11-10-2016, 12:45 AM
…bewegte sich geschlossen auf den Feind zu – präzise wie ein Uhrwerk und erfüllt von dem rechtschaffenen Zorn, der den Truppen der Ekklesiarchie zu eigen ist. Ein leichter, böiger Wind peitschte über die Wüstenebene und Ferrata selbst schien den Atem anzuhalten, während die Schwestern, den Katechismus des Hasses aus voller Brust intonierend, auf ihre Gegner zustürmten. Dutzende von Raketen überholten mit Donnergrollen die angreifenden Formationen und verwüsteten die dicht gestaffelt stehenden Feinde. Abhumane Schmerzensschreie ertönten und erfüllten die Principalis mit grimmiger Befriedigung, während sie ihr Kettenschwert schwang. Doch trotz dieses gut laufenden Angriffs blieb das nagende Gefühl im Hinterkopf. Etwas war falsch. Etwas war nicht richtig. Aber die Zeit zum Nachdenken war vorüber – die Zeit des Kampfes war gekommen. Aus der Dunkelheit vor ihr strömten bizarre, furchterregende Gestalten. Einst waren es ihrer äußeren Form nach wohl Menschen gewesen, vielleicht sogar Teile der Bevölkerung dieses Planeten. Zwei Arme, zwei Beine, Rumpf und Kopf waren allerdings die einzige Ähnlichkeit, die geblieben war. Die Arme waren zu lang und schienen über mehr Gelenke zu verfügen, als normal gewesen wäre. Die Extremitäten, die nicht in durch Verletzungen verursachten Stümpfen endeten, waren mit Mordwerkzeugen versehen: Entweder blanker Knochen, der durch grausame Mutationen zu Klingenartigen auswüchsen geworden war, angefeilte Knochenenden, wo Gliedmaßen abgehackt worden waren, lange Klauen oder aber durch widerwärtige Experimente angenähte, rostige Stahlklingen. Die Rümpfe waren aufgedunsen und halb verwest. An vielen Stellen waren eitrige Blasen und Wunden zu sehen, aus denen ein beständiger Strom von krankmachendem, gelbem Sekret strömte. Zum Teil waren die Wunden so tief, dass Gedärme hervor quollen und andere Organe zu sehen waren. Einige der Schattenkreaturen hatten keine, zerfetzte oder abgerissene Beine und zogen sich nur auf ihren Armen vorwärts. Jene, die noch Beine hatten, wiesen an ihnen Spuren früherer Kämpfe und Misshandlungen – vielleicht auch selbst zugefügte Verletzungen – auf. Das Erschreckendste an den Kreaturen waren jedoch die Köpfe: Bei allen waren die Zähne durch schwarze, unheilige Magie zum Wachsen gezwungen worden und lange, faulende Hauer, an denen Geifer herunterfloss, ragten aus den Mäulern. Einige hatten lange, gespaltene und spitze Zungen, wie Reptilien, die wild zuckend aus dem Maul hingen. Ihre Augen waren leer und tot: Entweder war nur das Weiß der ehemals menschlichen Augen ohne Iris zu sehen oder aber die Augen waren brutal aus den Köpfen gerissen worden und hatten nur blutige, eitrige und von Wundbrand geschwollen – entzündete Höhlen zurückgelassen. Eines hatten aber alle Wesen gemein: Trotz ihres klobigen und ungelenken Aussehens waren sie schnell! Von dunklen Kräften beseelt und angetrieben von unbändigem Hass auf alles Lebende kamen sie auf Anariels Trupp zu. Die Krieger standen jetzt Rücken an Rücken um der anstürmenden, zahlenmäßig überlegenen Horde zu begegnen. Ein schwarzer Schatten, nur schemenhaft im unheimlichen Zwielicht zu erkennen, sprang auf Anariel zu, die gekrümmten Klauen auf ihren Hals gerichtet. Eine übermenschlich schnelle Bewegung, erlernt in Jahrzehnten des Trainings, mehr ein Reflex als eine Parade oder ein Gegenstoß, ließ sie die Klauen von ihren Armen trennen, bevor sie sie erreichen konnten. Die Kreatur heulte wütend auf, während die Principalis über und über mit grünlichem Schleim aus den Wunden besudelt wurde. Als hätten die anderen Kreaturen nur auf dieses Zeichen gewartet, stürzten sich nun alle auf die Kriegerinnen, gleich einer lebendigen Flut, um sie in einem wahren Sturm aus wirbelnden Klingen und Klauen in Fetzen zu schneiden. Anariel begegnete dem Ansturm mit einem abwärts geführten Schlag ihres Kettenschwertes, während sie die zuvor verwundete Kreatur mit dem Fuß von sich stieß und ihr mit dem gepanzerten Stiefel den Schädel zertrümmerte. Der Schlag schlitzte dem nächsten Mutanten den Bauch auf, der folgende Rückhandschlag brannte sich in die Oberarmhaut eines Weiteren, nachdem sie einem Anderen den Kopf von den Schultern geschlagen hatte. Unbändiger Hass wallte in Anariel auf. Wie konnten diese Wesen überhaupt existieren? Sie waren eine Beleidigung der Schöpfung selbst! Sie fing den Schlag einer Schattenbestie mit ihrem Unterarm auf und stieß mit dem Kettenschwert zu. Eine weitere Gestalt fiel blutend zu Boden. Anariel…
