03-17-2022, 09:42 PM
[CENTER]Die Befreiten[/CENTER]
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Die Befreiten sind eine militärische Sonderformation, welche von der Nation Horing, während des Horningskrieges ausgehoben wurde. Zweck und Ziel war es, die zahlenmäßig weit unterlegenen, eigenen Kräfte der Heimatgarde gegen den Ansturm eines Pilgerheeres (hauptsächlich aus Gohmor) und später gegen Soldaten der PVS, zu verstärken. Dabei setzten die, für die Rekrutierung und Organisation zuständigen Stellen, sehr viel mehr auf Quantität, denn auf Qualität.
Ein Umstand, der auch schon aus der Tatsache erwuchs, dass fasst alle Mitglieder dieser Einheit aus Mutanten bestanden. Die veraltete Ausrüstung und fast gar nicht stattfindende Ausbildung, lag nicht nur darin begründet, dass man möglichst schnell, möglichst viele, Männer und Frauen in den Abwehrkampf werfen wollte. Auch gab es große Ängste davor, Mutanten in solcher Zahl zu bewaffnen, da diese Volksgruppe von Natur aus als unzuverlässig, moralisch verkommen und zur Revolte neigend, galt und nach wie vor gilt.
Es musste daher abgewogen werden, ob der Nutzen einer oppositionellen Kraft zu den Eindringlingen zu einem bewaffneten Mutantenheer im eignen Land stand. Durch eine möglichst mangelhafte Ausrüstung hoffte man dieses Dilemma dahingehend aufzulösen, dass man im Falle eines Falles mit renitenten Gruppen aus Befreiten würde fertig werden können. Selbstredend war auch den potenziellen Kandidaten für die Einheit klar, dass es sich um ein selbstmörderisches Dienstverhältnis handeln würde.
In Horning hatten Mutanten seit jeher den Status von Sklaven und Fronarbeitern. Es war also abzusehen, dass die Aussicht, schlecht ausgerüstet für ein Land aus Unterdrückern und Herren, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, die Saat der Revolte in sich tragen würde. Mehr noch gab es die Befürchtungen, dass die Angreifer aus Gohmor, wo sich gerade in der Zeit des Krieges eine Liberalisierung der Mutantengesetzte abzeichnete, die Mutanten auf ihre Seite ziehen könnten. Um all dem entgegenzuwirken, wurde alle jenen, die ihren Dienst in Einheiten der Befreiten taten, nach zwei Jahren Dienst, das Versprechen der Entlassung aus allen Pflichten (daher der Name de Einheit) so wie eine Parzelle eigenen Landes zugesichert. Gleiche Befreiung und die Möglichkeit von Nachzug, galt für Familie ersten und zweiten Grades. Man ging davon aus, dass so wenige Mutanten die Kampfhandlungen überleben würden, dass ein Einlösen dieses Versprechens wenig Auswirkung auf gesellschaftliches Anstands- und Überlegensheitswissen oder gar auf die Wirtschaft haben würden.
Eine Fehleinschätzung, wie sich zeigen sollte.
Der Andrang aus Freiwilligen war beachtlich. Im fünften Monat des Krieges, als das Pilgerheer bereits mehrere Dammstädte erobert oder ausradiert hatte, standen vier Kontingente, zu je 5000 Befreiten bereit. In den Folgemonaten sollte diese 20 000 bewaffneten Mutanten auf etwa 100 000 anwachsen.
Die Ausbildung, wenn diese eine solche Bezeichnung überhaupt verdient hatte, dauerte zwei Wochen und beinhaltete grobes Kennenlernen einer Befehlsstruktur, einfachen Formaldienst und im Großteil den Umgang mit der Vorderladermuskete. Eine kleine Abteilung aus 800 Kämpfern wurde im Umgang mit Vorderladerkanonen geschult, um der Masse wenigstens eine geringfügige Unterstützung durch Feldartillerie zu geben.
Die Ränge bestanden faktisch nur aus Befreiten, Unteroffizieren und Feldwebeln, wobei Letztere am Anfang durch nicht abhumane Soldaten gestellt wurden.
Später änderte sich dies, doch in der Anfangsphase wollte man keine so großen Einheiten von Mutanten führen lassen, noch traute man ihnen die dazu erforderlichen kognitiven Fähigkeiten zu.
