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Äußerster Rand des SORLON- Systems
#6
Dann ist der Experte, den mir Lerel zugeteilt hat, jemand den er selber aussortierte. Ich muss sagen, dass ich mich über meinen alten Freund mehr und mehr zu wundern beginne. Dieses Explorationsschiff ist keine Kleinigkeit, kein Kahn, denn man für eine lapidare Grille anfordert. Inzwischen bin ich schmerzlich geneigt den Gerüchten zuzustimmen, die eine Wesensveränderung bei Lerel zu bemerken vermeinen. Der Kapitän schien schon mehr gesagt zu haben als er beabsichtigt hatte und verfiel in Schweigen. Ohnehin war es bemerkenswert, dass Tarox Ambrosius trotz seines erreichten Statutes in den Rängen des Mechanicus, so nah bei verbalen und lautmalerischen Umgangsformen verblieben war.
Im Moment schien dieser Punkt für ihn damit auch abgehakt und es ging nahtlos damit weiter, die alltäglichen Belange und kleinen Katastrophen eines funktionierenden Tiefenexplorators zu balancieren.
Im Protokoll der Zusammenkunft wurde Sindri dann lediglich mitgeteilt, dass er bei einer möglichen Außenmission und Erkundung des Phänomens eines von drei Teams aus Experten und Bewaffneten anleiten durfte. So schien Tarox der Bitte seines Freundes zu entsprechen, ohne dem Elektropriester eine nennenswerte Verantwortung zu übertragen. Immerhin konnte Sindri aus dem gleichen Protokoll entnehmen, dass er sich noch weitere sieben Tage gedulden musste, bis sie so nah an ihr Ziel herangekommen waren, dass sich erste Messungen vornehmen ließen.
Bis dahin hatte er Gelegenheit, sich mit seinem Team vertraut zu machen. Dieses bestand neben ihm aus zwei Genetoren namens Zol Belerhosis und Aukex Degira, deren Fachbereich xenologische Flora und Fauna darstellen. Außerdem Geologis Kol Gelentin und sechs Skitarii, unter dem taktischen Kommando eines gewissen Herror 41/2. Man ging nicht unweigerlich von einem Bedarf aus, aber es handelte sich um festgeschriebene Protokolle und die Skitarii nutzten jede Gelegenheit zu Übungen. Außerdem stand ihnen dann noch ein gewisser Pool an spezifizierten Servitoren zur Verfügung. Immer vorausgesetzt, es würde überhaupt zu einem Außeneinsatz kommen.

Es wurde Sindri gestattet, sich auf der Observationsbrücke einzufinden, als man sich dem Objekt auf eine adäquate Entfernung angenähert hatte. Im Gegensatz zur Kommandobrücke, konnten hier Wissenschaftler und Augurenteams ihrer Arbeit nachgehen, ohne der restlichen Besatzung bei der Steuerung des Schiffes im Wege zu sein.
Darüber hinaus war die Aussicht atemberaubend. Ein Aspekt, auf den man auf der A/302 ansonsten nicht viel Aufmerksamkeit legte. Die Observationsbrücke befand sich an der angenommen Unterseite des Schiffes, in einem Turm. Hohe Fensterbögen erlaubten einen Blick in die Leere des Alls, von der jeder hier Anwesende wusste, dass es eigentlich so etwas wie Leere dort draußen gar nicht gab. Unzulängliche Beschreibungen des Mediums All, erdacht von denen, die auf das beschränkt waren, was sie sehen, beziehungsweise nicht sehen konnten. Gleichwohl ließ sich nicht leugnen, dass man von der zentralen Plattform aus den Eindruck gewinnen konnte, man sei den Zwängen des gewaltigen Metallkastens entkommen, der dem Raumfahrer lebenserhaltender Schutz und beengender Käfig in einem war.
Alle Aufmerksamkeit galt hier und jetzt der Anomalie, die mit unbewaffnetem Auge noch nicht zu erkennen war.
Erst wenn sie weiter in das Trojan- System vordringen und der Strahlung der Sonne Sorlon ausgesetzt sein würde, würde sich daran etwas ändern. Dann würde der Gigant, der jetzt noch nahezu unsichtbar durch das All trieb, erwachen. Der Eispanzer würde beginnen in den gasförmigen zustand zu wechseln und dabei Staub und Gas mit sich reißen. Dies würde dann eine reflektierende Hülle bilden, die das Objekt aufleuchten lassen würde. Rissen dann die unsichtbaren Kräfte der Sonnenwinde an dieser strahlenden Kuppel und drückten sie vom Ausgangspunkt der Sonne weg, entstünde ein Schweif, genau wie bei jedem belanglosen Kometen. Spektakulär für einen leicht zu beeindruckenden Beobachter, würde es doch die Landung erheblich erschweren.
Die Besatzung der A/302 tat also gut daran vor diesem Punkt mir der Annäherung und etwaigen Landung zu beginnen. Im Laufe der nächsten Stunden wurden zwei Servitoren gestützte Sonden abgefeuert, um die ersten Langstreckenmessungen von Tiefensatellit N 775 mit genaueren Daten zu ergänzen und vielleicht dabei gleich den Verbleib des verschollenen Satelliten zu erkunden.
Nach weiteren Stunden kamen, zusammen mit diversen anderen Daten, auch erste Bilder herein. Nicht sonderlich spektakulär in der Erscheinungsform. Ein Steinbrocken von den Ausmaßen eines mittleren Mondes. Die schiere Größe, die durchaus beeindrucken konnte, war jedoch ohne Bezug, an dem ein Vergleich hätte angestellt werden können, zahnlos. Dem Beobachter zeigte sich ein länglicher, schmutzig wirkender Eisbrocken, vernarbt und von Kratern überzogen. In einigen dieser Kratern waberte nebelartige Substanzen, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um Gase handelte, die durch die Vertiefungen vor dem Druck der Sonnenwinde geschützt, noch nicht ins All hinausgedrückt worden waren. Ob die ersten schwachen Strahlungspartikel der Sonne bereits ausgereicht hatten Material zu verdampfen oder ob dies durch eine innere Erwärmung geschah, ließ sich noch nicht benennen.
Eine wie auch immer geartete, geothermische Aktivität hätte diesen, ansonsten eher langweiligen Schnellball, interessanter gestaltet. Mit gerade einmal 8.000 Kilometern pro Stunde bewegte sich der Riese noch relativ langsam, nahm durch verschiedene, gravitätische Einflüsse jedoch bereits Fahrt auf. Das sich keine realitätsverzerrenden Anomalien mehr feststellen ließen, deutete entweder darauf hin, dass sich das Objekt schon sehr lange im Normalraum befand, oder das es gar kein warpreisendes Objekt war, sondern schlicht bisher unbemerkt durch den Tiefenraum wanderte.
So verstrichen weitere vier Stunden, in denen die Beobachter immerhin geschäftig ihren diversen Aufgaben nachkommen konnten.
Spektrometer ermittelten die mineralogische und chemische Zusammensetzung des Oberflächenmaterials. CO-Eis, Ammoniak, viel Staub und wenig Interessantes. Das änderte sich mit einem Schlag, als die Sonden etwas maßen, was aus der trögen Masse anderer Daten herausstach.
Metall.
Künstlich bearbeitetes Metall, um genau zu sein. Kurz nach dieser Erkenntnis, holten die optischen Auffanggeräte das auf die Bildschirme, was die Taster vorher schon angedeutet hatten. In einem besonders großen Krater, des langsam rotierenden Körpers lag ein Objekt. Es war von gräulicher Färbung und das was man sehen konnte, hatte die Form eines nach außen gewölbten Diskus. Gleichwohl lagen Teile davon unter dem Eis seines, vermutlich unfreiwilligen Landeplatzes verborgen.
“Landeplatz” wiederum implizierte, dass es sich um ein Raumgefährt handelte. Eine Hypothese, welche nicht auf Evidenz basierte und zu der sich daher keiner der Anwesenden verstieg.
Man musste mit dem Schiff näher herankommen, um spezifizieren zu können.
Allemal war ein kleiner Spaziergang für Sindri und sein Team soeben in der Wahrscheinlichkeit exponenziel gestiegen.
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[Kein Betreff] - von - 07-23-2017, 02:52 PM
[Kein Betreff] - von - 12-02-2021, 04:37 PM
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[Kein Betreff] - von - 01-27-2023, 10:02 PM

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