03-20-2014, 01:57 AM
Eine Geschichte über Meroch
Kommt, kommt.
Die Stimme des Alten war tief und wohlklingend.
Die Nacht ist nah und sie hat Zähne. Suchen wir die Nähe des Feuers und die Gesellschaft. Sie schützt uns vor den Verteidigern, die hungrig durch das Dunkel streifen und vor dem Vergessen.
Ich spinne euch ein Garn, webe euch den Rauch und ihr sollt erfahren. Der Alte schien wahrhaftig großes Ansehen zu genießen, denn die verhüllten Männer eilten in ein nahes, abbruchreif wirkendes Haus und holten Blöcke getrockneten Carnakdungs hervor, mit dem sie ein Feuer entfachten. Ein anderer bereitete derweil eine gläserne Wasserpfeife vor, paffte sie an und stellte sie dann, für jedermann erreichbar neben die Feuerstelle. Während die Männer so beschäftigt waren saß der Alte nur da, auf seinen Stock gestützt, den Blick auf den Boden gerichtet.
Endlich, als das Lager hergerichtet war wiederholte er seine Worte.
Kommt, kommt!
Die Männer scharrten sich um den Alten. Zwei von ihnen setzten sich wie selbstverständlich mit dem Rücken zum Feuer und behielten die Umgebung im Auge.
Ich bin Aseka Ben Naraid, vom Volk der Zegoren, hört mir zu. Er sprach in der Sprache in der alten Sprache, die in den Ländern der Verblendeten verboten war. In einem Singsang artigen Ton antworteten ihm die Männer.
Wir hören dir zu!
Ich bin durch das Sandmeer geritten und habe das Saanarii gesehen. Ich habe die Städte der Diener des zweiköpfigen Adlers bereist und nur Schwäche erblickt. Ich habe die Worte der Götter vernommen und ihnen gehuldigt. Ich habe das Blut anderer in den Sand gegossen und den Hauch des Drachens auf der Seele gespürt.
Wir hören dir zu, denn du bist weit gereist. Intonierte die Gruppe.
Dinge und Orte kenne ich, Geschichten und Sagen, Lügen und Wahrheiten, flüchtig wie die Trugbilder der Wüste. Dinge weiß ich weil ich sie wissen muss, weil es immer einen geben muss der erzählt. Alles ist ein Kreis und alles ist in Bewegung.
Erzähle uns!
Ich erzähle euch von Meroch dem Sechsäugigen, der Zunge des Bekenners, auf das ihr hört und versteht.
Er zog an der Wasserpfeife und blies den Rauch in die Flammen. Diese Beruhigten sich sogleich und der weiße Qualm, der ihnen entstieg, kräuselte sich auf sonderbare Weise.
Ich will euch erzählen von einem Jungen, nicht in Armut lebend wie es das Schicksal so vieler war, die dem Ruf des Drachen folgten. Nein seine Geburt begünstigte ihn mit Eltern, die bereits genug Arbeit geleistet hatten, dass es für viele weitere Generationen reichen würde. Der Junge, sein Name ist dahin wie jene Zeit, war ein Erbe seiner Zeit und nicht besser oder schlechter als andere seiner Zeit.
Grausam gegen die, die nicht mit seinem Glück gesalbt waren, freundschaftlich und aufrichtig gegenüber Seinesgleichen.
Doch darüber hinaus war ihm ein anderer Segen mit in die Wiege gelegt. Er verstand sich auf die Musik, auf Klänge und Melodien. Als seine Eltern dieses Talent bemerkten schickten sie sich an, reich doch niemals gesättigt wie sie waren, Gewinn daraus zu erlangen. Als das zehnte Jahr seines Lebens anbrach kannte ihn jeder in der Stadt. Mit dem zwölften das ganze Land.
Nicht nur entließ seiner Feder magische Weisen in Notenform auf das Pergament, auch seine Stimme glich der eines überirdischen Wesens, hell und klar.
In den Häusern der höchsten Herren erscholl seine Musik und die großen des Landes applaudierten ihm. Doch das Glück ist wie eine Rüstung aus Glas, trügerisch und zerbrechlich.
Ein Kind ist ein Kind und so es nicht auch den eigenen Gelüsten folgen kann verkümmert es, gleich dem Unbedarfte der seinen Weg durch die Wüste sucht.
Er begann zu essen, denn ihr müsst wissen meine Brüder, dort in jenen Städten ist es nicht wie hier. Dort gibt es Nahrung in Hülle und Fülle, drei mal am Tag konnte man schlemmen, ohne das es die Vorräte gefährdete. Ohne die Spiele seines Alters, nur die Pflicht des Musizierens als Diktat, begann er all das süße Naschwerk, das die Reichen erfreute, in sich zu stopfen. Gleich so, als ersetzen ihm die Leckereien die Freunde, nach denen es einen Knaben jenes Alters verlang.
Fett wurde der Junge, aufgequollen und übergewichtig.
Akkein, was machte das schon? Letztlich war es nur ein Zeichen des Wohlstandes und da es auf seine Musik keinen schädlichen Einfluss hatte ließ man ihn gewähren.
