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Äußerster Rand des SORLON- Systems
#11
„Der Weltraum. Unendliche Weiten.“ Dieses Zitat war Hector beim Studium antiker Videopiktogramme über den Weg gelaufen und suchte sich seitdem stets den Weg aus seinen Gedächtnisspulen ins aktive Bewusstsein, wenn er in hartem Vakuum unterwegs war… Die Aussage war durchaus korrekt, wenngleich auch Hector den romantisierenden Subtext der Aufnahme nicht teilen konnte. Der Weltraum war tödlich, unbarmherzig und musste mit allergrößtem Respekt behandelt werden. Aus Sicht eines Archäologen machte das die ganze Sache allerdings auch spannend…
Aber eins nach dem anderen: Erst der Respekt, dann die Spannung. Mit größter Sorgfalt überprüfte er jedes Siegel seines Anzugs und murmelte Leise die heiligen Litaneien, die den Geist seines Anzugs dazu bewegen sollten, ihn vor dem lebensfeindlichen Nichts außerhalb des Transportspanzers zu schützen. Anschließend richtet er seine Aufmerksamkeit auf seine Instrumente und begann Linsen zu justieren und Sensoren zu kalibrieren, bis er schließlich beschloss, dass 97,3 Prozent der optimalen Funktionalität unter den gegebenen Umständen eine akzeptable Untergrenze darstellte. In der winzigen, gepanzerten Frontscheibe des Rhino wurde die geheimnisvolle Kuppel immer größer. Als jemand, der seine ersten Jahrzehnte in den Schmiedestädten des Mars verbracht hatte, war Hector durch Größe und Monumentalität allein nur schwer zu beeindrucken und als er von Bruder Lerel den Auftrag zur Unterstützung der Mission bekommen hatte, hatte er zunächst befürchtet mehrere Wochen mit dem Abwracken eines verunglückten astropathischen Arrays verschwenden zu müssen. Doch die ersten Untersuchungsergebnisse, die ihn vor wenigen Stunden über die Noosphäre verteilt worden waren, hatten ihn aufhorchen lassen und sein Interesse geweckt. Die gesamte Struktur hatte keine relevante Ähnlichkeit mit irgendeinem imperialen Architekturschema, das er in seinen umfangreichen Datenbanken hatte und selbst mit den ihm bekannten Xenos-Konstrukten gab. Als Technoarchäologe bestand seine heilige Pflicht zwar primär in der Wiederentdeckung und Rekonstruktion der Relikte und Technologien seiner eigenen Spezies, jedoch war es ihm immer schwergefallen, seine persönlichen Interessen auf seine zugewiesene Profession zu beschränken.
An der Kuppel angekommen kam das alterwürdige Vehikel mit einem letzten Röhren des entkuppelten Motors zum stehen. Der Innenraum färbte sich hellrot im Licht der Warnleuchten und ein durchdringendes Zischen kündigte die Entlüftung des Innenraums an. “Nun denn, Zeit ist Information. Machen wir uns nützlich.“, sagte Hector durch den Kurzstreckenfunk ihrer Anzüge und duckte sich als erster durch die Luke des Fahrzeugs. Seine Kollegen folgten ihm ohne großes Zögern. Trotzdem war die Aufregung gerade bei Bruder Taran spürbar. Hector konnte nicht anders als einen gewissen professionellen Paternalismus gegenüber dem jüngeren Techpriester zu verspüren. Beide stammten direkt vom heiligen Mars ab und beide hatten ihre Bestimmung in verschiedenen Aspekten der Vergangenheit und ihres Nutzens für die Gegenwart und Zukunft gefunden.