Die viel zitierte Ausrüstung bestand aus einer Muskete, von den Befreiten auch “Donnerrohr” genannt, einer Patronentasche und einem Brotbeutel. Es existierten auch Posten aus Uniformen, bestehend aus grünen Lodenjacken und Hosen, so wie einem grünen Baratt. Gerade am Anfang gab es davon jedoch bei weitem nicht genügend, um eine Einheitlichkeit zu schaffen. Im Großen und Ganzen waren die Befreiten bei ihren ersten Einsätzen eine Horde aus, mit Vorderladern bewaffnetem Pöbel. Entsprechend hoch waren die Verluste in den ersten Schlachten.
Was den Befreiten die totale Vernichtung und das Absinken in die militärische Unbedeutsamkeit ersparte, war der Umstand, dass die Pilger, gegen welche sie vornehmlich antraten, oftmals in einem ähnlich desolaten Zustand waren. Die Treffen entarteten daher fast immer in Gemetzel aus Nahkämpfen und gegenseitigem Erschlagen aus, wie man sie auf Feudalwelten eher zu finden glaubt. In den ersten zwei Monaten waren von den anfänglich 20 000 Befreiten noch etwa 4500 einsatzfähig. Denn obwohl die Motivation der Mutanten hoch war erlitten sie doch enorme Verluste. Ihre Gegner mussten nur über eine Handvoll von Schnellfeuerwaffen verfügen, um eine, zum effektiven Feuern angetretene, Linie niederzumähen. Hinzu kam, dass die nicht mutierten Anführer der Einheiten sich als durch und durch inkompetent entpuppten. Ihre eigene Unzulänglichkeit kaschierten sie mit dem rücksichtslosen Einsatz der ihnen unterstellten Kämpfer. An dieser Abwärtsspirale aus Tod und Verwundung änderte sich erst mit der Schlacht um Edos etwas.
Die zweitgrößte Stadt des Landes, an der nördlichsten Küstenspitze, wurde zum Fanal und zum grausamen Höhepunkt des Krieges. Die Pilger und mehr noch die nachrückenden PVS- Einheiten waren bestrebt hier einen Schlussstrich unter den gesamten Konflikt zu ziehen und all ihre, zur Verfügung stehende Kraft zur Schau zu stellen. “Ihr könnt uns auf lange Sicht nicht widerstehen” sollte die Botschaft lauten. Horning und vor allem die Küstenbewohner der Schwämme, schleuderten dieser Demütigung ein trotziges “Doch!” entgegen.
An diesem Punkt hatte man die Befreiten bereits mehr oder weniger abgeschrieben. Zwar wurden noch neue Mutanten rekrutiert und rudimentär ausgebildet, doch eine militärische Bedeutung maß man der Truppe weder auf Freundes- noch auf Feindesseite zu.
Die Versorgungslage für die Mutanten wurde zunehmend schwerer. Hunger war an der Tagesordnung und oftmals bekamen Rekruten Musketen, an denen noch das Blut der Vorbesitzer klebte. Die nicht- mutierten Kommandanten waren fast ausschließlich gefallen oder in Teilen desertiert. Nachrücker gab es nicht, denn das Kommando über eine solche Einheit war für Berufssoldaten schlimmer, als eine unehrenhafte Entlassung. Außerdem ging das Gerücht, dass nicht- mutierte Offiziere einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt waren.
In den Wirren des Krieges schwebten die Befreiten im luftleeren Raum, da sich niemand für sie zuständig fühlte. Hier nun setzte eine bemerkenswerte Wandlung ein. Auf sich allein gestellt, begannen die Kämpfer sich zu reorganisieren. Desertationen gab es trotz der Verluste kaum. Wohin hätten sie auch fliehen sollen?
Man hielt Wahlen ab, um zu bestimmen, wer die leeren Plätze in der Führung einnehmen sollte. Daraus ging ein harter Kern aus jenen Veteranen hervor, die die ersten Schlachten überlebt und so schmerzlich erfahren hatten, was nicht funktionierte.
Die leidliche Taktik der Feuerlinie wurde weitestgehend aufgegeben. Es existierte noch eine peinlichst genau eingeübte Variante, bei welcher sich, auf einen Pfeifenpfiff hin, ein Zug aus seiner Deckung begab, für einen einzelnen Schuss aufstellte und dann wieder zerstreute. Doch selbst diese, als “Nebelmauer” bekannt werdende Taktik, kam nur in seltenen Fällen zum Einsatz.
Viel mehr, verlegten sich die Befreiten auf den Kampf in möglichst unwegsamen Gelände. Die Ruinen von Edos waren dafür ideal.
Die verlachten Donnerrohe wurden in ihren Händen, durch immerwährendes Training, zu gefährlichen und präzisen Waffen. Hinzu kamen erbeutete Waffen und Sondertrupps, die ihre degenerieren Physiognomien zum kämpferischen Vorteil einsetzen. In Edos gehörte die Nacht und nicht wenige, in Trümmern liegende Viertel des Befreiten.
Den finalen Sieg der PVS konnten sie letztlich zwar nicht verhindern, einen berüchtigten Ruf erarbeiteten sie sich jedoch alle Mal.
Für die Regierung in Horning war dies ein zweischneidiges Schwert. Wohl nutzten sie die Befreiten als eine Spielkarte, als es darum ging mit der Zentralregierung in Gohmor zu verhandeln. Ein Weiterführen des Krieges würde auch für die Angreifer maximale Zermürbung bedeuten.
Auf der anderen Seite war diese Einheit, gänzlich aus Mutanten eine Unehrenhaftigkeit, die den stilisierten Heldenkampf der Horninger befleckte.
Man wollte die Befreiten also loswerden, konnte es jedoch nicht so einfach. Hinzu kam, dass durchaus nicht alle Feindkräfte in Horning mit den Friedensverhandlungen einverstanden waren. Während der Kreuzzug nach und nach (und vor allem mit dem Ableben von Kardinal XSeptinanusX) an Schwung verlor und viele Pilger in die Heimat zurückkehrten, gab es noch immer Gruppen aus Fanatikern, die das Land heimsuchten und gar nicht daran dachten Frieden zu machen. Die Kämpfe gegen diese, zu Allem Entschlossenen, überließ man gerne den Befreiten. Eine der blutigsten Schlachten, nämlich die Befreiung von Gutenheuer, fand statt, als man am Verhandlungstisch bereits die Feinheiten eines Friedensvertrages erarbeitete. Die Reste der Stadt wurden von einer religiösen Eiferergruppe gehalten, den sogenannten “Schicksalsergebenen”.
Der Name dieser Gruppierung war ähnlich theatralisch wie jener der Befreiten und auch der gegenseitige Hass aufeinander hätte das Potenzial zu einem Bühnenstück gehabt. Beide Fraktionen schenkten sich nichts, als die Mutanten mit Booten aller Art und teilweise sogar auf kruden Flößen und schwimmend über die überflutete Ebene der Schwemme heranrückten und den Dammkegel erstürmten.
Erst mit dem Tod der charismatischen Helene Moser, auf dem Rathausplatz der Stadt, ergab sich die letzte Handvoll den abgekämpften Mutanten. Überraschender Weise wurden die letzten Gefangenen nicht etwa gleich an Ort und Stelle niedergemacht, sondern relativ anständig behandelt. In Anbetracht des Umstandes, dass sich beider Seiten während der Kämpfe keine Gnade angedeihen lassen hatten, erstaunlich. Hier ließ sich bereits ein gewisses Kalkül vermuten. Die Befreiten wollten als verlässliche und benötigte Kämpfer gelten und nicht als die blutrünstige Meute, die viele ohnehin schon in ihnen sahen. Gleichwohl argwöhnte auch so mancher, dass die Abhumanen den Offiziellen in der Hauptstadt anzeigen wollten, dass sie durchaus kampfbereit waren und man sich des Versprechens erinnern sollte, dass beim Ausheben der Einheit gegeben wurde. Auch in den folgenden zwei Monaten, kämpften die Befreiten noch Gefechte und Scharmützel gegen versprengte Pilgergruppen.
Erst mit den offiziellen Friedensvereinbarungen, stellten sie die Kampfhandlungen ein. Nun galt es die brennende Frage zu beantworten, was mit einer Formation von noch etwa 34.000 kampferprobten und bewaffneten Mutanten im eigenen Land passieren sollte.
Nicht wenige forderten die sofortige Entwaffnung der Befreiten und bei Zuwiderhandlung die militärische Zerschlagung. Doch dann hätte man gleich den nächsten Krieg entfacht, welcher Gohmor die relativ milden Bedingungen seines Sieges vielleicht noch einmal überdenken und Besatzungstruppen stationieren lassen hätte.
Außerdem hatten sich die Befreiten einen gewissen, zähnekrischenden Respekt, gerade unter den Bewohnern der Schwämme erworben. Sicher, sie waren Mutanten und als solche durch und durch suspekt. Doch hatten sie für den Schutz der Dammstadtbewohner gekämpft und die Heimatgarde unterstützt, als aus dem Kernland wenig Hilfe gekommen war. Also entschloss man sich die ursprüngliche Vereinbarung zu erfüllen und den Befreiten Land zuzugestehen.
Natürlich konnte man Mutanten kein hochwertiges Siedlungsgebiet zusprechen. Also wurden die Giftsümpfe als Schenkungsland bestimmt. Diese verseuchten Gebiete sind ein belastetes Erbe aus der Zeit des Krieges der Häuser und ihr genauer Ursprung kann nicht mehr bestimmt werden. Experten gehen davon aus, dass der rigorose Einsatz von chemischen, biologischen und vermutlich auch atomaren Waffen zur Entstehung dieses toxischen Gebietes geführt hat.
Es hatte bereits Versuche gegeben, Teile dieses Geländes aufzubereiten, beziehungsweise die dortigen Bodenschätze trotz der Verseuchung zu schürfen. Diese Bemühungen hatten jedoch nie in einem realistischen Kosten- Nutzen Verhältnis gelegen und waren immer wieder aufgegeben wurden. Nun überließ man einige dieser verfallenen Anlagen den Befreiten und richtete Selbstverwaltungszonen für Mutanten ein. Dabei wurde darauf geachtet, dass die acht entstandenen Siedlungen weit genug auseinander lagen, dass sie sich bei militärischen Krisen schwer gegenseitig unterstützen konnten.
Die Mutanten nahmen die zynische Behandlung hin und handelten, wie sie es stets zutun pflegten.
Sie machten das Beste daraus.
Die Siedlungen wurden ausgebaut und gutes gehend gegen die harschen Bedingungen der Sümpfe befestigt. Das Leben in Rogätz, Nikai, Drei Höhen, Frohn, Joch, Taggus und Lugaht ist primitiv und hart, aber es ist so frei, wie ein imperiumstreuer Mutant auf Koron 3 nur leben kann.
Man erlaubte auch Mutanten sich dort niederzulassen, die nicht in der Einheit gedient hatten. Dies hatte einige zu erfüllender Bedingungen als Voraussetzung, erlaubte aber unliebsame und friedenstörende Zeitgenossen unblutig und großherzig loszuwerden.
Die Befreiten als militärische Einheit existieren weiterhin und sind als Schutzmacht der Siedlungen aufgeteilt. Nachdem die Mutanten eine rudimentäre Wirtschaft etablieren konnten, vereinheitlichte und verbesserte sich auch die Ausrüstung der Befreiten. Zwar wurden Beutewaffen aus dem Horningkrieg in die Abteilungen integriert, aber die Muskete ist nach wie vor die Hauptbewaffnung und auch die einzige Waffe, die in größerer Stückzahl in den Zonen gefertigt werden darf. Der Import anderer Kriegswaffen ist stark reglementiert und überwacht.
Ein Soldat der Befreiten eine Schutzmaske gegen die giftigen Dämpfe der Sümpfe, eine Schutzbrille gegen Verätzungen der Augen und einen Tarn/Schlafmantel. Die Uniform ist in einem trüben Türkis gehalten, welches die Farben der Sümpfe als grimmige Ehrenfarbe ebenso widerspiegelt, wie es der Tarnung im Gelände dient. Koppelzeug und Taschen für Pulverhülsen runden die Ausrüstung ab. Einige Führungsoffiziere tragen Rapiere als Gardewaffen. Diese werden jedoch als Auszeichnungen verliehen und sollen einen Offizier nicht über den gemeinen Soldaten erheben, sondern seine Leistungen würdigen.
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Die Befreiten sind eine militärische Sonderformation, welche von der Nation Horing, während des Horningskrieges ausgehoben wurde. Zweck und Ziel war es, die zahlenmäßig weit unterlegenen, eigenen Kräfte der Heimatgarde gegen den Ansturm eines Pilgerheeres (hauptsächlich aus Gohmor) und später gegen Soldaten der PVS, zu verstärken. Dabei setzten die, für die Rekrutierung und Organisation zuständigen Stellen, sehr viel mehr auf Quantität, denn auf Qualität.
Ein Umstand, der auch schon aus der Tatsache erwuchs, dass fasst alle Mitglieder dieser Einheit aus Mutanten bestanden. Die veraltete Ausrüstung und fast gar nicht stattfindende Ausbildung, lag nicht nur darin begründet, dass man möglichst schnell, möglichst viele, Männer und Frauen in den Abwehrkampf werfen wollte. Auch gab es große Ängste davor, Mutanten in solcher Zahl zu bewaffnen, da diese Volksgruppe von Natur aus als unzuverlässig, moralisch verkommen und zur Revolte neigend, galt und nach wie vor gilt.
Es musste daher abgewogen werden, ob der Nutzen einer oppositionellen Kraft zu den Eindringlingen zu einem bewaffneten Mutantenheer im eignen Land stand. Durch eine möglichst mangelhafte Ausrüstung hoffte man dieses Dilemma dahingehend aufzulösen, dass man im Falle eines Falles mit renitenten Gruppen aus Befreiten würde fertig werden können. Selbstredend war auch den potenziellen Kandidaten für die Einheit klar, dass es sich um ein selbstmörderisches Dienstverhältnis handeln würde.
In Horning hatten Mutanten seit jeher den Status von Sklaven und Fronarbeitern. Es war also abzusehen, dass die Aussicht, schlecht ausgerüstet für ein Land aus Unterdrückern und Herren, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, die Saat der Revolte in sich tragen würde. Mehr noch gab es die Befürchtungen, dass die Angreifer aus Gohmor, wo sich gerade in der Zeit des Krieges eine Liberalisierung der Mutantengesetzte abzeichnete, die Mutanten auf ihre Seite ziehen könnten. Um all dem entgegenzuwirken, wurde alle jenen, die ihren Dienst in Einheiten der Befreiten taten, nach zwei Jahren Dienst, das Versprechen der Entlassung aus allen Pflichten (daher der Name de Einheit) so wie eine Parzelle eigenen Landes zugesichert. Gleiche Befreiung und die Möglichkeit von Nachzug, galt für Familie ersten und zweiten Grades. Man ging davon aus, dass so wenige Mutanten die Kampfhandlungen überleben würden, dass ein Einlösen dieses Versprechens wenig Auswirkung auf gesellschaftliches Anstands- und Überlegensheitswissen oder gar auf die Wirtschaft haben würden.
Eine Fehleinschätzung, wie sich zeigen sollte.
Der Andrang aus Freiwilligen war beachtlich. Im fünften Monat des Krieges, als das Pilgerheer bereits mehrere Dammstädte erobert oder ausradiert hatte, standen vier Kontingente, zu je 5000 Befreiten bereit. In den Folgemonaten sollte diese 20 000 bewaffneten Mutanten auf etwa 100 000 anwachsen.
Die Ausbildung, wenn diese eine solche Bezeichnung überhaupt verdient hatte, dauerte zwei Wochen und beinhaltete grobes Kennenlernen einer Befehlsstruktur, einfachen Formaldienst und im Großteil den Umgang mit der Vorderladermuskete. Eine kleine Abteilung aus 800 Kämpfern wurde im Umgang mit Vorderladerkanonen geschult, um der Masse wenigstens eine geringfügige Unterstützung durch Feldartillerie zu geben.
Die Ränge bestanden faktisch nur aus Befreiten, Unteroffizieren und Feldwebeln, wobei Letztere am Anfang durch nicht abhumane Soldaten gestellt wurden.
Später änderte sich dies, doch in der Anfangsphase wollte man keine so großen Einheiten von Mutanten führen lassen, noch traute man ihnen die dazu erforderlichen kognitiven Fähigkeiten zu.