Dabei jedoch blieb es nicht. Nach und nach wurde die Fettleibigkeit des Jungen abstoßend. Widernatürlich, wie die sagten die es sahen und selbst die Eltern des Jungen ekelten sich unter dem Beigeschmack der Furcht. Fortan versteckte man den Knaben bei Konzerten hinter einem Vorhang, erfand Lügen über eine Lichtempfindlichkeit und eine schwärende Hautkrankheit, während sich das Fleisch des Kindes unter den edlen Stoffen mehr und mehr in etwas ohne Form verwandelte. Sein Gesicht verlor seine Linien und der kindliche Körper war kaum mehr als ein Haufen glibberigen Fleisches. Abscheu ließ die Mutter in den Wahnsinn sinken und von Verzweiflung getrieben hob der Vater letztlich den Dolch gegen das einzige Kind.
Ohne auf den Widerstand von Muskeln, Knochen oder Knorpeln zu treffen fuhr die Klinge in den zitternden Körper. Doch anstatt das Herz zu durchdringen geschah nichts, außer das sich das nachgiebige Gebilde schloss, dort wo der Stahl wieder herausgezogen wurde. Wie rasend wiederholte der Vater sein Tun, doch ach, Kehle, Augen, Adern, alles widerstand dem finsteren Trachten. Nur der Junge gluggste und blubberte den Namen seines Erzeugers.
Der Mann, dem Frau und Kind nach den Jahren des Erfolges genommen waren, legte schwere Eisen um das was einst die Knöchel des Sohnes gewesen waren und stieß hin hinab in den Keller des Hauses. Hätte er ihn ausgesetzt, das Monster hätte bei Ergreifung die Schande offenbaren können. Wie er ihn hätte töten können fiel ihm nicht ein und noch etwas anderes spielte eine Rolle.
Noch immer brannte die Gier im Herzen des Mannes, denn trotz seiner Verwandlung war der Junge noch fähig die herrlichsten Musikstücke zu verfassen. Der Vater rechtfertigte sein Tun vor sich selbst mit allerlei Ausflüchten. Dies sei nicht mehr sein Sohn und er habe eine Entschädigung für den Verlust seines Weibes verdient.
Einen schweren Feldstein an einem Ende der Kette schlurfte das unglückliche Geschöpf durch die nasse Dunkelheit, jammernd und wehklagend. Nur unterbrach es sein Geheul um sich im Schein der Kerzen vor das wurmstichige Spinett zu setzen und zu spielen. Die fleckigen Notenblätter überreichte er mit gallertartigen Händen seinem Vater, der oberhalb der erleuchteten Treppe stand und mit Grauen auf das Ding herab starrte. Doch für ein knappes Wort der Anerkennung, eine Andeutung väterlicher Zuneigung schrieb das Monstrum weiter und spülte Geld in die Kasse der Familie, während die melancholischen Weisen eines eingekerkerten Ungeheuers durch die hell erleuchteten Säle der Reichen und Schönen schwebten.
Die Jahre kamen und gingen, der Vater heiratete erneut und wart mit neuem Kindersegen beschenkt. Das Geheimnis im Keller und die Quelle des Geldes wurde gehütet und vererbt wie man einen Siegelring vererbt. Der Vater starb und auch seine Kinder und deren Kinder gingen den Weg allen Irdischen. Generation um Generation gedieh und verging über dem Kopf des Monsters, welches in seiner Marter nicht vom Tode erlöst wurde. Nur in seinen Träumen war es frei, konnte die schimmelnden Mauern verlassen und unter der Sonne wandeln, vereint mit den Lieben aus Kindertagen.
Aber auch die anderen Träume waren da. Träume in denen eine unirdische Musik erklang und sich im Geist des Gefangenen festsetzte, so wie die Dornenwespe ihre Eier unter die Kopfhaut Schlafender pflanzt.
Anfangs ängstigten ihn diese Klänge denn ihr dürft nicht vergessen meine Brüder, trotz seines enormen Alter war dort das Gemüt eines Kindes.
Je länger er aber lauschte und die Noten auch im Wachsein zu vernehmen schien, sie summte und vor sich hin sang, je mehr schlugen ihn die Melodien in ihren Bann.
Wie im Fieber kritzelte er Fugen und Passagen auf Papier und als ihm dieses ausging auf die Wände, ja selbst in den Boden kratzte er sie.
Trotzdem dauerte es lange, bis er es wagte einen Ton auf seinem Instrument anzustimmen. Als er damit jedoch einmal begonnen hatte gab es kein Halten mehr. Immer wilder wurde sein Spiel, Disharmonie in absoluter Vollendung. So erlesen war die Musik, so von Wahnsinn und Leidenschaft getragen, dass sie Zuhörer anlockte, die von jenseits unserer Existenz stammten.
Schemenhaft lauschten sie in den Schatten und finsteren Winkeln der unterirdischen Kammer. Stunden musste er gespielt haben, als ihn schließlich die Erschöpfung übermannte und er mit letzter Kraft das Stück beendete.
Im Finsteren wisperten die Wesenheiten anerkennend und begierig auf mehr. Unser armer Knabe konnte mit diesen Besuchern nichts anfangen. Noch konnte er sich ihr Eindringen erklären, noch fürchtete er sie. Am ehesten tat er sie wohl als Gespinste seines vereinsamten Geistes ab. Denn niemand ist so lange isoliert von jedwedem anderen, ohne das sein Verstand Schaden nimmt. Es waren daher nicht die ersten Gäste in dem Verlies, wohl aber die ersten, die nicht der Fantasie entsprangen.
Sie baten ihn weiterzuspielen, doch ihm fehlte die Kraft. Da begannen sie zu feilschen, versprachen ihm die Dinge, die andere Sterbliche locken können. Reichtum und Herrschaft, Frauen und Land. Sie taten dies nicht im Wissen um Bedeutung, sondern allein aus der Erfahrung heraus, dass diese Angebote schon früher Sterbliche gefügig gemacht hatten.
Meroch jedoch schüttelte nur voll Trauer sein Haupt. Die Sprache war ihm längst fremd geworden und er vermochte es nicht die Absurdität dieser Preise in Worte zu fassen. Also bediente er sich seiner Kunst um seinen Kummer auszudrücken. Nach der chaotischen, kräftezehrenden Weise war das Spiel lieblicher, aber doch nur realer Musik. Sicher hätten die Töne ganze Opernsäle zu Tränen gerührt, legte der Spieler doch all den Gram und all das Leid seiner Existenz in diese Noten.
Mitleid war nichts was die amorphen Pseudointelligenzen nur im Ansatz verstehen konnten, wohl aber begriffen sie wo die Interessen und Wünsche ihres Gastgebers lagen. Im Austausch für erquickliche Musik zeigten sie sich einverstanden ihre Hilfe zu offerieren, ohne dabei genauer zu beschreiben wie diese Hilfe aussehen mochte.
Der Musiker willigte ein, vertröstete sein höllisches Publikum jedoch auf einen späten Zeitpunkt, so er wieder zu Kräften gekommen sei.
So geschah es denn.
Er spielte die Stücke aus seinen Träumen, deren Klänge die Welt scheinbar zerrissen und doch den schallisolierten Keller nicht verließen. Jedenfalls nicht auf dem Wege herkömmlicher Töne.
Als Entlohnung erzählten die Körperlosen mit Stimmen wie brüchiges Pergament.
Sie berichteten wie über ihm die Bäume im Laub standen, wie Regen auf Blätter trommelte und wie der Schnee das Land bedeckte. Wie Freude und Singen das Haus über seinem Kopf erfüllte. Wie die Nachkommen seines eigenen Vaters sich im Glanz und Wohlstand seiner Musik suhlten, während er nur zu Weilen stinkende Reste und frisches Notenpapier über einen schmalen Essensaufzug herunter geschickt bekam. Immer im Austausch für weitere, zeitlose Werke verstand sich.
Das Oberhaupt der Familie hatte eine dumpfe Ahnung, ob seines entstellten Verwandten. Doch so wie er jedem anderen verbot auch nur über den versiegelten Keller zu reden, so betäubte er seine eigne Neugier mit dem Geld, welches die Stücke noch immer einbrachten.
Von all diesen Dingen berichteten die Stimme!
Hämisch schmückten sie dabei die Teile aus, die das Leid des Gefangenen zusätzlich verhöhnten. Sie überhöhten das Glück der Sippe, das auf seinen knochenlosen Schultern errichtet war. So ging es manches Jahr und die Saat ging auf.
Hass wischte nach und nach die Trauer und den Schmerz beiseite, während die Flüsterer aufgeregt und vorfreudig aus den Nischen anderer Spähren redeten.
In dem Gesicht, das dereinst einem schwarzhaarigen Knaben gehört hatte öffneten sich in einer mondlosen Nacht sechs Augen. Zu sehen was Menschen nicht schauen konnten.
Durch den Schleier der Dunkelheit, durch die Formen unserer Welt, die so viel weniger stofflich ist als wir uns alle vorzustellen vermögen. Anfangs geschah dies nur beim Spiel der irrwitzigen Musik und voller Begeisterung konnte Meroch die von ihm erzeugten Klangwelten sehen. Bald jedoch gehorchten die zusätzlichen Sehorgane seinem Willen und in schäumender Wut richtete er sie zu der Decke, die sein Himmel war.
Doch noch war die Zeit der Rache nicht gekommen, noch musste er lernen seinen unförmigen Leib in eine Form zu pressen. Wer dabei nicht an die Unerbittlichkeit einer gewöhnlichen Lebensspanne gefesselt ist vermag sich für ein solches Unterfangen alle Zeit der Welt zu nehmen.
Der Junge, der längst zum Äquivalent eines Mannes geworden war, richtete sich auf, groß und alles andere als ein gebrochener Gefangener. Das zähflüssige Fleisch wurde mit der Kraft des Willens in Form gepresst und schwarzes Hornplatten sprossen darüber. Ein Geschenk wohlwollender Beobachter, wie ihm die Stimmen versicherten. Sie applaudiere und bejubelten jeden noch so kleinen Erfolg ihres Musikers und spotteten gnadenlos über jeden fehlgesetzten Schritt.
Das verhasste und geliebte Instrument, das Spinett, treuer Begleiter durch die Zeit, zerbarst unter einer Kraft.
Der Augenblick der Genugtuung dämmerte schließlich herauf. Seit ihn sein Vater damals die Stiege herunter gestoßen hatte berührten die verhornten Füße, welche aus dem Quallenfleisch ragten, zum ersten Mal wieder die Stufen.
Nur ganze drei Mal musste er die Schulter gegen die Tür rammen die ihn so lange von der Außenwelt abgeschnitten hatte.
Das Holz splitterte und man mochte meinen jeden im Haus hätte das Getöse vernommen.
Doch nichts!
Still lag es schlafenden und nur das Scharren und leise Rasseln der rostigen Kette hätte einer schlaflosen Seele auffallen mögen.
Für Meroch galt diese nächtliche Ruhe derweil nicht.
In seinem Kopf schwoll die Musik zu einem Geheul, zur chaotischen Parodi eines triumphalen Marsches an. Seine Augen waren geöffnet und entblößten ihm die Umgebung in allen Farben dieser und anderer Welten. Die Tapeten wölbten sich, als kröchen dahinter Heerscharen von Insekten. Seine liebgewonnenen Stimmen sprachen aus den Wänden zu ihm. Immer nur ein Wort, in seiner fordernden Abfolge in die Melodie der Musik eingeflochten.
[CENTER]Morde, morde, morde,morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde![/CENTER]
Und das tat er!
Als erstes erreichte er das Zimmer des alten Hausdieners. Der Greis wusste gewisse Dinge über das, was im Keller gehaust hatte. Doch als sich die nachgiebig unnachgiebigen Pranken Merochs um den dürren Hals legten, er die Augen in Entsetzen und dem Mund in einem stummen Streich aufriss, da verstand der Narr nichts.
Die Melodie summend quetschte er das Leben aus dem Alten und wandte sich darauf der Treppe zum Obergeschoss zu, ohne dem Leichnam eines weiteren Blickes zu würdigen.
Wohl aber das schlafende Ehepaar im Gemach der Eltern blickte er an.
Lange tat er dies.
Dann endlich griff er nach unten und zog die Kette zu sich heran, Glied um Glied, bis der Stein in seiner Hand lag. Welcher Bann auch immer auf den Schlafenden gelegen hatte, wie sonst hätten sie sein Umherwandeln bis dato nicht vernehmen können, nun fiel er von ihnen ab.
Zu spät um das eigene Leben zu retten, nicht aber um sich in verzweifelten Schreien zu ergehen und die Arme in nutzlosen Gesten des Selbstschutzes hochzureißen.
Der Stein fuhr hernieder, kam an dem eisernen Band wieder zurück geschnellt, nur um erneut in Bett und Menschen einzuschlagen. Dies wiederholte sich, bis die Lagerstadt ein Wirrwarr auch zertrümmertem Holz, geplatzten Federbetten und ebenso geplatzten Körpern war.
Schwer atmend verließ Meroch das Mahnmal der Rache und war bereits im Begriff das das Haus zu verlassen, als ihn ein Wimmern innehalten ließ. Um ein Haar wäre er am Zimmer der Kinder vorbeigegangen ohne es zu betreten.
Da er dies nun nachholte, fand er drei zusammengekauerte Kinderlein vor, die sich in einer Ecke drängten und aneinander hingen wie verängstigte Äffchen.
Es wäre falsch verstandene Ehrenrettung, erzählte ich euch er hätte sie aus Mitleid verschont. Hätte auch nur einer dieser goldgelockten kleinen Teufel eine Träne des Mitleides für Meroch vergossen?
Als der Gesegnete das Haus verließ, war er das einzige, lebende Wesen darin.
Der Alte unterbrach seine Rede. Seine Zuhörerschar blinzelte und einige sahen sich um, als wären sie eben erst aus einem Traum erwacht. Der Geschichtenerzähler ließ ihnen Zeit das Gehörte zu verarbeiten. Er selbst zog dabei gemütlich am Mundstück der Wasserpfeife und blickte, zufrieden mit der Wirkung seiner Erzählung, in die Runde.
Endlich fragte einer der Männer ehrerbietig bei dem Alten an, was danach geschehen sei.
Da lächelte der Erzähler, strich sich den Bart und blies Rauch zur Decke empor.
Dies, junger Sahib, ist die Geschichte einer anderen Nacht. Und ich sage euch, viele Geschichten gibt es noch über die Zunge des Bekenners zu erzählen. Denn vom Zeitpunkt seiner Flucht, bis das er sich unserem Fürsten anschloss und die Zunge wurde, vergingen viele Jahre.
Nur das will ich euch sagen, so ihr es nicht selbst schon erkannt habt. Als er das herrliche Rasankur betrat, dem Ruf des Drachens folgend, da war er nicht länger in Eisen gekettet. Den Feldstein aber, denn hatte er sehr wohl noch bei sich. Er war zum Kopf seines mächtigen Kriegshammers geworden und wie er dereinst die Schädel seiner eigenen Nachkommen zertrümmert hatte, so lässt er heute die Häupter unserer Feinde bersten.
Aber nun lasst uns Mutter Nacht ein Trinkopfer bringen, auf das wir nicht ihren Unmut erregen.
Damit zeigten sich alle einverstanden.
Kommt, kommt.
Die Stimme des Alten war tief und wohlklingend.
Die Nacht ist nah und sie hat Zähne. Suchen wir die Nähe des Feuers und die Gesellschaft. Sie schützt uns vor den Verteidigern, die hungrig durch das Dunkel streifen und vor dem Vergessen.
Ich spinne euch ein Garn, webe euch den Rauch und ihr sollt erfahren. Der Alte schien wahrhaftig großes Ansehen zu genießen, denn die verhüllten Männer eilten in ein nahes, abbruchreif wirkendes Haus und holten Blöcke getrockneten Carnakdungs hervor, mit dem sie ein Feuer entfachten. Ein anderer bereitete derweil eine gläserne Wasserpfeife vor, paffte sie an und stellte sie dann, für jedermann erreichbar neben die Feuerstelle. Während die Männer so beschäftigt waren saß der Alte nur da, auf seinen Stock gestützt, den Blick auf den Boden gerichtet.
Endlich, als das Lager hergerichtet war wiederholte er seine Worte.
Kommt, kommt!
Die Männer scharrten sich um den Alten. Zwei von ihnen setzten sich wie selbstverständlich mit dem Rücken zum Feuer und behielten die Umgebung im Auge.
Ich bin Aseka Ben Naraid, vom Volk der Zegoren, hört mir zu. Er sprach in der Sprache in der alten Sprache, die in den Ländern der Verblendeten verboten war. In einem Singsang artigen Ton antworteten ihm die Männer.
Wir hören dir zu!
Ich bin durch das Sandmeer geritten und habe das Saanarii gesehen. Ich habe die Städte der Diener des zweiköpfigen Adlers bereist und nur Schwäche erblickt. Ich habe die Worte der Götter vernommen und ihnen gehuldigt. Ich habe das Blut anderer in den Sand gegossen und den Hauch des Drachens auf der Seele gespürt.
Wir hören dir zu, denn du bist weit gereist. Intonierte die Gruppe.
Dinge und Orte kenne ich, Geschichten und Sagen, Lügen und Wahrheiten, flüchtig wie die Trugbilder der Wüste. Dinge weiß ich weil ich sie wissen muss, weil es immer einen geben muss der erzählt. Alles ist ein Kreis und alles ist in Bewegung.
Erzähle uns!
Ich erzähle euch von Meroch dem Sechsäugigen, der Zunge des Bekenners, auf das ihr hört und versteht.
Er zog an der Wasserpfeife und blies den Rauch in die Flammen. Diese Beruhigten sich sogleich und der weiße Qualm, der ihnen entstieg, kräuselte sich auf sonderbare Weise.
Ich will euch erzählen von einem Jungen, nicht in Armut lebend wie es das Schicksal so vieler war, die dem Ruf des Drachen folgten. Nein seine Geburt begünstigte ihn mit Eltern, die bereits genug Arbeit geleistet hatten, dass es für viele weitere Generationen reichen würde. Der Junge, sein Name ist dahin wie jene Zeit, war ein Erbe seiner Zeit und nicht besser oder schlechter als andere seiner Zeit.
Grausam gegen die, die nicht mit seinem Glück gesalbt waren, freundschaftlich und aufrichtig gegenüber Seinesgleichen.
Doch darüber hinaus war ihm ein anderer Segen mit in die Wiege gelegt. Er verstand sich auf die Musik, auf Klänge und Melodien. Als seine Eltern dieses Talent bemerkten schickten sie sich an, reich doch niemals gesättigt wie sie waren, Gewinn daraus zu erlangen. Als das zehnte Jahr seines Lebens anbrach kannte ihn jeder in der Stadt. Mit dem zwölften das ganze Land.
Nicht nur entließ seiner Feder magische Weisen in Notenform auf das Pergament, auch seine Stimme glich der eines überirdischen Wesens, hell und klar.
In den Häusern der höchsten Herren erscholl seine Musik und die großen des Landes applaudierten ihm. Doch das Glück ist wie eine Rüstung aus Glas, trügerisch und zerbrechlich.
Ein Kind ist ein Kind und so es nicht auch den eigenen Gelüsten folgen kann verkümmert es, gleich dem Unbedarfte der seinen Weg durch die Wüste sucht.
Er begann zu essen, denn ihr müsst wissen meine Brüder, dort in jenen Städten ist es nicht wie hier. Dort gibt es Nahrung in Hülle und Fülle, drei mal am Tag konnte man schlemmen, ohne das es die Vorräte gefährdete. Ohne die Spiele seines Alters, nur die Pflicht des Musizierens als Diktat, begann er all das süße Naschwerk, das die Reichen erfreute, in sich zu stopfen. Gleich so, als ersetzen ihm die Leckereien die Freunde, nach denen es einen Knaben jenes Alters verlang.
Fett wurde der Junge, aufgequollen und übergewichtig.
Akkein, was machte das schon? Letztlich war es nur ein Zeichen des Wohlstandes und da es auf seine Musik keinen schädlichen Einfluss hatte ließ man ihn gewähren.
Dabei jedoch blieb es nicht. Nach und nach wurde die Fettleibigkeit des Jungen abstoßend. Widernatürlich, wie die sagten die es sahen und selbst die Eltern des Jungen ekelten sich unter dem Beigeschmack der Furcht. Fortan versteckte man den Knaben bei Konzerten hinter einem Vorhang, erfand Lügen über eine Lichtempfindlichkeit und eine schwärende Hautkrankheit, während sich das Fleisch des Kindes unter den edlen Stoffen mehr und mehr in etwas ohne Form verwandelte. Sein Gesicht verlor seine Linien und der kindliche Körper war kaum mehr als ein Haufen glibberigen Fleisches. Abscheu ließ die Mutter in den Wahnsinn sinken und von Verzweiflung getrieben hob der Vater letztlich den Dolch gegen das einzige Kind.
Ohne auf den Widerstand von Muskeln, Knochen oder Knorpeln zu treffen fuhr die Klinge in den zitternden Körper. Doch anstatt das Herz zu durchdringen geschah nichts, außer das sich das nachgiebige Gebilde schloss, dort wo der Stahl wieder herausgezogen wurde. Wie rasend wiederholte der Vater sein Tun, doch ach, Kehle, Augen, Adern, alles widerstand dem finsteren Trachten. Nur der Junge gluggste und blubberte den Namen seines Erzeugers.
Der Mann, dem Frau und Kind nach den Jahren des Erfolges genommen waren, legte schwere Eisen um das was einst die Knöchel des Sohnes gewesen waren und stieß hin hinab in den Keller des Hauses. Hätte er ihn ausgesetzt, das Monster hätte bei Ergreifung die Schande offenbaren können. Wie er ihn hätte töten können fiel ihm nicht ein und noch etwas anderes spielte eine Rolle.
Noch immer brannte die Gier im Herzen des Mannes, denn trotz seiner Verwandlung war der Junge noch fähig die herrlichsten Musikstücke zu verfassen. Der Vater rechtfertigte sein Tun vor sich selbst mit allerlei Ausflüchten. Dies sei nicht mehr sein Sohn und er habe eine Entschädigung für den Verlust seines Weibes verdient.
Einen schweren Feldstein an einem Ende der Kette schlurfte das unglückliche Geschöpf durch die nasse Dunkelheit, jammernd und wehklagend. Nur unterbrach es sein Geheul um sich im Schein der Kerzen vor das wurmstichige Spinett zu setzen und zu spielen. Die fleckigen Notenblätter überreichte er mit gallertartigen Händen seinem Vater, der oberhalb der erleuchteten Treppe stand und mit Grauen auf das Ding herab starrte. Doch für ein knappes Wort der Anerkennung, eine Andeutung väterlicher Zuneigung schrieb das Monstrum weiter und spülte Geld in die Kasse der Familie, während die melancholischen Weisen eines eingekerkerten Ungeheuers durch die hell erleuchteten Säle der Reichen und Schönen schwebten.
Die Jahre kamen und gingen, der Vater heiratete erneut und wart mit neuem Kindersegen beschenkt. Das Geheimnis im Keller und die Quelle des Geldes wurde gehütet und vererbt wie man einen Siegelring vererbt. Der Vater starb und auch seine Kinder und deren Kinder gingen den Weg allen Irdischen. Generation um Generation gedieh und verging über dem Kopf des Monsters, welches in seiner Marter nicht vom Tode erlöst wurde. Nur in seinen Träumen war es frei, konnte die schimmelnden Mauern verlassen und unter der Sonne wandeln, vereint mit den Lieben aus Kindertagen.
Aber auch die anderen Träume waren da. Träume in denen eine unirdische Musik erklang und sich im Geist des Gefangenen festsetzte, so wie die Dornenwespe ihre Eier unter die Kopfhaut Schlafender pflanzt.
Anfangs ängstigten ihn diese Klänge denn ihr dürft nicht vergessen meine Brüder, trotz seines enormen Alter war dort das Gemüt eines Kindes.
Je länger er aber lauschte und die Noten auch im Wachsein zu vernehmen schien, sie summte und vor sich hin sang, je mehr schlugen ihn die Melodien in ihren Bann.
Wie im Fieber kritzelte er Fugen und Passagen auf Papier und als ihm dieses ausging auf die Wände, ja selbst in den Boden kratzte er sie.
Trotzdem dauerte es lange, bis er es wagte einen Ton auf seinem Instrument anzustimmen. Als er damit jedoch einmal begonnen hatte gab es kein Halten mehr. Immer wilder wurde sein Spiel, Disharmonie in absoluter Vollendung. So erlesen war die Musik, so von Wahnsinn und Leidenschaft getragen, dass sie Zuhörer anlockte, die von jenseits unserer Existenz stammten.
Schemenhaft lauschten sie in den Schatten und finsteren Winkeln der unterirdischen Kammer. Stunden musste er gespielt haben, als ihn schließlich die Erschöpfung übermannte und er mit letzter Kraft das Stück beendete.
Im Finsteren wisperten die Wesenheiten anerkennend und begierig auf mehr. Unser armer Knabe konnte mit diesen Besuchern nichts anfangen. Noch konnte er sich ihr Eindringen erklären, noch fürchtete er sie. Am ehesten tat er sie wohl als Gespinste seines vereinsamten Geistes ab. Denn niemand ist so lange isoliert von jedwedem anderen, ohne das sein Verstand Schaden nimmt. Es waren daher nicht die ersten Gäste in dem Verlies, wohl aber die ersten, die nicht der Fantasie entsprangen.
Sie baten ihn weiterzuspielen, doch ihm fehlte die Kraft. Da begannen sie zu feilschen, versprachen ihm die Dinge, die andere Sterbliche locken können. Reichtum und Herrschaft, Frauen und Land. Sie taten dies nicht im Wissen um Bedeutung, sondern allein aus der Erfahrung heraus, dass diese Angebote schon früher Sterbliche gefügig gemacht hatten.
Meroch jedoch schüttelte nur voll Trauer sein Haupt. Die Sprache war ihm längst fremd geworden und er vermochte es nicht die Absurdität dieser Preise in Worte zu fassen. Also bediente er sich seiner Kunst um seinen Kummer auszudrücken. Nach der chaotischen, kräftezehrenden Weise war das Spiel lieblicher, aber doch nur realer Musik. Sicher hätten die Töne ganze Opernsäle zu Tränen gerührt, legte der Spieler doch all den Gram und all das Leid seiner Existenz in diese Noten.
Mitleid war nichts was die amorphen Pseudointelligenzen nur im Ansatz verstehen konnten, wohl aber begriffen sie wo die Interessen und Wünsche ihres Gastgebers lagen. Im Austausch für erquickliche Musik zeigten sie sich einverstanden ihre Hilfe zu offerieren, ohne dabei genauer zu beschreiben wie diese Hilfe aussehen mochte.
Der Musiker willigte ein, vertröstete sein höllisches Publikum jedoch auf einen späten Zeitpunkt, so er wieder zu Kräften gekommen sei.
So geschah es denn.
Er spielte die Stücke aus seinen Träumen, deren Klänge die Welt scheinbar zerrissen und doch den schallisolierten Keller nicht verließen. Jedenfalls nicht auf dem Wege herkömmlicher Töne.
Als Entlohnung erzählten die Körperlosen mit Stimmen wie brüchiges Pergament.
Sie berichteten wie über ihm die Bäume im Laub standen, wie Regen auf Blätter trommelte und wie der Schnee das Land bedeckte. Wie Freude und Singen das Haus über seinem Kopf erfüllte. Wie die Nachkommen seines eigenen Vaters sich im Glanz und Wohlstand seiner Musik suhlten, während er nur zu Weilen stinkende Reste und frisches Notenpapier über einen schmalen Essensaufzug herunter geschickt bekam. Immer im Austausch für weitere, zeitlose Werke verstand sich.
Das Oberhaupt der Familie hatte eine dumpfe Ahnung, ob seines entstellten Verwandten. Doch so wie er jedem anderen verbot auch nur über den versiegelten Keller zu reden, so betäubte er seine eigne Neugier mit dem Geld, welches die Stücke noch immer einbrachten.
Von all diesen Dingen berichteten die Stimme!
Hämisch schmückten sie dabei die Teile aus, die das Leid des Gefangenen zusätzlich verhöhnten. Sie überhöhten das Glück der Sippe, das auf seinen knochenlosen Schultern errichtet war. So ging es manches Jahr und die Saat ging auf.
Hass wischte nach und nach die Trauer und den Schmerz beiseite, während die Flüsterer aufgeregt und vorfreudig aus den Nischen anderer Spähren redeten.
In dem Gesicht, das dereinst einem schwarzhaarigen Knaben gehört hatte öffneten sich in einer mondlosen Nacht sechs Augen. Zu sehen was Menschen nicht schauen konnten.
Durch den Schleier der Dunkelheit, durch die Formen unserer Welt, die so viel weniger stofflich ist als wir uns alle vorzustellen vermögen. Anfangs geschah dies nur beim Spiel der irrwitzigen Musik und voller Begeisterung konnte Meroch die von ihm erzeugten Klangwelten sehen. Bald jedoch gehorchten die zusätzlichen Sehorgane seinem Willen und in schäumender Wut richtete er sie zu der Decke, die sein Himmel war.
Doch noch war die Zeit der Rache nicht gekommen, noch musste er lernen seinen unförmigen Leib in eine Form zu pressen. Wer dabei nicht an die Unerbittlichkeit einer gewöhnlichen Lebensspanne gefesselt ist vermag sich für ein solches Unterfangen alle Zeit der Welt zu nehmen.
Der Junge, der längst zum Äquivalent eines Mannes geworden war, richtete sich auf, groß und alles andere als ein gebrochener Gefangener. Das zähflüssige Fleisch wurde mit der Kraft des Willens in Form gepresst und schwarzes Hornplatten sprossen darüber. Ein Geschenk wohlwollender Beobachter, wie ihm die Stimmen versicherten. Sie applaudiere und bejubelten jeden noch so kleinen Erfolg ihres Musikers und spotteten gnadenlos über jeden fehlgesetzten Schritt.
Das verhasste und geliebte Instrument, das Spinett, treuer Begleiter durch die Zeit, zerbarst unter einer Kraft.
Der Augenblick der Genugtuung dämmerte schließlich herauf. Seit ihn sein Vater damals die Stiege herunter gestoßen hatte berührten die verhornten Füße, welche aus dem Quallenfleisch ragten, zum ersten Mal wieder die Stufen.
Nur ganze drei Mal musste er die Schulter gegen die Tür rammen die ihn so lange von der Außenwelt abgeschnitten hatte.
Das Holz splitterte und man mochte meinen jeden im Haus hätte das Getöse vernommen.
Doch nichts!
Still lag es schlafenden und nur das Scharren und leise Rasseln der rostigen Kette hätte einer schlaflosen Seele auffallen mögen.
Für Meroch galt diese nächtliche Ruhe derweil nicht.
In seinem Kopf schwoll die Musik zu einem Geheul, zur chaotischen Parodi eines triumphalen Marsches an. Seine Augen waren geöffnet und entblößten ihm die Umgebung in allen Farben dieser und anderer Welten. Die Tapeten wölbten sich, als kröchen dahinter Heerscharen von Insekten. Seine liebgewonnenen Stimmen sprachen aus den Wänden zu ihm. Immer nur ein Wort, in seiner fordernden Abfolge in die Melodie der Musik eingeflochten.
[CENTER]Morde, morde, morde,morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde, morde![/CENTER]
Und das tat er!
Als erstes erreichte er das Zimmer des alten Hausdieners. Der Greis wusste gewisse Dinge über das, was im Keller gehaust hatte. Doch als sich die nachgiebig unnachgiebigen Pranken Merochs um den dürren Hals legten, er die Augen in Entsetzen und dem Mund in einem stummen Streich aufriss, da verstand der Narr nichts.
Die Melodie summend quetschte er das Leben aus dem Alten und wandte sich darauf der Treppe zum Obergeschoss zu, ohne dem Leichnam eines weiteren Blickes zu würdigen.
Wohl aber das schlafende Ehepaar im Gemach der Eltern blickte er an.
Lange tat er dies.
Dann endlich griff er nach unten und zog die Kette zu sich heran, Glied um Glied, bis der Stein in seiner Hand lag. Welcher Bann auch immer auf den Schlafenden gelegen hatte, wie sonst hätten sie sein Umherwandeln bis dato nicht vernehmen können, nun fiel er von ihnen ab.
Zu spät um das eigene Leben zu retten, nicht aber um sich in verzweifelten Schreien zu ergehen und die Arme in nutzlosen Gesten des Selbstschutzes hochzureißen.
Der Stein fuhr hernieder, kam an dem eisernen Band wieder zurück geschnellt, nur um erneut in Bett und Menschen einzuschlagen. Dies wiederholte sich, bis die Lagerstadt ein Wirrwarr auch zertrümmertem Holz, geplatzten Federbetten und ebenso geplatzten Körpern war.
Schwer atmend verließ Meroch das Mahnmal der Rache und war bereits im Begriff das das Haus zu verlassen, als ihn ein Wimmern innehalten ließ. Um ein Haar wäre er am Zimmer der Kinder vorbeigegangen ohne es zu betreten.
Da er dies nun nachholte, fand er drei zusammengekauerte Kinderlein vor, die sich in einer Ecke drängten und aneinander hingen wie verängstigte Äffchen.
Es wäre falsch verstandene Ehrenrettung, erzählte ich euch er hätte sie aus Mitleid verschont. Hätte auch nur einer dieser goldgelockten kleinen Teufel eine Träne des Mitleides für Meroch vergossen?
Als der Gesegnete das Haus verließ, war er das einzige, lebende Wesen darin.
Der Alte unterbrach seine Rede. Seine Zuhörerschar blinzelte und einige sahen sich um, als wären sie eben erst aus einem Traum erwacht. Der Geschichtenerzähler ließ ihnen Zeit das Gehörte zu verarbeiten. Er selbst zog dabei gemütlich am Mundstück der Wasserpfeife und blickte, zufrieden mit der Wirkung seiner Erzählung, in die Runde.
Endlich fragte einer der Männer ehrerbietig bei dem Alten an, was danach geschehen sei.
Da lächelte der Erzähler, strich sich den Bart und blies Rauch zur Decke empor.
Dies, junger Sahib, ist die Geschichte einer anderen Nacht. Und ich sage euch, viele Geschichten gibt es noch über die Zunge des Bekenners zu erzählen. Denn vom Zeitpunkt seiner Flucht, bis das er sich unserem Fürsten anschloss und die Zunge wurde, vergingen viele Jahre.
Nur das will ich euch sagen, so ihr es nicht selbst schon erkannt habt. Als er das herrliche Rasankur betrat, dem Ruf des Drachens folgend, da war er nicht länger in Eisen gekettet. Den Feldstein aber, denn hatte er sehr wohl noch bei sich. Er war zum Kopf seines mächtigen Kriegshammers geworden und wie er dereinst die Schädel seiner eigenen Nachkommen zertrümmert hatte, so lässt er heute die Häupter unserer Feinde bersten.
Aber nun lasst uns Mutter Nacht ein Trinkopfer bringen, auf das wir nicht ihren Unmut erregen.
Damit zeigten sich alle einverstanden.
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz