05-30-2009, 07:24 PM
So Kogan, hab dich ja lange genug warten lassen. Ich hoffe, dass ich den Lebenslauf noch am langen WE fertig bekomme...
Für alle: Zweitchar des "Lucky Bastard"
Noch ne Vorwarnung: Er könnte ein bisschen überpowert rüberkommen. Vielleicht wisst ihr, wo man da am dümmsten die Stellschrauben ansetzt. Das Problem ist halt, dass GW keine Bilder für low-lvl-Chars hat...
Name: Erich Kessler
Alter: 39 imperiale Standartjahre
Herkunft: Koron III, Gohmor-Makropole
Zugehörigkeiten: Heiliges Imperium der Menschheit, Ministerium für Sicherheit und Ordnung
Avatar:
Aussehen:
Erich ist ein Mann von beeindruckender Statur. Über zwei Meter groß und an den Schulter schon fast wieder einen ganzen Meter breit. Was sofort auffällt, wenn man ihn sieht, ist das bionische rechte Auge. Das Implantat reicht von der Schädeldecke bis zum Unterkieferknochen. Bei der Operation wurde die Schädeldecke verletzt so dass nie wieder Haar auf dem Kopf wachsen kann um das Implantat oder die anderen Macken am Kopf darunter zu verstecken. Andererseits befreit es Kessler auch davon, sich immer um seine Haarpracht kümmern zu müssen. Das einst füllige und etwas runde Gesicht war nun eingefallen und hager. Die – oder besser – das eine Auge liegt tief in der Augenhöhle, dunkelbraun, fast schwarz. Die Nase wirkt, neben dem mächtigen Implantat, klein und makellos. Der einst lachende Mund hat inzwischen einen bitteren Zug bekommen und das Kinn darunter sticht gewaltig hervor.
Das Augenimplantat, welches alles Blicke wie magisch auf sich zieht, lenkt vom restlichen Körper ab, und überlässt dem Betrachter nur ein kurzen Eindruck, bei dem der bionische Arm und die Hand meist vollkommen übersehen wird. Von der Schulter ab besteht der linke Arm aus Plastahl, Adamantium und Ceramit. Das matte Silber hat nur wenige, grob eingeschlagene Verzierungen und auch schon die eine oder andere Delle, dennoch arbeitet der Arm tadellos und nur das Schwimmen, also der lange Kontakt mit Wasser, bereitet der Elektrik Probleme. Wenn Erich den Arm bewegt, ist immer ein leises Surren zu hören und treffen die Fingerkuppen aufeinander ertönt ein leises Klicken wie der Taktschlag eines Metronoms.
Der restliche Körper ist weitestgehend ‚intakt’. Kessler trägt noch eine Hüftprothese an der linken Hüfte, sowie ein durch Plastahl verstärkten linken Oberschenkelknochen. Der ganze Körper ist, vorwiegend an auf der linken Seite, von relativ frischen Narben verunstaltet und an einigen Stellen ist die Haut nur noch ein verbranntes Narbengeflecht.
Charakter:
Einst war Kessler ein, wenn nichts sogar das Talent des MfSO. Er war stolz, arrogant, gefüllt vom Elitedenken und dem Glauben an die eigene Unsterblichkeit. Doch seit dem Zwischenfall bei der letzten Mission ist davon nicht mehr viel übrig. Erich hat den Tod gesehen und sein Überleben stand wochenlang auf Messers Schneide. Das Talent hat wenig von seinen Fähigkeiten eingebüßt, ist aber nun ein verbittertes, von Rachegedanken geplagtes und von Alpträumen heimgesuchtes psychisches Wrack, dass sich nur durch einen eisernen Willen und den Drang nach Vergeltung zusammen hält.
Aus dem, was man früher als Optimist bezeichnen hätte können ist nun – mit viel gutem Willen – ein Realist, wenn nicht sogar ein Pessimist geworden. Kessler geizt nicht mit Zynismus oder Sarkasmus. Selten ist klar, was man von seinen Aussagen halten soll oder wie ernst diese jetzt gemeint sind. Es ist wie ein Netz aus Fallen, dass Kessler in jedem Gespräch aufstellt um dann lauernd zu warten, bis der Gegenüber in einer der Fallen tappt und sich im Gewebe unwiderruflich verstrickt. Zwar sind so auch schon unschuldige für die Sicherheit und Ordnung in Gohmor gestorben, doch gibt es ein geflügeltes Wort, dass all diese Taten vor dem Imperator rechtfertigt: „Unschuld beweist gar nichts!“
Das Imperium ist ein gewaltiges Gebilde mit abertausenden Feinden, doch Kessler interessiert sich mehr für das näher liegende: Spione aus den anderen Vereinigungen, Attentate oder gar Kriege unzufriedener Adelshäuser, die Bedrohung durch den Mutantenabschaum oder den freiheitsliebenden Bürger. Ebenso ist der Imperator ein Gott, der weit weg ist. Mit Wundern rechnen die Wenigsten und am aller wenigsten rechnet Kessler damit. Jedoch, ein Gott ist ein Gott, und der Imperator ist der einzige Gott, den es für Kessler geben kann und wird, auch wenn er sich nicht fünf Mal am Tag zum Gebet in irgendwelchen Tempeln niederwerfen wird.
Zum Gouverneur hat Kessler eine engere Bindung. Zwar dient er nicht zu Ehren des Gouverneurs, sondern zu Ehren des Staates Gohmor, aber trotzdem könnte Leopold de Wajari ein starker Herrscher werden. Aus einem kleinen Haus stammend, versucht er sich von den Bindungen und Abhängigkeiten an ‚die Großen’ zu lösen und das ist es, was Erich imponiert. Ein starker Herrscher, der sich endlich den Außenpolitischen Problemen widmen wird und aufräumen könnte mit den Freiheitsbestrebungen des Trutzt-Kombinats und anderen suspekten Elementen.
Ausrüstung:
Wer bei Ausrüstung an giftspritzende Uhren oder Raketenwerfer in Krawatten denkt, wie es in einigen Agenten-Holovid-Filmen für die Oberschicht propagiert wird, hat sich schwer getäuscht. Das Leben eines Agenten des MfSO ist ein verdammter Knochenjob und filigrane Uhren, deren Armbänder bei der ersten Belastung reißen, oder Krawattenknoten die aufgehen kaum das man sie gebunden hat sind für diesen Job vollkommen ungeeignet. Stattdessen setzt man auf robuste und bewährte Materialien. Wer tatsächlich eine Rakete abfeuern will, bekommt eben einen Raketenwerfer, stilecht in einem Gitarrenkoffer verpackt. Wanzen, Richtfunkanlagen und Kameras senden sogar noch, wenn ein Imperator-Titan über sie hinweggestapft ist und ein Messer im Dunkeln ist immer noch der leiseste Weg, jemanden zum Imperator gehen zu lassen.
Eine Standardausrüstung ist schwer zu definieren, da die Ausrüstung nach den Missionsparametern der einzelnen Aufträge angepasst und aus dem Arsenal des Ministeriums ergänzt wird. Was Erich Kessler aber immer bei sich trägt, wenn es die Umstände zulassen, ist eine halbautomatische Pistole Kaliber 9 mm Parabellum (wobei hier der Name „Parabellum“ unpassend ist, leitet es sich doch vom hochgothischen „Si vis pacem, para bellum“ ab. Die Aufgabe Kesslers und des MfSO ist es aber nicht den Krieg vorzubereiten, sonder ihn eher zu verhindern).
Im Ministerium, das wie so vieles in Gohmor streng hierarchisch organisiert ist, und bei offiziellen Anlässen ist das Tragen der Armeeuniform Pflicht. Jedoch unterscheiden sich die Uniformen der Ministerien von den, eher praktisch orientierten, Uniformen der PVS in vielen kleinen Details, was die Uniform der Ministerien schmucker und ansehnlicher macht, als die schlichten Heeresuniformen. Im Dienst außerhalb des Ministeriums trägt Erich Kessler das, was die Umstände verlangen. Von schlichter Arbeiterkleidung bis Abendgarderobe, von Lumpen bis Pelzmäntel – eine Agenten des MfSO stehen viele Türen offen.
