Läden und sogar ein Lichtspielhaus betreiben. Aber irgendwann war der Ofen eben auch für sie aus. Nur wollten die Bewohner das nicht wahr haben und sind geblieben. Haben wie wahnsinnig in der Erde gewühlt und mehr unter Tage gelebt als oberhalb. Die Strahlung und vermutlich auch die Tatsache dass ihr Genpool ausgetrocknet sein dürfte,
bei dieser Bemerkung gluckste er amüsiert, haben dafür gesorgt das die Mutationen zunehmen. Mutation ist hier draußen nichts Ungewöhnliches. Flüchtig beschrieb er das Zeichen des Adlers. Aber bei denen waren letztlich mehr Veränderte als Normale. Sie haben da gelebt wie die Tiere, haben die Brücke dicht gemacht, wohl mehr aus Angst vor dem was aus der Wüste kommen könnte, als vor der anderen Seite. Dann sind vor ein paar Wochen Panzer der PVS durchgekommen. Hatten irgendwas mit dem Krieg der Orsianer gegen die Rote Wache zu tun. Die sind mit ihren Leman Russ durch die Barrikade gebrochen, was die Bewohner natürlich nicht so lustig fanden und dann Steine auf die Panzer geschmissen haben. Die Wirkung war natürlich entsprechend jämmerlich und die Soldaten haben sich nicht mal die Mühe gemacht zurückzuschießen sondern sind einfach durchgewalzt. Aber natürlich haben sie Meldung gemacht und ein paar Tage später sind PVS-Polizisten aufgetaucht und haben das Nest ausgehoben. Weiß der Geier was sie dabei ans Licht gezerrt haben und ich wage auch zu bezweifeln das sie alle Tunnel und Gänge gefunden und ausgeräuchert haben. Aber seit dem ist jedenfalls Ruhe da unten. Mal sehen wie lange...
Zitieren
#16
Bergmannspisse? Wie einfallsreich, dachte Salem, während das Gebräu, und anders konnte man den guten Tropfen bei bestem Willen nicht bezeichnen, noch in seinem Glas hin und her schwappte.

"So viel Gastfreundschaft hätte ich hier draußen garnicht erwartet. Und wenn ich ehrlich bin habe ich schon ganz andere Sachen gehört."

Er nahm das Glas mit zwei Fingern auf, prostete zurück und kippte sich den Inhalt ohne weiteres Zögern in den Rachen. Eine seltsame Mischung war es, die ihm da die Kehle hinab in den Magen gurgelte, doch es war nichts, woran man sich nicht gewöhnen könnte. Er ließ sich nachgießen und den Wirt nebenbei aus dem Nähkästchen quatschen. Als er die Stimme senkte, ließ Salem es sich nicht nehmen auf das Spiel mit einzusteigen und näherte sich dem Gesicht des Wirts. Es war ein geben und nehmen und je mehr er auf den Wirt einging, desto größer waren vermutlich seine Chancen etwas brauchbares zu erfahren.

"Ein rückwärtslaufendes Klappergestell? Du willst mich verarschen oder? Man, soetwas gruseliges habe ich lange nicht gehört."

Sagte Salem und ließ den Wirt seinem Geschäft nachgehen. Er brachte den Mechanikern ein paar Getränke und kam dann zurück, um die seltene Möglichkeit mit einem Fremden zu plaudern zu nutzen. Salem ließ es sich nicht nehmen sich ein drittes Glas der Bergmannspisse geben zu lassen und lauschte gespannt, wie die Geschichte weiterging. Er ließ sich mit dem Glas etwas mehr Zeit, denn er wollte sich nicht die Rübe gänzlich zuknallen. Das wäre der Sache all zu abträglich, also musste er sich zurückhalten. Das Zeug hatte einiges an Umdrehungen und nach einiger Zeit der Abstinenz würde sein Körper es ihm übel nehmen, wenn er gleich zu beginn seines Aufenthalts voll über die Stränge schlug.
Es folgte eine Geschichte von einem Wahnsinn, der nur hier draußen in der Wüste derartige Wucherungen annehmen mochte. Der Gedanken, dass sie bei ihrer Fahrt durch die Geisterstadt von mutierten Augen aus dem Schatten beobachtet worden waren behagte ihm ganz und gar nicht. Ein eiskalter Schauer lief ihm de Rücken hinab und er löschte den Schauer mit dem Rest seines dritten Glases. Es half nicht wirklich, aber ein vierter Drink dieser Pisse wäre vermutlich zuviel. Langsam merkte er bereits, wie ihm der Alkohol den Verstand zu vernebeln begann.

