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Dammstadt Alljähre
Die Stürme der Schwemme waren nicht umsonst berüchtigt. Was der Himmel da auf die Dammstadt niedergehen ließ, schien dem Bestreben entsprungen zu sein, die Welt zu ersäufen. Kein vernünftiger Mensch war bei diesem Wetter vor der Tür und so schwankten nur ab und zu die Taschenlampenkegel lustloser Wachsoldaten durch den schwarzen Schleier der Regennacht, wenn sie dem unausweichlichen Schicksal einer Patrouillenrunde nachgaben. Möglichst schnell die befohlene Route abgehen und dann wieder in die Wärme der Wachstube zurückkehren. Übertriebene Aufmerksamkeit legte keiner der PVSler mehr an den Tag.
Wozu auch?
Der Krieg war vorbei, bisher zwar nur inoffiziell, doch wenn nicht mehr geschossen wurde und das schwere Gerät wieder nach Gohmor verlegt wurde, dann reichte das dem gemeinen Soldaten völlig aus. Viel besser als schöne Reden und mit unleserlich verschnörkelten Unterschriften überfrachtete Vertragspapiere. Dieses trostlose Stückchen Land würde bald wieder den Seevögeln und in sich gekehrten Schwemmebewohnern gehören. Welche Wache suchte da auf die letzten Tage noch Streit, indem er betrunkene Einheimische anrief oder ihren krummen Touren zu viel Aufmerksamkeit schenkte?
Allerdings waren es gar keine Einheimischen, die sich unter der Stadtmauer herumdrückten. Von der anderen Seite der Befestigung war das Toben des Meeres zu spüren und von Zeit zu Zeit mischte sich der Regen mit salziger Gischt.
Bringen wir das schnell über die Bühne. Schrie der Stabsfeldwebel gegen den Sturm an. Er hatte sich das Ölzeug der Marine über die Uniform geworfen, schien aber selbst unter diesem sonst so zuverlässigen Regenschutz bis auf die Haut durchnässt zu sein. Die anderen beiden Soldaten waren in Kampfgerödel erschienen. Der Regen trommelte auf ihren Helmen, Schulter und Brustplatten, die Gesichter lagen unter den Atemschutzmasken verborgen. Nicht weil es hier etwas aus der Luft zu filtern gab, sondern wohl eher weil sie bei dieser Sache sehr viel weniger Selbstbewusstsein hatten als der Stabsfeldwebel. Entsprechend nervös drehten sie den Kopf immer wieder in Richtung der Gasse, welche auf die Hauptstraße führte. Hier unter der Mauer waren sie zwar relativ sicher vor zufälliger Entdeckung, doch sollte es dennoch dazu kommen, dann gab es keinen vernünftigen Fluchtweg, wollten sie nicht eine Haustür eintreten und darum beten, dass es einen Hintereingang gab.
Chandra und ihre raubeinigen Begleiter hatten sich besser im Griff, auch wenn sie natürlich ebenfalls immer wieder Blicke in Richtung Straße schickten.
Dann lass mich in die und die und die Kiste mal einen Blick werfen. Bei jedem „die“ deutete sie auf eine der grauen Hartschalenkisten, von denen zehn Stück aufgereiht wie Kindersärge zwischen ihnen standen. Dann sind wir hier alle schnell durch und können wieder ins Trockene. Der Stabsfeldwebel nickte seinen beiden Kumpanen zu und die machten sich daran die Schnappverschlüsse der Kisten aufzumachen. Als die Deckel beiseitegeschoben wurden, glänzten die eindringen Regentropfen auf frisch eingeölten Kampfgewehren vom Typ 2-1. Zehn Stück pro Kiste, alle ohne Gebrauchsspuren und fein säuberlich in ein gepolsterten Haltevorrichtungen verwahrt. Chandra konnte sich mit einem schnellen Blick vom Inhalt überzeugen und bedeute den Soldaten die Kisten wieder zu verschließen, als sie mit dem Gesehenen zufrieden war.
Der Anführer der drei Soldaten trat zu ihr und hielt demonstrativ die Hand auf. Ein in durchsichtige Folie eingewickeltes Bündel abgegriffener Geldscheine wechselte den Besitzer. Der Stabsfeldwebel zählte nach, wobei ihm sein vorn übergebeugter Oberkörper als Regenschutz diente.
Schön! Kommentierte er das Ergebnis seines Zählens.
Zu blöd, dass bei diesem Sturm so viel beim Verladen verloren geht. Da werd ich mir vom Logistikzentrum eine schöne Standpauke anhören müssen. Grinsend schwenkte er das wieder verpackte Geldbündel. Am Ende kürzen die mir noch den Sold um einen Monat. Die drei Männer wandten sich zum Gehen. Eine Quittung kann ich leider nicht ausfüllen, muss meinen Quittungsblock verloren haben. Gute Heimreise und schöne Grüße an den Kurzen.
Damit verschwanden die Drei eiligst im Dunkel der Regennacht.
Die Crew des Dampfschiffes Tiamat war bereits damit beschäftig Jutesäcke über die Kisten zu stülpen. Das machte die Fracht zwar unhandlicher, schützte die allzu eindeutigen Kisten aber auch vor neugierigen Blicken.
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Der Deal war saubere über die Bühne gegangen als sie es sich erhoft hatte. Insgeheim war ihr danach gewesen die Waffen und das Geld an Drudox zu übergeben, schließlich war nicht jeder hier über die PVS von Gohmor erfreut und wenn sich drei betrunkene Soldaten in die falsche Gasse verirrten endeten sie schonmal mit durchgeschnittenen Kehlen, hatte sie zumindest in der Hafenkneipe gehört. So blieb ihr aber nichts übrig als gute Miene zu machen. Die Ware war in Ordnung und auch in der Stückzahl wie vereinbart übergeben worden. Während der Überfahrt würden sie und Jocha jedes einzelne überprüfen, die Seriennummern ersetzten und mögliche Fehlfunktionen beheben. Drudox hatte Recht gehabt der Junge war zwar etwas langsam wenn es um alltägliche Sachen ging aber gab man ihm etwas zu Schrauben zeigte sich, dass er einfach das Pech gehabt hatte auf der falschen Straßenseite geboren worden zu sein. Jeder Techpriester hätte die latente Begabung zum Umgang mit Maschinengeistern die in ihm schlummerte sofort erkannt und ihn an den nächsten Maschinenschrein überstellen lassen.
Das alles ging ihr durch den Kopf während sie die Kisten auf einen mitgebrachten Karren hoben und zur Tiamat schoben wo die Gewehre in angemessener Zeit unter Deck verschwanden worauf hin sie sich auf den Weg zurück zur Kneipe machte. Denn vieleicht würde dieser Kurt ja doch noch einen Streit vom Zaun brechen wenn Drudox in noch etwas mehr bearbeitete.
Beim Betreten des Schankraumes strich sie sich das Wasser aus den Haaren und band sie mit dem Kopftuch zu einem Pferdeschwanz zusammen während sie ihre Jacke zum Trocknen an einen Haken in der nähe der einzigen Wärmequelle im Raum ehe sie sich auf den immernoch freien Stuhl neben Durdox setzte und sich, nachdem sie ein kaltes Bier und eine warme Fischsuppe bestellt hatte, zu ihm beugte und beiläufig Ware erhalten und verstaut. Können noch mit der Ebbe auslaufen wenn ihr euch Handelseinig werdet. Oh und ich soll dem Kurzen schöne Grüße ausrichten. in die laufenden Verhandlungen einfließen.