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Äußerster Rand des SORLON- Systems
#11
„Der Weltraum. Unendliche Weiten.“ Dieses Zitat war Hector beim Studium antiker Videopiktogramme über den Weg gelaufen und suchte sich seitdem stets den Weg aus seinen Gedächtnisspulen ins aktive Bewusstsein, wenn er in hartem Vakuum unterwegs war… Die Aussage war durchaus korrekt, wenngleich auch Hector den romantisierenden Subtext der Aufnahme nicht teilen konnte. Der Weltraum war tödlich, unbarmherzig und musste mit allergrößtem Respekt behandelt werden. Aus Sicht eines Archäologen machte das die ganze Sache allerdings auch spannend…
Aber eins nach dem anderen: Erst der Respekt, dann die Spannung. Mit größter Sorgfalt überprüfte er jedes Siegel seines Anzugs und murmelte Leise die heiligen Litaneien, die den Geist seines Anzugs dazu bewegen sollten, ihn vor dem lebensfeindlichen Nichts außerhalb des Transportspanzers zu schützen. Anschließend richtet er seine Aufmerksamkeit auf seine Instrumente und begann Linsen zu justieren und Sensoren zu kalibrieren, bis er schließlich beschloss, dass 97,3 Prozent der optimalen Funktionalität unter den gegebenen Umständen eine akzeptable Untergrenze darstellte. In der winzigen, gepanzerten Frontscheibe des Rhino wurde die geheimnisvolle Kuppel immer größer. Als jemand, der seine ersten Jahrzehnte in den Schmiedestädten des Mars verbracht hatte, war Hector durch Größe und Monumentalität allein nur schwer zu beeindrucken und als er von Bruder Lerel den Auftrag zur Unterstützung der Mission bekommen hatte, hatte er zunächst befürchtet mehrere Wochen mit dem Abwracken eines verunglückten astropathischen Arrays verschwenden zu müssen. Doch die ersten Untersuchungsergebnisse, die ihn vor wenigen Stunden über die Noosphäre verteilt worden waren, hatten ihn aufhorchen lassen und sein Interesse geweckt. Die gesamte Struktur hatte keine relevante Ähnlichkeit mit irgendeinem imperialen Architekturschema, das er in seinen umfangreichen Datenbanken hatte und selbst mit den ihm bekannten Xenos-Konstrukten gab. Als Technoarchäologe bestand seine heilige Pflicht zwar primär in der Wiederentdeckung und Rekonstruktion der Relikte und Technologien seiner eigenen Spezies, jedoch war es ihm immer schwergefallen, seine persönlichen Interessen auf seine zugewiesene Profession zu beschränken.
An der Kuppel angekommen kam das alterwürdige Vehikel mit einem letzten Röhren des entkuppelten Motors zum stehen. Der Innenraum färbte sich hellrot im Licht der Warnleuchten und ein durchdringendes Zischen kündigte die Entlüftung des Innenraums an. “Nun denn, Zeit ist Information. Machen wir uns nützlich.“, sagte Hector durch den Kurzstreckenfunk ihrer Anzüge und duckte sich als erster durch die Luke des Fahrzeugs. Seine Kollegen folgten ihm ohne großes Zögern. Trotzdem war die Aufregung gerade bei Bruder Taran spürbar. Hector konnte nicht anders als einen gewissen professionellen Paternalismus gegenüber dem jüngeren Techpriester zu verspüren. Beide stammten direkt vom heiligen Mars ab und beide hatten ihre Bestimmung in verschiedenen Aspekten der Vergangenheit und ihres Nutzens für die Gegenwart und Zukunft gefunden.
An der Kuppel angekommen, nahm das Quartett mit wortloser Aufmerksamkeit die Belehrungen von Drusha-Thaulk entgegen bevor sie selbst endlich das geheimnisvolle… Bauwerk betraten. Unten angekommen wurden Sie  nach wenigen Metern von Bruder Sindri empfangen, der als Leiter seines eigenen Erkundungsteams mit der ersten Welle in der Kuppel angekommen war. Nach ihrem gemeinsamen Ausflug in die Wüste hatten sie sich für eine Weile aus den Augen verloren und waren mehr durch Zufall auf dem Exploratorschiff wieder aufeinandergestoßen – jedoch ohne weiter Kontakt aufzunehmen. Mit einem Nicken nahm Hector die Informationen entgegen. “Wir danken für den Informationsaustausch, wir werden uns einen eigenen Sektor suchen und dort unseren Beitrag zu den Erkundungen zu leisten.“ Mit einem kurzen, binären Austausch bestätigte er den Empfang der allgemeinen Funkfrequenz, bevor er sich seinem Team zuwandte. “Nach aktuellem Stand sind einige Routen noch nicht von Erkundungsteams abgedeckt. Wir werden den prospektierenden Servoschädeln in Sektor Zheta-4 folgen und dort mit unseren Erkundungen beginnen. Ab hier operieren wir unter erhöhten Standardsicherheitsprotokollen. 10 Prozent der verfügbaren Kogitatorkapazität ist dauerhaft für Bedrohungsidentifikation und -analyse vorzuhalten. Abgesehen dieser kleinen Unannehmlichkeit im Dienste der Vorsicht wünsche ich uns gute Jagd.“ Ein charakteristisches Lächeln zuckte über seine Lippen und er nahm sich einen Moment um jedem seiner drei Gefährten einen kurzen noosphärischen Ping zu senden – unter Techpriestern quasi das Analogon zu einem ermunternden Schulterklopfen – bevor er sich zur Seite wandte und sich auf den Weg tiefer in die Kuppel machte. Nand folgte wie üblich mit leichtem Abstand und etwas über Schulterhöhe hinter seinem Herrn.
Hector hatte sich nicht ganz unbeabsichtigt einen der zentralen Sektoren ausgesucht, der verhältnismäßig geradlinig zum Kern der Kuppel führen würde. Wenn er schon an der Expedition teilnehmen musste, wollte er sich auch einen Teil aussuchen, in dem er die besten Chancen auf einen interessanten Fund vermutete. Seine Sensoren und Kogitatoren arbeiteten bereits auf Hochtouren. Pattern-Matching-Algorithmen versuchten wieder und wieder Analogien zwischen den beobachteten Formen und Altbekanntem herzustellen, doch bislang ohne Erfolg. Währenddessen überflog er regelmäßig den konstanten Stream an visuellen Eindrücken der vorausgeeilten Servoschädel, immer auf der Suche nach möglichen Anhaltspunkten, wo sich das Zentrum dieses Monuments befinden könnte. Seine Begleiter waren währenddessen mit ihren eigenen Analysen beschäftigt und ein Dauerfeuer an Informationsaustausch prägte ihre wortlose, noosphärische Kommunikation. "Bruder Taran, deine Expertise im Bereich von Xenos-Architektur und Technologie übersteigt mein Potential auf diesem Gebiet signifikant. Hattest du bereits Erfolg beim Abgleich der vorliegenden Strukturen mit dir bekannten Mustern?", fragte er zwischen zwei Scanvorgängen. Es war wichtig neue Wissenschaftler frühzeitig in den praktischen Prozess einzubinden und zu zeigen, dass man sie ernstnahm. Andernfalls züchtete man sich nur verschüchterte Ja-Sager heran und wenige Dinge missfielen dem Omnissiah so sehr wie uninformierter Konsens.
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Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von - 07-23-2017, 02:52 PM
RE: Äußerster Rand des SORLON- Systems - von Hector Aruken - 09-07-2024, 10:30 PM
[Kein Betreff] - von - 12-02-2021, 04:37 PM
[Kein Betreff] - von - 04-16-2022, 07:26 PM
[Kein Betreff] - von - 06-03-2022, 08:40 PM
[Kein Betreff] - von - 10-19-2022, 11:58 AM
[Kein Betreff] - von - 01-27-2023, 10:02 PM

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