Trassengrad Vollzugs- und Besserungsanstalt AG Untere Levels

[Die Stimme]

Wesentlich tiefer gelegen als den meisten Menschen bekannt war, etwa fünf Stockwerke unterhalb der eigentlichen Haftanstalt, befanden sich weitläufige Kammern, Hallen, angefüllt mit gewaltigen metallischen Behältnissen. Schubladen, welche allein dem Zweck dienten primär kontaminierte Leichen aufzunehmen. Zwei dieser Laden waren eben erst geöffnet worden, ihr Inhalt wurde mittels einer verschiebbaren Schienen herausgezogen, eine stählerne Liegefläche, auf beiden lag jeweils eine einzelne Person, nackt, doch ansonsten unangetastet, mit Ausnahme einiger weniger Stichverletzungen entlang der Armbeugen. Dünne Stiche, wie von Nadeln, wie von Menschen welche zulange irgendwelche illegalen Stoffe genossen hatten. Doch dies stimmte nur bedingt. Noch dazu waren diese beiden Männer nicht einmal gänzlich tot, allein ihre Vitalfunktionen schlummerten auf einem kaum wahrnehmbaren Niveau. Doch dies sollte sich rasch ändern. Bereits jetzt werkelte ein einzelner emsiger Mitarbeiter in einem Schutzanzug vorrangig an Subjekt 481h, der nicht einsehbaren Kartei gemäß ein gewisser Harold, Dave. Er verabreichte dem Mann eine durchsichtige Lösung, ehe er weiter Schritt und dies bei Subjekt 973b wiederholte, Jagondar, Karlef. Schon bald würden die beiden bezahlten Attentäter aus ihrem Dornröschenschlummer erwachen, dessen war er sich sicher, weshalb er auch sicher stellte das die beiden unmittelbar daran das dritte Fach erspähen würden, in welchem ihre vormalige Ausrüstung geschmuggelt worden war und zwar innerhalb eines Leichnams. Er legte die Notiz dem ausgestreckt liegenden Harold in die Hand, schritt dann auf die etwa zweihundert Meter entfernte Sicherheitstür zu. Wohl ungefähr siebzehn Minuten, wie er sinnierte, dann müssten sie wohl wieder fit sein…

[Dave]

Langsam, ganz allmählich kehrte das Bewusstsein zurück in Daves Körper. Schwach erst, verwirrt. Vorsichtig tastete es sich zurück an seine alte Wirkungsstelle um wieder die Kontrolle über diesen Körper zu übernehmen, wieder mit ihm eins zu werden. Mit dem Bewusstsein kamen auch die Sinne wieder. Es war kühl. Besonders die glatte, harte Fläche auf der er lag fühlte sich kalt und ungemütlich an. Licht drang durch seine Augenlider. Als er zaghaft versuchte sie zu öffnen, musste er sie sogleich wieder zusammenkneifen, da der grelle Schein in seinen Augen schmerzte. Zugleich wurde er sich seiner eigenen Verletzlichkeit bewusst. Nackt und schutzlos lag er auf diesem... er wollte tasten, ein wenig über diese Fläche streichen, doch sein Arm fühlte sich unglaublich schwer und kraftlos an. Er verschätzte sich und brauchte zwei Anläufe um ihn von der Stelle zu kriegen. Mit dem ganzen Körper legte er sich in diese Bewegung, drehte sich und stürtzte plötzlich in die Leere.
Kurz darauf schlug er schon auf dem Boden auf und ein gepresstes Keuchen entrang sich seiner Kehle. Seine Atmung ging schneller. Die Anstrengung sich auch nur ein paar Zentimeter zu bewegen und der Sturz hatten ihn zum Keuchen gebracht.
Mühsam versuchte er sich aufzustemmen. Es gelang nicht. Er konnte sich schon besser bewegen, aber es war immer noch zu schwer. Ein Trost war, dass seine Kräfte aber offensichtlich zurückkehrten. Geduld war angesagt. Und so blieb er vorerst flach auf dem Boden liegen, spürte wie seine Kräfte allmählich zurückkehrten, rätselte, was man ihm verabreicht haben könnte und lauschte vor allen Dingen. Was auch immer hier los war, entweder er hatte verfluchtes Glück gehabt, oder Andere verwirklichten hier ihre eigenen Pläne zu denen er offensichtlich gehörte. Ihr Auftraggeber schien ihnen dann tatsächlich stärker unter die Arme zu greifen als ursprünglich gedacht. Wie auch immer, wenn er bloß Glück gehabt hatte, konnte es sein, dass sich das sehr bald änderte sobald jemand nachsah und er dann eben doch als Leiche endete. Wenn das hier aber geplant war, dann dürften seine Söldnerkollegen ebenfalls noch leben. Und während dieser Karim noch vertragstreu wirkte und die Frau zu naiv um irgendetwas zu unternehmen, so schien dieser Andere, dieser Narl ein ganz verteufelter Hund zu sein. Der Kerl hatte tatsächlich versucht sie zu verkaufen und sich den Auftrag selbst unter den Nagel zu reißen. Man hätte ja meinen können, dass er tat wofür er bezahlt wurde, aber nicht mal mehr darauf schien man sich heutzutage verlassen zu können. Zugegeben, die arrogante Art dieses Trantors hatte ihn von Anfang an gestört, und nun hatte er zumindest einen triftigen Grund dieses lächerliche Greenhorn einfach umzulegen wenn er ihn das nächste Mal sah, er würde...
Dave rief sich zur Ordnung. Vor lauter Ärger über diesen Kerl verlor er die Aufmerksamkeit für seine Umgebung und würde deshalb noch vor die Hunde gehen. Für Rache war später noch Zeit, jetzt musste er es erstmal schaffen überhaupt aufzustehen.
Glücklicherweise gelang ihm das auch bald darauf und seine Augen hatten sich nun ebenfalls an das Licht gewöhnt. Leicht wankend kam er zum Stehen und lies seinen Blick über die Umgebung schweifen. Außer einer ganzen Menge Schubladen und einer Sicherheitstür am Ende des riesigen Raumes, gab es jedoch nicht allzu viel zu sehen. Das ganze Bild erinnerte ihn stark an die Leichenschauhäuser der Pathologien. Während seiner Zeit als Medizinstudent hatte er sich zumindest ein ums andere Mal in solchen Säälen aufgehalten.
Als sein Blick nun auf die bereitgelegten Ausrüstungsgegenstände fiel, war dann auch klar, dass es sich hierbei um einen Plan handeln musste, ergo dürften auch seine Mitstreiter noch am Leben sein. Er schaute sich um, erblickte jedoch nur Trogandur, der sich ebenfalls schon wieder regte.
Dave zögerte nicht länger. So schnell es eben ging legte er sich Kleidung und Ausrüstung wieder an, und war fertig, als Karim sich eben aufrappelte. Der Hut saß, der Zigarillo war schon wieder am qualmen und die Pistole war geladen und einsatzbereit, inklusive Schalldämpfer. Er machte sich auch weiterhin nicht die Mühe Trogandur anzusprechen, geschweige denn ihm zu helfen und erkundete seine Umgebung nun lieber noch genauer, wobei er sich allmählich auf die Sicherheitstür zubewegte. Er achtete natürlich auch darauf was Karim tat, er wollte nicht aus einer neu aufgeflammten Rivalität heraus von hinten erschossen werden.