Die viel zitierte Ausrüstung bestand aus einer Muskete, von den Befreiten auch “Donnerrohr” genannt, einer Patronentasche und einem Brotbeutel. Es existierten auch Posten aus Uniformen, bestehend aus grünen Lodenjacken und Hosen, so wie einem grünen Baratt. Gerade am Anfang gab es davon jedoch bei weitem nicht genügend, um eine Einheitlichkeit zu schaffen. Im Großen und Ganzen waren die Befreiten bei ihren ersten Einsätzen eine Horde aus, mit Vorderladern bewaffnetem Pöbel. Entsprechend hoch waren die Verluste in den ersten Schlachten.
Was den Befreiten die totale Vernichtung und das Absinken in die militärische Unbedeutsamkeit ersparte, war der Umstand, dass die Pilger, gegen welche sie vornehmlich antraten, oftmals in einem ähnlich desolaten Zustand waren. Die Treffen entarteten daher fast immer in Gemetzel aus Nahkämpfen und gegenseitigem Erschlagen aus, wie man sie auf Feudalwelten eher zu finden glaubt. In den ersten zwei Monaten waren von den anfänglich 20 000 Befreiten noch etwa 4500 einsatzfähig. Denn obwohl die Motivation der Mutanten hoch war erlitten sie doch enorme Verluste. Ihre Gegner mussten nur über eine Handvoll von Schnellfeuerwaffen verfügen, um eine, zum effektiven Feuern angetretene, Linie niederzumähen. Hinzu kam, dass die nicht mutierten Anführer der Einheiten sich als durch und durch inkompetent entpuppten. Ihre eigene Unzulänglichkeit kaschierten sie mit dem rücksichtslosen Einsatz der ihnen unterstellten Kämpfer. An dieser Abwärtsspirale aus Tod und Verwundung änderte sich erst mit der Schlacht um Edos etwas.
Die zweitgrößte Stadt des Landes, an der nördlichsten Küstenspitze, wurde zum Fanal und zum grausamen Höhepunkt des Krieges. Die Pilger und mehr noch die nachrückenden PVS- Einheiten waren bestrebt hier einen Schlussstrich unter den gesamten Konflikt zu ziehen und all ihre, zur Verfügung stehende Kraft zur Schau zu stellen. “Ihr könnt uns auf lange Sicht nicht widerstehen” sollte die Botschaft lauten. Horning und vor allem die Küstenbewohner der Schwämme, schleuderten dieser Demütigung ein trotziges “Doch!” entgegen.
An diesem Punkt hatte man die Befreiten bereits mehr oder weniger abgeschrieben. Zwar wurden noch neue Mutanten rekrutiert und rudimentär ausgebildet, doch eine militärische Bedeutung maß man der Truppe weder auf Freundes- noch auf Feindesseite zu.
Die Versorgungslage für die Mutanten wurde zunehmend schwerer. Hunger war an der Tagesordnung und oftmals bekamen Rekruten Musketen, an denen noch das Blut der Vorbesitzer klebte. Die nicht- mutierten Kommandanten waren fast ausschließlich gefallen oder in Teilen desertiert. Nachrücker gab es nicht, denn das Kommando über eine solche Einheit war für Berufssoldaten schlimmer, als eine unehrenhafte Entlassung. Außerdem ging das Gerücht, dass nicht- mutierte Offiziere einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt waren.
In den Wirren des Krieges schwebten die Befreiten im luftleeren Raum, da sich niemand für sie zuständig fühlte. Hier nun setzte eine bemerkenswerte Wandlung ein. Auf sich allein gestellt, begannen die Kämpfer sich zu reorganisieren. Desertationen gab es trotz der Verluste kaum. Wohin hätten sie auch fliehen sollen?
Man hielt Wahlen ab, um zu bestimmen, wer die leeren Plätze in der Führung einnehmen sollte. Daraus ging ein harter Kern aus jenen Veteranen hervor, die die ersten Schlachten überlebt und so schmerzlich erfahren hatten, was nicht funktionierte.
Die leidliche Taktik der Feuerlinie wurde weitestgehend aufgegeben. Es existierte noch eine peinlichst genau eingeübte Variante, bei welcher sich, auf einen Pfeifenpfiff hin, ein Zug aus seiner Deckung begab, für einen einzelnen Schuss aufstellte und dann wieder zerstreute. Doch selbst diese, als “Nebelmauer” bekannt werdende Taktik, kam nur in seltenen Fällen zum Einsatz.
Viel mehr, verlegten sich die Befreiten auf den Kampf in möglichst unwegsamen Gelände. Die Ruinen von Edos waren dafür ideal.
Die verlachten Donnerrohe wurden in ihren Händen, durch immerwährendes Training, zu gefährlichen und präzisen Waffen. Hinzu kamen erbeutete Waffen und Sondertrupps, die ihre degenerieren Physiognomien zum kämpferischen Vorteil einsetzen. In Edos gehörte die Nacht und nicht wenige, in Trümmern liegende Viertel des Befreiten.
Den finalen Sieg der PVS konnten sie letztlich zwar nicht verhindern, einen berüchtigten Ruf erarbeiteten sie sich jedoch alle Mal.
Für die Regierung in Horning war dies ein zweischneidiges Schwert. Wohl nutzten sie die Befreiten als eine Spielkarte, als es darum ging mit der Zentralregierung in Gohmor zu verhandeln. Ein Weiterführen des Krieges würde auch für die Angreifer maximale Zermürbung bedeuten.
Auf der anderen Seite war diese Einheit, gänzlich aus Mutanten eine Unehrenhaftigkeit, die den stilisierten Heldenkampf der Horninger befleckte.
Man wollte die Befreiten also loswerden, konnte es jedoch nicht so einfach. Hinzu kam, dass durchaus nicht alle Feindkräfte in Horning mit den Friedensverhandlungen einverstanden waren. Während der Kreuzzug nach und nach (und vor allem mit dem Ableben von Kardinal XSeptinanusX) an Schwung verlor und viele Pilger in die Heimat zurückkehrten, gab es noch immer Gruppen aus Fanatikern, die das Land heimsuchten und gar nicht daran dachten Frieden zu machen. Die Kämpfe gegen diese, zu Allem Entschlossenen, überließ man gerne den Befreiten. Eine der blutigsten Schlachten, nämlich die Befreiung von Gutenheuer, fand statt, als man am Verhandlungstisch bereits die Feinheiten eines Friedensvertrages erarbeitete. Die Reste der Stadt wurden von einer religiösen Eiferergruppe gehalten, den sogenannten “Schicksalsergebenen”.
Der Name dieser Gruppierung war ähnlich theatralisch wie jener der Befreiten und auch der gegenseitige Hass aufeinander hätte das Potenzial zu einem Bühnenstück gehabt. Beide Fraktionen schenkten sich nichts, als die Mutanten mit Booten aller Art und teilweise sogar auf kruden Flößen und schwimmend über die überflutete Ebene der Schwemme heranrückten und den Dammkegel erstürmten.
Erst mit dem Tod der charismatischen Helene Moser, auf dem Rathausplatz der Stadt, ergab sich die letzte Handvoll den abgekämpften Mutanten. Überraschender Weise wurden die letzten Gefangenen nicht etwa gleich an Ort und Stelle niedergemacht, sondern relativ anständig behandelt. In Anbetracht des Umstandes, dass sich beider Seiten während der Kämpfe keine Gnade angedeihen lassen hatten, erstaunlich. Hier ließ sich bereits ein gewisses Kalkül vermuten. Die Befreiten wollten als verlässliche und benötigte Kämpfer gelten und nicht als die blutrünstige Meute, die viele ohnehin schon in ihnen sahen. Gleichwohl argwöhnte auch so mancher, dass die Abhumanen den Offiziellen in der Hauptstadt anzeigen wollten, dass sie durchaus kampfbereit waren und man sich des Versprechens erinnern sollte, dass beim Ausheben der Einheit gegeben wurde. Auch in den folgenden zwei Monaten, kämpften die Befreiten noch Gefechte und Scharmützel gegen versprengte Pilgergruppen.
Erst mit den offiziellen Friedensvereinbarungen, stellten sie die Kampfhandlungen ein. Nun galt es die brennende Frage zu beantworten, was mit einer Formation von noch etwa 34.000 kampferprobten und bewaffneten Mutanten im eigenen Land passieren sollte.
Nicht wenige forderten die sofortige Entwaffnung der Befreiten und bei Zuwiderhandlung die militärische Zerschlagung. Doch dann hätte man gleich den nächsten Krieg entfacht, welcher Gohmor die relativ milden Bedingungen seines Sieges vielleicht noch einmal überdenken und Besatzungstruppen stationieren lassen hätte.
Außerdem hatten sich die Befreiten einen gewissen, zähnekrischenden Respekt, gerade unter den Bewohnern der Schwämme erworben. Sicher, sie waren Mutanten und als solche durch und durch suspekt. Doch hatten sie für den Schutz der Dammstadtbewohner gekämpft und die Heimatgarde unterstützt, als aus dem Kernland wenig Hilfe gekommen war. Also entschloss man sich die ursprüngliche Vereinbarung zu erfüllen und den Befreiten Land zuzugestehen.
Natürlich konnte man Mutanten kein hochwertiges Siedlungsgebiet zusprechen. Also wurden die Giftsümpfe als Schenkungsland bestimmt. Diese verseuchten Gebiete sind ein belastetes Erbe aus der Zeit des Krieges der Häuser und ihr genauer Ursprung kann nicht mehr bestimmt werden. Experten gehen davon aus, dass der rigorose Einsatz von chemischen, biologischen und vermutlich auch atomaren Waffen zur Entstehung dieses toxischen Gebietes geführt hat.
Es hatte bereits Versuche gegeben, Teile dieses Geländes aufzubereiten, beziehungsweise die dortigen Bodenschätze trotz der Verseuchung zu schürfen. Diese Bemühungen hatten jedoch nie in einem realistischen Kosten- Nutzen Verhältnis gelegen und waren immer wieder aufgegeben wurden. Nun überließ man einige dieser verfallenen Anlagen den Befreiten und richtete Selbstverwaltungszonen für Mutanten ein. Dabei wurde darauf geachtet, dass die acht entstandenen Siedlungen weit genug auseinander lagen, dass sie sich bei militärischen Krisen schwer gegenseitig unterstützen konnten.
Die Mutanten nahmen die zynische Behandlung hin und handelten, wie sie es stets zutun pflegten.
Sie machten das Beste daraus.
Die Siedlungen wurden ausgebaut und gutes gehend gegen die harschen Bedingungen der Sümpfe befestigt. Das Leben in Rogätz, Nikai, Drei Höhen, Frohn, Joch, Taggus und Lugaht ist primitiv und hart, aber es ist so frei, wie ein imperiumstreuer Mutant auf Koron 3 nur leben kann.
Man erlaubte auch Mutanten sich dort niederzulassen, die nicht in der Einheit gedient hatten. Dies hatte einige zu erfüllender Bedingungen als Voraussetzung, erlaubte aber unliebsame und friedenstörende Zeitgenossen unblutig und großherzig loszuwerden.
Die Befreiten als militärische Einheit existieren weiterhin und sind als Schutzmacht der Siedlungen aufgeteilt. Nachdem die Mutanten eine rudimentäre Wirtschaft etablieren konnten, vereinheitlichte und verbesserte sich auch die Ausrüstung der Befreiten. Zwar wurden Beutewaffen aus dem Horningkrieg in die Abteilungen integriert, aber die Muskete ist nach wie vor die Hauptbewaffnung und auch die einzige Waffe, die in größerer Stückzahl in den Zonen gefertigt werden darf. Der Import anderer Kriegswaffen ist stark reglementiert und überwacht.
Ein Soldat der Befreiten eine Schutzmaske gegen die giftigen Dämpfe der Sümpfe, eine Schutzbrille gegen Verätzungen der Augen und einen Tarn/Schlafmantel. Die Uniform ist in einem trüben Türkis gehalten, welches die Farben der Sümpfe als grimmige Ehrenfarbe ebenso widerspiegelt, wie es der Tarnung im Gelände dient. Koppelzeug und Taschen für Pulverhülsen runden die Ausrüstung ab. Einige Führungsoffiziere tragen Rapiere als Gardewaffen. Diese werden jedoch als Auszeichnungen verliehen und sollen einen Offizier nicht über den gemeinen Soldaten erheben, sondern seine Leistungen würdigen.
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