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Im Orbit um Koron III
#17
Karstein war froh, den diplomatischen Zirkus hinter sich gebracht zu haben. Umso weniger erfreut war er schließlich, als auf der Brücke die Meldung eines Inquisitionsschiffs einging. Nachdem die ersten Sätze ausgetauscht waren, lehnte sich Karstein an die nahe Brückenrehling und starte hinaus in den Realraum.
Die Anwesenheit der Inquisition an sich störte ihn nicht besonders, sondern vielmehr die Wellen, die diese schlagen könnte. Sie würde für Unruhe im Schiffsrat sorgen, indem sich Navigatoren, Offiziere und alle anderen wichtigen darum stritten, wohin die Reise als nächstes gehen sollte. Zumindest, wenn keine klaren Befehle vorlagen. Es würde manche verunsichern, andere wiederum würden sich in ihrer Mission angefeuert sehen. Karstein hatte in dieser Richtung keine Meinung; noch keine. Ihm war die Ruhe an Deck wichtiger als alles andere.
Van Elb hatte sich eine Pause gegönnt, daher war der alternde Investigator allein mit Otto. Er kramte einen alten, zähen Proteinriegel hervor und löste seinen Duell-Arm aus, damit Otto darauf sitzen konnte. Die Vibroklauen des Vogels sollten sich nicht in seinen Körper fressen. Der Vogel machte einen Hüpfer auf das metallerne Gliedmaß und knabberte sachte an dem hingehaltenen Brocken, während sein Herrchen auf seiner Pfeife kaute. "Na? Schmeckt dir das noch, oder hat dich der geschminkte Krämer mit seiner Fischleber schon verzogen?" So fragte er amüsiert, während der Vogel skeptisch an der zähen Masse herumhackte, sich ein paar Bröckchen davon schmecken ließ, ehe er den Riegel schließlich verschmähte und Karstein amüsiert grunzte. Der Rest des Riegels wurde wieder weggesteckt und der Duellarm versteift, sodass Otto darauf sitzen und vor sich hin starren konnte, während sich der Axisianer auf der Brücke umsah und erneut blauen Dunst in den Raum blies. Sein Blick klebte schließlich dort, wo das Rendezvouz der Concordia stattfand.
"Wünschen sie eine Arealabtastung und darunter verborgene Abhörung, Herr von Karstein?" Selbiger gluckste und stieß Qualm aus seinem Mund. "Es sind Leute schon für weniger liquidiert worden, junger Mann," so sagte er und sog erneut an seiner Pfeife. "Und was werden wir nun tun? Sicher wird man von uns irgendeine Handlung erwarten, der Feldmarschal wird sicher," "meinem Urteil vertrauen, keine Sorge. Wir werden schön artig hier sitzen und nichts tun, außer den Perimeter im Auge zu behalten. Ich habe das Gefühl, dass es mit dieser ganzen Terror-Sache nicht aus ist. Ganz besonders, weil gerade jetzt die Inquisition aufkreuzt." Karsteins Kiefer malmten aufeinander, während Otto sich in die Höhe schwang, um ein paar Servoschädeln nachzujagen. Ein kleiner Spaß, den sich der eigensinnige Servitor zu gönnen verstand. Der Duell-Arm rastete unterdes wieder ein, ohne dass sein Eigentümer etwas dazu tat.
"Schicken Sie dem Feldmarschall und dem Rest der Spitze ein Vergrößertes Bild unserer Neuankömmlinge und sorgen Sie dafür, dass der Perimeter abgetastet wird und die Batterien vorbereitet sind. Ich will sie im Fall einer Bedrohung SOFORT scharf wissen. Aber nichts weiter. Wir sind auffällig genug, man soll nicht denken, dass wir etwas im Schilde führen. Und nichts hiervon darf die Brücke verlassen, verstehen wir uns? Falls sich etwas tut, informieren Sie mich." So sprach er in die Runde aus Offizieren und anderen Verantwortlichen. "Jawohl, Herr von Karstein!" Tönte es im Chor von der Brücke und ließ ihn mit den Zähnen knirschen. So hatte er sich das nicht vorgestellt.

Die Hände hinter seinem bemantelten Torso zusammengeschlagen marschierte er nun von der Brücke, ohne sich Gedanken um Otto zu machen. Der Vogel würde für ihn ein Auge auf die Brücke und etwaiges Getuschel haben. Karstein war schon immer ein Vertreter von 'Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser' und hielt es selbst bei der dekorierten Crew der Kaisers Greif so.
Er hatte ein ganz mieses Gefühl, beschloss aber es für den Moment für sich zu behalten. Stattdessen brütete er darüber, wie auffällig das eigene Flaggschiff auf wachsame Augen wie die der Inquisition wirken mochte. Zumal er fast darauf vertraute, dass der dickliche Ferdinant sie erwähnen würde, wenn auch nur in einem Beisatz. Die richtigen, oder falschen Worte würden sicher die Aufmerksamkeit der Fremdlinge auf die Gesandten lenken.
Er war nur einige Schritte gegangen, da meldete sich Karsteins PDA zu Wort. 'Akutfallsitzung, Konferenzraum 3'. Er seufzte. Irgendjemand hatte das Bild gesehen und klopfte jetzt auf den Busch. Unnötigerweise, aber so war das auf Schiffen mit föderalistischer Unterverwaltung manchmal. Viele gerunzelte Stirnen bei den einfachsten Fällen.

So betrat Karstein einen der nahen Lifte und ließ sich auf das entsprechende Deck bringen. Kurz überlegte er, Elisa zu wecken, doch ersparte er ihr eine weitere, politische Debatte. Müde würde sie eh kaum etwas daraus lernen und sich nur ungebührlich benehmen.
Schließlich erreichte Karstein die tresorhafte Tür des Konferenzraumes und trat ein. In der Mitte war ein länglicher Tisch mit einer Karte des Systems ausgebreitet, umgeben vom obersten Technomanten des Schiffes, dem Navigatorenvorstand, einigen Offizieren, einer hohen Schwester und ein paar anderen Verantwortlichen. Von Schanz saß samt seiner Hospitallerin am Tisch-Ende. Ohne etwas zu sagen setzte sich Karstein und wartete, dass es los ging.

"Wa ham also Besuch bekomm'n..." So stellte der Feldmarschall fest und deutete auf ein vergrößertes Bild der Concordia und des Inquisitions-Schiffes.
Man murmelte ruhig untereinander, keiner Willens, seinen Senf dazu zu geben, oder zumindest nicht als erster. "Wurde desweg'n schon was unternomm'n?" So fragte er in die Runde, als meinte er die Frage ernst. Alle Anwesenden schrumpften in ihren Stühlen zusammen. Nur Karstein lehnte sich vor uns sprach. "Da ich zur Zeit des Ereignisses auf der Brücke war, gab ich vorläufig Order, nichts deswegen zu tun. Geht uns alles nichts an, Herr Feldmarschall. Die Order lautete, den Perimeter zu überwachen, aber sonst auf den Händen zu sitzen." Der Altgediente blickte Karstein mit steinernen Augen an, als versuchte er, durch ihn hindurch zu starren. Er dachte offenbar nach, ehe er nickte. "Richtige Entscheidung. Trotzdem hätte das durch die Offiziere des Schiffes bestimmt werden müssen. Die liegen mir jetzt in den Ohr'n, weil se sich übergangen fühl'n." Karstein blickte hinüber zu den Offizieren, die nun gewichtig nickten. "Ich kann Sie gut leiden, Mann, aber Protokol is Protokol. Übergeh'n se die Befehlskette erneut, wird das Konsequenz'n haben." Der Investigator nickte und setzte sich wieder, während die Offiziere empört schauten, aber nichts zu sagen wagten. Von Schanz verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sich in der versammelten Runde um, als erwartete er förmlich, dass jemand noch etwas zu sagen hatte. Der Technomant studierte das Bild der Schiffe, die Schwester Prioris schien nicht recht zu wissen, was sie hier sollte und die versammelten Offiziere schmollten vor sich hin. Von Schanz ächzte. "Na los, raus mit der Sprache. Ihr wolltet diese Sitzung, also will ich jetzt was hör'n." So kommandierte von Schanz in Richtung der Offiziere; sein Blick war ungehalten, aber habe man ihn mit dieser Sitzung bei etwas gestört. "Nun, es kamen Fragen auf, was die Anwesenheit der Inquisition zu bedeuten haben könnte. Manche sehen sie als Gefahr und," "und deswegen nerven Se mich? Wie Karstein jesagt hat, jeht uns das alles nichts an. Werden sich schon zu melden jeben, wenn se was von uns wollen. Ansonst'n sind diese Leute nich unser Problem, verstanden? Det kommt jetz von mir, also nehmses jefälligst hin, klar?" Der Offizier schluckte und nickte, ehe sich von Schanz entnervt zurücklehnte und von seiner Hospitallerin besänftigt wurde.

Schließlich besprach man die Lage noch einmal in Ruhe, mit Augenmerk darauf, wie man sich auf etwaige Erlaubnisse und Auferlegungen durch die koronische Regierung verhalten würde. Nichts würde dem Zufall überlassen werden. Unterschiedliche Formationen und Resourcen wurden zusammengestellt, um in jedweder Situation ein maßgeschneidertes "Paket" bereit zu haben. Von einem Investigations-Korps bis hin zu einer groß-angelegten Truppenlandung auf der Planetenoberfläche, oder eben der geordnete Rückzug und die Bewältigung gegenüber des hohen Rates.
Karstein hatte nocheinmal Glück gehabt. Ein Schlag auf auf das Handgelenk war alles, was er erhalten hatte und alles war schnell vergessen. Er wusste genau, dass - wäre es nach den Offizieren gegangen - er Stockhiebe erhalten hätte. Stattdessen saß er jetzt hier fest und war sich nicht sicher, ob er nicht doch lieber die Hiebe in Kauf genommen hätte.
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[Kein Betreff] - von - 09-19-2012, 03:10 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Zacharias - 09-28-2024, 05:42 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Die Stimme - 10-09-2024, 05:28 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Zacharias - 10-12-2024, 12:29 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Die Stimme - 10-21-2024, 02:26 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Zacharias - 12-01-2024, 08:15 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Die Stimme - 12-12-2024, 03:44 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Zacharias - 12-15-2024, 12:47 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Die Stimme - 01-08-2025, 02:30 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Zacharias - 04-12-2025, 08:53 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Die Stimme - 04-28-2025, 02:26 PM
RE: Im Orbit um Koron III - von Zacharias - 06-27-2025, 11:48 AM
RE: Im Orbit um Koron III - von Die Stimme - 07-07-2025, 11:22 AM
RE: Im Orbit um Koron III - von Zacharias - 07-21-2025, 05:09 PM
[Kein Betreff] - von - 09-21-2012, 11:29 AM
[Kein Betreff] - von - 09-22-2012, 10:58 PM
[Kein Betreff] - von - 09-25-2012, 12:40 PM

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