"Oh man. Was ist das nur für eine für eine Gegend in der ihr euch hier niedergelassen habt? Ich hoffe ihr habt mehr als die zwei Revolverhelden da vorne am Tor. Wie soll man denn ruhig schlafen, wenn soviel verrücktes Zeug hier in der Gegend passiert?"

Der Wirt hob die Flasche mit der Bergmannspisse und bot Salem gleichzeitig etwas zu trinken, als auch eine mögliche Antwort auf die Schlafproblematik. Ja klar, wenn alles nichts mehr half, Alkohol war immer eine Lösung. Immer gewesen und daran würde sich wohl auch nichts mehr ändern. Salem lehnte ab und ließ sich etwas leichtes geben. Er nippte daran und stellte fest, dass leicht eine Frage der Definition war. Hier draußen war man wohl an harten Tobak gewöhnt. Viel anders konnte man sich die Zeit in der Einöde wohl auch nicht vertreiben, zumal die Geschäfte arg schlecht zu laufen schienen. Kein Wunder also, dass niemand Verdacht geschöpft hatte, als Salem mit seinem wertlosen Plunder auf der Ladefläche in das Lager gerumpelt kam. Eine weitere verlorene Seele auf den Pfaden der Schrottsammler.

"Was ist aus dem jungen geworden? Dem der das Unglück überlebt hat? Und hat man den wandelnden Wahnsinn nochmal gesehen? Vielleicht war es einer der unsäglichen Mutanten?"

Er runzelte die Stirn und dahinter begannen sich kleine Zahnrädchen zu drehen. Irgendwie interessierte ihn diese seltsame Geschichte, auch wenn es eigentlich nur Geschwätz eines Barkeepers sein konnte. Irgendetwas daran beunruhigte ihn mehr, als jede noch so hanebüchene Geistergeschichte, die ihm je einer erzählt hatte. Es war eher etwas unterschwelliges, dass mit grausamer Persistenz an seinem Bewusstsein nagte.
Zitieren
#17
Naja... den Jungen hat die Gesellschaft abgeholt. Im Vertrag war eine Versicherungsklausel und sie haben ihn dann in die Stadt ausgeflogen. Ist sicher in irgendeinem Krankenhaus gelandet und wird sich jetzt hüten auch nur einen Schritt in die Wüste zu setzen. Die jungen Leute bekommen in der Stadt doch immer irgendwo Arbeit und müssen nicht verhungern. Er seufzte, was wohl ein Tribut an seine verlorene Jugend war. Dabei zeugte sein Bauch, keine Wampe aber doch auch nicht eben weit davon entfernt, selbst nicht von erlittenem Hunger.
Was die Gestalt angeht, so hört man so dies und das. Die bedeutungsschwangere Andeutung hing einen Augenblick in der Luft. Doch der Wirt war seinem Mitteilungsbedürfnis zu sehr verpflichtet um sich jetzt in Zurückhaltung zu üben.
Es heißt die Mutanten ziehen neuerdings allerorts in die Wüste. Manchmal allein, manchmal in Gruppen zu mehreren Hundert. Der Zorn des Thron soll mich niederstrecken wenn ich weiß was die da wollen, außer zu verdursten, verstrahlt, gefressen oder abgeschlachtet zu werden. Hatten vor zwei Wochen einen Trupp von der PVS hier, die ihre Vorräte aufgestockt haben. Die haben erzählt sie würden herumziehende Mutis aufgreifen und einbuchten, wenn sie keine ID oder Bereichsregistrierung haben. Aber man hätten ihnen wohl gesagt das sie nicht zu viel Übereifer an den Tag legen sollten, schließlich ist man in Gohmor nicht all zu unglücklich wenn sich die Mutis verkrümeln. Aber worauf ich hinaus will... der Feldwebel, der sie hier einen hinter die Binde gegossen hat, erzählte das sie einen Trupp Nachzügler geschnappt hätten. Halb wahnsinnig vor Durst. Waren aus irgendeiner Stahlmanufaktur entlaufen und erzählten das sie den Anschluss an ihre Gruppe verloren hätten. War ein bisschen wirr die ganze Geschichte, wie gesagt der Soldat hatte schon einige davon intus. Er goss sich selbst ein und schüttete den Schnaps herunter.
Hat erzählt die Mutis hätten geträumt das sie in die Wüste sollten und sind munter drauf los spaziert. Ich meine wie verrückt ist das denn? Wenn ich machen würde wovon ich träume, dann würde ich meine Alte vom Hof jagen und mir was suchen das dreißig Jahre jünger ist. Er lachte kehlig, so dass die Techniker kurz in ihrem Gespräch inne hielten, über die Schulter sahen und dann wieder die Köpfe zusammen steckten. Aber das Abgefahrene kommt ja noch. Die Mutis haben erzählt der Rest der Gruppe sei dem langen Mann gefolgt, der nicht sieht wohin er geht. Hört sich meiner Meinung nach verdammt nach der Vogelscheuche an, wenn du mich fragst.
Einer der Techniker richtete sich halb auf und rief zu dem Wirt herüber.
He Gustavo, hör auf den Leuten diesen Scheiß zu erzählen, das ist nicht gut.
Der Barmann fuhr auf und wurde von jetzt auf gleich dunkel rot.
In meiner Kneipe rede ich was ich will und es ist die Wahrheit, bei allen Heiligen. Geht das in deinen verdammten Säuferschädel Tim O'Neill?
Ich sage nur das man das Unglück auch herbeireden kann.
Und ich sage das du den Mund halten sollst, sonst kannst du in Zukunft zusehen woher du deinen Schnaps beziehst, verstanden?

O'Neill brummte etwas Unverständliches, drehte sich jedoch wieder um, die Hände fest um das Glas geschlossen, mit dessen Wegnahme man ihm gedroht hatte.
Stör dich nicht an denen... alles Trunkenbolde und Taugenichtse.
Viel ist ohnehin nicht mehr zu erzählen. Die Mutanten, verlottert wie sie waren, haben dann die Soldaten angegriffen, als die ihnen sagten das sie sie zurück nach Gohmor bringen würden. Wie die Furien, hat der Feldwebel gemeint. Haben die dann natürlich sauber abgeknallt. Ist auch besser so, wenn du mich fragst. Nur ein guter Mutant ist ein guter Mutant, hat mein Vater immer gesagt und der war bei den Blockaufständen bei. Hier...
Er griff unter die Theke und zog ein altes Sturmgewehr der Garde hervor. Eine klobige Waffe, die in ihrer Verbreitung bei der Armee gleich nach dem Lasergewehr kam. In die Seite des zerkratzten, schwarzen Gehäuses war das Emblem irgendeiner Gardeeinheit gestanzt.
Das war sein ein und alles. Hat's mir auf dem Sterbebett vermacht und beim Thron und allen Heiligen, wenn einer dieser mutierten Bastarde hier rein kommt, dann mach ich ihn persönlich damit fertig. Er beruhigte sich wieder und verstaute die Waffe an ihrem angestammten Platz.
Der Friedenswächter sieht es nicht gern wenn ich damit herumfuchtle. Er meint Tommy, Jacobus Tessa und der alte Schmidti würden ausreichen und er selbst nicht zu vergessen. Aber ich weiß wie ich heim und Herd schütze wenn es drauf ankommt. Das kannst du mir glauben.

Die Tür öffnete sich und ein bärtiger Mann betrat die Gaststube, völlig mit Staub bedeckt und einen Hydraulikmeißel auf der Schulter. Der Wirt ließ Salem, Salem sein und begrüßte den Neuankömmling überschwänglich. Offenbar ein entfernter Verwandter, denn es wurden herzliche Nachfragen nach jenem Schwager und dieser Großtante ausgetauscht. Der Söldner blieb allein am Tresen zurück und erst nach eine geraume Zeit öffnete sich die Tür erneut. Wind wehte nicht nur Staub und Sand herein, sondern auch eine beachtliche Zahl an abgekämpft wirkenden Arbeitern, denen es danach verlangte sich die Rückstände ihrer Arbeitsstätte aus der Kehle zu spülen. Der Raum füllte sich ebenso wie die Gläser und der Wirt fand nicht länger Zeit Geschichten zu erzählen. Auch der Platz neben Salem wurde in Beschlag genommen.
Na? Schon bereut nicht selbst was rein geschmuggelt zu haben? Unter abgezogener Brille und Tuch kam das Gesicht der Torwächterin zum Vorschein. Gelbliche Wolken stieben auf als sie sich die Kleider ausklopfte. Sie ließ sich eine Flasche bringen und entkorkte sie.
Hat der Alte schon seine Schauermärchen vom Stapel gelassen?
Zitieren
#18
Der Wirt erzählte und erzählte. Salem war es recht. Es vertrieb die Zeit und war wenigstens ein bisschen ansprechend. Zwar löste sich alles nach und nach in mehr oder weniger Wohlgefallen auf, aber immerhin mussten sie nicht mit der Gefahr leben auf der Flucht von ein paar durchgeknallten Mutanten angefallen zu werden.

"Oh ja. Das klingt wirklich nach der Vogelscheuche.", pflichtete Salem seinem Gesprächspartner bei, bevor sich einer der anderen Gäste in das Gespräch mischte. Dieser Planet war echt seltsam. Mutantenhöhlen in Geisterstädten in der Wüste direkt neben der Hochburg von Bürokratie und Technik. Eben noch im hoch komplexen Schmuggelscan der Einwanderungsbehörden und nun in einem Kaff wo Schmuggelgut per Blick-Test gesucht wurde, Staub und Sandstürme die Steine glatt polierte und die Bewohner von Aberglaube geprägt waren und einer Arbeit nachgingen, die um Grunde so simpel war, dass die Drohnen des Bürokratischen Aktes damit schlichtweg überfordert wären. Was für Gegensätze.

Nachdem der Wirt sich seinem neuen Gesprächspartner zugewandt hatte, ließ sich Salem die Worte erneut durch den Kopf gehen. Insgesamt kam er auf vier Wachleute, den schießwütigen Friedensstifter, -bewahrer oder wie er auch gleich noch heißen sollte, Salem beschloss schlicht bei Sherrif zu bleiben, und ein Donnerbüchsen schwingender Schmied der Haus und Hof gegen Mutanten verteidigen wollte. Na hoffentlich läuft der nicht ausgerechnet meinem Spießgesellen über den Weg, dachte Salem mit einem ungebremst heiterem Anflug von Belustigung und malte sich aus, wie der Wirt mit ausgestrecktem Zeigefinger und weit offen stehendem Mund auf die Tür zeigte, in dessen Rahmen der Xeno von der Laderampe stand und ihm seinen seltsamen Blaster auf den dicken Bauch richtete.
Der Echsenmensch hätte sicher keinen Sinn für diese Art des Zeitvertreibs. Amüsement war sicher höchst ineffizient und der Grund warum Menschen so eine,... Rasse war. Salem fiel es schwer ein passendes Wort zu finden. Was würde der Xeno wohl sagen? Der Alkohol zeigte immer deutlicher seine Wirkung und die Vorstellung in Salems Kopf nahm ein jähes Ende. Er hatte die Pointe versaut und überlegte gerade, ob es nicht besser war sich gleich ins Bett zu schmeißen, den Tag abzuschließen und sich dann direkt auf den eigentlichen Grund seines Aufenthaltes zu schmeißen, als die Tür erneut aufging und sich eine Meute von abgeschlagenen und durstigen Arbeitern ins innere der Taverne ergoss.