…schrie vor Wut und Hass auf und stieß wieder und wieder zu. Längst war das Feuer der schweren Waffen aus der Stadt verstummt. Beißender, nach verbranntem Fleisch stinkender, schwarzer Qualm hatte sich über das Schlachtfeld gelegt und zeugte davon, dass die Immolatoren und die Rhinos auch die Linien des Feindes erreicht hatten. Nun würde die Entscheidung fallen. Prüfend blickte Anariel sich um. Die Schlacht lief nach Plan und an mehreren Stellen waren die Trupps der Schwestern tief in die feindlichen Reihen vorgestoßen. Feuer und Schwert brachten einen schnellen Tod für all die, die sich noch nicht zur Flucht gewandt hatten, und stifteten mehr und mehr Verwirrung unter den siegesverwöhnten Mutanten. Einzig eine Formation besonders abscheulich mutierter Ketzer kaum 100 Meter von Anariel entfernt stemmte sich eisern gegen die Flut aus schwarzen Rüstungen und…
…die Seraphim schlugen sich im Rücken Anariels beachtlich. Wie Berserker teilten sie Hiebe aus, die zwar nicht die tödliche Eleganz von Anariels Kampfstil inne hatten, im Ergebnis aber die gleiche Wirkung erzielten: Ein weiterer Hieb trennte mehrere vorgestreckte Gliedmaßen ab – öffnete aber die Deckung und gab so einer der Zombie – Kreaturen die Möglichkeit einer der Seraphim mit ihrer rostigen, mit triefendem Schleim bedeckten Klinge eine tiefe Fleischwunde in die rechte Schulter beizubringen, nur Sekundenbruchteile bevor ihre Augen nach einem weiteren Schlag Anariels den eigenen Körper auf sich niederfallen sahen. Zemaniel schrie vor Wut und Schmerz laut auf und verdoppelte ihre Anstrengungen, beseelt vom Hass und beschämt vom eigenen Versagen in der Nähe ihrer Principalis. Anariels Augen begannen in einem zornigen Rot zu glühen, als eine Form des Blutrausches sie überkam. Es schien, als versuche sie mit ihren Blicken goldene Lichtblitze zu verschießen, die untotes Fleisch verbrannten, wo immer sie es trafen, so sehr funkelte der Hass auf das Chaos in ihren Pupillen, die vor Adrenalin geweitet die Mündungsblitze der Bolter ihrer Schwestern reflektierten - ein Anblick, der selbst die seelenlosesten der Mutanten zurückschrecken ließ. Dieser Moment des Durchatmens genügte den Schwestern, um in die Offensive zu gehen und ihre gesamte Wut gegen die unheiligen, widernatürlichen Kreaturen zu richten. Sie ließen ihre Klingen wirbeln und stießen mitten in die feindliche Horde hinein. Das nun folgende Handgemenge war mörderisch: Die Mutanten hatten zwar ihre mächtigste Waffe gegen die Krieger des Imperators - das Überraschungsmoment - verloren, aber der Kampf war nicht einfach. Die Kreaturen, immer noch deutlich in der Überzahl, wurden zurückgedrängt, doch auch die Sororitas zahlten ihren Preis. Anariel und ihre Seraphim bluteten bereits aus vielen Wunden. Der Boden war getränkt mit Eiter und Schleim aus den klaffenden Schnitten in den Körpern der Bestien, vermengt mit dem hellen Blut der Engel und machte es zunehmend schwerer sicheren Stand zu behalten – doch schlussendlich hatten die Abscheulichkeiten dem Glauben und der Reinheit der Kriegerinnen weder hier noch an anderen Stellen des Schlachtfeldes etwas entgegenzusetzen. Und plötzlich…
…stand sie vor ihm. Weder so schlimm entartet wie seine Untergebenen, noch so eindrucksvoll wie die Chaos-Marines, denen Anariel bereits begegnet war, und doch war die Aura der Macht um ihn unverkennbar. Sein Mund öffnete sich und eine spitze Zunge fuhr hervor, umrahmt von mehreren Reihen nadelspitzer Zähne. Worte, die nicht für menschliche Kehlen gemacht waren, wanden sich aus seinem Mund in einer Sprache die Anariel nicht beherrschte und doch verstand. Zischend zog der Psioniker, der Demagoge, der Verführer – der Verderber eine lange, lebendig wirkende und doch solide Klinge unter seinem mit merkwürdigen, ihre Form ständig ändernden, in den Augen brennenden Runen verzierten Gewand hervor und stürzte sich mit einem hasserfüllten Kreischen auf die Principalis. Seine Hände schleuderten Entladungen von dunkler Warpenergie auf Anariel und hüllten sie ein. Die Welt der Principalis…
…explodierte in einer Welt aus bizarren Farben und Formen. Wo gerade noch das Feld des Sieges gewesen war, herrschte nur Sekunden später heillose Verwirrung, die in lähmendes Entsetzen umschlug. Der Horizont stand in Flammen. Und immer noch regnete es Strahlen und Sternschnuppen in den schillerndsten Farben. Und immer noch hatten nicht alle Schwestern verstanden, was hier passierte. Flammensäulen schossen in die Luft und schleuderten Tonnen von Staub, Gestein und Asche in den Himmel Ferratas. Wo eben noch die glühende Sonne Ferratas den Planeten und die Ebene in gleißend helles Licht getaucht hatte, herrschte nun ein Zwielicht. Wo eben noch ein strahlender Sieg für den Imperator errungen worden war, herrschte nun nur noch Verzweiflung. Principalis Anariel fiel inmitten ihrer Schwestern auf die Knie und Tränen, die an ihrer Wange herabrannen, gruben tiefe Furchen in das von der Schlacht mit Staub, Pulverdampf und Blut bedeckte Gesicht. Die Festung war gefallen, geschleift nicht von den Bodenstreitkräften, sondern dem Erdboden gleich gemacht von den feige aus dem Orbit angreifenden Korsaren. Die Festung selber, auf Anariels Befehl hin entblößt von allen Schwestern, war nur durch ihre Void-Schilde geschützt gewesen. Ihre Geschütze, ihre Lanzen-Batterien, all ihre Verteidigungswaffen hatten geschwiegen. All das ging der Principalis durch den Kopf. „Imperator, höre meinen Schwur: Nicht eher soll ich, noch mein Orden, ruhen, als bis diese Tat gerächt, diese Schmach getilgt, oder unser aller Leben verloren ist!“ Das Wispern Anariels war durch das immer noch geöffnete Vox-System ihrer Rüstung zu all ihren Schwestern übertragen worden. Eine nach der anderen fielen sie auf die Knie und wiederholten die Worte der Principalis. Weniger als 1000 der Schwestern hatten den Angriff überlebt, doch jede von ihnen war ein Veteran, geschmiedet auf dem Amboss des Krieges und gehärtet im Feuer der Schlacht – aber auch geläutert im Feuer der Sühne und der Scham. Anariel…
…spürte das Spiel der Farben wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht erlöschen und öffnete ihre Augen. Der Schild des Glaubens, ihr mentaler Schutz, hatte sie vor der abnormen Kreatur geschützt. Das verstörend schöne Gesicht der Principalis verzog sich zu einem hasserfüllten Lächeln, als sie ihre heilige Waffe hob. „Sühne für Ferrata! Rache für …
…Phellaniel!“ Der Schrei gellte aus nahezu eintausend Kehlen über die Aschewüste, die die Stelle markierte, an der noch vor wenigen Stunden das Kloster der Schwestern gestanden hatte. Die Ikone des Ordens, die lebende Heilige, war zur Märtyrerin geworden. Phellaniel war zurückgeblieben, auf Geheiß der Principalis, um sie vor der Schlacht zu schützen. Die grauen Augen Anariels starrten in die Leere. Mit dem Sieg auf Ferrata und dem Tod des wichtigsten Führers der Kulte wenige Tage zuvor auf Calinor war das Koprion-System wieder fest in der Hand des Imperiums – aber zu welchem Preis? Die Berührte war verloren, der Orden war auf ein Sechstel seiner einstmaligen Größe geschrumpft und die Regimenter der Imperialen Armee nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Anariel blickte…
…auf die Überreste ihres Gegners und erschauerte. Ein Gegner war zur Strecke gebracht, doch wieder einmal hatte sich eine Fährte als Sackgasse erwiesen. Die Nemesis ihres Ordens – so er denn überhaupt hier gewesen war – war entkommen. Die Makropole und die Welt mochten gerettet sein, doch der Kreuzzug der Societas Angelorum pugnantium pro Imperatorem divinum würde ebenso andauern wie ihre Scham, ihr Wissen um ihre Schuld. Langsam wandte sich Anariel ab und blickte auf die wartenden Schwestern. Ihr Sieg war glorreich gewesen – doch die eigentliche Arbeit stand noch bevor. Das Chaos musste ausgemerzt werden, wo immer man es auch fand. Nur wer rein im Glauben war, durfte überleben. Ferrata war nicht rein genug gewesen und es musste aus den reinigenden Feuern der Ekklesiarchie heraus neu aufgebaut werden. Diese Welt erwartete das gleiche Schicksal. Müde wandte sich Anariel endgültig zu ihren Schwestern um und deutete auf die Ruinen der Stadt. „Reinigt diese Welt, Schwestern. Reinigt sie vom Makel des Chaos. Für den Imperator!“ Dann versank die Principalis wieder in die Wirren ihrer Erinnerung, so wie sie nach jeder Schlacht die Stunde ihrer größten Niederlage noch einmal durchleben musste. Diese Strafe hatte der Imperator ihr auferlegt. Diese Sühne nahm sie an. Noch während sie inmitten des Schlachtfeldes umgeben von Leichen auf die Knie sank um zu beten, war ihr, als sähe sie in der Ferne auf einem Hügel eine engelsgleiche Gestalt, die ihr zunickte. Ja, sie war der Vergebung ein Stück näher gekommen. „Für Phellaniel!“ murmelte sie kaum hörbar, bevor sie sich ihren Gebeten widmete.
Das V. Ferrata Alaudae - Exkurs
Die Sonne warf ihre letzten Strahlen auf die scheinbar endlose Linie der in Reih' und Glied angetretenen Soldaten. Im Hintergrund der Formation zeichneten sich deutlich die Ruinen von Fecundus ab, der einstmals bildschönen und prosperierenden Hauptstadt von Gracchia. Gracchia, ein Agrarplanet, der noch vor wenigen Monaten als die Kornkammer des gesamten Sektors bekannt gewesen war. Diese Zeit war nun Vergangenheit. Tyraniden hatten dem Planeten seine jungfräuliche Unschuld geraubt und ihn verwüstet. Die planetaren Verteidigungsstreitkräfte von Gracchia hatten sich zwar tapfer und mit einer aus Todesangst geborenen Hingabe gewehrt, aber schon nach wenigen Tagen erkennen müssen, dass sie ohne die Hilfe des Imperiums nicht gegen diesen Sturm animalischer Wildheit bestehen konnten. Bereits nach vier Tagen war die Verteidigungsfront der PVS an dutzenden Stellen durchbrochen. Nach fünf Tagen war kaum mehr als die Hälfte der einst 50 Millionen Menschen auf Gracchia noch am Leben. Nach sechs Tagen kamen die Kämpfenden Engel.
Niemand der den Tag der Landung erlebt und überlebt hatte, würde ihn je vergessen: Wie auf Zungen von Flammen stießen die Landungsboote zu Boden und hunderte schwarz gerüsteter Kriegerinnen strömten aus den Bäuchen der Schiffe. Feuer und Bolter schnitten durch die Reihen der angreifenden Kreaturen wie eine Sense durch reifes Korn. Racheengeln aus längst vergessenen Mythen vergangener Tage gleich, mit unbändiger Wut und loderndem Hass in den Augen, drängten die Schwestern die Tyraniden zurück. Dann folgten die Soldaten, die Panzer, die Artillerie. Zusammen mit den Sororitas schlossen die Truppen des Imperiums die Lücken in der Verteidigung und begannen, begleitet von einem Orchester der Zerstörung, mit der Ausrottung der Xenos-Präsenz auf Gracchia. Wochen vergingen, in denen die Verteidiger der Welt des Imperiums langsam aber stetig auf dem Vormarsch waren, immer wieder angetrieben vom leuchtenden Beispiel der Schwestern. Gracchia brannte und mit ihm verbrannte der Makel der Tyraniden. Sechs Wochen nachdem die Schwestern den Planeten betreten hatten, endete der Krieg gegen die Tyraniden. Und das wahre Grauen begann...
Sechs Wochen nachdem die Schwestern und das ihnen folgende Regiment der Imperialen Armee den Planeten betreten hatten, ertönten durch die Siegesfanfaren auf dem Planeten Schreie, Schreie der Wut, Schreie des Schreckens, Schreie der Überraschung. Die Reste der Streitkräfte und die zivile Bevölkerung Gracchias wurde zusammengetrieben wie Vieh, um dann in zu kleinen Lagern eingepfercht, zitternd vor Angst und Kälte, mit ihrem Schicksal zu hadern. Hunderte wurden bei Fluchversuchen erschossen, tausende mehr starben beim Verhör oder fielen den hygienischen Zuständen in den Lagern zum Opfer. Verzweiflung und Angst gingen um wie Krankheiten. Dann, nach Tagen der Ungewissheit, ertönte die durch ein Lautsprechersystem verzerrte Stimme einer Frau aus allen Lautsprechern in jedem der Lager: "Menschen von Gracchia. Im Namen des göttlichen Imperators und Kraft der mir durch die Inquisition verliehenen Befugnisse klage ich, Großinquisitorin Diana von Falkenhof, die Bevölkerung dieses Planeten der KEtzerei und der Kollaboration mit dem Xenos-Abschaum an." Ein Stöhnen ging durch die Lager, als die Stimme verstummte und die Bevölkerung Gracchias mit ihrer Angst allein ließ. Die grausame Wahrheit war für die Gracchen wie ein Schlag ins Gesicht. Ja - es hatte Symbiontenkulte gegeben. Die waren aber längst vernichtet. Ja- es hatte andere, abartige Kulte dunkler Götter gegeben, aber deren Anhänger waren längst dem Feuer übergeben. Die Antwort auf die Frage nach dem Warum kam mit den Verhören. "Ihr Glaube ist schwach!" hieß es da. "Wer reinen Glaubens ist, der wird gegen jeden Gegner bestehen. Wer frei ist von Zweifeln erfährt die Hilfe des Imperators!" Und die Bevölkerung öffnete ihre Augen und erkannte.
Die Gracchen sahen ihre Verfehlungen, sahen ihre Sünden - ihre Schwäche. Ihr Mangel an Hingabe hatte zur Vernichtung des Planeten geführt. Ihr Mangel an Reinheit hätte fast den Sieg der Tyraniden bedeutet. Oh ja, die Gracchen sahen das Werk des Imperators. Sie sahen, dass er die Tyraniden nur zu dem einen Zweck nach Gracchia gesandt hatte: um die Grachen wieder auf den Pfad des Glaubens zu führen. Die Gracchen sahen die Wahrheit - und sie schämten sich. Nur Wenige weigerten sich, die Wahrheit zu erkennen, verirrte Seelen, die von den Rechtgläubigen und Reinen dem Feuer der Vergebung überantwortet und in dessen Feuer geläutert wurden.
Jetzt standen eben diese Rechtgläubigen und Reinen angetreten; bereit ihre Schande zu tragen und ihre Buße zu beginnen. In Reih' und Glied standen hier die letzten 7000 Männer und Frauen, die von nun an bis zu der Erlösung und Vergebung durch den Tod ihre Schuld im Dienste des Imperators abtragen würden. Lächelnd setzte Soldat Lot Adrim auf ein Kommando ihres neuen Führers die Gasmaske auf, um von nun an symbolisch sein Gesicht zu verhüllen. Er war einer der letzten 7000 Gracchen. Er war einer der 1000 Auserwählten. Er war Soldat des V. Ferrata "Alaudae".
…schrie vor Wut und Hass auf und stieß wieder und wieder zu. Längst war das Feuer der schweren Waffen aus der Stadt verstummt. Beißender, nach verbranntem Fleisch stinkender, schwarzer Qualm hatte sich über das Schlachtfeld gelegt und zeugte davon, dass die Immolatoren und die Rhinos auch die Linien des Feindes erreicht hatten. Nun würde die Entscheidung fallen. Prüfend blickte Anariel sich um. Die Schlacht lief nach Plan und an mehreren Stellen waren die Trupps der Schwestern tief in die feindlichen Reihen vorgestoßen. Feuer und Schwert brachten einen schnellen Tod für all die, die sich noch nicht zur Flucht gewandt hatten, und stifteten mehr und mehr Verwirrung unter den siegesverwöhnten Mutanten. Einzig eine Formation besonders abscheulich mutierter Ketzer kaum 100 Meter von Anariel entfernt stemmte sich eisern gegen die Flut aus schwarzen Rüstungen und…
…die Seraphim schlugen sich im Rücken Anariels beachtlich. Wie Berserker teilten sie Hiebe aus, die zwar nicht die tödliche Eleganz von Anariels Kampfstil inne hatten, im Ergebnis aber die gleiche Wirkung erzielten: Ein weiterer Hieb trennte mehrere vorgestreckte Gliedmaßen ab – öffnete aber die Deckung und gab so einer der Zombie – Kreaturen die Möglichkeit einer der Seraphim mit ihrer rostigen, mit triefendem Schleim bedeckten Klinge eine tiefe Fleischwunde in die rechte Schulter beizubringen, nur Sekundenbruchteile bevor ihre Augen nach einem weiteren Schlag Anariels den eigenen Körper auf sich niederfallen sahen. Zemaniel schrie vor Wut und Schmerz laut auf und verdoppelte ihre Anstrengungen, beseelt vom Hass und beschämt vom eigenen Versagen in der Nähe ihrer Principalis. Anariels Augen begannen in einem zornigen Rot zu glühen, als eine Form des Blutrausches sie überkam. Es schien, als versuche sie mit ihren Blicken goldene Lichtblitze zu verschießen, die untotes Fleisch verbrannten, wo immer sie es trafen, so sehr funkelte der Hass auf das Chaos in ihren Pupillen, die vor Adrenalin geweitet die Mündungsblitze der Bolter ihrer Schwestern reflektierten - ein Anblick, der selbst die seelenlosesten der Mutanten zurückschrecken ließ. Dieser Moment des Durchatmens genügte den Schwestern, um in die Offensive zu gehen und ihre gesamte Wut gegen die unheiligen, widernatürlichen Kreaturen zu richten. Sie ließen ihre Klingen wirbeln und stießen mitten in die feindliche Horde hinein. Das nun folgende Handgemenge war mörderisch: Die Mutanten hatten zwar ihre mächtigste Waffe gegen die Krieger des Imperators - das Überraschungsmoment - verloren, aber der Kampf war nicht einfach. Die Kreaturen, immer noch deutlich in der Überzahl, wurden zurückgedrängt, doch auch die Sororitas zahlten ihren Preis. Anariel und ihre Seraphim bluteten bereits aus vielen Wunden. Der Boden war getränkt mit Eiter und Schleim aus den klaffenden Schnitten in den Körpern der Bestien, vermengt mit dem hellen Blut der Engel und machte es zunehmend schwerer sicheren Stand zu behalten – doch schlussendlich hatten die Abscheulichkeiten dem Glauben und der Reinheit der Kriegerinnen weder hier noch an anderen Stellen des Schlachtfeldes etwas entgegenzusetzen. Und plötzlich…
…stand sie vor ihm. Weder so schlimm entartet wie seine Untergebenen, noch so eindrucksvoll wie die Chaos-Marines, denen Anariel bereits begegnet war, und doch war die Aura der Macht um ihn unverkennbar. Sein Mund öffnete sich und eine spitze Zunge fuhr hervor, umrahmt von mehreren Reihen nadelspitzer Zähne. Worte, die nicht für menschliche Kehlen gemacht waren, wanden sich aus seinem Mund in einer Sprache die Anariel nicht beherrschte und doch verstand. Zischend zog der Psioniker, der Demagoge, der Verführer – der Verderber eine lange, lebendig wirkende und doch solide Klinge unter seinem mit merkwürdigen, ihre Form ständig ändernden, in den Augen brennenden Runen verzierten Gewand hervor und stürzte sich mit einem hasserfüllten Kreischen auf die Principalis. Seine Hände schleuderten Entladungen von dunkler Warpenergie auf Anariel und hüllten sie ein. Die Welt der Principalis…
…explodierte in einer Welt aus bizarren Farben und Formen. Wo gerade noch das Feld des Sieges gewesen war, herrschte nur Sekunden später heillose Verwirrung, die in lähmendes Entsetzen umschlug. Der Horizont stand in Flammen. Und immer noch regnete es Strahlen und Sternschnuppen in den schillerndsten Farben. Und immer noch hatten nicht alle Schwestern verstanden, was hier passierte. Flammensäulen schossen in die Luft und schleuderten Tonnen von Staub, Gestein und Asche in den Himmel Ferratas. Wo eben noch die glühende Sonne Ferratas den Planeten und die Ebene in gleißend helles Licht getaucht hatte, herrschte nun ein Zwielicht. Wo eben noch ein strahlender Sieg für den Imperator errungen worden war, herrschte nun nur noch Verzweiflung. Principalis Anariel fiel inmitten ihrer Schwestern auf die Knie und Tränen, die an ihrer Wange herabrannen, gruben tiefe Furchen in das von der Schlacht mit Staub, Pulverdampf und Blut bedeckte Gesicht. Die Festung war gefallen, geschleift nicht von den Bodenstreitkräften, sondern dem Erdboden gleich gemacht von den feige aus dem Orbit angreifenden Korsaren. Die Festung selber, auf Anariels Befehl hin entblößt von allen Schwestern, war nur durch ihre Void-Schilde geschützt gewesen. Ihre Geschütze, ihre Lanzen-Batterien, all ihre Verteidigungswaffen hatten geschwiegen. All das ging der Principalis durch den Kopf. „Imperator, höre meinen Schwur: Nicht eher soll ich, noch mein Orden, ruhen, als bis diese Tat gerächt, diese Schmach getilgt, oder unser aller Leben verloren ist!“ Das Wispern Anariels war durch das immer noch geöffnete Vox-System ihrer Rüstung zu all ihren Schwestern übertragen worden. Eine nach der anderen fielen sie auf die Knie und wiederholten die Worte der Principalis. Weniger als 1000 der Schwestern hatten den Angriff überlebt, doch jede von ihnen war ein Veteran, geschmiedet auf dem Amboss des Krieges und gehärtet im Feuer der Schlacht – aber auch geläutert im Feuer der Sühne und der Scham. Anariel…
…spürte das Spiel der Farben wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht erlöschen und öffnete ihre Augen. Der Schild des Glaubens, ihr mentaler Schutz, hatte sie vor der abnormen Kreatur geschützt. Das verstörend schöne Gesicht der Principalis verzog sich zu einem hasserfüllten Lächeln, als sie ihre heilige Waffe hob. „Sühne für Ferrata! Rache für …
…Phellaniel!“ Der Schrei gellte aus nahezu eintausend Kehlen über die Aschewüste, die die Stelle markierte, an der noch vor wenigen Stunden das Kloster der Schwestern gestanden hatte. Die Ikone des Ordens, die lebende Heilige, war zur Märtyrerin geworden. Phellaniel war zurückgeblieben, auf Geheiß der Principalis, um sie vor der Schlacht zu schützen. Die grauen Augen Anariels starrten in die Leere. Mit dem Sieg auf Ferrata und dem Tod des wichtigsten Führers der Kulte wenige Tage zuvor auf Calinor war das Koprion-System wieder fest in der Hand des Imperiums – aber zu welchem Preis? Die Berührte war verloren, der Orden war auf ein Sechstel seiner einstmaligen Größe geschrumpft und die Regimenter der Imperialen Armee nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Anariel blickte…
…auf die Überreste ihres Gegners und erschauerte. Ein Gegner war zur Strecke gebracht, doch wieder einmal hatte sich eine Fährte als Sackgasse erwiesen. Die Nemesis ihres Ordens – so er denn überhaupt hier gewesen war – war entkommen. Die Makropole und die Welt mochten gerettet sein, doch der Kreuzzug der Societas Angelorum pugnantium pro Imperatorem divinum würde ebenso andauern wie ihre Scham, ihr Wissen um ihre Schuld. Langsam wandte sich Anariel ab und blickte auf die wartenden Schwestern. Ihr Sieg war glorreich gewesen – doch die eigentliche Arbeit stand noch bevor. Das Chaos musste ausgemerzt werden, wo immer man es auch fand. Nur wer rein im Glauben war, durfte überleben. Ferrata war nicht rein genug gewesen und es musste aus den reinigenden Feuern der Ekklesiarchie heraus neu aufgebaut werden. Diese Welt erwartete das gleiche Schicksal. Müde wandte sich Anariel endgültig zu ihren Schwestern um und deutete auf die Ruinen der Stadt. „Reinigt diese Welt, Schwestern. Reinigt sie vom Makel des Chaos. Für den Imperator!“ Dann versank die Principalis wieder in die Wirren ihrer Erinnerung, so wie sie nach jeder Schlacht die Stunde ihrer größten Niederlage noch einmal durchleben musste. Diese Strafe hatte der Imperator ihr auferlegt. Diese Sühne nahm sie an. Noch während sie inmitten des Schlachtfeldes umgeben von Leichen auf die Knie sank um zu beten, war ihr, als sähe sie in der Ferne auf einem Hügel eine engelsgleiche Gestalt, die ihr zunickte. Ja, sie war der Vergebung ein Stück näher gekommen. „Für Phellaniel!“ murmelte sie kaum hörbar, bevor sie sich ihren Gebeten widmete.
Das V. Ferrata Alaudae - Exkurs
Die Sonne warf ihre letzten Strahlen auf die scheinbar endlose Linie der in Reih' und Glied angetretenen Soldaten. Im Hintergrund der Formation zeichneten sich deutlich die Ruinen von Fecundus ab, der einstmals bildschönen und prosperierenden Hauptstadt von Gracchia. Gracchia, ein Agrarplanet, der noch vor wenigen Monaten als die Kornkammer des gesamten Sektors bekannt gewesen war. Diese Zeit war nun Vergangenheit. Tyraniden hatten dem Planeten seine jungfräuliche Unschuld geraubt und ihn verwüstet. Die planetaren Verteidigungsstreitkräfte von Gracchia hatten sich zwar tapfer und mit einer aus Todesangst geborenen Hingabe gewehrt, aber schon nach wenigen Tagen erkennen müssen, dass sie ohne die Hilfe des Imperiums nicht gegen diesen Sturm animalischer Wildheit bestehen konnten. Bereits nach vier Tagen war die Verteidigungsfront der PVS an dutzenden Stellen durchbrochen. Nach fünf Tagen war kaum mehr als die Hälfte der einst 50 Millionen Menschen auf Gracchia noch am Leben. Nach sechs Tagen kamen die Kämpfenden Engel.
Niemand der den Tag der Landung erlebt und überlebt hatte, würde ihn je vergessen: Wie auf Zungen von Flammen stießen die Landungsboote zu Boden und hunderte schwarz gerüsteter Kriegerinnen strömten aus den Bäuchen der Schiffe. Feuer und Bolter schnitten durch die Reihen der angreifenden Kreaturen wie eine Sense durch reifes Korn. Racheengeln aus längst vergessenen Mythen vergangener Tage gleich, mit unbändiger Wut und loderndem Hass in den Augen, drängten die Schwestern die Tyraniden zurück. Dann folgten die Soldaten, die Panzer, die Artillerie. Zusammen mit den Sororitas schlossen die Truppen des Imperiums die Lücken in der Verteidigung und begannen, begleitet von einem Orchester der Zerstörung, mit der Ausrottung der Xenos-Präsenz auf Gracchia. Wochen vergingen, in denen die Verteidiger der Welt des Imperiums langsam aber stetig auf dem Vormarsch waren, immer wieder angetrieben vom leuchtenden Beispiel der Schwestern. Gracchia brannte und mit ihm verbrannte der Makel der Tyraniden. Sechs Wochen nachdem die Schwestern den Planeten betreten hatten, endete der Krieg gegen die Tyraniden. Und das wahre Grauen begann...
Sechs Wochen nachdem die Schwestern und das ihnen folgende Regiment der Imperialen Armee den Planeten betreten hatten, ertönten durch die Siegesfanfaren auf dem Planeten Schreie, Schreie der Wut, Schreie des Schreckens, Schreie der Überraschung. Die Reste der Streitkräfte und die zivile Bevölkerung Gracchias wurde zusammengetrieben wie Vieh, um dann in zu kleinen Lagern eingepfercht, zitternd vor Angst und Kälte, mit ihrem Schicksal zu hadern. Hunderte wurden bei Fluchversuchen erschossen, tausende mehr starben beim Verhör oder fielen den hygienischen Zuständen in den Lagern zum Opfer. Verzweiflung und Angst gingen um wie Krankheiten. Dann, nach Tagen der Ungewissheit, ertönte die durch ein Lautsprechersystem verzerrte Stimme einer Frau aus allen Lautsprechern in jedem der Lager: "Menschen von Gracchia. Im Namen des göttlichen Imperators und Kraft der mir durch die Inquisition verliehenen Befugnisse klage ich, Großinquisitorin Diana von Falkenhof, die Bevölkerung dieses Planeten der KEtzerei und der Kollaboration mit dem Xenos-Abschaum an." Ein Stöhnen ging durch die Lager, als die Stimme verstummte und die Bevölkerung Gracchias mit ihrer Angst allein ließ. Die grausame Wahrheit war für die Gracchen wie ein Schlag ins Gesicht. Ja - es hatte Symbiontenkulte gegeben. Die waren aber längst vernichtet. Ja- es hatte andere, abartige Kulte dunkler Götter gegeben, aber deren Anhänger waren längst dem Feuer übergeben. Die Antwort auf die Frage nach dem Warum kam mit den Verhören. "Ihr Glaube ist schwach!" hieß es da. "Wer reinen Glaubens ist, der wird gegen jeden Gegner bestehen. Wer frei ist von Zweifeln erfährt die Hilfe des Imperators!" Und die Bevölkerung öffnete ihre Augen und erkannte.
Die Gracchen sahen ihre Verfehlungen, sahen ihre Sünden - ihre Schwäche. Ihr Mangel an Hingabe hatte zur Vernichtung des Planeten geführt. Ihr Mangel an Reinheit hätte fast den Sieg der Tyraniden bedeutet. Oh ja, die Gracchen sahen das Werk des Imperators. Sie sahen, dass er die Tyraniden nur zu dem einen Zweck nach Gracchia gesandt hatte: um die Grachen wieder auf den Pfad des Glaubens zu führen. Die Gracchen sahen die Wahrheit - und sie schämten sich. Nur Wenige weigerten sich, die Wahrheit zu erkennen, verirrte Seelen, die von den Rechtgläubigen und Reinen dem Feuer der Vergebung überantwortet und in dessen Feuer geläutert wurden.
Jetzt standen eben diese Rechtgläubigen und Reinen angetreten; bereit ihre Schande zu tragen und ihre Buße zu beginnen. In Reih' und Glied standen hier die letzten 7000 Männer und Frauen, die von nun an bis zu der Erlösung und Vergebung durch den Tod ihre Schuld im Dienste des Imperators abtragen würden. Lächelnd setzte Soldat Lot Adrim auf ein Kommando ihres neuen Führers die Gasmaske auf, um von nun an symbolisch sein Gesicht zu verhüllen. Er war einer der letzten 7000 Gracchen. Er war einer der 1000 Auserwählten. Er war Soldat des V. Ferrata "Alaudae".