An der Kuppel angekommen, nahm das Quartett mit wortloser Aufmerksamkeit die Belehrungen von Drusha-Thaulk entgegen bevor sie selbst endlich das geheimnisvolle… Bauwerk betraten. Unten angekommen wurden Sie  nach wenigen Metern von Bruder Sindri empfangen, der als Leiter seines eigenen Erkundungsteams mit der ersten Welle in der Kuppel angekommen war. Nach ihrem gemeinsamen Ausflug in die Wüste hatten sie sich für eine Weile aus den Augen verloren und waren mehr durch Zufall auf dem Exploratorschiff wieder aufeinandergestoßen – jedoch ohne weiter Kontakt aufzunehmen. Mit einem Nicken nahm Hector die Informationen entgegen. “Wir danken für den Informationsaustausch, wir werden uns einen eigenen Sektor suchen und dort unseren Beitrag zu den Erkundungen zu leisten.“ Mit einem kurzen, binären Austausch bestätigte er den Empfang der allgemeinen Funkfrequenz, bevor er sich seinem Team zuwandte. “Nach aktuellem Stand sind einige Routen noch nicht von Erkundungsteams abgedeckt. Wir werden den prospektierenden Servoschädeln in Sektor Zheta-4 folgen und dort mit unseren Erkundungen beginnen. Ab hier operieren wir unter erhöhten Standardsicherheitsprotokollen. 10 Prozent der verfügbaren Kogitatorkapazität ist dauerhaft für Bedrohungsidentifikation und -analyse vorzuhalten. Abgesehen dieser kleinen Unannehmlichkeit im Dienste der Vorsicht wünsche ich uns gute Jagd.“ Ein charakteristisches Lächeln zuckte über seine Lippen und er nahm sich einen Moment um jedem seiner drei Gefährten einen kurzen noosphärischen Ping zu senden – unter Techpriestern quasi das Analogon zu einem ermunternden Schulterklopfen – bevor er sich zur Seite wandte und sich auf den Weg tiefer in die Kuppel machte. Nand folgte wie üblich mit leichtem Abstand und etwas über Schulterhöhe hinter seinem Herrn.
Hector hatte sich nicht ganz unbeabsichtigt einen der zentralen Sektoren ausgesucht, der verhältnismäßig geradlinig zum Kern der Kuppel führen würde. Wenn er schon an der Expedition teilnehmen musste, wollte er sich auch einen Teil aussuchen, in dem er die besten Chancen auf einen interessanten Fund vermutete. Seine Sensoren und Kogitatoren arbeiteten bereits auf Hochtouren. Pattern-Matching-Algorithmen versuchten wieder und wieder Analogien zwischen den beobachteten Formen und Altbekanntem herzustellen, doch bislang ohne Erfolg. Währenddessen überflog er regelmäßig den konstanten Stream an visuellen Eindrücken der vorausgeeilten Servoschädel, immer auf der Suche nach möglichen Anhaltspunkten, wo sich das Zentrum dieses Monuments befinden könnte. Seine Begleiter waren währenddessen mit ihren eigenen Analysen beschäftigt und ein Dauerfeuer an Informationsaustausch prägte ihre wortlose, noosphärische Kommunikation. "Bruder Taran, deine Expertise im Bereich von Xenos-Architektur und Technologie übersteigt mein Potential auf diesem Gebiet signifikant. Hattest du bereits Erfolg beim Abgleich der vorliegenden Strukturen mit dir bekannten Mustern?", fragte er zwischen zwei Scanvorgängen. Es war wichtig neue Wissenschaftler frühzeitig in den praktischen Prozess einzubinden und zu zeigen, dass man sie ernstnahm. Andernfalls züchtete man sich nur verschüchterte Ja-Sager heran und wenige Dinge missfielen dem Omnissiah so sehr wie uninformierter Konsens.
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#12
Taran ließ seinen Blick lang über die uralten Tunnelwände wandern, bevor er sich zu einer Antwort verstieg. Diese korallenartige Struktur erinnert mich an einige der weniger bekannten Konstruktionen der Q’orl. Ihre Architektur ist häufig von organischen Mustern durchzogen, wobei sie kalkartige Materialien zur Verstärkung verwenden. Die Q’orl kommen mir als erstes in den Sinn. Er schwieg lange Augenblicke, als müsse er mit sich selbst in den Dialog gehen. Ihre Bauwerke sind oft von einer ähnlichen, kalkhaltigen Textur durchzogen, und sie nutzen natürliche Elemente in ihren Konstruktionen. Allerdings fehlt hier etwas Entscheidendes – ihre charakteristische Ruinenschrift, die sie auf fast allen Oberflächen hinterlassen. Ohne diese Markierungen halte ich es für unwahrscheinlich, dass sie die Erbauer dieser Anlage sind. Auch wenn man es natürlich nicht ausschließen kann. Aber sonst beschriften sie noch den unwichtigsten Stein von allen Seiten und bei solch einem Konstrukt sollen sie darauf verzichten? Die Wahrscheinlichkeit liegt unter 18%. Die Tyraniden hingegen sind bekannt für ihre organischen Strukturen, aber sie hinterlassen immer Spuren von Biomasse. Selbst in verlassenen Schiffswracks findet man Überreste von mumifizierten Kreaturen oder verwesendem Material. Kalk- und Knochenstrukturen verwenden sie zwar, doch immer nur als Stützgerüste für Fleisch. Hier gibt es jedoch keine Anzeichen von verfallener Biomasse, was sie als Urheber ebenfalls unwahrscheinlich erscheinen lässt. Natürlich muss man die rasende Evolution berücksichtigen, welche die Niedenrasse als Waffe nutzt. Gut möglich, dass wir es hier mit einer alten Struktur zutun haben oder mit einem angepassten Entwicklungsstrang, der uns aus bekannten Schwarmflotten nur nicht geläufig ist. Möglich, aber nach meinem Dafürhalten nicht sehr wahrscheinlich. Bei 31%. 