Fähigkeiten:
Tarnen, tricksen, täuschen. Viele sehen darin die romantische Seite des Agentenlebens, doch es ist die Wahrheit. Natürlich könnte man auch auf die Menschen zugehen und sagen „Hallo, ich bin Agent des Ministerium für Sicherheit und Ordnung“, doch niemand würde es glauben und man würde dafür ausgelacht werden. Was diese Dinge anbelangt, sieht man in Erich Kessler ein Naturtalent, auch wenn die Arbeit nun durch die auffälligen Bionics erschwert wird.
Dafür bringen die hochwertigen imperialen Implantate andere Vorteile. Die Kraftentwicklung im linken Arm und der linken Hand übersteigt alles Menschliche und Nüsse in der Hand zu knacken ist etwas für Anfänger, Kessler knackt sie mit dem Daumen und dem kleinen Finger. Das bionische Auge erweitert das menschliche Sehspektrum um den Infrarotbereich. Die an das Augenimplantat angehängten Hirnstromkoppler halbieren die Reaktionszeit und ermöglichen wahrlich blitzschnelle Reaktionen. Werden diese aber zu lange und zu stark beansprucht, kann es zu zeitweiliger Abschaltung kommen, was bei Kessler zu dumpfen, pochenden Kopfschmerzen und Einschränkungen der Sehfähigkeit des Augenimplantats führt.
Die Beherrschung vieler koronischer Dialekte, sowie des Hoch-, Mittel-, und Niedergothischen und die Vertrautheit mit den verschiedenen Gepflogenheiten in verschiedenen Teilen Gohmors sind nicht erwähnenswert, aber dennoch vorhanden.
Biographie:
Es war eine stürmische und ungemütliche Nacht. Der Regen prasselte wie kleine Hagelkörnchen von Himmel und zuckende Blitz erleuchteten die gewaltige Gohmor-Makropole, dominiert von einem mächtigen Makropolturm in Mitten des Stadtgebietes.
Doch das Wetter außerhalb des Makropolturmes war vollkommen ohne Belang für all diejenigen, die das Glück hatten, im Turm wohnen zu können. Die Krankenstation in den oberen Stockwerken der Mittleren Ebene war vollkommen fensterlos und lag so zentral, das vom Regen, dem Donner und den Blitzen nichts mehr zu sehen und zu hören war. Die sterile Reinheit und das weiße Neonlicht tauchten die ganze Szenerie in ein fast unwirklich wirkendes Licht. Auf einer Liege in Mitten eines großen Zimmers lag eine junge, zierliche Frau, umstanden von Krankenschwestern und Ärzten. Es war das üblich Bild einer Geburt: Das beruhigende „Sie müssen Pressen, Frau Kessler“ oder „Natürlich schafft ihr Körper das, schließlich wurde er ja dafür gemacht“.
Eine Viertelstunde später stand Erleichterung auf den Gesichtern der Anwesenden und der Kreissaal war vom kräftigen Gebrüll eines kleinen, gesunden Kindes erfüllt.
Die ersten Jahre waren ereignislos, außer man sieht darin, dass ein Kind zu Krabbeln anfängt, Zähne bekommt oder Sprechen lernt große Ereignisse. Mit zarten vier Jahren kam Erich in die Schola Altenum, schließlich gehörten seine Eltern beide der gehobenen Mittelschicht an und konnten sich so einen gewissen Luxus leisten. Die Schola Altenum entspricht in gewisser Weise der Schola Progenium. Die Schüler bekommen eine umfassende Allgemeinbildung, soweit sie im Einklang mit der Imperialen Lehre steht. Gleichzeitig werden sie zur Verehrung des Imperators und zum Wohle des Systems erzogen. Die Schüler sind nach zwölf Jahren der Indoktrinierung willige Anhänger des gohmorer Regimes und jede andere Regierungsform, wie sie zum Beispiel im Trutzt-Kombinat vorherrscht, ist ihnen ein verhasstes Gräuel. Auch körperliche Ertüchtigung steht Tag für Tag auf dem Plan, ebenso wie in den höheren Stufen die Waffenausbildung an Handfeuerwaffen und kleinkalibrigen Gewehren.
Schon in dieser Zeit gelang es Kessler immer wieder Dinge zu erfahren, die nicht unbedingt für sein Ohr bestimmt waren. Egal ob es Liebesgeschichten waren (welche in der Schule strengstens verboten waren) oder Erpressungen (zu den es keine klaren Regeln gab), Schulausschlüsse oder Rivalitäten zwischen den Lehrern. Man neigte dazu Erich nicht wahrzunehmen, obwohl er von seiner physischen Präsenz kaum zu übersehen war. Doch die Schweigsamkeit und die Unscheinbarkeit seines Auftretens ließen die Menschen immer wieder die gleichen Fehler machen: Sie unterschätzten ihn. Meist war das auch egal, denn Erich schlug kaum Kapital aus seinem Wissen und wenn er es doch tat, waren es meist nur irgendwelche Scherze auf Kosten von anderen – selten war es tatsächlich etwas ernstes.
Mit sechzehn Jahren tat Erich Kessler das, was viele Abgänger der Schola taten: Er schrieb sich bei einer Polizeidivision der PVS ein. Nach der Einjährigen Grundausbildung, die sowohl eine Kampfausbildung als auch zusätzliche Lehrgänge zur Überwachung und Kontrolle von Menschenmengen. Natürlich waren damit auch Lehreinheiten in normalen Polizeiwachdienst verbunden – auch wenn es sich um Offiziersanwärter handelte.
Mit siebzehn war Erich dann Hauptfeldwebel Kessler und damit Truppführer eines Polizeitrupps.
Es folgten zwei Jahre Dienst im vollsten Sinne des Regimes und dann die Beförderung zum Oberstabsfeldweben und die Versetzung zum Innendienst. Der Innendienst war ein Spießrutenlauf, in dem jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wurde. Man konnte das Gefühl bekommen, dass das alles ein einziger Test war und man ständig unter Beobachtung stand. Wenig später überschlugen sich die Ereignisse: Kessler wurde zum Kommandanten des „Sondersturmbanns Rächer“ der Polizeidivision ernannt und zum Leutnant befordert. Erst später wurde Erich klar, dass der Innendienst tatsächlich ein Test war – ein Test ob er systemkonform und somit für einen solchen Posten geeignet war.
Es war dunkel. Der Mond hielt sich hinter einer dichten, tief hängenden Wolkendecke versteckt und erfüllte somit alle Vorraussetzungen die das SSB Rächer an ihn stellte. Die zwei schwarzen Veritas B-Panzer rollten leise vor das Haupttor des Armenkrankenhauses. Fast geräuschlos schwärmten die vierundzwanzig Soldaten in schwarzer Körperpanzerung aus. Sie alle trugen schwere, schallgedämpfte Versionen des Zwo-Einers mit zusätzlich angebrachter Ausrüstung wie einer Laserzieloptik und Taschenlampen.
Vier Mann befestigten zwei Stahlseile an dem verschlossenen Gittertor des Krankenhauses, während zwölf weitere Soldaten Aufstellung vor dem Tor bezogen. Die restlichen Acht bildeten zwei Gruppen zu je vier Mann und positionierten sich vor den zwei Nebenausgängen. Kessler blickte zu Vorlin, dieser Hob den Daumen und der Leutnant nickte dem Panzerfahrer zu. Der Motor jaulte auf, es ertönte ein metallisches Knirschen und das Tor brach aus seinen Scharnieren. Als das Poltern verhallt war, herrschte wieder Totenstille und nur im untersten Stockwerk des Krankenhauses ging im Zimmer das der Türe am nächsten war ein Licht an und man sah den Schatten einer Personen verschlafen zur Tür wanken.
Die Soldaten waren schon im Haus. Die alte Türe hatte den energischen Tritten von Militärstiefeln nicht viel entgegenzusetzen gehabt und nun gab Kessler mit sparsamen Bewegungen Anweisungen. Die Soldaten teilten sich auf uns strömten durchs die dunkle Krankenstation. Links von Kessler positionierten sich zwei der Sondereinsatzkräfte vor einer Tür. Der Erste griff gerade nach der Klinke, als diese geöffnet wurde und er Schatten – nun von der Zimmerbeleuchtung hell angestrahlt – in der Türe stand. Die beiden reagierten schnell. Statt den Mann niederzuschießen rammte der eine ihm den Kolben des Zwo-Einers ins Gesicht während der andere ihn auffing und mit dem Messer den dünnen Lebensfade durchtrennte. Kessler nickte anerkennend und huschte selber weiter.
„Fünf, Eins,“ raspelte es plötzlich leise im Vox.
„Eins, Fünf. Was gibt’s“, antwortete der Leutnant.
„Waffenlager gefunden. Sechs Mann, Verteidigeranzahl unbekannt. Zugriff?“
„Zugriff!“
Kurz darauf schallte ein lautes Krachen durch das Haus gefolgt von mehreren hohen, verschluckten Feuerstößen und lauten Schreien. Der Lärm hielt noch einige Sekunden an, dann war nur noch leises und entferntes Stöhnen zu hören. Kessler griff wieder nach seinem Vox.
„Eins, Fünf. Meldung.“
„Zwei Leichverletzte. Zehn Terroristen im Schlaf exterminiert, geringe Gegenwehr.“
„Gute Arbeit, Fünf. Eins an Alle. Parameter erfül…“
„Schieße,“ ertönte es da aus dem Zimmer neben Kessler. „Verdammte Scheiße.“
Dann hörte man nur noch würgende Geräusche und etwas Nasses das auf den Boden fiel. Zwischen Verärgerung und Verwunderung schwankend streckte Leutnant Kessler seinen Kopf durch die Zimmertüre. Erich traute seinen Augen nicht mehr. Ein Soldat stand angewurzelt und vollkommen bewegungslos mit weit aufgerissenen Augen da, der andere Soldat krümmte sich auf dem Boden und erbrach scharf riechende Galle. Auf den vier Betten in dem Zimmer lagen die groteskesten Kreaturen, die Kessler in seinem Leben gesehen hatte. Menschen ohne Augen und mit Krebsscheren statt Händen. Antennen an den Köpfen, dritte Arme oder Klauen an den Händen. Auch im Leutnant regte sich ein Brechreiz doch mit eisernem Willen und unter größter Anstrengung gelang es ihm, diesen Brechreiz zu unterdrücken. Dann griff er nach dem Vox und brüllte: „Eins an Alle. Mutanten! Tötet sie Alle!“
Verwundertes Stimmengewirr tönte ihm im Vox entgegen. „Alle, Sir, auch die Menschen?“
„Verdammt, wenn ich sage eliminiert sie alle, dann meine ich das auch so.“
Mit energischem Griff packte Kessler sein Gewehr und legte an. Jeder Mutant bekam eine Kugel in den Kopf und zwei in die Brust. Das Blut spritze und verfärbte die Laken dunkelrot. Blutverschmiert und die noch rauchende Waffe über die Schulter gelegt trat Kessler wieder in dem Gang, auf dem inzwischen die Hölle losgebrochen war.
„Eins an Veritas Eins.“
„Veritas Eins hört“
„Ich brauche eine Verbindung zum Oberkommando und zu den Arbites.“
„Verbindung hergestellt.“
„Auftragsparameter erfüllt. Terroristen ausgeschalten und Waffenlager gesichert. Haben aber Komplikationen: Mutanten wurden im Krankenhaus entdeckt, Erbitten Unterstützung.“
Es verging keine Viertelstunde als fünf Radpanzer mit den Insignien des Adeptus Arbites angerollt kamen. Weitere Einheiten der Militärpolizei hatten das Gebiet weiträumig abgesperrt. Die Soldaten des Sondersturmbanns mussten sich im Hof versammeln, während sich Einheiten des Adeptus Arbites mit schweren Flammenwerfern daran machten die Überreste des Mutantenabschaums zu vernichten. Die Soldaten wurden alle Desinfiziert und zur Beobachtung in ein Militärkrankenhaus im Makropolturm gebracht. Die zwei Soldaten mit dem Erstkontakt wurden „zum Schutz des Imperiums und zum Wohl des Imperators“ exekutiert.
Dieser erste Kontakt mit den Mutanten beschäftigte Kessler noch lange. Es verhärtete sein Weltbild. Auf der einen Seite die ‚Guten’: Militär, Regierung. Imperium. Dann die normalen Menschen, Zivilisten für die Unwissenheit ein Segen war. Schlussendlich noch der Abschaum: Mutanten, Xenos, Verräter an Gohmor und der imperialen Sache. Es war skurril, der Adel, zum Teil sogar in der Regierung, arbeitete gegen das Imperium und wollte wieder so eigenständig sein, wie er es vor lange Zeit gewesen war und doch glaubte der, noch unbedarfte Leutnant des „Sondersturmbann Rächer“ daran, dass Gohmor die einzig wahre Bastion des Imperiums auf ganz Koron III war. Er, der noch nicht mal wusste, was das Imperium genau war. Es wurde ein bitteres Erwachen, als ihm später die Augen geöffnet wurden. Kessler konnte nur von Glück sprechen, dass es die Richtigen waren, die es taten…
Drei Jahre Dienst im Sondersturmbann hatten Kessler abgehärtet. Auch wenn er ein Leutnant war, hieß das nicht, dass er weniger zu tun hatte. Nein in Wahrheit bedeutete ein höherer Rang nur noch mehr Arbeit. Aber die Arbeit tat dem zweiundzwanzigjährigen gut. Er entwickelte die Statur, die er auch heute noch hat und sein Geist wurde für alle Arten der Belastung geschärft, egal ob ermüdende Schreibtischarbeit oder kalkuliertes Handeln in Stresssituationen. Erich hatte mehr gesehen, als die meisten Bürger. Vieles davon hatte er nie sehen wollen und wollte er auch nie wieder sehen, aber es zeigte die Härte des Imperiums, die ständige Bedrohung, das Spiel am Rande des Abgrunds.
An seinem dreiundzwanzigsten Geburtstag vollzogen sich Dinge, von denen Kessler selbst nichts mitbekam, die aber sein Leben für immer verändern würden: Kopien seiner Akten wurden dem Ministerium für Sicherheit und Ordnung übergeben. Sie unterliefen dort einer harten Untersuchung, die jedes noch so kleine Detail überprüfte. Erichs Eltern wurden mehrer Monate lang Tag und Nacht beschattet und auf systembedrohenden Umgang untersucht. Waren diese Untersuchungen abgeschlossen, kam ein schlichter dicker runder roter Stempel in die Akten, der den Schriftzug „iustus“ und am oberen und unteren Rand das Kürzel des Ministeriums trug. Nach der Beschattung seiner Eltern war Erich selber und sein kompletter Umgang an der Reihe. Kessler bekam einen Adjutanten zur Seite gestellt und all seine Freunde – da es nicht viele waren, hatte das Ministerium auch wenig Arbeit damit – wurden ebenfalls überwacht. Wieder landeten die roten Stempel in den Aktenkopien. Die ganze Überwachungsaktion dauerte zwei Jahre und kurz vor seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag bekam Kessler eine Einladung zu einem Gespräch mit einem gewissen Major Himmler.
Himmler hatte kurzerhand das Büro des Kommandanten der Polizeidivision Süd II requiriert und saß nun hinter dem wuchtigen Holzschreibtisch des Hauptmanns. Himmler hatte die Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt und das Kinn auf die gefalteten Hände gelegt, als Leutnant Kessler das Büro betrat, dem nun der Kommandant als ‚Sekretär’ vorsaß. Das weiche Gesicht mit der runden Brille und den kleinen Schnauzbart beobachtete den eintretenden Leutnant und seine zackige Begrüßung genau. Als Erich sich auf der anderen Seite des Tisches in einen Sessel sinken lassen hatte, begann der Major zu sprechen.
