Louis-Ferdinand blieb in der Stille seines Arbeitsgemaches zurück. Sinnend und planend. Die Axis waren sich treu geblieben: schroffer Kasernenhofton, Hahnenkamm und klirrende Säbel. Sollten sie, sollten sie.
„Kommst du nach Gohmor, dann gibt es Fisch“, sagte ein altes koronisches Sprichwort. Nicht nur ein Hinweis auf die kulinarischen Vorlieben der Makropole, sondern auch eine feine Ermahnung, sich an die Vorgaben, Vorlieben und Gepflogenheiten ihrer Bewohner zu halten.
Apropos kulinarisch... Louis-Ferdinand aktivierte die Verbindung zur Küche. Große Kanonen hatten ihren Platz, ohne Zweifel, aber an Bord der Concordia waren Gulaschkanonen die wahren Schwergewichte.
Hach, heute steckte ich voller Gleichnisse und Wortspiele, dachte er mit einem amüsierten Lächeln.
„Eure Exzellenz?“ Die Antwort aus der Küche kam prompt.
„Mein lieber Rochefort“, begann Louis-Ferdinand mit gespieltem Pathos. „Sind Sie bereit, eine Heldentat zu vollbringen?“
„Was steht zu Gebot, Exzellenz?“ Die Stimme des Küchenchefs schwang zwischen Respekt und stiller Vorfreude.
„Wie Ihnen sicherlich nicht entgangen ist, erwarten wir Gäste.“
„Sehr wohl, Exzellenz.“
„Glauben Sie, für diese Axis einer Stunde ein Orpulentia Extra Ordinär zaubern zu können?“
„In einer Stunde?“ Rocheforts Stimme war voller eingeübter Entrüstung. „Unmöglich, Exzellenz! Das wird bestenfalls Kantinenfraß.“
Louis-Ferdinand konnte förmlich das verschmitzte Lächeln seines Leibkochs sehen.
„Es werden zehn Gäste sein, mein lieber Rochefort, plus meine Wenigkeit.“
„Diese Axis, Exzellenz...?“
„Kommissbrotfresser.“
„Darauf gehen wir ein?“
„Natürlich nicht!“ Louis-Ferdinand grinste. „Wir schießen ihnen eine Breitseite Hochzivilisation vor den Bug.“
„Sehr wohl, Exzellenz.“
„Allerdings können wir davon ausgehen, dass das Küchenpersonal und die Wachmannschaft heute überwiegend in den Genuss Ihrer Kunst kommen werden, mein Lieber.“
„Ich verstehe. Ich mache mich sogleich an die Arbeit.“
„Das Schicksal zweier Welten liegt einmal mehr in Ihren fähigen Händen, Rochefort.“
„Aber ja, Exzellenz. Aber ja.“
Mit einem leisen Klicken unterbrach Louis-Ferdinand die Verbindung und legte die Fingerspitzen gegeneinander. Er lehnte sich zurück und ließ den Moment auf sich wirken.
Er hatte eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie dieses diplomatische Bankett ablaufen würde. Die Axis würden ihren Unmut und Widerwillen nicht direkt aussprechen, sondern in ihrer typischen, passiv-aggressiven Weise ausdrücken – mit einem Hauch von nassforschem Auftreten und demonstrativ wenig Appetit.
Die Stunde Frist war von vornherein nicht wirklich einzuhalten gewesen. Die Annäherung der Schiffe dauerte bereits und bis sich eine Fähre von der Kaisers-Greif löste und an der Concordia andockte verging weitere Zeit. Nahm man diesen Prozess als Beginn des Zeitansatzes, kam von Schanzs Vorgabe jedoch ziemlich genau hin. Der Zurbinger entließ die Delegation in die Luftschleuse und dahinter wurden sie bereits von von Ehrenwwachen begleitet. Diese wirken eher einer Operette entsprungen, als das sie wirklich an Fronttruppen erinnerten. Die Uniformen und hochglänzenden Kürasse waren an die Erscheinungen der Gamarai Grenadiere angelehnt, deren letztes Gefecht und ausgelöschtes Haus so herrlich tragisch in der Geschichte Korons leuchtete. Kordeln dominierten den Putz und gekrönt wurde das Ganze von einem barocken Helm. Weniger närrisch waren die Schrotflinten, welche die Garde trug und so auch jede mit geschnitzten Intarsien aus Elfenbein verziert war, waren die Geschoss in ihren Kammern doch keine Scharade. Geschaffen Körper zu zerfetzen und Raumschiffhüllen nur anzukratzen.
Der Leutnant präsentierte die glänzenden Säbel, als die nüchterne Delegation durch die Luftschleuse trat.
Nach Sitte der Raumfahrt, kündigten sich die Axis an und ihr Anführer ließ es sich nicht nehmen, die Bitte an Bord kommen zu dürfen persönlich zu formulieren. Der Leutnant bestätigte, hieß sie im Namen, Diplomatie Attachés Louis-Ferdinand de Trell-Chantemerle de la Lame Écarlates willkommen. Ohne Umschweife führte er sie danach in den Bankettsaal, wo der Diplomatie Attaché sie bereits erwartete.
Der Saal war selbstredend auch mit Symbolik und Mehrdeutigkeit überfrachtet und blieb damit dem Konzept des gesamten Schiffes treu. Eine Seite wurde von einem gewaltigen Panoramafenster im gotischen Stil dominiert. Es eröffnete den Blick auf die unendliche Leere des Alls vor dem die Kaisers-Greif als kleiner Tupfer, ja als Unregelmäßigkeit hing.
Der Boden des Saales war mit Ammolit ausgelegt, einem seltenen Gestein, dessen schillernde Farben von purpurroten Flammen bis zu smaragdgrünen Tiefen reichten und den Raum in einen schimmernden Regenbogen aus Licht tauchten, welcher sich mit jedem Zucken der Flammen änderte. Kontrair zu der kosmischen Kühle des Alls verlieh nämlich ein ausladender Kamin dem Saal eine unerwartete, fast schon paradoxe Wärme. Dieser Kamin, eine irrwitzige Besonderheit an Bord eines Raumschiffes, war dem aufgerissenen Maul einer löwenartigen Kreatur nachempfunden, aus dem ein lebhaftes Feuer loderte.
Der Klang, der den Raum erfüllte, war ebenso durchdacht wie der Saal selbst. Servitoren, selbst mehr Instrument als Mensch, spielten auf sich. Sie erzeugten eine dünne, ätherische fast weinerliche Melodie. Diese gezielt zurückhaltende Musik fügte sich nahtlos in die Atmosphäre ein, ein Klangteppich, der mehr zu erahnen als wirklich zu hören war. Die Meschapperate waren darauf geeicht, die Worte des Diplomaten sanft zu verstärken, Pathos und Herzzerreißendes, Verspieltes und Rührseligkeit, alles zur rechten Zeit zum rechten Satz.
Zentral im Saal stand die gewaltige Tafel, die die Aufmerksamkeit unweigerlich auf sich zog. Rund und makellos, schien sie aus einer Abwesenheit von Licht selbst gefertigt zu sein. Das schwarze Holz, so tief und dunkel, dass es wie ein Schlund des Nichts wirkte, ließ alles, was darauf stand, seinerseits über eben jenem Pseudoabgrund schweben. Dieser Eindruck wurde durch das makellos weiße Porzellan noch verstärkt, das wie Lichtflecken auf der schwarzen Fläche ruhte.
Am Tisch saß bereits Louis-Ferdinand. Mit einer Aura von Gelassenheit und souveräner Autorität ruhte er in seinem Stuhl, die Fingerspitzen leicht gegeneinandergelegt, während sein Blick schweigend durch den Saal glitt.
Als die Flügel aufschwangen und die Gardisten ihre Positionen links und rechts von der Tür einnahmen, erhob sich der gewichtige Mann mühsam.
Da kamen sie also. Zehn wie Schusternägel, hart und gerade, spitz und rostfrei.
Nun man würde sehen.
Der Leutnant machte Meldung und Louis-Ferdinant kam ihnen entgegen, mit einer Eile, die ihn nicht schneller durch den Saal trug als würde er schlendern.
So pünktlich wie es die Sprichwörtlichkeit ihres Volkes voraussagt.
Willkommen, willkommen! Er erreichte die Delegation und schnaufte wie jemand, der einen Marathon gelaufen war. Ein Spitzentaschentuch flog in seine Hand und er tupfte sich die Stirn.
Sie finden mich in einem Zustand äußerster Zerrissenheit, edle Damen, hohe Herren. Auf der einen Seite frohlocke ich ob der Gelegenheit mit so vorzüglichen Freunden des koronischen Volkes parlieren zu dürfen. Auf der anderen Seite bin ich von Gram gebeugt ob des Grundes für dieses Zusammentreffen.
Aber bitte, hochverehrter Feldmarschall von Schanz, haben Sie doch die Güte, mich mit ihren Begleitern bekannt zu machen. Dann wollen wir speisen und all die Dinge bereden, die zu bereden wahrlich geboten ist.
„Kommst du nach Gohmor, dann gibt es Fisch“, sagte ein altes koronisches Sprichwort. Nicht nur ein Hinweis auf die kulinarischen Vorlieben der Makropole, sondern auch eine feine Ermahnung, sich an die Vorgaben, Vorlieben und Gepflogenheiten ihrer Bewohner zu halten.
Apropos kulinarisch... Louis-Ferdinand aktivierte die Verbindung zur Küche. Große Kanonen hatten ihren Platz, ohne Zweifel, aber an Bord der Concordia waren Gulaschkanonen die wahren Schwergewichte.
Hach, heute steckte ich voller Gleichnisse und Wortspiele, dachte er mit einem amüsierten Lächeln.
„Eure Exzellenz?“ Die Antwort aus der Küche kam prompt.
„Mein lieber Rochefort“, begann Louis-Ferdinand mit gespieltem Pathos. „Sind Sie bereit, eine Heldentat zu vollbringen?“
„Was steht zu Gebot, Exzellenz?“ Die Stimme des Küchenchefs schwang zwischen Respekt und stiller Vorfreude.
„Wie Ihnen sicherlich nicht entgangen ist, erwarten wir Gäste.“
„Sehr wohl, Exzellenz.“
„Glauben Sie, für diese Axis einer Stunde ein Orpulentia Extra Ordinär zaubern zu können?“
„In einer Stunde?“ Rocheforts Stimme war voller eingeübter Entrüstung. „Unmöglich, Exzellenz! Das wird bestenfalls Kantinenfraß.“
Louis-Ferdinand konnte förmlich das verschmitzte Lächeln seines Leibkochs sehen.
„Es werden zehn Gäste sein, mein lieber Rochefort, plus meine Wenigkeit.“
„Diese Axis, Exzellenz...?“
„Kommissbrotfresser.“
„Darauf gehen wir ein?“
„Natürlich nicht!“ Louis-Ferdinand grinste. „Wir schießen ihnen eine Breitseite Hochzivilisation vor den Bug.“
„Sehr wohl, Exzellenz.“
„Allerdings können wir davon ausgehen, dass das Küchenpersonal und die Wachmannschaft heute überwiegend in den Genuss Ihrer Kunst kommen werden, mein Lieber.“
„Ich verstehe. Ich mache mich sogleich an die Arbeit.“
„Das Schicksal zweier Welten liegt einmal mehr in Ihren fähigen Händen, Rochefort.“
„Aber ja, Exzellenz. Aber ja.“
Mit einem leisen Klicken unterbrach Louis-Ferdinand die Verbindung und legte die Fingerspitzen gegeneinander. Er lehnte sich zurück und ließ den Moment auf sich wirken.
Er hatte eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie dieses diplomatische Bankett ablaufen würde. Die Axis würden ihren Unmut und Widerwillen nicht direkt aussprechen, sondern in ihrer typischen, passiv-aggressiven Weise ausdrücken – mit einem Hauch von nassforschem Auftreten und demonstrativ wenig Appetit.
Die Stunde Frist war von vornherein nicht wirklich einzuhalten gewesen. Die Annäherung der Schiffe dauerte bereits und bis sich eine Fähre von der Kaisers-Greif löste und an der Concordia andockte verging weitere Zeit. Nahm man diesen Prozess als Beginn des Zeitansatzes, kam von Schanzs Vorgabe jedoch ziemlich genau hin. Der Zurbinger entließ die Delegation in die Luftschleuse und dahinter wurden sie bereits von von Ehrenwwachen begleitet. Diese wirken eher einer Operette entsprungen, als das sie wirklich an Fronttruppen erinnerten. Die Uniformen und hochglänzenden Kürasse waren an die Erscheinungen der Gamarai Grenadiere angelehnt, deren letztes Gefecht und ausgelöschtes Haus so herrlich tragisch in der Geschichte Korons leuchtete. Kordeln dominierten den Putz und gekrönt wurde das Ganze von einem barocken Helm. Weniger närrisch waren die Schrotflinten, welche die Garde trug und so auch jede mit geschnitzten Intarsien aus Elfenbein verziert war, waren die Geschoss in ihren Kammern doch keine Scharade. Geschaffen Körper zu zerfetzen und Raumschiffhüllen nur anzukratzen.
Der Leutnant präsentierte die glänzenden Säbel, als die nüchterne Delegation durch die Luftschleuse trat.
Nach Sitte der Raumfahrt, kündigten sich die Axis an und ihr Anführer ließ es sich nicht nehmen, die Bitte an Bord kommen zu dürfen persönlich zu formulieren. Der Leutnant bestätigte, hieß sie im Namen, Diplomatie Attachés Louis-Ferdinand de Trell-Chantemerle de la Lame Écarlates willkommen. Ohne Umschweife führte er sie danach in den Bankettsaal, wo der Diplomatie Attaché sie bereits erwartete.
Der Saal war selbstredend auch mit Symbolik und Mehrdeutigkeit überfrachtet und blieb damit dem Konzept des gesamten Schiffes treu. Eine Seite wurde von einem gewaltigen Panoramafenster im gotischen Stil dominiert. Es eröffnete den Blick auf die unendliche Leere des Alls vor dem die Kaisers-Greif als kleiner Tupfer, ja als Unregelmäßigkeit hing.
Der Boden des Saales war mit Ammolit ausgelegt, einem seltenen Gestein, dessen schillernde Farben von purpurroten Flammen bis zu smaragdgrünen Tiefen reichten und den Raum in einen schimmernden Regenbogen aus Licht tauchten, welcher sich mit jedem Zucken der Flammen änderte. Kontrair zu der kosmischen Kühle des Alls verlieh nämlich ein ausladender Kamin dem Saal eine unerwartete, fast schon paradoxe Wärme. Dieser Kamin, eine irrwitzige Besonderheit an Bord eines Raumschiffes, war dem aufgerissenen Maul einer löwenartigen Kreatur nachempfunden, aus dem ein lebhaftes Feuer loderte.
Der Klang, der den Raum erfüllte, war ebenso durchdacht wie der Saal selbst. Servitoren, selbst mehr Instrument als Mensch, spielten auf sich. Sie erzeugten eine dünne, ätherische fast weinerliche Melodie. Diese gezielt zurückhaltende Musik fügte sich nahtlos in die Atmosphäre ein, ein Klangteppich, der mehr zu erahnen als wirklich zu hören war. Die Meschapperate waren darauf geeicht, die Worte des Diplomaten sanft zu verstärken, Pathos und Herzzerreißendes, Verspieltes und Rührseligkeit, alles zur rechten Zeit zum rechten Satz.
Zentral im Saal stand die gewaltige Tafel, die die Aufmerksamkeit unweigerlich auf sich zog. Rund und makellos, schien sie aus einer Abwesenheit von Licht selbst gefertigt zu sein. Das schwarze Holz, so tief und dunkel, dass es wie ein Schlund des Nichts wirkte, ließ alles, was darauf stand, seinerseits über eben jenem Pseudoabgrund schweben. Dieser Eindruck wurde durch das makellos weiße Porzellan noch verstärkt, das wie Lichtflecken auf der schwarzen Fläche ruhte.
Am Tisch saß bereits Louis-Ferdinand. Mit einer Aura von Gelassenheit und souveräner Autorität ruhte er in seinem Stuhl, die Fingerspitzen leicht gegeneinandergelegt, während sein Blick schweigend durch den Saal glitt.
Als die Flügel aufschwangen und die Gardisten ihre Positionen links und rechts von der Tür einnahmen, erhob sich der gewichtige Mann mühsam.
Da kamen sie also. Zehn wie Schusternägel, hart und gerade, spitz und rostfrei.
Nun man würde sehen.
Der Leutnant machte Meldung und Louis-Ferdinant kam ihnen entgegen, mit einer Eile, die ihn nicht schneller durch den Saal trug als würde er schlendern.
So pünktlich wie es die Sprichwörtlichkeit ihres Volkes voraussagt.
Willkommen, willkommen! Er erreichte die Delegation und schnaufte wie jemand, der einen Marathon gelaufen war. Ein Spitzentaschentuch flog in seine Hand und er tupfte sich die Stirn.
Sie finden mich in einem Zustand äußerster Zerrissenheit, edle Damen, hohe Herren. Auf der einen Seite frohlocke ich ob der Gelegenheit mit so vorzüglichen Freunden des koronischen Volkes parlieren zu dürfen. Auf der anderen Seite bin ich von Gram gebeugt ob des Grundes für dieses Zusammentreffen.
Aber bitte, hochverehrter Feldmarschall von Schanz, haben Sie doch die Güte, mich mit ihren Begleitern bekannt zu machen. Dann wollen wir speisen und all die Dinge bereden, die zu bereden wahrlich geboten ist.