Taran machte eine weitere seiner kurzen Denkpausen und erwähnte dann eine weitere Spezies: Die Eldar könnten theoretisch auch infrage kommen. Sie verwenden gelegentlich organisch anmutende Formen, insbesondere auf ihren Weltenschiffen. Doch die architektonische Reinheit und die typisch eleganten, fast kunstvollen Linien ihrer Bauten fehlen hier völlig. Diese Kuppel ist zu roh, zu massiv, um eldarischer Herkunft zu sein. Ich würde sie zur Gänze ausschließen, wenn man nicht von einem degenerierten Entwicklungsstrang ausgehen will. Auch die Fra’al haben eine Vorliebe für korallenartige Oberflächen. Ihre Schiffe und Stationen besitzen oft diese seltsame Mischung aus organischem Design und metallischen Verstärkungen. Doch was hier fehlt, ist ihre übliche Verwendung von psionischen Energien zur Verstärkung der Struktur. Währe diese im Einsatz gewesen und würde jetzt fehlen, würden wir radikalere Zerfallserscheinungen wahrnehmen. So meine ich zumindest. Die Inquisition beschränkt tiefergehende Datensätze bedauerlicherweise in ihrer Einsicht. 
Die Information muss fließen. 
Er beschrieb das Zeichen des Zahnrades. Es könnte ein gänzlich unbekanntes Volk sein oder ein Hybriddesign. Es gibt zu viele Unstimmigkeiten, um eine der bekannten Spezies zweifelsfrei zuzuordnen. Zumindest hier im Feld. Wenn ich genügend Daten habe, werde ich eine klare Aussage treffen können. Sie setzten ihren Weg mit der gebotenen Vorsicht fort. Sie waren alle so neugierig und wissensdurstig, wie es Techpriester nur sein konnten. Doch das hieß nicht, dass sie Sicherheitsprotokolle vernachlässigen oder gar missachten würden. Entsprechend hielten sie die befohlenen Rückmeldefristen ein, kartografierten sorgfältig und legten auch sonst so viel Achtsamkeit und Ernsthaftigkeit an den Tag, wie es ihre Entdeckung verlangte. 

Der eintönige Gang fächerte sich schließlich vor ihnen zu einer großen Kammer aus. Nicht so gewaltig wie jene, in der sie herabgestiegen waren, doch immer noch von beachtlichen Ausmaßen. Die Wände dieses Bereichs waren durchzogen von unzähligen höhlenartigen Öffnungen, die in verschiedenen Höhen und Größen angeordnet waren. Einige waren kaum größer als ein menschlicher Torso, andere hingegen so geräumig, dass mehrere Personen darin Platz gefunden hätten. Die Öffnungen schienen nicht willkürlich platziert, sondern folgten einem komplexen, gewollt wirkenden Muster. Sie betrachteten eine der Höhlungen, welche unproblematisch zu erreichen war, genauer. Das Innere wirkte wie glatt poliert und es gab verschiedene Vertiefungen oder Ausbuchtungen, die dereinst ihren Sinn gehabt haben mochten. Ich glaube, wir befinden uns in einem Wohnbereich. Diese höhlenartigen Strukturen könnten als Quartiere für die Besatzung oder Bewohner dieser Anlage gedient haben. Bemerkte Taran während er mit dem Scheinwerfer auf der Schulter seines Anzuges in den Bereich leuchtete. Schließe nicht von dem, was du kennst, auf das was du siehst. Sagte Evora von hinten, während sie sich zwischen den Männern hindurchzwängte um besser sehen zu können. Ihr Einwurf war kein Tadel oder Spott, sondern eine gebräuchliche Floskel unter den Exploratoren, das Entdeckte nicht allein nach den Maßstäben der Menschen zu beurteilen und so Trugschlüssen zu erliegen. Taran sah es als willkommene Aufforderung zu erläutern. Das tue ich auch nicht, Schwester. Erstens die Variationen in Größe und Form der Öffnungen. Sie könnten unterschiedlichen Klassen oder Funktionen innerhalb der Gesellschaft dieser Wesen entsprechen. Zweitens die glatte Auskleidung, der Innenbereiche. Sie könnte zur Komfortsteigerung oder als eine Art Isolierung dienen. Drittens die Anordnung der Höhlen – sie folgt einem Muster, das an Effizienz und Hierarchie erinnert, wie wir es in vielen Wohnstrukturen verschiedener Spezies beobachten können. Kol, der bisher schweigend zugehört hatte, mischte sich ein: Die optische Materialanalyse unterstützt diese Theorie. Ich erkenne Spuren von organischen Verbindungen… Abrieb sozusagen. Seh geringe Rückstände aber vorhanden. Könnte auf, die lange Nutzung durch Bewohner hindeuten. Sie untersuchten noch einige der anderen Höhlen, konnte aber nichts finden, was sie maßgeblich von der ersten unterschied. 
Danach gönnten sie sich eine kurze Pause, während der sie ihre Entdeckungen an die Teamleitung weitergaben. Anschließend setzte das Team seinen Weg fort. 

Es hatte den Anschein, als hätten sie den Rand dessen erreicht, was man als Funktionsräume bezeichnen konnte. Auch wenn diese Funktionen bestenfalls spekulativ blieben. Nach einem kurzen, niedrigen Gang erreichten sie eine weitere, ausladenden Kammer, deren Zentrum von einer sonderbaren Konstruktion dominiert wurde.  Dieses Konstrukt von einer  Komplexität und, ja man könnte sagen, bizarrer Schönheit, welche ein Novum des bisher gesehen darstellte, wenn es von seiner Beschaffenheit her auch ganz klar den Erbauern der Kuppel zugerechnet werden musste. Im Zentrum der gewaltigen Kammer ragte es empor, ein Monument unbekannter Technologie und fremdartiger Absichten. Die Grundstruktur des Apparats ähnelte einem gigantischen, kristallinen Nautilus. Seine spiralförmige Hauptachse erstreckte sich vom Boden bis zur gewölbten Decke, wobei jede Windung mit filigranen, korallenartigen Auswüchsen besetzt war. Um diese zentrale Spirale herum waren fünf symmetrisch angeordnete, versteinerten "Arme" oder "Tentakel" positioniert. Jeder dieser Arme endete in einem thronartigen Sitz, in dem ein skelettiertes Wesen saß. Die  Überreste der fremdartigen Kreaturen waren von einer Bizarrerie, die selbst die erfahrensten Xenobiologen des Imperiums, wenn schon nicht in Erstaunen versetzt, so doch zum Heben einer Augenbraue gebracht hätte. Der Körper jedes Wesens bestand aus einer Vielzahl ineinandergreifender, kristalliner Platten, die an Panzersegmente erinnerten, unter deren milchig transparenten Oberfläche Flüssigkeit eingeschlossen zu sein schien. Diese Platten selbst schimmerten in einem tiefen, irisierenden Blau, das je nach Lichteinfall in Grün und Violett changierte. 
Statt eines klar definierten Kopfes besaßen die Kreaturen eine amorphe, blumenartige Struktur an der Oberseite ihres Körpers. Diese "Blüte" bestand aus Dutzenden fächerartiger, halbdurchsichtiger Lamellen, die im Tode der Wesen schlaff und mumifiziert herabhingen. In der Mitte dieser Struktur befand sich eine Ansammlung faustgroßer, facettierter Kugeln, die an multiple, komplexe Augen erinnerten. Jede dieser Kugeln reflektierte das Licht anders, sodass ein hypnotischer, kaleidoskopartiger Effekt entstand. 