Das Gespräch dauerte lang und drehte sich lange um Gohmor, Trutzt und Koron III. Immer wieder machte Himmler Andeutungen mit denen Kessler nichts anfangen konnte bis der Major in einem abschließenden Satz meinte: „Sie werden direkt ins Ministerium versetzt.“
Die Versetzung bedeutete erst einmal keinerlei Arbeit, sonder Lehrgänge über Lehrgänge und Vorträge ohne Ende, in denen eines immer deutlicher wurde: Die Anwärter sollten als Spione für das MfSO ausgebildet werden. Sie würden es sein, die Gohmor gegen alle Gefahren von Innen schützten sollten.
Mit dreißig Jahren begann Kesslers Karriere als Agent im Dienste des Imperiums und der Makropole Gohmor. Den Anfang machten simple Botendienste, Lockvolgelaufträge und einfache Abhör- und Überwachungsaktionen. Bald folgte die totale Personenüberwachung und nach sieben Jahren Dienst, also im Alter von 32 Jahren, auch die ersten Eliminierungsaufträge. Alles lief glatt und Kessler wurde als eines der vielversprechensten Talente des MfSO gehandelt. Die Chancen für einen raschen Aufstieg standen gut und niemand vermochte zu sagen, wo dieser Aufstieg enden könnte. Tatsächlich endete er schneller als irgendjemand angenommen hatte.
Es war helllichter Tag. Das Industiergelände der Gohmor Stahl- und Eisenwerke West lag seit der Insolvenz vor wenigen Monaten ruhig und verlassen da. Ein leichter Wind wehte alte Zeitungsteile und Papierfetzen über die großen Höfe zwischen den Manufakturhallen. In das Pfeifen des Windes mischten sich plötzlich die leisen Geräusche von Schritten, die immer lauter wurden. Dann bog ein schlicht gekleideter junger Mann der unteren Klassen um die Ecke einer Halle. zielstrebig überquerte er den Hof und blieb vor einer Türe, deren Fenster fehlte, stehen. Scheinbar unsicher warf der Mann noch einmal einen Blick in alle Richtungen, als wolle er sicher gehen, dass ihm niemand folgt. Dann griff er mit der Hand durch das fehlende Fenster und suchte tastend nach dem Schloss und der Klinke auf der Innenseite. Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür. Noch einmal ein Rundumblick, dann war der Mann in der Halle verschwunden.
Mit einem leisen Seufzer der Resignation verfolgte Kessler den Mann von der Ecke aus, an der dieser selbst vor wenigen Sekunden vorbeigehuscht war. Bis zuletzt hatte Erich darauf gehofft, dass das Treffen irgendwo im Freien stattfinden würde. Aber warum sollte der Imperator auch Verständnis für die vermessenen Wünsche und Hoffnungen eines Einzelnen haben? Noch einige Augenblicke observierte Kessler den Hof, dann folgte er dem Mann zur Türe.
Die Türe stand offen und ein heller Lichtbalken fiel durch die Öffnung in die dunkle Halle, wie ein Scheinwerfer, der auf eine Bühne strahlte. Mit dem Rücken zur Wand ging Kessler neben der Türe in die Hocke und lauschte. Als er sicher war, nichts zu hören, wagte er den Sprung ins Ungewissen, in die Höhle des Löwen. Nur den kürzesten Bruchteil einer Sekunde verweilte Erich im Licht, dann rollte er sich in die Halle ins Dunkle ab. Regungslos lauschte der Agent wieder. Stille.
Als sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte der Leutnant eine große, leer geräumte Halle. An den Wänden befanden sich Laufgänge aus klapperigem Gitterstahl, in der Mitte der Halle waren mehrere Betonsockel, Fundamente für Maschinen, sowie aufgebrochene und ausgeplünderte große Holzkisten. Um die Szenerie zu vervollständigen waren Vogeldreck, Spinnweben und andere undefinierbare Abfälle allgegenwärtig. Die Arbeiterkluft Kesslers hatte schon beim Abrollen mehrere Dreckflecken angenommen.
Die Ruhe war erdrückend. Kein Lufthauch regte sich, trotz der kaputten Fensterzeile kurz unter dem Dach, in der Halle und die Luft war warm und stickig. Dann plötzlich waren wieder Schritte zu hören, die über eine Gangway in luftiger Höhe trampelten, es folgte das Schlagen einer Türe, dann wieder Stille. Ruckartig erhob sich Kessler aus seiner kauernden Haltung und ließ den Blick auf der Suche nach einem Treppenaufgang schweifen. Nach Sicherheit suchend tasteten seine Hände allein nach der Pistole, die gesichert im Hosenbund steckte.
Da, da war eine Metalltreppe nach oben. Im Laufschritt hielt Erich darauf zu, verlor aber plötzlich den Boden unter den Füßen und landete schmerzhaft auf dem Rücken. Mit einem leisen Stöhnen richtete sich der Leutnant wieder auf und suchte nach dem Grund für den harten Fall. Auf dem Boden lag eine gerissene Drahtschnur, die über den Weg gespannt war. Verwundert und regungslos runzelte er die Stirn und betrachtete den Draht in der Hocke. Dann, als hätte ihn ein Blitz getroffen, sprang Kessler auf und hechtete hinter eine der Holzkisten. Im gleichen Moment ließ eine gewaltige Explosion den Boden erzittern. Schrapnelle aus Holz und Stahl flogen durch die Luft und schnitten gewaltige Fetzen aus Kesslers Fleisch. Eine rasiermesserscharfe Scheibe aus Drahtgeflecht trennte den linken Arm sauber ab. Weitere Splitter trafen das rechte Auge und rissen die gesamte rechte Gesichtshälfte auf. Kurz darauf versank Kessler in der gnädigen Umarmung der Ohnmacht.
Als Leutnant Kessler zwei Wochen später aus der künstlichen Stasis erwachte, konnte er sich nur noch bruchstückhaft an die Mission erinnern. Der Schock mit einem bionischen Arm und Auge zu leben saß tief und weckte Rachegefühle in einer Stärke, die Erich vollkommen unbekannt waren.
Zwei Monate lang wurde er vom MfSO aus allen Einsätzen herausgehalten und sozusagen in Kur geschickt. Doch schon bald konnte sich Kessler nicht mehr halten. Getrieben von Rache und eisernem Willen setzte er sich über die Ratschläge der Ärzte hinweg und trat wieder dem aktiven Dienst bei. Im Ministerium waren die Meinungen dazu gespalten. Auf der einen Seite begrüßte man es, dass ein Talent trotz allem weitermachen wollte, auf der anderen Seite ging von solch traumatisierten und fixierten Individuen eine gewisse Gefahr aus. Man entschloss sich dazu, Kessler wieder langsam an den Dienst heranzuführen, ihn mit kleineren und unwichtigen Aufträgen zu betrauen, bevor man wieder dort anknüpfen wollte, wo man geendet hatte.
Kessler war das egal. In den zwei Monaten hatte er gelernt, was Geduld war und welch wichtige Tugend sie darstellte. Warten war zu einem Hobby geworden. Diejenigen, die ihm das angetan hatten, würden früher oder später zahlen müssen. Er würde jeden einzelnen finden und zu Tode foltern.
Doch zuerst stand ein anderer Auftrag an…
Zusammenfassung:
Name: Erich Kessler
Alter: 39 imperiale Standartjahre
Herkunft: Koron III, Gohmor-Makropole
Zugehörigkeiten: Heiliges Imperium der Menschheit, Ministerium für Sicherheit und Ordnung
Aussehen: groß, breit, bionischer Arm, bionisches Auge, vernarbt
Charakter: verbittert, rachsüchtig, eiserner Wille, vergeltungsdrang, psychische Probleme, zynisch, Freiheitsdrang, Täuscher
Fähigkeiten: Sprachtalent, bionische Implantate, Täuscher
Ausrüstung: Verschieden
Für alle: Zweitchar des "Lucky Bastard"
Noch ne Vorwarnung: Er könnte ein bisschen überpowert rüberkommen. Vielleicht wisst ihr, wo man da am dümmsten die Stellschrauben ansetzt. Das Problem ist halt, dass GW keine Bilder für low-lvl-Chars hat...
