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Äußerster Rand des SORLON- Systems
#4
Die A/302 schob sich gemächlich durch den Raum.
Immer auf Diskretion bedacht.
“Auf Diskretion bedacht” Diesen Leitspruch hätte man im Inneren des Schiffes ebenso an die Wände schreiben können. Die Geheimniskrämerei des Adeptus, zurecht schon sprichwörtlich, machte Sindri die Recherche vor Ort nicht eben leicht.
Der Vermerk, -Zugriff verweigert. Wenden Sie sich an den Verwahrmeister der Datei- blinkte ihm bei derart vielen Anfragen entgegen, dass es jedes Mal einem kleinen Erfolgserlebnis gleich kam, wenn ihm die Verweigerung einmal keinen Strich durch die Rechnung machte.
Gut drei Viertel der bisher absolvierten Missionen der A/302 waren für Sindri als Außenstehenden nicht einsehbar. Es galt darüber hinaus zu vermuten, dass dies auch für einen Großteil der Crew galt.
Aus den unbedenklichen Dateien setzte sich für den Elektroprister jedoch nach und nach ein gewisses Bild zusammen. Die A/302 war ein Tiefenexplorationsschiff. Das war nichts Neues.
Es wurde vom Mars eingesetzt, wenn es galt weniger Aufsehen zu erregen als eine ganze Exploratorflotte, aber immer noch über genügend Potenzial zu verfügen, um auf Gefahren angemessen zu reagieren.
Diskrete Effizienz, wenn man so wollte.
Die zugänglichen Daten berichteten von der letzten Mission, in welcher eine Gravitationsanomalie untersucht wurden war. Es hatte den Anfangsverdacht gegeben, dass diese durch das Dazutun von Xenotechnologie verursacht wurden sei, was eine Untersuchung und Einschätzung eben dieser Technologie bedingt hätte. Allerdings hatte sich herausgestellt, dass die Aliens lediglich die Wellenabsonderung eines Neutronensterns ausbeuteten. Bei der Ankunft der A/302 kam es zu einem kurzen Gefecht mit der fremden Spezies, welches in der Vernichtung ihrer Schiffe und der letztlichen Flucht der Fremden endete. Ein beschädigtes Schiff war an Bord gebracht und untersucht wurden.
Bis auf eine bemerkenswerten Reinheit der strahlungsabweisenden Legierung der Außenhaut, war die Technologie enttäuschend. Atomkraftbasierend, eher primitiv. Auch die Stickstoff atmenden Angehörigen der Spezies waren wenig spektakulär.
Schiff, wie auch Kadaver der Xenos waren gelagert wurden. Katalogisierung und Routineanalysen würden nach der Rückkehr in den Heimathafen stattfinden. Davon abgesehen waren die anderen, freigegebenen Missionsdaten gewiss nicht uninteressant, allemal ein beachtlicher Beleg für die enorme Sensorenlesitung der A/302.
Wirklich spektakulär, wenn man sich solcher wenig aussagekräftigen Begrifflichkeiten bedienen wollte, waren sie hingegen nicht. In den Innereien des Schiffes gab, gab es einige, um nicht zu sagen eine Vielzahl, neuralgischer Bereiche, die er nicht betreten durfte.
Die Erinnerungen an seine Anfangszeit in Magnus Rega waren dabei ein recht passender Vergleich. Natürlich waren die zentralen Schiffssysteme tabu. Maschinenraum, positronisches Verarbeitungszentrum, Waffenphalanxen und so weiter.
Aber auch einen versiegelten Bereich der Datenbibliothek gab es, so wie Kühlkammern mit Sicherungssperren. Gerade letztere waren bei ihrem letzten Aufenthalt noch einmal überholt und mit Kühlmittel bestückt wurden. Die Ladekapazität dieser Kammern reichte aus, um einen kleinen Mond für ein Jahr mit Groxfleisch zu versorgen. Es stand aber wohl zu vermuten, dass dies weniger der Auftrag war.
Sindri kam mit einem Bruder ins Gespräch.
Das er sich mit ihm angefreundet hätte, wäre zu viel gewesen. Dazu war beider Naturell mit dem Konzept der Freundschaft, über den rein theoretischen Part hinaus, vertraut. Wohl aber begegneten sie sich in einiger Regelmäßigkeit, weil der Arbeitsweg diesen, noch sehr jungen Priester, sich mit der Routine des Passagiers überschnitt. Wie sich herausstellte, arbeitete er im Hangarbereich und konnte so einige Informationen über die dortigen Schiffe beisteuern, zu denen Sindri keine offiziellen Angaben gefunden hatte.
Es waren, neben den Jägern und Kanonenbooten, die für direkte Verteidigung der A/302 zuständig waren, hoch spezialisierte Schiffe, die auf das Bergen anderer Raumfahrzeuge ebenso ausgelegt waren, wie auf Bohrungen oder auf auf Materialschmelzen. Alles in Allem gewiss interessant, aber kaum etwas Überraschendes an Bord eines Explorators. Auch die Skitarii, an sich keine Truppe, die man mit Müßiggang oder Inkompetenz in Verbindung brachte, hatten hier noch einmal den Ruf besonders handverlesen zu sein und in der Durchführung jedweden Kampfauftrages ihres Gleichen zu suchen.
Das alles war bemerkenswert, aber für Sindri auf seiner Reise kaum mehr, als ein wenig Zerstreuung, neben den Aufgaben, die er sich selber zur Beschäftigung auferlegt hatte.
Eine Änderung daran trat erst ein, als er am zehnten Tag ihrer Reise zur Lagebesprechung des Kapitäns dazugeladen wurde.
Für diesen Zweck gab es einen eigenen Raum, dessen Mitte ein halbkugelförmiger Bildschirm einnahm, über welchen permanent Daten aller Art rasten. Um diesen gruppierten sich hufeinsenförmig die Offiziersränge und andere, entscheidende Brüder und Schwestern. Kapitän Tarox Ambrosius erhob sich über all dies in seinem Thron, welcher durch die Decke herabgelassen wurde und ihn zwar in Teilen physisch anwesend sein, ihn gleichzeitig jedoch nie die Kontrolle des Schiffes abgeben ließ. Ohnehin hatte sein Hiersein wohl eher symbolischen Charakter, denn auf dem Thron war, in einem Gewirr aus Kabeln und Leitungen, nur mit einiger Anstrengung ein verdorrter menschlicher Torso und ein dürrer rechter Arm zu sehen. Der Rest, selbst der Kopf, war ganz und gar auf dem Altar des Maschinendienstes geopfert wurden.
Das Haupt des Kapitäns war nur mehr eine große Kugel, die als Schnittstelle für neurale Verbindungen diente. Das seine Stimme von irgendwo aus diesem Gewirr hervordrang, konnte man vielleicht als nostalgische Marotte des alten Raumfahrers sehen.
Einem höheren Zweck als dies diente es kaum. Mit dieser Stimme unterstützte er auf verbalem Weg die Besprechung, die in großen Teilen durch Datenaustausch stattfand. Zwei Stunden gingen so dahin, in denen der Status des Schiffes abgeglichen, die kleineren Belange einer solchen Reise und eine peinlich genaue Analyse des vorgesehenen und bisher zurückgelegten Kurses vorgenommen wurde. Der Kapitän entließ schließlich etwa die Hälfte der Anwesenden zurück in ihre Arbeitsbereiche und bedeutete Sindri, denn man bis jetzt vollkommen ignoriert und auf einen abseits gelegenen Sitz abgeschoben hatte, sich dem ausgedünnten Kreis anzuschließen.
Bruder, begann der Kapitän des Schiffes ohne Umschweife, du bist an Bord der A/302 auf Wunsch Lerels, der sich jetzt einen Verwalter nennt und der ein alter Freund von mir ist.
Ich halte Freundschaften in Ehren, doch sie stehen nicht über meiner Pflichtung gegenüber dem Mars, meinem Schiff und seiner Besatzung. Lerel hat mich gebeten eine feststoffliche Anomalie zu untersuchen, die sich durch dieses System bewegt und vorher einen scheinbar willkürlichen Austritt aus dem Verwerfungsraum absolviert hat. Masse, ungefähre Flugbahn und so weiter ließ er mir übermitteln.
Das sind dürftige Daten, aber er verweißt auf den Umstand, dass der Adeptus auf Koron auf keine nennenswerten, raumfähigen Fahrzeuge zurückgreifen kann und die lokalen Kräfte nicht als vertrauenswürdig eingestuft werden.
Aus diesem Grund hat er gebeten, dass die A/302, mit mir als einem Kollegen und Freund als Kommandanten, die Exploration übernimmt. Er war über die Maßen an Diskretion interessiert.
Außerdem stellte er mir dich, Bruder Sindri, als Verbindungsmann und Experten zur Seite. E
in Experte worin, frage ich mich.
Du bist ein Elektroprister, über den bisher wenig Nennenswertes vermerkt ist.
Lerel aber erhebt dich in den Rang eines Expeditionsleiters, dem ich meine fähigsten Forscher und Kämpfer unterstellen soll.
Du wirst verstehen, Bruder Sindri, dass diese Forderungen eine alte Freundschaft auf eine harte Probe stellen.
Vielleicht kannst du also ein paar Details zu dem vor uns liegenden Abenteuer beisteuern.
Viele Linsen und wenige Augen richteten sich auf ihn.
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