"Na? Schon bereut nicht selbst was rein geschmuggelt zu haben?", fragte ihn plötzlich einer der neuen Gäste von der Seite und die Stimme klang irgendwie bekannt. Salem sah seinen neuen Sitznachbar an und ein schelmisches Lächeln kräuselte sich über sein Gesicht, als sich das Fräulein vom Tor unter der Schutzkleidung offenbarte und die fehlende Verbindung zur Stimme endlich wieder da war.
"Tessa!", sagte er mit einem leicht überraschten Unterton, als hätte er sie gar nicht mehr hier erwartet und freute sich dennoch sichtlich über ihre Gesellschaft.
"Hat der Alte schon seine Schauermärchen vom Stapel gelassen?"

Salem nickte.

"Ist das so offensichtlich? Sieht man mir das an, oder erzählt er prinzipiell Schauergeschichten? Ich meine, ja. Er hat mir ein paar Geschichten erzählt. Na gut, um ehrlich zu sein hat er jede Menge zu erzählen gehabt. Es ist eine nette Abwechslung. Neues Kopffutter für lange Fahrten, aber ich bin mir noch nicht so ganz sicher, was ich an alle dem am gruseligsten finde. Die Vogelscheuche mit den Mutanten, oder die Bezeichnung eurer Getränke."

Er grinste breit, prostete Tessa mit dem Rest seines Drinks zu und kippte das Zeug in einem Zug weg.

"Echt harter Tobak, den euer Wirt da ausschenkt.", kommentierte er und ließ das leichte brodeln seiner Speiseröhre und die aufwallende Wärme seines Magens langsam abflauen.