Die Kreaturen waren ganz zweifelsohne tot und das schon sehr lange Zeit. Trotzdem hatten ihre Überreste im Gegensatz zum Rest der Kuppel eine Präsenz, die sie selbst im Tode noch zu mehr erheben schien, als bloße Leichen. Natürlich konnte so ein Eindruck schlicht durch die schiere Fremdartigkeit entstehen und keiner der Techpriester würde sich dazu hinreißen lassen einen Xeno als mehr zu betrachten als das er war: Eine dem Menschen unterlegene Irrung des Universums. Der Anschein einer gewissen Aktivität der Körper entstand auch dadurch, dass sie auf das Licht der Scheinwerfer reagierte und die pergamentene Haut zu Lumineszenz anregten. Nicht sichtbar wenn der Lichtstrahl direkt darauf gerichtet war, aber doch wenn man ihn weg bewegte. Anstelle von Armen oder Beinen besaßen sie sechs tentakelartige Anhänge, die sich spiralförmig um den zentralen Körper wanden. Diese Tentakel waren nicht weich oder fleischig, sondern bestanden aus ineinandergreifenden, ihrerseits aus segmentierten Ringen, die an Teleskopstangen erinnerten. An ihren Enden befanden sich fächerartige Auswüchse, die sowohl als Greiforgane als auch als Sinnesorgane zu fungieren schienen. Ob dies natürliche Gliedmaßen waren, oder künstliche Manipulatoren, wie bei einem Anzug, würde eine Sektion beantworten müssen. 
Die Haut der Wesen war keine durchgängige Oberfläche, sondern ein Netzwerk aus feinen, fast durchsichtigen Membranen, die zwischen den kristallinen Platten aufgespannt waren. In diesen Membranen konnte man ein Geflecht aus lumineszierenden Adern erkennen, die in den Sekunden, in denen sie das Licht speicherten, ein abstraktes, sich ständig veränderndes Muster bildeten, An verschiedenen Stellen des Körpers ragten knochige, dornenartige Fortsätze hervor, die an Korallen oder kristalline Formationen erinnerten. Diese Fortsätze schienen eine Art natürliche Schnittstelle zwischen dem Körper der Wesen und der Vorrichtung zu sein, in der sie saßen. 
Die auffälligsten und verstörendsten Merkmale des Apparats waren die langen, nadelartigen Dornen, wie lange Knochen, welche aus der Spitze der Vorrichtung entsprangen und sich in die Sitzenden gebohrt hatten. Dies musste mit großer Gewalt geschehen sein, denn an den Eintrittsstellen waren die Leiber regelrecht zerfetzt. Selbst die gefühlskargen Adepten des Mars kamen nicht umhin die bedrückende Aura dieses “Selbstmordapparats” wahrzunehmen. Hier hatte dereinst ein Drama seinen Lauf genommen. Ich kann einen Energiefluss wahrnehmen. Meine Evora sinnend und streckte ihre Hand aus, als würde sie ein unsichtbares Tier streicheln. Ihre Fingerspitzen leuchteten bläulich. Ich habe es anfänglich für die Resonanz der Leichen auf unser Licht gehalten. Diese ist auch tatsächlich da, minimal, kaum messbar und sehr flüchtig. Aber da ist noch etwas. Es kommt aus der Apparatur in der sie sitzen. Nein halt… von darunter.
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#13
Hector lauschte den Theorien seines jungen Kollegen und glich jeden der angestellten Deduktionsstränge mit seinen eigenen Datenbanken ab. Gleichzeitig verarbeiteten seine Mem-Spulen den parallelen Broadcast an Kontext-Informationen, den Taran als Ergänzung zu seinen expliziten Ausführungen über die Noosphäre an den Rest des Teams sendete. Es miesfiel dem Techarchäologen, wie hoch der Anteil an neuen Informationen war, die er in seinen mentalen Dateisystemen verorten musste. Zwar war es ein unbestreitbarer Segen, dem Omnissiah dienen zu dürfen, jedoch entbehrte es nicht einer gewissen Tragik, wie die temporalen und physischen Grenzen der menschlichen Existenz alle Jünger des Maschinengottes dazu zwangen, sich in hohem Maße auf ein sehr enges Feld an Expertise zu spezialisieren. So faszinierend er die Eigenschaften und Merkmale häretischer Xenos-Rassen auch fand, so hätte jede weitergehende Beschäftigung über das notwendige Maß hinaus unweigerlich einen inakzeptablen Effizienzverlust bei der Erfüllung seiner primären Berufung zufolge.
Das Erreichen der größeren Kammer riss ihn aus seinen Gedanken und er nahm sich einen kurzen Moment Zeit, um eigene Beobachtungen anzustellen, während seine Begleiter bereits eifrig begannen zu fachsimpeln und erste Theorien zu diskutieren. Er wies Nand an einen stichprobenartigen Kontrollflug durch die vermeintlichen Wohnhöhlen durchzuführen. Wie schon beim Rest der Gänge und Räume, die sie bislang untersucht hatten, fehlte auch hier jedes Anzeichen für irgendwelche Maschinen oder sonstigen Objekte, die nicht Teil der Wandstruktur waren. Enttäuscht verzog er die Mundwinkel. Makrostrukturen mochten schön und gut sein, doch die wahrlich interessanten Eigenheiten einer fremden Kultur eröffneten sich seiner Erfahrung nach zumeist aus Hinterlassenschaften, die nicht primär nach utilitaristischen Prinzipien gestaltet waren. Natürlich gab es Spezies, wie zum Beispiel die Tyranniden, die jeder Form von nicht-utilitaristischem Ausdruck entbehrten, jedoch waren diese unter den bekannten, raumreisenden Spezies der Galaxie deutlich in der Unterzahl.
Hector beendete seine oberflächliche Untersuchung und wandte sich an Bruder Kol: “Soweit möglich wäre eine molekulare Analyse der organischen Rückstände wünschenswert. Das biologische Grundgerüst einer potentiell neuen Xenos-Form ist eine wertvolle Information und die Analyse von genügend Spurenresten ergibt womöglich ein vollständigeres Bild, sobald wir unsere Informationen mit denen der restlichen Suchtrupps vereinen. Sofern es keine weiteren Ergänzungen gibt, sollten wir weitergehen.“
Als die Gruppe wenig später die geräumige Kammer erreichten, verflüchtigte sich seine anfängliche Enttäuschung mit einem Schlag. “Bei der heiligen Triebkraft…“, entfuhr es ihm unweigerlich. Sofort schalt er sich für den ungewollten Ausdruck von Emotionen. Zwar war seine eigene Meinung zum inhärenten Wert menschlicher Grundgefühle sehr differenziert, jedoch wusste er, dass er damit einer relativen Minderheit im Adeptus Mechanicus angehörte und er wollte nicht das Risiko eingehen, dass diese Eigenheit seine Autorität vor seinen Brüdern und Schwestern der Exploratorenflotte untergrub. Er begann eine andächtige Runde um die zentrale Struktur des Raumes herum. Es war in der Tat ein beeindruckender Anblick – und das nicht nur aufgrund der Möglichkeit, dass seine Gruppe gerade der Erstkontakt mit Überresten einer bislang unbekannten Spezies vergönnt war. Alles, was sie bisher in der Kugel gesehen hatten, hatte eine Aura von tiefgehender Planung und geradezu steriler Präzision ausgestrahlt. Nichts wirkte zufällig oder unkontrolliert. Demgegenüber war diese Szene geradezu anarchisch. Schwester Evoras Anmerkung riss ihn aus seiner stillen Betrachtung. “Priorisierung der Bedrohungsanalyse auf 25 Prozent anpassen. Bruder Taran, versuche eine Echtzeitübertragung deiner Sensorik zum zentralen Noosphäre-Knoten der Expedition herzustellen. Eventuell benötigen wir auch schweres Gerät hier unten. Bevor wir weiter vorstoßen, sollten wir eine möglichst vollständige Dokumentation dieses Raumes und dieser… Apparatur erstellen. Fürs erste jedoch aus sicherer Distanz.“ Erneut schickte er Nand aus, um nach anderen Ausgängen des Salles zu suchen, insbesondere nach Wegen, die möglicherweise unter die fremdartige Maschine führten. Die Existenz von messbaren Energieströmen direkt unterhalb des Zentrums ließ vermuten, dass die Apparatur sich nach unten fortsetzte und unter Umständen über einen noch immer aktiven Reaktor oder sonstige Antriebsquelle verfügte. Wenn ja mussten sie diese ausfindig machen und sichern.
Während er wartete, nutzte er die Zoomfunktion seiner okularen Implantate, um sich die Leichen näher anzusehen. Erneut drängte sich ihm der Eindruck auf, dass hier etwas nicht nach Plan verlaufen war. Natürlich war ritueller Selbstmord ein bekanntes Paradigma, das in vielen Kulturen des bekannten Universums auftrat, jedoch war dieser fast immer mit einer gewissen Ästhetik oder Symbolik verbunden. “Bruder Kol, wir benötigen massenspektrometische Analysen der Maschine, der Kreaturen, sowie der Nadeln, durch die sie scheinbar ihr Leben verloren haben. Ich möchte wissen, ob es hier Diskrepanzen oder sonstige Auffälligkeiten gibt.“
Innerlich pendelte Hector zwischen Euphorie und Anspannung, die nächsten Minuten würden aller Wahrscheinlichkeit nach entscheidend dafür sein, ob die Entdeckung reine Routine, eine Sensation, oder ein Desaster werden würde.
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