Name: Erich Kessler
Alter: 39 imperiale Standartjahre
Herkunft: Koron III, Gohmor-Makropole
Zugehörigkeiten: Heiliges Imperium der Menschheit, Ministerium für Sicherheit und Ordnung
Avatar:
Aussehen:
Erich ist ein Mann von beeindruckender Statur. Über zwei Meter groß und an den Schulter schon fast wieder einen ganzen Meter breit. Was sofort auffällt, wenn man ihn sieht, ist das bionische rechte Auge. Das Implantat reicht von der Schädeldecke bis zum Unterkieferknochen. Bei der Operation wurde die Schädeldecke verletzt so dass nie wieder Haar auf dem Kopf wachsen kann um das Implantat oder die anderen Macken am Kopf darunter zu verstecken. Andererseits befreit es Kessler auch davon, sich immer um seine Haarpracht kümmern zu müssen. Das einst füllige und etwas runde Gesicht war nun eingefallen und hager. Die – oder besser – das eine Auge liegt tief in der Augenhöhle, dunkelbraun, fast schwarz. Die Nase wirkt, neben dem mächtigen Implantat, klein und makellos. Der einst lachende Mund hat inzwischen einen bitteren Zug bekommen und das Kinn darunter sticht gewaltig hervor.
Das Augenimplantat, welches alles Blicke wie magisch auf sich zieht, lenkt vom restlichen Körper ab, und überlässt dem Betrachter nur ein kurzen Eindruck, bei dem der bionische Arm und die Hand meist vollkommen übersehen wird. Von der Schulter ab besteht der linke Arm aus Plastahl, Adamantium und Ceramit. Das matte Silber hat nur wenige, grob eingeschlagene Verzierungen und auch schon die eine oder andere Delle, dennoch arbeitet der Arm tadellos und nur das Schwimmen, also der lange Kontakt mit Wasser, bereitet der Elektrik Probleme. Wenn Erich den Arm bewegt, ist immer ein leises Surren zu hören und treffen die Fingerkuppen aufeinander ertönt ein leises Klicken wie der Taktschlag eines Metronoms.
Der restliche Körper ist weitestgehend ‚intakt’. Kessler trägt noch eine Hüftprothese an der linken Hüfte, sowie ein durch Plastahl verstärkten linken Oberschenkelknochen. Der ganze Körper ist, vorwiegend an auf der linken Seite, von relativ frischen Narben verunstaltet und an einigen Stellen ist die Haut nur noch ein verbranntes Narbengeflecht.
Charakter:
Einst war Kessler ein, wenn nichts sogar das Talent des MfSO. Er war stolz, arrogant, gefüllt vom Elitedenken und dem Glauben an die eigene Unsterblichkeit. Doch seit dem Zwischenfall bei der letzten Mission ist davon nicht mehr viel übrig. Erich hat den Tod gesehen und sein Überleben stand wochenlang auf Messers Schneide. Das Talent hat wenig von seinen Fähigkeiten eingebüßt, ist aber nun ein verbittertes, von Rachegedanken geplagtes und von Alpträumen heimgesuchtes psychisches Wrack, dass sich nur durch einen eisernen Willen und den Drang nach Vergeltung zusammen hält.
Aus dem, was man früher als Optimist bezeichnen hätte können ist nun – mit viel gutem Willen – ein Realist, wenn nicht sogar ein Pessimist geworden. Kessler geizt nicht mit Zynismus oder Sarkasmus. Selten ist klar, was man von seinen Aussagen halten soll oder wie ernst diese jetzt gemeint sind. Es ist wie ein Netz aus Fallen, dass Kessler in jedem Gespräch aufstellt um dann lauernd zu warten, bis der Gegenüber in einer der Fallen tappt und sich im Gewebe unwiderruflich verstrickt. Zwar sind so auch schon unschuldige für die Sicherheit und Ordnung in Gohmor gestorben, doch gibt es ein geflügeltes Wort, dass all diese Taten vor dem Imperator rechtfertigt: „Unschuld beweist gar nichts!“
Das Imperium ist ein gewaltiges Gebilde mit abertausenden Feinden, doch Kessler interessiert sich mehr für das näher liegende: Spione aus den anderen Vereinigungen, Attentate oder gar Kriege unzufriedener Adelshäuser, die Bedrohung durch den Mutantenabschaum oder den freiheitsliebenden Bürger. Ebenso ist der Imperator ein Gott, der weit weg ist. Mit Wundern rechnen die Wenigsten und am aller wenigsten rechnet Kessler damit. Jedoch, ein Gott ist ein Gott, und der Imperator ist der einzige Gott, den es für Kessler geben kann und wird, auch wenn er sich nicht fünf Mal am Tag zum Gebet in irgendwelchen Tempeln niederwerfen wird.
Zum Gouverneur hat Kessler eine engere Bindung. Zwar dient er nicht zu Ehren des Gouverneurs, sondern zu Ehren des Staates Gohmor, aber trotzdem könnte Leopold de Wajari ein starker Herrscher werden. Aus einem kleinen Haus stammend, versucht er sich von den Bindungen und Abhängigkeiten an ‚die Großen’ zu lösen und das ist es, was Erich imponiert. Ein starker Herrscher, der sich endlich den Außenpolitischen Problemen widmen wird und aufräumen könnte mit den Freiheitsbestrebungen des Trutzt-Kombinats und anderen suspekten Elementen.
Ausrüstung:
Wer bei Ausrüstung an giftspritzende Uhren oder Raketenwerfer in Krawatten denkt, wie es in einigen Agenten-Holovid-Filmen für die Oberschicht propagiert wird, hat sich schwer getäuscht. Das Leben eines Agenten des MfSO ist ein verdammter Knochenjob und filigrane Uhren, deren Armbänder bei der ersten Belastung reißen, oder Krawattenknoten die aufgehen kaum das man sie gebunden hat sind für diesen Job vollkommen ungeeignet. Stattdessen setzt man auf robuste und bewährte Materialien. Wer tatsächlich eine Rakete abfeuern will, bekommt eben einen Raketenwerfer, stilecht in einem Gitarrenkoffer verpackt. Wanzen, Richtfunkanlagen und Kameras senden sogar noch, wenn ein Imperator-Titan über sie hinweggestapft ist und ein Messer im Dunkeln ist immer noch der leiseste Weg, jemanden zum Imperator gehen zu lassen.
Eine Standardausrüstung ist schwer zu definieren, da die Ausrüstung nach den Missionsparametern der einzelnen Aufträge angepasst und aus dem Arsenal des Ministeriums ergänzt wird. Was Erich Kessler aber immer bei sich trägt, wenn es die Umstände zulassen, ist eine halbautomatische Pistole Kaliber 9 mm Parabellum (wobei hier der Name „Parabellum“ unpassend ist, leitet es sich doch vom hochgothischen „Si vis pacem, para bellum“ ab. Die Aufgabe Kesslers und des MfSO ist es aber nicht den Krieg vorzubereiten, sonder ihn eher zu verhindern).
Im Ministerium, das wie so vieles in Gohmor streng hierarchisch organisiert ist, und bei offiziellen Anlässen ist das Tragen der Armeeuniform Pflicht. Jedoch unterscheiden sich die Uniformen der Ministerien von den, eher praktisch orientierten, Uniformen der PVS in vielen kleinen Details, was die Uniform der Ministerien schmucker und ansehnlicher macht, als die schlichten Heeresuniformen. Im Dienst außerhalb des Ministeriums trägt Erich Kessler das, was die Umstände verlangen. Von schlichter Arbeiterkleidung bis Abendgarderobe, von Lumpen bis Pelzmäntel – eine Agenten des MfSO stehen viele Türen offen.
Fähigkeiten:
Tarnen, tricksen, täuschen. Viele sehen darin die romantische Seite des Agentenlebens, doch es ist die Wahrheit. Natürlich könnte man auch auf die Menschen zugehen und sagen „Hallo, ich bin Agent des Ministerium für Sicherheit und Ordnung“, doch niemand würde es glauben und man würde dafür ausgelacht werden. Was diese Dinge anbelangt, sieht man in Erich Kessler ein Naturtalent, auch wenn die Arbeit nun durch die auffälligen Bionics erschwert wird.
Dafür bringen die hochwertigen imperialen Implantate andere Vorteile. Die Kraftentwicklung im linken Arm und der linken Hand übersteigt alles Menschliche und Nüsse in der Hand zu knacken ist etwas für Anfänger, Kessler knackt sie mit dem Daumen und dem kleinen Finger. Das bionische Auge erweitert das menschliche Sehspektrum um den Infrarotbereich. Die an das Augenimplantat angehängten Hirnstromkoppler halbieren die Reaktionszeit und ermöglichen wahrlich blitzschnelle Reaktionen. Werden diese aber zu lange und zu stark beansprucht, kann es zu zeitweiliger Abschaltung kommen, was bei Kessler zu dumpfen, pochenden Kopfschmerzen und Einschränkungen der Sehfähigkeit des Augenimplantats führt.
Die Beherrschung vieler koronischer Dialekte, sowie des Hoch-, Mittel-, und Niedergothischen und die Vertrautheit mit den verschiedenen Gepflogenheiten in verschiedenen Teilen Gohmors sind nicht erwähnenswert, aber dennoch vorhanden.
Biographie:
Zitat:Das Ministerium für Sicherheit und Ordnung (MfSO) ist zuständig für die Sicherheit, Stabilität und innere Ordnung in der Gohmor-Makropole und dem dazugehörigen Staatsgebiet. Das Ministerium koordiniert die Zusammenarbeit der PVS-Polizeidivisionen und den Sicherheitsdiensten der Makropole. Gleichzeitig ist die Einrichtung dafür zuständig den Kontakt mit dem Adeptus Arbites und den übergeordneten Imperialen Stellen zu wahren.
Gleichzeitig hat das MfSO die, viel weniger bekannte, Aufgabe der Überwachung und Verfolgung politischer Straftaten, was soviel bedeutete wie die Observierung und Verfolgung politisch Andersdenkender oder Verräter am imperialen Gedankengut. Das Ministerium ist der Inlandsgeheimdienst und ein Überwachungs- und Unterdrückungsorgan der gohmorer Regierung. Es ist das wohl einzige Regierungsorgan welches weitgehend unabhängig vom Einfluss der Aristokratie und den Persönlichkeiten der Regierung arbeitet.
Es war eine stürmische und ungemütliche Nacht. Der Regen prasselte wie kleine Hagelkörnchen von Himmel und zuckende Blitz erleuchteten die gewaltige Gohmor-Makropole, dominiert von einem mächtigen Makropolturm in Mitten des Stadtgebietes.
Doch das Wetter außerhalb des Makropolturmes war vollkommen ohne Belang für all diejenigen, die das Glück hatten, im Turm wohnen zu können. Die Krankenstation in den oberen Stockwerken der Mittleren Ebene war vollkommen fensterlos und lag so zentral, das vom Regen, dem Donner und den Blitzen nichts mehr zu sehen und zu hören war. Die sterile Reinheit und das weiße Neonlicht tauchten die ganze Szenerie in ein fast unwirklich wirkendes Licht. Auf einer Liege in Mitten eines großen Zimmers lag eine junge, zierliche Frau, umstanden von Krankenschwestern und Ärzten. Es war das üblich Bild einer Geburt: Das beruhigende „Sie müssen Pressen, Frau Kessler“ oder „Natürlich schafft ihr Körper das, schließlich wurde er ja dafür gemacht“.
Eine Viertelstunde später stand Erleichterung auf den Gesichtern der Anwesenden und der Kreissaal war vom kräftigen Gebrüll eines kleinen, gesunden Kindes erfüllt.
Die ersten Jahre waren ereignislos, außer man sieht darin, dass ein Kind zu Krabbeln anfängt, Zähne bekommt oder Sprechen lernt große Ereignisse. Mit zarten vier Jahren kam Erich in die Schola Altenum, schließlich gehörten seine Eltern beide der gehobenen Mittelschicht an und konnten sich so einen gewissen Luxus leisten. Die Schola Altenum entspricht in gewisser Weise der Schola Progenium. Die Schüler bekommen eine umfassende Allgemeinbildung, soweit sie im Einklang mit der Imperialen Lehre steht. Gleichzeitig werden sie zur Verehrung des Imperators und zum Wohle des Systems erzogen. Die Schüler sind nach zwölf Jahren der Indoktrinierung willige Anhänger des gohmorer Regimes und jede andere Regierungsform, wie sie zum Beispiel im Trutzt-Kombinat vorherrscht, ist ihnen ein verhasstes Gräuel. Auch körperliche Ertüchtigung steht Tag für Tag auf dem Plan, ebenso wie in den höheren Stufen die Waffenausbildung an Handfeuerwaffen und kleinkalibrigen Gewehren.
Schon in dieser Zeit gelang es Kessler immer wieder Dinge zu erfahren, die nicht unbedingt für sein Ohr bestimmt waren. Egal ob es Liebesgeschichten waren (welche in der Schule strengstens verboten waren) oder Erpressungen (zu den es keine klaren Regeln gab), Schulausschlüsse oder Rivalitäten zwischen den Lehrern. Man neigte dazu Erich nicht wahrzunehmen, obwohl er von seiner physischen Präsenz kaum zu übersehen war. Doch die Schweigsamkeit und die Unscheinbarkeit seines Auftretens ließen die Menschen immer wieder die gleichen Fehler machen: Sie unterschätzten ihn. Meist war das auch egal, denn Erich schlug kaum Kapital aus seinem Wissen und wenn er es doch tat, waren es meist nur irgendwelche Scherze auf Kosten von anderen – selten war es tatsächlich etwas ernstes.
Mit sechzehn Jahren tat Erich Kessler das, was viele Abgänger der Schola taten: Er schrieb sich bei einer Polizeidivision der PVS ein. Nach der Einjährigen Grundausbildung, die sowohl eine Kampfausbildung als auch zusätzliche Lehrgänge zur Überwachung und Kontrolle von Menschenmengen. Natürlich waren damit auch Lehreinheiten in normalen Polizeiwachdienst verbunden – auch wenn es sich um Offiziersanwärter handelte.
Mit siebzehn war Erich dann Hauptfeldwebel Kessler und damit Truppführer eines Polizeitrupps.
Es folgten zwei Jahre Dienst im vollsten Sinne des Regimes und dann die Beförderung zum Oberstabsfeldweben und die Versetzung zum Innendienst. Der Innendienst war ein Spießrutenlauf, in dem jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wurde. Man konnte das Gefühl bekommen, dass das alles ein einziger Test war und man ständig unter Beobachtung stand. Wenig später überschlugen sich die Ereignisse: Kessler wurde zum Kommandanten des „Sondersturmbanns Rächer“ der Polizeidivision ernannt und zum Leutnant befordert. Erst später wurde Erich klar, dass der Innendienst tatsächlich ein Test war – ein Test ob er systemkonform und somit für einen solchen Posten geeignet war.
Es war dunkel. Der Mond hielt sich hinter einer dichten, tief hängenden Wolkendecke versteckt und erfüllte somit alle Vorraussetzungen die das SSB Rächer an ihn stellte. Die zwei schwarzen Veritas B-Panzer rollten leise vor das Haupttor des Armenkrankenhauses. Fast geräuschlos schwärmten die vierundzwanzig Soldaten in schwarzer Körperpanzerung aus. Sie alle trugen schwere, schallgedämpfte Versionen des Zwo-Einers mit zusätzlich angebrachter Ausrüstung wie einer Laserzieloptik und Taschenlampen.
Vier Mann befestigten zwei Stahlseile an dem verschlossenen Gittertor des Krankenhauses, während zwölf weitere Soldaten Aufstellung vor dem Tor bezogen. Die restlichen Acht bildeten zwei Gruppen zu je vier Mann und positionierten sich vor den zwei Nebenausgängen. Kessler blickte zu Vorlin, dieser Hob den Daumen und der Leutnant nickte dem Panzerfahrer zu. Der Motor jaulte auf, es ertönte ein metallisches Knirschen und das Tor brach aus seinen Scharnieren. Als das Poltern verhallt war, herrschte wieder Totenstille und nur im untersten Stockwerk des Krankenhauses ging im Zimmer das der Türe am nächsten war ein Licht an und man sah den Schatten einer Personen verschlafen zur Tür wanken.