"Ansonsten ruhige Schicht gehabt? Ein paar Schmuggler gefangen?", fragte er und lachte, während er sich auf seinem Hocker drehte, um sie ohne große Verrenkungen des Halses betrachten zu können.
Zitieren
#19
Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte herzhaft.
Ja die Leute hier haben ihren eigenen Sinn für Humor würde ich sagen und das Zeug sieht ja wirklich aus wie Pisse. Sie sah Salem an und spielte die Erschrockene. Huch... nicht sehr damenhaft, was? Ihr Glas füllte sich erneut und leerte sich ebenso schnell.
Von den Gruselmärchen des Dicken halte ich nicht viel und ja er erzählt sie jedem und ganz besonders gerne Fremden. Die Wüste ist schon verrückt genug, auch ohne das man sie mit schwarzen Männern und Saanariis bevölkert. Früher, als Krieg war, da gab es die vielleicht... vielleicht auch nicht, keine Ahnung. Aber heutzutage ist es nicht gut wenn man zu viel über so was schwätzt. Finde ich jedenfalls. Daher auch vorsichtig mit deinem Kopffutter. Sonst futtert es noch deinen Kopf. Sie grinste und schlug ihm aufs Knie, wobei ihre Hand eine Sekunde länger auf dem Schenkel des Söldners blieb als dies unter Trinkkumpanen üblich gewesen wäre.
Und Schmuggler hab ich auch nicht erwischt. Schade eigentlich, hätte nichts gegen ein bisschen Wow einzuwenden. Sie zog an einem imaginären Glimmstängel und blies den ebenso unsichtbaren Rauch in die Luft. Hier ist es so sterbenslangweilig, das einem nur saufen und rauchen übrig bleibt. Würde lieber nach Gohmor gehen... irgendwas erleben, mehr sehen als Staub und Dreck.
Erzähl mir was... wo kommst du her, was hast du erlebt, warst du in letzter Zeit in der Stadt?
Zitieren
#20
Sehr behutsam legte er eine weitere Rohrbombe zwischen das Strebewerk der Antenne. Das sollte wohl ausreichen um das Konstrukt zum Einsturz zu bringen und die Verbindung mit der Stadt, einer Zentrale oder womit auch immer diese Niederlassung im Kontakt stand, zu unterbinden. Einmal einmal mehr ärgerte sich der Echsenmann darüber das er sich nicht die Zeit genommen hatte einen einfachen Fernzünder zu konstruieren, sondern auf die simpelste aller Methoden, eben eine gewöhnlich Zündschnur, zurückgegriffen hatte. Wurde er langsam nachlässig in seinen Handlungen und glich sich dem Volk an dessen unfreiwilliger Gast er war?
Soweit würde er wohl nicht kommen.
Allein dieser Außenposten war ja ein Beweis für Arglosigkeit die er niemals an den Tag gelegt hätte. Hier befanden sich Menschen in einer denkbar schädlichen Umgebung, voll natürlicher Widrigkeiten und selbst geschaffener Feinde, wie Mutanten und Abtrünnige. Sie aber überließen ihr Leben zwei Wachen am Tor, welche ihre Pflichten nur sehr rudimentär wahrnahmen. War man erst einmal innerhalb des Zaunes, konnte man sich praktisch ungehindert bewegen. Ihm kam das natürlich zugute, doch es zeigte einmal mehr wie fremd ihm diese Wesen doch waren.
Sein Blick ging zum Himmel und wie um seine Gedanken stimmig zu untermalen rissen die Wolken am nächtlichen Firmament auf und entblößten ein beeindruckendes Sternenzelt. Ein faszinierender Anblick und gewissenhaft hatte Schrekt'Orn sich mit den Konstellationen vertraut gemacht, astrologischem Interesse wie auch für praktischen Nutzen. Schließlich konnte man sich an den Sternen immer noch am besten orientieren.
In diesem Moment jedoch führte ihm das Panorama nur seine enorme Einsamkeit vor Augen. Dies mochte aus der Feder eines menschlichen Dichters schwülstig und selbstmitleidsbehaftet klingen, doch der Echsenmann aussortierte derartige Dinge nicht mit einer solchen Aussage. Salem hatte von Freiheit gesprochen, doch für den Söldner bedeutete das Loslösen von den Normen und Gesetzten seines Volkes nicht das er dessen Gesellschaft aufgab. Was er auch tun würde, ob er das Leben eines Geächteten oder treuen Dieners wählte, er blieb unter Seinesgleichen. Schrekt'Orn hingegen hatte die Sprache der Menschen angenommen, gelernt ihre Gepflogenheiten zu verstehen, ja selbst die Lücken in ihrer Justiz auszunutzen, doch es würden auf ewig fremdartige Kreaturen bleiben, Aliens.
Unter diesem unendlichen Himmel, Sterne vor den violetten Wirbeln des Krallennebels war er klein und nichtsbedeutend. Seine Spezies verstand Religion nicht auf die Art wie es die Menschen taten. Übermächtige Götter, welche die Geschicke der Sterblichen lenkten, das war doch eine reichlich plumpe Erklärung. So mochten Kinder das Einschlagen eines Blitzes deuten.
Das einzige was annähernd mit dem Glauben der Menschen vergleichbar gewesen wäre, war die Anerkennung der Natur als übergeordnetes Konzept. Der verzweigte Baum der logischen Folgen auf unvorhersehbare Zufälle. Eine planlose Schöpfung mit dem Bestreben nach Perfektion.
Was seine eigene Rolle dabei betraf war es wert bei Gelegenheit näher zu betrachten, doch dafür hatte er noch genügend Zeit sobald er sich ein Versteck für die Nacht gesucht hatte. Auch galt es noch Salem zu sprechen, sollte sich eine Möglichkeit bieten, um den morgigen Ablauf durchzugehen. Er würde also die Bar im Auge behalten und hoffen das der Söldner noch einmal herauskam oder ein Zimmer belegte welches es von außen erreichen konnte.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste