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Band von Bamarun
#39
Nachdem ein Treffpunkt vereinbart war, an dem man zusammenfinden wollte, wenn sie sich trennen mussten oder wollten, folgten sie dem Laufsteg bis zu einem Abstieg. Dann stürzten sie sich in die Menschenmassen, wie Schwimmer in einen Ozean.
Abgesehen von den phantasmagorischen Aspekten dieses Jahrmarkts des Chaos, mochte sich das Treiben nicht so sehr von anderen, kommerziellen Raumstationen unterscheiden. Hier hatten die Besucher gewiss einen sinisteren Anklang, doch am Ende waren sie doch auch nur Handler und Handelnde, Besucher, Arbeiter und Soldaten.
Das allerdings war ein Eindruck, der nur auf den ersten Blick verfing.
Bei genauerer Betrachtung reduzierte sich vieles auf sehr lebensnotwendige Dinge, wie Essen, aufbereitetes Wasser oder Decken. Niemand bot Kinkerlitzchen oder Luxusdinge an. Es gab ein paar Tänzer hier und da, dass ja. Diese schienen ihrer Tätigkeit aber mehr aus religiösem Antrieb nachzugehen, als um bezahlte Zerstreuung anzubieten. Weniger Basar, mehr Flüchtlingslager.
Freilich lag dies in der Natur der Sache, denn am Ende waren die Überreste der Chaosflotte ja Flüchtlinge und wenn die Station eins mehr Marktcharakter gehabt hatte, so war dieser unter der Masse von Neuankömmlingen erdrückt wurden.
Es gab jetzt, neben dem reinen Besehen des Geschehens zwei konkrete Anlaufpunkte, die sich aus Naradas absorbiertem Wissen ergaben.
Da war ein Händler, der die Schiffe mit Nahrung versorgt hatte. Proteinriegel mindester Qualität, vermutlich aus Insekten heergestellt. Eine gängige Methode um den Hunger großer Massen mit den Platzanspruch von Nutztieren in Einklang zu bringen. Zu Wucherpreisen hatte ein blauhäutiger Nichtmensch namens Fio’Ui D’yanoi Naseash die Galertblöcke an alle verhökert, die Wertvolles aus ihren Schiffen brechen konnten.
Da die Schweigen ein Luxusliner gewesen war, hatten sie Anfangs einigen Zierrat eintauschen können, der Ihnen Nahrung bescherte. Dann war das Kristalgeflecht gewachsen und hatte die Suche nach Brauchbarem erschwert. Den Marines war es egal gewesen, ob die Krieger in dem Schiff verhungerten oder verdursteten. Es war ihrer Eigenregie überlassen wurden, ob sie etwas dagegen unternahmen.
Daher hatte Ellnora den Namen gekannt, hatte ihn auswendig gelernt. Das Alien hatte großen Wert auf Betonung und Aussprache gelegt und war eingeschnappt, wenn man diesem Verlangen nicht nachkam. Korrespondierte man nicht persönlich mit ihm, sprachen sie, scheinbar auch auf der Station, schlicht von Nash. Eine Verkürzung, die den Händler zur Weißglut gebracht hätte, hätte er davon gewusst.
Wieviel Macht Nash auf der Station hatte, hatte Ellnora nicht gewusst, aber er verfügte über Produktionsmittel und über Leichter, seine Ware zu den Schiffen um die Station zu befördern. Also würde er hier nicht nur einen Bauchladen haben.
Natürlich stellte sich unweigerlich die Frage, was ihnen dieses Wissen nutzte. Konnten sie auf irgendeine Weise von der Bekanntschaft zu diesem Lebensmittelhändler profitieren? Zumal er als wenig umgänglich galt, nach dem was Ellnora gewusst hatte.
Ein weiterer Kontakt war er abstrakter Natur.
Da es keinen geregelten Funkverkehr, keine Normen und Prozeduren gegeben hatte und gab, wie eine Kontaktaufnahme mit der Station ablief, hatte man auf der Schweigen mit einem Gegenüber namens Nox-1 gesprochen. Vielleicht nur ein Funkkürzel, vielleicht ein normaler Name. Aber dieser Nox-1 hatte alles geklärt, was es Weniges zu klären gab. Welche Sperrbereiche es gab, die die Schiffe nicht verletzen durften, welche Möglichkeiten existieren die Trockendocks zu nutzen und so weiter. Ellnora hatte diesen Nox… oder diese, das konnte sie nicht bestimmen, für freundlich gehalten. Das mochte aber auch daran liegen, dass sie sich in einer Umgebung aus Gewalt, Bedrohung und permanenter Angst bewegt und daher jede normale Konversation als überaus freundlich empfunden hatte.
Wo diese Person zu finden war, war unklar. Gewiss jedoch nicht hier im Babylon der Absonderlichkeiten. Der Rest der Kontakte waren wage Erinnerungen an Wasser-, und Sklavenhändler, die mildes Interesse an der Schweigen gezeigt, dieses aber schon bald wieder verloren, nachdem der Marine sie zurückgewiesen hatte. Namen waren diese Personen, kaum mehr.

Draugge unterdes hatte seine ganz eigene Art an Informationen zu gelangen. Er setzte sich neben eine alte Frau, die auf einem Teppich hockte und das Treiben um sie her teilnahmslos anstarrte.
Na Mütterchen, wie steht der Weizen. Die Alte würdigte ihn keines Blickes. Das schien weder Arroganz noch Angst zu sein, sondern einzig Resignation. Wir sind neu auf diesem Kreuzfahrtschiff der guten Laune. Kannst du uns wohl sagen wer hier die Krone auf hat? Sie sagte nichts. Seufzend fischte Draugge einen streifen gedörrtes Fleisch aus einer Tasche. Es roch nach Salzgras, so wie die Beduinen es haltbar zu machen pflegten. Jetzt kam Bewegung in die Alte. Mit atritischen aber flinken Fingern griff sie nach dem Fleisch. Der Rasankuri zog es aus ihrer Reichweite und ließ mit der Linken die Zahnkette klappern.
Aha Liebe geht durch den Magen. Also?
Wie könnt ihr den Herren dieses Hauses nicht kennen?
Ihre Stimme klang müde und sie blickte den Krieger nicht an, sondern starrte auf die Kreatur auf ihrem Pfahl, um welche sich die Massen drehten.
Wir sind einfache Leute, Mütterchen. Uns erzählt man nicht was die Großen treiben oder gar wer sie sind.
Einfache Leute, die getrocknetes Fleisch haben?
Einfache Leute, die Fragen lieber stellen als sie beantworten zu müssen.
Sie nahm das so hin.
Das ist das Haus des Träumers.
Ist das der Träumer?
Der Krieger deutete mit dem Fleisch auf die krötengleiche Kreatur. Das entlockte der Alten ein freudloses Lachen.
Das? Nein das ist Toggua. Ein Gast des Träumers, wie wir alle.
Und warum umrunden den alle wie Fliegen den Honigtopf?
Ich weiß nicht. Ich habe den Kreisgang nie gemacht. Tut es selber, dann wisst ihr es.
Na vielleicht später. Ich nehme mal nicht an, dass man diesem Träumer einen Höflichkeitsbesuch abstatten kann?
Kaum… es sei denn er lässt euch bitten.
Das ist ja eher unwahrscheinlich.
Das kommt darauf an was ihr könnt.
Was ich kann?
Sehr ihr irgendwo Gestalten in weißen Tuniken?
Nein ich sehe kei…
Doch dort!
Unterbrach Bleicher sie, der nah bei Ihnen stand um der Konversation zu folgen und dadurch besser über die Köpfe hinwegsehen konnte als die Sitzenden.
Durch die Menge schob sich eine absonderliche Gruppe und wenn man hier etwas als absonderlich bezeichnen konnte, so wollte dies etwas heißen.
Wo das Gro der Versammelten abgemagert, zerlumpt oder zumindest doch durch und durch kriegerisch anmutete, hätte diese Truppe mehr auf die Bühne eines Theaters gehört. Ihnen voran ging ein Jüngling, der einem verschnörkelten Blasinstrument wimmernde Töne entlockte. Zwei Wächter mit goldenen Helmen, Schilden und Speeren folgten ihm gemessenen Schrittes. Weder ihre Waffen, noch ihre körperlichen Erscheinungen, so schön sie sein mochten, schienen dazu angetan hier auch nur den geringsten, mit einem Knüppel bewaffneten Hungernden, Paroli bieten zu können. Dennoch teilte sich die Menge vor ihnen voller Respekt. Hinter den Wächtern schritt ein gut genährter Mann mit Schmerbauch und einem blinkenden Ring an jedem der fetten Finger. Sein Gesicht war rosig und haarlos wie das eines Säuglings, die Lippen strahlten rot bemalt. Hinter ihm gingen einige Diener, von denen einer einen Sonnenschirm über das Haupt seines Herren hielt, als gäbe es hier natürliches Sonnenlicht.
Draugge war aufgestanden und hatte sich die Gruppe ein paar Minuten lang betrachtet.
Sie schritten ohne Hast durch die Versammelten, blieben dann und wann stehen und wechselten knappe Worte oder besahen einen der Anwesenden. Der Rasankuri wandte sich wieder an die Alte.
Sieht auch wie einer, der Zutaten für eine Suppe einkauft. Ein Sklavenhändler?
Nein ich glaube nicht. Aber genau weiß ich es nicht. Nur die, die mitgehen wissen es.
Es sind die Diener des Träumers. Manchmal nehmen sie jemanden mit, aber nie mit Gewalt. Sie lassen sich zeigen welchen Segen er von den Göttern erhalten hat.
Nie etwas Körperliches.
Keine drei Arme oder Echsenschuppen, Hörner oder so etwas. Wenn man etwas Besonderes kann, dann nehmen sie denjenigen manchmal mit. Mehr weiß ich darüber wirklich nicht.

Draugge gab der Frau das Fleisch und erhob sich. Er blickte sich nach den anderen um.
Die Zwillinge belagerten gerade ein Kind, einen dürren Jungen mit pupillenlosen, schwarzen Augen und Haifischzähnen. Er hielt ein Messingspielzeug in der Hand. Die Zwillinge gratulierten ihn zu diesem Besitz und erboten sich, einen Blick auf die kaputte Mechanik zu werfen, wenn er ihnen ein wenig über die Station erzählen würde.
Draugge ging zu Naradas, um ihm zu berichten, was er herausgefunden hatte.
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[Kein Betreff] - von - 03-14-2019, 10:00 PM
RE: Band von Bamarun - von Kogan - 07-06-2023, 01:38 PM
RE: Band von Bamarun - von Kogan - 12-05-2023, 02:32 PM
RE: Band von Bamarun - von Die Stimme - 08-06-2024, 06:24 PM
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