Die Soldaten waren schon im Haus. Die alte Türe hatte den energischen Tritten von Militärstiefeln nicht viel entgegenzusetzen gehabt und nun gab Kessler mit sparsamen Bewegungen Anweisungen. Die Soldaten teilten sich auf uns strömten durchs die dunkle Krankenstation. Links von Kessler positionierten sich zwei der Sondereinsatzkräfte vor einer Tür. Der Erste griff gerade nach der Klinke, als diese geöffnet wurde und er Schatten – nun von der Zimmerbeleuchtung hell angestrahlt – in der Türe stand. Die beiden reagierten schnell. Statt den Mann niederzuschießen rammte der eine ihm den Kolben des Zwo-Einers ins Gesicht während der andere ihn auffing und mit dem Messer den dünnen Lebensfade durchtrennte. Kessler nickte anerkennend und huschte selber weiter.
„Fünf, Eins,“ raspelte es plötzlich leise im Vox.
„Eins, Fünf. Was gibt’s“, antwortete der Leutnant.
„Waffenlager gefunden. Sechs Mann, Verteidigeranzahl unbekannt. Zugriff?“
„Zugriff!“
Kurz darauf schallte ein lautes Krachen durch das Haus gefolgt von mehreren hohen, verschluckten Feuerstößen und lauten Schreien. Der Lärm hielt noch einige Sekunden an, dann war nur noch leises und entferntes Stöhnen zu hören. Kessler griff wieder nach seinem Vox.
„Eins, Fünf. Meldung.“
„Zwei Leichverletzte. Zehn Terroristen im Schlaf exterminiert, geringe Gegenwehr.“
„Gute Arbeit, Fünf. Eins an Alle. Parameter erfül…“
„Schieße,“ ertönte es da aus dem Zimmer neben Kessler. „Verdammte Scheiße.“
Dann hörte man nur noch würgende Geräusche und etwas Nasses das auf den Boden fiel. Zwischen Verärgerung und Verwunderung schwankend streckte Leutnant Kessler seinen Kopf durch die Zimmertüre. Erich traute seinen Augen nicht mehr. Ein Soldat stand angewurzelt und vollkommen bewegungslos mit weit aufgerissenen Augen da, der andere Soldat krümmte sich auf dem Boden und erbrach scharf riechende Galle. Auf den vier Betten in dem Zimmer lagen die groteskesten Kreaturen, die Kessler in seinem Leben gesehen hatte. Menschen ohne Augen und mit Krebsscheren statt Händen. Antennen an den Köpfen, dritte Arme oder Klauen an den Händen. Auch im Leutnant regte sich ein Brechreiz doch mit eisernem Willen und unter größter Anstrengung gelang es ihm, diesen Brechreiz zu unterdrücken. Dann griff er nach dem Vox und brüllte: „Eins an Alle. Mutanten! Tötet sie Alle!“
Verwundertes Stimmengewirr tönte ihm im Vox entgegen. „Alle, Sir, auch die Menschen?“
„Verdammt, wenn ich sage eliminiert sie alle, dann meine ich das auch so.“
Mit energischem Griff packte Kessler sein Gewehr und legte an. Jeder Mutant bekam eine Kugel in den Kopf und zwei in die Brust. Das Blut spritze und verfärbte die Laken dunkelrot. Blutverschmiert und die noch rauchende Waffe über die Schulter gelegt trat Kessler wieder in dem Gang, auf dem inzwischen die Hölle losgebrochen war.
„Eins an Veritas Eins.“
„Veritas Eins hört“
„Ich brauche eine Verbindung zum Oberkommando und zu den Arbites.“
„Verbindung hergestellt.“
„Auftragsparameter erfüllt. Terroristen ausgeschalten und Waffenlager gesichert. Haben aber Komplikationen: Mutanten wurden im Krankenhaus entdeckt, Erbitten Unterstützung.“
Es verging keine Viertelstunde als fünf Radpanzer mit den Insignien des Adeptus Arbites angerollt kamen. Weitere Einheiten der Militärpolizei hatten das Gebiet weiträumig abgesperrt. Die Soldaten des Sondersturmbanns mussten sich im Hof versammeln, während sich Einheiten des Adeptus Arbites mit schweren Flammenwerfern daran machten die Überreste des Mutantenabschaums zu vernichten. Die Soldaten wurden alle Desinfiziert und zur Beobachtung in ein Militärkrankenhaus im Makropolturm gebracht. Die zwei Soldaten mit dem Erstkontakt wurden „zum Schutz des Imperiums und zum Wohl des Imperators“ exekutiert.
Dieser erste Kontakt mit den Mutanten beschäftigte Kessler noch lange. Es verhärtete sein Weltbild. Auf der einen Seite die ‚Guten’: Militär, Regierung. Imperium. Dann die normalen Menschen, Zivilisten für die Unwissenheit ein Segen war. Schlussendlich noch der Abschaum: Mutanten, Xenos, Verräter an Gohmor und der imperialen Sache. Es war skurril, der Adel, zum Teil sogar in der Regierung, arbeitete gegen das Imperium und wollte wieder so eigenständig sein, wie er es vor lange Zeit gewesen war und doch glaubte der, noch unbedarfte Leutnant des „Sondersturmbann Rächer“ daran, dass Gohmor die einzig wahre Bastion des Imperiums auf ganz Koron III war. Er, der noch nicht mal wusste, was das Imperium genau war. Es wurde ein bitteres Erwachen, als ihm später die Augen geöffnet wurden. Kessler konnte nur von Glück sprechen, dass es die Richtigen waren, die es taten…
Drei Jahre Dienst im Sondersturmbann hatten Kessler abgehärtet. Auch wenn er ein Leutnant war, hieß das nicht, dass er weniger zu tun hatte. Nein in Wahrheit bedeutete ein höherer Rang nur noch mehr Arbeit. Aber die Arbeit tat dem zweiundzwanzigjährigen gut. Er entwickelte die Statur, die er auch heute noch hat und sein Geist wurde für alle Arten der Belastung geschärft, egal ob ermüdende Schreibtischarbeit oder kalkuliertes Handeln in Stresssituationen. Erich hatte mehr gesehen, als die meisten Bürger. Vieles davon hatte er nie sehen wollen und wollte er auch nie wieder sehen, aber es zeigte die Härte des Imperiums, die ständige Bedrohung, das Spiel am Rande des Abgrunds.
An seinem dreiundzwanzigsten Geburtstag vollzogen sich Dinge, von denen Kessler selbst nichts mitbekam, die aber sein Leben für immer verändern würden: Kopien seiner Akten wurden dem Ministerium für Sicherheit und Ordnung übergeben. Sie unterliefen dort einer harten Untersuchung, die jedes noch so kleine Detail überprüfte. Erichs Eltern wurden mehrer Monate lang Tag und Nacht beschattet und auf systembedrohenden Umgang untersucht. Waren diese Untersuchungen abgeschlossen, kam ein schlichter dicker runder roter Stempel in die Akten, der den Schriftzug „iustus“ und am oberen und unteren Rand das Kürzel des Ministeriums trug. Nach der Beschattung seiner Eltern war Erich selber und sein kompletter Umgang an der Reihe. Kessler bekam einen Adjutanten zur Seite gestellt und all seine Freunde – da es nicht viele waren, hatte das Ministerium auch wenig Arbeit damit – wurden ebenfalls überwacht. Wieder landeten die roten Stempel in den Aktenkopien. Die ganze Überwachungsaktion dauerte zwei Jahre und kurz vor seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag bekam Kessler eine Einladung zu einem Gespräch mit einem gewissen Major Himmler.
Himmler hatte kurzerhand das Büro des Kommandanten der Polizeidivision Süd II requiriert und saß nun hinter dem wuchtigen Holzschreibtisch des Hauptmanns. Himmler hatte die Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt und das Kinn auf die gefalteten Hände gelegt, als Leutnant Kessler das Büro betrat, dem nun der Kommandant als ‚Sekretär’ vorsaß. Das weiche Gesicht mit der runden Brille und den kleinen Schnauzbart beobachtete den eintretenden Leutnant und seine zackige Begrüßung genau. Als Erich sich auf der anderen Seite des Tisches in einen Sessel sinken lassen hatte, begann der Major zu sprechen.
Das Gespräch dauerte lang und drehte sich lange um Gohmor, Trutzt und Koron III. Immer wieder machte Himmler Andeutungen mit denen Kessler nichts anfangen konnte bis der Major in einem abschließenden Satz meinte: „Sie werden direkt ins Ministerium versetzt.“
Die Versetzung bedeutete erst einmal keinerlei Arbeit, sonder Lehrgänge über Lehrgänge und Vorträge ohne Ende, in denen eines immer deutlicher wurde: Die Anwärter sollten als Spione für das MfSO ausgebildet werden. Sie würden es sein, die Gohmor gegen alle Gefahren von Innen schützten sollten.
Mit dreißig Jahren begann Kesslers Karriere als Agent im Dienste des Imperiums und der Makropole Gohmor. Den Anfang machten simple Botendienste, Lockvolgelaufträge und einfache Abhör- und Überwachungsaktionen. Bald folgte die totale Personenüberwachung und nach sieben Jahren Dienst, also im Alter von 32 Jahren, auch die ersten Eliminierungsaufträge. Alles lief glatt und Kessler wurde als eines der vielversprechensten Talente des MfSO gehandelt. Die Chancen für einen raschen Aufstieg standen gut und niemand vermochte zu sagen, wo dieser Aufstieg enden könnte. Tatsächlich endete er schneller als irgendjemand angenommen hatte.
Es war helllichter Tag. Das Industiergelände der Gohmor Stahl- und Eisenwerke West lag seit der Insolvenz vor wenigen Monaten ruhig und verlassen da. Ein leichter Wind wehte alte Zeitungsteile und Papierfetzen über die großen Höfe zwischen den Manufakturhallen. In das Pfeifen des Windes mischten sich plötzlich die leisen Geräusche von Schritten, die immer lauter wurden. Dann bog ein schlicht gekleideter junger Mann der unteren Klassen um die Ecke einer Halle. zielstrebig überquerte er den Hof und blieb vor einer Türe, deren Fenster fehlte, stehen. Scheinbar unsicher warf der Mann noch einmal einen Blick in alle Richtungen, als wolle er sicher gehen, dass ihm niemand folgt. Dann griff er mit der Hand durch das fehlende Fenster und suchte tastend nach dem Schloss und der Klinke auf der Innenseite. Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür. Noch einmal ein Rundumblick, dann war der Mann in der Halle verschwunden.
Mit einem leisen Seufzer der Resignation verfolgte Kessler den Mann von der Ecke aus, an der dieser selbst vor wenigen Sekunden vorbeigehuscht war. Bis zuletzt hatte Erich darauf gehofft, dass das Treffen irgendwo im Freien stattfinden würde. Aber warum sollte der Imperator auch Verständnis für die vermessenen Wünsche und Hoffnungen eines Einzelnen haben? Noch einige Augenblicke observierte Kessler den Hof, dann folgte er dem Mann zur Türe.
Die Türe stand offen und ein heller Lichtbalken fiel durch die Öffnung in die dunkle Halle, wie ein Scheinwerfer, der auf eine Bühne strahlte. Mit dem Rücken zur Wand ging Kessler neben der Türe in die Hocke und lauschte. Als er sicher war, nichts zu hören, wagte er den Sprung ins Ungewissen, in die Höhle des Löwen. Nur den kürzesten Bruchteil einer Sekunde verweilte Erich im Licht, dann rollte er sich in die Halle ins Dunkle ab. Regungslos lauschte der Agent wieder. Stille.
Als sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte der Leutnant eine große, leer geräumte Halle. An den Wänden befanden sich Laufgänge aus klapperigem Gitterstahl, in der Mitte der Halle waren mehrere Betonsockel, Fundamente für Maschinen, sowie aufgebrochene und ausgeplünderte große Holzkisten. Um die Szenerie zu vervollständigen waren Vogeldreck, Spinnweben und andere undefinierbare Abfälle allgegenwärtig. Die Arbeiterkluft Kesslers hatte schon beim Abrollen mehrere Dreckflecken angenommen.
Die Ruhe war erdrückend. Kein Lufthauch regte sich, trotz der kaputten Fensterzeile kurz unter dem Dach, in der Halle und die Luft war warm und stickig. Dann plötzlich waren wieder Schritte zu hören, die über eine Gangway in luftiger Höhe trampelten, es folgte das Schlagen einer Türe, dann wieder Stille. Ruckartig erhob sich Kessler aus seiner kauernden Haltung und ließ den Blick auf der Suche nach einem Treppenaufgang schweifen. Nach Sicherheit suchend tasteten seine Hände allein nach der Pistole, die gesichert im Hosenbund steckte.
Da, da war eine Metalltreppe nach oben. Im Laufschritt hielt Erich darauf zu, verlor aber plötzlich den Boden unter den Füßen und landete schmerzhaft auf dem Rücken. Mit einem leisen Stöhnen richtete sich der Leutnant wieder auf und suchte nach dem Grund für den harten Fall. Auf dem Boden lag eine gerissene Drahtschnur, die über den Weg gespannt war. Verwundert und regungslos runzelte er die Stirn und betrachtete den Draht in der Hocke. Dann, als hätte ihn ein Blitz getroffen, sprang Kessler auf und hechtete hinter eine der Holzkisten. Im gleichen Moment ließ eine gewaltige Explosion den Boden erzittern. Schrapnelle aus Holz und Stahl flogen durch die Luft und schnitten gewaltige Fetzen aus Kesslers Fleisch. Eine rasiermesserscharfe Scheibe aus Drahtgeflecht trennte den linken Arm sauber ab. Weitere Splitter trafen das rechte Auge und rissen die gesamte rechte Gesichtshälfte auf. Kurz darauf versank Kessler in der gnädigen Umarmung der Ohnmacht.
Als Leutnant Kessler zwei Wochen später aus der künstlichen Stasis erwachte, konnte er sich nur noch bruchstückhaft an die Mission erinnern. Der Schock mit einem bionischen Arm und Auge zu leben saß tief und weckte Rachegefühle in einer Stärke, die Erich vollkommen unbekannt waren.
Zwei Monate lang wurde er vom MfSO aus allen Einsätzen herausgehalten und sozusagen in Kur geschickt. Doch schon bald konnte sich Kessler nicht mehr halten. Getrieben von Rache und eisernem Willen setzte er sich über die Ratschläge der Ärzte hinweg und trat wieder dem aktiven Dienst bei. Im Ministerium waren die Meinungen dazu gespalten. Auf der einen Seite begrüßte man es, dass ein Talent trotz allem weitermachen wollte, auf der anderen Seite ging von solch traumatisierten und fixierten Individuen eine gewisse Gefahr aus. Man entschloss sich dazu, Kessler wieder langsam an den Dienst heranzuführen, ihn mit kleineren und unwichtigen Aufträgen zu betrauen, bevor man wieder dort anknüpfen wollte, wo man geendet hatte.
Kessler war das egal. In den zwei Monaten hatte er gelernt, was Geduld war und welch wichtige Tugend sie darstellte. Warten war zu einem Hobby geworden. Diejenigen, die ihm das angetan hatten, würden früher oder später zahlen müssen. Er würde jeden einzelnen finden und zu Tode foltern.
Doch zuerst stand ein anderer Auftrag an…
Zusammenfassung:
Name: Erich Kessler
Alter: 39 imperiale Standartjahre
Herkunft: Koron III, Gohmor-Makropole
Zugehörigkeiten: Heiliges Imperium der Menschheit, Ministerium für Sicherheit und Ordnung
Aussehen: groß, breit, bionischer Arm, bionisches Auge, vernarbt
Charakter: verbittert, rachsüchtig, eiserner Wille, vergeltungsdrang, psychische Probleme, zynisch, Freiheitsdrang, Täuscher
Fähigkeiten: Sprachtalent, bionische Implantate, Täuscher
Ausrüstung: Verschieden